Städtische Wohnungspolitik in der Weimarer Republik 1918-1933
Städtische Wohnungspolitik in der Weimarer Republik 1918-1933
Städtische Wohnungspolitik in der Weimarer Republik 1918-1933
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Politische Intention und städtebauliche Entwicklung<br />
„Anhänger des Neuen Bauens, <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Bauweise und e<strong>in</strong>er<br />
polyzentrischen, vom Gartenstadtideal bee<strong>in</strong>flußten Stadtlandschaft mit<br />
funktionalen Schwerpunkten und e<strong>in</strong>er Zonen- o<strong>der</strong> Staffelbauordnung, die die<br />
Bauhöhen vom Zentrum zur Peripherie h<strong>in</strong> abstufte. Wagners Tätigkeit brachte für<br />
die Berl<strong>in</strong>er Adm<strong>in</strong>istration den Durchbruch des Neuen Bauens.“ 84<br />
Abb.10 Wagner: Keiltheorie,<br />
Gürteltheorie, Durchgrünung<br />
Bestimmend im Städtebau war für Mart<strong>in</strong> Wagner e<strong>in</strong><br />
System von Grünflächen 85 , daß die Großstadt auflockern,<br />
die dichtbebauten Wohngebiete durchlüften und den<br />
Bewohnern e<strong>in</strong>e Freizeitfläche bieten sollte. Mart<strong>in</strong><br />
Wagner unterschied zwischen sanitärem und dekorativem<br />
Grün, wobei nur das sanitäre Grün e<strong>in</strong> gesundes und<br />
humanes Wohnen ermögliche. 86 Er kam <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Dissertation zu dem Ergebnis,<br />
„daß we<strong>der</strong> die Gürtel- noch die Keiltheorie voll befriedigt,<br />
wenn man die praktische, die physische Nutzung durch den<br />
Menschen im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es ´sanitären´ und nicht bloß<br />
dekorativen Grün zugrunde legt. Se<strong>in</strong>e Schlußfolgerung<br />
war, daß Freiflächen dort angelegt werden müssen, wo sie<br />
gebraucht werden, also <strong>in</strong> enger Nachbarschaft zu den<br />
Wohngebieten.“ 87<br />
Entscheidend war dabei e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung von Stadt und<br />
Land zu e<strong>in</strong>er übergeme<strong>in</strong>dlichen Raumordnung. Durch<br />
Dezentralisierung, Bildung von Stadt-nebenzentren und<br />
Ausbau von Vorstädten wollte er das<br />
Bevölkerungswachstum lenken und e<strong>in</strong>e weitere<br />
Zusammenballung im Zentrum verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. 88 Im<br />
E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>der</strong> R<strong>in</strong>gbahn sollten vorwiegend<br />
Wohngebiete <strong>in</strong> mehrgeschossiger, kompakter, aber<br />
durch Grünhöfe aufgelockerter Bauweise entstehen. Die<br />
weiter außerhalb liegenden Wohnanlagen sollten sich<br />
dagegen <strong>in</strong> Flachbauweise <strong>in</strong> die natürliche Umgebung<br />
e<strong>in</strong>passen, <strong>in</strong> die Landschaft <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> und Seen <strong>der</strong><br />
Berl<strong>in</strong>er Umgebung, so daß die Weltstadt vielmehr zu<br />
e<strong>in</strong>er Stadtlandschaft wachse. 89<br />
Wagners Stellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> kommunalen Verwaltung war<br />
nicht sehr stark und ihm fehlte sogar <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Partei<br />
politischer Rückhalt. 90 Er konnte ohneh<strong>in</strong> nur begrenzt<br />
se<strong>in</strong>e städtebaulichen Leitvorstellungen umsetzen, denn<br />
es fehlte an e<strong>in</strong>er wirksamen Bodenpolitik, die Baukosten<br />
84<br />
Schulz, 1997, S.157-158.<br />
85<br />
Wagner schrieb Dissertation „Das sanitäre Grün <strong>der</strong> Städte“. Siehe dazu Hüter, 1988, S.154.<br />
86<br />
Kähler, 1985, S.40.<br />
87<br />
Hüter, 1988, S.154.<br />
88<br />
Ebd., S.155.<br />
89<br />
Ebd., S.158.<br />
90<br />
In <strong>der</strong> Konsequenz trat er 1931 aus <strong>der</strong> SPD aus. Siehe: Hüter, 1988, S.162.<br />
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