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Altstadtsanierung am "Pelô"

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240 Bürgerliche Demokratie (1945-1964)<br />

Koalition der von Vargas auf den Weg gebrachten Parteien PSD und PTB Juscelino Kubit-<br />

schek de Oliveira die Präsidentschaft bescherten. 32)<br />

Mit der Regierung Kubitscheks (1956-1960) begann die Abkehr von der nationalistischen<br />

Orientierung, die seit Beginn der Vargas-Ära die Wirtschaftspolitik beherrscht hatte. Kubit-<br />

schek setzte eine auf das Ausland ausgerichtete Modernisierungspolitik der brasilianischen<br />

Wirtschaft "gegen den halbherzigen Widerstand nationaler Unternehmergruppen populistisch<br />

geschickt" durch (Hurtienne 1977: 75) und verwirklichte sein Progr<strong>am</strong>m der "möglichst<br />

schnellen Reproduktion der nord<strong>am</strong>erikanischen "Massenkonsumgesellschaft" (...) mit Hilfe<br />

der Übertragung der "Produkt und Prozeßinnovationen" der hochindustrialisierten Zentren<br />

durch die Filialen der multinationalen Konzerne" (ebd.: 72f.). Mit der hemmungslosen<br />

wirtschaftlichen Expansion sollten "fünfzig Jahre in fünf Jahren" zurückgelegt werden, wie<br />

Kubitschek in einer Wahlrede versprach (Sangmeister 1992: 232). Mit einem immens<br />

kostenintensiven Ausbau der Infrastruktureinrichtungen sowie einem Paket von steuerlichen<br />

Anreizen, Wechselkurs- und Importprivilegien wurde der Sektor der Konsumgüterindustrie<br />

dem internationalen Kapital überlassen. Es k<strong>am</strong> zu einer erheblichen Zunahme ausländischer<br />

Investitionen in den Jahren 1956/60, die "als die Zeit des folgenschweren Einbruchs aus-<br />

ländischen Kapitals in die brasilianische Ökonomie beschrieben werden" können (Senghaas<br />

1977: 129). Das als desenvolvimentismo 33) bezeichnete wirtschaftliche Konzept Kubitscheks<br />

bewirkte einen Wirtschaftsboom sondergleichen. Es herrschte ein Klima von Enthusiasmus<br />

und unbegrenztem Zukunftsglauben, lediglich einige linke und nationalistische Gruppen<br />

verkündeten ihre Bedenken gegen die "Denationalisierung" der Wirtschaft. Die Wirtschaft<br />

florierte zwar, doch war es "ein Boom »auf Pump«" (Wöhlcke 1987: 36). Kubitscheks<br />

Wirtschaftspolitik führte in eine Sackgasse, denn beim Ausbau der Industrie wurden von den<br />

Wirtschaftspolitikern vor allem solche Produkte gefördert, für die bei den reichen Ober-<br />

schichten Nachfrage bestand (vgl. Pereira 1970: 46f.). Die exklusiven Bedürfnisse dieser<br />

32) Auf Kubitschek entfiel zwar der höchste Stimmenanteil, insges<strong>am</strong>t konnte er jedoch nur ein Drittel aller<br />

Stimmen auf sich vereinigen. Die geringe Mehrheit diente der an den Urnen erneut geschlagenen UDN<br />

zus<strong>am</strong>men mit einigen antigetulistischen Kreisen als Vorwand für einen Putsch, mit dem versucht wurde<br />

die Amtsübernahme des designierten Präsidenten zu verhindern. Der verfassungstreue Kriegsminister<br />

Henrique Lott holte jedoch umgehend zum Gegenputsch aus und sicherte den Amtsantritt Kubitscheks <strong>am</strong><br />

31. Januar 1956 (vgl. Pfirter 1990: 87; Germano 1983: 53).<br />

33) Desenvolvimento = Entwicklung.

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