Frauenfussball Hans Spuhler – ein Leben für die Ken 1. Klassen ...
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12 kenzeichen 3/11<br />
und verbindende Erlebnisse zusammen <strong>–</strong><br />
auch abseits des Rasens.<br />
Ich gucke mir zudem auch gerne Spiele<br />
im Fernsehen an, und finde <strong>die</strong>se oft sogar<br />
spannender als irgend<strong>ein</strong>en Krimi,<br />
vornehmlich aus denselben Gründen wie<br />
oben beschrieben.<br />
Haben Sie auch Widerstände in Ihrem<br />
Umfeld gespürt bzw. Unverständnis?<br />
Wie bereits erwähnt, waren m<strong>ein</strong>e Eltern<br />
dagegen, dass ich <strong>ein</strong>em Frauenteam beitrat.<br />
Sie fanden, Fussball sei k<strong>ein</strong> Sport<br />
<strong>für</strong> Frauen und <strong>die</strong> Verletzungsgefahr sei<br />
viel höher als in anderen Sportarten. Ein<br />
grosses Thema war damals auch <strong>die</strong> Homosexualität<br />
im <strong>Frauenfussball</strong> <strong>–</strong> sicherlich<br />
nicht bloss <strong>ein</strong> Klischee. Als ich mit<br />
18 in der Nationalliga A beim SV Seebach<br />
spielte, war <strong>die</strong> Hälfte der Spielerinnen homosexuell.<br />
Mir machte das jedoch nichts<br />
aus und es be<strong>ein</strong>flusste mich weder positiv<br />
noch negativ. M<strong>ein</strong>e Eltern blieben aber<br />
konsequent und weigerten sich, mich ins<br />
Nachbardorf zum Training zu fahren <strong>–</strong> es<br />
gab nur da <strong>ein</strong>e Frauenmannschaft. Ich<br />
setzte mich dennoch durch, behalf mich<br />
mit dem Fahrrad oder nahm den Zug. Da<br />
ich bereits zu <strong>ein</strong>er Zeit Fussball spielte, in<br />
der es eher ungewöhnlich war, wenn <strong>ein</strong><br />
Mädchen <strong>die</strong>se Sportart ausübte, musste<br />
ich hin und wieder anderen Menschen<br />
erklären, warum ich mich ausgerechnet<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Sport entschieden hatte. Im Gegensatz<br />
zu m<strong>ein</strong>en Eltern brachten mir <strong>die</strong><br />
meisten Mitmenschen aber eher Bewunderung<br />
als Unverständnis entgegen.<br />
Homosexualität im <strong>Frauenfussball</strong> <strong>–</strong> k<strong>ein</strong><br />
Klischee?<br />
Noch vor 20-25 Jahren gab es im Fussball<br />
tatsächlich viele homosexuelle Spielerinnen.<br />
Ich vermute, das lag unter anderem<br />
daran, dass <strong>die</strong>ser früher <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>e absolute<br />
Männerdomäne war, von der man<br />
sagte, es gehe in ihr ruppig zu und her.<br />
Dass <strong>ein</strong>e solche Sportart eher Frauen anzieht,<br />
<strong>die</strong> körperlich kämpfen und zupacken<br />
können, liegt auf der Hand. Zudem<br />
gab es lange k<strong>ein</strong>e Juniorinnenmannschaften,<br />
also mussten Frauen mit Jungs zusammen<br />
spielen. Wenn <strong>ein</strong>e Frau in <strong>die</strong>sem<br />
Fall nicht auf der Bank sitzen wollte, musste<br />
sie <strong>ein</strong>stecken können und unzimperlich<br />
in den Zweikampf <strong>ein</strong>steigen.<br />
Natürlich gab es auch schon immer <strong>–</strong> wie<br />
in m<strong>ein</strong>em Fall <strong>–</strong> Mädchen, <strong>die</strong> nicht homosexuell<br />
sind und gerne Fussball spielen.<br />
Im Laufe der letzten 20 Jahre hat sich der<br />
<strong>Frauenfussball</strong> zudem völlig verändert.<br />
Unzählige Frauenmannschaften (was <strong>für</strong><br />
<strong>ein</strong> dämliches Wort!) wurden neu gegründet,<br />
ebenso Clubs mit Juniorinnen, und<br />
heute überwiegt der Anteil der heterosexuellen<br />
Mädchen und Frauen im Fussball <strong>–</strong><br />
zumindest in den tieferen Ligen. Letztlich<br />
spielt es m<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung nach aber k<strong>ein</strong>e<br />
Rolle, ob <strong>ein</strong>e Fussballerin homo- oder heterosexuell<br />
ist. Was zählt, ist der Spass und<br />
<strong>die</strong> Fairness auf dem Platz!<br />
Was sagen Sie zum Vorurteil, Frauen könnten<br />
k<strong>ein</strong>en Fussball spielen?<br />
In gewisser Hinsicht ist es unbestritten,<br />
dass <strong>die</strong> weibliche Anatomie schwächer<br />
und <strong>die</strong> körperliche Leistungsfähigkeit<br />
begrenzter ist als <strong>die</strong> der Männer. Auch<br />
da gibt es natürlich Ausnahmen, aber im<br />
Grossen und Ganzen sind das biologische<br />
Tatsachen. In Länderspielen beobachte ich<br />
immer wieder, dass <strong>Frauenfussball</strong> langsamer,<br />
weniger athletisch, da<strong>für</strong> aber oft<br />
auch etwas gepflegter ist. Man sieht haufenweise<br />
schöne Spielzüge, weil das Spieltempo<br />
niedriger ist. Mit Können hat das<br />
m<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung nach jedoch wenig zu<br />
tun. <strong>Frauenfussball</strong> ist <strong>ein</strong>fach anders als<br />
Männerfussball; ich würde das nicht werten.<br />
Was Technik und Taktik anbelangt,<br />
stehen Frauen m<strong>ein</strong>er M<strong>ein</strong>ung nach den<br />
Männern in nichts nach.<br />
Karriere im <strong>Frauenfussball</strong> <strong>–</strong> was <strong>für</strong> Tipps<br />
können Sie geben bzw. was müsste sich<br />
ändern, damit frau davon leben könnte?<br />
In der Schweiz würde ich jeder Frau raten,<br />
k<strong>ein</strong>e Karriere anzustreben oder nicht allzu<br />
viel da<strong>für</strong> zu opfern. Da wir k<strong>ein</strong>e Profiliga<br />
haben wie zum Beispiel Deutschland oder<br />
<strong>die</strong> USA, wird der <strong>Frauenfussball</strong> kaum<br />
gefördert und man kann ihn höchstens als<br />
aufwändiges Hobby betreiben, da man k<strong>ein</strong>en<br />
Lohn erhält. Ich habe in m<strong>ein</strong>en «jungen<br />
Jahren» in der obersten Liga gespielt<br />
und <strong>ein</strong> wenig <strong>die</strong>se Luft geschnuppert.<br />
Der Konkurrenzkampf ist beträchtlich,<br />
und ich habe mich schnell <strong>ein</strong>mal gefragt,<br />
wo<strong>für</strong> ich den Aufwand treibe: Dreimal in<br />
der Woche Training und am Wochenende<br />
<strong>ein</strong>e lange Anreise zu <strong>ein</strong>em Match irgendwo<br />
in der Schweiz <strong>–</strong> das zehrt an der<br />
Substanz, wenn man gleichzeitig versucht,<br />
<strong>die</strong> Matura erfolgreich zu bestehen. Hätte<br />
man in der Schweiz wirklich <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
<strong>ein</strong>e Profikarriere anzustreben, dann<br />
lohnte sich der Einsatz auf alle Fälle, aber<br />
mit den momentanen Perspektiven würde<br />
ich jeder abraten, vom Fussball leben zu<br />
wollen <strong>–</strong> oder ihr nahelegen, im Ausland<br />
ihr Glück zu versuchen. Ich denke nicht,<br />
dass <strong>Frauenfussball</strong> in der Schweiz je <strong>ein</strong>e<br />
grosse Rolle spielen wird. Wir sind k<strong>ein</strong>e<br />
Fussballnation und <strong>die</strong> Frauen werden viel<br />
zu wenig gefördert. Es ist aber schön, mitzuerleben,<br />
wie stark <strong>die</strong> Zahl der aktiven<br />
Mädchen und Frauen zugenommen hat<br />
und hoffentlich noch weiter zunimmt!<br />
Wie würden Sie den <strong>Frauenfussball</strong> an der<br />
KEN fördern? Warum sollen Ihrer M<strong>ein</strong>ung<br />
nach mehr Frauen Fussball spielen?<br />
Eine schwierige Frage, da ich denke, dass<br />
<strong>die</strong> Kernaufgabe der KEN nicht darin besteht,<br />
den <strong>Frauenfussball</strong> zu fördern. Es<br />
gibt heute zahlreiche Clubs, <strong>die</strong> <strong>ein</strong> Frauenteam<br />
haben, und somit steht der Weg<br />
aufs Fussballfeld jedem Mädchen und<br />
jeder Frau offen. Es ist heute nicht mehr<br />
schwierig, Anschluss an <strong>ein</strong>e Mannschaft<br />
in der Nähe des Wohnorts zu finden.<br />
Man könnte natürlich an der Fussballnacht<br />
<strong>ein</strong> r<strong>ein</strong>es Frauenteam stellen oder<br />
<strong>ein</strong> Freifach <strong>Frauenfussball</strong> anbieten. Eine<br />
weitere Möglichkeit wäre natürlich auch,<br />
<strong>ein</strong>e Mannschaft zu gründen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Alternativliga,<br />
<strong>die</strong> <strong>ein</strong>e eigene Meisterschaft<br />
hat und jeden Sonntag auf dem Hardhof<br />
Spiele veranstaltet. Das Training ist etwas<br />
lockerer als in den Clubs und weniger verbindlich,<br />
und es steht der Spass im Vordergrund,<br />
sich <strong>ein</strong>mal in der Woche zum<br />
Kicken zu treffen.<br />
Ich finde nicht, dass mehr Frauen Fussball<br />
spielen sollen, sondern bin vielmehr der<br />
Ansicht, dass jeder <strong>die</strong> Sportart findet und<br />
ausübt, <strong>die</strong> er/sie will <strong>–</strong> das gilt natürlich<br />
auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Männer. <strong>Frauenfussball</strong> ist<br />
k<strong>ein</strong> Tabuthema und das Spiel mit dem<br />
runden Leder k<strong>ein</strong>e r<strong>ein</strong>e Männerdomäne<br />
mehr, wie das früher der Fall war, deshalb<br />
kann heute jedes Mädchen/jede Frau völlig<br />
frei entscheiden, ob sie <strong>die</strong>se Sportart ausüben<br />
will.<br />
Nubia Sivec (Handelsdiplom 11)