Ole - Gran Canaria Olé

Die Schutzpatronin der Fischer ist
die Virgen del Carmen. Es ist naheliegend,
dass die Prozession zu Ehren
der Jungfrau auf dem Element
stattfindet, wo ihre Schützlinge ihrem
Handwerk nachgehen. Am 15.
Juli schmücken also die Fischer ihre
Boote mit Bildern der Schutzheiligen
und bunten Fähnchen, füllen die
Kühlbehälter mit stärkenden Speisen
und Getränken, laden Freunde
und Verwandte an Bord und verwandeln
das Deck ihrer Arbeitsgeräte in
improvisierte Tanzflächen.
Auf den Kanaren gibt es viele Orte,
die vom Fischfang leben, einige davon
feiern ihre jährlichen Fiestas am
Namenstag der Virgen del Carmen.
Wir besuchen diesmal die Wasserprozession
im Süden von Gran Canaria.
Sowohl Mogán als auch Arguineguín
verehren die Patronin der Fischer und
der Brauch will, dass es jedes Jahr zwei Prozessionen
auf dem Wasser gibt. Bei der einen wird die
Virgen del Carmen aus Arguineguín nach Mogán
und zurückgefahren, die andere Prozession beginnt
in Mogán.
Nach dem Gottesdienst in der Kirche von Arguineguín
tragen ausgewählte Gläubige die Patronin der Fischer
auf ihren Schultern vom Altar zum Hafen. Das Fischerboot
namens „El Picudo“ hat diesmal die Ehre,
die Statue
der
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mitzuführen,
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Ehre,
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Jahr durch das Los bestimmt wird. Begleitet von
zwei Priestern wird die Heiligenfigur an Bord gebracht
und sofort startet „El Picudo“ mit voller
Kraft voraus aus dem Hafen, als ob es gelte, die
Virgen in Sicherheit zu bringen. Sollte das die Absicht
gewesen sein, scheitert die Aktion, denn hunderte
Wasserfahrzeuge aller Arten und Größen heften
sich ans Kielwasser des Heiligenbootes und
folgen ihm, zuerst in Richtung „El Pajar“, einem
kleinen Dorf neben der großen Zementfabrik bei
Arguineguín. Dort warten bereits hunderte Menschen
am Ufer und begrüßen ihre Patronin überschwänglich
während die Schiffssirene eines am
Pier der Zementfabrik liegenden Frachtschiffs laut
ertönt und damit den ohnehin schon recht hohen
Lärmpegel weiter anhebt.
Fiesta auf dem Wasser
Nun wendet sich die Prozession nach Westen und
nimmt Kurs auf Mogán. Auf der heute etwas rauen
See tummeln sich nicht nur Fischerboote, an
der Prozession nimmt alles teil, was sich auf dem
Wasser fortbewegen kann. Schlauchboote und
Wassermopeds. Ausflugsschiffe und Fähren, dazwischen
Patrouillenboote der Guardia Civil und
Schiffe vom Roten Kreuz, alle wollen der Schutzpatronin
Geleitschutz bieten.
Die Küstenfähren sind das ideale Fortbewegungsmittel
für alle, die auf Fischerbooten keine Verwandten
haben und kein eigenes Boot ins Wasser
lassen können. Der normale Fährbetrieb wird von
dem kleinsten Schiff der Flotte aufrecht erhalten,
die großen Fähren stellen sich in den Dienst der
Sache und begleiten die Prozession der Virgen del
Carmen vom Anfang bis zum Ende. Gegen einen
Beitrag von 15 Euro kann jedermann an Bord kommen
und nicht nur eines der erstaunlichsten Feste
der Kanaren sozusagen mittendrin erleben, es
gibt auch noch Erfrischungen und Brötchen dazu.
Im Hafen von Mogán begegnen sich die Marien-
Statuen der beiden Fischerorte und verneigen sich
voreinander. Das braucht seine Zeit, manche Teilnehmer
der Prozession nutzen diese, um sich in
den Hafenkneipen zu stärken oder sich am Strand
auszuruhen. Etwa eine Stunde später führt die
Prozession wieder zurück nach Arguineguín, wo die
Virgen del Carmen unter Applaus von Bord ihres
Gastschiffes geht um wieder in ihre Kirche getragen
zu werden. Wie jedes Jahr darf sie zwei Wochen
später ihren Altar noch
einmal verlassen, dann wird
sie ihre Namenskollegin aus
Mogán an der Mole von Arguineguín
begrüßen können,
die in der zweiten Meeresprozession,
diesmal mit Ausgangshafen
Mogán, wieder
alle Boote des Südens zu
einer bunten Karawane auf
den Atlantik lockt. J.P.
GRAN CANARIA Olé August 2012
15