Aus dem Inhalt - WGLi Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg eG
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<strong>WGLi</strong> UMSCHAU 4 . 2007<br />
16<br />
Damals war‘s – Weihnachtliches<br />
Geschichten & Rezepte<br />
Die Vorbereitungen auf Weihnachten und den Jahreswechsel laufen auch unter den Dächern<br />
der <strong>WGLi</strong> auf vollen Touren. Viele Mitglieder der Genossenschaft, die es einst aus anderen Regionen<br />
unseres oder anderer Länder nach Berlin zog, pflegen liebgewordene Traditionen aus ihrer<br />
angestammten Heimat. Daraus, wie auch aus ihren Kindheits- und Jugenderinnerungen, die sie<br />
durch das ganze Leben begleiten, ließe sich zweifellos ein lesenswertes Buch mit Festtagsgeschichten<br />
und -rezepten zusammenstellen. Auch Christel Lorenz und Helmut Metzner, die bei der<br />
<strong>WGLi</strong> an der Landsberger Allee zu Hause sind, hätten dazu etwas beizusteuern. Christel Lorenz<br />
wuchs im Sächsischen Gödelitz als Tochter eines Schäfers auf, ihr Ehemann Helmut Metzner im<br />
Thüringischen Bad Lobenstein.<br />
Die Lieblingsgeschichte<br />
von Herrn Metzner geht auf<br />
einen Weihnachtstag in seiner<br />
Kindheit zurück, und noch heute<br />
freut er sich schelmisch, wenn er<br />
sich erinnert:<br />
Der gebadete Weihnachtsbaum<br />
Traditionell wurde<br />
am Nachmittag des<br />
24. Dezembers unser<br />
Weihnachtsbaum<br />
geschmückt. Um 5<br />
Uhr gingen wir zur<br />
Christmette, um<br />
<strong>dem</strong> Orgelspiel<br />
zu lauschen.<br />
Danach war<br />
Bescherung.<br />
Zuvor fand<br />
jedoch ein<br />
feierliches Ritual der besonderen<br />
Art statt, das Weihnachtsbaden.<br />
In einem Jahr,<br />
ich war wohl 13, 14 Jahre alt,<br />
fiel es feuchter und auch – für<br />
mich und meinen jüngeren<br />
Bruder – fröhlicher aus als<br />
gewöhnlich.<br />
Das Wasser wurde wie<br />
immer auf <strong>dem</strong> Kohlenherd<br />
warm gemacht und unsere<br />
kleine runde Zinkwanne in<br />
<strong>dem</strong> Raum aufgestellt, der<br />
zugleich als Küche, Bad und<br />
Wohnzimmer diente. Mein<br />
Bruder stieg als erster ins<br />
Wasser, dann war ich dran<br />
und schließlich unsere Mutter.<br />
Sie musste aber schnell noch<br />
vor unseren Blicken schicklich<br />
abgeschirmt werden. So wurde<br />
ein Bettlaken durch den Raum<br />
gespannt und unter anderem<br />
auch am geschmückten Weihnachtsbaum<br />
vorbeigezogen.<br />
Unsere Katze beobachtete das<br />
Treiben, sah wohl ihr Spiegelbild<br />
in einer Weihnachtskugel<br />
am Baum, sprang heran, und<br />
der Baum fiel in die Wanne.<br />
Nun war auch er sauber,<br />
für unsere Mutter aber viel<br />
das Baden buchstäblich ins<br />
Wasser, denn die Wanne<br />
war voller Nadeln<br />
und Scherben. Wir<br />
Jungs amüsierten<br />
uns köstlich, unsere<br />
Mutter viel, viel<br />
später dann auch.<br />
Das Weihnachtsbaden gehörte<br />
auch zu den Ritualen der<br />
Familie von Ehefrau Christel.<br />
Die Zinkwanne war hier aber<br />
nicht klein und rund, sondern<br />
oval. Christel Lorenz erinnert<br />
sich jedoch am liebsten an ein<br />
anderes Familienritual, das alljährliche<br />
Stollenbacken:<br />
Westpaket für die Stollen<br />
Das Stollenbacken konnte<br />
Mitte/Ende November losgehen,<br />
wenn das entsprechende<br />
Westpaket vom Bruder<br />
meines Vaters mit den<br />
erforderlichen Zutaten, wie<br />
Rosinen, Zitronat und Mandeln,<br />
eingetroffen war. Mein<br />
Vater knetete den Teig, der<br />
für zehn Vierpfund- und vier<br />
Zweipfund-Stollen reichen<br />
musste. Meine Aufgabe bestand<br />
darin, die Rosinen zu<br />
sortieren, denn nur die besten<br />
wurden nach <strong>dem</strong> Waschen<br />
in Rum getaucht und <strong>dem</strong><br />
Teig beigemengt. Die erforderlichen<br />
Mandeln, bittere<br />
wie süße, wurden überbrüht<br />
und abgezogen. Für meine<br />
Schwester und mich war es<br />
stets eine große Versuchung,