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Altstadtsanierung am "Pelô"

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178 Zur Dominanz der ökonomischen Interessenberücksichtigung<br />

von dessen Kommerzialisierung, nicht nur über die Einnahme von Steuern und sonstigen<br />

Abgaben (Mieten, Pacht etc.) der privaten kommerziellen Nutzer, sondern auch über die<br />

staatseigenen, gewinnbringenden und auf den Tourismus ausgerichteten Unternehmen, wie<br />

z.B. Bahiatursa und Embratur. Da der baianische Staat im historischen Stadtzentrum ebenso<br />

wie die privaten Nutzer als Unternehmer tätig ist, liegen die wirtschaftlichen Interessen der<br />

privaten Unternehmer zu einem gewissen Teil auch im Interesse des Staates. Darüber hinaus<br />

sind viele der politischen Akteure Brasiliens zugleich privatwirtschaftliche Unternehmer. Ein<br />

bekanntes Beispiel dafür ist der durch ein Impeachment-Verfahren 8) abgesetzte Ex-Präsident<br />

Fernando Collor de Mello, der im Bundesstaat Alagoas eine Tageszeitung, einen Fernsehsen-<br />

der, drei Radiosender und eine Druckerei besitzt. 9) Wie in Kapitel III.B. explizit aufgezeigt<br />

wird, organisiert sich in den politischen Institutionen Brasiliens insbesondere das "reiche"<br />

Brasilien. Die elitäre Natur des politischen Systems ist deren wichtigstes Merkmal.<br />

Ein besonders gravierendes Problem, das eng mit der elitären Struktur des politischen<br />

Systems verbunden ist, stellt die weitverbreitete Korruption dar. So gab der brasilianische<br />

Bundesrechnungshof (Tribunal de Contas da União) z.B. für das Jahr 1988 an, daß sich bei<br />

den Gemeindeprüfungen in etwa 15% der Fälle Verdachtsmomente in bezug auf Korruption<br />

ergeben hätten. 10) Aufgrund der Korruption, die in Brasilien auf allen Ebenen der admini-<br />

strativen und politischen Institutionen eine große Rolle spielt, werden in den politischen<br />

Entscheidungsprozessen auf der einen Seite die Interessen bestimmter (zahlungskräftiger)<br />

Gruppen begünstigt, während auf der anderen Seite die Interessen der (weniger zahlungs-<br />

kräftigen) Bevölkerungsmehrheit ins Hintertreffen geraten. 11) Natürlich kann man nicht<br />

8) Absetzung des Präsidenten wegen Machtmißbrauchs.<br />

9) Vgl. Frankfurter Rundschau, 20. Dezember 1989.<br />

10) Vgl. Schulz 1994: 227.<br />

11) Einer der jüngsten Korruptionsskandale macht dies besonders deutlich: Eine Baufirma "schmierte" rund<br />

100 Abgeordnete, u.a. die Präsidenten der Abgeordnetenk<strong>am</strong>mer, des Senats und deren Vorgänger, um die<br />

Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen zu kontrollieren. Dadurch gelang es der Firma, rund 36% der für<br />

öffentliche Bauten vorgesehenen Gelder in das eigene Unternehmen zu leiten. Senator Paulo Bisol,<br />

Mitglied des parl<strong>am</strong>entarischen "Untersuchungsausschusses in Sachen Korruption" spricht in diesem<br />

Zus<strong>am</strong>menhang "von einer »Parallelmacht«, die bestechliche Abgeordnete und die Bauindustrie aufgebaut<br />

hätten" (Frankfurter Rundschau, 3. Dezember 1993; vgl. auch ebd. 30. Dezember 1993). Dieser und ein<br />

zweiter Korruptionsskandal, bei dem mehr als 100 Millionen Dollar öffentlicher Mittel, die für "wohltätige<br />

Institutionen" vorgesehen waren, in die Taschen von Abgeordneten, deren F<strong>am</strong>ilien und deren Parteifreunden<br />

flossen, ließen Anfang 1994 in Brasilien massive Putschgerüchte auffl<strong>am</strong>men (vgl. Frankfurter Rundschau,<br />

25. Oktober 1993). Man rechnete mir einer "peruanischen" Lösung nach dem Vorbild Alberto

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