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Städtische Wohnungspolitik in der Weimarer Republik 1918-1933

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Politische Intention und städtebauliche Entwicklung<br />

waren zu hoch und die F<strong>in</strong>anznöte <strong>der</strong> Stadt blieben dauerhaft. 91<br />

„Mart<strong>in</strong> Wagner beklagte 1929, daß im Unterschied zu Frankfurt a.M. <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>e großzügige <strong>Wohnungspolitik</strong> möglich sei. Die von ihm für den Dezernenten<br />

für Wohnungsbau (Stadtrat Czem<strong>in</strong>ski/SPD) verlangten Vollmachten waren vom<br />

Magistrat nicht erteilt worden. Wagner kämpfte vergebens um e<strong>in</strong>e<br />

Kommunalisierung des Wohnungsbaus, um alle zur Verfügung stehenden Mittel<br />

geballt zum Bau von Wohnungen für M<strong>in</strong><strong>der</strong>bemittelte e<strong>in</strong>setzen zu können.“ 92<br />

Wagners E<strong>in</strong>fluß blieb also begrenzt. Dennoch konnte er sich <strong>in</strong> Teilbereichen<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Planung e<strong>in</strong>iger Siedlungen durchsetzen, auf die ich im<br />

Folgenden e<strong>in</strong>gehen werde.<br />

Grundsätzlich verfolgte Wagner zwei wohnungspolitische Ziele: die<br />

Konzentrierung auf große Siedlungskomplexe und die E<strong>in</strong>führung von<br />

<strong>in</strong>dustrieller Vorfertigung und Montage (För<strong>der</strong>ung von Plattenbauweise). 93<br />

An<strong>der</strong>s als May lehnte Wagner jedoch das Konzept <strong>der</strong> Trabantenstadt ab. Nach<br />

Wagner sei es unmöglich im kapitalistischen Wirtschaftssystem e<strong>in</strong>e<br />

Industriesiedlung außerhalb <strong>der</strong> Großstadt anzulegen und damit Wohn- und<br />

Arbeitsplatz so zu verb<strong>in</strong>den, daß die Trabanten wirtschaftlich unabhängig wären.<br />

Denn die<br />

„Marktabhängigkeit läßt die Auswan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Industrie aus <strong>der</strong> Großstadt nicht<br />

zu; sie saugt im Gegenteil die Industrie an die Großstadt heran.“ Außerdem wäre<br />

die Trabantenstadt „wirtschaftspolitisch niemals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, ihren E<strong>in</strong>wohnern das<br />

an geme<strong>in</strong>dlichen (Schulen, Krankenhäusern usw.), an technischen<br />

(Versorgungsleitungen) und an kulturellen E<strong>in</strong>richtungen zu schaffen, was die<br />

Großstadt (..) ihnen bieten kann.“ 94<br />

Im Unterschied zu May plante Wagner daher ke<strong>in</strong>e Vorort-Trabanten, son<strong>der</strong>n<br />

eher städtisch angebundene Siedlungen am Stadtrand.<br />

Die erste <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> verwirktlichte<br />

Großsiedlung war die Hufeisensiedlung<br />

Britz. 95 Hier versuchten Mart<strong>in</strong> Wagner<br />

und <strong>der</strong> Architekt Bruno Taut 96 ,<br />

zweckmäßige und gesunde Wohnungen<br />

zu errichten. 1924 war Bruno Taut durch<br />

Vermittlung Mart<strong>in</strong> Wagners<br />

verantwortlicher Architekt <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>nützigen Heimstätten Spar- und<br />

Bau-Aktiengesellschaft (Gehag)<br />

geworden, die bis <strong>1933</strong> starken E<strong>in</strong>fluß<br />

auf die Berl<strong>in</strong>er <strong>Wohnungspolitik</strong> hatte,<br />

Abb.11 Wagner/Taut: Hufeisensiedlung 1925-31<br />

so daß <strong>der</strong> Architekt und <strong>der</strong> Städtebauer<br />

mehrere Projekte geme<strong>in</strong>sam planten.<br />

91 Schulz, 1997, S.157-158.<br />

92 Hüter, 1988, S.161.<br />

93 Ebd., S.161.<br />

94 Wagner, Mart<strong>in</strong>: Städtebauliche Probleme <strong>der</strong> Großstadt, <strong>in</strong>: Soziale Bauwirtschaft 7/29, 8/29,<br />

S.120, zit. nach: Kähler, 1985, S.241.<br />

95 Hüter, 1988, S.202.<br />

96 Lebensdaten 1880-1938.<br />

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