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Altstadtsanierung am "Pelô"

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Das Haus Alfredo Brito 26: Ein Fallbeispiel<br />

Dona China sagt, "zu ungünstigen Zeiten schlafen wir hier übereinander". Ihre Lebens-<br />

geschichte und die zweier Verwandter soll hier kurz nachgezeichnet werden, weil sie m.E.<br />

das alltägliche Leben der alteingesessenen Bewohnerf<strong>am</strong>ilien des historischen Stadtzentrums<br />

in einer idealtypischen Weise widerspiegelt: Dona China ist Hausfrau und Wäscherin, war<br />

verheiratet mit Senhor Pedro, Schuster, mit dem sie im Jahre 1933 aus Sergipe nach Salvador<br />

k<strong>am</strong>, und der 1959 an einer Lungenerkrankung starb. Insges<strong>am</strong>t hatte sie mit ihm 20 Kinder,<br />

von denen sie aber lediglich 5 aufgezogen hat. Die übrigen sind bereits kurz nach der Geburt<br />

oder später an verschiedenen Krankheiten gestorben. Die Kinder, die überlebt haben, sind alle<br />

<strong>am</strong> Pelourinho geboren und aufgezogen worden. Eine ihrer Töchter, Dona Luisa, ist dort<br />

1938 geboren. Schon als kleines Kind mußte sie zum harten Überlebensk<strong>am</strong>pf beitragen: "Ich<br />

habe meiner Mutter schon mit 5 Jahren bei der Hausarbeit geholfen, die Wohnung aufge-<br />

räumt, in der Küche gearbeitet, solange bis ich alt genug war, zur Schule gehen. In der<br />

Schule war ich aber nur zwei Jahre, weil wir kein Geld hatten. Ich habe dann meiner Mutter<br />

beim Waschen geholfen, die Wäsche weggebracht und das Geld abgeholt. Bevor ich heiratete<br />

habe ich auch manchmal in einer Bäckerei gearbeitet. Geheiratet habe ich mit 19 Jahren. Ich<br />

hatte acht Kinder, die ich alle aufgezogen habe, nur eines ist gestorben. Alle waren sie auf<br />

der Schule, zwei meiner Söhne haben den zweiten Grad, 64) zwei meiner Töchter auch, und<br />

nur eine hat nur den ersten Grad. Heute arbeiten sie alle, und ich habe sogar schon Enkel-<br />

kinder".<br />

Antônio, geboren 1977, ist eines der Enkelkinder von Dona Luisa. Er erzählt wie seine<br />

Kindheit <strong>am</strong> Pelourinho war: "Ich habe auf Autos aufgepaßt, Amendoins (Erdnüsse), picolés<br />

(selbsthergestelltes Wassereis), Eisen, Flaschen und Papier verkauft ... hier bin ich aufge-<br />

wachsen, habe alles gelernt. Die Schule, in der ich gelernt habe, war die Schule "Vivaldo da<br />

Costa Lima", das war eine Schule mitten im Prostitutionsgebiet. In den Pausen haben wir<br />

das ganze System der Prostitution gesehen, die Drogen, die Schlägereien, die passierten ...<br />

Als ich später größer wurde, ein Mann wurde, habe ich eine Arbeit als Laufbursche an-<br />

genommen, danach habe ich eine andere Arbeit im Restaurant Banzo angenommen. Heute<br />

bin ich selbstständig und arbeite im Tourismus. Ich bin Mitglied der Associação de Guia<br />

Turismo do Centro Histórico (Vereinigung der Touristenführer des historischen Zentrums),<br />

64) Abschluß der Sekundarstufe. Erster Grad: Primarstufe.<br />

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