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Durkheim, Anomie und Modernisierung (5)<br />

Normalität von Kriminalität in mechanischen Gesellschaften:<br />

In mechanischen Gesellschaften dient der Zwang zur Gleichartigkeit der Solidarität<br />

der Gesellschaftsmitglieder. Abweichung von der Gleichartigkeit wird negativ<br />

sanktioniert oder kriminalisiert.<br />

Bestrafung von Abweichung hat eine positive Funktion: Die Stärkung der kollektiven<br />

Identität der Angepassten. Das daraus entstehende Gefühl der Überlegenheit ist<br />

Quelle des sozialen Zusammenhalts.<br />

Da Bestrafung eine entscheidende Funktion für den Zusammenhalt hat, ist sie<br />

gesellschaftlich notwendig. Gäbe es weniger zu sanktionierende Abweichung, würde<br />

die Grenze, die Abweichung definiert, entsprechend verschoben. Deshalb ist eine<br />

Gesellschaft ohne Kriminalität unmöglich.<br />

Ein „normales“ Maß von Kriminalität ist der Preis dafür, dass es gesellschaftliche<br />

Veränderung und Fortschritt gibt: Eine Gesellschaft, in der jegliche Abweichung<br />

unterdrückt würde, wäre pathologisch überreguliert und würde individuelle<br />

Originalität und Innovationen unmöglich machen.<br />

Durkheim, Anomie und Modernisierung (6)<br />

Anomie als pathologischer Zustand organischer Gesellschaften (1):<br />

Kernfrage Durkheims: Wie ist soziale Ordnung – gesellschaftliche Integration und<br />

wechselseitige Solidarität – möglich, wenn die Individuen immer autonomer und<br />

unabhängiger werden? Wie sind wachsender Individualismus und steigende<br />

Abhängigkeit des Einzelnen von der Gesellschaft (Arbeitsteilung) zugleich möglich?<br />

Gesellschaftliche Modernisierung kann anhand von zwei Aspekten beschrieben<br />

werden:<br />

a) Hinsichtlich der sozialen Differenzierung wandelt sich mechanische in<br />

organische Solidarität;<br />

b) Hinsichtlich der Integration verändert sich Kollektivismus zu Individualismus.<br />

Die mit der Modernisierung einhergehende Auflösung des Kollektivbewußstseins<br />

muss durch Regulationsmechanismen kompensiert werden, die Gefahr laufen,<br />

gesellschaftlich pathologische Zustände hervorzurufen: bei Überregulation Fatalismus,<br />

bei Unterregulation zu Anomie.<br />

Ein für Funktionieren moderner Gesellschaften nötige moralischer Individualismus<br />

(im Gegensatz zu traditionellem Kollektivismus) entsteht nur bei optimal austarierter<br />

Regulation.<br />

13(30)<br />

14(30)<br />

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