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01 Titel 1 26.04.2004 10:08 Uhr Seite 1<br />
Neue Vergabepraxis der Bundesagentur für Arbeit<br />
Große Lose,<br />
kleine Preise<br />
NR. 3<br />
Z G 11394 11394E<br />
E<br />
www.awo.org<br />
49. Jahrgang Mai/Juni 2004<br />
Weitere Themen<br />
Dokumentation<br />
Ein Leben<br />
für die <strong>AWO</strong><br />
Marie Juchacz zum<br />
125. Geburtstag S. 4<br />
Schwerpunkt<br />
Verband<br />
im Wandel<br />
Ergebnisse der<br />
Mitgliederbefragung S. 12<br />
Kinderarmut<br />
Gute Kindheit –<br />
schlechte<br />
Kindheit<br />
<strong>AWO</strong>-Projekte gegen<br />
ein Tabu-Thema S. 26
03 Inhalt 26.04.2004 12:58 Uhr Seite 3<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
DOKUMENTATION 4<br />
Ein Leben für<br />
die Arbeiterwohlfahrt<br />
Vor 125 Jahren wurde die Gründerin<br />
der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz,<br />
geboren. Von der ersten <strong>AWO</strong>-<br />
Reichskonferenz bis zu ihrem Tod –<br />
Teil zwei eines bewegten Lebens<br />
(Fortsetzung aus Heft 2/04)<br />
TITEL 8<br />
Große Lose, kleine Preise<br />
Die Vergabepraxis bei Berufsbildungs-<br />
und Qualifizierungsmaßnahmen der neuen<br />
Bundesagentur für Arbeit macht es<br />
den <strong>AWO</strong>-Einrichtungen schwer. Wettbewerb<br />
ja, aber zu fairen Bedingungen,<br />
fordert die <strong>AWO</strong>.<br />
SCHWERPUNKT 12<br />
Verband im Wandel<br />
Die Arbeiterwohlfahrt als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege<br />
in Deutschland ist einerseits ein Mitgliederverband, andererseits<br />
ein professioneller Dienstleister – passt das zusammen?<br />
Und wie kann der Traditionsverband weiter entwickelt werden?<br />
Wichtige Informationen bietet eine Mitgliederbefragung.<br />
AKTUELLES 16<br />
FÜR SIE GELESEN 20<br />
FACHINFORMATIONEN 21<br />
IMPRESSUM 25<br />
KINDERARMUT 26<br />
Gute Kindheit –<br />
schlechte Kindheit<br />
„In jedem siebten Kinderzimmer<br />
spielt die Armut mit“, hat die Arbeiterwohlfahrt<br />
mit ihrer ersten Studie<br />
über Armut und Zukunftschancen<br />
von Kindern und Jugendlichen Ende 2000 erklärt und bundesweit<br />
für einiges Aufsehen gesorgt. Die Folgestudie „Armut im Grundschulalter“<br />
(März 2003) belegt noch eine Verschärfung dieses<br />
Problems. Dass die <strong>AWO</strong> diese Ergebnisse nicht nur vorstellen<br />
würde, war klar. Sie handelte auch.<br />
LÄNDERMAGAZIN 30<br />
RÄTSEL 38<br />
Titel: Teilnehmer von berufsbildenden Maßnahmen der dobeq GmbH,<br />
einem Tochterunternehmen des <strong>AWO</strong>-Unterbezirks Dortmund. Foto: <strong>AWO</strong><br />
Andrea Beate Müller<br />
Grundsatzreferentin <strong>beim</strong><br />
<strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />
Sie ist wieder da: Die Diskussion<br />
um die Ausbildungsumlage.<br />
In regelmäßigen<br />
Abständen flackert sie<br />
mal mehr, mal weniger heftig<br />
auf, mindestens aber einmal<br />
pro Jahrzehnt. In den 70-er Jahren<br />
gab es sogar schon mal ein<br />
Gesetz, das dann allerdings<br />
1980 wegen Verfahrensfehlern<br />
vom Bundesverfassungsgericht<br />
einkassiert wurde – die notwen-<br />
BLICKPUNKT<br />
Freie Wohlfahrtspflege von der<br />
Ausbildungsplatzumlage ausgenommen<br />
werden? Zwei<br />
maßgebliche Gründe sprechen<br />
für sich: In dem Gesetz fehlt eine<br />
Unterscheidung, ob und in<br />
welchem Maße Betriebe mit<br />
dem dualen System in Berührung<br />
kommen. Sprich: Können<br />
die Betriebe überhaupt selbst<br />
ausbilden? Nein, heißt die eindeutige<br />
Antwort für Kindergärten<br />
und viele anderen sozialen<br />
Diensten der <strong>AWO</strong>. Die Ausbildung<br />
findet in speziellen Fachschulen<br />
oder den Universitäten<br />
statt. Die Einrichtungen können<br />
lediglich Praktikumsplätze zur<br />
Verfügung stellen – was sie<br />
auch reichlich tun. In der Altenpflege<br />
sieht es in der Regeln<br />
nicht anders aus, mit sehr unterschiedlichen<br />
Situationen je<br />
Unpassendes Gesetz<br />
dige Zustimmung des Bundesrates<br />
war nicht eingeholt worden.<br />
In den 80-er und 90-er<br />
Jahren sind alle Versuche, eine<br />
Umlage einzuführen, an der<br />
Kohl-Regierung gescheitert.<br />
Und nun?<br />
Der Kanzler hatte die Umlage<br />
in seiner Agenda-Rede im<br />
März 2003 angekündigt, sollte<br />
die Wirtschaft ihrer Verpflichtung<br />
nicht nachkommen, genügend<br />
Ausbildungsplätze zur<br />
Verfügung zu stellen. Doch<br />
nach wie vor fehlen Zehntausende<br />
von Ausbildungsplätzen.<br />
Als Reaktion darauf liegt nun<br />
ein Gesetz vor. Und es gibt wenige,<br />
die daran nichts auszusetzen<br />
haben. Die Wirtschaft<br />
befürchtet große finanzielle<br />
Belastungen, andere zweifeln<br />
schlicht an der Praxistauglichkeit<br />
und verweisen auf den riesigen<br />
bürokratischen Aufwand.<br />
Auch die Freie Wohlfahrtspflege<br />
rieb sich unisono die Augen.<br />
Denn gibt es bundesweit eine<br />
Ausbildungslücke, sollen auch<br />
ihre Organisationen und Einrichtungen<br />
mehr Ausbildungsplätze<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Ansonsten droht die Abgabe.<br />
Warum aber sollte gerade die<br />
nach Bundesland. Dennoch fordert<br />
des Gesetz: Hat eine Einrichtung<br />
mehr als zehn Beschäftigte,<br />
wird die Umlage fällig.<br />
Ein zweiter Grund: Die soziale<br />
Arbeit der freien gemeinnützigen<br />
Einrichtungen wird<br />
zu einem großen Teil von Ländern<br />
und Kommunen oder den<br />
Sozialkassen (wie der Pflegeoder<br />
Krankenversicherung) finanziert.<br />
Soll die Qualität nicht<br />
leiden, müssten letztendlich<br />
wieder Steuer- und Beitragszahler<br />
für die Abgabe aufkommen.<br />
Doch dies kann ja wohl kaum<br />
beabsichtigt sein.<br />
Die Regierungskoalition hat<br />
offenbar erkannt, dass ihr Gesetz<br />
so besser nicht das Licht<br />
der Welt erblickt. Jedenfalls<br />
schlug Ende April (bis Drucklegung<br />
des <strong>AWO</strong>magazins) die<br />
Diskussion noch mal hoch; die<br />
Wirtschaft signalisierte, sich<br />
jetzt doch mehr anstrengen zu<br />
wollen (das hat das drohende<br />
Gesetz immerhin erreicht). Man<br />
kann also noch Hoffnung haben.<br />
Am Verfassungsgericht soll<br />
die Umlage diesmal übrigens<br />
nicht scheitern. Die Zustimmung<br />
des Bundesrates ist nicht erforderlich.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 3
04_06 Dokumentation 25.04.2004 10:37 Uhr Seite 4<br />
DOKUMENTATION<br />
Marie Juchacz – geboren vor 125 Jahren (Teil 2)<br />
Ein Leben für die<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Am 15. März 1879, vor 125 Jahren, ist<br />
Marie Juchacz in Landsberg an der Warthe<br />
zur Welt gekommen – und schrieb mit<br />
ihrem Leben Geschichte. Die Begründerin<br />
der Arbeiterwohlfahrt, hatte eine bedeutende<br />
Rolle in der deutschen Frauenbewegung<br />
und im Kampf um die Gleichberechtigung<br />
der Frauen. Sie war die erste<br />
Frau, die in einem deutschen Parlament<br />
die Rednerbühne betrat. Teil zwei<br />
eines bewegten Lebens: Von der ersten<br />
<strong>AWO</strong>-Reichskonferenz bis zu ihrem Tod<br />
(Fortsetzung aus Heft 2/04).<br />
1919 setzte Marie Juchacz ihre seit ihrer<br />
Erfahrung in der Kölner „Nationalen<br />
Frauengemeinschaft“ gehegte<br />
Idee um, eine sozialdemokratische Wohlfahrtspflege<br />
zu gründen. Sie rief den<br />
„Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt“<br />
<strong>beim</strong> Parteivorstand der SPD am 19. Dezember<br />
1919 ins Leben und übernahm<br />
den Vorsitz in der Arbeiterwohlfahrt.<br />
4 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
Marie Juchacz als Rednerin der Maikundgebung 1930 in Berlin<br />
Auf der ersten Reichskonferenz der Arbeiterwohlfahrt<br />
im Jahr 1921 behandelte<br />
die Sozialreformerin und Frauenrechtlerin<br />
Helene Simon das Thema „Die Aufgaben<br />
und Ziele der modernen Wohlfahrtspflege“.<br />
Ihre Ziele sind wie folgt beschrieben<br />
worden: „Die Verhütung von Klassenarmut<br />
durch Bekämpfung der Ursachen der Ar-<br />
mut, was zum größten Teil<br />
nicht Spezialaufgabe der<br />
Wohlfahrtspflege, sondern<br />
Aufgabe der allgemeinen<br />
Politik sei. Aufgabe<br />
der Wohlfahrtspolitik<br />
dagegen sei es, die überkommenen<br />
armenrechtlichen und polizeilichen<br />
Maßnahmen durch solche vorbeugender,<br />
heilender und vorsorgender Natur<br />
zu ersetzen. An Stelle der Fragen nach<br />
Würdigkeit und Unwürdigkeit, nach<br />
Schuld und Sühne müsse die allein entscheidende<br />
Frage nach Heilbarkeit und<br />
Nach Jahren der Flucht vor den Nationalsozialisten<br />
über das Saarland und Frankreich<br />
kehrte Marie Juchacz (Mitte) 1949<br />
aus dem Exil in den USA zurück nach<br />
Deutschland.<br />
A r b e i t e r w o h l f a h r t<br />
– also Wohlfahrt nur für Arbeiter?<br />
– Nein. – Eine Wohlfahrtspflege,<br />
ausgeübt durch<br />
die Arbeiterschaft<br />
Unheilbarkeit treten. Der Heilbare sei zu<br />
heilen, der Unheilbare zu versorgen.“<br />
Marie Juchacz schrieb in der Einleitung<br />
zu ihrem Buch über die Arbeiterwohlfahrt:<br />
„Dabei [...] ist voranzustellen, was wir<br />
sind und was wir wollen. A r b e i t e r -<br />
wohlfahrt – also Wohlfahrt nur für Arbeiter?<br />
– Nein. – Eine Wohlfahrtspflege,<br />
ausgeübt durch die Arbeiterschaft.<br />
Eine Organisation,<br />
hervorgewachsen aus<br />
der Arbeiterbewegung,<br />
mit dem bewußten Willen,<br />
in das große Arbeitsgebiet<br />
der Wohlfahrtspflege<br />
ihre Ideen hineinzutragen, die Idee der<br />
Selbsthilfe, der Kameradschaftlichkeit und<br />
Solidarität, aber auch die Idee, daß Wohlfahrtspflege<br />
vom Staat und seinen Organen<br />
betrieben werden muß, und daß auch<br />
diese Arbeit bewußt ausgeübt werden muß<br />
von lebendigen Menschen. [...] Die Arbeiterwohlfahrt<br />
will nicht wohlwollend geduldet<br />
sein, sie verlangt das Recht zur Pflichterfüllung<br />
im Staat und in der Gesellschaft.<br />
Sie will nicht politische Funktionen der Sozialdemokratischen<br />
Partei übernehmen,<br />
aber sie will dadurch, daß sie in den ihr<br />
gezogenen natürlichen Grenzen an der
04_06 Dokumentation 25.04.2004 10:37 Uhr Seite 5<br />
Verhütung, Linderung und Aufhebung sozialer<br />
Notstände mitwirkt, und auch durch<br />
ihre Erziehungs- und Schulungsarbeit im<br />
staatsbürgerlich demokratischen Sinn wirken<br />
und damit selbstverständlich auch der<br />
sozialdemokratischen Weltanschauung<br />
dienen, wie das die Vertreter anderer<br />
Weltanschauungen mit ihrer Arbeit ebenso<br />
bewußt tun.“<br />
1926 hatte die Arbeiterwohlfahrt fast<br />
2.000 Ortsausschüsse. Ab Oktober 1926<br />
erschien zweimal monatlich die Zeitschrift<br />
„Arbeiterwohlfahrt“. Im Oktober 1928<br />
baute die Arbeiterwohlfahrt ihren Schwerpunkt<br />
in der Schulungsarbeit zur Wohlfahrtspflege<br />
– der bis dahin auf Kurse und<br />
Vorträge beschränkt war –<br />
aus und eröffnete in Berlin<br />
ihre erste und einzige<br />
Wohlfahrtsschule, in der<br />
Frauen und Männer aus<br />
der Arbeiterschaft zu Fürsorgerinnen<br />
und Fürsorgern<br />
ausgebildet wurden.<br />
Von 1920 bis 1933<br />
gehörte Marie Juchacz dem Reichstag an<br />
und konzentrierte sich auf sozialpolitische<br />
Fragen. Daneben äußerte sie sich zu frauenpolitisch<br />
brisanten Themen wie der Reform<br />
des Ehescheidungsgesetzes oder des<br />
Paragrafen 218 StGB.<br />
Neben ihrer bis 1933 fortgesetzten Arbeit<br />
als Frauensekretärin der SPD im Parteivorstand<br />
arbeitete sie im Hauptvorstand<br />
des Verbandes der Arbeiterjugendvereine<br />
Deutschlands mit. Dazu kamen die zahlreichen<br />
Wahlkämpfe.<br />
Die Arbeiterwohlfahrt rückte im Laufe<br />
der 20-er Jahre zunehmend<br />
ins Zentrum ihrer<br />
Aktivitäten, die parteipolitischen<br />
Mandate und<br />
Funktionen verloren für sie<br />
an Bedeutung.<br />
1930 starb plötzlich<br />
ihre Schwester, von der<br />
Marie Juchacz sagt, „das ständige kameradschaftliche<br />
Zusammensein mit Elisabeth<br />
[war] die am stärksten wirkende Kraft in<br />
meinem Leben.“ Die Buchautorin Christia-<br />
Die Arbeiterwohlfahrt rückte<br />
im Laufe der 20-er Jahre<br />
zunehmend ins Zentrum<br />
ihrer Aktivitäten, die parteipolitischen<br />
Mandate und<br />
Funktionen verloren für sie<br />
an Bedeutung<br />
Sie lernte die englische<br />
Sprache und baute die<br />
„Arbeiterwohlfahrt – Opfer<br />
des Nationalsozialismus<br />
New York“ auf, in der sie<br />
bis 1948 arbeitete<br />
Zurück aus<br />
Amerika nahm<br />
Marie Juchacz<br />
an der zweitenReichskonferenz<br />
nach<br />
<strong>AWO</strong>-Wiedergründung<br />
1949 in<br />
Solingen teil.<br />
ne Eifert fasst die Bedeutung der Schwester<br />
wie folgt zusammen: „Elisabeth Kirschmann-Roehl<br />
hatte ab 1921 dem Preußischen<br />
Landtag angehört und vor allem in<br />
dessen sozialpolitischen<br />
Ausschuss, dem sie vorsaß,<br />
mitgearbeitet; sie<br />
hatte intensiv am Aufbau<br />
der Arbeiterwohlfahrt teilgenommen<br />
und deren<br />
Fachkommission für Anstaltswesen<br />
geleitet.“<br />
Seit dem Tod der Schwester verstärkte<br />
Marie Juchacz ihre Arbeit in der Arbeiterwohlfahrt<br />
noch weiter. Privat setzte sie das<br />
gemeinsame Leben mit ihrem Schwager,<br />
Emil Kirschmann, nach<br />
dem Tod der Schwester<br />
fort. Die drei Kinder waren<br />
bereits selbständig geworden.<br />
1933, mit der<br />
Machtübernahme Hitlers,<br />
löste sich die Arbeiterwohlfahrt<br />
selbst auf, um<br />
der Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten<br />
zu entgehen. Nur einzelne ehemalige<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
setzten ihre Fürsorgearbeit bis 1936 für<br />
Flüchtlinge, Inhaftierte und deren Familien<br />
fort. Marie Juchacz emigrierte gemeinsam<br />
mit ihrem Schwager Emil Kirschmann ins<br />
Saarland, wo sie in der Arbeiterwohlfahrt<br />
des Saarlandes mitarbeitete. Nach der<br />
Wiedereingliederung des Saarlands ins<br />
Deutsche Reich flohen sie weiter ins Elsass,<br />
wo sie im Widerstand und später bei der<br />
„Pariser Arbeiterwohlfahrt“ mitarbeitete.<br />
Bei Ausbruch des<br />
Zweiten Weltkrieges setzten<br />
sie ihre Flucht über<br />
Südfrankreich nach Marseille,<br />
das sie Ende 1940<br />
erreichten, fort. Von dort<br />
aus gelangten sie über<br />
Martinique in die Vereinigten<br />
Staaten. Sie lernte die englische<br />
Sprache und baute die „Arbeiterwohlfahrt<br />
– Opfer des Nationalsozialismus New<br />
York“ auf, in der sie bis 1948 arbeitete.<br />
Sie war stets bereit zu<br />
lernen und Veränderungsprozesse<br />
zu akzeptieren, so<br />
auch die organisatorische<br />
Loslösung der Arbeiterwohlfahrt<br />
von der SPD<br />
DOKUMENTATION<br />
Anfang Februar 1949 kehrte sie nach<br />
Deutschland zurück. In ihren letzten Lebensjahren,<br />
bis zu ihrem Tod 1956, war<br />
sie Ehrenvorsitzende in der wieder gegrün-<br />
deten Arbeiterwohlfahrt<br />
und widmete sich der<br />
Weitergabe der Traditionen<br />
der Arbeiterwohlfahrt<br />
im veränderten Deutschland.<br />
Sie war stets bereit<br />
zu lernen und Veränderungsprozesse<br />
zu akzeptieren,<br />
so auch die organisatorische Loslösung<br />
der Arbeiterwohlfahrt von der SPD.<br />
In dieser Zeit schrieb sie auch an ihrer<br />
Autobiografie, bei der sie zeitlich nur bis<br />
1917 kam, und an einem Buch über herausragende<br />
Frauen aus der sozialdemokratischen<br />
Frauenbewegung mit dem Titel<br />
„Sie lebten für eine bessere Welt“.<br />
Christina Rhein<br />
Von schwerer Krankheit gezeichnet hinterließ<br />
Marie Juchacz bei der <strong>AWO</strong>-Reichskonferenz<br />
1955 in München ihr politisches<br />
Testament.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 5
04_06 Dokumentation 25.04.2004 10:37 Uhr Seite 6<br />
DOKUMENTATION<br />
Feierstunde im Berliner Reichstagsgebäude<br />
„Meine Herren<br />
Aus Anlass des 125. Geburtstags<br />
von Marie Juchacz haben die<br />
SPD-Bundestagsfraktion und die<br />
Arbeiterwohlfahrt zu einer Feierstunde ins<br />
Berliner Reichstagsgebäude, den Sitz des<br />
Deutschen Bundestages, eingeladen.<br />
Kein besserer Ort hätte gewählt werden<br />
können, um das Lebenswerk der<br />
früheren Reichstagsabgeordneten zu ehren,<br />
gehörte sie doch zu jenen, die das<br />
Vor dem Sitzungssaal der SPD-Bundestagsfraktion<br />
fand das Wandgemälde der<br />
Malerin Susanne Ludwig seinen Platz. Es<br />
zeigt Marie Juchacz bei einer öffentlichen<br />
Kundgebung in Weimar.<br />
„Nein“ der SPD zu Hitlers Ermächtigungsgesetz<br />
mit Verfolgung und Emigration bezahlen<br />
mussten. Fast auf den Tag genau,<br />
71 Jahre später, würdigte Bundestagspräsident<br />
Wolfgang Thierse (SPD) an gleicher<br />
Stätte sie als eine herausragende und mutige<br />
Politikerin der deutschen Parlamentsgeschichte.<br />
<strong>AWO</strong> Bundesvorsitzender Manfred<br />
Ragati umriss mit kurzen Stationen das engagierte<br />
politische Leben der Gründerin<br />
der <strong>AWO</strong> (siehe S. 4/5 sowie <strong>AWO</strong>magazin<br />
2/04 S. 10/11). „Der 125. Geburtstag<br />
dieser außergewöhnlichen Frau“,<br />
so Ragati, „ist ein guter Anlass, ihrer Lebensleistung<br />
zu gedenken und sie zu würdigen“.<br />
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse<br />
und die Bundesministerin für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit, Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />
(SPD) würdigten Marie Juchacz<br />
als Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht,<br />
6 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
und Damen!“<br />
engagierte Frauenrechtlerin und überzeugte<br />
Demokratin. Thierse erinnerte an<br />
den 19. Februar 1919 in der Weimarer<br />
Nationalversammlung, als Marie Juchacz<br />
als erste Frau in einem Parlament die<br />
Rednertribüne betrat und mit den Eröffnungsworten<br />
„Meine Herren und Damen!“<br />
Heiterkeit auslöste.<br />
Die langjährigen Kontakte der <strong>AWO</strong><br />
Leverkusen und ihres Vorsitzenden Wilfried<br />
Lahne hatten dafür gesorgt, dass zur<br />
Feierstunde im Reichstagsgebäude auch<br />
hohe Gäste aus der Geburtsstadt von Marie<br />
Juchacz, dem früheren Landsberg a.d.<br />
Warthe und heutigen Gorzow, angereist<br />
waren. Andrzej Korski, Woiwode, Ministerpräsident<br />
des Landes Lubusk und Dorota<br />
Modrzejewska, stellvertretende Oberbürgermeisterin<br />
von Gorzow; kündigten<br />
an, dass die Stadt mit einer Gedenktafel<br />
für Marie Juchacz an ihr Lebenswerk erinnern<br />
wolle.<br />
Am Ende der Feierstunde überantwortete<br />
der <strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzende eine<br />
Leihgabe der <strong>AWO</strong> an die SPD-Bundestagfraktion:<br />
Ein Wandgemälde, das die<br />
Malerin Susanne Ludwig geschaffen hat<br />
und die <strong>AWO</strong>-Gründerin bei einer öffentlichen<br />
Kundgebung in Weimar zeigt. Das<br />
Gemälde hat seinen Platz vor dem SPD-<br />
Fraktionsvorstandsaal, der bereits vor Jahren<br />
ebenfalls nach Marie Juchacz benannt<br />
worden ist, gefunden.<br />
Doch neben zahlreichen <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />
und Gebäuden oder einer Briefmarke<br />
der Deutschen Post AG erinnert<br />
auch im Reichtag noch mehr an die bedeutende<br />
Parlamentarierin. So befindet<br />
sich im Untergeschoss ein Kunstwerk des<br />
Franzosen Christian Boltanski, das „Archiv<br />
der Deutschen Abgeordneten“. Es besteht<br />
aus rund 5.000 Metallkästen,<br />
die mit den<br />
Namen jener Abgeordneten<br />
beschriftet<br />
sind, die von 1919 bis<br />
1999 demokratisch<br />
ins Parlament gewählt wurden. Und so<br />
gibt es eben auch einen Kasten mit der<br />
Abgeordneten Marie Juchacz.<br />
(kdb)<br />
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse<br />
bezeichnete die <strong>AWO</strong>-Gründerin als herausragende<br />
und mutige Politikerin der<br />
deutschen Parlamentsgeschichte.<br />
Marie Juchacz –<br />
Leben und Werk<br />
Zum 125. Geburtstag der <strong>AWO</strong>-Gründerin<br />
hat der Verlag des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes<br />
die Biographie „Marie Juchacz<br />
– Leben und Werk“ von 1979 neu<br />
herausgebracht. Für 7,49 Euro (zzgl.<br />
Versand) schriftlich zu bestellen bei:<br />
<strong>AWO</strong> Bundesverband<br />
Verlag & Vertrieb<br />
Postfach 41 01 63, 53023 Bonn,<br />
Fax: 02 28 / 66 85 -209,<br />
E-Mail: verlag@awobu.awo.org.
08_11 Titel 26.04.2004 10:52 Uhr Seite 8<br />
8 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
T ITEL<br />
Neue Vergabepraxis der Bundesagentur für Arbeit<br />
Große Lose,<br />
kleine Preise<br />
Die Bundesregierung hat sich bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit<br />
viel vorgenommen. „Hartz“, so heißt das Zauberwort. Die<br />
gleichnamige Kommission, benannt nach ihrem Vorsitzenden, dem<br />
VW-Personalchef Peter Hartz, machte Vorschläge und die fielen bei<br />
der Regierung auf Gefallen. Und so benannte man auch gleich die<br />
entsprechenden Gesetze, die alles ändern sollten, danach: „Hartz<br />
I“, „Hartz II“, „Hartz III“ und „Hartz IV“. Und noch was sollte sich ändern,<br />
ein Name: Die Bundesanstalt für Arbeit, im Volksmund: das Arbeitsamt,<br />
wurde am 1. Januar 2004 zur modernen Bundesagentur<br />
für Arbeit. Und mit dem modernen Namen, sollten auch moderne<br />
Methoden Einzug halten. Dass diese aber nicht immer besser sein<br />
müssen als die alten, zeigt sich bei den Angeboten für Arbeitslose,<br />
bei Qualifizierungs- und Trainingsmaßnahmen.<br />
Modern heißt heute wirtschaftlich,<br />
effizient, Kosten bewusst. Die<br />
Gesetze der Marktwirtschaft<br />
wurden erkannt und das System danach<br />
ausgerichtet. Das ist so bei der Gesundheitsreform<br />
und das ist so bei der Arbeitsvermittlung.<br />
Der Preis regiert, die Qualität<br />
ist zweitrangig. Billigdiscounter Aldi statt<br />
Feinkost Käfer – ob das Ergebnis immer<br />
mundet sei dahingestellt. Und so haben<br />
die Einrichtungen und Dienste der Arbeiterwohlfahrt<br />
im Bereich der Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für Arbeitslose gerade<br />
ziemlich schwer zu kauen und die ersten<br />
Erfahrungen mit der neuen Bundesagentur<br />
für Arbeit stoßen übel auf.<br />
Stark vertreten ist die <strong>AWO</strong> bei der Jugendberufshilfe<br />
(220 Einrichtungen mit<br />
30.000 TeilnehmerInnen und 2.000 MitarbeiterInnen).<br />
Also wenn es darum geht Jugendlichen<br />
ohne oder mit schlechtem<br />
Schulabschluss eine Chance für den Arbeitsmarkt<br />
zu geben. Dort lernen sie sich<br />
an einen regelmäßigen Arbeitstag zu gewöhnen,<br />
üben Vorstellungsgespräche, verbesseren<br />
sich sprachlich oder im Rechnen<br />
– kurz: sie lernen das, was jemand, der Arbeit<br />
sucht, einfach können muss, um überhaupt<br />
eine Chance zu haben. Die Vermittlungsquoten<br />
waren danach in der Regel<br />
recht gut, viele Jugendliche fanden eine<br />
Ausbildungs- oder Arbeitsstelle. Bezahlt<br />
werden – oder wurden – diese Maßnahmen<br />
vom Arbeitsamt.<br />
Problem 1: Preisdiktat<br />
Die Bundesagentur für Arbeit macht das<br />
ganz anders. Schließlich kosten diese Maßnahmen<br />
Geld. Und da könnte es ja sein,<br />
dass es jemanden gibt, der diese billiger<br />
anbietet. Somit gibt es jetzt landesweite,<br />
von Nürnberg gesteuerte Ausschreibungen.<br />
Die Einrichtungs-Träger solcher Maßnahmen<br />
können sich darauf bewerben. Allein<br />
dieser verstärkte Konkurrenzdruck, so hofft<br />
die Agentur entsprechend den Gesetzen<br />
der Marktwirtschaft, drückt auch die Preise.<br />
Problem 2: Große „Lose“<br />
Und nach dem kleinen Einmaleins der<br />
Marktwirtschaft, wird etwas umso billiger,<br />
je mehr ich davon kaufe. Also werden<br />
nicht mehr Maßnahmen für 15 oder 20<br />
TeilnehmerInnen bezahlt, sondern es werden<br />
so genannte „Lose“ ausgeschrieben,<br />
die Maßnahmen für 10.000 bis 15.000<br />
TeilnehmerInnen umfassen. Und hier beginnt<br />
das Problem der <strong>AWO</strong>.<br />
Waren es bisher vornehmlich Einrichtungen<br />
von Kreisverbänden, die Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für vielleicht 100 TeilnehmerInnen<br />
angeboten haben, so sprengen<br />
15.000 deren Kapazität völlig. Zumal<br />
die Lose auch kaum regional begrenzt<br />
sind, sondern in der Regel eine ganze Region<br />
mit mehreren Städten umfassen. Ein<br />
<strong>AWO</strong>-Kreisverband braucht sich auf so ein<br />
Los überhaupt nicht mehr zu bewerben, zumal<br />
er auch preislich mit den Großen der<br />
Branche gar nicht mithalten kann. Die<br />
Großen, das sind private Anbieter, die die<br />
Preise drücken, indem sie ihre eigenen MitarbeiterInnen<br />
schlechter bezahlen und ihre<br />
Strukturen in der jeweiligen Region teilweise<br />
erst dann aufbauen, wenn sie den Zuschlag<br />
für ein Los bekommen haben.<br />
Problem 3: Qualität<br />
spielt keine Rolle<br />
Auch spielt – und das wurde bei der<br />
ersten Ausschreibungsrund der Bundesagentur<br />
für Arbeit für Trainingsmaßnah-
08_11 Titel 26.04.2004 10:52 Uhr Seite 9<br />
men deutlich – die Qualität der Maßnahme<br />
offensichtlich keine Rolle. Hatten die<br />
MitarbeiterInnen der <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />
über die Jahre entstandene gute Kontakte<br />
zu örtlichen Betrieben, in die sie die TeilnehmerInnen<br />
vermittelt haben, so zählt<br />
das heute genauso wenig, wie die Lern-Inhalte<br />
der Qualifizierungsmaßnahmen.<br />
Kommentiert<br />
Der Zauberstab der freien Marktwirtschaft<br />
hat die Bundesanstalt für Arbeit berührt –<br />
und Hoffnungen auf Wunder geweckt!<br />
„Wunder gibt es immer wieder, heute oder<br />
morgen…“ – wir müssen nur darauf hoffen.<br />
Die Melodie des Katja Ebstein-Hits klingt<br />
in den Ohren, <strong>beim</strong> Blick auf den Umstrukturierungsprozess<br />
der ehrwürdigen Bundesanstalt<br />
für Arbeit in die moderne Bundesagentur<br />
für Arbeit. Was da nicht alles aufgeboten<br />
wird, um die Behörde in ein gut funktionierendes<br />
Wirtschaftsunternehmen zu überführen:<br />
Neue Begriffe wie „Agenturen“ oder<br />
„Regionaldirektionen“, verkleinerte Vorstände,<br />
gestärkte Verwaltungsräte, „effizienter<br />
Marktausgleich“, zentrale Ausschreibungen<br />
- ja, genau: Zentralisierung, Bildung von Losen,<br />
Standardisierung von Produkten, Vereinheitlichung<br />
von Leistungen, um über zentrale<br />
Steuerungsmechanismen die marktwirtschaftlichen<br />
Waffen Wettbewerb und Konkurrenz<br />
einzusetzen.<br />
Der Preis als Ausscheidungskriterium<br />
hält Hof – aber bitte: das effektivste Angebot<br />
Um sich überhaupt für die großen Lose<br />
bewerben zu können haben sich die<br />
<strong>AWO</strong>-Träger in einer Region schon zusammen<br />
geschlossen. Nachdem allein die<br />
<strong>AWO</strong>-Einrichtungen oft selbst dann noch<br />
zu klein sind, hat man sich sogar mit bisherigen<br />
Konkurrenten zusammengetan.<br />
Problem 4:<br />
Ein Gerichtsurteil<br />
Und schließlich droht den freien gemeinnützigen<br />
<strong>AWO</strong>-Trägern noch weiteres Ungemach.<br />
So hat ein privater Anbieter gerichtlich<br />
geklagt, der sich im Wettbewerb mit öffentlichen<br />
Einrichtungen (kommunale Träger)<br />
benachteiligt sieht. Schließlich seien<br />
die öffentlichen Einrichtungen aus Steuern<br />
finanziert, was den freien Wettbewerb verzerre.<br />
Das Oberlandesgericht Düsseldorf<br />
gab dem Kläger Recht. Und was für öffentliche<br />
Einrichtungen gilt, gelte schließlich<br />
auch für freie gemeinnützige Träger wie die<br />
<strong>AWO</strong>, meint die Bundesagentur für Arbeit.<br />
Diesem Dilemma entkommen die <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />
nur, wenn sie aus der verbandlichen<br />
Struktur ausgegliedert und in selbstständige<br />
Gesellschaften überführt werden –<br />
was mancherorts auch schon geschehen ist.<br />
Dieter Eckert, Fachbereichsleiter <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />
Freie Bahn der Marktwirtschaft!?<br />
hat auch das preisgünstigste zu sein.<br />
So weit so gut – oder doch nicht? Zweifel<br />
kommen auf nach dem ersten bundesweiten<br />
Praxistest. Es läuft nicht so rund wie erhofft.<br />
Begriffe wie Dumping-Anbieter, erste Konkurse<br />
großer privater Bildungsträger, Zerschlagung<br />
der gewachsenen Trägerstrukturen<br />
auf kommunaler Ebene, Preiskriege oder<br />
Klagen gegen die Bundesagentur machen<br />
die Runde. Die bundesrepublikanische Landschaft<br />
der arbeitsmarktpolitischen Träger<br />
wird gespalten in private und freigemeinnützige.<br />
Es kommt Schwung rein: Bietergemeinschaften<br />
– bisher als ARGE eher aus dem<br />
Hoch-/Tiefbau bekannt – gelten als Hoffnungsschimmer<br />
und zugleich Abwehrfront,<br />
um im Kampf um Aufträge gegenüber der<br />
Bundesagentur überhaupt mitmischen zu<br />
können. Wo sind noch die Arbeitslosen, die<br />
benachteiligten jungen Menschen, jene, die<br />
eigentlich im Mittelpunkt aller Bemühungen<br />
um Senkung der Arbeitslosigkeit stehen sollten?<br />
Wo ist die Einbindung der Erfahrungen<br />
T ITEL<br />
Erste Konsequenzen<br />
Doch so modern die Bundesagentur arbeitet,<br />
so lernfähig gibt sie sich auch und hat bereits<br />
erste Konsequenzen angekündigt. Um die<br />
Chancen frei gemeinnütziger Träger zu gewährleisten<br />
und langjährige und gewachsene<br />
Partnerstrukturen mit der Wirtschaft zu erhalten,<br />
hat sie die neuen Ausschreibungen<br />
(für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen)<br />
nun gesplittet. Entsprechend ihrer bestehenden<br />
Marktanteile gibt es nun eigene<br />
Ausschreibungen für private und freie gemeinnützige<br />
Anbieter. Außerdem werden die<br />
Losgrößen verkleinert. Und auch die Qualität<br />
soll künftig eine größere Rolle spielen, nämlich<br />
zu 60 Prozent – 40 Prozent Gewichtung<br />
fallen weiterhin dem Preis zu. Welche Lernprozesse<br />
die Bundesagentur noch machen<br />
wird, weiß momentan niemand. Und hinter<br />
vielem seht nach wie vor ein großes Fragezeichen<br />
– sprich: Klärungsbedarf. Zu hoffen<br />
ist nur, dass die Fragen möglichst zügig beantwortet<br />
werden. Denn fest steht: Sind<br />
<strong>AWO</strong>-Einrichtungen erst mal von der Landkarte<br />
verschwunden und damit die qualifizierten<br />
MitarbeiterInnen mit ihren guten Kontakten<br />
zu den Unternehmen, dann ist damit<br />
keinem Arbeitslosen geholfen.<br />
Jürgen Fergg/Dieter Eckert<br />
vieler bisheriger Arbeitsmarktakteure geblieben?<br />
Ist Qualität noch drin, wenn sie auf<br />
dem Antrag steht? Die Menschen und die<br />
Träger der Arbeitsmarktpolitik sind zum<br />
Spielball der marktwirtschaftlichen Experimente<br />
der Bundesagentur für Arbeit geworden<br />
– mit ungewissem Ausgang.<br />
Aber in jedem Chaos keimt auch Hoffnung.<br />
Bundesagentur und Politik sind gesprächsbereit,<br />
suchen den Schulterschluss,<br />
versichern, aus Erfahrung klug werden zu<br />
wollen.<br />
Und trotzdem: Der Veränderungsprozess<br />
ist unumkehrbar. Freie soziale Träger<br />
arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen werden<br />
sich dem marktwirtschaftlichen Öffnungsprozess<br />
nicht entziehen können; sie wollen es<br />
auch nicht, da sie Leistung und Qualität zu<br />
liefern in der Lage sind und bei fairen Wettbewerbsbedingungen<br />
auch die private Konkurrenz<br />
nicht zu fürchten brauchen.<br />
Wir alle sind an zeitgemäßen und zukunftsweisenden<br />
Lösungen zum nachhaltigen<br />
Abbau von Arbeitslosigkeit interessiert.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 9
08_11 Titel 26.04.2004 10:52 Uhr Seite 10<br />
T ITEL<br />
Berufliche Qualifizierung und Fortbildung in der Krise<br />
„Jede Menge Unsicherheit“<br />
Anne Kost-Ateser wusste, dass alles anders<br />
sein würde, als sie im Herbst<br />
2003 die Leistungsbeschreibung zu den<br />
Ausschreibungen für berufliche Trainingsmaßnahmen<br />
las, die die Bundesagentur für<br />
Arbeit den Trägern beruflicher Bildung hatte<br />
zukommen lassen. Die stellvertretende Geschäftsführerin<br />
des <strong>AWO</strong> Unterbezirks<br />
Hamm-Warendorf leitet auch die Abteilung<br />
Berufliche Bildung, Beratung und Betreuung<br />
im Unterbezirk. Sie kennt sich aus im Bildungsgeschäft.<br />
Doch diesmal war alles<br />
neu: Nicht nur, dass die Maßnahmen früher<br />
überwiegend ohne Ausschreibung vergeben<br />
worden waren. Viel bedeutsamer war<br />
die Tatsache, dass die regionale Größe der<br />
Ausschreibungslose die Einzugsgebiete der<br />
Unterbezirke überschritten.<br />
„Es ging um 14 Einzelmaßnahmen, die<br />
in Hamm und Ahlen, aber auch im Unterbezirk<br />
Unna und im Unterbezirk Münster stattfinden<br />
sollten“, erinnert sich Anne Kost-Ateser.<br />
Sie machte in dieser Situation das einzig<br />
Sinnvolle und suchte den Kontakt zu den<br />
KollegInnen in Unna und Münster. In Absprache<br />
legte der Unterbezirk Hamm-Warendorf<br />
ein gemeinsames Angebot vor. Das<br />
Angebot überzeugte die Agentur für Arbeit.<br />
Die lose Kooperation aus drei Unterbezirken<br />
setzte sich in der Ausschreibung durch.<br />
„Ausschreibungen wie diese sind nach<br />
Aussagen von Juristen europarechtlich nicht<br />
notwendig“, sagt Hans Wacha, stellvertretender<br />
Abteilungsleiter für Jugend und Familie<br />
<strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Bezirk Westliches Westfalen,<br />
„aber die Bundesagentur für Arbeit versucht<br />
auf diese Weise die Kosten zu senken. Zuerst<br />
kommt der Preis, dann die Qualität. Ob<br />
10 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
das auf Dauer sinnvoll ist, muss sich erst<br />
noch zeigen.“<br />
Wacha hat beobachtet, dass bundesweit<br />
operierende private Anbieter von<br />
Maßnahmen beruflicher Bildung immer<br />
wieder nach dem gleichen Schema vorgehen.<br />
Sie machen ein Angebot, das preislich<br />
weit unter denen der Mitbewerber liegt. Die<br />
notwendigen Strukturen werden häufig<br />
aber erst dann geschaffen, wenn der Auftrag<br />
sicher ist.<br />
Das hat Gerhard Lützenbürger in Hagen<br />
bereits erlebt. Nachdem ein großer Anbieter<br />
den Auftrag erhalten hatte, klopfte er<br />
<strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Unterbezirk Hagen-Märkischer<br />
Kreis an. „Die wollten, dass wir für sie die<br />
Arbeit erledigen, und zwar für einen Preis<br />
jenseits von gut und böse.“ Lützenbürger,<br />
der den Bereich Bildung-Beruf-Integration in<br />
Hagen leitet, glaubt, dass die Ausschreibungspolitik<br />
der Agentur für Arbeit die gewachsenen<br />
Strukturen vor Ort zerstört. „Die<br />
kleinen und mittleren Anbieter – zu denen<br />
Fotos: dobeq GmbH<br />
die <strong>AWO</strong> gehört – kennen den lokalen<br />
Markt genau“, sagt der Vorsitzende des<br />
<strong>AWO</strong>-Bezirks Westliches Westfalen, Bodo<br />
Champignon. „Sie wissen, wo Praktikumplätze<br />
oder sogar Arbeitsstellen frei sind.<br />
Sie haben ein soziales Netzwerk aufgebaut,<br />
das Teilnehmer mit privaten Problemen<br />
auffängt, die den Erfolg der Ausbildung<br />
in Frage stellen.“ Diese gewachsenen<br />
und bewährten Strukturen seien gefährdet,<br />
wenn billige, bundesweit tätige Anbieter<br />
den Zuschlag erhalten. „Die Folgen müssen<br />
wahrscheinlich wieder die Schwächsten<br />
ausbaden: die Arbeitssuchenden, deren<br />
Qualifizierung für den Arbeitsmarkt an<br />
Qualität verliert.“ Die Interessen dieser Zielgruppe<br />
aber werde die Arbeiterwohlfahrt<br />
weiterhin mit Nachdruck vertreten. Deshalb<br />
ziehe sich die <strong>AWO</strong> nicht aus diesem Geschäft<br />
zurück. „Alles hat seinen Preis – auch<br />
gute berufliche Bildung.“<br />
Gerhard Lützenbürger befürchtet, dass<br />
es keinen Weg zurück gibt. „Letztlich reagiert<br />
die Agentur für Arbeit nur auf europäische<br />
Vorgaben und die Sparzwänge, die<br />
durch die Politik vorgegeben werden.“ Er<br />
selbst knüpft wie seine Kollegin Anne Kost-<br />
Ateser neue Netzwerke – mit anderen<br />
<strong>AWO</strong> Unterbezirken, aber auch mit Trägern<br />
aus anderen Wohlfahrtsverbänden –<br />
weil er weiß, dass das Verhalten der Agentur<br />
für Arbeit nur einen Trend ankündigt. Bei<br />
ihm auf dem Schreibtisch liegen Ausschreibungsunterlagen<br />
für Projekte, in dem es um<br />
Betreutes Wohnen für Behinderte und Suchtkranke<br />
geht.<br />
Die Umstellung auf die Ausschreibungspraxis<br />
ist ein „Paradigmenwechsel“, findet<br />
Hans Wacha, „wir gehen weg von den sozialen<br />
Motiven. Die wirtschaftlichen Erwägungen<br />
werden in Zukunft<br />
überwiegen.“<br />
Um für alles gewappnet<br />
zu sein, bestehen im <strong>AWO</strong><br />
Bezirk Westliches Westfalen<br />
konkrete Überlegungen, eine<br />
gewerbliche Gesellschaft zu<br />
gründen, an der möglichst<br />
viele Unterbezirke beteiligt<br />
sind. „Wir halten die gegenwärtigeAusschreibungspraxis<br />
für ungesetzlich“, betont<br />
der Geschäftsführer des<br />
<strong>AWO</strong> Unterbezirks Dortmund,<br />
Andreas Gora, „aber<br />
wir mussten eine pragmatische Lösung finden,<br />
bis die Gerichte endgültig entschieden<br />
haben – und das kann lange dauern.“<br />
Die neue, wahrscheinlich <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong><br />
Unterbezirk Dortmund angesiedelte GmbH<br />
würde zwei Vorteile bieten. Zum einen<br />
könnten auf diese Weise die Angebote zentral<br />
eingereicht werden. Zum anderen könn-
08_11 Titel 26.04.2004 10:52 Uhr Seite 11<br />
te keines der großen privaten Unternehmen<br />
der beruflichen Bildung mehr gegen vermeintliche<br />
Vorteile des gemeinnützigen Mitbewerbers<br />
<strong>AWO</strong> protestieren.<br />
Auch mit dieser Lösung bleibt die gegenwärtige<br />
Situation noch unübersichtlich<br />
genug, meint Anne Kost-Ateser: „Die Umstellung,<br />
die die Bundesagentur in den letzten<br />
Monaten mit ihrem Ausschreibungsmodell<br />
vollzogen hat, führt zu jeder Menge<br />
Verfahrensfragen und Verfahrensunsicherheiten.“<br />
Interview<br />
Welche Auswirkungen hat die neue Vergabepraxis<br />
von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
der Bundesagentur<br />
für Arbeit für die lokalen <strong>AWO</strong>-Träger?<br />
<strong>AWO</strong>magazin sprach mit dem Geschäftsführer<br />
des Unterbezirks Dortmund, Andreas<br />
Gora. Er schlägt ein neues kommunales<br />
Beschäftigungsprogramm vor.<br />
<strong>AWO</strong>magazin: Der ISB e.V., der Zusammenschluss<br />
der lokalen Beschäftigungs-<br />
und Qualifizierungsgesellschaften<br />
in Dortmund, beklagt eine Benachteiligung<br />
der lokalen Träger. Warum?<br />
Andreas Gora: Die Bundesagentur für<br />
Arbeit hat bei den abgeschlossenen landesweiten<br />
Ausschreibungen von Trainings- und<br />
Eingliederungsmaßnahmen die Lose so zugeschnitten,<br />
dass zum Teil mehrere tausend<br />
Teilnehmerplätze an unterschiedlichen Standorten<br />
wie Dortmund, Witten, Hagen, Unna<br />
und Hamm zusammengefasst wurden.<br />
Das bedeutete den faktischen Ausschluss<br />
kleinerer Träger. Auch in Dortmund kamen<br />
überregionale Träger zum Zug, die bisher<br />
in unserer Stadt nicht tätig waren.<br />
<strong>AWO</strong>magazin: Sie befürchten nicht nur<br />
Nachteile für die lokalen Träger wie das<br />
<strong>AWO</strong>-Tochterunternehmen dobeq, sondern<br />
warnen auch vor einer schlechteren Qualität<br />
bei den Eingliederungsmaßnahmen.<br />
Andreas Gora: Da lassen sich eine<br />
ganze Menge Gründe nennen. Den überregional<br />
tätigen Anbietern fehlen Ortskenntnis,<br />
Kontakte zu ortsansässigen Unternehmen<br />
und die regionale Verankerung.<br />
Wie problematisch es ist, den Wettbewerb<br />
auf einige wenige Unternehmen<br />
einzuschränken, zeigt die Insolvenz des<br />
großen niederländischen Anbieters von<br />
Personal Service Agenturen Maatwerk. Al-<br />
Die Ausschreibung, die sie zur Zeit umsetzt,<br />
umfasste in ihrer Leistungsbeschreibung<br />
etwa 45 Seiten, die „wortwörtlich“<br />
analysiert werden mussten. Im Rahmen der<br />
Abwicklung des Bewerbungsverfahrens<br />
sind grundsätzlich Fragen an die Vergabestelle<br />
möglich. Die in diesem Zusammenhang<br />
gestellten Fragen aller Bewerber und<br />
die Antworten der Vergabestelle beliefen<br />
sich auf 80 Seiten: ein enorm hoher<br />
Klärungsbedarf auf Seiten aller Beteiligten.<br />
Gerhard Lützenbürger bleibt nur die Hoff-<br />
lein in Dortmund sind acht von zehn Personal<br />
Service Agenturen mit mehreren<br />
hundert<br />
Mitarbeitern<br />
davon<br />
betroffen.<br />
Das entwickelteinengewaltigenAbwärtssog:<br />
Das Vertrauen<br />
der<br />
Bevölkerung<br />
in die<br />
Wirksamkeit der Arbeitsmarktreformen<br />
wurde nachhaltig geschwächt.<br />
<strong>AWO</strong>magazin: Was können die lokalen<br />
Träger besser als die überregionale<br />
Konkurrenz?<br />
Andreas Gora: Arbeitslosigkeit ist nicht<br />
nur ein individuelles Problem, sondern gefährdet<br />
auch den sozialen Zusammenhalt<br />
und das soziale Erscheinungsbild der<br />
Stadt und stellt damit letztlich den Wirtschaftsstandort<br />
in Frage.<br />
Wenn man aber auf städtischer Ebene<br />
reagieren will, muss man die besonderen<br />
Verhältnisse in der Stadt kennen. Man muss<br />
wissen, wo es brennt, und dann Verbesserungsvorschläge<br />
machen. Wer will das machen,<br />
wenn nicht die Sozialarbeiter, die<br />
schon seit Jahrzehnten vor Ort tätig sind?<br />
<strong>AWO</strong>magazin: Haben Sie schon konkrete<br />
Vorschläge entwickelt?<br />
Andreas Gora: Wir haben ein Angebot<br />
für Senioren entwickelt. Die Hilfe soll im<br />
vorpflegerischen Bereich stattfinden. Noch<br />
werden vier von fünf Senioren im Alltag<br />
von ihren Angehörigen unterstützt, doch<br />
T ITEL<br />
nung, dass die Agentur für Arbeit ihre Gestaltungsspielräume<br />
nutzt: „Die müssen Wege<br />
finden, dass alles unkomplizierter und<br />
weniger fehleranfällig zu organisieren.“<br />
Karl-Martin Flüter<br />
Anz.<br />
Telemail<br />
45x25 mm<br />
mit Andreas Gora, <strong>AWO</strong>-Unterbezirk Dortmund<br />
Bundesagentur schließt lokale Träger aus<br />
die Familienstrukturen lösen sich auf. Deshalb<br />
wird sich schon bald im Bereich von<br />
Hauswirtschaft und sozialen Kontakt ein<br />
Bedarf entwickeln, der durch die Pflegeversicherung<br />
und die Sozialhilfe nicht abgedeckt<br />
wird.<br />
<strong>AWO</strong>magazin: Wer soll das machen?<br />
Andreas Gora: Die <strong>AWO</strong> schlägt ein<br />
niedrigschwelliges Hilfsangebot vor, das<br />
von ehemaligen Arbeitslosen durchgeführt<br />
wird, die für diese Aufgaben qualifiziert<br />
werden. Die Qualifizierung müsste im Rahmen<br />
eines kommunalen Beschäftigungsprogramms<br />
stattfinden. Die Vorteile würden<br />
auf allen Seiten liegen: Es würden<br />
neue Jobs für gering qualifizierte Kräfte<br />
geschaffen, es gäbe ein bedarfsgerechtes<br />
Leistungsangebot für ältere Dortmunder<br />
Bürger und die Fallzahlen neuer Pflegebedürftigkeit<br />
würden zurückgehen, weil die<br />
früh einsetzenden Hilfeleistungen vorbeugend<br />
wirken können.<br />
<strong>AWO</strong>magazin: Sie beklagen, dass die<br />
Gruppe der schwer Vermittelbaren aus<br />
dem Blickfeld der Agentur für Arbeit gerät<br />
Warum?<br />
Andreas Gora: Zu den Verlierern der bisherigen<br />
Hartz-Reformen gehören vor allem<br />
Langzeitarbeitslose und weitere, als nicht<br />
arbeitsmarktnah eingestufte Zielgruppen.<br />
Die Bundesagentur für Arbeit strebt jetzt vor<br />
allem das Ziel einer schnellen Arbeitsmarktintegration<br />
von Arbeitslosen an. Die<br />
schwer vermittelbaren Problemgruppen fallen<br />
deshalb weitgehend aus der Förderung<br />
der Bundesagentur. Das belegt die überproportional<br />
gestiegene Zahl der Langzeitarbeitslosen<br />
im Agenturbezirk Dortmund. (flü)<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung<br />
von „<strong>AWO</strong>-Profil“ der <strong>AWO</strong> Dortmund.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 11
12_14 Schwerpunkt 27.04.2004 15:32 Uhr Seite 12<br />
K<br />
SCHWERPUNKT<br />
ongresse, insbesondere diejenigen,<br />
bei denen es um Strategien geht, haben<br />
die Eigenart ziemlich theoretisch zu<br />
wirken. Und so waren auch Theorien <strong>beim</strong><br />
2. <strong>AWO</strong>-Kongress durchaus gefragt. Doch<br />
viel interessanter waren die vielen Beispiele<br />
aus der Praxis und ganz konkrete Zukunftsperspektiven.<br />
Wohin bewegt sich dieser geschichtsträchtige<br />
Verband? Wird es gelingen<br />
künftig ein starker Mitgliederverband zu<br />
bleiben und noch stärker zu werden? Die<br />
Formel ist vergleichsweise einfach: Je<br />
mehr Mitglieder, desto mehr politischer<br />
Einfluss. Doch wie kann die <strong>AWO</strong> – in Zeiten<br />
allgemeinen Mitgliederschwundes in<br />
Vereinen und Parteien – neue Mitglieder<br />
gewinnen? Und wird es andererseits gelingen<br />
in dem immer rauer werdenden wirtschaftlichen<br />
Wettbewerb zu bestehen, ob<br />
im Bereich der Altenpflege, der Jugendberufshilfe<br />
(siehe Titel, S. 8-11) oder der Kindertagesstätten?<br />
„Lösungswege sind nicht immer ganz<br />
einfach, vor allem in einem Verband mit<br />
föderalen Strukturen. Da will niemand was<br />
verlieren“, weist der stellvertretende<br />
<strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzende und Vorsitzende<br />
der Arbeitsgruppe Verbandsentwicklung,<br />
Wilhelm Schmidt, auf die Schwierigkeiten<br />
hin. Wichtig sei, dass sich der Verband<br />
jetzt auf den Weg mache und Veränderungsprozesse<br />
einleite, so lange er noch<br />
selbst entscheiden kann und noch nicht<br />
von der veränderten Realität überrollt<br />
wird. Und die <strong>AWO</strong> tue gut daran, sich<br />
zur Entscheidungsfindung auch des Sachverstands<br />
von außen zu bedienen.<br />
Das Mitglied steht<br />
im Mittelpunkt<br />
Und der kam zu dem Kongress zahlreich.<br />
So stellte Stefan Weßling ein Beispiel<br />
für einen florierenden Mitgliederverband<br />
vor. Er ist Geschäftsführer im ADAC<br />
für Zentrale Dienste und Stäbe. 14,8 Millionen<br />
Menschen sind Mitglied im ADAC –<br />
Tendenz steigend. Ebenso wie die <strong>AWO</strong><br />
ist der ADAC föderal aufgebaut, allerdings<br />
mit zentralem Marketing und Mitgliederwerbung.<br />
„Das Mitglied steht bei<br />
all unseren Überlegungen im Mittelpunkt“,<br />
erklärte Weßling das ADAC-Programm<br />
zur Wachstumssteigerung. Alle neuen Geschäftsfelder<br />
werden am Mitglied ausgerichtet.<br />
„Und wird ein Produkt nicht angenommen,<br />
dann hören wir es wieder auf“,<br />
so Weßling.<br />
Einen klaren Trennstrich zwischen Verein<br />
und Unternehmen hat der Malteser<br />
12 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
Herausforderungen an das „Vereins-Unternehmen“<br />
Verband im Wandel<br />
„Die Arbeiterwohlfahrt (<strong>AWO</strong>) gehört zu den sechs Spitzenverbänden<br />
der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland“ – klingt einfach,<br />
ist es aber nicht. Denn die Herausforderungen, denen die<br />
Freie Wohlfahrtspflege – und damit die <strong>AWO</strong> – heute gegenüber<br />
steht, sind hoch kompliziert und erfordern Veränderungen. So ist<br />
die <strong>AWO</strong> einerseits ein Mitgliederverband (ein Verein mit engagierten<br />
Menschen) andererseits professioneller Dienstleister (ein<br />
Unternehmen, das sich in einem immer rauer werdenden Wettbewerb<br />
behaupten muss). Passt das zusammen? „Jein“, so die wenig<br />
eindeutige Antwort. Doch wie können Mitgliederverband und Unternehmen<br />
in Zukunft überleben und erfolgreich entwickelt werden?<br />
Damit hat sich der 2. <strong>AWO</strong>-Kongress für Verbands- und Unternehmensmanagement<br />
unter der Überschrift „Verbandsentwicklung<br />
braucht Strategie“ beschäftigt.<br />
Hilfsdienst (MHD) mit seiner „Strukturreform<br />
Malteser 2000“ vollzogen. Die<br />
Dienstleistungen, so beschrieb der geschäftsführende<br />
MHD-Vorstand, Reinhard<br />
Eckert, wurde komplett vom Verein abgekoppelt<br />
in gemeinnützige Gesellschaften<br />
(gGmbH). Dabei wurde vor allem bei der<br />
Verwaltung stark gebündelt, was Kosten<br />
deutlich senkte. Allerdings: „Verein und<br />
gGmbH entwickeln sich zu stark auseinander“,<br />
so Eckert.<br />
Und die <strong>AWO</strong>? Rund ein Viertel der<br />
140.000 Beschäftigen sind schon nicht<br />
mehr Angestellte des Vereins <strong>AWO</strong>, sondern<br />
von ausgegliederten gGmbHs – und<br />
Alter<br />
(Fortsetzung S. 14)<br />
Ergebnisse der Mitgliederbefragung<br />
Die <strong>AWO</strong> in Zahlen<br />
Die Arbeiterwohlfahrt – der unbekannte<br />
Verband. Oder doch nicht? Wie viele<br />
kennen die <strong>AWO</strong> überhaupt? Wie alt<br />
sind die Mitglieder und was erwarten sie<br />
von der <strong>AWO</strong>? Sind die Angebote attraktiv<br />
und unter welchen Voraussetzungen<br />
würde jemand der <strong>AWO</strong> beitreten? Wer<br />
wusste das bisher schon? Niemand. Und<br />
doch sind solche Erkenntnisse wichtig, um<br />
den Verband für die Zukunft fit zu machen,<br />
sowohl was den Mitgliederverband
12_14 Schwerpunkt 27.04.2004 15:32 Uhr Seite 13<br />
Diskutierten über die Zukunft des Verbandes auf dem Podium (v.l.): Reinhard Eckert<br />
(MHD), Joachim Wendt-Köhler (<strong>AWO</strong> Schleswig-Holstein), Rainer Brückers (<strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer),<br />
Andreas Johnsen (<strong>AWO</strong> Mittelrhein), Jupp Legrand (IG Metall) und<br />
Hartmut Brocke (SPI).<br />
angeht, als auch mit Blick auf den Unternehmensbereich<br />
der <strong>AWO</strong>. Eine wissenschaftliche<br />
Befragung sollte Klarheit bringen. Jetzt<br />
liegen die Ergebnisse vor.<br />
3.980 Personen hat zwischen September<br />
und November vergangenen Jahres die<br />
forum GmbH (Mainz) im Auftrag der <strong>AWO</strong><br />
telefonisch befragt und zwar getrennt nach<br />
Mitgliedern, ehemaligen Mitgliedern, Funktionären,<br />
Hauptamtlichen der <strong>AWO</strong> sowie<br />
einer repräsentativen Stichprobe der Gesamtbevölkerung.<br />
Was wir schon immer vermuteten ist<br />
auch tatsächlich so: Die <strong>AWO</strong> ist ein alternder<br />
Verband, will heißen: Der Altersdurchschnitt<br />
der <strong>AWO</strong>-Mitglieder ist wesentlich<br />
Bekanntheit<br />
höher (63 Jahre) als der der Bevölkerung<br />
(45 Jahre). Knapp die Hälfte der Mitglieder<br />
(49%) sind 65 Jahre oder älter – lediglich<br />
3% sind unter 35 Jahre alt. Das Bildungsniveau<br />
der <strong>AWO</strong>-Mitglieder ist deutlich niedriger<br />
als in der Bevölkerung. Personen mit<br />
Hauptschulabschluss sind mit 51% die größte<br />
Gruppe und wesentlich stärker vertreten<br />
als in der Bevölkerung (22 %).<br />
Will man etwas über seine Potenziale<br />
erfahren, muss man zunächst mal wissen,<br />
wie bekannt man ist. 16 % der Befragten<br />
kennen die <strong>AWO</strong> überhaupt nicht. Und nur<br />
12 % erinnern die <strong>AWO</strong> aktiv, können also<br />
auf die Bitte: „Nennen Sie Verbände, die sozial<br />
tätig sind“, selbstständig die <strong>AWO</strong> be-<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Anzeige<br />
Connext
12_14 Schwerpunkt 27.04.2004 15:32 Uhr Seite 14<br />
SCHWERPUNKT<br />
(Fortsetzung von S. 12)<br />
die Entwicklung schreitet rasant voran.<br />
So hat die <strong>AWO</strong> in Schleswig-Holstein<br />
vor kurzem seinen gesamten Unternehmensbereich<br />
in eigene Gesellschaften<br />
überführt (<strong>AWO</strong>magazin berichtete).<br />
Und so wird die <strong>AWO</strong> über kurz oder<br />
lang eine Doppelstruktur aufbauen: Einerseits<br />
den Mitgliederverband, andererseits<br />
der Unternehmensbereich.<br />
Denn eines war allen klar: Die<br />
<strong>AWO</strong> muss jetzt handeln. „Wir haben<br />
versäumt den Mitgliederverband zu<br />
entwickeln und haben im Unternehmensbereich<br />
nur auf Vorgaben von<br />
außen reagiert“, erklärte der Geschäftsführer<br />
des <strong>AWO</strong>-Bezirks Mittelrhein<br />
Andreas Johnsen. Eine einheitliche<br />
Strategie auf Bundesebene mahnte<br />
Bundesgeschäftsführer Rainer Brückers<br />
an. „Im Moment macht jeder, was ihm<br />
gerade einfällt“, so Brückers. Sowohl<br />
für den Unternehmens- wie für den Mitgliederbereich<br />
müssten klare und einheitliche<br />
Ziele formuliert werden.<br />
Denn: „Verbandsentwicklung braucht<br />
Strategie.“<br />
Jürgen Fergg<br />
Mitgliederzufriedenheit nach Alter<br />
Zufriedenheit nach parteipolitischer Neigung<br />
14 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
Image<br />
nennen (ungestützte Bekanntheit). Wird der<br />
Name „Arbeiterwohlfahrt“ den Befragten<br />
genannt, so kennen ihn immerhin 72% (gestützte<br />
Bekanntheit). Die <strong>AWO</strong> kommt damit<br />
auf einen Bekanntheitsgrad von 84% und<br />
nimmt im Reigen der Wohlfahrtsverbände<br />
den vierten Platz ein.<br />
Und auch was das Image der <strong>AWO</strong> angeht,<br />
so haben sich bisherige Vermutungen<br />
durch die Befragung bestätigt: Die meisten,<br />
denen die <strong>AWO</strong> bekannt ist, verbinden mit<br />
ihr die Bereiche „Betreuung, Pflege oder Altenheime“<br />
(25 %), aber nur 7 % nennen<br />
„Dienstleistung, Beratung oder Information“.<br />
Ganz anders aber das Interesse an Angeboten.<br />
Am meisten interessiert sind die Befragten,<br />
denen die <strong>AWO</strong> bekannt ist, an<br />
Kindertagesstätten (80 von 100 Punkten),<br />
dicht gefolgt von Altenpflegeheimen (79<br />
Punkte) sowie Mutter-Kind-Kuren und Sozialstationen<br />
(beide 78). Das Image der <strong>AWO</strong><br />
ist aus Sicht der aktuellen Mitglieder vor allem<br />
durch die Faktoren „Zuverlässigkeit“<br />
(79 Punkte) und sozialpolitische Kompetenz<br />
(75 Punkte) geprägt. Dagegen erreicht die<br />
Aussage „Die <strong>AWO</strong> ist sehr einflussreich“ lediglich<br />
69 Punkte. Auch was die Anforderungen<br />
der Mitglieder an die <strong>AWO</strong> angeht,<br />
hat sich bisher Vermutetes bestätigt. Am häufigsten<br />
wird hier „Hilfe und Unterstützung“<br />
(26 %), „Betreuung und Pflege“ (25 %), „(soziales)<br />
Engagement und Einsatz (24 %) sowie<br />
„Gemeinschaft- und Kontaktmöglichkeiten“<br />
(20 %) genannt.<br />
Zufrieden kann die <strong>AWO</strong> mit der Zufriedenheit<br />
ihrer Mitglieder sein. Auf einer Skala<br />
von Null bis 100 geben die Mitglieder<br />
der <strong>AWO</strong> immerhin 76 Punkte – ein vergleichsweise<br />
hoher Wert. Am zufriedensten<br />
mit der <strong>AWO</strong> sind dabei die Gruppe der<br />
über 75-Jährigen (81 Punkte) sowie – und<br />
das erstaunt – der unter 24-Jährigen (77<br />
Punkte). Ebenso erstaunlich: Die zufriedensten<br />
Mitglieder tendieren parteipolitisch zur<br />
CSU (85 Punkte) und zur CDU (81 Punkte).<br />
Jene, die zur SPD tendieren, sind sogar unterdurchschnittlich<br />
mit der <strong>AWO</strong> zufrieden<br />
(75 Punkte). Unter welchen Bedingungen<br />
würde jemand denn Mitglied der <strong>AWO</strong><br />
werden? Häufigste Antwort: „Weil ich – derzeit<br />
oder auch später mal – ganz konkrete<br />
Angebote der <strong>AWO</strong> nutzen können möchte“.<br />
Immerhin 33 % sind unter keinen Bedingungen<br />
bereit <strong>AWO</strong>-Mitglied zu werden.<br />
Rein statistisch gesehen ist die Zielgruppe,<br />
die am ehesten für eine Mitgliedschaft zu<br />
gewinnen ist: weiblich, bis 34 Jahre, Hauptschulabschluss,<br />
angestellt, Brutto-Haushaltseinkommen<br />
bis 40.000 Euro, parteipolitische<br />
Neigung zur SPD, Mitglied in einer Gewerkschaft.<br />
(fer)<br />
Die Ergebnisse und Auswertungen der Mitgliederbefragung<br />
ist für <strong>AWO</strong>-Gliederungen als CD (Artikel-Nr.<br />
01034) zum Preis von 5 Euro <strong>beim</strong> Verlag des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes<br />
erhältlich (Bestellungen per E-Mail an verlag@awobu.awo.org<br />
oder per Fax 0228 / 66 85 - 209).<br />
Weitere Infos: Ludwig Pott (-235).
16_19 Aktuelles 23.04.2004 17:37 Uhr Seite 16<br />
Leute<br />
AKTUELLES<br />
Hans-Jürgen Marcus vom Deutschen Caritasverband ist<br />
neuer Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (NAK). Er<br />
löst den Vorsitzenden des <strong>AWO</strong>-Bezirksverbandes Niederrhein<br />
Paul Saatkamp ab, der für den <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />
vier Jahre lang NAK-Sprecher war. Traditionell wechseln<br />
sich die Wohlfahrtsverbände, die neben Fremd- und<br />
Selbsthilfeinitiativen Mitglieder der Armutskonferenz sind,<br />
bei der Federführung ab.<br />
kurz notiert<br />
Praxishandbuch Sozial Management<br />
Preis für innovative<br />
Sozialprojekte<br />
Bonn. Das „Praxishandbuch Sozial Management“ hat den<br />
„PRO Sozial“-Förderpreis ausgeschrieben. Gesucht werden<br />
innovative Sozialprojekte mit Engagement und Zukunftsperspektive.<br />
Das im Bonner Fachverlag für Schul- und Sozialmanagement<br />
erscheinende Werk hat dazu aufgerufen,<br />
jüngst initiierte Projekte aus allen Bereichen des Sozialmarkts<br />
zu nominieren, die diesem Profil entsprechen. Den<br />
Gewinnern winken Fördergelder in Höhe von insgesamt<br />
6.000 Euro. Einsendeschluss ist der 1. Juni. Anmeldeformulare<br />
können angefordert werden <strong>beim</strong> Fachverlag für Schulund<br />
Sozialmanagement, Andrea van Kessel, Theodor-Heuss-<br />
Str. 2-4, 53177 Bonn, Tel.: 02 28 / 82 05 74 12, Fax:<br />
02 28 / 35 93 58, E-Mail: avk@vnr.de, Internet (www.<br />
sozial-management.de).<br />
Deutsche Behindertenhilfe – Aktion Mensch<br />
Förderaktion<br />
5000 x Zukunft<br />
Bonn. Mit der Förderaktion „5000xZukunft“ stellt die Aktion<br />
Mensch für 5.000 Projekte der Kinder- und Jugendarbeit<br />
ein Jahr lang jeweils bis zu 5.000 Euro zur Verfügung.<br />
Weitere Informationen, Checklisten, Förderrichtlinien und<br />
Antragsformulare finden sich im Internet (www.5000x<br />
Zukunft.de) oder unter Tel.: 02 28 / 20 92 50 00.<br />
Programm liegt jetzt vor<br />
Deutscher<br />
Pflegekongress 2004<br />
Berlin. Mit Integrierter Versorgung, Qualitätssicherung,<br />
Disease Management Programmen, dem demographischen<br />
Wandel oder einer Reform der Pflegeversicherung wird sich<br />
der Deutsche Pflegekongress 2004 im Rahmen des Hauptstadtkongresses<br />
Medizin und Gesundheit vom 2. bis 4. Juni<br />
im ICC Berlin beschäftigen. Erstmals wird sich daran auch die<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege<br />
(BAGFW) beteiligen (<strong>AWO</strong>magazin berichtete). Jetzt liegt<br />
des ausführliche Programm vor. Es ist im Internet abrufbar<br />
(www.hauptstadtkongress.de) oder kann bestellt werden bei<br />
WISO S.E. Consulting, Tel.: 030/2 63 92 49 - 0, Fax: - 10.<br />
16 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
<strong>AWO</strong> und Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
Archiv wird übergeben<br />
Berlin. Was immer aus den verborgenen<br />
Archiven der <strong>AWO</strong> für die Nachwelt und<br />
die Forschung erhaltenswert erscheinen<br />
mag, darüber befinden nun auch die ArchivarInnen<br />
und ExpertInnen der Friedich-<br />
Ebert-Stiftung (FES). Große Archivbestände<br />
des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes wurden per<br />
Vertrag dem Archiv der sozialen Demokra-<br />
tie der FES übergeben. Dort werden nun<br />
die Akten und Dokumente aufgearbeitet,<br />
gewichtet und katalogisiert. Laut Vertrag<br />
bleibt die <strong>AWO</strong> weiter Inhaber der Bestände,<br />
hat also quasi noch „einen Daumen“<br />
drauf. Gemeinsam mit der FES wird sie entscheiden,<br />
welche Unterlagen der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht werden. (kd)<br />
Im Marie-Juchacz-Saal im Berliner Reichstagsgebäude unterzeichneten die geschäftsführenden<br />
Vorstandsmitglieder Rainer Brückers (<strong>AWO</strong>, links) und Roland Schmidt (FES) den Vertrag<br />
zur Übergabe des <strong>AWO</strong>-Archives. Über die Schulter schauen (stehend v.li.) der stellvertretende<br />
<strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender Wilhelm Schmidt, <strong>AWO</strong>-Bundesvrositzender Manfred<br />
Ragati und Dieter Dowe (Leiter des historischen Forschungszentrums der FES).<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Karikatur: Mester/CCC
16_19 Aktuelles 23.04.2004 17:37 Uhr Seite 17<br />
Nachbarschaft fördern<br />
Wettbewerb für die „soziale Stadt“<br />
Bonn. Zum dritten Mal lobt die <strong>AWO</strong> gemeinsam<br />
mit dem deutschen Städtetag<br />
(DST), dem Bundesverband deutscher<br />
Wohnungsunternehmen (GdW), der Schader-Stiftung,<br />
der Siedlungs-Aktiengesellschaft<br />
Hamburg (SAGA) sowie dem Bundesverband<br />
für Wohnungseigentum, Wohnungsbau<br />
und Städteentwicklung<br />
(VHWW) den Preis „Soziale Stadt“ aus.<br />
Der Gedanke der sozialen Stadt hat in<br />
den letzten Jahren Fuß gefasst und die sozialen<br />
Dimensionen der Stadtentwicklung<br />
in stärkerem Maße als bisher ins Blickfeld<br />
der Öffentlichkeit gerückt. Diese Entwicklung<br />
wurde verstärkt und gefördert durch<br />
zahlreiche kommunalen und Länderinitiativen,<br />
die vom Bund aufgegriffen und unterstützt<br />
werden mit dem Programm wie<br />
„Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf<br />
– Die Soziale Stadt“ des Bundesministeriums<br />
für Verkehr, Bau- und Woh-<br />
nungswesen (BMVBW) oder „Entwicklung<br />
und Chancen junger Menschen in sozialen<br />
Brennpunkten (E & C)“ des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend (BMFSFJ).<br />
Einen Beitrag zur öffentlichen Würdigung<br />
sozialer Projekte in den Städten und<br />
Wohnquartieren haben auch die Wettbewerbe<br />
zum Preis Soziale Stadt 2000 und<br />
2002 geleistet, die eine breite bundesweite<br />
Resonanz gefunden haben. So haben<br />
sich am letzten Wettbewerb mit 214 Initiativen<br />
mehr als doppelt so viele Projekte beteiligt<br />
wie im Jahre 2000. Auf der Grundlage<br />
dieser Erfahrungen haben sich die Initiatoren<br />
entschlossen, den Preis erneut<br />
auszuloben.<br />
Einsendeschluss für Wettbewerbsbeiträge<br />
ist der 16. Juli 2004. Weitere Infos <strong>beim</strong><br />
<strong>AWO</strong>-Bundesverband, Tel.: 0228 / 66 85<br />
-199 oder -170. (eng)<br />
Gesundheitsreform<br />
Mutter-Kind-Kuren nicht betroffen<br />
Bonn. Die Mutter-Kind-Kuren sind von<br />
den aktuellen Leistungseinschränkungen<br />
der Gesundheitsreform nicht betroffen.<br />
Darauf weist der <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />
hin, nachdem die <strong>AWO</strong>-Kurberatungsstellen<br />
in den vergangenen Wochen von vielen<br />
verunsicherten Eltern aufgesucht wurden.<br />
In diesem Zusammenhang informiert<br />
die <strong>AWO</strong> über eine weit gehend unbekannte,<br />
erfreuliche Regelung der Gesundheitsreform:<br />
Der von den Versicherten zu<br />
tragende maximale Anteil an den Fahrtkosten<br />
ist von 13 auf zehn Euro gesunken.<br />
Positiv ist auch die Änderung der Beihilfeverordnung<br />
des Bundes: Seit dem 1. Januar<br />
sind Mutter-Kind-Kuren beihilfefähig.<br />
Die Schlechterstellung von Beamtinnen ist<br />
damit aufgehoben. Die gesetzliche Zuzahlung<br />
beträgt für Versicherte, die älter als<br />
18 Jahre sind, zehn Euro täglich.<br />
Sollte die Finanzierung des Eigenanteils<br />
ein Problem darstellen, kann in Absprache<br />
mit den Krankenkassen und den<br />
<strong>AWO</strong>-Kurberatungsstellen eine zufrieden<br />
stellende Lösung gesucht werden. „Gesundheitlich<br />
beeinträchtigte Mütter und<br />
Kinder sollten dieses nachweislich wirksame<br />
Vorsorge- und Rehaangebot rechtzeitig<br />
wahrnehmen“, erklärt Anne Hoffmann-Krupatz<br />
vom <strong>AWO</strong>-Bundesverband. „Das<br />
trägt dazu bei, dass Krankheiten sich nicht<br />
chronifizieren.“ So könnten sowohl für Versicherte<br />
wie auch für Krankenkassen erhebliche<br />
Kosten gespart werden. Weitere<br />
Informationen in den 25 Mutter-Kind-Kureinrichtungen<br />
der <strong>AWO</strong> und den 280 örtlichen<br />
Kurberatungsstellen, deren Adressen<br />
unter www.awo.org zu finden sind.<br />
(hfm)<br />
AKTUELLES<br />
kurz notiert<br />
Bürgerengagement gesucht<br />
Für mich, für uns, für alle<br />
Berlin. 22 Millionen Menschen setzen sich in Deutschland<br />
ehrenamtlich für andere ein. Um diesen Menschen zu danken,<br />
sie zu fördern und die Vielfalt ehrenamtlichen Engagements<br />
darzustellen, haben Bundestagsabgeordnete, Kommunen<br />
und die Sparkassen die Initiative „für mich, für uns,<br />
für alle“ gegründet. Um den Engagierten auch öffentliche<br />
Anerkennung zu Teil werden zu lassen, schreibt die Initiative<br />
jährlich einen Bürgerpreis aus, für vorbildliches Engagement<br />
von Projekten, Vereinen, Unternehmen und Einzelpersonen.<br />
Schwerpunktthema in diesem Jahr ist „Jung & Alt“. Gesucht<br />
werden dabei Projekte, die sich für den Dialog der Generationen<br />
und für ein aktives Alter einsetzen. Ausgelobt werden<br />
Sachpreise im Gesamtwert von 25.000 Euro. Einsendeschluss<br />
ist der 31. Mai. 2004. Weitere Infos und Bewerbungsunterlagen<br />
in den Sparkassen vor Ort oder unter Tel.:<br />
030 / 28 87 89 – 031, per E-Mail (info@buerger-engagement.de)<br />
oder im Internet (www.buerger-engagement.de).<br />
DZI Spenden-Siegel<br />
Ein Siegel für alle<br />
Spendenorganisationen<br />
Berlin. Das bei den sozialen, vor allem humanitär-karitativen<br />
Spendenorganisationen – unter anderen <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />
– seit vielen Jahren etablierte DZI Spenden-Siegel<br />
des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen kann jetzt<br />
auch von allen übrigen gemeinnützigen Organisationen beantragt<br />
werden, die überregional um Spenden werben. Damit<br />
können auch Kultur- oder Sportvereine mit dem Siegel werben.<br />
Schließlich steht es für die Seriosität der jeweiligen gemeinnützigen<br />
Organisation. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) hat die Öffnung des Spenden-Siegels<br />
begrüßt: „Ein gemeinsames Vorgehen aller gemeinnützigen<br />
Organisationen wird immer wichtiger. Das nunmehr<br />
für alle Akteure des Non-Profit-Sektors offene DZI Spenden-Siegel<br />
ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung“, sagte Geschäftsführer<br />
Werner Ballhausen. 171 soziale Spendenorganisationen<br />
tragen inzwischen das DZI Spenden-Siegel.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 17<br />
Foto: MGW
16_19 Aktuelles 23.04.2004 17:37 Uhr Seite 18<br />
Fotos: F. Bultan<br />
AKTUELLES<br />
Wiederaufbauhilfe in der Türkei<br />
Schule in Izmit heißt „<strong>AWO</strong>“<br />
Die Kinder in Izmit freuen sich über ihre<br />
neue <strong>AWO</strong>-Schule.<br />
Studie von ARD und ZDF<br />
Medien prägen Kinderfreizeit<br />
Berlin. Welche Medien nutzen Kinder?<br />
Wie oft schaut der Nachwuchs fern? Was<br />
wird geguckt und warum? In der Studie<br />
„Kinder und Medien 2003“ haben ARD<br />
und ZDF Kindern und Eltern auf den Zahn<br />
gefühlt.<br />
Auch wenn Fernsehen nach wie vor das<br />
häufigst genutzte elektronische Medium<br />
von Kindern ist, sitzen die Kleinen immer<br />
häufiger am Computer.<br />
18 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
Foto: DAK<br />
Ein neuer Erweiterungsbau entstand<br />
neben dem vom Erdbeben<br />
beschädigten Schulgebäude.<br />
Im Leben der Kinder haben sich zahlreiche<br />
neue Medien fest etabliert. Dabei<br />
zeigte sich, dass das Fernsehen nach wie<br />
vor das von Kindern am häufigsten genutzte<br />
Medium ist. 39 Prozent der schulpflichtigen<br />
Kinder bis 13 Jahren besitzen<br />
der Studie zufolge sogar bereits ein eigenes<br />
Gerät. Und inzwischen geben auch<br />
64 Prozent der Vorschulkinder an, täglich<br />
fernzusehen.<br />
Am wichtigsten sind den 6- bis 13-<br />
Jährigen <strong>beim</strong> Fernsehen Spannung, Spaß<br />
und Wissenserweiterung. Den Forschern<br />
zufolge nannten 52 Prozent der befragten<br />
Kinder als Lieblingssender den Kinderkanal<br />
KIKA. Platz zwei und drei belegten RTL<br />
und Super RTL. Die Studie belegt dabei,<br />
dass der KIKA vor allem für Spaß und<br />
Wissen geschätzt wird. Die Privatsender<br />
sind bei den jungen Zuschauern dagegen<br />
für actionreiche Unterhaltung bekannt.<br />
Die Eltern stehen dem Fernsehkonsum<br />
der Kinder mit gemischten Gefühlen gegenüber:<br />
Einerseits glaubt die Hälfte der<br />
Befragten, dass der Nachwuchs durchs<br />
Fernsehen Nützliches lernt. Anderseits<br />
Izmit. Im August 1999 erschütterte ein<br />
schweres Erdbeben die Türkei. Und noch<br />
immer sind die Folgen zu sehen. Mit umfangreicher<br />
Sofort- und Wiederaufbauhilfe<br />
hat sich <strong>AWO</strong> International dank zahlreicher<br />
SpenderInnen in dem Erbebengebiet<br />
engagiert (<strong>AWO</strong>magazin berichtete). Vor<br />
kurzem wurde ein weiteres Projekt in Izmit<br />
abgeschlossen und eine nach der „<strong>AWO</strong>“<br />
benannte Schule im Stadtteil Uzunciiftlik<br />
eröffnet. Für rund 50.000 Euro wurden Erbebenschäden<br />
des bestehenden Baus behoben<br />
und dieser erweitert. VertreterInnen<br />
des türkischen Erziehungsministeriums der<br />
Stadt Izmit, LehrerInnen und SchülerInnen<br />
nahmen an der Feier mit Musik, Tanz und<br />
türkischen Speisen teil. Die Schule bietet<br />
jetzt rund 240 Kindern in acht Klassen<br />
Raum. (fer)<br />
denken 42 Prozent, dass TV-Sendungen<br />
Kinder zu früh mit den Grausamkeiten in<br />
der Welt konfrontieren; 37 Prozent glauben,<br />
dass Fernsehen Kinder vom Spielen<br />
abhält und 39 Prozent vermuten, dass ein<br />
einseitiges Bild von der Realität vermittelt<br />
wird.<br />
Insgesamt hat sich das Freizeitverhalten<br />
von Kindern zu Gunsten elektronischer<br />
Medien wie Computer, Internet, Spielkonsole<br />
und Handy verschoben. Einen festen<br />
Platz in der Mediennutzung haben dabei<br />
in den 90-er Jahren die Computer erobert:<br />
Sie liegen auf Rang drei der Beliebtheitsliste<br />
und werden zum Lernen, Spielen und<br />
Informieren benutzt. Auch mit MP3, Spielkonsolen,<br />
Handys, Videos und DVDs gehen<br />
die 6- bis 13-Jährigen regelmäßig um.<br />
Dagegen wird weniger Radio gehört und<br />
weniger ge<strong>lesen</strong> – Bücher, Comics, Heftchen.<br />
Außerdem spielen Kinder seltener<br />
drinnen und draußen. Hintergrund dafür<br />
sind nach Auffassung der Forscher eingeschränkte<br />
Freizeitmöglichkeiten für Kinder.<br />
Im Freien gibt es zum einen weniger freie,<br />
unbebaute Plätze zum Spielen. Zum anderen<br />
sind Turnhallen und Schwimmbäder<br />
nach Auffassung vieler Eltern zu weit weg<br />
und nicht gefahrlos zu erreichen.<br />
(pm)
16_19 Aktuelles 23.04.2004 17:37 Uhr Seite 19<br />
Bonn/Berlin. Die aktuelle politische Situation<br />
in Israel und Nahost stellt nach wie<br />
vor einen schwierigen Rahmen für deutschisraelische<br />
Fachseminare oder Begegnungsmaßnahmen<br />
dar, wie sie der <strong>AWO</strong>-<br />
Bundesverband seit vielen Jahren organisiert<br />
.<br />
Kooperation im Zeichen der Kontinuität<br />
in „guten und schwierigen Zeiten“<br />
sind jedoch gerade im deutsch-israelischen<br />
Bereich ein „Muss“ für gegenseitige<br />
Verständigung jenseits<br />
vorschneller Vorverurteilungen<br />
in politisch angespannten<br />
Zeiten. So war der Zeitpunkt des<br />
diesjährigen Austausches politisch<br />
gesehen nicht unproblematisch.<br />
Gerade aber angesichts<br />
dieser Situation ist eine solidarische<br />
Kooperation und die konkrete<br />
Zusammenarbeit und Weiterentwicklung<br />
der Kontakte im<br />
gegenseitigen Verständnis und<br />
der gegenseitigen Diskussion,<br />
über den fachlichen Rahmen hinaus,<br />
zu den Problemen die beide<br />
Länder beschäftigen notwendig.<br />
Denn neben dem Fachaustausch<br />
haben diese gemeinsamen<br />
Programme immer auch einen<br />
Begegnungs- und einen politischen<br />
Charakter. Gerade in<br />
diesem Sinne wurde nach zweijähriger<br />
Unterbrechung aufgrund<br />
der politischen Lage in Israel, der<br />
deutsch-israelische Fachkräfteaustausch<br />
zwischen der israelischen<br />
Partnerorganisation Na’amat<br />
und der <strong>AWO</strong> Akademie des<br />
Bundesverbandes bewusst fortgesetzt,<br />
denn die Zusammenarbeit<br />
zwischen Na’amat und der<br />
<strong>AWO</strong> hat eine lange positive<br />
Tradition und ist in den Jahren<br />
immer konkreter geworden.<br />
„Mädchen-/Frauenförderung<br />
und Gender Mainstreaming –<br />
Neue Wege für eine Geschlechtergleichheit<br />
in Institutionen und<br />
Organisationen“ standen diesmal<br />
thematisch auf der Agenda.<br />
Fachlicher Erfahrungsaustausch,<br />
Know-how-Transfer, Gespräche<br />
und Diskussionen mit Mitarbeiter-<br />
Innen aus Praxis und Politik bildeten<br />
die Bausteine des einwöchigen<br />
Fachseminars, in dem<br />
insbesondere Verfahren und Konzept des<br />
Gender Mainstreaming von den israelischen<br />
Fachfrauen als neuer, interessanter<br />
und innovativer Ansatz der auch für die eigene<br />
Arbeit vor Ort fruchtbar sein kann erlebt<br />
wurde.<br />
Die israelische Delegationsleiterin fasste<br />
am Ende des Aufenthaltes die Eindrücke<br />
der Gruppe zusammen: „Wir haben<br />
viel gesehen, viel gelernt, eindrucks-<br />
AKTUELLES<br />
Deutsch-Israelisches Fachseminar<br />
Brücken schlagen – auch in schwierigen Zeiten<br />
Anzeige<br />
Orochemie<br />
185 x 135<br />
volle Frauen kennen gelernt und unser<br />
Deutschlandbild positiv verändern können“.<br />
Ein Rückaustausch für deutsche Fachkräfte<br />
nach Israel ist für das Frühjahr 2005<br />
geplant. InteressentenInnen können sich<br />
bereits jetzt an Jeannette Ritter, Tel.: 0228/<br />
6685143; E-Mail: rit@awobu.wo.org<br />
wenden.<br />
(rit)<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 19
20 Für Sie ge<strong>lesen</strong> 23.04.2004 17:43 Uhr Seite 20<br />
FÜR SIE GELESEN<br />
Chancen, Risiken, Modelle<br />
Ältere Menschen im<br />
Unternehmen<br />
In den jüngsten Debatten um<br />
eine langfristige Sicherung der<br />
Rentensysteme geht es vor allem<br />
um eine Erhöhung des Renteneintrittsalters.<br />
Doch wie soll<br />
das gehen, wenn Unternehmen<br />
immer mehr auf die Karte Jugend<br />
setzen und ältere Menschen<br />
auf dem Arbeitsmarkt<br />
gar keine Beschäftigungschancen<br />
mehr haben? Umdenken<br />
tut Not und gefordert sind vor<br />
allem die Unternehmen. In welchen<br />
Funktionen können ältere<br />
Menschen arbeiten? Was sind<br />
ihre Stärken und Schwächen?<br />
Wie sieht ein günstiger Generationenmix<br />
in einem Unternehmen<br />
aus? Fragen, mit denen<br />
sich namhafte Fachleute beschäftigen,<br />
Fakten und Erkenntnisse<br />
zusammentragen und<br />
Empfehlungen geben.<br />
Mario v. Cranach (u.a. Hrsg.), Ältere<br />
Menschen im Unternehmen, Paul<br />
Haupt Verlag, 232 Seiten, 36 €, ISBN<br />
3-258-06615-9.<br />
Nachlass und Erbschaft<br />
Was, wenn ein<br />
Angehöriger stirbt?<br />
Beim Tod eines Angehörigen<br />
müssen die Familienmitglieder<br />
nicht nur die Trauer bewältigen.<br />
Geht es um das Erbe, sehen<br />
sie sich zudem mit Problemen<br />
konfrontiert, mit denen sie<br />
in kurzer Zeit fertig werden<br />
müssen und die oft von immenser<br />
wirtschaftlicher Bedeutung<br />
sind. Hilfe für Erben bietet jetzt<br />
der in der Taschenbuchreihe<br />
Recht erschienene Ratgeber<br />
„Erbschaft und Pflichtteil”, den<br />
die Verbraucherzentralen in Zusammenarbeit<br />
mit der Fernsehredaktion<br />
ARD-Ratgeber Recht<br />
herausgeben. Das Buch führt<br />
durch das komplizierte Erbschaftsrecht.<br />
Es zeigt anhand<br />
zahlreicher Fälle und Beispiele<br />
aus der Praxis Lösungsmöglichkeiten<br />
für juristische Fragestellungen<br />
auf, die mit dem Nachlass<br />
verbunden sind: Wer ist Erbe?<br />
Wie erfahren Erben, was<br />
zum Nachlass gehört? Wann<br />
20 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
können Erben über das Vermögen<br />
verfügen? Wann sollte ein<br />
Erbe ausgeschlagen werden?<br />
Was tun, wenn das Testament<br />
umstritten ist? Das Buch informiert<br />
außerdem darüber, wie<br />
der Nachlass abgewickelt<br />
wird, worauf Erben dabei achten<br />
sollten, welche Probleme<br />
bei der Erbschaftssteuer auftreten<br />
können und was bei der<br />
Vererbung von Auslandsvermögen<br />
beachtet werden muss.<br />
Verbraucher Zentrale (Hrsg.), Erbschaft<br />
und Pflichtteil, 300 Seiten, 10,50 €<br />
(zzgl. 2 € Versand), zu bestellen bei:<br />
Versandservice des vzbv, Postfach 1116,<br />
59930 Olsberg, Tel: 0 29 62 - 90 86<br />
- 47, Fax: - 49, Email: versandservice@<br />
vzbv.de.<br />
Belastungen im Alltag<br />
Brennpunkt Pflege<br />
Wissenschaft trifft Praxis. Oder<br />
genauer: Berichte von Pflegenden<br />
aus ihrem beruflichen Alltag<br />
auf einer onkologischen<br />
Station, im Intensiv- und Operationsbereich,<br />
im Altenpflegeheim<br />
und im ambulanten Sektor,<br />
werden von renommierten<br />
WissenschaftlerInnen analysiert<br />
und so charakteristische<br />
Brennpunkte in der Pflege aufgezeigt<br />
und reflektiert. So werden<br />
die Praxis-Schilderungen<br />
mit Rollenkonflikten, emotionalen<br />
Verstrickungen, albtraumhaften<br />
Situationen und das Gefühl<br />
allein zu sein mit den Belastungen<br />
aus einer ganz anderen<br />
Sichtweise betrachtet.<br />
K.-H. Henze (u.a. Hrsg.), Brennpunkt<br />
Pflege, Mabuse-Verlag, 234 Seiten,<br />
22,90 €, ISBN 3-935964-08-0.<br />
Geistig behinderte<br />
Menschen<br />
Gleichberechtigt<br />
und selbst bestimmt<br />
Was ist zu tun, damit sich ein<br />
auf fremde Hilfe angewiesener<br />
Mensch zur Selbstständigkeit<br />
entwickeln kann? Wann ist er<br />
überfordert, wann fühlt er sich<br />
bevormundet? Das Buch bietet<br />
praktische Hilfe immer unter<br />
den zentralen Kategorien<br />
Gleichberechtigung und Selbstverantwortung.<br />
Die Methode<br />
dazu nennt sich „Alltags- und<br />
Prozessbegleitung“ und meint:<br />
Richtig zuhören, eine angemessene<br />
Sprache, Treffen von<br />
Absprachen. Im Mittelpunkt<br />
steht, an praktischen Fallbeispielen<br />
verdeutlicht, die Arbeitsweise<br />
und nicht die Klientenproblematik<br />
und damit ist<br />
das Büchlein nicht nur für die<br />
Arbeit mit geistig behinderten<br />
Menschen geeignet, sondern<br />
auch in anderen Hilfesituationen,<br />
wie der Altenpflege.<br />
W. Kleine Schaars, Durch Gleichberechtigung<br />
zur Selbstbestimmung,<br />
Beltz Verlag, 144 Seiten,<br />
17,90 €, ISBN 3-407-55990-9.<br />
Märchentherapie<br />
Pechmarie wird<br />
Goldmarie<br />
Auf der Suche nach den seelischen<br />
Ursachen ihrer Erkrankung<br />
(rheumatoide Arthritis)<br />
entschlüsselt die Autorin, alias<br />
Marielle König, das Grimm’sche<br />
Märchen „Die sechs<br />
Schwände“. Dabei entdeckt<br />
sie Parallelen zu ihrer eigenen<br />
Familiengeschichte und lernt,<br />
in den alten Märchen Wege<br />
zur Selbstfindung zu sehen.<br />
Das Buch will Mut machen<br />
nach einem tieferen Verständnis<br />
einer Krankheit und des Lebens<br />
zu suchen. Es geht gleichermaßen<br />
eine Faszination<br />
aus von der Lebensgeschichte<br />
Marielles wie von der Sinndeutung<br />
des Märchens, von seiner<br />
Vielschichtigkeit und Symbolkraft,<br />
eingebettet in einen – fast<br />
spannend zu nennenden – Entwicklungsroman.<br />
M. Lowak, Pechmarie wird Goldmarie,<br />
Verlag Hartmut Becker, 296 Seiten,<br />
14,80 €, ISBN 3-929480-13-1.<br />
Umwelterziehung<br />
Raus in die Natur<br />
Mit Kindern die Natur entdecken.<br />
Doch wie? Dazu hat<br />
der „Regionale Arbeitskreis<br />
Umwelterziehung“ mit Sitz in<br />
Augsburg zwei Bände („Raus<br />
ins Schulgelände“ und „Raus<br />
in die Natur“) zur Umwelterziehung<br />
herausgebracht. In anschaulicher<br />
Form werden 28<br />
heimische Pflanzen- und Tierarten<br />
vorgestellt, von der Brombeere<br />
über Kornelkirsche bis<br />
zu Süßgräsern und von der<br />
Ameise über Marienkäfer bis<br />
zur Weinbergschnecke. Jedes<br />
Lebewesen wird mit einer Vielzahl<br />
von Bildern und klar gegliedert<br />
vorgestellt. Dazu<br />
gehören wissenswerte Informationen,<br />
kreative Handlungsideen,<br />
„Merkwürdiges“, Spiele,<br />
Geschichten, Gedichte, Lieder<br />
und Kochrezepte.<br />
Die einzelnen Rubriken<br />
sind zum schnellen und leichten<br />
Auffinden mit Symbolen<br />
versehen. Abgerundet wird<br />
das Werk mit einer umfassenden<br />
Zusammenstellung verwendeter<br />
Literatur.<br />
Arbeitskreis für Umwelterziehung, Raus<br />
ins Schulgelände (Bd.1), Raus in<br />
die Natur (Bd. 2), zu bestellen bei:<br />
Sepp Dorsch, Fax: 0821 / 324 1065, E-<br />
Mail: sepp.dorsch@t-<strong>online</strong>.de, für 12 €<br />
je Band (zzgl. 3 € Versand).<br />
Soziale Arbeit<br />
Schuldnerberatung<br />
Etwa ein Drittel aller Haushalte<br />
in Deutschland ist verschuldet,<br />
ein Viertel überschuldet, so dass<br />
sie die Darlehen nicht mehr tilgen<br />
können – Tendenz steigend.<br />
Der Bedarf an professioneller<br />
Schuldnerberatung – wie<br />
sie die <strong>AWO</strong> seit langem anbietet<br />
– wächst. Ein umfassendes<br />
Handbuch rund um das Thema<br />
Schuldnerberatung hat der<br />
Beltz-Verlag in fünfter Auflage<br />
herausgebracht. Es vermittelt alle<br />
notwendigen Grundkenntnisse<br />
und gibt vertiefende Informationen<br />
zu allen relevanten Fragen<br />
aus Theorie und Praxis.<br />
Peter Schruth (u.a.), Schuldnerberatzung<br />
in der Sozialen Arbeit, Beltz<br />
Verlag, 398 Seiten, 27,90 €, ISBN 3-<br />
407-55907-0.
21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 21<br />
ALTENHILFE/<br />
AMBULANTE<br />
DIENSTE<br />
Expertengruppe<br />
Demografische<br />
Herausforderungen<br />
Das Bundesseniorenministerium<br />
hat die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen<br />
(BAGSO) beauftragt,<br />
den Beitrag des zivilgesellschaftlichen<br />
Bereichs zur Erarbeitung<br />
eines Nationalen Aktionsplans<br />
durch die Bundesregierung<br />
zu koordinieren. Mit<br />
dem Aktionsplan soll der im<br />
April 2002 in Madrid verabschiedete<br />
2. Weltaltenplan,<br />
der Grundsätze einer Altenpolitik<br />
vor dem Hintergrund des<br />
demografischen Wandels enthält,<br />
auf nationaler Ebene umgesetzt<br />
werden.<br />
Eine von der BAGSO einberufene<br />
Expertengruppe hat<br />
nun eine Stellungnahme vorgelegt,<br />
in der sie eine Strategie<br />
für das weitere Vorgehen entworfen<br />
hat. In der Gruppe sind<br />
relevante Institutionen wie das<br />
Deutsche Zentrum für Altersfragen<br />
(DZA), der Deutsche Verein<br />
für öffentliche und private Fürsorge<br />
und das Kuratorium Deutsche<br />
Altenhilfe (KDA), aber auch<br />
namhafte Wissenschaftler vertreten.<br />
Die 25-seitige Stellungnahme<br />
findet sich als Download<br />
unter www.bagso.de.<br />
KDA-Neuerscheinung<br />
Was bewegt alte<br />
Menschen?<br />
Um in Zukunft die Gesundheit<br />
älterer Menschen möglichst lange<br />
und umfassend zu erhalten,<br />
muss Ihnen in allen Lebenslagen<br />
ein selbstständiges Leben ermöglicht<br />
werden. Nahezu alle<br />
gesellschaftlichen Bereiche sind<br />
hierzu aufgerufen, denn sonst<br />
wird die Gesunderhaltung der<br />
Menschen teurer als es sich die<br />
Gesellschaft leisten kann.<br />
Für die Stadtplanung und<br />
die dafür Zuständigen bedeutet<br />
das, die Gesundheit der<br />
Menschen durch entsprechende<br />
städtebauliche Maßnahmen<br />
zu fördern und dadurch einen<br />
gesellschaftlichen Beitrag zur<br />
Selbstständigkeit älterer Menschen<br />
zu leisten.<br />
Das Plädoyer wendet sich<br />
an Stadtplaner aber auch an<br />
interessierte Leser. Eine neue<br />
Broschüre des Kuratoriums<br />
Deutsche Altenhilfe (KDA) enthält<br />
Anregungen zur Umsetzung<br />
städtebaulicher Maßnahmen<br />
für ein gesundes und bewegtes<br />
Leben älterer Menschen<br />
in der Stadt. Es werden<br />
stadtplanerische Elemente beispielhaft<br />
visualisiert und deren<br />
gesundheitsfördernde Aspekte<br />
aufgezeigt. Die Anregungen<br />
können somit auch in konkrete<br />
Planungen mit einfließen. Die<br />
Broschüre „Was bewegt alte<br />
Menschen in der Stadt“, 48<br />
Seiten (mit zahlreichen Fotos<br />
und Zeichnungen), kann für<br />
14,80 Euro (zzgl. Versandkosten)<br />
schriftlich bestellt werden<br />
bei: Kuratorium Deutsche<br />
Altershilfe, Versand, An der<br />
Pauluskirche 3, 50677 Köln,<br />
Fax: 0221/9 31 84 76, E-Mail:<br />
versand@kda.de oder im Internet<br />
(www.kda.de).<br />
Stationäre Pflege<br />
Wohnkonzept für<br />
den Alltag<br />
Der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband Oberbayern<br />
hat in den letzten Jahren<br />
bei Fachdiskussionen verstärkt<br />
das Augenmerk darauf gelenkt,<br />
dass es bei den personellen<br />
Rahmenbedingungen in der stationären<br />
Altenhilfe nicht nur um<br />
die Verbesserung des Personalschlüssels<br />
in den beiden Hauptleistungsbereichen<br />
„Pflege“ und<br />
„Hauswirtschaft“ geht, sondern<br />
auch darum, den Personaleinsatz<br />
effizienter und effektiver zu<br />
gestalten und an die sich wesentlich<br />
veränderten Konzeptionen<br />
anzupassen.<br />
Im Vordergrund neuerer<br />
Konzeptionen in der stationären<br />
Hilfe steht die Aufrechterhaltung<br />
normaler Lebens- und Wohnqualität<br />
– auch bei Pflegebedürftigkeit.<br />
Wohngruppenkonzepte<br />
vielerorts als Hausgemeinschaf-<br />
ten ausgerichtet, stehen im Zentrum<br />
dieser Entwicklung. Die<br />
konzeptionellen Ansätze stehen<br />
jedoch im Widerspruch zur bisherigen<br />
strikten Trennung von<br />
personellen Ressourcen für die<br />
Bereiche Hauswirtschaft und<br />
Pflege. Diesen Widerspruch gilt<br />
es durch die Vernetzung der beiden<br />
Leistungsbereiche und einen<br />
darauf abgestimmten Personaleinsatz<br />
aufzuheben.<br />
Deshalb wurde eine neuer<br />
Leitfaden zur Gestaltung und<br />
Umsetzung der alltagsorientierten<br />
Wohngruppenkonzepte herausgebracht.<br />
Zum einen wird<br />
durch die Dokumentation der<br />
Verlauf der Konzeptentwicklung<br />
am konkreten Beispiel (SeniorenzentrumFeldkirchen-Westerham)<br />
nachvollziehbar gemacht.<br />
Zum anderen wird gleichzeitig –<br />
das ist das wesentliche Ziel dieser<br />
Dokumentation – in Form<br />
von Arbeitsmaterialien interessierten<br />
Fachleuten, die ähnliche<br />
Konzeptionen verfolgen, ein<br />
Handlungsleitfaden an die<br />
Hand gegeben, der es ermöglicht,<br />
die Schnittstelle optimal zu<br />
beschreiben und den Ressourceneinsatz<br />
möglichst effizient<br />
und effektiv auszurichten.<br />
Das Projekt wurde aus den<br />
Mitteln der Europäischen Union<br />
finanziell gefördert, und vom<br />
Bayerischen Staatsministerium<br />
für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familie und Frauen fachlich und<br />
inhaltlich unterstützt.<br />
Download des Leitfadens:<br />
www.awo-obb.de unter den Rubriken<br />
Dienstleistungen / Senioren.<br />
BEHINDERTENHILFE<br />
Leitfaden<br />
Agenda 22 auf<br />
Deutsch erschienen<br />
Der Leitfaden „Agenda 22“ ist<br />
jetzt auch in deutscher Übersetzung<br />
erschienen. Im Europäischen<br />
Jahr der Menschen mit Behinderungen<br />
(EJMB) 2003 haben<br />
sich auf Anregung der Fürst<br />
Donnersmarck-Stiftung mehrere<br />
FACHINFORMATIONEN<br />
Institutionen und Organisationen<br />
in Deutschland zusammengefunden,<br />
um die „Agenda 22 – Umsetzung<br />
der UN-Standardregeln<br />
auf kommunaler und regionaler<br />
Ebene“ in deutscher Übersetzung<br />
vorzulegen.<br />
Die Generalversammlung<br />
der Vereinten Nationen verabschiedete<br />
am Ende der Internationalen<br />
Dekade der Behinderten<br />
(1982-1992) auf der<br />
Grundlage der Menschenrechte<br />
die 22 UN-Standardregeln. Die<br />
schwedischen Behindertenbewegung<br />
erarbeitete auf Grundlage<br />
dieser Regeln die Agenda<br />
22 und machte die Umsetzung<br />
in die europäische Praxis handhabbar.<br />
Der im Oktober 2001<br />
vorgelegte Leitfaden wurde vom<br />
European Disability Forum<br />
(EDF) autorisiert und wendet<br />
Anz.<br />
Telemail<br />
45x25 mm<br />
sich an PolitikerInnen, Behörden<br />
und Behindertenorganisationen,<br />
die gemeinsam als gleichberechtigte<br />
Partner eine Gesellschaft<br />
mit den selben Entfaltungsmöglichkeiten<br />
für alle BürgerInnen<br />
gestalten. Der deutsche<br />
Leitfaden steht im Internet<br />
(www.fdst.de/index_aktuell)<br />
zum Download bereit.<br />
Tourismus für alle<br />
Barrierefreie Hotels<br />
und Restaurants<br />
Eine zweisprachige (Deutsch-<br />
Französisch) grenzüberschreitende<br />
Broschüre für das Saarland<br />
und Luxemburg mit barrierefreien<br />
Hotels und Restaurants<br />
haben das saarländische Sozial-<br />
und das luxemburgische Familienministeriumherausgebracht.<br />
Der „Barrierefreie Hotel-<br />
und Restaurantführer für Alle“<br />
enthält neben allgemeinen<br />
Beschreibungen und der Anfahrt<br />
besondere Hinweise für<br />
Menschen mit Gehbehinderungen<br />
oder RollstuhlfahrerInnen.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 21
21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 22<br />
FACHINFORMATIONEN<br />
Dabei wurde auf die Verlässlichkeit<br />
der Informationen besonderer<br />
Wert gelegt, damit<br />
die Betroffenen bei ihrer Reise<br />
keine bösen Überraschungen<br />
erleben: Alle beschrieben und<br />
mit Bild aufgeführten saarländischen<br />
und luxemburgischen<br />
Hotels und Restaurants sowie<br />
Ferienwohnungen, Jugendherbergen,<br />
Reha- und Bildungszentren<br />
wurden durch geschulte<br />
Kräfte überprüft. Die Bro-<br />
22 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
schüre kann bestellt werden unter<br />
Tel.: 06 81/ 9 36 21 - 400,<br />
Fax: - 943, E-Mail: broschueren<br />
@soziales.saarland.de oder im<br />
Internet (www.soziales.saar<br />
land.de) herunter geladen werden.<br />
Einigung<br />
Förderung der<br />
Ausbildung und<br />
Beschäftigung<br />
Der Vermittlungsausschuss von<br />
Bundestag und –rat hat sich<br />
über das Gesetz zur Förderung<br />
der Ausbildung und Beschäftigung<br />
schwerbehinderter Menschen<br />
geeinigt. Das Gesetz soll<br />
Arbeitgeber motivieren, mehr<br />
behinderte und schwerbehinderte<br />
ArbeitnehmerInnen einzustellen,<br />
erhofft sich die Bundesregierung.<br />
Ein Schwerpunkt<br />
des Gesetzes ist die Verbesserung<br />
der Ausbildungsmöglichkeiten.<br />
So sieht das Gesetz vor,<br />
betriebliche und überbetriebliche<br />
Ausbildung besser miteinander<br />
zu verzahnen: Möglichst<br />
viele Jugendliche, die sich in<br />
überbetrieblicher Ausbildung<br />
befinden – zum Beispiel in einem<br />
Berufsbildungswerk – sol-<br />
Anzeige<br />
Bank für<br />
Sozialwirtschaft<br />
105 x 150 mm<br />
len in Zukunft Teile ihrer Ausbildung<br />
im Betrieb absolvieren.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt<br />
sind Maßnahmen zur Beseitigung<br />
von Einstellungshemmnissen<br />
und zur Sicherung von Beschäftigung.<br />
Dazu werden die<br />
Aufgaben der Integrationsfachdienste<br />
weiter ausgebaut. Sie<br />
sollen künftig als Hauptansprechpartner<br />
für die Arbeitgeber<br />
zur Verfügung stehen, ihnen<br />
helfen, sie beraten und informieren.<br />
Dabei sollen sie<br />
stärker als bisher mit den<br />
Handwerks- sowie Industrieund<br />
Handelskammern zusammenarbeiten.<br />
Außerdem wird es keine<br />
„Lex-Lufthansa“ geben, also eine<br />
Ausnahmen von der Beschäftigungspflicht<br />
und der<br />
Zahlung der Ausgleichsabgabe<br />
für Luftfahrtunternehmen. Entschieden<br />
wurde auch, Erleichterungen<br />
bei den Verfahren zur<br />
Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft<br />
und des Grades<br />
der Behinderung festzulegen.<br />
So können künftig Schwerbehindertenausweise<br />
in bestimmten<br />
Fällen auch unbefristet<br />
und nicht mehr nur für eine<br />
Dauer von längstens 15 Jahren<br />
ausgestellt werden.<br />
FAMILIE/FRAUEN<br />
Informationsbroschüre<br />
Frauen brauchen<br />
eine andere<br />
Medizin<br />
Dass sich Frauen und Männer<br />
in vielerlei Hinsicht unterscheiden<br />
ist bei weitem nicht neu<br />
und klingt banal. Dass sie sich<br />
aber auch in ihrer Gesundheit<br />
grundlegend unterscheiden<br />
und deshalb medizinisch anders<br />
zu behandeln sind, diese<br />
Erkenntnis setzt sich erst langsam<br />
durch. Die Bundeskoordination<br />
Frauengesundheit (BKF)<br />
hat deshalb die Informationsbroschüre<br />
„Frauen – Leben –<br />
Gesundheit“ herausgegeben,<br />
die an den Frauengesundheitsbericht<br />
von 2001 anknüpft. In<br />
der jetzt vorliegenden Broschüre<br />
werden die Ergebnisse des<br />
Berichts für einen breiten Kreis<br />
von interessierten Frauen und<br />
Männern aufgearbeitet und<br />
transparenter gemacht. Sie enthält<br />
außerdem weitere aktuelle<br />
Informationen zum Thema<br />
Frauengesundheit: Von Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen<br />
über Kinderlosigkeit<br />
bis hin zu Brustkrebs<br />
oder Hormontherapien.<br />
Wie der<br />
Frauengesundheitsbericht<br />
setzt auch die<br />
Broschüre bei einem<br />
speziell auf die Lebenswelt<br />
bezogenen<br />
Verständnis von Gesundheit<br />
und Krankheit<br />
an, das über ein<br />
primär medizinisches<br />
Krankheitskonzept<br />
hinausgeht.<br />
Die Broschüre<br />
kann bei der BundeskoordinationFrauengesundheit,Knochenhauerstraße<br />
20-<br />
25, 28195 Bremen<br />
bestellt werden. Der<br />
Frauengesundheitsbericht<br />
ist in der Schriftenreihe<br />
des Bundesministeriums<br />
erschie-
21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 23<br />
nen und über die Broschürenstelle<br />
(Tel.: 0180- 5 32 93 29)<br />
erhältlich.<br />
Schwangerschaft<br />
Psychische Folgen<br />
durch Rauchen<br />
Rauchende Mütter können ihre<br />
Kinder in der Schwangerschaft<br />
auch psychisch schädigen. Ihre<br />
Kinder entwickeln viermal so<br />
häufig das Zappelphilipp-Syndrom<br />
wie die von nichtrauchenden<br />
Frauen. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt eine vom Bundesministerium<br />
für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) geförderte<br />
Studie vom Suchtforschungsverbund<br />
Baden Württemberg.<br />
Die Studie belegt, dass Kinder<br />
rauchender Mütter bis zu<br />
vier mal häufiger Verhaltensauffälligkeiten<br />
wie Unaufmerksamkeit,<br />
Impulsivität und Hyperaktivität,<br />
– drei Leitsymptome<br />
des Zappelphilipp-Syndroms<br />
–, zeigen. Hinzu kommt,<br />
dass die Kinder einen niedrigeren<br />
Intelligenzquotienten haben.<br />
Die Daten der Studie wurden<br />
im Rahmen einer Mannheimer<br />
Längsschnittstudie erhoben,<br />
in der 362 Kinder von der<br />
Geburt bis zur späten Kindheit<br />
in ihrer Entwicklung begleitet<br />
wurden.<br />
Zum Thema Sucht hat das<br />
BMBF auch eine neue Broschüre<br />
veröffentlicht. Sie zeigt, wie<br />
Nikotin, Alkohol und weitere<br />
Drogen auf den Körper und<br />
die Psyche der Menschen wirken.<br />
Außerdem werden gesellschaftliche<br />
Faktoren und biologische<br />
Prozesse bei der Entwicklung<br />
von Suchtverhalten<br />
geschildert. Die neue BMBF-<br />
Broschüre „Verstehen, Helfen,<br />
Vorbeugen – Suchtforschung<br />
auf neuen Wegen“ stellt den<br />
aktuellen Stand der Forschung<br />
dar, beschreibt Therapieverfahren<br />
und zeigt Präventionsansätze<br />
auf. Die Broschüre<br />
kann kostenlos <strong>beim</strong> BMBF per<br />
E-Mail: books@bmbf.bund.de<br />
bestellt oder im Internet<br />
(www.bmbf.depub/suchtforschung_auf_neuen_wegen.pdf)<br />
herunter geladen werden.<br />
KINDER- UND<br />
JUGENDHILFE<br />
Neue Formen<br />
Elternarbeit auf<br />
dem Prüfstand<br />
„Bei einem weiteren Abbau von<br />
Normalarbeitszeitverhältnissen,<br />
einer zunehmenden Müttererwerbstätigkeit<br />
und einem wachsenden<br />
Stress werden in<br />
Deutschland Zeit und Energie<br />
schrumpfen, die Eltern ihren<br />
Kindern widmen können und<br />
die Kitas (Kindertagesstätten)<br />
werden immer mehr zu Famili-<br />
en ersetzenden anstatt Familien<br />
ergänzenden Einrichtungen“<br />
prognostizierte Dr. Martin Textor<br />
vom Institut für Frühpädagogik<br />
in München, bei einer<br />
<strong>AWO</strong>-Fachtagung in Riederau<br />
am Ammersee. Die zweitägige<br />
Tagung zum Thema „Elternzusammenarbeit<br />
auf dem Prüfstand“<br />
gab – den rund 70 ExpertInnen<br />
des Fachbereiches<br />
Kindertageseinrichtungen der<br />
oberbayerischen <strong>AWO</strong> Gelegenheit,<br />
sich mit „Haltungen<br />
und Methoden zur Zusammenarbeit<br />
mit Familien“, den „Anforderungen<br />
aus dem Bildungsund<br />
Erziehungsplan“ und „innovativen<br />
Ansätze zur Zusammen-<br />
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FACHINFORMATIONEN<br />
arbeit zwischen Eltern und Kitas“<br />
auseinander zu setzen.<br />
Nirgendwo in Europa sind<br />
laut Pisa-Studie die soziale Herkunft<br />
und Bildung so eng miteinander<br />
verbunden wie in<br />
Deutschland. „Erst durch Pisa<br />
stehen der pädagogische Blick<br />
und mehr Bildungschancen für<br />
sozial Schwächere wieder stärker<br />
im Blickpunkt der Prozesse“,<br />
sagte <strong>AWO</strong>-Bezirksgeschäftsführer<br />
Andreas Niedermeier.<br />
Laut Isolde Ruf, Fachabteilungsleitung<br />
Kita I der <strong>AWO</strong>,<br />
müssten sich Familien und Kitas<br />
zunehmend als Partner in der<br />
Gestaltung des Aufwachsens<br />
und der Realisierung von Bil-<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 23
21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 24<br />
FACHINFORMATIONEN<br />
dungschancen von Kindern verstehen.<br />
Unmittelbare Voraussetzungen<br />
dafür sind die gegenseitige<br />
Anerkennung von Expertenschaft:<br />
die der Eltern, die ihre<br />
Kinder am Besten kennen und<br />
die der PädagogInnen als Erziehungsprofis.<br />
Die Voraussetzung<br />
für eine Kooperation ist sowohl<br />
eine wertschätzende Haltung<br />
als auch Strukturen bereitzustellen,<br />
die Eltern, aber auch den<br />
pädagogischen Kräften ermöglichen,<br />
genau diese Vorstellung<br />
von Erzieherpartnerschaft mit<br />
Leben zu füllen.<br />
Jugendhilfetag<br />
Fachkongress und<br />
-messe<br />
Vom 2. bis 4. Juni findet der<br />
12. Deutsche Jugendhilfetag<br />
(DJHT), einer der größten Fachkongresse<br />
mit Fachmesse Europas,<br />
in Osnabrück statt. Veranstalterin<br />
ist die Arbeitsgemeinschaft<br />
für Jugendhilfe (AGJ),<br />
der bundesweite Zusammenschluss<br />
von rund 100 Trägern<br />
der öffentlichen und freien Jugendhilfe.<br />
Die AGJ erwartet<br />
zur Fachmasse 270 Aussteller-<br />
Innen sowie rund 20.000 BesucherInnen.<br />
Angesprochen<br />
sind sowohl Fachleute der Kinder-<br />
und Jugendhilfe, Politiker-<br />
Innen und Wissenschaftler-<br />
Innen als auch die interessierte<br />
Öffentlichkeit.<br />
Weitere Infos bei der AGJ,<br />
Tel.: 030 / 400 40 219, Internet<br />
(www.agj.de).<br />
Studie zu Jugend<br />
Flexibel, mobil,<br />
couragiert<br />
Die Jugend in Deutschland ist<br />
besser als manche manchmal<br />
meinen: Junge Menschen in<br />
Deutschland sind aktiv und verantwortungsvoll,<br />
sie gehen motiviert<br />
an ihr Leben heran und<br />
schrecken auch vor Herausforderungen<br />
– wie etwa einen<br />
Wohnortwechsel für einen Ausbildungs-<br />
oder Arbeitsplatz –<br />
nicht zurück.<br />
Das sind einige Ergebnisse<br />
der Studie „Jugendliche und jun-<br />
24 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
ge Erwachsene in Deutschland“,<br />
des Mannheimer Instituts für praxisorientierte<br />
Sozialforschung<br />
(ipos) im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend.<br />
Insgesamt zeigen die Ergebnisse<br />
der Studie die fortwährende<br />
Annäherung zwischen Ostund<br />
Westdeutschen. Lebensbedingungen,Werteorientierungen<br />
und die Einstellungen von<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
unterscheiden sich<br />
13 Jahre nach der Wiedervereinigung<br />
kaum noch. Lediglich bei<br />
der Einstufung von Arbeitslosigkeit<br />
und der wirtschaftlichen Lage<br />
als wichtigstes persönliches<br />
Problem weichen die Werte in<br />
Ost und West deutlich voneinander<br />
ab.<br />
Die ipos-Studie ist eine repräsentativeZeitreihenuntersuchung<br />
und liegt mit der aktuellen<br />
<strong>Ausgabe</strong> jetzt bereits in vier<br />
Wellen vor. Die rund 2.000 Befragten<br />
zwischen 14 und 27<br />
Jahren wurden zu ihrer Wohnsituation,<br />
ökonomischen Situation<br />
(Arbeitsplatzsicherheit, Bereitschaft<br />
zur Mobilität etc.), sozialer<br />
und familiärer Situation, religiösen<br />
Einstellungen, Freizeitgestaltung<br />
(einschließlich gesellschaftliches<br />
Engagement), politischen<br />
Einstellungen, Einstellungen<br />
zu Gewalt und Einstellungen<br />
zu AusländerInnen befragt.<br />
Erstmals wurden auch Jugendliche<br />
mit Migrationshintergrund in<br />
einer Sonderstichprobe befragt.<br />
Weitere Ergebnisse sowie<br />
die vollständige Studie ist im Internet<br />
(www.bmfsfj.de) zu finden.<br />
Bundesweite Kampagne<br />
Hinsehen.<br />
Handeln.Helfen!<br />
Eine bundesweite Kampagne<br />
gegen sexuelle Gewalt an Kindern<br />
und Jugendlichen hat die<br />
Bundesministerin für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend,<br />
Renate Schmidt gestartet. Unter<br />
dem Motto „Hinsehen.Handeln.Helfen!“<br />
informiert die<br />
Kampagne des Bundesministeriums<br />
gemeinsam mit Beratungseinrichtungen<br />
in allen 16 Bun-<br />
desländern vor Ort über sexuelle<br />
Gewalt, über Anlaufstellen<br />
und Hilfsangebote für Kinder<br />
und deren Eltern. Die Schauspieler<br />
Götz George und Kai Wiesinger<br />
sowie die Schauspielerinnen<br />
Hannelore Hoger und Eleonore<br />
Weisgerber unterstützen<br />
die Kampagne.<br />
„Sexuelle Gewalt ist ein abscheuliches<br />
Verbrechen. Es gibt<br />
einer Kinderseele einen Knacks<br />
für das ganze Leben“, erklärte<br />
Renate Schmidt. Gemeinsam mit<br />
den Prominenten setzt sie sich<br />
deshalb „für eine Gesellschaft<br />
ein, die Kinder davor schützt“.<br />
Die Kampagne „Hinsehen.Handeln.Helfen!“<br />
ist Teil<br />
des Aktionsplans der Bundesregierung<br />
mit der der strafrechtliche<br />
Schutz von Kindern und Jugendlichen<br />
vor sexueller Gewalt<br />
und Ausbeutung sowie die<br />
Prävention von Gewalt verbessert<br />
werden sollen. „Wir wollen<br />
Bürgerinnen und Bürger für das<br />
Thema sexuelle Gewalt sensibilisieren<br />
und in enger Zusammenarbeit<br />
mit Beratungseinrichtungen<br />
aus dem ganzen Bundesgebiet<br />
gezielt auf Hilfsangebote für<br />
Kinder, Jugendliche, ihre Eltern<br />
und Bezugspersonen hinweisen“,<br />
so die Ministerin.<br />
Laut polizeilicher Kriminalstatistik<br />
(PKS) werden jährlich etwa<br />
20.000 Kinder Opfer sexueller<br />
Gewalt. Der Aktionsplan<br />
umfasst die Weiterentwicklung<br />
des strafrechtlichen Schutzes<br />
von Kindern und Jugendlichen,<br />
die Stärkung von Prävention<br />
und Opferschutz, die Sicherstellung<br />
der internationalen Strafverfolgung<br />
und Zusammenarbeit<br />
sowie die Vernetzung der<br />
Hilfs- und Beratungsangebote.<br />
Eine Verschärfung des Sexualstrafrechts<br />
ist zum 1. April<br />
2004 in Kraft getreten. Eine<br />
Stärkung des Schutzes kindlicher<br />
Opferzeugen wurde durch<br />
das im März 2004 vom Deutschen<br />
Bundestag beschlossene<br />
Opferrechtsreformgesetz umgesetzt.<br />
Die jetzt gestartete Präventionskampagne,<br />
die bis Ende<br />
2004 läuft, will eine breite Aufmerksamkeit<br />
für das Thema<br />
wecken und dafür sensibilisieren,<br />
dass jeder Einzelne und je-<br />
de Einzelne sich engagieren<br />
kann. Zentrale Elemente der<br />
Kampagne sind ein Internetangebot,<br />
das unter anderem über<br />
eine Datenbank unterschiedlichste<br />
regionale Beratungseinrichtungen<br />
benennt, und ein Servicetelefon<br />
des Bundesministeriums.<br />
Beide Angebote werden<br />
über Großflächenplakate und<br />
Anzeigen breit bekannt gemacht.<br />
Die Inhalte der Kampagne<br />
vermittelt ein Kampagnen-<br />
Bus vor Ort, um in Zusammenarbeit<br />
mit den Beratungsstellen<br />
über das Thema zu informieren.<br />
Im Rahmen einer Aktionstour<br />
macht der Bus seit April bis Juni<br />
2004 18 Mal an belebten innerstädtischen<br />
Plätzen Station.<br />
Neben Infos gibt es für Kinder<br />
ein Rahmenprogramm mit Graffiti<br />
und Theater.<br />
Weitere Infos auf der Kampagnensite<br />
im Internet (www.<br />
hinsehen-handeln-helfen.de).<br />
Das Servicetelefon des Bundesministeriums<br />
zur Kampagne unter<br />
0180 - 190 70 50 informiert<br />
ebenfalls.<br />
Für 10- bis 12-Jährige<br />
PC-Spiel gegen Lärm<br />
Die gesundheitliche Gefährdung<br />
durch Lärm wollen die Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung<br />
(BZgA) und die „Schule<br />
des Hörens e.V.“ Kindern zwischen<br />
zehn und zwölf Jahren<br />
näher bringen. Deshalb haben<br />
sie das PC-Spiel „Radio 108,8“<br />
für Kinder entwickelt. Eingebettet<br />
in das Tagesgeschäft eines<br />
Radiosenders lernen Kinder zum<br />
Beispiel den Aufbau und die faszinierende<br />
Funktionsweise des<br />
Ohres und damit auch dessen<br />
Schutzbedürftigkeit kennen.<br />
Lärm ist für den Großteil der<br />
Menschen das wichtigste Umweltproblem.<br />
Lärm macht krank.<br />
Er trägt zu irreversiblen Schädigungen<br />
des Gehörs bei, verursacht<br />
Stress und kann zu Herz-<br />
Kreislaufproblemen, zu Konzentrationsstörungen<br />
und Nervosität<br />
führen.<br />
Rund ein Viertel aller Jugendlichen<br />
in Deutschland leidet<br />
an nicht heilbaren Hörschäden<br />
und Tinnitus-Symptomen. Sie
21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 25<br />
hören bereits so schlecht wie um<br />
Jahrzehnte ältere Menschen. Da<br />
sie aufgrund ihres Alters keinen<br />
wesentlichen Kontakt mit berufsbedingten<br />
Lärmeinwirkungen<br />
haben, ist ein großer Teil dieser<br />
Gehörerkrankungen auf Freizeitlärm<br />
wie Knallgeräusche durch<br />
Knallkörper oder Spielzeugpistolen<br />
und vor allem auf laute<br />
Musik zurückzuführen. Jugendliche<br />
hören gerade in der Pubertät<br />
vermehrt zu laute Musik. Darum<br />
ist es wichtig, Kinder schon<br />
frühzeitig auf die Bedeutung des<br />
Gehörs für sie selbst und auf<br />
dessen Schutzbedürftigkeit hinzuweisen.<br />
Das PC-Spiel Radio 108,8<br />
ist ein Strategiespiel, das viele<br />
Informationen rund um das<br />
Hören enthält. „Wir wollen damit<br />
ganz gezielt Kinder zwischen<br />
10 und 12 Jahren ansprechen,<br />
um sie noch vor Beginn<br />
der ‚heißen Discophase’ zu erreichen“,<br />
erklärt die Direktorin<br />
der BZgA Elisabeth Pott. Die Kinder<br />
können bei dem Spiel selbst<br />
Klänge erzeugen, Musik machen,<br />
Geräusche raten und sich<br />
auch fachlich informieren. Im<br />
Mittelpunkt steht die Erfahrung,<br />
dass sie durch ihr eigenes Verhalten<br />
ihr Gehör vor Lärm schützen<br />
können und sie gleichzeitig<br />
lernen, Lärm zu vermeiden.<br />
Das PC-Spiel „Radio 108,8“<br />
ist gebührenfrei und kann unter<br />
folgender Adresse bestellt werden:<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung, 51101<br />
Köln, Fax: 02 21- 8 99 22 57,<br />
E-Mail: order@bzga.de.<br />
MIGRATION<br />
Ältere MigrantenInnen<br />
Älter werden in<br />
Europa<br />
Die vor 13 Jahren in den Niederlanden<br />
gestartete „Informationsreihe<br />
für ältere MigrantenInnen“<br />
hat einerseits zum Ziel ältere<br />
MigrantenInnen über Angebote<br />
der Altenhilfe zu informieren,<br />
Vorurteile abzubauen und<br />
dadurch die Bereitschaft, Dienste<br />
bei Bedarf in Anspruch zu<br />
nehmen, zu stärken. Andererseits<br />
ist ein weiteres Ziel die Vernetzung<br />
der Arbeitsfelder Altenhilfe<br />
und Migrationsarbeit. Vor<br />
etwa acht Jahren wurde die Inforeihe<br />
in Deutschland begonnen.<br />
Fachleute aus den Niederlanden,<br />
Belgien und Deutschland<br />
trafen sich nun zum Erfah-<br />
rungsaustausch bei einer zweitägigen<br />
Veranstaltung in Amsterdam.<br />
Sie stellten fest, dass<br />
sich die Probleme der älteren<br />
MigrantenInnen in allen Ländern<br />
ähneln. Dabei handelt es<br />
sich überwiegend um Sorgen<br />
wie: Wer hilft bei Krankheit?,<br />
um Unkenntnis über den Umgang<br />
mit Behörden und die<br />
Kenntnis eigener Rechte; knappe<br />
finanzielle Ressourcen; wenig<br />
Kenntnisse über Krankheitszusammenhänge<br />
und das System<br />
der Gesundheitsversorgung.<br />
Teilnehmer der Inforeihe, so<br />
wurde festgestellt, sind besser<br />
über Angebote und Dienste der<br />
Altenhilfe informiert und nutzen<br />
diese häufiger. Sie sind<br />
insgesamt offener für viele<br />
Themen. Unter ihnen entstehen<br />
Netzwerke, sie treffen<br />
sich zu gemeinsamen<br />
Aktivitäten und unterstützen<br />
sich gegenseitig.<br />
In allen beteiligten<br />
Ländern hat der Einsatz<br />
der Inforeihe neue Projekte<br />
und Entwicklungen in<br />
der Altenhilfe angestoßen. In<br />
Deutschland wurde etwa in<br />
Köln ein Seniorenkompass in<br />
türkischer Sprache erstellt; in<br />
Kiel wurden Seniorengruppen<br />
und Gesprächskreise gebildet;<br />
in Stuttgart wurden Gymnastikgruppen<br />
für ältere türkische<br />
Frauen gebildet und Deutschkurse<br />
für türkische Senioren angeboten.<br />
Dabei wird die interkulturelle<br />
Öffnung von Diensten und<br />
Anzeige<br />
Service Call Bremen<br />
1/4 Seite quer<br />
FACHINFORMATIONEN<br />
Einrichtungen der Altenhilfe<br />
durch eine träger- und verbandsübergreifendeKampagne<br />
für eine kultursensible Altenhilfe<br />
unterstütz, die im Oktober<br />
2004 für ein Jahr startet und<br />
den Dialog zwischen den Organisationen<br />
der Altenhilfe und<br />
den älteren MigrantenInnen,<br />
ihren Organisationen und der<br />
Migrationsarbeit fördern will.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />
e. V., Oppelner Straße 130,<br />
53119 Bonn, Tel. 02 28/66 85-0,<br />
Fax 02 28/66 85-2 09,<br />
Internet:http://www.awo.org,<br />
e-mail: awomagazin@awobu.awo.org.<br />
Redaktion: Joachim F. Kendelbacher<br />
(v. i. S. d. P.), Jürgen Fergg. Länderredaktionen:<br />
Axel Sommer (Berlin),<br />
Sabine Ivert-Klinke (Schleswig-<br />
Holstein), Beate Rink-Pohl (Bremen),<br />
Martina Bartling (Niedersachsen),<br />
Klaus Neubauer, Erwin Tälkers<br />
(Nordrhein-Westfalen), Sigrid Wieder<br />
(Hessen), Arnd von Boehmer, Ute<br />
Eisenacher (Baden-Württemberg),<br />
Roland Märker (Saarland).<br />
Layout: Monika Penno, Bonn. Nachdruck,<br />
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />
der Redaktion. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos kann keine Haftung übernommen<br />
werden. Die Redaktion behält<br />
sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.<br />
Anzeigen: FMS Fach Media Service,<br />
Verlagsgesellschaft mbH, Siemensstr.<br />
6, 61352 Bad Homburg, Tel.<br />
06172/6 70-507, Fax: 0 6172/<br />
6 70-5 36. Anzeigenschluss 6 Wochen<br />
vor dem 1. des Erscheinungsmonats.<br />
Z. Z. gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24.<br />
Druck: L. N. Schaffrath, Geldern<br />
Jahresabonnement: Das <strong>AWO</strong>-<br />
Magazin erscheint zweimonatlich<br />
und kostet 6 Euro (zzgl. 7% MwSt.)<br />
Adressenänderungen an den <strong>AWO</strong>-<br />
Bundesverband senden. Abbestellungen:<br />
3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 25
26_29 Report 23.04.2004 20:09 Uhr Seite 26<br />
KINDERARMUT<br />
Kinderarmut – und was die <strong>AWO</strong> dagegen tut<br />
Gute Kindheit –<br />
schlechte Kindheit<br />
„In jedem siebten Kinderzimmer<br />
spielt die Armut mit“, hat die Arbeiterwohlfahrt<br />
mit ihrer ersten Studie<br />
über Armut und Zukunftschancen<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
Ende 2000 erklärt und bundesweit<br />
für einiges Aufsehen gesorgt. Mit<br />
der <strong>AWO</strong>-ISS-Studie wurde erstmals<br />
die Kinderarmut wissenschaftlich<br />
untersucht. Zwei Millionen Kinder<br />
müssen demnach unter Armut<br />
leiden und besonders Alleinerziehende,<br />
Arbeitslose, kinderreiche<br />
und ausländische Familien sind<br />
von Armut betroffen. Die Folgestudie<br />
„Armut im Grundschulalter“<br />
(März 2003) belegt zwei Jahre<br />
später noch eine Verschärfung dieses<br />
Problems: Kinder aus armen<br />
oder belasteten Familien haben<br />
wesentlich weniger Bildungs- und<br />
Beteiligungschancen als andere<br />
Kinder, sie sind auch sozial benachteiligt<br />
oder erheblich beeinträchtigt<br />
und öfter krank. Besonders<br />
erschreckend: Kinder, die<br />
heute in Armut leben, bleiben arm<br />
und auch ihre Kinder werden arm<br />
sein, denn Armut wächst mit.<br />
Dass die <strong>AWO</strong> diese Ergebnisse<br />
nicht nur vorstellen würde, war<br />
klar. Sie handelte auch. Entstanden<br />
sind eine Vielzahl von Projekten,<br />
Aktionen und Maßnahmen,<br />
Konzepten und komplexen Strategien,<br />
von denen wir hier einige<br />
vorstellen.<br />
26 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
Monheim. Anknüpfend an die Ergebnisse<br />
der ersten <strong>AWO</strong>- ISS- Studie zu<br />
Kinderarmut entwickelten der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />
Niederrhein und die Stadt<br />
Monheim am Rhein das Modellprojekt<br />
„Mo.Ki – Monheim für Kinder“. Ziel ist<br />
es, ein kommunales Gesamtkonzept zur<br />
Vermeidung der negativen Auswirkungen<br />
von familiärer Armut auf die Lebenslage<br />
und die Entwicklungschancen<br />
von Kindern zu erstellen. Angestrebt<br />
wird Unterstützungs- und Beratungsangebote<br />
für Eltern und Kinder in einem<br />
Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf<br />
bereitzustellen, da hier oftmals<br />
materielle Notlagen und soziale Benachteiligung<br />
einhergehen. Knotenpunkt<br />
innerhalb des kommunalen Jugendhilfesystems<br />
sind dabei die Kindertagesstätten.<br />
Das Berliner Viertel in<br />
Monheim<br />
Ausgangspunkt der pädagogischen<br />
Arbeit von Mo.Ki bildet ein Monheimer<br />
Stadtteil, das so genannte Berliner Viertel,<br />
in dem ein Drittel der Monheimer EinwohnerInnen<br />
leben, von denen überdurchschnittlich<br />
viele von Armut betroffen<br />
sind. 60 Prozent der BezieherInnen<br />
von Hilfe zum Lebensunterhalt (Sozialhilfe)<br />
leben in diesem Quartier; jedes vierte<br />
Kind ist auf Sozialhilfe angewiesen.<br />
Gleichzeitig steigt die Zahl der Heimunterbringungen<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
durch das Jugendamt kontinuierlich<br />
an. 82 Prozent der Kinder zeigen laut<br />
einer Untersuchung Auffälligkeiten im<br />
Bereich der physischen oder psychischen<br />
Gesundheit.<br />
Das Modellprojekt läuft über zwei<br />
Jahre und wird durch den Landschaftsverband<br />
Rheinland, den <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />
Niederrhein und die Stadt Monheim<br />
finanziert.<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Das Modellprojekt Mo.Ki – Mo<br />
Von der Forsch<br />
Verhinderung von<br />
Armutsfolgen<br />
Ziel von Mo.Ki ist der Aufbau einer<br />
Präventionskette von der Geburt bis zur<br />
Berufsausbildung, die dem Alltag der Familien<br />
im Berliner Viertel gerecht wird,<br />
sie über die verschiedenen institutionellen<br />
Übergänge hinweg begleitet und die<br />
Bildungs- und Entwicklungschancen der<br />
Kinder vergrößert. Statt immer höhere<br />
<strong>Ausgabe</strong>n für Heimunterbringungen in<br />
den Etat einzuplanen, muss längerfristig<br />
gedacht werden und mehr in die Frühförderung<br />
investiert werden.<br />
Nach einer Analyse der Problembereiche<br />
im Berliner Viertel wurden<br />
zunächst drei zentrale Handlungsfelder<br />
festgelegt:<br />
• Der Ausbau präventiver Angebote in<br />
der Tagesbetreuung. Mo.Ki dient da-
26_29 Report 23.04.2004 20:09 Uhr Seite 27<br />
nheim für Kinder<br />
ung zur Praxis zogen<br />
bei als Regiestelle, die die Vernetzung<br />
der Maßnahmen in den Kitas vorantreibt<br />
und die Qualifikation der Fachkräfte organisiert.<br />
• Bei der Arbeit mit den Kindern liegen<br />
die Schwerpunkte auf der Stärkung sozialer<br />
Kompetenzen, der Sprach- und<br />
Lernförderung sowie der Gesundheitsförderung.<br />
•Einen dritten Aufgabenschwerpunkt von<br />
Mo.Ki stellt die Koordination und Vernetzung<br />
von bereits existierenden Angeboten<br />
im Stadtteil dar sowie die Anregung<br />
und Unterstützung neuer Initiativen für<br />
das Berliner Viertel.<br />
Wichtig für die Nachhaltigkeit eines<br />
solchen Projektes ist die Schaffung neuer<br />
Strukturen und Organisationsformen in der<br />
Kinder- und Jugendhilfe, in der möglichst<br />
viele Institutionen und Personen miteinbe-<br />
werden. Ein wichtiger Bestandteil<br />
von Mo.Ki ist daher der Aufbau eines Kooperationsnetzes<br />
für Kinder in Monheim.<br />
Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in<br />
der Koordinierungsstelle Mo.Ki ist die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Zum einen wird Vernetzung<br />
über den Stadtteil hinaus mit zahlreichen<br />
anderen Institutionen betrieben, die<br />
in den Bereichen Armuts- und Gesundheitsprävention<br />
und Stadtteilmanagement arbeiten.<br />
Zum anderen wird über Pressearbeit<br />
und Fundraising um ideelle und finanzielle<br />
Unterstützung geworben (etwa Patenschaften<br />
für Mittagessen).<br />
Nach der erfolgreichen Startphase entwickeln<br />
die Projektträger nun Konzeptionen,<br />
um diese positiven Ansätze in ein<br />
längerfristiges Stadtteilmanagement zu integrieren.<br />
Weitere Infos bei Michael Schöttle,<br />
<strong>AWO</strong>- Niederrhein, Tel: 0201 / 3105 –<br />
233 und Inge Nowak, Projektleiterin MO-<br />
KI, Tel.: 02173 / 73 68 75 14 sowie Annette<br />
Berg, Jugendamtsleiterin Stadt Monheim,<br />
Tel.: 02173 / 73 95 15 55.<br />
KINDERARMUT<br />
<strong>AWO</strong> in Ostwestfalen-Lippe<br />
Hilfe für<br />
„Kinder in Not“<br />
Bielefeld. Kinderarmut gibt es auch im<br />
ansonsten eher beschaulichen Ostwestfalen-Lippe.<br />
Unbürokratisch und schnell will<br />
die Aktion „Kinder in Not“ der <strong>AWO</strong> in<br />
Ostwestfalen-Lippe in diesen Fällen helfen.<br />
Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen<br />
dringend benötigte Unterstützungen zu<br />
gewähren, die anderweitig nicht finanzierbar<br />
sind. Antragsteller können nur<br />
die ostwestfälischen <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />
für Kinder und Jugendliche sein. Möglich<br />
wurde die Aktion durch Spenden von<br />
Geschäftspartnern und Gliederungen<br />
der <strong>AWO</strong> in Höhe von rund 12.000 Euro<br />
Anfang 2002. Mehrere kleinere und<br />
größere Hilfen wurden dadurch bisher<br />
möglich. Matschhosen, Spielekoffer und<br />
Winterbekleidung für Kindertageseinrichtungen;<br />
Eine Kaltlichtlampe und besonderes<br />
Essgeschirr erhielt eine fast<br />
blinde Vollwaise; Bedürftige Kinder<br />
konnten mit dem Zuschuss der Aktion an<br />
einer Ferienfreizeit teilnehmen und ein<br />
Spielmobileinsatz des Jugendwerkes<br />
wurde bezuschusst. Die Aktion „Kinder<br />
in Not“ wird fortgesetzt. Sie verfügt zwar<br />
nur über geringe Mittel, aber auch die<br />
helfen. Spenden werden weiterhin ebenso<br />
gerne angenommen wie Förderanträge.<br />
Spendenkonto 137 208, Sparkasse<br />
Bielefeld, BLZ 480 501 61, Stichwort<br />
„Kinder in Not“.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 27
26_29 Report 23.04.2004 20:09 Uhr Seite 28<br />
KINDERARMUT<br />
Leitfaden und Fachtagung in Oberbayern<br />
Nein zur Kinderarmut<br />
– ja zur Solidarität<br />
München. Nach Bekanntwerden<br />
der ersten Ergebnisse<br />
der <strong>AWO</strong>-ISS-Studie hat der<br />
<strong>AWO</strong>-Bezirksverband Oberbayern<br />
einen komprimierten<br />
Leitfaden für Kindertageseinrichtungen<br />
herausgebracht,<br />
der wesentliche Aspekte der<br />
Armutsthematik benennt und<br />
Konsequenzen für die Arbeit<br />
in Kindertagsstätten aufzeigt.<br />
In der konkreten Sammlung<br />
und Auflistung von bereits<br />
bestehenden Maßnahmen<br />
und Projekten wurde<br />
deutlich, dass Leitsätze und<br />
Profil der <strong>AWO</strong> die Praxis<br />
auch bisher schon herausgefordert<br />
hat, Anspruch und<br />
Handeln in Einklang zu bringen.<br />
Kinderarmut, Familienunterstützung,Zukunftssicherheit,<br />
Chancengleichheit und<br />
Solidarität, das waren auch<br />
die zentralen Themen einer<br />
Fachtagung des <strong>AWO</strong>-Bezirksverbands<br />
Oberbayern<br />
mit rund 100 ExpertInnen, ErzieherInnen,<br />
Elternbeiräten<br />
und VertreterInnen von Kommunen.<br />
Bis Ende der 90-er Jahre<br />
sei Armut in Deutschland ein<br />
Tabuthema gewesen, erklärte<br />
Professor Werner Wüstendörfer<br />
von der Fachhochschule<br />
Nürnberg. Die Vorsitzende<br />
des neuen familienpolitischen<br />
<strong>AWO</strong>-Verbands „Zukunftsforum<br />
Familie“ und <strong>AWO</strong>-Bundesvorstandsmitglied,Christiane<br />
Reckmann, bemängelte,<br />
dass der Staat bei der<br />
Bekämpfung der Kinderarmut<br />
bisher nur mit wenig abgestimmten<br />
Konzepten in Erscheinung<br />
getreten sei und<br />
forderte für die Bildungs-, Erziehungs-<br />
und Betreuungsarbeit<br />
in den Kindertageseinrichtungen<br />
einen verbindli-<br />
28 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
chen Orientierungsrahmen.<br />
Die Diskussion um die Pisaergebnisse<br />
rücke den Bildungsauftrag<br />
der Kindertagesstätten<br />
erneut ins Blickfeld und<br />
belege den zentralen Stellenwert<br />
frühkindlicher Bildungsprozesse.<br />
Die <strong>AWO</strong> fordere<br />
von der Politik in Bund, Land<br />
und Kommunen Entscheidungen<br />
zu treffen, die eine wirkliche<br />
Chancengleichheit möglich<br />
machen.<br />
Dortmund/Gladbeck. Die<br />
Tageseinrichtung für Kinder der<br />
Arbeiterwohlfahrt in Gladbeck-<br />
Brauck liegt in einem „Stadtteil<br />
mit besonderem Erneuerungsbedarf“.<br />
Was diese Formulierung<br />
im Erziehungsalltag bedeutet,<br />
erfahren Barbara Richterich<br />
und ihre Kolleginnen in<br />
der fünfgruppigen Einrichtung<br />
Tag für Tag.<br />
Drei Viertel der Kinder in<br />
der Tagesstätte sind nichtdeutscher<br />
Herkunft. Arbeitslosigkeit<br />
und soziale Probleme prägen<br />
das Leben in den Familien.<br />
„Viele Eltern sind nicht mehr in<br />
der Lage, ihren Beitrag zur Erziehung<br />
zu leisten. Es fehlt an<br />
Betreuung, materieller Versorgung,<br />
Bildung“, sagt Barbara<br />
Richterich, die die 1993 eröffnete<br />
<strong>AWO</strong>-Einrichtung leitet.<br />
„Wir haben mit kleineren<br />
Maßnahmen begonnen“, erinnert<br />
sie sich. In der Einrichtung<br />
entstand eine kleine „Kleiderkammer“,<br />
in der sich mittellose<br />
Eltern bedienen können. Le-<br />
Erfahrungen in Wedel und Kiel<br />
Kostenlose Kleider und<br />
Mittagessen<br />
Kiel/Wedel. „Bei Alltagsproblemen<br />
können wir Kindern aus<br />
armen Familien gut helfen, sei<br />
es mit Kleidung oder Essenspaketen.<br />
Aber das reicht nicht“,<br />
sagt Andrea Rump, Leiterin der<br />
<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte im Hanna-Lucas-Haus<br />
in Wedel. Sie<br />
weiß sehr gut wovon sie redet.<br />
Denn die Einrichtung hat sich<br />
Ende der 90-er Jahre aktiv an<br />
der viel beachteten <strong>AWO</strong>/ISS-<br />
Studie zur Kinderarmut in<br />
Deutschland beteiligt. Offensichtlich<br />
werde die finanzielle<br />
Schieflage von Familien, wenn<br />
diese das Essengeld oder die El-<br />
Nachschlagewerk mit vielen Ideen<br />
Neue Wege gehen – und<br />
anderen davon erzählen<br />
bensmittelgeschäfte spendeten<br />
günstige oder vor dem Ablauf<br />
stehende Lebensmittel, ein türkischer<br />
Vater, der als Bäcker<br />
arbeitet, besorgte Brot.<br />
„Viele Kinder kennen kaum<br />
Obstsorten“, sagt Barbara<br />
Richterich, „oder sie wissen<br />
nicht, wie die Früchte heißen.“<br />
Das ist dann Sache des Sprachtrainings,<br />
das die <strong>AWO</strong>-Einrichtung<br />
entwickelt hat.<br />
Auch die Eltern werden einbezogen.<br />
Sie erhalten Informationen<br />
über die Erziehung ihrer<br />
Kinder. „Dazu gehört Basiswissen,<br />
etwa dass die Eltern ihre<br />
Kindern schon im Säuglingsalter<br />
positiv stimulieren müssen“,<br />
sagt Barbara Richterich. Zur<br />
„Betreuung“ der Eltern gehört<br />
aber auch eine Entspannungs<br />
AG für gestresste Mütter und<br />
Väter.<br />
Die engagierte Arbeit in<br />
Gladbeck-Brauck zeigt erste Erfolge.<br />
Damit auch andere von<br />
diesen und vielen anderen Erfahrungen<br />
in zahlreichen Kitas<br />
ternbeiträge nicht mehr zahlen<br />
könnten. „Das haben wir in den<br />
letzten Jahren immer häufiger<br />
bei uns beobachtet. Irgendwann<br />
stehen wir vor der schweren Entscheidung,<br />
die Kinder abweisen<br />
zu müssen“, so Andrea Rump.<br />
Sie bedauert diese Fälle sehr,<br />
weil sie weiß, die Kinder haben<br />
damit noch weniger Chancen<br />
auf ihrem Bildungsweg, aus der<br />
Misere herauszukommen.<br />
Grundsätzlich hat sie beobachtet,<br />
dass sozial schwache Familien<br />
viel Energie darauf verwenden,<br />
ihre Armut nicht sichtbar<br />
werden zu lassen.<br />
profitieren können hat der<br />
<strong>AWO</strong> Bezirk Westliches Westfalen<br />
die Praxis-Handreichung<br />
„Kinderarmut“, zusammengestellt.<br />
Die Publikation gibt MitarbeiterInnen<br />
und Ehrenamtlichen<br />
praktische Empfehlungen und<br />
Hilfestellungen für den Umgang<br />
mit dem häufig verschwiegenen<br />
Thema. In der Form eines Nachschlagewerkes<br />
werden die vielen<br />
Ideen und Projekte der Fachleute<br />
aus etwa 300 Einrichtungen<br />
gesammelt und vorgestellt.<br />
„Wir wollen aber auch den<br />
Zustand beenden, dass jeder<br />
das Gefühl hat, mit seinen Problemen<br />
allein zu sein“, sagt<br />
Norbert Dyhringer, Referatsleiter<br />
für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe<br />
im <strong>AWO</strong>-Bezirk<br />
Westliches Westfalen, der das<br />
Projekt betreut. So ist ein wichtiges<br />
Ziel der Handreichung,<br />
Netzwerke zwischen Einrichtungen,<br />
Trägern und Kommunen<br />
zu bilden. Für Barbara<br />
Richterich und ihre Mitarbeiterinnen<br />
ist das gelebter Alltag.<br />
Ohne Netzwerke – und wenn<br />
nur mit dem Lebensmittelhändler<br />
um die Ecke, der spendet –<br />
könnten sie ihre beispielhafte<br />
Arbeit nicht fortsetzen.<br />
Kontakt und Bestelladresse:<br />
Norbert Dyhringer, Tel.: 0231<br />
/ 54 83 - 245, Fax: - 105,<br />
E-Mail: dyhringer@awo-ww.de.
26_29 Report 23.04.2004 20:09 Uhr Seite 29<br />
Mit einer Gruppe von 40<br />
Kindern hat sich die Wedeler<br />
Einrichtung an der großen Studie<br />
beteiligt. „Wir haben damals<br />
Beobachtungsbögen ausgefüllt,<br />
in denen das Verhalten<br />
und die Fähigkeiten der Kinder<br />
festgehalten wurden“, berichtet<br />
sie. Die Studie hat sie bis heute<br />
nicht losgelassen. In der Zwischenzeit<br />
fanden weiterführende<br />
Gespräche mit Eltern statt.<br />
Bestätigt fand sie die geringeren<br />
Bildungschancen der von Armut<br />
betroffenen Kinder. „Entgegen<br />
allgemeiner Erwartungen liegt<br />
unsere Kita in einer Art sozialem<br />
Brennpunkt“, beschreibt sie die<br />
Situation. In den Wohnblocks<br />
der Umgebung gebe es günstige<br />
Wohnungen. Viele Familien<br />
seien von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen,<br />
bekämen Sozialhilfe<br />
oder<br />
würden allenfalls<br />
über ein<br />
Mindesteinkommenverfügen.<br />
Eines von<br />
vielen Armuts-Projekten in<br />
Schleswig-Holstein bietet der<br />
Kinder- und Jugendbauernhof in<br />
Kiel-Mettenhof an. „Wir wollen<br />
den Teufelskreis durchbrechen,<br />
in dem wir mit den Kindern und<br />
Jugendlichen auch gemeinsam<br />
kochen“, sagt Ben Mc Culloch,<br />
Leiter des Kinder- und Jugendbauernhofs.<br />
In der extra dafür<br />
hergerichteten Küche des früheren<br />
Bauernhofes bekommen<br />
Kids fünf Mal in der Woche eine<br />
kostenlose Mittagsmahlzeit. Dabei<br />
kommt es Mc Culloch und<br />
seinem Team nicht nur darauf<br />
an, die Mädchen und Jungen<br />
satt zu bekommen. Sie sollen<br />
auch erleben, in einer Gemeinschaft<br />
zu essen. Das gehört in<br />
dem als sozialem Brennpunkt<br />
bekannten Stadtteil längst nicht<br />
für alle Kinder zum Alltag. „Hier<br />
gibt es viele günstige Wohnungen,<br />
wodurch große Familien<br />
angezogen werden. Viele sind<br />
von Arbeitslosigkeit betroffen“,<br />
schildert Mc Culloch das Umfeld<br />
der vor über 20 Jahren gegründeten<br />
Einrichtung der Kieler<br />
<strong>AWO</strong>. Ein großer Teil der Kinder<br />
komme aus Familien, die<br />
Die MitarbeiterInnen des<br />
Hofes hatten beobachtet,<br />
dass viele Kinder sich<br />
Chips und Süßigkeiten an<br />
der benachbarten<br />
Tankstelle kauften, weil es<br />
zu Hause nicht regelmäßig<br />
Mittagessen gab.<br />
von Sozialhilfe leben, berichtet<br />
Mc Culloch. Die MitarbeiterInnen<br />
des Hofes hatten beobachtet,<br />
dass viele Kinder sich<br />
Chips und Süßigkeiten an der<br />
benachbarten Tankstelle kauften,<br />
weil es zu Hause nicht regelmäßig<br />
Mittagessen gab.<br />
1997 starteten sie deshalb<br />
den Mittagstisch auf dem Bauernhof.<br />
Inzwischen hätten sich die<br />
Essgewohnheiten der Kinder<br />
verändert. 30 bis 40 Kids kommen<br />
zum Essen. Sie würden<br />
außerdem immer häufiger<br />
nach Obst und Mineralwasser<br />
fragen als früher, haben die<br />
Pädagogen beobachtet. Gegessen<br />
wird in mehreren Gruppen,<br />
von 14 bis 15.30 Uhr<br />
und wieder<br />
ab 17 Uhr.<br />
Das Projekt<br />
wird<br />
großzügig unterstützt.Dreimalwöchentlich<br />
können<br />
Hofmitarbeiter<br />
warmes Essen<br />
aus Kantinen<br />
abholen, zweimal aus der<br />
Schule am Göteborgring und<br />
einmal von der Siemens AG.<br />
An einem Tag der Woche wird<br />
mit den Kindern gemeinsam<br />
gekocht und gebacken. Zwei<br />
Mal gibt es eine Brotmahlzeit<br />
und Obst. Zutaten werden<br />
vom Verein der Kieler Tafel und<br />
vom Citti-Großmarkt geliefert.<br />
Finanziell wird das Projekt zudem<br />
vom Sparkassen- und<br />
Giroverband Schleswig-Holstein<br />
gefördert. Bis Ende 2005<br />
hat das Geldinstitut 4.100 Euro<br />
pro Jahr zugesagt.<br />
Der kostenlose Mittagstisch<br />
ist eingebettet in eine ganze<br />
Reihe anderer Angebote. Die<br />
Jugendlichen können sich an<br />
der Pflege der zahlreichen Tiere<br />
auf dem Hof, von Kaninchen<br />
bis zu Ponys, beteiligen,<br />
Basteln und Werken, sich im<br />
Jugendhaus treffen und sich<br />
bei den Schularbeiten helfen<br />
lassen. 1981 wurde der Kinder-<br />
und Jugendbauernhof am<br />
Skandinaviendamm auf rund<br />
5,3 Hektar Gelände eröffnet.<br />
Täglich besuchen rund 150<br />
Kinder die Einrichtung.<br />
Anzeige<br />
SEB<br />
105 x 297 mm
30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 30<br />
LÄNDERMAGAZIN<br />
Betreutes Reisen der <strong>AWO</strong> Essen<br />
Mit dem Gehwagen zum Ballermann<br />
Essen. Mallorca – die Lieblingsinsel der<br />
Deutschen, von vielen immer wieder gerne<br />
besucht, selten aber nur von älteren Menschen<br />
mit körperlichen Beeinträchtigungen.<br />
Dem hilft nun die <strong>AWO</strong> Essen mit einem<br />
neuen Angebot ab. Mit „... betreutes Reisen<br />
für Senioren“ bietet der Reiseservice<br />
zwei Wochen Sonne und gute Laune für ältere<br />
Menschen, die eben nicht mehr so gut<br />
zu Fuß sind. Eine Gruppe kehrte jetzt von<br />
der Reise mit professioneller Betreuung<br />
zurück. Diese Reise richtete sich vor allem<br />
an ältere Menschen, die auch die zweite<br />
Lebenshälfte mit Spaß und Gleichgesinnten<br />
erleben möchten und dabei auf Sicherheit<br />
und intensive Betreuung wert legen wollen<br />
oder müssen. Niemand sollte aufgrund seines<br />
Alters oder aus Gesundheitsgründen<br />
auf das Reisen verzichten müssen, so ist<br />
der Anspruch an betreutes Reisen.<br />
Schon am Abflugtag wurde der Unterschied<br />
zu „normalen“ Ferienreisen deutlich.<br />
Es klingelte früh an der Wohnungstür,<br />
der freundliche Fahrer holte den Koffer ab<br />
Sozialpsychiatrische<br />
Einrichtungen<br />
Voll auf Erfolgskurs<br />
Kreis Nordfriesland. Eine Erfolgsbilanz<br />
können die Sozialpsychiatrischen Einrichtungen<br />
Nordfriesland (SPE) der <strong>AWO</strong><br />
vorweisen. Mit einer kleinen Wohngruppe<br />
für sieben Personen fing 1989 in Bredstedt<br />
alles an. Nun laufen die Vorbereitungen<br />
für das 10-jährige Jubiläum der vollstationären<br />
Wohneinrichtung für psychisch<br />
erkrankte Menschen, die 28 BewohnerInnen<br />
Platz bietet.<br />
Im Oktober 1994 wurde das neue<br />
Haus in direkter Nachbarschaft zu einem<br />
Neubaugebiet eröffnet. In all den Jahren<br />
konnte die <strong>AWO</strong> daneben im Kreis Nordfriesland<br />
ein ganzes Netzwerk von Angeboten<br />
für psychisch Kranke und Menschen<br />
mit Suchtproblemen schaffen. Neben den<br />
Standort im Luftkurort Bredstedt sind die<br />
SPE mit Tagestätten in Niebüll und Sylt-Ost<br />
sowie mit Anlaufstellen für ambulante Betreuung<br />
in weiteren Orten des Kreises vertreten.<br />
Die SPE leisten neben der Rundum-<br />
Betreuung auch niedrigschwelligere Hilfe<br />
und gehen somit individuell auf den Be-<br />
30 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
und brachte die TeilnehmerInnen<br />
zum Flughafen. Das hieß, Urlaub<br />
von Anfang an. Vor Ort, in Palma<br />
Nova, waren alle Zimmer,<br />
die Ausflugsbusse und selbst der<br />
nahe gelegen Supermarkt für<br />
Gehbehinderte eingerichtet. Abgesenkte<br />
Bordsteinkanten, Handläufe<br />
überall im Hotel und Rampen<br />
vor fast jeder Tür ermöglichten<br />
ein größtes Maß an Bewegungsfreiheit.<br />
Ausflüge, Strand, Bingo, gutes<br />
Essen und viel Unterhaltung<br />
ließen die SeniorInnen so richtig<br />
aufleben. Eine andere Umgebung<br />
und der damit verbundene<br />
Klimawechsel waren Balsam für<br />
Körper und Seele.<br />
Obwohl das reine Vergnügen im Vordergrund<br />
stand, waren medizinische Versorgung<br />
im Haus und Unterstützung bei<br />
den alltäglichen Problemen und Problemchen<br />
selbstverständlich.<br />
darf der Betroffenen ein. „Wir behandeln<br />
nicht, wir begleiten und unterstützen Menschen<br />
mit psychiatrischen Erkrankungen<br />
und Behinderungen. Grundsätzlich können<br />
Menschen mit jeder Art von psychiatrischem<br />
Krankheitsbild bei uns Aufnahme<br />
finden“, erklärt der Leiter der SPE Dirk Beyer.<br />
Zu seinem Team gehören rund 45 Mitarbeiterinnen<br />
und MitarbeiterInnen.<br />
Zwei Grundprinzipien werden daran<br />
deutlich: Dass die Sozialpsychiatrischen<br />
Einrichtungen den Menschen in Nähe ihres<br />
Wohnortes und sozialen Umfelds zur<br />
Seite stehen wollen und ihnen Hilfe zur<br />
Selbsthilfe bieten. Soweit möglich helfen<br />
Mitarbeiter der SPE ihren Klienten soziale<br />
Kontakte zu erhalten, Probleme am Ar-<br />
Damit Reisen auch noch mit Einschränkungen im<br />
Alter möglich sind bietet die <strong>AWO</strong> Essen<br />
„... betreutes Reisen für Senioren“ an.<br />
Die nächsten Termine „... betreutes Reisen<br />
für Senioren“ sind Korfu im Herbst und<br />
Mallorca über Weihnachten und Sylvester.<br />
Weiter Informationen unter Tel.: 02 01/<br />
18 97- 420.<br />
(ree)<br />
beitsplatz zu lösen oder wenn nötig, den<br />
Weg zurück in ein selbständiges Leben zu<br />
finden.<br />
Das Jubiläum der Kerneinrichtung nehmen<br />
Beyer und sein Team zum Anlass,<br />
außer einem großen Sommerfest auch eine<br />
Veranstaltungsreihe zu organisieren,<br />
die Informationen zu verschieden Arbeitsfeldern<br />
der SPE bietet. Offizieller Höhepunkt<br />
der Feierlichkeiten soll die Namensgebung<br />
für das Bredstedter Wohnheim am<br />
1. Oktober werden.<br />
Weitere Informationen zum umfangreichen<br />
Jubiläumsprogramm und die Einrichtungen<br />
unter Tel.: 04671/91300) und im<br />
Intertnet (www.awo-sh-verrueckt.de).<br />
(siv)<br />
Feiern und das Erleben<br />
von Gemeinschaft kommen<br />
in dem Bredstedter<br />
Wohnheim der <strong>AWO</strong> wie<br />
hier auf dem Herbstfest<br />
nicht zu kurz. Bewohner,<br />
Mitarbeiter, Angehörige<br />
und Freunde wollen im<br />
September das zehnjährige<br />
Bestehen der Einrichtung<br />
in Nordfriesland<br />
feiern.<br />
Foto: <strong>AWO</strong>
30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 31<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Erweiterung für krebskranke junge Menschen<br />
„Mitbauen am neuen Haus!“<br />
Katharinenhöhe. Die Katharinenhöhe,<br />
eine Einrichtung des <strong>AWO</strong> Bezirksverbands<br />
Baden im Schwarzwald-Baar-Kreis,<br />
wurde mit der familienorientierten Rehabilitation<br />
für Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern<br />
bundesweit bekannt. 1985 gegründet,<br />
ging die Klink damit einen völlig<br />
neuen Weg – und heute kommen mehr als<br />
ein Viertel der jährlich in Deutschland an<br />
Krebs erkrankten Kinder mit ihren Familien<br />
in die <strong>AWO</strong>-Einrichtung zur Rehabilitation.<br />
Genauso hat auch das Konzept für<br />
krebskranke Jugendliche zwischen 16 und<br />
20 Jahren sowie für junge Menschen ab<br />
21 Jahren Modellcharakter. Ihre Betreuung<br />
in kleinen Gruppen ist genau auf die Bedürfnisse<br />
der PatientInnen abgestimmt und<br />
therapeutisch erfolgreich. Untergebracht<br />
sind die Gruppen bisher einige Kilometer<br />
entfernt von der Klinik im Schwarzwalddorf<br />
Schönwald. Das ehemalige Hotel ist<br />
jedoch längst zu klein geworden. Zu den<br />
Behandlungen muss oft mit dem Kleinbus<br />
gependelt werden. Auch organisatorisch<br />
ist es problematisch, die Klinik an zwei verschiedenen<br />
Orten zu betreiben. Mit den<br />
Jahren wurde so die Notwendigkeit immer<br />
dringlicher, die Jugendbetreuung direkt auf<br />
das Klinikgelände zu holen, dort auszubauen<br />
und vollständig zu integrieren. Kein<br />
geringes Vorhaben: Das Projekt wird rund<br />
fünf Millionen Euro kosten und soll letztlich<br />
die gesamte Anlage optimieren.<br />
Klinikleiter Stephan Maier bestätigt,<br />
wie wichtig der Neubau sein wird. Nach<br />
Mehr Raum und bessere Therapiemöglichkeiten für krebskranke Jugendliche entstehen<br />
derzeit auf der Katharinenhöhe.<br />
seinen Angaben erkranken jährlich etwa<br />
1.800 Kinder und Jugendliche bis zu 16<br />
Jahren an Krebs, ebenso viele müssen mit<br />
einem schweren Herzfehler in Behandlung.<br />
Noch höher als bei Kindern zwischen<br />
fünf und 14 Jahren ist die Zahl der<br />
Krebserkrankungen bei jungen Menschen<br />
zwischen 14 und 21 Jahren. Da es kaum<br />
so spezialisierte Reha-Plätze für Jugendliche<br />
gibt, hat die Katharinenhöhe, die einen<br />
ausgezeichneten Ruf genießt, in diesem<br />
Bereich eine lange Warteliste.<br />
Nur die wenigsten jungen KrebspatientInnen<br />
haben zuvor schon Betroffene im<br />
gleichen Alter kennen gelernt – auf der<br />
Katharinenhöhe jedoch ist die Gruppe das<br />
Herzstück der Rehabilitation. Bei den meisten<br />
im sensiblen Entwicklungsalter zwischen<br />
Kindheit und Erwachsensein wird die pubertäre<br />
Unsicherheit durch die Krankheit erheblich<br />
verstärkt. Zukunftspläne lösen sich<br />
in nichts auf, die Kontakte zu Freunden und<br />
Schule sind unterbrochen. In der Gruppe<br />
können sich viele zum ersten Mal nach der<br />
schockierenden Diagnose öffnen und sehen,<br />
wie andere in gleicher Lage mit dem<br />
Schicksal Krebs umgehen. Im Team arbeiten<br />
Ärzte und Krankenschwestern, Physiound<br />
Ergotherapeuten übergreifend mit Heilpädagogen,<br />
Psychologen und Lehrern.<br />
LÄNDERMAGAZIN<br />
Von bisher 15 Plätzen für Jugendliche<br />
wird aufgestockt auf über 35. Mindestens<br />
die doppelte Kapazität soll die Katharinenhöhe<br />
für junge Menschen bekommen.<br />
Wie der Vorsitzende der <strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />
Baden, Hansjörg Seeh, allerdings<br />
betont, geht es „eher um bessere Heilungsvoraussetzungen<br />
als um mehr Patienten.“<br />
Das heißt: Nicht nur sieben Einbett- und<br />
16 Doppelzimmer mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen<br />
werden gebaut, sondern<br />
vor allem soll die Gesamtbetreuung erweitert<br />
und Zugang zu sämtlichen medizinischen,<br />
therapeutischen und sportlichen Einrichtungen<br />
geschaffen werden, z. B. zu Ultraschalldiagnostik,<br />
EKG und Belastungs-<br />
EKG, zu Lungenfunktionsmessungen und<br />
zum Bäderbereich. Die neuen Räume für<br />
Massage und Krankengymnastik werden<br />
genau nach dem Bedarf der jungen PatientInnen<br />
eingerichtet. Eine Neuheit wird der<br />
spezielle Fitnessraum bilden.<br />
Mit dem ersten Bauabschnitt wurde im<br />
September 2003 begonnen; jetzt wurde<br />
der zweite gestartet. Die Fertigstellung ist<br />
im Sommer 2005 vorgesehen, vorausgesetzt,<br />
die Finanzierung steht. Noch fehlt eine<br />
runde Million Euro, die nur durch Spenden<br />
abgedeckt werden kann. Dazu hat die<br />
Katharinenhöhe eine Spendenaktion gestartet.<br />
Bankverbindung: Bank für Sozialwirtschaft,<br />
Karlsruhe, Konto: 6726101,<br />
BLZ: 660 205 00. Weitere Infos im Internet<br />
(www.katharinenhoehe.de).<br />
(UE)<br />
Nachsorgepreis 2003<br />
für ärztlichen Leiter<br />
Katharinenhöhe.<br />
Für seine langjährigen<br />
Verdienste wurde<br />
der Chefarzt der<br />
Katharinenhöhe, Dr.<br />
med. habil. Eberhard<br />
Leidig mit dem Nachsorgepreis<br />
der Stiftung<br />
Deutsche Kinderkrebsnachsorge<br />
geehrt. Die Stiftung<br />
würdigte seinen Einsatz in der Familien<br />
orientierten Rehabilitation und deren<br />
Übertragung auch auf herz- und mukoviszidosekranke<br />
Kinder. Er habe dazu<br />
beigetragen, diese Form der Rehabilitation<br />
„durch die Qualifizierung des Angebots,<br />
die Formulierung von Therapiezielen<br />
und durch die Erarbeitung von<br />
Standards langfristig zu sichern.“ (UE)<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 31
30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 32<br />
LÄNDERMAGAZIN<br />
Informations-Offensive 2004<br />
Pflege hat eine Zukunft<br />
Die Pflegeversicherung ist dringend reformbedürftig. Doch neben<br />
Gesundheits-, Renten- oder Steuerreform wird dies in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung häufig noch übersehen. Die <strong>AWO</strong> hat deshalb<br />
bundesweit zu regionalen Informationsveranstaltungen im<br />
Rahmen einer Pflegeoffensive „Zur Zukunft der Pflege“ aufgerufen.<br />
Viele Einrichtungen und Gliederungen haben sich daran beteiligt –<br />
Beispiele:<br />
Braunschweig – An insgesamt fünf<br />
Standorten von <strong>AWO</strong>-Altenzentren haben<br />
der Braunschweiger <strong>AWO</strong>-Bezirksgeschäftsführer<br />
Ulrich Markurth und der Leiter<br />
der Abteilung für soziale Einrichtungen<br />
<strong>beim</strong> Bezirksverband, Rifat Fersahoglu-<br />
Weber, eine Woche lang Überzeugungsarbeit<br />
geleistet. In Salzgitter, Wolfenbüttel,<br />
Helmstedt, Braunschweig und Vechelde<br />
stellten sie gemeinsam mit MitarbeiterInnen<br />
der Häuser VertreterInnen von Presse<br />
und Politik die Reformvorschläge der<br />
<strong>AWO</strong> zur Pflegeversicherung vor.<br />
Bei der lokalen Presse fiel die Problematik<br />
oft nicht auf Anhieb auf fruchtbaren<br />
Boden, gingen die Redakteure doch<br />
zunächst davon aus, es handele sich hierbei<br />
um ein überregionales Thema. Rifat<br />
Fersahoglu-Weber: „Nur auf den ersten<br />
Blick. Denn das, was bundesweit beschlossen<br />
wurde, haben die Bewohner und Mitarbeiter<br />
in unseren Häusern hautnah auszubaden!“<br />
So hatten die Mitarbeiterinnen im Altenzentrum<br />
Salzgitter-Bad sehr eindrucksvoll<br />
dokumentiert, wieviel Bürokratismus<br />
die aktuelle Version der Pflegeversicherung<br />
verursacht: An vier jeweils mehrere<br />
Meter langen Wäscheleinen hatten sie die<br />
über fünfzig Formulare aufgehängt, die<br />
das Personal für die Pflegedokumentation<br />
einer Person ausfüllen muss. Würde dieser<br />
Bürokratismus, der rund 25 Prozent der<br />
Pflegetätigkeit umfasst, eingedämmt werden,<br />
könnte die frei werdende Zeit zusätzlich<br />
für die Pflege der BewohnerInnen genutzt<br />
werden.<br />
Eine weitere zentrale Forderung der<br />
<strong>AWO</strong> bezieht sich auf die Berücksichtigung<br />
der psychosozialen Betreuung der<br />
steigenden Zahl demenzkranker Menschen<br />
bei der Eingruppierung in die Pflegestufen.<br />
Christian Burgdorf, Leiter des<br />
<strong>AWO</strong>-Altenzentrums Querum in Braun-<br />
32 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
schweig, skizzierte: „Von unseren 138 Bewohnern<br />
sind 104 dement, das sind<br />
75 Prozent. Nur neunzehn Personen leben<br />
in einer speziellen Wohngruppe für Alzheimer-Patienten,<br />
und davon sind nur<br />
zwölf in Pflegestufe drei eingruppiert.“ Da<br />
die Demenzkranken meist keine körperlichen<br />
Gebrechen haben, würden sie in geringe<br />
Pflegestufen eingruppiert, hätten jedoch<br />
denselben Betreuungsaufwand wie<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
schwerstpflegebedürftige Menschen, weil<br />
sie meist hyperaktiv sind und eine „zeitintensive<br />
Tendenz zum Weglaufen haben“,<br />
so Burgdorf. Von insgesamt 29 Bundesund<br />
Landtagsabgeordneten waren zehn<br />
der Einladung in die Heime gefolgt. Ulrich<br />
Markurth hat alle Politiker jetzt zusätzlich<br />
ermuntert, eine Hospitation in den <strong>AWO</strong>-<br />
Häusern zu absolvieren, um sich einen<br />
noch persönlicheren Eindruck von der derzeitigen<br />
Pflegesituation zu verschaffen.<br />
Darüber hinaus hat der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />
während der Pflegeoffensive alle<br />
Angehörigen der rund 1.200 Bewohnerinnnen<br />
und Bewohner der 13 <strong>AWO</strong>-<br />
Altenzentren zwischen Harz und Heide<br />
durch Flugblätter über ihre Reformvorschläge<br />
informiert und in der Stadt Braunschweig<br />
eine dreiwöchige Plakataktion an<br />
den Litfaßsäulen durchgeführt. Eine Ausstellungseröffnung<br />
und eine Podiumsdiskussion<br />
des <strong>Ortsverein</strong>s Wolfenbüttel hatten<br />
den Auftakt zu den Aktionstagen gebildet.<br />
40.000<br />
Fachkräfte fehlen<br />
Schleswig-Holstein – Mit einer Reihe<br />
von Informationsveranstaltungen, einer Telefonaktion<br />
oder mit Tagen der offenen Tür<br />
hat die <strong>AWO</strong> Schleswig-Holstein an der<br />
Kampagne beteiligt.<br />
Neben der Finanzierung wurde vor allem<br />
auf ein weiteres Problem hingewiesen:<br />
Heute fehlen rund 40.000 Fachkräfte in<br />
der Pflege. Menschenwürdige Pflege erfordere<br />
nicht nur gut ausgebildetes Personal,<br />
sondern auch bessere Arbeitsbedingungen,<br />
etwa durch neue Arbeitszeitmodelle,<br />
meint Anke Buhl, Fachreferentin der <strong>AWO</strong><br />
Schleswig-Holstein. Aktuelle Probleme kamen<br />
zum Start der Pflegeoffensive in der<br />
Hotline-Aktion der <strong>AWO</strong> in der Kieler Landesgeschäftsstelle<br />
zu Sprache. „Hier wie<br />
auch bei unserem Pflegenottelefon wird<br />
immer wieder danach gefragt, woran ein<br />
gutes Pflegeheim zu erkennen sei“, berichtete<br />
Anke Buhl. Einer ihrer Tipps für Laien<br />
lautet, eine Einrichtung möglichst am<br />
Nachmittag zu besuchen. Dann zeige<br />
sich, ob Freizeitaktivitäten angeboten würden,<br />
um BewohnerInnen nicht in der Langeweile<br />
versinken zu lassen. Vormittags<br />
laufe meist die Pflegeroutine ab. Auch haben<br />
bei der Telefonaktion jüngere Menschen<br />
mit Behinderungen oft nach speziellen<br />
Einrichtungen für ihre Bedürfnisse gefragt.<br />
„Hier fehlt es an Alternativen zu den<br />
Pflegeeinrichtungen, die sich auf Senioren<br />
ab 70 Jahre eingestellt haben“, so Anke<br />
Buhl. (bar/siv)
30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 33<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
<strong>AWO</strong>-Kinder besuchen SeniorInnen<br />
Alle Vögel sind schon da<br />
Herford. Da staunten die Kinder<br />
der <strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte<br />
Diebrocker Straße nicht<br />
schlecht. Die HeimbewohnerInnen<br />
sangen alle Strophen der<br />
Frühlingslieder auswendig mit.<br />
Zum zweiten Mal schon machten<br />
die Kinder der <strong>AWO</strong>-Kita<br />
Diebrockerstraße in Herford<br />
zusammen mit ihrer Leiterin Ilse<br />
Klammt einen Besuch bei SeniorInnen<br />
im Haus Elisabeth. Hilfe<br />
bei der konkreten Umsetzung<br />
dieser Idee erhielt die<br />
Kita vom Herforder Seniorenbesuchsdienst<br />
B.E.L.L.A. Zwar<br />
organisiert dieser Besuche bei<br />
SeniorInnen, die allein zu Hause<br />
leben. Gleichzeitig werden<br />
aber auch spezielle Projekte in<br />
der Seniorenarbeit der Stadt<br />
unterstützt und mitentwickelt.<br />
Europäischer Aktionstag<br />
<strong>AWO</strong> Niederrhein<br />
demonstriert in Köln<br />
Köln. Rund 6.000 Mitglieder,<br />
MitarbeiterInnen sowie Eltern<br />
aus Kindergärten, ältere HeimbewohnerInnen<br />
und selbst Angehörige<br />
von Pflegebedürftigen<br />
beteiligten sich an der Demonstration<br />
im Rahmen des europäischen<br />
Aktionstages gegen<br />
Sozialabbau am 3. April<br />
in Köln. Obwohl die Mobilisierung<br />
für manchen Verantwortlichen<br />
in den 15 Kreisverbän-<br />
Rund 120.000 demonstrierten am europäischen<br />
Aktionstag gegen Sozialabbau in Köln – mitten<br />
unter ihnen die <strong>AWO</strong> Niederrhein.<br />
Natürlich berichteten die<br />
Kinder den interessierten SeniorInnen<br />
auch aus ihrer Schule.<br />
Staunend lauschten sie dann<br />
den Berichten der BewohnerInnen<br />
aus deren Jugendzeit, von<br />
Zwergenschule auf dem Dorf<br />
und von den Arbeiten auf Feld<br />
und Hof.<br />
Diesmal brachten die Kinder<br />
zudem einen bunten Osterstrauß<br />
mit und sangen Frühlingslieder.<br />
Soziales Lernen ist<br />
wichtig,“ erläutert Ilse Klammt.<br />
„Wirklich erfolgsversprechend<br />
und wirkungsvoll ist es aber<br />
nur durch lebendiges Erleben.“<br />
Es gehe bei diesen Besuchen<br />
aber nicht nur darum, Kinder<br />
frühzeitig an soziales Engagement<br />
heranzuführen. „Die Kinder<br />
sind wissbegierig, hören<br />
den der <strong>AWO</strong> Niederrhein<br />
von Kleve bis Leverkusen „gewöhnungsbedürftig“<br />
war, war<br />
in der Mitgliedschaft und bei<br />
den MitarbeiterInnen großer<br />
Demonstrationseifer zu spüren.<br />
Auf der Abschlusskundgebung<br />
sprach der Vorsitzende<br />
des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes<br />
Niederrhein, Paul Saatkamp,<br />
vor den rund 120.000 Demonstranten.<br />
Er vertrat auch das<br />
Bündnis<br />
„Soziale<br />
Bewegung<br />
NRW“, ein<br />
Zusammenschluss<br />
von<br />
27 Partnerorganisationen<br />
von der<br />
<strong>AWO</strong> oder<br />
Attac bis<br />
Verdi oder<br />
VdK.<br />
(ött)<br />
gespannt zu und lernen viel<br />
von den Erzählungen aus<br />
früheren Zeiten,“ so Ilse<br />
Klammt. „Und unsere Bewohner<br />
freuen sich nicht nur über<br />
die fröhliche Abwechslung,<br />
sondern sind glücklich, ein<br />
Stückchen am Leben der Kin-<br />
LÄNDERMAGAZIN<br />
Alt trifft Jung. Regelmäßig besuchen die Kinder der Herforder<br />
<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte Diebrocker Straße die SeniorInnen im<br />
Haus Elisabeth.<br />
Geschäftsführer/in<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Kreisverband Rhein-Neckar e.V.<br />
Wir suchen zum 1.10.2004<br />
eine Geschäftsführerin/<br />
einen Geschäftsführer<br />
für unseren Kreisverband<br />
der teilnehmen zu können!“<br />
ergänzt Schwester Birgit Manca<br />
vom Haus Elisabeth. In regelmäßigen<br />
Abständen sollen<br />
die Besuche weitergeführt werden.<br />
Zu uns gehören 40 <strong>Ortsverein</strong>e mit rd. 4000 Mitgliedern.<br />
In den Bereichen Jugendhilfe, Behindertenhilfe, Sozialpsychiatrie<br />
und Altenhilfe unterhalten wir zahlreiche<br />
Dienste und Einrichtungen mit rd. 130 Beschäftigten.<br />
Bitte bewerben Sie sich, wenn Sie folgende<br />
fachliche Voraussetzungen erfüllen:<br />
– Ausbildung als Sozialarbeiter/in<br />
mit betriebswirtschaftlicher Qualifikation<br />
– Berufserfahrung in einer Leitungsfunktion<br />
– Erfahrung in Projektarbeit, Verbandsarbeit<br />
und Teamarbeit<br />
– Kenntnisse über Qualitätsmanagement<br />
Wir bieten eine interessante, verantwortungsvolle<br />
und vielseitige Tätigkeit bei angemessener Vergütung.<br />
Das Arbeitsverhältnis orientiert sich am bisherigen<br />
Tarifvertrag der <strong>AWO</strong>.<br />
Ihre Bewerbung senden Sie bitte bis<br />
spätestens 15. Mai 2004 an:<br />
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Rhein-Neckar<br />
Wormser Straße 16 in 68526 Ladenburg<br />
Telefon 0 62 03 / 9 28 50<br />
(pm)<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 33<br />
Foto: bella
30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 34<br />
LÄNDERMAGAZIN<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Medienförderpreis für <strong>AWO</strong>-Projekt<br />
Lernsoftware in der „Wuselvilla“ und der „Rappelkiste“<br />
Ulm. Erfolgreicher Spracherwerb schon<br />
im Kindergartenalter eröffnet Chancen für<br />
Kinder mit Migrationshintergrund, auch in<br />
der Schule erfolgreich zu sein. Deshalb<br />
wurde vor zwei Jahren - schon bevor die<br />
Ergebnisse der PISA-Studie die Notwendigkeit<br />
einer solchen Frühförderung ein<br />
weiteres Mal bestätigten - für Vorschulkinder<br />
der <strong>AWO</strong>-Kindertagesstätten „Wuselvilla“<br />
und „Rappelkiste“ in der Ulmer<br />
Weststadt ein Computer-Lernspiel entwickelt,<br />
bei dem Kinder sowohl ihre türkische<br />
Muttersprache besser beherrschen<br />
lernen, als auch ihren Wortschatz der<br />
deutschen Sprache erweitern können.<br />
Gemeinsam mit HermannSchleicher-Rövenstrunck,<br />
dem Leiter der beiden<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätten,<br />
und den im Vorschulbereich<br />
tätigen Erzieherinnen<br />
entwickelte die Mädchen-<br />
Computer-AG der kooperierenden<br />
und benachbarten<br />
Albrecht-Berblinger-Hauptschule<br />
unter der Projektleitung<br />
von Lehrerin Annette Jakob-Ostrowski<br />
und Schulso-<br />
zialarbeiterin Kerstin Steuerwald<br />
Ideen, wie der systematische<br />
Spracherwerb von<br />
Kindern im Vorschulalter auf<br />
spielerische Weise unterstützt<br />
werden kann.<br />
Dieses entstandene und<br />
nun im Einsatz erprobte Lernspiel ist neben<br />
dem Projekt „Schlaumäuse-Kinder erlernen<br />
Sprache am PC“, das gemeinsam mit<br />
Microsoft in der Wuselvilla durchgeführt<br />
34 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
Mädchen der Albrecht-Berblinger-Hauptschule<br />
in Ulm<br />
haben die Lernsoftware für<br />
die Kindertagesstätte entwickelt.<br />
wird und dem spielerischen Umgang mit<br />
Englisch („Happy young learning“) sowie<br />
den Jim-Knopf-Sprachfördergruppen Teil<br />
eines Gesamtbildungskonzeptes in den<br />
<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätten, das die in diesem<br />
Alter hohe Bereitschaft zum sprachlichen<br />
Lernen aufgreift und zum Ziel hat, Benachteiligungen<br />
in diesem Bereich auszugleichen.<br />
Die Kooperation mit der Kindertagesstätte<br />
bot für die Berblinger-Hauptschule<br />
eine weitere Möglichkeit, wie sich Schülerinnen<br />
der Schule an der Gestaltung ihres<br />
Stadtteils beteiligen können.<br />
Die Mädchen, die sich der Entwicklung<br />
des Lernspiels widmeten,<br />
konnten ihrerseits auf<br />
ihre Stärken zurückgreifen<br />
und diese ausbauen. Hier<br />
konnten die türkisch sprechenden<br />
Teilnehmerinnen<br />
als Sprach-Expertinnen herangezogen<br />
werden. Der<br />
Ausbau des Schulkonzepts<br />
der Albrecht-Berblinger-<br />
Hauptschule widmet sich<br />
zudem seit mehreren Jahren<br />
der Stärkung sozialer Kom-<br />
petenzen. Deshalb ist geplant,<br />
die Mädchen auch<br />
bei der Betreuung der Kindergartenkinder<br />
am Computer<br />
mit einzubeziehen.<br />
Die Mädchen erhalten so<br />
die Möglichkeit, anderen<br />
dort zu helfen, wo sie selbst Schwierigkeiten<br />
hatten, die überwunden sind, und zu<br />
Vorbildern für gelungenes Sprachenlernen<br />
und Integration zu werden.<br />
Diese Angebote für eine besonders benachteiligte<br />
Gruppe unterstützen und entwickeln<br />
die Stärken der Mädchen, die<br />
auch im beruflichen Bereich weniger<br />
Chancen als andere haben. Gerade deshalb<br />
war es wichtig, die Kompetenzen der<br />
Mädchen am Computer zu erhöhen.<br />
Lernen in der Kita einmal anders. Die Kinder<br />
der Ulmer „Wuselvilla“ und „Rappelkiste“<br />
sammeln sich um den Computer.<br />
Mittlerweile wurde das deutsch-türkische<br />
Sprachenlernspiel mit dem Förderpreis<br />
Medienpädagogik 2003 des Südwestrundfunks<br />
ausgezeichnet. Mit großem<br />
Spaß und viel Energie sind die Kinder der<br />
Wuselvilla dabei, am PC ihre Fähigkeiten<br />
zu erweitern und ihn in ihren Tagesstättenalltag<br />
aufzunehmen.<br />
Das deutsch-türkische Sprachenlernspiel<br />
ist für 21 Euro erhältlich bei der<br />
<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte „Wuselvilla“, Moltkestraße<br />
14, 89077 Ulm, Tel: 0731 / 931<br />
63 60, E-Mail (HSR007007@aol.com).<br />
<strong>AWO</strong> zu Gast in Straßburg<br />
(gre)<br />
Auf Einladung der nord- und osthessischen SPD-Europaabgeordneten<br />
Barbara Weiler (Fulda) besuchte eine Delegation der<br />
<strong>AWO</strong> aus dem Bezirk Hessen-Nord das Europäische Parlament<br />
in Straßburg. „Mit dieser Fahrt will ich mich bei den zahlreichen<br />
ehrenamtlich tätigen <strong>AWO</strong>-Mitgliedern für ihr soziales und karitatives<br />
Engagement bedanken“, so Barbara Weiler. Unter Leitung<br />
der <strong>AWO</strong>-Kreisvorsitzenden Kassel-Land und stellvertretenden Bezirksvorsitzenden<br />
Ingeburg Gründer-Schäfer absolvierte die Reisegruppe<br />
ein abwechselungsreiches Programm, welches neben<br />
touristischen Attraktionen, wie Führungen durch die Elsaß-Städte<br />
Colmar und Straßburg auch politische Termine beinhaltete. Höhepunkt<br />
der Reise war der Besuch einer Plenardebatte im Straßburger<br />
Europaparlament sowie ein intensives Gespräch mit Barbara<br />
Weiler. (wie)<br />
Fotos: <strong>AWO</strong>
30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 35<br />
„Gekkifanten“ in Monheim<br />
Nasendusche gegen Erkältung<br />
Monheim. Wer kennt sie als Eltern nicht,<br />
die ständig triefenden Nasen? Gerade in<br />
der Übergangszeit kommen Kinder aus der<br />
Dauererkältung nicht mehr raus. Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt konnte sich<br />
in der Kindertagesstätte der <strong>AWO</strong> in Monheim<br />
überzeugen, dass das nicht sein muss.<br />
Die <strong>AWO</strong> Niederrhein und der <strong>AWO</strong>-Kooperationspartner,<br />
die Gmünder ErsatzKasse<br />
GEK, stellten ihr eine Initiative zur wirksamen<br />
Erkältungsprävention bei Kindern<br />
vor: Die Nasenspülkanne für Kinder namens<br />
„Gekkifant“. „Die Gesundheitsvorsorge<br />
steckt noch in den Kinderschuhen“, sagte<br />
die Ministerin, „daher müssen wir neben<br />
dem Präventionsgesetz konkrete Präventionsprojekte<br />
auf den Weg bringen und das<br />
möglichst früh.“ Wie das Beispiel der Zahnprophylaxe<br />
zeige, fange erfolgreiche<br />
Prävention im Kindergarten an. Hier wachse<br />
das Bewusstsein für gesundes Verhalten<br />
am schnellsten, hier werde Gesundheit zur<br />
Gewohnheit.<br />
Prävention soll nicht nur gut klingen,<br />
sondern auch gut tun, sagte der Vorstandsvorsitzende<br />
der GEK, Dieter Hebel. Zwar<br />
brauche man auch klare Begriffe und recht-<br />
Denzlingen. In acht statt neun Jahren zum<br />
Abitur. Das wird ab dem Schuljahr 2004/5<br />
in ganz Baden-Württemberg so sein, und<br />
das ist nur eine der neuen Regelungen.<br />
Mehr Nachmittagsunterricht ist die Folge.<br />
Was aber machen die SchülerInnen mittags?<br />
Die Landesregierung sagt: „Ob und<br />
wie von der Schule aufgrund eines erweiterten<br />
Nachmittagsunterrichts ein Mittagessen<br />
angeboten wird, entscheidet der Schulträger.“<br />
Und so warten die meisten auf die<br />
sich einstellenden Probleme.<br />
Der <strong>AWO</strong>-<strong>Ortsverein</strong> in Denzlingen<br />
(Kreis Breisgau-Hochschwarzwald/Emmendingen)<br />
betreibt schon jetzt ein innovatives<br />
Projekt, das die Zukunft vorweg nimmt. Seit<br />
diesem Schuljahr geben ehrenamtliche HelferInnen<br />
Essen in der neuen Schülermensa<br />
des Bildungszentrums aus. Die Einrichtung<br />
stieß auf großes Interesse. Aus den anfangs<br />
etwa 35 Mahlzeiten pro Woche wurden<br />
bald 80. Pro Tag müssten es 40 Essen sein,<br />
um wirtschaftlich arbeiten zu können. Ab<br />
nächstem Jahr ist damit zu rechnen.<br />
liche Rahmenregelungen für die Prävention.<br />
„Entscheidend ist aber, dass alle Beteiligten<br />
mittun. Wir brauchen mehr Praktiker der<br />
Prävention.“<br />
Die Wirksamkeit der Nasenspülkanne<br />
sei im Rahmen eines GEK-Modellvorhabens<br />
eindrucksvoll belegt worden. Die Ergebnisse<br />
der wissenschaftlichen Langzeitstudie<br />
waren bemerkenswert: Mehr als die Hälfte<br />
der Testpersonen erlebte durch den regelmäßige<br />
Einsatz der Nasendusche Linderung<br />
bei nahezu allen Erkältungsbeschwerden.<br />
Die durchschnittliche Zahl täglicher Beschwerden<br />
wurde nahezu halbiert. Zudem<br />
sank der Medikamentenkonsum und Ärzte<br />
wurden in diesem Zeitraum erheblich seltener<br />
aufgesucht. So seien allein im Jahr<br />
2002 für unter 18-jährige GEK-Versicherte<br />
Nasensprays und Schnupfenmittel im Wert<br />
von über 500.000 Euro verordnet worden.<br />
Auch der <strong>AWO</strong>-Geschäftsführer am<br />
Niederrhein, Erwin Knebel, konnte sich mit<br />
dem innovativen Gesundheitsprojekt „Gekkifanten<br />
in Monheim“ sofort anfreunden:<br />
„In den über 130 <strong>AWO</strong>-Kindertageseinrichtungen<br />
am Niederrhein, in denen täglich<br />
annähernd 10.000 Kinder im Alter von<br />
In Denzlingen hat die Zukunft schon begonnen<br />
In der neuen <strong>AWO</strong>-Schülermensa schmeckt’s prima<br />
Die Qualität der Mahlzeiten trägt dazu<br />
bei, längst greifen auch Lehrkräfte gerne<br />
zu. Kein Wunder – das Essen stammt aus<br />
der guten Küche des <strong>AWO</strong> Seniorenzentrums<br />
und erfüllt hohe ernährungswissenschaftliche<br />
Ansprüche. So gehören auch frischer<br />
Salat und feine Desserts zum Menü.<br />
Ehrenamtliche der <strong>AWO</strong> geben mittags<br />
Essen aus. Was hier preiswert serviert<br />
wird, stammt von professionellen <strong>AWO</strong>-<br />
Köchen. Angesichts kommender Schulreformen<br />
ist ihr Engagement für viele Schulen<br />
Beispiel gebend.<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
LÄNDERMAGAZIN<br />
„Gekkifant“ im Einsatz: Interessiert lässt<br />
sich Bundesgesundheitsministerin Ulla<br />
Schmidt den Gebrauch der Nasenspülkanne<br />
von den kleinen ErxpertInnen erklären.<br />
drei Monaten bis zwölf Jahren betreut werden,<br />
kommt der Gesundheitserziehung ein<br />
zentraler Stellenwert zu. Wir versuchen hier<br />
als erste Instanz außerhalb der Familie darauf<br />
hinzuwirken, gesundheitliche Chancengleichheit<br />
für alle Kinder herzustellen. Und<br />
dazu gehört die kindgerechte Vermittlung<br />
von Gesundheit."<br />
Bei den Monheimer Kindern kam die<br />
Nasenspülung mit dem Gekkifanten jedenfalls<br />
gut an und sie zeigten der Ministerin,<br />
wie man denn die Nase richtig spült.<br />
(beh)<br />
Vier Euro kostet das Essen, ein günstiger<br />
Preis, der nur durch die ehrenamtliche Organisation<br />
möglich ist. Jeweils zu viert stehen<br />
die insgesamt zehn Freiwilligen an der<br />
Schöpfkelle. Der Raum bei der Sporthalle<br />
wird mietfrei zur Verfügung gestellt, die Betriebskosten<br />
für Wasser oder Strom übernimmt<br />
die Gemeinde.<br />
<strong>Ortsverein</strong>svorsitzender Jochen Himpele,<br />
nennt einen weiteren schönen Effekt:<br />
„Die Lehrer und Schüler lernen sich von einer<br />
anderen Seite kennen. Sie reden und lachen<br />
miteinander wie zu Hause.“ Auf dem<br />
Weg in die Zukunft, vielleicht bald mit<br />
Ganztagsschulen, lohnt sich also der Blick<br />
nach Denzlingen. (UE)<br />
Anz.<br />
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<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 35<br />
Foto: gek
30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 36<br />
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36 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
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Zwei Konzepte in Kiel und Plön<br />
Aktionen bringen neue<br />
Mitglieder<br />
Kiel/Schönkirchen. Dass<br />
Mitgliederwerbung sehr erfolgreich<br />
sein kann haben<br />
zwei völlig unterschiedliche<br />
Kampagnen der <strong>AWO</strong> in<br />
Schleswig-Holstein beweisen.<br />
Während die Kieler <strong>AWO</strong> mit<br />
Angeboten wie der vergünstigten<br />
Nutzung von Räumen für<br />
private Zwecke lockt, hat der<br />
Kreisverband Plön mit einer<br />
Umfrage und einer Verlosung<br />
auf sich aufmerksam gemacht.<br />
Innerhalb eines Vierteljahres<br />
traten im ländlich strukturierten<br />
Plöner Raum über 40 BürgerInnen<br />
neu in die <strong>AWO</strong> ein. Auf<br />
dieses Ergebnis ist Kreisvorsitzender<br />
Kai Bellstedt stolz. Mit<br />
etwa 3.400 Mitgliedern sei<br />
der Plöner Kreisverband der<br />
größte in Schleswig-Holstein,<br />
sagte Bellstedt. Die Sonderaktion<br />
im Kreis Plön schloss mit<br />
der Auswertung der Umfrage<br />
ab.<br />
Auf drei Jahre ist dagegen<br />
die Werbekampagne in Kiel<br />
angelegt. Allein im ersten Jahr<br />
gewann die <strong>AWO</strong> hier 115<br />
neue Mitglieder. Somit gehören<br />
rund 1.600 der <strong>AWO</strong><br />
an. „Besonders erfolgreich ist<br />
unser Konzept der Fördermitgliedschaften<br />
in den Kinderhäusern“,<br />
verriet Alfred Diekmann,<br />
Moderator des Arbeitskreises<br />
in Kiel. Eltern, deren<br />
Kinder eine <strong>AWO</strong> Kita besuchen,<br />
können befristet für die<br />
Kindergartenzeit der <strong>AWO</strong><br />
beitreten. Damit erwerben sie<br />
einige Vorteile, wie die Möglichkeit,<br />
Spielmaterial ausleihen<br />
zu dürfen. Außerdem wird<br />
eine <strong>AWO</strong>-Card angeboten,<br />
die Inhabern einige Vorteile<br />
zubilligt. „Wie die vergünstigte<br />
Nutzung unserer Räume“,<br />
erklärte Diekmann. Ihm ist<br />
klar, dass Mitgliederwerbung<br />
kontinuierlich weiter laufen<br />
muss und nicht nur punktuell<br />
laufen darf, wenn sie Erfolg<br />
zeigen soll. Ideen für die Mitgliederwerbung<br />
werden in<br />
Kiel in einem speziell hierfür<br />
gegründeten Arbeitskreis besprochen.<br />
Der Plöner Kreisvorsitzende Kai Bellstedt (hinten, rechts) freute<br />
sich mit den GewinnerInnen der Verlosung. Die Reise nach<br />
Straßburg ging an die Preetzerin Friedel Müller.<br />
(siv)<br />
Foto: <strong>AWO</strong>
30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 37<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Zwölf ehemalige SozialhilfeempfängerInnen haben mit einer<br />
Qualifizierungsmaßnahme der <strong>AWO</strong> Konstanz zum Sozialhelfer/zur<br />
Sozialhelferin eine neue berufliche Perspektive erhalten<br />
Qualifizierung in Konstanz<br />
Sozialhilfeempfänger<br />
werden Sozialhelfer<br />
Konstanz. Eine neue berufliche<br />
Chance haben sich im vergangenen<br />
Jahr zwölf ehemalige<br />
SozialhilfeempfängerInnen<br />
eröffnet. Der <strong>AWO</strong>-Kreisverband<br />
Konstanz hat ihnen eine<br />
Qualifizierungsmaßnahme mit<br />
der Ausbildung zum Sozialhelfer/zur<br />
Sozialhelferin angeboten.<br />
Die Maßnahme, die auch<br />
in diesem Jahr weitergeführt<br />
und durch den Europäischen<br />
Sozialfonds und die Sozialämter<br />
gefördert wird, bestand<br />
aus einem Schulungsteil mit<br />
den Themen Recht und Betriebswirtschaftslehre,Sozialpädagogik,<br />
Ernährung, Hauswirtschaft,Gesundheitsförderung<br />
und Kommunikation. Daran<br />
schlossen sich die Praktika<br />
in Pflegediensten, in der Tagespflege<br />
oder einem Stadtteiltreff<br />
an. Die bewusst breit angelegte<br />
Ausbildung befähigt<br />
die TeilnehmerInnen, Hilfebedürftigen<br />
in sehr unterschiedli-<br />
chen Lebenslagen die „Assistenz<br />
zu selbstständiger Lebensführung“<br />
zu geben.<br />
„Erfahrungen, Selbstwertgefühl<br />
und Perspektive“ hätten<br />
sie erhalten, lautete das Fazit<br />
der AbsolventInnen nach der<br />
zweiwöchigen Abschlussschulung.<br />
Kursleiter Reinhard Zedler<br />
sagte, dass es künftig einen<br />
„immensen Bedarf“ an SozialhelferInnen<br />
gebe. Die Zahl älterer<br />
und vor allem hochbetagter<br />
Menschen, die allein zu<br />
Hause leben und dort Hilfe<br />
brauchen, steige ständig an,<br />
es fehle aber an Betreuungsund<br />
Pflegepersonen. Leider sei<br />
es dennoch schwierig, in diesem<br />
Bereich eine Stelle zu finden.<br />
Die Konkurrenz durch<br />
Schwarzarbeit sei groß und<br />
die Finanzierung durch die Einrichtungen<br />
nicht gesichert.<br />
(UE)<br />
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LÄNDERMAGAZIN<br />
<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 37
38 Rätsel 22.04.2004 10:59 Uhr Seite 38<br />
blutsaugende<br />
Milbe<br />
Pilzsorte<br />
Gespenstertreiben<br />
ehem.<br />
engl.<br />
Musikergruppe<br />
unser<br />
Planet<br />
Abk.:<br />
Untergeschoss<br />
um AlmosenBittender<br />
Mediziner<br />
s1312.1-74<br />
schwarzweißerRabenvogel<br />
englisch:<br />
Kuba<br />
R ÄTSEL<br />
amerik.<br />
Polizist<br />
(ugs.)<br />
Aristokrat<br />
Zauberin<br />
in der<br />
„Odyssee“<br />
3<br />
1 2 3 4 5 6 7<br />
38 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />
Rinde,<br />
Borke<br />
Speisefisch<br />
Abk.:<br />
Teilzahlung<br />
7<br />
6<br />
franz.:<br />
Weste<br />
schott.<br />
Dichter<br />
† 1832<br />
Hinterschiff<br />
Arzneiröhrchen<br />
Handbewegung<br />
unerbittlich,<br />
hart<br />
brit. Regierungschef<br />
Schild<br />
des<br />
Zeus<br />
Flurstück,Ackerstreifen<br />
5<br />
Republik<br />
(Abk.)<br />
Abk.:<br />
Milliliter<br />
alle,<br />
ohne<br />
Ausnahme<br />
österr.:<br />
Zwischenmahlzeit<br />
1<br />
Chaos<br />
Speisenbestandteil<br />
zentral<br />
Uhrzeit<br />
in der<br />
Fliegerei<br />
fruchtbareWüstenstelle<br />
2<br />
Abk.:<br />
Sekunde<br />
Gummilinse<br />
Schwimm-,<br />
Tauchhilfe<br />
an den<br />
Füßen (Mz.)<br />
Ausruf<br />
altjapan.Ritteradel<br />
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Einsendeschluss ist der 16. Juni 2004.<br />
Alle richtigen Einsendungen nehmen an der Verlosung<br />
teil. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
MitarbeiterInnen des<br />
Bundesverbandes<br />
sind von der Teilnah-<br />
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Wenn Sie ihre Postkarte<br />
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nehmen Sie unter<br />
dem Motto „Einfach<br />
helfen und gewinnen”<br />
am Ende<br />
des Jahres an einer<br />
Sonderauslosung teil.<br />
Die Lösung aus 2/2004 war: ZIVILDIENST<br />
Gewonnen haben: Barbara Bloscheck<br />
(Ennigerloh), Christel Brosien (Sickte), Hedwig Folz<br />
(Homburg/Saar), Kurt Lang (Gagg.-Hörden), Ilse<br />
Hausmann (Bargteheide), Heinz Liebner (Premnitz),<br />
Klaus Malt (Frankfurt/M.), Doris Mischerikow<br />
(Hamburg), Hans-Ernst Schneider (Ingelheim) und<br />
Juliane Schroth (Ahrensberg).<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
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