Aus dem Inhalt - WGLi Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg eG
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möglichst viele süße Mandeln<br />
zu naschen, aber meine Mutter<br />
war da sehr wachsam.<br />
Die geformten Stollen wurden<br />
schließlich im Wäschekorb<br />
zum Bäcker gebracht.<br />
Auch viele andere Familien<br />
fanden sich dort ein. Damit zu<br />
guter Letzt jede Familie ihre<br />
wertvollen Backwerke auch<br />
wiederfand, wurden die Stollen<br />
mit kleinen Schildchen<br />
gekennzeichnet.<br />
Das Aufteilen der Stollen<br />
unterlag bestimmten Regeln.<br />
Einen der kleinen Stollen<br />
schickten wir <strong>dem</strong> Onkel in<br />
den Westen gleichermaßen<br />
als Dankeschön für die Zutaten<br />
und als unser Ostpaket<br />
zu Weihnachten. Weitere<br />
Stollen gingen an die Schäferlehrlinge<br />
meines Vaters und<br />
auch der für uns zuständige<br />
Fernsehmechaniker bekam<br />
– um ihn vorsichtshalber<br />
bei Laune zu halten – einen<br />
Stollen und noch eine Ente<br />
dazu. Traditionell wurde für<br />
die Familie eines der kostbaren<br />
Backwaren sogar bis zu<br />
Ostern aufgehoben.<br />
Heute feiert das nun in Berlin<br />
ansässige sächsisch-thüringische<br />
Paar Weihnachten in<br />
kleiner gemütlicher Runde mit<br />
der Mutter von Frau Lorenz. Als<br />
traditionelles Heiligabendessen<br />
gibt es Wiener Würstchen mit<br />
Senf, frischen Semmeln und<br />
Sauerkraut. Der eigentliche<br />
Clou dabei ist das Sauerkraut.<br />
Es wird vom Fass gekauft und<br />
aufgekocht. Ihm werden geriebene<br />
Kartoffeln untergemengt<br />
damit es sämig wird. Auch eine<br />
gekochte Möhre sowie Wacholder<br />
und Lorbeerblätter gehören<br />
in das Sauerkraut á la Lorenz/<br />
Metzner.<br />
Gutes Essen und Süßigkeiten<br />
gehören überall zu Weihnachten,<br />
Silvester und Neujahr dazu. In<br />
Berlin wird gern „multikulinarisch“<br />
geschlemmt, werden<br />
Dresdner Stollen, Lübecker<br />
Marzipan oder Nürnberger Lebkuchen<br />
verzehrt. Die Klassiker<br />
schlechthin sind der Gänsebraten<br />
zu Weihnachten und zu<br />
Silvester der „Karpfen blau“<br />
sowie die „Pfannkuchen“ (auf<br />
Berlinerisch und Brandenburgisch)<br />
bzw. die „Berliner“ (auf<br />
„Restdeutsch“).<br />
Darüber hinaus erfreuen sich<br />
zum Beispiel auch Thüringer Klöße,<br />
selbstgemacht oder (halb-)<br />
fertig gekauft, großer Beliebtheit.<br />
Auch die Augen von Helmut<br />
Metzner glänzen allein schon bei<br />
der Erwähnung der Köstlichkeit,<br />
mit der seine Mutter ihn und<br />
seinen Bruder oft verwöhnte. In<br />
seiner Berliner Küche scheut er<br />
– und viel mehr noch seine Frau<br />
– sich vor der aufwendigen Herstellung<br />
der „Glöße“, empfiehlt<br />
aber Interessenten gern zwei<br />
gute Rezepte:<br />
„Präsidentenklöße“<br />
Zutaten:<br />
1 kg Pellkartoffeln, 180-200 g<br />
Kartoffelmehl, Salz, ¼ Liter Milch,<br />
Semmeln, Butter oder Fett<br />
Zubereitung<br />
Pellkartoffeln am Vortag<br />
kochen und pellen; erkaltet<br />
quetschen, Kartoffelmehl darüber<br />
stäuben, Salz nach Geschmack.<br />
Alles mit der Hand<br />
locker mischen. Milch kochend<br />
darübergießen und zu Kloßmasse<br />
verrühren (falls nicht locker<br />
genug, heiße Milch oder Wasser<br />
zugeben). Semmeln in kleine<br />
Würfel schneiden, in der Pfanne<br />
mit Butter oder Fett braun<br />
braten. Die gerösteten Semmelbröckchen<br />
beim Klößeformen<br />
in die Mitte geben. Die Klöße in<br />
kochen<strong>dem</strong> Wasser nach kurzem<br />
Aufkochen etwas 20 Minuten<br />
ziehen lassen.<br />
„Seiden- oder Stärkeklöße“<br />
Zutaten:<br />
1,5 kg Kartoffeln, 250 g Kartoffelmehl,<br />
100 ml Milch, Prise Salz,<br />
geröstete Semmelbröckchen<br />
Zubereitung<br />
Kartoffeln schälen, kochen<br />
und pressen, mit Kartoffelmehl<br />
und Salz gut mischen. Die zum<br />
Kochen gebrachte Milch darübergießen<br />
und wieder mengen.<br />
Klöße formen und dabei die in<br />
Butter oder Margarine gerösteten<br />
Semmelwürfel in die Mitte<br />
geben. Klöße in kochendes Salzwasser<br />
legen, wenn sie „schwimmen“,<br />
sind sie gut.<br />
Die Seidenklöße sind leichter<br />
verdaulich als rohe Klöße.<br />
Guten Appetit!<br />
Christel Lorenz und Helmut<br />
Metzner bevorzugen es, die letzten<br />
Tage des Jahres möglichst<br />
mit viel Muße zu verbringen,<br />
Spaziergänge mit der Mutter<br />
zu unternehmen, noch diese<br />
oder jene Kunstausstellung zu<br />
besuchen oder sich an einem<br />
festlichen Kirchenkonzert zu<br />
erfreuen. Sie meinen, dass Theodor<br />
Fontane in seiner „Weihnachstbilanz“<br />
auch ihnen aus<br />
<strong>dem</strong> Herzen spricht.<br />
Weihnachtsbilanz<br />
Noch einmal<br />
ein Weihnachtsfest,<br />
immer kleiner wird<br />
der Rest,<br />
aber nehm ich so<br />
die Summe,<br />
alles Grade,<br />
alles Krumme,<br />
alles Falsche,<br />
alles Rechte,<br />
alles Gute,<br />
alles Schlechte –<br />
rechnet sích aus<br />
all <strong>dem</strong> Braus<br />
doch ein richtig Leben<br />
heraus.<br />
Und dies können<br />
ist das Beste,<br />
wohl bei diesem<br />
Weihnachtsfeste.<br />
Theodor Fontane<br />
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