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Ausgabe online lesen.... - beim AWO Ortsverein Herborn eV

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01 Titel 1 26.04.2004 10:08 Uhr Seite 1<br />

Neue Vergabepraxis der Bundesagentur für Arbeit<br />

Große Lose,<br />

kleine Preise<br />

NR. 3<br />

Z G 11394 11394E<br />

E<br />

www.awo.org<br />

49. Jahrgang Mai/Juni 2004<br />

Weitere Themen<br />

Dokumentation<br />

Ein Leben<br />

für die <strong>AWO</strong><br />

Marie Juchacz zum<br />

125. Geburtstag S. 4<br />

Schwerpunkt<br />

Verband<br />

im Wandel<br />

Ergebnisse der<br />

Mitgliederbefragung S. 12<br />

Kinderarmut<br />

Gute Kindheit –<br />

schlechte<br />

Kindheit<br />

<strong>AWO</strong>-Projekte gegen<br />

ein Tabu-Thema S. 26


03 Inhalt 26.04.2004 12:58 Uhr Seite 3<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

DOKUMENTATION 4<br />

Ein Leben für<br />

die Arbeiterwohlfahrt<br />

Vor 125 Jahren wurde die Gründerin<br />

der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz,<br />

geboren. Von der ersten <strong>AWO</strong>-<br />

Reichskonferenz bis zu ihrem Tod –<br />

Teil zwei eines bewegten Lebens<br />

(Fortsetzung aus Heft 2/04)<br />

TITEL 8<br />

Große Lose, kleine Preise<br />

Die Vergabepraxis bei Berufsbildungs-<br />

und Qualifizierungsmaßnahmen der neuen<br />

Bundesagentur für Arbeit macht es<br />

den <strong>AWO</strong>-Einrichtungen schwer. Wettbewerb<br />

ja, aber zu fairen Bedingungen,<br />

fordert die <strong>AWO</strong>.<br />

SCHWERPUNKT 12<br />

Verband im Wandel<br />

Die Arbeiterwohlfahrt als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege<br />

in Deutschland ist einerseits ein Mitgliederverband, andererseits<br />

ein professioneller Dienstleister – passt das zusammen?<br />

Und wie kann der Traditionsverband weiter entwickelt werden?<br />

Wichtige Informationen bietet eine Mitgliederbefragung.<br />

AKTUELLES 16<br />

FÜR SIE GELESEN 20<br />

FACHINFORMATIONEN 21<br />

IMPRESSUM 25<br />

KINDERARMUT 26<br />

Gute Kindheit –<br />

schlechte Kindheit<br />

„In jedem siebten Kinderzimmer<br />

spielt die Armut mit“, hat die Arbeiterwohlfahrt<br />

mit ihrer ersten Studie<br />

über Armut und Zukunftschancen<br />

von Kindern und Jugendlichen Ende 2000 erklärt und bundesweit<br />

für einiges Aufsehen gesorgt. Die Folgestudie „Armut im Grundschulalter“<br />

(März 2003) belegt noch eine Verschärfung dieses<br />

Problems. Dass die <strong>AWO</strong> diese Ergebnisse nicht nur vorstellen<br />

würde, war klar. Sie handelte auch.<br />

LÄNDERMAGAZIN 30<br />

RÄTSEL 38<br />

Titel: Teilnehmer von berufsbildenden Maßnahmen der dobeq GmbH,<br />

einem Tochterunternehmen des <strong>AWO</strong>-Unterbezirks Dortmund. Foto: <strong>AWO</strong><br />

Andrea Beate Müller<br />

Grundsatzreferentin <strong>beim</strong><br />

<strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

Sie ist wieder da: Die Diskussion<br />

um die Ausbildungsumlage.<br />

In regelmäßigen<br />

Abständen flackert sie<br />

mal mehr, mal weniger heftig<br />

auf, mindestens aber einmal<br />

pro Jahrzehnt. In den 70-er Jahren<br />

gab es sogar schon mal ein<br />

Gesetz, das dann allerdings<br />

1980 wegen Verfahrensfehlern<br />

vom Bundesverfassungsgericht<br />

einkassiert wurde – die notwen-<br />

BLICKPUNKT<br />

Freie Wohlfahrtspflege von der<br />

Ausbildungsplatzumlage ausgenommen<br />

werden? Zwei<br />

maßgebliche Gründe sprechen<br />

für sich: In dem Gesetz fehlt eine<br />

Unterscheidung, ob und in<br />

welchem Maße Betriebe mit<br />

dem dualen System in Berührung<br />

kommen. Sprich: Können<br />

die Betriebe überhaupt selbst<br />

ausbilden? Nein, heißt die eindeutige<br />

Antwort für Kindergärten<br />

und viele anderen sozialen<br />

Diensten der <strong>AWO</strong>. Die Ausbildung<br />

findet in speziellen Fachschulen<br />

oder den Universitäten<br />

statt. Die Einrichtungen können<br />

lediglich Praktikumsplätze zur<br />

Verfügung stellen – was sie<br />

auch reichlich tun. In der Altenpflege<br />

sieht es in der Regeln<br />

nicht anders aus, mit sehr unterschiedlichen<br />

Situationen je<br />

Unpassendes Gesetz<br />

dige Zustimmung des Bundesrates<br />

war nicht eingeholt worden.<br />

In den 80-er und 90-er<br />

Jahren sind alle Versuche, eine<br />

Umlage einzuführen, an der<br />

Kohl-Regierung gescheitert.<br />

Und nun?<br />

Der Kanzler hatte die Umlage<br />

in seiner Agenda-Rede im<br />

März 2003 angekündigt, sollte<br />

die Wirtschaft ihrer Verpflichtung<br />

nicht nachkommen, genügend<br />

Ausbildungsplätze zur<br />

Verfügung zu stellen. Doch<br />

nach wie vor fehlen Zehntausende<br />

von Ausbildungsplätzen.<br />

Als Reaktion darauf liegt nun<br />

ein Gesetz vor. Und es gibt wenige,<br />

die daran nichts auszusetzen<br />

haben. Die Wirtschaft<br />

befürchtet große finanzielle<br />

Belastungen, andere zweifeln<br />

schlicht an der Praxistauglichkeit<br />

und verweisen auf den riesigen<br />

bürokratischen Aufwand.<br />

Auch die Freie Wohlfahrtspflege<br />

rieb sich unisono die Augen.<br />

Denn gibt es bundesweit eine<br />

Ausbildungslücke, sollen auch<br />

ihre Organisationen und Einrichtungen<br />

mehr Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Ansonsten droht die Abgabe.<br />

Warum aber sollte gerade die<br />

nach Bundesland. Dennoch fordert<br />

des Gesetz: Hat eine Einrichtung<br />

mehr als zehn Beschäftigte,<br />

wird die Umlage fällig.<br />

Ein zweiter Grund: Die soziale<br />

Arbeit der freien gemeinnützigen<br />

Einrichtungen wird<br />

zu einem großen Teil von Ländern<br />

und Kommunen oder den<br />

Sozialkassen (wie der Pflegeoder<br />

Krankenversicherung) finanziert.<br />

Soll die Qualität nicht<br />

leiden, müssten letztendlich<br />

wieder Steuer- und Beitragszahler<br />

für die Abgabe aufkommen.<br />

Doch dies kann ja wohl kaum<br />

beabsichtigt sein.<br />

Die Regierungskoalition hat<br />

offenbar erkannt, dass ihr Gesetz<br />

so besser nicht das Licht<br />

der Welt erblickt. Jedenfalls<br />

schlug Ende April (bis Drucklegung<br />

des <strong>AWO</strong>magazins) die<br />

Diskussion noch mal hoch; die<br />

Wirtschaft signalisierte, sich<br />

jetzt doch mehr anstrengen zu<br />

wollen (das hat das drohende<br />

Gesetz immerhin erreicht). Man<br />

kann also noch Hoffnung haben.<br />

Am Verfassungsgericht soll<br />

die Umlage diesmal übrigens<br />

nicht scheitern. Die Zustimmung<br />

des Bundesrates ist nicht erforderlich.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 3


04_06 Dokumentation 25.04.2004 10:37 Uhr Seite 4<br />

DOKUMENTATION<br />

Marie Juchacz – geboren vor 125 Jahren (Teil 2)<br />

Ein Leben für die<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

Am 15. März 1879, vor 125 Jahren, ist<br />

Marie Juchacz in Landsberg an der Warthe<br />

zur Welt gekommen – und schrieb mit<br />

ihrem Leben Geschichte. Die Begründerin<br />

der Arbeiterwohlfahrt, hatte eine bedeutende<br />

Rolle in der deutschen Frauenbewegung<br />

und im Kampf um die Gleichberechtigung<br />

der Frauen. Sie war die erste<br />

Frau, die in einem deutschen Parlament<br />

die Rednerbühne betrat. Teil zwei<br />

eines bewegten Lebens: Von der ersten<br />

<strong>AWO</strong>-Reichskonferenz bis zu ihrem Tod<br />

(Fortsetzung aus Heft 2/04).<br />

1919 setzte Marie Juchacz ihre seit ihrer<br />

Erfahrung in der Kölner „Nationalen<br />

Frauengemeinschaft“ gehegte<br />

Idee um, eine sozialdemokratische Wohlfahrtspflege<br />

zu gründen. Sie rief den<br />

„Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt“<br />

<strong>beim</strong> Parteivorstand der SPD am 19. Dezember<br />

1919 ins Leben und übernahm<br />

den Vorsitz in der Arbeiterwohlfahrt.<br />

4 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

Marie Juchacz als Rednerin der Maikundgebung 1930 in Berlin<br />

Auf der ersten Reichskonferenz der Arbeiterwohlfahrt<br />

im Jahr 1921 behandelte<br />

die Sozialreformerin und Frauenrechtlerin<br />

Helene Simon das Thema „Die Aufgaben<br />

und Ziele der modernen Wohlfahrtspflege“.<br />

Ihre Ziele sind wie folgt beschrieben<br />

worden: „Die Verhütung von Klassenarmut<br />

durch Bekämpfung der Ursachen der Ar-<br />

mut, was zum größten Teil<br />

nicht Spezialaufgabe der<br />

Wohlfahrtspflege, sondern<br />

Aufgabe der allgemeinen<br />

Politik sei. Aufgabe<br />

der Wohlfahrtspolitik<br />

dagegen sei es, die überkommenen<br />

armenrechtlichen und polizeilichen<br />

Maßnahmen durch solche vorbeugender,<br />

heilender und vorsorgender Natur<br />

zu ersetzen. An Stelle der Fragen nach<br />

Würdigkeit und Unwürdigkeit, nach<br />

Schuld und Sühne müsse die allein entscheidende<br />

Frage nach Heilbarkeit und<br />

Nach Jahren der Flucht vor den Nationalsozialisten<br />

über das Saarland und Frankreich<br />

kehrte Marie Juchacz (Mitte) 1949<br />

aus dem Exil in den USA zurück nach<br />

Deutschland.<br />

A r b e i t e r w o h l f a h r t<br />

– also Wohlfahrt nur für Arbeiter?<br />

– Nein. – Eine Wohlfahrtspflege,<br />

ausgeübt durch<br />

die Arbeiterschaft<br />

Unheilbarkeit treten. Der Heilbare sei zu<br />

heilen, der Unheilbare zu versorgen.“<br />

Marie Juchacz schrieb in der Einleitung<br />

zu ihrem Buch über die Arbeiterwohlfahrt:<br />

„Dabei [...] ist voranzustellen, was wir<br />

sind und was wir wollen. A r b e i t e r -<br />

wohlfahrt – also Wohlfahrt nur für Arbeiter?<br />

– Nein. – Eine Wohlfahrtspflege,<br />

ausgeübt durch die Arbeiterschaft.<br />

Eine Organisation,<br />

hervorgewachsen aus<br />

der Arbeiterbewegung,<br />

mit dem bewußten Willen,<br />

in das große Arbeitsgebiet<br />

der Wohlfahrtspflege<br />

ihre Ideen hineinzutragen, die Idee der<br />

Selbsthilfe, der Kameradschaftlichkeit und<br />

Solidarität, aber auch die Idee, daß Wohlfahrtspflege<br />

vom Staat und seinen Organen<br />

betrieben werden muß, und daß auch<br />

diese Arbeit bewußt ausgeübt werden muß<br />

von lebendigen Menschen. [...] Die Arbeiterwohlfahrt<br />

will nicht wohlwollend geduldet<br />

sein, sie verlangt das Recht zur Pflichterfüllung<br />

im Staat und in der Gesellschaft.<br />

Sie will nicht politische Funktionen der Sozialdemokratischen<br />

Partei übernehmen,<br />

aber sie will dadurch, daß sie in den ihr<br />

gezogenen natürlichen Grenzen an der


04_06 Dokumentation 25.04.2004 10:37 Uhr Seite 5<br />

Verhütung, Linderung und Aufhebung sozialer<br />

Notstände mitwirkt, und auch durch<br />

ihre Erziehungs- und Schulungsarbeit im<br />

staatsbürgerlich demokratischen Sinn wirken<br />

und damit selbstverständlich auch der<br />

sozialdemokratischen Weltanschauung<br />

dienen, wie das die Vertreter anderer<br />

Weltanschauungen mit ihrer Arbeit ebenso<br />

bewußt tun.“<br />

1926 hatte die Arbeiterwohlfahrt fast<br />

2.000 Ortsausschüsse. Ab Oktober 1926<br />

erschien zweimal monatlich die Zeitschrift<br />

„Arbeiterwohlfahrt“. Im Oktober 1928<br />

baute die Arbeiterwohlfahrt ihren Schwerpunkt<br />

in der Schulungsarbeit zur Wohlfahrtspflege<br />

– der bis dahin auf Kurse und<br />

Vorträge beschränkt war –<br />

aus und eröffnete in Berlin<br />

ihre erste und einzige<br />

Wohlfahrtsschule, in der<br />

Frauen und Männer aus<br />

der Arbeiterschaft zu Fürsorgerinnen<br />

und Fürsorgern<br />

ausgebildet wurden.<br />

Von 1920 bis 1933<br />

gehörte Marie Juchacz dem Reichstag an<br />

und konzentrierte sich auf sozialpolitische<br />

Fragen. Daneben äußerte sie sich zu frauenpolitisch<br />

brisanten Themen wie der Reform<br />

des Ehescheidungsgesetzes oder des<br />

Paragrafen 218 StGB.<br />

Neben ihrer bis 1933 fortgesetzten Arbeit<br />

als Frauensekretärin der SPD im Parteivorstand<br />

arbeitete sie im Hauptvorstand<br />

des Verbandes der Arbeiterjugendvereine<br />

Deutschlands mit. Dazu kamen die zahlreichen<br />

Wahlkämpfe.<br />

Die Arbeiterwohlfahrt rückte im Laufe<br />

der 20-er Jahre zunehmend<br />

ins Zentrum ihrer<br />

Aktivitäten, die parteipolitischen<br />

Mandate und<br />

Funktionen verloren für sie<br />

an Bedeutung.<br />

1930 starb plötzlich<br />

ihre Schwester, von der<br />

Marie Juchacz sagt, „das ständige kameradschaftliche<br />

Zusammensein mit Elisabeth<br />

[war] die am stärksten wirkende Kraft in<br />

meinem Leben.“ Die Buchautorin Christia-<br />

Die Arbeiterwohlfahrt rückte<br />

im Laufe der 20-er Jahre<br />

zunehmend ins Zentrum<br />

ihrer Aktivitäten, die parteipolitischen<br />

Mandate und<br />

Funktionen verloren für sie<br />

an Bedeutung<br />

Sie lernte die englische<br />

Sprache und baute die<br />

„Arbeiterwohlfahrt – Opfer<br />

des Nationalsozialismus<br />

New York“ auf, in der sie<br />

bis 1948 arbeitete<br />

Zurück aus<br />

Amerika nahm<br />

Marie Juchacz<br />

an der zweitenReichskonferenz<br />

nach<br />

<strong>AWO</strong>-Wiedergründung<br />

1949 in<br />

Solingen teil.<br />

ne Eifert fasst die Bedeutung der Schwester<br />

wie folgt zusammen: „Elisabeth Kirschmann-Roehl<br />

hatte ab 1921 dem Preußischen<br />

Landtag angehört und vor allem in<br />

dessen sozialpolitischen<br />

Ausschuss, dem sie vorsaß,<br />

mitgearbeitet; sie<br />

hatte intensiv am Aufbau<br />

der Arbeiterwohlfahrt teilgenommen<br />

und deren<br />

Fachkommission für Anstaltswesen<br />

geleitet.“<br />

Seit dem Tod der Schwester verstärkte<br />

Marie Juchacz ihre Arbeit in der Arbeiterwohlfahrt<br />

noch weiter. Privat setzte sie das<br />

gemeinsame Leben mit ihrem Schwager,<br />

Emil Kirschmann, nach<br />

dem Tod der Schwester<br />

fort. Die drei Kinder waren<br />

bereits selbständig geworden.<br />

1933, mit der<br />

Machtübernahme Hitlers,<br />

löste sich die Arbeiterwohlfahrt<br />

selbst auf, um<br />

der Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten<br />

zu entgehen. Nur einzelne ehemalige<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

setzten ihre Fürsorgearbeit bis 1936 für<br />

Flüchtlinge, Inhaftierte und deren Familien<br />

fort. Marie Juchacz emigrierte gemeinsam<br />

mit ihrem Schwager Emil Kirschmann ins<br />

Saarland, wo sie in der Arbeiterwohlfahrt<br />

des Saarlandes mitarbeitete. Nach der<br />

Wiedereingliederung des Saarlands ins<br />

Deutsche Reich flohen sie weiter ins Elsass,<br />

wo sie im Widerstand und später bei der<br />

„Pariser Arbeiterwohlfahrt“ mitarbeitete.<br />

Bei Ausbruch des<br />

Zweiten Weltkrieges setzten<br />

sie ihre Flucht über<br />

Südfrankreich nach Marseille,<br />

das sie Ende 1940<br />

erreichten, fort. Von dort<br />

aus gelangten sie über<br />

Martinique in die Vereinigten<br />

Staaten. Sie lernte die englische<br />

Sprache und baute die „Arbeiterwohlfahrt<br />

– Opfer des Nationalsozialismus New<br />

York“ auf, in der sie bis 1948 arbeitete.<br />

Sie war stets bereit zu<br />

lernen und Veränderungsprozesse<br />

zu akzeptieren, so<br />

auch die organisatorische<br />

Loslösung der Arbeiterwohlfahrt<br />

von der SPD<br />

DOKUMENTATION<br />

Anfang Februar 1949 kehrte sie nach<br />

Deutschland zurück. In ihren letzten Lebensjahren,<br />

bis zu ihrem Tod 1956, war<br />

sie Ehrenvorsitzende in der wieder gegrün-<br />

deten Arbeiterwohlfahrt<br />

und widmete sich der<br />

Weitergabe der Traditionen<br />

der Arbeiterwohlfahrt<br />

im veränderten Deutschland.<br />

Sie war stets bereit<br />

zu lernen und Veränderungsprozesse<br />

zu akzeptieren,<br />

so auch die organisatorische Loslösung<br />

der Arbeiterwohlfahrt von der SPD.<br />

In dieser Zeit schrieb sie auch an ihrer<br />

Autobiografie, bei der sie zeitlich nur bis<br />

1917 kam, und an einem Buch über herausragende<br />

Frauen aus der sozialdemokratischen<br />

Frauenbewegung mit dem Titel<br />

„Sie lebten für eine bessere Welt“.<br />

Christina Rhein<br />

Von schwerer Krankheit gezeichnet hinterließ<br />

Marie Juchacz bei der <strong>AWO</strong>-Reichskonferenz<br />

1955 in München ihr politisches<br />

Testament.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 5


04_06 Dokumentation 25.04.2004 10:37 Uhr Seite 6<br />

DOKUMENTATION<br />

Feierstunde im Berliner Reichstagsgebäude<br />

„Meine Herren<br />

Aus Anlass des 125. Geburtstags<br />

von Marie Juchacz haben die<br />

SPD-Bundestagsfraktion und die<br />

Arbeiterwohlfahrt zu einer Feierstunde ins<br />

Berliner Reichstagsgebäude, den Sitz des<br />

Deutschen Bundestages, eingeladen.<br />

Kein besserer Ort hätte gewählt werden<br />

können, um das Lebenswerk der<br />

früheren Reichstagsabgeordneten zu ehren,<br />

gehörte sie doch zu jenen, die das<br />

Vor dem Sitzungssaal der SPD-Bundestagsfraktion<br />

fand das Wandgemälde der<br />

Malerin Susanne Ludwig seinen Platz. Es<br />

zeigt Marie Juchacz bei einer öffentlichen<br />

Kundgebung in Weimar.<br />

„Nein“ der SPD zu Hitlers Ermächtigungsgesetz<br />

mit Verfolgung und Emigration bezahlen<br />

mussten. Fast auf den Tag genau,<br />

71 Jahre später, würdigte Bundestagspräsident<br />

Wolfgang Thierse (SPD) an gleicher<br />

Stätte sie als eine herausragende und mutige<br />

Politikerin der deutschen Parlamentsgeschichte.<br />

<strong>AWO</strong> Bundesvorsitzender Manfred<br />

Ragati umriss mit kurzen Stationen das engagierte<br />

politische Leben der Gründerin<br />

der <strong>AWO</strong> (siehe S. 4/5 sowie <strong>AWO</strong>magazin<br />

2/04 S. 10/11). „Der 125. Geburtstag<br />

dieser außergewöhnlichen Frau“,<br />

so Ragati, „ist ein guter Anlass, ihrer Lebensleistung<br />

zu gedenken und sie zu würdigen“.<br />

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse<br />

und die Bundesministerin für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit, Heidemarie Wieczorek-Zeul<br />

(SPD) würdigten Marie Juchacz<br />

als Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht,<br />

6 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

und Damen!“<br />

engagierte Frauenrechtlerin und überzeugte<br />

Demokratin. Thierse erinnerte an<br />

den 19. Februar 1919 in der Weimarer<br />

Nationalversammlung, als Marie Juchacz<br />

als erste Frau in einem Parlament die<br />

Rednertribüne betrat und mit den Eröffnungsworten<br />

„Meine Herren und Damen!“<br />

Heiterkeit auslöste.<br />

Die langjährigen Kontakte der <strong>AWO</strong><br />

Leverkusen und ihres Vorsitzenden Wilfried<br />

Lahne hatten dafür gesorgt, dass zur<br />

Feierstunde im Reichstagsgebäude auch<br />

hohe Gäste aus der Geburtsstadt von Marie<br />

Juchacz, dem früheren Landsberg a.d.<br />

Warthe und heutigen Gorzow, angereist<br />

waren. Andrzej Korski, Woiwode, Ministerpräsident<br />

des Landes Lubusk und Dorota<br />

Modrzejewska, stellvertretende Oberbürgermeisterin<br />

von Gorzow; kündigten<br />

an, dass die Stadt mit einer Gedenktafel<br />

für Marie Juchacz an ihr Lebenswerk erinnern<br />

wolle.<br />

Am Ende der Feierstunde überantwortete<br />

der <strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzende eine<br />

Leihgabe der <strong>AWO</strong> an die SPD-Bundestagfraktion:<br />

Ein Wandgemälde, das die<br />

Malerin Susanne Ludwig geschaffen hat<br />

und die <strong>AWO</strong>-Gründerin bei einer öffentlichen<br />

Kundgebung in Weimar zeigt. Das<br />

Gemälde hat seinen Platz vor dem SPD-<br />

Fraktionsvorstandsaal, der bereits vor Jahren<br />

ebenfalls nach Marie Juchacz benannt<br />

worden ist, gefunden.<br />

Doch neben zahlreichen <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />

und Gebäuden oder einer Briefmarke<br />

der Deutschen Post AG erinnert<br />

auch im Reichtag noch mehr an die bedeutende<br />

Parlamentarierin. So befindet<br />

sich im Untergeschoss ein Kunstwerk des<br />

Franzosen Christian Boltanski, das „Archiv<br />

der Deutschen Abgeordneten“. Es besteht<br />

aus rund 5.000 Metallkästen,<br />

die mit den<br />

Namen jener Abgeordneten<br />

beschriftet<br />

sind, die von 1919 bis<br />

1999 demokratisch<br />

ins Parlament gewählt wurden. Und so<br />

gibt es eben auch einen Kasten mit der<br />

Abgeordneten Marie Juchacz.<br />

(kdb)<br />

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse<br />

bezeichnete die <strong>AWO</strong>-Gründerin als herausragende<br />

und mutige Politikerin der<br />

deutschen Parlamentsgeschichte.<br />

Marie Juchacz –<br />

Leben und Werk<br />

Zum 125. Geburtstag der <strong>AWO</strong>-Gründerin<br />

hat der Verlag des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes<br />

die Biographie „Marie Juchacz<br />

– Leben und Werk“ von 1979 neu<br />

herausgebracht. Für 7,49 Euro (zzgl.<br />

Versand) schriftlich zu bestellen bei:<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

Verlag & Vertrieb<br />

Postfach 41 01 63, 53023 Bonn,<br />

Fax: 02 28 / 66 85 -209,<br />

E-Mail: verlag@awobu.awo.org.


08_11 Titel 26.04.2004 10:52 Uhr Seite 8<br />

8 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

T ITEL<br />

Neue Vergabepraxis der Bundesagentur für Arbeit<br />

Große Lose,<br />

kleine Preise<br />

Die Bundesregierung hat sich bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit<br />

viel vorgenommen. „Hartz“, so heißt das Zauberwort. Die<br />

gleichnamige Kommission, benannt nach ihrem Vorsitzenden, dem<br />

VW-Personalchef Peter Hartz, machte Vorschläge und die fielen bei<br />

der Regierung auf Gefallen. Und so benannte man auch gleich die<br />

entsprechenden Gesetze, die alles ändern sollten, danach: „Hartz<br />

I“, „Hartz II“, „Hartz III“ und „Hartz IV“. Und noch was sollte sich ändern,<br />

ein Name: Die Bundesanstalt für Arbeit, im Volksmund: das Arbeitsamt,<br />

wurde am 1. Januar 2004 zur modernen Bundesagentur<br />

für Arbeit. Und mit dem modernen Namen, sollten auch moderne<br />

Methoden Einzug halten. Dass diese aber nicht immer besser sein<br />

müssen als die alten, zeigt sich bei den Angeboten für Arbeitslose,<br />

bei Qualifizierungs- und Trainingsmaßnahmen.<br />

Modern heißt heute wirtschaftlich,<br />

effizient, Kosten bewusst. Die<br />

Gesetze der Marktwirtschaft<br />

wurden erkannt und das System danach<br />

ausgerichtet. Das ist so bei der Gesundheitsreform<br />

und das ist so bei der Arbeitsvermittlung.<br />

Der Preis regiert, die Qualität<br />

ist zweitrangig. Billigdiscounter Aldi statt<br />

Feinkost Käfer – ob das Ergebnis immer<br />

mundet sei dahingestellt. Und so haben<br />

die Einrichtungen und Dienste der Arbeiterwohlfahrt<br />

im Bereich der Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für Arbeitslose gerade<br />

ziemlich schwer zu kauen und die ersten<br />

Erfahrungen mit der neuen Bundesagentur<br />

für Arbeit stoßen übel auf.<br />

Stark vertreten ist die <strong>AWO</strong> bei der Jugendberufshilfe<br />

(220 Einrichtungen mit<br />

30.000 TeilnehmerInnen und 2.000 MitarbeiterInnen).<br />

Also wenn es darum geht Jugendlichen<br />

ohne oder mit schlechtem<br />

Schulabschluss eine Chance für den Arbeitsmarkt<br />

zu geben. Dort lernen sie sich<br />

an einen regelmäßigen Arbeitstag zu gewöhnen,<br />

üben Vorstellungsgespräche, verbesseren<br />

sich sprachlich oder im Rechnen<br />

– kurz: sie lernen das, was jemand, der Arbeit<br />

sucht, einfach können muss, um überhaupt<br />

eine Chance zu haben. Die Vermittlungsquoten<br />

waren danach in der Regel<br />

recht gut, viele Jugendliche fanden eine<br />

Ausbildungs- oder Arbeitsstelle. Bezahlt<br />

werden – oder wurden – diese Maßnahmen<br />

vom Arbeitsamt.<br />

Problem 1: Preisdiktat<br />

Die Bundesagentur für Arbeit macht das<br />

ganz anders. Schließlich kosten diese Maßnahmen<br />

Geld. Und da könnte es ja sein,<br />

dass es jemanden gibt, der diese billiger<br />

anbietet. Somit gibt es jetzt landesweite,<br />

von Nürnberg gesteuerte Ausschreibungen.<br />

Die Einrichtungs-Träger solcher Maßnahmen<br />

können sich darauf bewerben. Allein<br />

dieser verstärkte Konkurrenzdruck, so hofft<br />

die Agentur entsprechend den Gesetzen<br />

der Marktwirtschaft, drückt auch die Preise.<br />

Problem 2: Große „Lose“<br />

Und nach dem kleinen Einmaleins der<br />

Marktwirtschaft, wird etwas umso billiger,<br />

je mehr ich davon kaufe. Also werden<br />

nicht mehr Maßnahmen für 15 oder 20<br />

TeilnehmerInnen bezahlt, sondern es werden<br />

so genannte „Lose“ ausgeschrieben,<br />

die Maßnahmen für 10.000 bis 15.000<br />

TeilnehmerInnen umfassen. Und hier beginnt<br />

das Problem der <strong>AWO</strong>.<br />

Waren es bisher vornehmlich Einrichtungen<br />

von Kreisverbänden, die Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für vielleicht 100 TeilnehmerInnen<br />

angeboten haben, so sprengen<br />

15.000 deren Kapazität völlig. Zumal<br />

die Lose auch kaum regional begrenzt<br />

sind, sondern in der Regel eine ganze Region<br />

mit mehreren Städten umfassen. Ein<br />

<strong>AWO</strong>-Kreisverband braucht sich auf so ein<br />

Los überhaupt nicht mehr zu bewerben, zumal<br />

er auch preislich mit den Großen der<br />

Branche gar nicht mithalten kann. Die<br />

Großen, das sind private Anbieter, die die<br />

Preise drücken, indem sie ihre eigenen MitarbeiterInnen<br />

schlechter bezahlen und ihre<br />

Strukturen in der jeweiligen Region teilweise<br />

erst dann aufbauen, wenn sie den Zuschlag<br />

für ein Los bekommen haben.<br />

Problem 3: Qualität<br />

spielt keine Rolle<br />

Auch spielt – und das wurde bei der<br />

ersten Ausschreibungsrund der Bundesagentur<br />

für Arbeit für Trainingsmaßnah-


08_11 Titel 26.04.2004 10:52 Uhr Seite 9<br />

men deutlich – die Qualität der Maßnahme<br />

offensichtlich keine Rolle. Hatten die<br />

MitarbeiterInnen der <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />

über die Jahre entstandene gute Kontakte<br />

zu örtlichen Betrieben, in die sie die TeilnehmerInnen<br />

vermittelt haben, so zählt<br />

das heute genauso wenig, wie die Lern-Inhalte<br />

der Qualifizierungsmaßnahmen.<br />

Kommentiert<br />

Der Zauberstab der freien Marktwirtschaft<br />

hat die Bundesanstalt für Arbeit berührt –<br />

und Hoffnungen auf Wunder geweckt!<br />

„Wunder gibt es immer wieder, heute oder<br />

morgen…“ – wir müssen nur darauf hoffen.<br />

Die Melodie des Katja Ebstein-Hits klingt<br />

in den Ohren, <strong>beim</strong> Blick auf den Umstrukturierungsprozess<br />

der ehrwürdigen Bundesanstalt<br />

für Arbeit in die moderne Bundesagentur<br />

für Arbeit. Was da nicht alles aufgeboten<br />

wird, um die Behörde in ein gut funktionierendes<br />

Wirtschaftsunternehmen zu überführen:<br />

Neue Begriffe wie „Agenturen“ oder<br />

„Regionaldirektionen“, verkleinerte Vorstände,<br />

gestärkte Verwaltungsräte, „effizienter<br />

Marktausgleich“, zentrale Ausschreibungen<br />

- ja, genau: Zentralisierung, Bildung von Losen,<br />

Standardisierung von Produkten, Vereinheitlichung<br />

von Leistungen, um über zentrale<br />

Steuerungsmechanismen die marktwirtschaftlichen<br />

Waffen Wettbewerb und Konkurrenz<br />

einzusetzen.<br />

Der Preis als Ausscheidungskriterium<br />

hält Hof – aber bitte: das effektivste Angebot<br />

Um sich überhaupt für die großen Lose<br />

bewerben zu können haben sich die<br />

<strong>AWO</strong>-Träger in einer Region schon zusammen<br />

geschlossen. Nachdem allein die<br />

<strong>AWO</strong>-Einrichtungen oft selbst dann noch<br />

zu klein sind, hat man sich sogar mit bisherigen<br />

Konkurrenten zusammengetan.<br />

Problem 4:<br />

Ein Gerichtsurteil<br />

Und schließlich droht den freien gemeinnützigen<br />

<strong>AWO</strong>-Trägern noch weiteres Ungemach.<br />

So hat ein privater Anbieter gerichtlich<br />

geklagt, der sich im Wettbewerb mit öffentlichen<br />

Einrichtungen (kommunale Träger)<br />

benachteiligt sieht. Schließlich seien<br />

die öffentlichen Einrichtungen aus Steuern<br />

finanziert, was den freien Wettbewerb verzerre.<br />

Das Oberlandesgericht Düsseldorf<br />

gab dem Kläger Recht. Und was für öffentliche<br />

Einrichtungen gilt, gelte schließlich<br />

auch für freie gemeinnützige Träger wie die<br />

<strong>AWO</strong>, meint die Bundesagentur für Arbeit.<br />

Diesem Dilemma entkommen die <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />

nur, wenn sie aus der verbandlichen<br />

Struktur ausgegliedert und in selbstständige<br />

Gesellschaften überführt werden –<br />

was mancherorts auch schon geschehen ist.<br />

Dieter Eckert, Fachbereichsleiter <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

Freie Bahn der Marktwirtschaft!?<br />

hat auch das preisgünstigste zu sein.<br />

So weit so gut – oder doch nicht? Zweifel<br />

kommen auf nach dem ersten bundesweiten<br />

Praxistest. Es läuft nicht so rund wie erhofft.<br />

Begriffe wie Dumping-Anbieter, erste Konkurse<br />

großer privater Bildungsträger, Zerschlagung<br />

der gewachsenen Trägerstrukturen<br />

auf kommunaler Ebene, Preiskriege oder<br />

Klagen gegen die Bundesagentur machen<br />

die Runde. Die bundesrepublikanische Landschaft<br />

der arbeitsmarktpolitischen Träger<br />

wird gespalten in private und freigemeinnützige.<br />

Es kommt Schwung rein: Bietergemeinschaften<br />

– bisher als ARGE eher aus dem<br />

Hoch-/Tiefbau bekannt – gelten als Hoffnungsschimmer<br />

und zugleich Abwehrfront,<br />

um im Kampf um Aufträge gegenüber der<br />

Bundesagentur überhaupt mitmischen zu<br />

können. Wo sind noch die Arbeitslosen, die<br />

benachteiligten jungen Menschen, jene, die<br />

eigentlich im Mittelpunkt aller Bemühungen<br />

um Senkung der Arbeitslosigkeit stehen sollten?<br />

Wo ist die Einbindung der Erfahrungen<br />

T ITEL<br />

Erste Konsequenzen<br />

Doch so modern die Bundesagentur arbeitet,<br />

so lernfähig gibt sie sich auch und hat bereits<br />

erste Konsequenzen angekündigt. Um die<br />

Chancen frei gemeinnütziger Träger zu gewährleisten<br />

und langjährige und gewachsene<br />

Partnerstrukturen mit der Wirtschaft zu erhalten,<br />

hat sie die neuen Ausschreibungen<br />

(für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen)<br />

nun gesplittet. Entsprechend ihrer bestehenden<br />

Marktanteile gibt es nun eigene<br />

Ausschreibungen für private und freie gemeinnützige<br />

Anbieter. Außerdem werden die<br />

Losgrößen verkleinert. Und auch die Qualität<br />

soll künftig eine größere Rolle spielen, nämlich<br />

zu 60 Prozent – 40 Prozent Gewichtung<br />

fallen weiterhin dem Preis zu. Welche Lernprozesse<br />

die Bundesagentur noch machen<br />

wird, weiß momentan niemand. Und hinter<br />

vielem seht nach wie vor ein großes Fragezeichen<br />

– sprich: Klärungsbedarf. Zu hoffen<br />

ist nur, dass die Fragen möglichst zügig beantwortet<br />

werden. Denn fest steht: Sind<br />

<strong>AWO</strong>-Einrichtungen erst mal von der Landkarte<br />

verschwunden und damit die qualifizierten<br />

MitarbeiterInnen mit ihren guten Kontakten<br />

zu den Unternehmen, dann ist damit<br />

keinem Arbeitslosen geholfen.<br />

Jürgen Fergg/Dieter Eckert<br />

vieler bisheriger Arbeitsmarktakteure geblieben?<br />

Ist Qualität noch drin, wenn sie auf<br />

dem Antrag steht? Die Menschen und die<br />

Träger der Arbeitsmarktpolitik sind zum<br />

Spielball der marktwirtschaftlichen Experimente<br />

der Bundesagentur für Arbeit geworden<br />

– mit ungewissem Ausgang.<br />

Aber in jedem Chaos keimt auch Hoffnung.<br />

Bundesagentur und Politik sind gesprächsbereit,<br />

suchen den Schulterschluss,<br />

versichern, aus Erfahrung klug werden zu<br />

wollen.<br />

Und trotzdem: Der Veränderungsprozess<br />

ist unumkehrbar. Freie soziale Träger<br />

arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen werden<br />

sich dem marktwirtschaftlichen Öffnungsprozess<br />

nicht entziehen können; sie wollen es<br />

auch nicht, da sie Leistung und Qualität zu<br />

liefern in der Lage sind und bei fairen Wettbewerbsbedingungen<br />

auch die private Konkurrenz<br />

nicht zu fürchten brauchen.<br />

Wir alle sind an zeitgemäßen und zukunftsweisenden<br />

Lösungen zum nachhaltigen<br />

Abbau von Arbeitslosigkeit interessiert.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 9


08_11 Titel 26.04.2004 10:52 Uhr Seite 10<br />

T ITEL<br />

Berufliche Qualifizierung und Fortbildung in der Krise<br />

„Jede Menge Unsicherheit“<br />

Anne Kost-Ateser wusste, dass alles anders<br />

sein würde, als sie im Herbst<br />

2003 die Leistungsbeschreibung zu den<br />

Ausschreibungen für berufliche Trainingsmaßnahmen<br />

las, die die Bundesagentur für<br />

Arbeit den Trägern beruflicher Bildung hatte<br />

zukommen lassen. Die stellvertretende Geschäftsführerin<br />

des <strong>AWO</strong> Unterbezirks<br />

Hamm-Warendorf leitet auch die Abteilung<br />

Berufliche Bildung, Beratung und Betreuung<br />

im Unterbezirk. Sie kennt sich aus im Bildungsgeschäft.<br />

Doch diesmal war alles<br />

neu: Nicht nur, dass die Maßnahmen früher<br />

überwiegend ohne Ausschreibung vergeben<br />

worden waren. Viel bedeutsamer war<br />

die Tatsache, dass die regionale Größe der<br />

Ausschreibungslose die Einzugsgebiete der<br />

Unterbezirke überschritten.<br />

„Es ging um 14 Einzelmaßnahmen, die<br />

in Hamm und Ahlen, aber auch im Unterbezirk<br />

Unna und im Unterbezirk Münster stattfinden<br />

sollten“, erinnert sich Anne Kost-Ateser.<br />

Sie machte in dieser Situation das einzig<br />

Sinnvolle und suchte den Kontakt zu den<br />

KollegInnen in Unna und Münster. In Absprache<br />

legte der Unterbezirk Hamm-Warendorf<br />

ein gemeinsames Angebot vor. Das<br />

Angebot überzeugte die Agentur für Arbeit.<br />

Die lose Kooperation aus drei Unterbezirken<br />

setzte sich in der Ausschreibung durch.<br />

„Ausschreibungen wie diese sind nach<br />

Aussagen von Juristen europarechtlich nicht<br />

notwendig“, sagt Hans Wacha, stellvertretender<br />

Abteilungsleiter für Jugend und Familie<br />

<strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Bezirk Westliches Westfalen,<br />

„aber die Bundesagentur für Arbeit versucht<br />

auf diese Weise die Kosten zu senken. Zuerst<br />

kommt der Preis, dann die Qualität. Ob<br />

10 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

das auf Dauer sinnvoll ist, muss sich erst<br />

noch zeigen.“<br />

Wacha hat beobachtet, dass bundesweit<br />

operierende private Anbieter von<br />

Maßnahmen beruflicher Bildung immer<br />

wieder nach dem gleichen Schema vorgehen.<br />

Sie machen ein Angebot, das preislich<br />

weit unter denen der Mitbewerber liegt. Die<br />

notwendigen Strukturen werden häufig<br />

aber erst dann geschaffen, wenn der Auftrag<br />

sicher ist.<br />

Das hat Gerhard Lützenbürger in Hagen<br />

bereits erlebt. Nachdem ein großer Anbieter<br />

den Auftrag erhalten hatte, klopfte er<br />

<strong>beim</strong> <strong>AWO</strong>-Unterbezirk Hagen-Märkischer<br />

Kreis an. „Die wollten, dass wir für sie die<br />

Arbeit erledigen, und zwar für einen Preis<br />

jenseits von gut und böse.“ Lützenbürger,<br />

der den Bereich Bildung-Beruf-Integration in<br />

Hagen leitet, glaubt, dass die Ausschreibungspolitik<br />

der Agentur für Arbeit die gewachsenen<br />

Strukturen vor Ort zerstört. „Die<br />

kleinen und mittleren Anbieter – zu denen<br />

Fotos: dobeq GmbH<br />

die <strong>AWO</strong> gehört – kennen den lokalen<br />

Markt genau“, sagt der Vorsitzende des<br />

<strong>AWO</strong>-Bezirks Westliches Westfalen, Bodo<br />

Champignon. „Sie wissen, wo Praktikumplätze<br />

oder sogar Arbeitsstellen frei sind.<br />

Sie haben ein soziales Netzwerk aufgebaut,<br />

das Teilnehmer mit privaten Problemen<br />

auffängt, die den Erfolg der Ausbildung<br />

in Frage stellen.“ Diese gewachsenen<br />

und bewährten Strukturen seien gefährdet,<br />

wenn billige, bundesweit tätige Anbieter<br />

den Zuschlag erhalten. „Die Folgen müssen<br />

wahrscheinlich wieder die Schwächsten<br />

ausbaden: die Arbeitssuchenden, deren<br />

Qualifizierung für den Arbeitsmarkt an<br />

Qualität verliert.“ Die Interessen dieser Zielgruppe<br />

aber werde die Arbeiterwohlfahrt<br />

weiterhin mit Nachdruck vertreten. Deshalb<br />

ziehe sich die <strong>AWO</strong> nicht aus diesem Geschäft<br />

zurück. „Alles hat seinen Preis – auch<br />

gute berufliche Bildung.“<br />

Gerhard Lützenbürger befürchtet, dass<br />

es keinen Weg zurück gibt. „Letztlich reagiert<br />

die Agentur für Arbeit nur auf europäische<br />

Vorgaben und die Sparzwänge, die<br />

durch die Politik vorgegeben werden.“ Er<br />

selbst knüpft wie seine Kollegin Anne Kost-<br />

Ateser neue Netzwerke – mit anderen<br />

<strong>AWO</strong> Unterbezirken, aber auch mit Trägern<br />

aus anderen Wohlfahrtsverbänden –<br />

weil er weiß, dass das Verhalten der Agentur<br />

für Arbeit nur einen Trend ankündigt. Bei<br />

ihm auf dem Schreibtisch liegen Ausschreibungsunterlagen<br />

für Projekte, in dem es um<br />

Betreutes Wohnen für Behinderte und Suchtkranke<br />

geht.<br />

Die Umstellung auf die Ausschreibungspraxis<br />

ist ein „Paradigmenwechsel“, findet<br />

Hans Wacha, „wir gehen weg von den sozialen<br />

Motiven. Die wirtschaftlichen Erwägungen<br />

werden in Zukunft<br />

überwiegen.“<br />

Um für alles gewappnet<br />

zu sein, bestehen im <strong>AWO</strong><br />

Bezirk Westliches Westfalen<br />

konkrete Überlegungen, eine<br />

gewerbliche Gesellschaft zu<br />

gründen, an der möglichst<br />

viele Unterbezirke beteiligt<br />

sind. „Wir halten die gegenwärtigeAusschreibungspraxis<br />

für ungesetzlich“, betont<br />

der Geschäftsführer des<br />

<strong>AWO</strong> Unterbezirks Dortmund,<br />

Andreas Gora, „aber<br />

wir mussten eine pragmatische Lösung finden,<br />

bis die Gerichte endgültig entschieden<br />

haben – und das kann lange dauern.“<br />

Die neue, wahrscheinlich <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong><br />

Unterbezirk Dortmund angesiedelte GmbH<br />

würde zwei Vorteile bieten. Zum einen<br />

könnten auf diese Weise die Angebote zentral<br />

eingereicht werden. Zum anderen könn-


08_11 Titel 26.04.2004 10:52 Uhr Seite 11<br />

te keines der großen privaten Unternehmen<br />

der beruflichen Bildung mehr gegen vermeintliche<br />

Vorteile des gemeinnützigen Mitbewerbers<br />

<strong>AWO</strong> protestieren.<br />

Auch mit dieser Lösung bleibt die gegenwärtige<br />

Situation noch unübersichtlich<br />

genug, meint Anne Kost-Ateser: „Die Umstellung,<br />

die die Bundesagentur in den letzten<br />

Monaten mit ihrem Ausschreibungsmodell<br />

vollzogen hat, führt zu jeder Menge<br />

Verfahrensfragen und Verfahrensunsicherheiten.“<br />

Interview<br />

Welche Auswirkungen hat die neue Vergabepraxis<br />

von Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

der Bundesagentur<br />

für Arbeit für die lokalen <strong>AWO</strong>-Träger?<br />

<strong>AWO</strong>magazin sprach mit dem Geschäftsführer<br />

des Unterbezirks Dortmund, Andreas<br />

Gora. Er schlägt ein neues kommunales<br />

Beschäftigungsprogramm vor.<br />

<strong>AWO</strong>magazin: Der ISB e.V., der Zusammenschluss<br />

der lokalen Beschäftigungs-<br />

und Qualifizierungsgesellschaften<br />

in Dortmund, beklagt eine Benachteiligung<br />

der lokalen Träger. Warum?<br />

Andreas Gora: Die Bundesagentur für<br />

Arbeit hat bei den abgeschlossenen landesweiten<br />

Ausschreibungen von Trainings- und<br />

Eingliederungsmaßnahmen die Lose so zugeschnitten,<br />

dass zum Teil mehrere tausend<br />

Teilnehmerplätze an unterschiedlichen Standorten<br />

wie Dortmund, Witten, Hagen, Unna<br />

und Hamm zusammengefasst wurden.<br />

Das bedeutete den faktischen Ausschluss<br />

kleinerer Träger. Auch in Dortmund kamen<br />

überregionale Träger zum Zug, die bisher<br />

in unserer Stadt nicht tätig waren.<br />

<strong>AWO</strong>magazin: Sie befürchten nicht nur<br />

Nachteile für die lokalen Träger wie das<br />

<strong>AWO</strong>-Tochterunternehmen dobeq, sondern<br />

warnen auch vor einer schlechteren Qualität<br />

bei den Eingliederungsmaßnahmen.<br />

Andreas Gora: Da lassen sich eine<br />

ganze Menge Gründe nennen. Den überregional<br />

tätigen Anbietern fehlen Ortskenntnis,<br />

Kontakte zu ortsansässigen Unternehmen<br />

und die regionale Verankerung.<br />

Wie problematisch es ist, den Wettbewerb<br />

auf einige wenige Unternehmen<br />

einzuschränken, zeigt die Insolvenz des<br />

großen niederländischen Anbieters von<br />

Personal Service Agenturen Maatwerk. Al-<br />

Die Ausschreibung, die sie zur Zeit umsetzt,<br />

umfasste in ihrer Leistungsbeschreibung<br />

etwa 45 Seiten, die „wortwörtlich“<br />

analysiert werden mussten. Im Rahmen der<br />

Abwicklung des Bewerbungsverfahrens<br />

sind grundsätzlich Fragen an die Vergabestelle<br />

möglich. Die in diesem Zusammenhang<br />

gestellten Fragen aller Bewerber und<br />

die Antworten der Vergabestelle beliefen<br />

sich auf 80 Seiten: ein enorm hoher<br />

Klärungsbedarf auf Seiten aller Beteiligten.<br />

Gerhard Lützenbürger bleibt nur die Hoff-<br />

lein in Dortmund sind acht von zehn Personal<br />

Service Agenturen mit mehreren<br />

hundert<br />

Mitarbeitern<br />

davon<br />

betroffen.<br />

Das entwickelteinengewaltigenAbwärtssog:<br />

Das Vertrauen<br />

der<br />

Bevölkerung<br />

in die<br />

Wirksamkeit der Arbeitsmarktreformen<br />

wurde nachhaltig geschwächt.<br />

<strong>AWO</strong>magazin: Was können die lokalen<br />

Träger besser als die überregionale<br />

Konkurrenz?<br />

Andreas Gora: Arbeitslosigkeit ist nicht<br />

nur ein individuelles Problem, sondern gefährdet<br />

auch den sozialen Zusammenhalt<br />

und das soziale Erscheinungsbild der<br />

Stadt und stellt damit letztlich den Wirtschaftsstandort<br />

in Frage.<br />

Wenn man aber auf städtischer Ebene<br />

reagieren will, muss man die besonderen<br />

Verhältnisse in der Stadt kennen. Man muss<br />

wissen, wo es brennt, und dann Verbesserungsvorschläge<br />

machen. Wer will das machen,<br />

wenn nicht die Sozialarbeiter, die<br />

schon seit Jahrzehnten vor Ort tätig sind?<br />

<strong>AWO</strong>magazin: Haben Sie schon konkrete<br />

Vorschläge entwickelt?<br />

Andreas Gora: Wir haben ein Angebot<br />

für Senioren entwickelt. Die Hilfe soll im<br />

vorpflegerischen Bereich stattfinden. Noch<br />

werden vier von fünf Senioren im Alltag<br />

von ihren Angehörigen unterstützt, doch<br />

T ITEL<br />

nung, dass die Agentur für Arbeit ihre Gestaltungsspielräume<br />

nutzt: „Die müssen Wege<br />

finden, dass alles unkomplizierter und<br />

weniger fehleranfällig zu organisieren.“<br />

Karl-Martin Flüter<br />

Anz.<br />

Telemail<br />

45x25 mm<br />

mit Andreas Gora, <strong>AWO</strong>-Unterbezirk Dortmund<br />

Bundesagentur schließt lokale Träger aus<br />

die Familienstrukturen lösen sich auf. Deshalb<br />

wird sich schon bald im Bereich von<br />

Hauswirtschaft und sozialen Kontakt ein<br />

Bedarf entwickeln, der durch die Pflegeversicherung<br />

und die Sozialhilfe nicht abgedeckt<br />

wird.<br />

<strong>AWO</strong>magazin: Wer soll das machen?<br />

Andreas Gora: Die <strong>AWO</strong> schlägt ein<br />

niedrigschwelliges Hilfsangebot vor, das<br />

von ehemaligen Arbeitslosen durchgeführt<br />

wird, die für diese Aufgaben qualifiziert<br />

werden. Die Qualifizierung müsste im Rahmen<br />

eines kommunalen Beschäftigungsprogramms<br />

stattfinden. Die Vorteile würden<br />

auf allen Seiten liegen: Es würden<br />

neue Jobs für gering qualifizierte Kräfte<br />

geschaffen, es gäbe ein bedarfsgerechtes<br />

Leistungsangebot für ältere Dortmunder<br />

Bürger und die Fallzahlen neuer Pflegebedürftigkeit<br />

würden zurückgehen, weil die<br />

früh einsetzenden Hilfeleistungen vorbeugend<br />

wirken können.<br />

<strong>AWO</strong>magazin: Sie beklagen, dass die<br />

Gruppe der schwer Vermittelbaren aus<br />

dem Blickfeld der Agentur für Arbeit gerät<br />

Warum?<br />

Andreas Gora: Zu den Verlierern der bisherigen<br />

Hartz-Reformen gehören vor allem<br />

Langzeitarbeitslose und weitere, als nicht<br />

arbeitsmarktnah eingestufte Zielgruppen.<br />

Die Bundesagentur für Arbeit strebt jetzt vor<br />

allem das Ziel einer schnellen Arbeitsmarktintegration<br />

von Arbeitslosen an. Die<br />

schwer vermittelbaren Problemgruppen fallen<br />

deshalb weitgehend aus der Förderung<br />

der Bundesagentur. Das belegt die überproportional<br />

gestiegene Zahl der Langzeitarbeitslosen<br />

im Agenturbezirk Dortmund. (flü)<br />

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung<br />

von „<strong>AWO</strong>-Profil“ der <strong>AWO</strong> Dortmund.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 11


12_14 Schwerpunkt 27.04.2004 15:32 Uhr Seite 12<br />

K<br />

SCHWERPUNKT<br />

ongresse, insbesondere diejenigen,<br />

bei denen es um Strategien geht, haben<br />

die Eigenart ziemlich theoretisch zu<br />

wirken. Und so waren auch Theorien <strong>beim</strong><br />

2. <strong>AWO</strong>-Kongress durchaus gefragt. Doch<br />

viel interessanter waren die vielen Beispiele<br />

aus der Praxis und ganz konkrete Zukunftsperspektiven.<br />

Wohin bewegt sich dieser geschichtsträchtige<br />

Verband? Wird es gelingen<br />

künftig ein starker Mitgliederverband zu<br />

bleiben und noch stärker zu werden? Die<br />

Formel ist vergleichsweise einfach: Je<br />

mehr Mitglieder, desto mehr politischer<br />

Einfluss. Doch wie kann die <strong>AWO</strong> – in Zeiten<br />

allgemeinen Mitgliederschwundes in<br />

Vereinen und Parteien – neue Mitglieder<br />

gewinnen? Und wird es andererseits gelingen<br />

in dem immer rauer werdenden wirtschaftlichen<br />

Wettbewerb zu bestehen, ob<br />

im Bereich der Altenpflege, der Jugendberufshilfe<br />

(siehe Titel, S. 8-11) oder der Kindertagesstätten?<br />

„Lösungswege sind nicht immer ganz<br />

einfach, vor allem in einem Verband mit<br />

föderalen Strukturen. Da will niemand was<br />

verlieren“, weist der stellvertretende<br />

<strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzende und Vorsitzende<br />

der Arbeitsgruppe Verbandsentwicklung,<br />

Wilhelm Schmidt, auf die Schwierigkeiten<br />

hin. Wichtig sei, dass sich der Verband<br />

jetzt auf den Weg mache und Veränderungsprozesse<br />

einleite, so lange er noch<br />

selbst entscheiden kann und noch nicht<br />

von der veränderten Realität überrollt<br />

wird. Und die <strong>AWO</strong> tue gut daran, sich<br />

zur Entscheidungsfindung auch des Sachverstands<br />

von außen zu bedienen.<br />

Das Mitglied steht<br />

im Mittelpunkt<br />

Und der kam zu dem Kongress zahlreich.<br />

So stellte Stefan Weßling ein Beispiel<br />

für einen florierenden Mitgliederverband<br />

vor. Er ist Geschäftsführer im ADAC<br />

für Zentrale Dienste und Stäbe. 14,8 Millionen<br />

Menschen sind Mitglied im ADAC –<br />

Tendenz steigend. Ebenso wie die <strong>AWO</strong><br />

ist der ADAC föderal aufgebaut, allerdings<br />

mit zentralem Marketing und Mitgliederwerbung.<br />

„Das Mitglied steht bei<br />

all unseren Überlegungen im Mittelpunkt“,<br />

erklärte Weßling das ADAC-Programm<br />

zur Wachstumssteigerung. Alle neuen Geschäftsfelder<br />

werden am Mitglied ausgerichtet.<br />

„Und wird ein Produkt nicht angenommen,<br />

dann hören wir es wieder auf“,<br />

so Weßling.<br />

Einen klaren Trennstrich zwischen Verein<br />

und Unternehmen hat der Malteser<br />

12 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

Herausforderungen an das „Vereins-Unternehmen“<br />

Verband im Wandel<br />

„Die Arbeiterwohlfahrt (<strong>AWO</strong>) gehört zu den sechs Spitzenverbänden<br />

der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland“ – klingt einfach,<br />

ist es aber nicht. Denn die Herausforderungen, denen die<br />

Freie Wohlfahrtspflege – und damit die <strong>AWO</strong> – heute gegenüber<br />

steht, sind hoch kompliziert und erfordern Veränderungen. So ist<br />

die <strong>AWO</strong> einerseits ein Mitgliederverband (ein Verein mit engagierten<br />

Menschen) andererseits professioneller Dienstleister (ein<br />

Unternehmen, das sich in einem immer rauer werdenden Wettbewerb<br />

behaupten muss). Passt das zusammen? „Jein“, so die wenig<br />

eindeutige Antwort. Doch wie können Mitgliederverband und Unternehmen<br />

in Zukunft überleben und erfolgreich entwickelt werden?<br />

Damit hat sich der 2. <strong>AWO</strong>-Kongress für Verbands- und Unternehmensmanagement<br />

unter der Überschrift „Verbandsentwicklung<br />

braucht Strategie“ beschäftigt.<br />

Hilfsdienst (MHD) mit seiner „Strukturreform<br />

Malteser 2000“ vollzogen. Die<br />

Dienstleistungen, so beschrieb der geschäftsführende<br />

MHD-Vorstand, Reinhard<br />

Eckert, wurde komplett vom Verein abgekoppelt<br />

in gemeinnützige Gesellschaften<br />

(gGmbH). Dabei wurde vor allem bei der<br />

Verwaltung stark gebündelt, was Kosten<br />

deutlich senkte. Allerdings: „Verein und<br />

gGmbH entwickeln sich zu stark auseinander“,<br />

so Eckert.<br />

Und die <strong>AWO</strong>? Rund ein Viertel der<br />

140.000 Beschäftigen sind schon nicht<br />

mehr Angestellte des Vereins <strong>AWO</strong>, sondern<br />

von ausgegliederten gGmbHs – und<br />

Alter<br />

(Fortsetzung S. 14)<br />

Ergebnisse der Mitgliederbefragung<br />

Die <strong>AWO</strong> in Zahlen<br />

Die Arbeiterwohlfahrt – der unbekannte<br />

Verband. Oder doch nicht? Wie viele<br />

kennen die <strong>AWO</strong> überhaupt? Wie alt<br />

sind die Mitglieder und was erwarten sie<br />

von der <strong>AWO</strong>? Sind die Angebote attraktiv<br />

und unter welchen Voraussetzungen<br />

würde jemand der <strong>AWO</strong> beitreten? Wer<br />

wusste das bisher schon? Niemand. Und<br />

doch sind solche Erkenntnisse wichtig, um<br />

den Verband für die Zukunft fit zu machen,<br />

sowohl was den Mitgliederverband


12_14 Schwerpunkt 27.04.2004 15:32 Uhr Seite 13<br />

Diskutierten über die Zukunft des Verbandes auf dem Podium (v.l.): Reinhard Eckert<br />

(MHD), Joachim Wendt-Köhler (<strong>AWO</strong> Schleswig-Holstein), Rainer Brückers (<strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer),<br />

Andreas Johnsen (<strong>AWO</strong> Mittelrhein), Jupp Legrand (IG Metall) und<br />

Hartmut Brocke (SPI).<br />

angeht, als auch mit Blick auf den Unternehmensbereich<br />

der <strong>AWO</strong>. Eine wissenschaftliche<br />

Befragung sollte Klarheit bringen. Jetzt<br />

liegen die Ergebnisse vor.<br />

3.980 Personen hat zwischen September<br />

und November vergangenen Jahres die<br />

forum GmbH (Mainz) im Auftrag der <strong>AWO</strong><br />

telefonisch befragt und zwar getrennt nach<br />

Mitgliedern, ehemaligen Mitgliedern, Funktionären,<br />

Hauptamtlichen der <strong>AWO</strong> sowie<br />

einer repräsentativen Stichprobe der Gesamtbevölkerung.<br />

Was wir schon immer vermuteten ist<br />

auch tatsächlich so: Die <strong>AWO</strong> ist ein alternder<br />

Verband, will heißen: Der Altersdurchschnitt<br />

der <strong>AWO</strong>-Mitglieder ist wesentlich<br />

Bekanntheit<br />

höher (63 Jahre) als der der Bevölkerung<br />

(45 Jahre). Knapp die Hälfte der Mitglieder<br />

(49%) sind 65 Jahre oder älter – lediglich<br />

3% sind unter 35 Jahre alt. Das Bildungsniveau<br />

der <strong>AWO</strong>-Mitglieder ist deutlich niedriger<br />

als in der Bevölkerung. Personen mit<br />

Hauptschulabschluss sind mit 51% die größte<br />

Gruppe und wesentlich stärker vertreten<br />

als in der Bevölkerung (22 %).<br />

Will man etwas über seine Potenziale<br />

erfahren, muss man zunächst mal wissen,<br />

wie bekannt man ist. 16 % der Befragten<br />

kennen die <strong>AWO</strong> überhaupt nicht. Und nur<br />

12 % erinnern die <strong>AWO</strong> aktiv, können also<br />

auf die Bitte: „Nennen Sie Verbände, die sozial<br />

tätig sind“, selbstständig die <strong>AWO</strong> be-<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Anzeige<br />

Connext


12_14 Schwerpunkt 27.04.2004 15:32 Uhr Seite 14<br />

SCHWERPUNKT<br />

(Fortsetzung von S. 12)<br />

die Entwicklung schreitet rasant voran.<br />

So hat die <strong>AWO</strong> in Schleswig-Holstein<br />

vor kurzem seinen gesamten Unternehmensbereich<br />

in eigene Gesellschaften<br />

überführt (<strong>AWO</strong>magazin berichtete).<br />

Und so wird die <strong>AWO</strong> über kurz oder<br />

lang eine Doppelstruktur aufbauen: Einerseits<br />

den Mitgliederverband, andererseits<br />

der Unternehmensbereich.<br />

Denn eines war allen klar: Die<br />

<strong>AWO</strong> muss jetzt handeln. „Wir haben<br />

versäumt den Mitgliederverband zu<br />

entwickeln und haben im Unternehmensbereich<br />

nur auf Vorgaben von<br />

außen reagiert“, erklärte der Geschäftsführer<br />

des <strong>AWO</strong>-Bezirks Mittelrhein<br />

Andreas Johnsen. Eine einheitliche<br />

Strategie auf Bundesebene mahnte<br />

Bundesgeschäftsführer Rainer Brückers<br />

an. „Im Moment macht jeder, was ihm<br />

gerade einfällt“, so Brückers. Sowohl<br />

für den Unternehmens- wie für den Mitgliederbereich<br />

müssten klare und einheitliche<br />

Ziele formuliert werden.<br />

Denn: „Verbandsentwicklung braucht<br />

Strategie.“<br />

Jürgen Fergg<br />

Mitgliederzufriedenheit nach Alter<br />

Zufriedenheit nach parteipolitischer Neigung<br />

14 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

Image<br />

nennen (ungestützte Bekanntheit). Wird der<br />

Name „Arbeiterwohlfahrt“ den Befragten<br />

genannt, so kennen ihn immerhin 72% (gestützte<br />

Bekanntheit). Die <strong>AWO</strong> kommt damit<br />

auf einen Bekanntheitsgrad von 84% und<br />

nimmt im Reigen der Wohlfahrtsverbände<br />

den vierten Platz ein.<br />

Und auch was das Image der <strong>AWO</strong> angeht,<br />

so haben sich bisherige Vermutungen<br />

durch die Befragung bestätigt: Die meisten,<br />

denen die <strong>AWO</strong> bekannt ist, verbinden mit<br />

ihr die Bereiche „Betreuung, Pflege oder Altenheime“<br />

(25 %), aber nur 7 % nennen<br />

„Dienstleistung, Beratung oder Information“.<br />

Ganz anders aber das Interesse an Angeboten.<br />

Am meisten interessiert sind die Befragten,<br />

denen die <strong>AWO</strong> bekannt ist, an<br />

Kindertagesstätten (80 von 100 Punkten),<br />

dicht gefolgt von Altenpflegeheimen (79<br />

Punkte) sowie Mutter-Kind-Kuren und Sozialstationen<br />

(beide 78). Das Image der <strong>AWO</strong><br />

ist aus Sicht der aktuellen Mitglieder vor allem<br />

durch die Faktoren „Zuverlässigkeit“<br />

(79 Punkte) und sozialpolitische Kompetenz<br />

(75 Punkte) geprägt. Dagegen erreicht die<br />

Aussage „Die <strong>AWO</strong> ist sehr einflussreich“ lediglich<br />

69 Punkte. Auch was die Anforderungen<br />

der Mitglieder an die <strong>AWO</strong> angeht,<br />

hat sich bisher Vermutetes bestätigt. Am häufigsten<br />

wird hier „Hilfe und Unterstützung“<br />

(26 %), „Betreuung und Pflege“ (25 %), „(soziales)<br />

Engagement und Einsatz (24 %) sowie<br />

„Gemeinschaft- und Kontaktmöglichkeiten“<br />

(20 %) genannt.<br />

Zufrieden kann die <strong>AWO</strong> mit der Zufriedenheit<br />

ihrer Mitglieder sein. Auf einer Skala<br />

von Null bis 100 geben die Mitglieder<br />

der <strong>AWO</strong> immerhin 76 Punkte – ein vergleichsweise<br />

hoher Wert. Am zufriedensten<br />

mit der <strong>AWO</strong> sind dabei die Gruppe der<br />

über 75-Jährigen (81 Punkte) sowie – und<br />

das erstaunt – der unter 24-Jährigen (77<br />

Punkte). Ebenso erstaunlich: Die zufriedensten<br />

Mitglieder tendieren parteipolitisch zur<br />

CSU (85 Punkte) und zur CDU (81 Punkte).<br />

Jene, die zur SPD tendieren, sind sogar unterdurchschnittlich<br />

mit der <strong>AWO</strong> zufrieden<br />

(75 Punkte). Unter welchen Bedingungen<br />

würde jemand denn Mitglied der <strong>AWO</strong><br />

werden? Häufigste Antwort: „Weil ich – derzeit<br />

oder auch später mal – ganz konkrete<br />

Angebote der <strong>AWO</strong> nutzen können möchte“.<br />

Immerhin 33 % sind unter keinen Bedingungen<br />

bereit <strong>AWO</strong>-Mitglied zu werden.<br />

Rein statistisch gesehen ist die Zielgruppe,<br />

die am ehesten für eine Mitgliedschaft zu<br />

gewinnen ist: weiblich, bis 34 Jahre, Hauptschulabschluss,<br />

angestellt, Brutto-Haushaltseinkommen<br />

bis 40.000 Euro, parteipolitische<br />

Neigung zur SPD, Mitglied in einer Gewerkschaft.<br />

(fer)<br />

Die Ergebnisse und Auswertungen der Mitgliederbefragung<br />

ist für <strong>AWO</strong>-Gliederungen als CD (Artikel-Nr.<br />

01034) zum Preis von 5 Euro <strong>beim</strong> Verlag des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes<br />

erhältlich (Bestellungen per E-Mail an verlag@awobu.awo.org<br />

oder per Fax 0228 / 66 85 - 209).<br />

Weitere Infos: Ludwig Pott (-235).


16_19 Aktuelles 23.04.2004 17:37 Uhr Seite 16<br />

Leute<br />

AKTUELLES<br />

Hans-Jürgen Marcus vom Deutschen Caritasverband ist<br />

neuer Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (NAK). Er<br />

löst den Vorsitzenden des <strong>AWO</strong>-Bezirksverbandes Niederrhein<br />

Paul Saatkamp ab, der für den <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

vier Jahre lang NAK-Sprecher war. Traditionell wechseln<br />

sich die Wohlfahrtsverbände, die neben Fremd- und<br />

Selbsthilfeinitiativen Mitglieder der Armutskonferenz sind,<br />

bei der Federführung ab.<br />

kurz notiert<br />

Praxishandbuch Sozial Management<br />

Preis für innovative<br />

Sozialprojekte<br />

Bonn. Das „Praxishandbuch Sozial Management“ hat den<br />

„PRO Sozial“-Förderpreis ausgeschrieben. Gesucht werden<br />

innovative Sozialprojekte mit Engagement und Zukunftsperspektive.<br />

Das im Bonner Fachverlag für Schul- und Sozialmanagement<br />

erscheinende Werk hat dazu aufgerufen,<br />

jüngst initiierte Projekte aus allen Bereichen des Sozialmarkts<br />

zu nominieren, die diesem Profil entsprechen. Den<br />

Gewinnern winken Fördergelder in Höhe von insgesamt<br />

6.000 Euro. Einsendeschluss ist der 1. Juni. Anmeldeformulare<br />

können angefordert werden <strong>beim</strong> Fachverlag für Schulund<br />

Sozialmanagement, Andrea van Kessel, Theodor-Heuss-<br />

Str. 2-4, 53177 Bonn, Tel.: 02 28 / 82 05 74 12, Fax:<br />

02 28 / 35 93 58, E-Mail: avk@vnr.de, Internet (www.<br />

sozial-management.de).<br />

Deutsche Behindertenhilfe – Aktion Mensch<br />

Förderaktion<br />

5000 x Zukunft<br />

Bonn. Mit der Förderaktion „5000xZukunft“ stellt die Aktion<br />

Mensch für 5.000 Projekte der Kinder- und Jugendarbeit<br />

ein Jahr lang jeweils bis zu 5.000 Euro zur Verfügung.<br />

Weitere Informationen, Checklisten, Förderrichtlinien und<br />

Antragsformulare finden sich im Internet (www.5000x<br />

Zukunft.de) oder unter Tel.: 02 28 / 20 92 50 00.<br />

Programm liegt jetzt vor<br />

Deutscher<br />

Pflegekongress 2004<br />

Berlin. Mit Integrierter Versorgung, Qualitätssicherung,<br />

Disease Management Programmen, dem demographischen<br />

Wandel oder einer Reform der Pflegeversicherung wird sich<br />

der Deutsche Pflegekongress 2004 im Rahmen des Hauptstadtkongresses<br />

Medizin und Gesundheit vom 2. bis 4. Juni<br />

im ICC Berlin beschäftigen. Erstmals wird sich daran auch die<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege<br />

(BAGFW) beteiligen (<strong>AWO</strong>magazin berichtete). Jetzt liegt<br />

des ausführliche Programm vor. Es ist im Internet abrufbar<br />

(www.hauptstadtkongress.de) oder kann bestellt werden bei<br />

WISO S.E. Consulting, Tel.: 030/2 63 92 49 - 0, Fax: - 10.<br />

16 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

<strong>AWO</strong> und Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

Archiv wird übergeben<br />

Berlin. Was immer aus den verborgenen<br />

Archiven der <strong>AWO</strong> für die Nachwelt und<br />

die Forschung erhaltenswert erscheinen<br />

mag, darüber befinden nun auch die ArchivarInnen<br />

und ExpertInnen der Friedich-<br />

Ebert-Stiftung (FES). Große Archivbestände<br />

des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes wurden per<br />

Vertrag dem Archiv der sozialen Demokra-<br />

tie der FES übergeben. Dort werden nun<br />

die Akten und Dokumente aufgearbeitet,<br />

gewichtet und katalogisiert. Laut Vertrag<br />

bleibt die <strong>AWO</strong> weiter Inhaber der Bestände,<br />

hat also quasi noch „einen Daumen“<br />

drauf. Gemeinsam mit der FES wird sie entscheiden,<br />

welche Unterlagen der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht werden. (kd)<br />

Im Marie-Juchacz-Saal im Berliner Reichstagsgebäude unterzeichneten die geschäftsführenden<br />

Vorstandsmitglieder Rainer Brückers (<strong>AWO</strong>, links) und Roland Schmidt (FES) den Vertrag<br />

zur Übergabe des <strong>AWO</strong>-Archives. Über die Schulter schauen (stehend v.li.) der stellvertretende<br />

<strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender Wilhelm Schmidt, <strong>AWO</strong>-Bundesvrositzender Manfred<br />

Ragati und Dieter Dowe (Leiter des historischen Forschungszentrums der FES).<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Karikatur: Mester/CCC


16_19 Aktuelles 23.04.2004 17:37 Uhr Seite 17<br />

Nachbarschaft fördern<br />

Wettbewerb für die „soziale Stadt“<br />

Bonn. Zum dritten Mal lobt die <strong>AWO</strong> gemeinsam<br />

mit dem deutschen Städtetag<br />

(DST), dem Bundesverband deutscher<br />

Wohnungsunternehmen (GdW), der Schader-Stiftung,<br />

der Siedlungs-Aktiengesellschaft<br />

Hamburg (SAGA) sowie dem Bundesverband<br />

für Wohnungseigentum, Wohnungsbau<br />

und Städteentwicklung<br />

(VHWW) den Preis „Soziale Stadt“ aus.<br />

Der Gedanke der sozialen Stadt hat in<br />

den letzten Jahren Fuß gefasst und die sozialen<br />

Dimensionen der Stadtentwicklung<br />

in stärkerem Maße als bisher ins Blickfeld<br />

der Öffentlichkeit gerückt. Diese Entwicklung<br />

wurde verstärkt und gefördert durch<br />

zahlreiche kommunalen und Länderinitiativen,<br />

die vom Bund aufgegriffen und unterstützt<br />

werden mit dem Programm wie<br />

„Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf<br />

– Die Soziale Stadt“ des Bundesministeriums<br />

für Verkehr, Bau- und Woh-<br />

nungswesen (BMVBW) oder „Entwicklung<br />

und Chancen junger Menschen in sozialen<br />

Brennpunkten (E & C)“ des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (BMFSFJ).<br />

Einen Beitrag zur öffentlichen Würdigung<br />

sozialer Projekte in den Städten und<br />

Wohnquartieren haben auch die Wettbewerbe<br />

zum Preis Soziale Stadt 2000 und<br />

2002 geleistet, die eine breite bundesweite<br />

Resonanz gefunden haben. So haben<br />

sich am letzten Wettbewerb mit 214 Initiativen<br />

mehr als doppelt so viele Projekte beteiligt<br />

wie im Jahre 2000. Auf der Grundlage<br />

dieser Erfahrungen haben sich die Initiatoren<br />

entschlossen, den Preis erneut<br />

auszuloben.<br />

Einsendeschluss für Wettbewerbsbeiträge<br />

ist der 16. Juli 2004. Weitere Infos <strong>beim</strong><br />

<strong>AWO</strong>-Bundesverband, Tel.: 0228 / 66 85<br />

-199 oder -170. (eng)<br />

Gesundheitsreform<br />

Mutter-Kind-Kuren nicht betroffen<br />

Bonn. Die Mutter-Kind-Kuren sind von<br />

den aktuellen Leistungseinschränkungen<br />

der Gesundheitsreform nicht betroffen.<br />

Darauf weist der <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

hin, nachdem die <strong>AWO</strong>-Kurberatungsstellen<br />

in den vergangenen Wochen von vielen<br />

verunsicherten Eltern aufgesucht wurden.<br />

In diesem Zusammenhang informiert<br />

die <strong>AWO</strong> über eine weit gehend unbekannte,<br />

erfreuliche Regelung der Gesundheitsreform:<br />

Der von den Versicherten zu<br />

tragende maximale Anteil an den Fahrtkosten<br />

ist von 13 auf zehn Euro gesunken.<br />

Positiv ist auch die Änderung der Beihilfeverordnung<br />

des Bundes: Seit dem 1. Januar<br />

sind Mutter-Kind-Kuren beihilfefähig.<br />

Die Schlechterstellung von Beamtinnen ist<br />

damit aufgehoben. Die gesetzliche Zuzahlung<br />

beträgt für Versicherte, die älter als<br />

18 Jahre sind, zehn Euro täglich.<br />

Sollte die Finanzierung des Eigenanteils<br />

ein Problem darstellen, kann in Absprache<br />

mit den Krankenkassen und den<br />

<strong>AWO</strong>-Kurberatungsstellen eine zufrieden<br />

stellende Lösung gesucht werden. „Gesundheitlich<br />

beeinträchtigte Mütter und<br />

Kinder sollten dieses nachweislich wirksame<br />

Vorsorge- und Rehaangebot rechtzeitig<br />

wahrnehmen“, erklärt Anne Hoffmann-Krupatz<br />

vom <strong>AWO</strong>-Bundesverband. „Das<br />

trägt dazu bei, dass Krankheiten sich nicht<br />

chronifizieren.“ So könnten sowohl für Versicherte<br />

wie auch für Krankenkassen erhebliche<br />

Kosten gespart werden. Weitere<br />

Informationen in den 25 Mutter-Kind-Kureinrichtungen<br />

der <strong>AWO</strong> und den 280 örtlichen<br />

Kurberatungsstellen, deren Adressen<br />

unter www.awo.org zu finden sind.<br />

(hfm)<br />

AKTUELLES<br />

kurz notiert<br />

Bürgerengagement gesucht<br />

Für mich, für uns, für alle<br />

Berlin. 22 Millionen Menschen setzen sich in Deutschland<br />

ehrenamtlich für andere ein. Um diesen Menschen zu danken,<br />

sie zu fördern und die Vielfalt ehrenamtlichen Engagements<br />

darzustellen, haben Bundestagsabgeordnete, Kommunen<br />

und die Sparkassen die Initiative „für mich, für uns,<br />

für alle“ gegründet. Um den Engagierten auch öffentliche<br />

Anerkennung zu Teil werden zu lassen, schreibt die Initiative<br />

jährlich einen Bürgerpreis aus, für vorbildliches Engagement<br />

von Projekten, Vereinen, Unternehmen und Einzelpersonen.<br />

Schwerpunktthema in diesem Jahr ist „Jung & Alt“. Gesucht<br />

werden dabei Projekte, die sich für den Dialog der Generationen<br />

und für ein aktives Alter einsetzen. Ausgelobt werden<br />

Sachpreise im Gesamtwert von 25.000 Euro. Einsendeschluss<br />

ist der 31. Mai. 2004. Weitere Infos und Bewerbungsunterlagen<br />

in den Sparkassen vor Ort oder unter Tel.:<br />

030 / 28 87 89 – 031, per E-Mail (info@buerger-engagement.de)<br />

oder im Internet (www.buerger-engagement.de).<br />

DZI Spenden-Siegel<br />

Ein Siegel für alle<br />

Spendenorganisationen<br />

Berlin. Das bei den sozialen, vor allem humanitär-karitativen<br />

Spendenorganisationen – unter anderen <strong>beim</strong> <strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

– seit vielen Jahren etablierte DZI Spenden-Siegel<br />

des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen kann jetzt<br />

auch von allen übrigen gemeinnützigen Organisationen beantragt<br />

werden, die überregional um Spenden werben. Damit<br />

können auch Kultur- oder Sportvereine mit dem Siegel werben.<br />

Schließlich steht es für die Seriosität der jeweiligen gemeinnützigen<br />

Organisation. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) hat die Öffnung des Spenden-Siegels<br />

begrüßt: „Ein gemeinsames Vorgehen aller gemeinnützigen<br />

Organisationen wird immer wichtiger. Das nunmehr<br />

für alle Akteure des Non-Profit-Sektors offene DZI Spenden-Siegel<br />

ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung“, sagte Geschäftsführer<br />

Werner Ballhausen. 171 soziale Spendenorganisationen<br />

tragen inzwischen das DZI Spenden-Siegel.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 17<br />

Foto: MGW


16_19 Aktuelles 23.04.2004 17:37 Uhr Seite 18<br />

Fotos: F. Bultan<br />

AKTUELLES<br />

Wiederaufbauhilfe in der Türkei<br />

Schule in Izmit heißt „<strong>AWO</strong>“<br />

Die Kinder in Izmit freuen sich über ihre<br />

neue <strong>AWO</strong>-Schule.<br />

Studie von ARD und ZDF<br />

Medien prägen Kinderfreizeit<br />

Berlin. Welche Medien nutzen Kinder?<br />

Wie oft schaut der Nachwuchs fern? Was<br />

wird geguckt und warum? In der Studie<br />

„Kinder und Medien 2003“ haben ARD<br />

und ZDF Kindern und Eltern auf den Zahn<br />

gefühlt.<br />

Auch wenn Fernsehen nach wie vor das<br />

häufigst genutzte elektronische Medium<br />

von Kindern ist, sitzen die Kleinen immer<br />

häufiger am Computer.<br />

18 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

Foto: DAK<br />

Ein neuer Erweiterungsbau entstand<br />

neben dem vom Erdbeben<br />

beschädigten Schulgebäude.<br />

Im Leben der Kinder haben sich zahlreiche<br />

neue Medien fest etabliert. Dabei<br />

zeigte sich, dass das Fernsehen nach wie<br />

vor das von Kindern am häufigsten genutzte<br />

Medium ist. 39 Prozent der schulpflichtigen<br />

Kinder bis 13 Jahren besitzen<br />

der Studie zufolge sogar bereits ein eigenes<br />

Gerät. Und inzwischen geben auch<br />

64 Prozent der Vorschulkinder an, täglich<br />

fernzusehen.<br />

Am wichtigsten sind den 6- bis 13-<br />

Jährigen <strong>beim</strong> Fernsehen Spannung, Spaß<br />

und Wissenserweiterung. Den Forschern<br />

zufolge nannten 52 Prozent der befragten<br />

Kinder als Lieblingssender den Kinderkanal<br />

KIKA. Platz zwei und drei belegten RTL<br />

und Super RTL. Die Studie belegt dabei,<br />

dass der KIKA vor allem für Spaß und<br />

Wissen geschätzt wird. Die Privatsender<br />

sind bei den jungen Zuschauern dagegen<br />

für actionreiche Unterhaltung bekannt.<br />

Die Eltern stehen dem Fernsehkonsum<br />

der Kinder mit gemischten Gefühlen gegenüber:<br />

Einerseits glaubt die Hälfte der<br />

Befragten, dass der Nachwuchs durchs<br />

Fernsehen Nützliches lernt. Anderseits<br />

Izmit. Im August 1999 erschütterte ein<br />

schweres Erdbeben die Türkei. Und noch<br />

immer sind die Folgen zu sehen. Mit umfangreicher<br />

Sofort- und Wiederaufbauhilfe<br />

hat sich <strong>AWO</strong> International dank zahlreicher<br />

SpenderInnen in dem Erbebengebiet<br />

engagiert (<strong>AWO</strong>magazin berichtete). Vor<br />

kurzem wurde ein weiteres Projekt in Izmit<br />

abgeschlossen und eine nach der „<strong>AWO</strong>“<br />

benannte Schule im Stadtteil Uzunciiftlik<br />

eröffnet. Für rund 50.000 Euro wurden Erbebenschäden<br />

des bestehenden Baus behoben<br />

und dieser erweitert. VertreterInnen<br />

des türkischen Erziehungsministeriums der<br />

Stadt Izmit, LehrerInnen und SchülerInnen<br />

nahmen an der Feier mit Musik, Tanz und<br />

türkischen Speisen teil. Die Schule bietet<br />

jetzt rund 240 Kindern in acht Klassen<br />

Raum. (fer)<br />

denken 42 Prozent, dass TV-Sendungen<br />

Kinder zu früh mit den Grausamkeiten in<br />

der Welt konfrontieren; 37 Prozent glauben,<br />

dass Fernsehen Kinder vom Spielen<br />

abhält und 39 Prozent vermuten, dass ein<br />

einseitiges Bild von der Realität vermittelt<br />

wird.<br />

Insgesamt hat sich das Freizeitverhalten<br />

von Kindern zu Gunsten elektronischer<br />

Medien wie Computer, Internet, Spielkonsole<br />

und Handy verschoben. Einen festen<br />

Platz in der Mediennutzung haben dabei<br />

in den 90-er Jahren die Computer erobert:<br />

Sie liegen auf Rang drei der Beliebtheitsliste<br />

und werden zum Lernen, Spielen und<br />

Informieren benutzt. Auch mit MP3, Spielkonsolen,<br />

Handys, Videos und DVDs gehen<br />

die 6- bis 13-Jährigen regelmäßig um.<br />

Dagegen wird weniger Radio gehört und<br />

weniger ge<strong>lesen</strong> – Bücher, Comics, Heftchen.<br />

Außerdem spielen Kinder seltener<br />

drinnen und draußen. Hintergrund dafür<br />

sind nach Auffassung der Forscher eingeschränkte<br />

Freizeitmöglichkeiten für Kinder.<br />

Im Freien gibt es zum einen weniger freie,<br />

unbebaute Plätze zum Spielen. Zum anderen<br />

sind Turnhallen und Schwimmbäder<br />

nach Auffassung vieler Eltern zu weit weg<br />

und nicht gefahrlos zu erreichen.<br />

(pm)


16_19 Aktuelles 23.04.2004 17:37 Uhr Seite 19<br />

Bonn/Berlin. Die aktuelle politische Situation<br />

in Israel und Nahost stellt nach wie<br />

vor einen schwierigen Rahmen für deutschisraelische<br />

Fachseminare oder Begegnungsmaßnahmen<br />

dar, wie sie der <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesverband seit vielen Jahren organisiert<br />

.<br />

Kooperation im Zeichen der Kontinuität<br />

in „guten und schwierigen Zeiten“<br />

sind jedoch gerade im deutsch-israelischen<br />

Bereich ein „Muss“ für gegenseitige<br />

Verständigung jenseits<br />

vorschneller Vorverurteilungen<br />

in politisch angespannten<br />

Zeiten. So war der Zeitpunkt des<br />

diesjährigen Austausches politisch<br />

gesehen nicht unproblematisch.<br />

Gerade aber angesichts<br />

dieser Situation ist eine solidarische<br />

Kooperation und die konkrete<br />

Zusammenarbeit und Weiterentwicklung<br />

der Kontakte im<br />

gegenseitigen Verständnis und<br />

der gegenseitigen Diskussion,<br />

über den fachlichen Rahmen hinaus,<br />

zu den Problemen die beide<br />

Länder beschäftigen notwendig.<br />

Denn neben dem Fachaustausch<br />

haben diese gemeinsamen<br />

Programme immer auch einen<br />

Begegnungs- und einen politischen<br />

Charakter. Gerade in<br />

diesem Sinne wurde nach zweijähriger<br />

Unterbrechung aufgrund<br />

der politischen Lage in Israel, der<br />

deutsch-israelische Fachkräfteaustausch<br />

zwischen der israelischen<br />

Partnerorganisation Na’amat<br />

und der <strong>AWO</strong> Akademie des<br />

Bundesverbandes bewusst fortgesetzt,<br />

denn die Zusammenarbeit<br />

zwischen Na’amat und der<br />

<strong>AWO</strong> hat eine lange positive<br />

Tradition und ist in den Jahren<br />

immer konkreter geworden.<br />

„Mädchen-/Frauenförderung<br />

und Gender Mainstreaming –<br />

Neue Wege für eine Geschlechtergleichheit<br />

in Institutionen und<br />

Organisationen“ standen diesmal<br />

thematisch auf der Agenda.<br />

Fachlicher Erfahrungsaustausch,<br />

Know-how-Transfer, Gespräche<br />

und Diskussionen mit Mitarbeiter-<br />

Innen aus Praxis und Politik bildeten<br />

die Bausteine des einwöchigen<br />

Fachseminars, in dem<br />

insbesondere Verfahren und Konzept des<br />

Gender Mainstreaming von den israelischen<br />

Fachfrauen als neuer, interessanter<br />

und innovativer Ansatz der auch für die eigene<br />

Arbeit vor Ort fruchtbar sein kann erlebt<br />

wurde.<br />

Die israelische Delegationsleiterin fasste<br />

am Ende des Aufenthaltes die Eindrücke<br />

der Gruppe zusammen: „Wir haben<br />

viel gesehen, viel gelernt, eindrucks-<br />

AKTUELLES<br />

Deutsch-Israelisches Fachseminar<br />

Brücken schlagen – auch in schwierigen Zeiten<br />

Anzeige<br />

Orochemie<br />

185 x 135<br />

volle Frauen kennen gelernt und unser<br />

Deutschlandbild positiv verändern können“.<br />

Ein Rückaustausch für deutsche Fachkräfte<br />

nach Israel ist für das Frühjahr 2005<br />

geplant. InteressentenInnen können sich<br />

bereits jetzt an Jeannette Ritter, Tel.: 0228/<br />

6685143; E-Mail: rit@awobu.wo.org<br />

wenden.<br />

(rit)<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 19


20 Für Sie ge<strong>lesen</strong> 23.04.2004 17:43 Uhr Seite 20<br />

FÜR SIE GELESEN<br />

Chancen, Risiken, Modelle<br />

Ältere Menschen im<br />

Unternehmen<br />

In den jüngsten Debatten um<br />

eine langfristige Sicherung der<br />

Rentensysteme geht es vor allem<br />

um eine Erhöhung des Renteneintrittsalters.<br />

Doch wie soll<br />

das gehen, wenn Unternehmen<br />

immer mehr auf die Karte Jugend<br />

setzen und ältere Menschen<br />

auf dem Arbeitsmarkt<br />

gar keine Beschäftigungschancen<br />

mehr haben? Umdenken<br />

tut Not und gefordert sind vor<br />

allem die Unternehmen. In welchen<br />

Funktionen können ältere<br />

Menschen arbeiten? Was sind<br />

ihre Stärken und Schwächen?<br />

Wie sieht ein günstiger Generationenmix<br />

in einem Unternehmen<br />

aus? Fragen, mit denen<br />

sich namhafte Fachleute beschäftigen,<br />

Fakten und Erkenntnisse<br />

zusammentragen und<br />

Empfehlungen geben.<br />

Mario v. Cranach (u.a. Hrsg.), Ältere<br />

Menschen im Unternehmen, Paul<br />

Haupt Verlag, 232 Seiten, 36 €, ISBN<br />

3-258-06615-9.<br />

Nachlass und Erbschaft<br />

Was, wenn ein<br />

Angehöriger stirbt?<br />

Beim Tod eines Angehörigen<br />

müssen die Familienmitglieder<br />

nicht nur die Trauer bewältigen.<br />

Geht es um das Erbe, sehen<br />

sie sich zudem mit Problemen<br />

konfrontiert, mit denen sie<br />

in kurzer Zeit fertig werden<br />

müssen und die oft von immenser<br />

wirtschaftlicher Bedeutung<br />

sind. Hilfe für Erben bietet jetzt<br />

der in der Taschenbuchreihe<br />

Recht erschienene Ratgeber<br />

„Erbschaft und Pflichtteil”, den<br />

die Verbraucherzentralen in Zusammenarbeit<br />

mit der Fernsehredaktion<br />

ARD-Ratgeber Recht<br />

herausgeben. Das Buch führt<br />

durch das komplizierte Erbschaftsrecht.<br />

Es zeigt anhand<br />

zahlreicher Fälle und Beispiele<br />

aus der Praxis Lösungsmöglichkeiten<br />

für juristische Fragestellungen<br />

auf, die mit dem Nachlass<br />

verbunden sind: Wer ist Erbe?<br />

Wie erfahren Erben, was<br />

zum Nachlass gehört? Wann<br />

20 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

können Erben über das Vermögen<br />

verfügen? Wann sollte ein<br />

Erbe ausgeschlagen werden?<br />

Was tun, wenn das Testament<br />

umstritten ist? Das Buch informiert<br />

außerdem darüber, wie<br />

der Nachlass abgewickelt<br />

wird, worauf Erben dabei achten<br />

sollten, welche Probleme<br />

bei der Erbschaftssteuer auftreten<br />

können und was bei der<br />

Vererbung von Auslandsvermögen<br />

beachtet werden muss.<br />

Verbraucher Zentrale (Hrsg.), Erbschaft<br />

und Pflichtteil, 300 Seiten, 10,50 €<br />

(zzgl. 2 € Versand), zu bestellen bei:<br />

Versandservice des vzbv, Postfach 1116,<br />

59930 Olsberg, Tel: 0 29 62 - 90 86<br />

- 47, Fax: - 49, Email: versandservice@<br />

vzbv.de.<br />

Belastungen im Alltag<br />

Brennpunkt Pflege<br />

Wissenschaft trifft Praxis. Oder<br />

genauer: Berichte von Pflegenden<br />

aus ihrem beruflichen Alltag<br />

auf einer onkologischen<br />

Station, im Intensiv- und Operationsbereich,<br />

im Altenpflegeheim<br />

und im ambulanten Sektor,<br />

werden von renommierten<br />

WissenschaftlerInnen analysiert<br />

und so charakteristische<br />

Brennpunkte in der Pflege aufgezeigt<br />

und reflektiert. So werden<br />

die Praxis-Schilderungen<br />

mit Rollenkonflikten, emotionalen<br />

Verstrickungen, albtraumhaften<br />

Situationen und das Gefühl<br />

allein zu sein mit den Belastungen<br />

aus einer ganz anderen<br />

Sichtweise betrachtet.<br />

K.-H. Henze (u.a. Hrsg.), Brennpunkt<br />

Pflege, Mabuse-Verlag, 234 Seiten,<br />

22,90 €, ISBN 3-935964-08-0.<br />

Geistig behinderte<br />

Menschen<br />

Gleichberechtigt<br />

und selbst bestimmt<br />

Was ist zu tun, damit sich ein<br />

auf fremde Hilfe angewiesener<br />

Mensch zur Selbstständigkeit<br />

entwickeln kann? Wann ist er<br />

überfordert, wann fühlt er sich<br />

bevormundet? Das Buch bietet<br />

praktische Hilfe immer unter<br />

den zentralen Kategorien<br />

Gleichberechtigung und Selbstverantwortung.<br />

Die Methode<br />

dazu nennt sich „Alltags- und<br />

Prozessbegleitung“ und meint:<br />

Richtig zuhören, eine angemessene<br />

Sprache, Treffen von<br />

Absprachen. Im Mittelpunkt<br />

steht, an praktischen Fallbeispielen<br />

verdeutlicht, die Arbeitsweise<br />

und nicht die Klientenproblematik<br />

und damit ist<br />

das Büchlein nicht nur für die<br />

Arbeit mit geistig behinderten<br />

Menschen geeignet, sondern<br />

auch in anderen Hilfesituationen,<br />

wie der Altenpflege.<br />

W. Kleine Schaars, Durch Gleichberechtigung<br />

zur Selbstbestimmung,<br />

Beltz Verlag, 144 Seiten,<br />

17,90 €, ISBN 3-407-55990-9.<br />

Märchentherapie<br />

Pechmarie wird<br />

Goldmarie<br />

Auf der Suche nach den seelischen<br />

Ursachen ihrer Erkrankung<br />

(rheumatoide Arthritis)<br />

entschlüsselt die Autorin, alias<br />

Marielle König, das Grimm’sche<br />

Märchen „Die sechs<br />

Schwände“. Dabei entdeckt<br />

sie Parallelen zu ihrer eigenen<br />

Familiengeschichte und lernt,<br />

in den alten Märchen Wege<br />

zur Selbstfindung zu sehen.<br />

Das Buch will Mut machen<br />

nach einem tieferen Verständnis<br />

einer Krankheit und des Lebens<br />

zu suchen. Es geht gleichermaßen<br />

eine Faszination<br />

aus von der Lebensgeschichte<br />

Marielles wie von der Sinndeutung<br />

des Märchens, von seiner<br />

Vielschichtigkeit und Symbolkraft,<br />

eingebettet in einen – fast<br />

spannend zu nennenden – Entwicklungsroman.<br />

M. Lowak, Pechmarie wird Goldmarie,<br />

Verlag Hartmut Becker, 296 Seiten,<br />

14,80 €, ISBN 3-929480-13-1.<br />

Umwelterziehung<br />

Raus in die Natur<br />

Mit Kindern die Natur entdecken.<br />

Doch wie? Dazu hat<br />

der „Regionale Arbeitskreis<br />

Umwelterziehung“ mit Sitz in<br />

Augsburg zwei Bände („Raus<br />

ins Schulgelände“ und „Raus<br />

in die Natur“) zur Umwelterziehung<br />

herausgebracht. In anschaulicher<br />

Form werden 28<br />

heimische Pflanzen- und Tierarten<br />

vorgestellt, von der Brombeere<br />

über Kornelkirsche bis<br />

zu Süßgräsern und von der<br />

Ameise über Marienkäfer bis<br />

zur Weinbergschnecke. Jedes<br />

Lebewesen wird mit einer Vielzahl<br />

von Bildern und klar gegliedert<br />

vorgestellt. Dazu<br />

gehören wissenswerte Informationen,<br />

kreative Handlungsideen,<br />

„Merkwürdiges“, Spiele,<br />

Geschichten, Gedichte, Lieder<br />

und Kochrezepte.<br />

Die einzelnen Rubriken<br />

sind zum schnellen und leichten<br />

Auffinden mit Symbolen<br />

versehen. Abgerundet wird<br />

das Werk mit einer umfassenden<br />

Zusammenstellung verwendeter<br />

Literatur.<br />

Arbeitskreis für Umwelterziehung, Raus<br />

ins Schulgelände (Bd.1), Raus in<br />

die Natur (Bd. 2), zu bestellen bei:<br />

Sepp Dorsch, Fax: 0821 / 324 1065, E-<br />

Mail: sepp.dorsch@t-<strong>online</strong>.de, für 12 €<br />

je Band (zzgl. 3 € Versand).<br />

Soziale Arbeit<br />

Schuldnerberatung<br />

Etwa ein Drittel aller Haushalte<br />

in Deutschland ist verschuldet,<br />

ein Viertel überschuldet, so dass<br />

sie die Darlehen nicht mehr tilgen<br />

können – Tendenz steigend.<br />

Der Bedarf an professioneller<br />

Schuldnerberatung – wie<br />

sie die <strong>AWO</strong> seit langem anbietet<br />

– wächst. Ein umfassendes<br />

Handbuch rund um das Thema<br />

Schuldnerberatung hat der<br />

Beltz-Verlag in fünfter Auflage<br />

herausgebracht. Es vermittelt alle<br />

notwendigen Grundkenntnisse<br />

und gibt vertiefende Informationen<br />

zu allen relevanten Fragen<br />

aus Theorie und Praxis.<br />

Peter Schruth (u.a.), Schuldnerberatzung<br />

in der Sozialen Arbeit, Beltz<br />

Verlag, 398 Seiten, 27,90 €, ISBN 3-<br />

407-55907-0.


21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 21<br />

ALTENHILFE/<br />

AMBULANTE<br />

DIENSTE<br />

Expertengruppe<br />

Demografische<br />

Herausforderungen<br />

Das Bundesseniorenministerium<br />

hat die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisationen<br />

(BAGSO) beauftragt,<br />

den Beitrag des zivilgesellschaftlichen<br />

Bereichs zur Erarbeitung<br />

eines Nationalen Aktionsplans<br />

durch die Bundesregierung<br />

zu koordinieren. Mit<br />

dem Aktionsplan soll der im<br />

April 2002 in Madrid verabschiedete<br />

2. Weltaltenplan,<br />

der Grundsätze einer Altenpolitik<br />

vor dem Hintergrund des<br />

demografischen Wandels enthält,<br />

auf nationaler Ebene umgesetzt<br />

werden.<br />

Eine von der BAGSO einberufene<br />

Expertengruppe hat<br />

nun eine Stellungnahme vorgelegt,<br />

in der sie eine Strategie<br />

für das weitere Vorgehen entworfen<br />

hat. In der Gruppe sind<br />

relevante Institutionen wie das<br />

Deutsche Zentrum für Altersfragen<br />

(DZA), der Deutsche Verein<br />

für öffentliche und private Fürsorge<br />

und das Kuratorium Deutsche<br />

Altenhilfe (KDA), aber auch<br />

namhafte Wissenschaftler vertreten.<br />

Die 25-seitige Stellungnahme<br />

findet sich als Download<br />

unter www.bagso.de.<br />

KDA-Neuerscheinung<br />

Was bewegt alte<br />

Menschen?<br />

Um in Zukunft die Gesundheit<br />

älterer Menschen möglichst lange<br />

und umfassend zu erhalten,<br />

muss Ihnen in allen Lebenslagen<br />

ein selbstständiges Leben ermöglicht<br />

werden. Nahezu alle<br />

gesellschaftlichen Bereiche sind<br />

hierzu aufgerufen, denn sonst<br />

wird die Gesunderhaltung der<br />

Menschen teurer als es sich die<br />

Gesellschaft leisten kann.<br />

Für die Stadtplanung und<br />

die dafür Zuständigen bedeutet<br />

das, die Gesundheit der<br />

Menschen durch entsprechende<br />

städtebauliche Maßnahmen<br />

zu fördern und dadurch einen<br />

gesellschaftlichen Beitrag zur<br />

Selbstständigkeit älterer Menschen<br />

zu leisten.<br />

Das Plädoyer wendet sich<br />

an Stadtplaner aber auch an<br />

interessierte Leser. Eine neue<br />

Broschüre des Kuratoriums<br />

Deutsche Altenhilfe (KDA) enthält<br />

Anregungen zur Umsetzung<br />

städtebaulicher Maßnahmen<br />

für ein gesundes und bewegtes<br />

Leben älterer Menschen<br />

in der Stadt. Es werden<br />

stadtplanerische Elemente beispielhaft<br />

visualisiert und deren<br />

gesundheitsfördernde Aspekte<br />

aufgezeigt. Die Anregungen<br />

können somit auch in konkrete<br />

Planungen mit einfließen. Die<br />

Broschüre „Was bewegt alte<br />

Menschen in der Stadt“, 48<br />

Seiten (mit zahlreichen Fotos<br />

und Zeichnungen), kann für<br />

14,80 Euro (zzgl. Versandkosten)<br />

schriftlich bestellt werden<br />

bei: Kuratorium Deutsche<br />

Altershilfe, Versand, An der<br />

Pauluskirche 3, 50677 Köln,<br />

Fax: 0221/9 31 84 76, E-Mail:<br />

versand@kda.de oder im Internet<br />

(www.kda.de).<br />

Stationäre Pflege<br />

Wohnkonzept für<br />

den Alltag<br />

Der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband Oberbayern<br />

hat in den letzten Jahren<br />

bei Fachdiskussionen verstärkt<br />

das Augenmerk darauf gelenkt,<br />

dass es bei den personellen<br />

Rahmenbedingungen in der stationären<br />

Altenhilfe nicht nur um<br />

die Verbesserung des Personalschlüssels<br />

in den beiden Hauptleistungsbereichen<br />

„Pflege“ und<br />

„Hauswirtschaft“ geht, sondern<br />

auch darum, den Personaleinsatz<br />

effizienter und effektiver zu<br />

gestalten und an die sich wesentlich<br />

veränderten Konzeptionen<br />

anzupassen.<br />

Im Vordergrund neuerer<br />

Konzeptionen in der stationären<br />

Hilfe steht die Aufrechterhaltung<br />

normaler Lebens- und Wohnqualität<br />

– auch bei Pflegebedürftigkeit.<br />

Wohngruppenkonzepte<br />

vielerorts als Hausgemeinschaf-<br />

ten ausgerichtet, stehen im Zentrum<br />

dieser Entwicklung. Die<br />

konzeptionellen Ansätze stehen<br />

jedoch im Widerspruch zur bisherigen<br />

strikten Trennung von<br />

personellen Ressourcen für die<br />

Bereiche Hauswirtschaft und<br />

Pflege. Diesen Widerspruch gilt<br />

es durch die Vernetzung der beiden<br />

Leistungsbereiche und einen<br />

darauf abgestimmten Personaleinsatz<br />

aufzuheben.<br />

Deshalb wurde eine neuer<br />

Leitfaden zur Gestaltung und<br />

Umsetzung der alltagsorientierten<br />

Wohngruppenkonzepte herausgebracht.<br />

Zum einen wird<br />

durch die Dokumentation der<br />

Verlauf der Konzeptentwicklung<br />

am konkreten Beispiel (SeniorenzentrumFeldkirchen-Westerham)<br />

nachvollziehbar gemacht.<br />

Zum anderen wird gleichzeitig –<br />

das ist das wesentliche Ziel dieser<br />

Dokumentation – in Form<br />

von Arbeitsmaterialien interessierten<br />

Fachleuten, die ähnliche<br />

Konzeptionen verfolgen, ein<br />

Handlungsleitfaden an die<br />

Hand gegeben, der es ermöglicht,<br />

die Schnittstelle optimal zu<br />

beschreiben und den Ressourceneinsatz<br />

möglichst effizient<br />

und effektiv auszurichten.<br />

Das Projekt wurde aus den<br />

Mitteln der Europäischen Union<br />

finanziell gefördert, und vom<br />

Bayerischen Staatsministerium<br />

für Arbeit und Sozialordnung,<br />

Familie und Frauen fachlich und<br />

inhaltlich unterstützt.<br />

Download des Leitfadens:<br />

www.awo-obb.de unter den Rubriken<br />

Dienstleistungen / Senioren.<br />

BEHINDERTENHILFE<br />

Leitfaden<br />

Agenda 22 auf<br />

Deutsch erschienen<br />

Der Leitfaden „Agenda 22“ ist<br />

jetzt auch in deutscher Übersetzung<br />

erschienen. Im Europäischen<br />

Jahr der Menschen mit Behinderungen<br />

(EJMB) 2003 haben<br />

sich auf Anregung der Fürst<br />

Donnersmarck-Stiftung mehrere<br />

FACHINFORMATIONEN<br />

Institutionen und Organisationen<br />

in Deutschland zusammengefunden,<br />

um die „Agenda 22 – Umsetzung<br />

der UN-Standardregeln<br />

auf kommunaler und regionaler<br />

Ebene“ in deutscher Übersetzung<br />

vorzulegen.<br />

Die Generalversammlung<br />

der Vereinten Nationen verabschiedete<br />

am Ende der Internationalen<br />

Dekade der Behinderten<br />

(1982-1992) auf der<br />

Grundlage der Menschenrechte<br />

die 22 UN-Standardregeln. Die<br />

schwedischen Behindertenbewegung<br />

erarbeitete auf Grundlage<br />

dieser Regeln die Agenda<br />

22 und machte die Umsetzung<br />

in die europäische Praxis handhabbar.<br />

Der im Oktober 2001<br />

vorgelegte Leitfaden wurde vom<br />

European Disability Forum<br />

(EDF) autorisiert und wendet<br />

Anz.<br />

Telemail<br />

45x25 mm<br />

sich an PolitikerInnen, Behörden<br />

und Behindertenorganisationen,<br />

die gemeinsam als gleichberechtigte<br />

Partner eine Gesellschaft<br />

mit den selben Entfaltungsmöglichkeiten<br />

für alle BürgerInnen<br />

gestalten. Der deutsche<br />

Leitfaden steht im Internet<br />

(www.fdst.de/index_aktuell)<br />

zum Download bereit.<br />

Tourismus für alle<br />

Barrierefreie Hotels<br />

und Restaurants<br />

Eine zweisprachige (Deutsch-<br />

Französisch) grenzüberschreitende<br />

Broschüre für das Saarland<br />

und Luxemburg mit barrierefreien<br />

Hotels und Restaurants<br />

haben das saarländische Sozial-<br />

und das luxemburgische Familienministeriumherausgebracht.<br />

Der „Barrierefreie Hotel-<br />

und Restaurantführer für Alle“<br />

enthält neben allgemeinen<br />

Beschreibungen und der Anfahrt<br />

besondere Hinweise für<br />

Menschen mit Gehbehinderungen<br />

oder RollstuhlfahrerInnen.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 21


21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 22<br />

FACHINFORMATIONEN<br />

Dabei wurde auf die Verlässlichkeit<br />

der Informationen besonderer<br />

Wert gelegt, damit<br />

die Betroffenen bei ihrer Reise<br />

keine bösen Überraschungen<br />

erleben: Alle beschrieben und<br />

mit Bild aufgeführten saarländischen<br />

und luxemburgischen<br />

Hotels und Restaurants sowie<br />

Ferienwohnungen, Jugendherbergen,<br />

Reha- und Bildungszentren<br />

wurden durch geschulte<br />

Kräfte überprüft. Die Bro-<br />

22 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

schüre kann bestellt werden unter<br />

Tel.: 06 81/ 9 36 21 - 400,<br />

Fax: - 943, E-Mail: broschueren<br />

@soziales.saarland.de oder im<br />

Internet (www.soziales.saar<br />

land.de) herunter geladen werden.<br />

Einigung<br />

Förderung der<br />

Ausbildung und<br />

Beschäftigung<br />

Der Vermittlungsausschuss von<br />

Bundestag und –rat hat sich<br />

über das Gesetz zur Förderung<br />

der Ausbildung und Beschäftigung<br />

schwerbehinderter Menschen<br />

geeinigt. Das Gesetz soll<br />

Arbeitgeber motivieren, mehr<br />

behinderte und schwerbehinderte<br />

ArbeitnehmerInnen einzustellen,<br />

erhofft sich die Bundesregierung.<br />

Ein Schwerpunkt<br />

des Gesetzes ist die Verbesserung<br />

der Ausbildungsmöglichkeiten.<br />

So sieht das Gesetz vor,<br />

betriebliche und überbetriebliche<br />

Ausbildung besser miteinander<br />

zu verzahnen: Möglichst<br />

viele Jugendliche, die sich in<br />

überbetrieblicher Ausbildung<br />

befinden – zum Beispiel in einem<br />

Berufsbildungswerk – sol-<br />

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Sozialwirtschaft<br />

105 x 150 mm<br />

len in Zukunft Teile ihrer Ausbildung<br />

im Betrieb absolvieren.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt<br />

sind Maßnahmen zur Beseitigung<br />

von Einstellungshemmnissen<br />

und zur Sicherung von Beschäftigung.<br />

Dazu werden die<br />

Aufgaben der Integrationsfachdienste<br />

weiter ausgebaut. Sie<br />

sollen künftig als Hauptansprechpartner<br />

für die Arbeitgeber<br />

zur Verfügung stehen, ihnen<br />

helfen, sie beraten und informieren.<br />

Dabei sollen sie<br />

stärker als bisher mit den<br />

Handwerks- sowie Industrieund<br />

Handelskammern zusammenarbeiten.<br />

Außerdem wird es keine<br />

„Lex-Lufthansa“ geben, also eine<br />

Ausnahmen von der Beschäftigungspflicht<br />

und der<br />

Zahlung der Ausgleichsabgabe<br />

für Luftfahrtunternehmen. Entschieden<br />

wurde auch, Erleichterungen<br />

bei den Verfahren zur<br />

Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft<br />

und des Grades<br />

der Behinderung festzulegen.<br />

So können künftig Schwerbehindertenausweise<br />

in bestimmten<br />

Fällen auch unbefristet<br />

und nicht mehr nur für eine<br />

Dauer von längstens 15 Jahren<br />

ausgestellt werden.<br />

FAMILIE/FRAUEN<br />

Informationsbroschüre<br />

Frauen brauchen<br />

eine andere<br />

Medizin<br />

Dass sich Frauen und Männer<br />

in vielerlei Hinsicht unterscheiden<br />

ist bei weitem nicht neu<br />

und klingt banal. Dass sie sich<br />

aber auch in ihrer Gesundheit<br />

grundlegend unterscheiden<br />

und deshalb medizinisch anders<br />

zu behandeln sind, diese<br />

Erkenntnis setzt sich erst langsam<br />

durch. Die Bundeskoordination<br />

Frauengesundheit (BKF)<br />

hat deshalb die Informationsbroschüre<br />

„Frauen – Leben –<br />

Gesundheit“ herausgegeben,<br />

die an den Frauengesundheitsbericht<br />

von 2001 anknüpft. In<br />

der jetzt vorliegenden Broschüre<br />

werden die Ergebnisse des<br />

Berichts für einen breiten Kreis<br />

von interessierten Frauen und<br />

Männern aufgearbeitet und<br />

transparenter gemacht. Sie enthält<br />

außerdem weitere aktuelle<br />

Informationen zum Thema<br />

Frauengesundheit: Von Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen<br />

über Kinderlosigkeit<br />

bis hin zu Brustkrebs<br />

oder Hormontherapien.<br />

Wie der<br />

Frauengesundheitsbericht<br />

setzt auch die<br />

Broschüre bei einem<br />

speziell auf die Lebenswelt<br />

bezogenen<br />

Verständnis von Gesundheit<br />

und Krankheit<br />

an, das über ein<br />

primär medizinisches<br />

Krankheitskonzept<br />

hinausgeht.<br />

Die Broschüre<br />

kann bei der BundeskoordinationFrauengesundheit,Knochenhauerstraße<br />

20-<br />

25, 28195 Bremen<br />

bestellt werden. Der<br />

Frauengesundheitsbericht<br />

ist in der Schriftenreihe<br />

des Bundesministeriums<br />

erschie-


21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 23<br />

nen und über die Broschürenstelle<br />

(Tel.: 0180- 5 32 93 29)<br />

erhältlich.<br />

Schwangerschaft<br />

Psychische Folgen<br />

durch Rauchen<br />

Rauchende Mütter können ihre<br />

Kinder in der Schwangerschaft<br />

auch psychisch schädigen. Ihre<br />

Kinder entwickeln viermal so<br />

häufig das Zappelphilipp-Syndrom<br />

wie die von nichtrauchenden<br />

Frauen. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt eine vom Bundesministerium<br />

für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) geförderte<br />

Studie vom Suchtforschungsverbund<br />

Baden Württemberg.<br />

Die Studie belegt, dass Kinder<br />

rauchender Mütter bis zu<br />

vier mal häufiger Verhaltensauffälligkeiten<br />

wie Unaufmerksamkeit,<br />

Impulsivität und Hyperaktivität,<br />

– drei Leitsymptome<br />

des Zappelphilipp-Syndroms<br />

–, zeigen. Hinzu kommt,<br />

dass die Kinder einen niedrigeren<br />

Intelligenzquotienten haben.<br />

Die Daten der Studie wurden<br />

im Rahmen einer Mannheimer<br />

Längsschnittstudie erhoben,<br />

in der 362 Kinder von der<br />

Geburt bis zur späten Kindheit<br />

in ihrer Entwicklung begleitet<br />

wurden.<br />

Zum Thema Sucht hat das<br />

BMBF auch eine neue Broschüre<br />

veröffentlicht. Sie zeigt, wie<br />

Nikotin, Alkohol und weitere<br />

Drogen auf den Körper und<br />

die Psyche der Menschen wirken.<br />

Außerdem werden gesellschaftliche<br />

Faktoren und biologische<br />

Prozesse bei der Entwicklung<br />

von Suchtverhalten<br />

geschildert. Die neue BMBF-<br />

Broschüre „Verstehen, Helfen,<br />

Vorbeugen – Suchtforschung<br />

auf neuen Wegen“ stellt den<br />

aktuellen Stand der Forschung<br />

dar, beschreibt Therapieverfahren<br />

und zeigt Präventionsansätze<br />

auf. Die Broschüre<br />

kann kostenlos <strong>beim</strong> BMBF per<br />

E-Mail: books@bmbf.bund.de<br />

bestellt oder im Internet<br />

(www.bmbf.depub/suchtforschung_auf_neuen_wegen.pdf)<br />

herunter geladen werden.<br />

KINDER- UND<br />

JUGENDHILFE<br />

Neue Formen<br />

Elternarbeit auf<br />

dem Prüfstand<br />

„Bei einem weiteren Abbau von<br />

Normalarbeitszeitverhältnissen,<br />

einer zunehmenden Müttererwerbstätigkeit<br />

und einem wachsenden<br />

Stress werden in<br />

Deutschland Zeit und Energie<br />

schrumpfen, die Eltern ihren<br />

Kindern widmen können und<br />

die Kitas (Kindertagesstätten)<br />

werden immer mehr zu Famili-<br />

en ersetzenden anstatt Familien<br />

ergänzenden Einrichtungen“<br />

prognostizierte Dr. Martin Textor<br />

vom Institut für Frühpädagogik<br />

in München, bei einer<br />

<strong>AWO</strong>-Fachtagung in Riederau<br />

am Ammersee. Die zweitägige<br />

Tagung zum Thema „Elternzusammenarbeit<br />

auf dem Prüfstand“<br />

gab – den rund 70 ExpertInnen<br />

des Fachbereiches<br />

Kindertageseinrichtungen der<br />

oberbayerischen <strong>AWO</strong> Gelegenheit,<br />

sich mit „Haltungen<br />

und Methoden zur Zusammenarbeit<br />

mit Familien“, den „Anforderungen<br />

aus dem Bildungsund<br />

Erziehungsplan“ und „innovativen<br />

Ansätze zur Zusammen-<br />

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FACHINFORMATIONEN<br />

arbeit zwischen Eltern und Kitas“<br />

auseinander zu setzen.<br />

Nirgendwo in Europa sind<br />

laut Pisa-Studie die soziale Herkunft<br />

und Bildung so eng miteinander<br />

verbunden wie in<br />

Deutschland. „Erst durch Pisa<br />

stehen der pädagogische Blick<br />

und mehr Bildungschancen für<br />

sozial Schwächere wieder stärker<br />

im Blickpunkt der Prozesse“,<br />

sagte <strong>AWO</strong>-Bezirksgeschäftsführer<br />

Andreas Niedermeier.<br />

Laut Isolde Ruf, Fachabteilungsleitung<br />

Kita I der <strong>AWO</strong>,<br />

müssten sich Familien und Kitas<br />

zunehmend als Partner in der<br />

Gestaltung des Aufwachsens<br />

und der Realisierung von Bil-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 23


21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 24<br />

FACHINFORMATIONEN<br />

dungschancen von Kindern verstehen.<br />

Unmittelbare Voraussetzungen<br />

dafür sind die gegenseitige<br />

Anerkennung von Expertenschaft:<br />

die der Eltern, die ihre<br />

Kinder am Besten kennen und<br />

die der PädagogInnen als Erziehungsprofis.<br />

Die Voraussetzung<br />

für eine Kooperation ist sowohl<br />

eine wertschätzende Haltung<br />

als auch Strukturen bereitzustellen,<br />

die Eltern, aber auch den<br />

pädagogischen Kräften ermöglichen,<br />

genau diese Vorstellung<br />

von Erzieherpartnerschaft mit<br />

Leben zu füllen.<br />

Jugendhilfetag<br />

Fachkongress und<br />

-messe<br />

Vom 2. bis 4. Juni findet der<br />

12. Deutsche Jugendhilfetag<br />

(DJHT), einer der größten Fachkongresse<br />

mit Fachmesse Europas,<br />

in Osnabrück statt. Veranstalterin<br />

ist die Arbeitsgemeinschaft<br />

für Jugendhilfe (AGJ),<br />

der bundesweite Zusammenschluss<br />

von rund 100 Trägern<br />

der öffentlichen und freien Jugendhilfe.<br />

Die AGJ erwartet<br />

zur Fachmasse 270 Aussteller-<br />

Innen sowie rund 20.000 BesucherInnen.<br />

Angesprochen<br />

sind sowohl Fachleute der Kinder-<br />

und Jugendhilfe, Politiker-<br />

Innen und Wissenschaftler-<br />

Innen als auch die interessierte<br />

Öffentlichkeit.<br />

Weitere Infos bei der AGJ,<br />

Tel.: 030 / 400 40 219, Internet<br />

(www.agj.de).<br />

Studie zu Jugend<br />

Flexibel, mobil,<br />

couragiert<br />

Die Jugend in Deutschland ist<br />

besser als manche manchmal<br />

meinen: Junge Menschen in<br />

Deutschland sind aktiv und verantwortungsvoll,<br />

sie gehen motiviert<br />

an ihr Leben heran und<br />

schrecken auch vor Herausforderungen<br />

– wie etwa einen<br />

Wohnortwechsel für einen Ausbildungs-<br />

oder Arbeitsplatz –<br />

nicht zurück.<br />

Das sind einige Ergebnisse<br />

der Studie „Jugendliche und jun-<br />

24 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

ge Erwachsene in Deutschland“,<br />

des Mannheimer Instituts für praxisorientierte<br />

Sozialforschung<br />

(ipos) im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend.<br />

Insgesamt zeigen die Ergebnisse<br />

der Studie die fortwährende<br />

Annäherung zwischen Ostund<br />

Westdeutschen. Lebensbedingungen,Werteorientierungen<br />

und die Einstellungen von<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

unterscheiden sich<br />

13 Jahre nach der Wiedervereinigung<br />

kaum noch. Lediglich bei<br />

der Einstufung von Arbeitslosigkeit<br />

und der wirtschaftlichen Lage<br />

als wichtigstes persönliches<br />

Problem weichen die Werte in<br />

Ost und West deutlich voneinander<br />

ab.<br />

Die ipos-Studie ist eine repräsentativeZeitreihenuntersuchung<br />

und liegt mit der aktuellen<br />

<strong>Ausgabe</strong> jetzt bereits in vier<br />

Wellen vor. Die rund 2.000 Befragten<br />

zwischen 14 und 27<br />

Jahren wurden zu ihrer Wohnsituation,<br />

ökonomischen Situation<br />

(Arbeitsplatzsicherheit, Bereitschaft<br />

zur Mobilität etc.), sozialer<br />

und familiärer Situation, religiösen<br />

Einstellungen, Freizeitgestaltung<br />

(einschließlich gesellschaftliches<br />

Engagement), politischen<br />

Einstellungen, Einstellungen<br />

zu Gewalt und Einstellungen<br />

zu AusländerInnen befragt.<br />

Erstmals wurden auch Jugendliche<br />

mit Migrationshintergrund in<br />

einer Sonderstichprobe befragt.<br />

Weitere Ergebnisse sowie<br />

die vollständige Studie ist im Internet<br />

(www.bmfsfj.de) zu finden.<br />

Bundesweite Kampagne<br />

Hinsehen.<br />

Handeln.Helfen!<br />

Eine bundesweite Kampagne<br />

gegen sexuelle Gewalt an Kindern<br />

und Jugendlichen hat die<br />

Bundesministerin für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend,<br />

Renate Schmidt gestartet. Unter<br />

dem Motto „Hinsehen.Handeln.Helfen!“<br />

informiert die<br />

Kampagne des Bundesministeriums<br />

gemeinsam mit Beratungseinrichtungen<br />

in allen 16 Bun-<br />

desländern vor Ort über sexuelle<br />

Gewalt, über Anlaufstellen<br />

und Hilfsangebote für Kinder<br />

und deren Eltern. Die Schauspieler<br />

Götz George und Kai Wiesinger<br />

sowie die Schauspielerinnen<br />

Hannelore Hoger und Eleonore<br />

Weisgerber unterstützen<br />

die Kampagne.<br />

„Sexuelle Gewalt ist ein abscheuliches<br />

Verbrechen. Es gibt<br />

einer Kinderseele einen Knacks<br />

für das ganze Leben“, erklärte<br />

Renate Schmidt. Gemeinsam mit<br />

den Prominenten setzt sie sich<br />

deshalb „für eine Gesellschaft<br />

ein, die Kinder davor schützt“.<br />

Die Kampagne „Hinsehen.Handeln.Helfen!“<br />

ist Teil<br />

des Aktionsplans der Bundesregierung<br />

mit der der strafrechtliche<br />

Schutz von Kindern und Jugendlichen<br />

vor sexueller Gewalt<br />

und Ausbeutung sowie die<br />

Prävention von Gewalt verbessert<br />

werden sollen. „Wir wollen<br />

Bürgerinnen und Bürger für das<br />

Thema sexuelle Gewalt sensibilisieren<br />

und in enger Zusammenarbeit<br />

mit Beratungseinrichtungen<br />

aus dem ganzen Bundesgebiet<br />

gezielt auf Hilfsangebote für<br />

Kinder, Jugendliche, ihre Eltern<br />

und Bezugspersonen hinweisen“,<br />

so die Ministerin.<br />

Laut polizeilicher Kriminalstatistik<br />

(PKS) werden jährlich etwa<br />

20.000 Kinder Opfer sexueller<br />

Gewalt. Der Aktionsplan<br />

umfasst die Weiterentwicklung<br />

des strafrechtlichen Schutzes<br />

von Kindern und Jugendlichen,<br />

die Stärkung von Prävention<br />

und Opferschutz, die Sicherstellung<br />

der internationalen Strafverfolgung<br />

und Zusammenarbeit<br />

sowie die Vernetzung der<br />

Hilfs- und Beratungsangebote.<br />

Eine Verschärfung des Sexualstrafrechts<br />

ist zum 1. April<br />

2004 in Kraft getreten. Eine<br />

Stärkung des Schutzes kindlicher<br />

Opferzeugen wurde durch<br />

das im März 2004 vom Deutschen<br />

Bundestag beschlossene<br />

Opferrechtsreformgesetz umgesetzt.<br />

Die jetzt gestartete Präventionskampagne,<br />

die bis Ende<br />

2004 läuft, will eine breite Aufmerksamkeit<br />

für das Thema<br />

wecken und dafür sensibilisieren,<br />

dass jeder Einzelne und je-<br />

de Einzelne sich engagieren<br />

kann. Zentrale Elemente der<br />

Kampagne sind ein Internetangebot,<br />

das unter anderem über<br />

eine Datenbank unterschiedlichste<br />

regionale Beratungseinrichtungen<br />

benennt, und ein Servicetelefon<br />

des Bundesministeriums.<br />

Beide Angebote werden<br />

über Großflächenplakate und<br />

Anzeigen breit bekannt gemacht.<br />

Die Inhalte der Kampagne<br />

vermittelt ein Kampagnen-<br />

Bus vor Ort, um in Zusammenarbeit<br />

mit den Beratungsstellen<br />

über das Thema zu informieren.<br />

Im Rahmen einer Aktionstour<br />

macht der Bus seit April bis Juni<br />

2004 18 Mal an belebten innerstädtischen<br />

Plätzen Station.<br />

Neben Infos gibt es für Kinder<br />

ein Rahmenprogramm mit Graffiti<br />

und Theater.<br />

Weitere Infos auf der Kampagnensite<br />

im Internet (www.<br />

hinsehen-handeln-helfen.de).<br />

Das Servicetelefon des Bundesministeriums<br />

zur Kampagne unter<br />

0180 - 190 70 50 informiert<br />

ebenfalls.<br />

Für 10- bis 12-Jährige<br />

PC-Spiel gegen Lärm<br />

Die gesundheitliche Gefährdung<br />

durch Lärm wollen die Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung<br />

(BZgA) und die „Schule<br />

des Hörens e.V.“ Kindern zwischen<br />

zehn und zwölf Jahren<br />

näher bringen. Deshalb haben<br />

sie das PC-Spiel „Radio 108,8“<br />

für Kinder entwickelt. Eingebettet<br />

in das Tagesgeschäft eines<br />

Radiosenders lernen Kinder zum<br />

Beispiel den Aufbau und die faszinierende<br />

Funktionsweise des<br />

Ohres und damit auch dessen<br />

Schutzbedürftigkeit kennen.<br />

Lärm ist für den Großteil der<br />

Menschen das wichtigste Umweltproblem.<br />

Lärm macht krank.<br />

Er trägt zu irreversiblen Schädigungen<br />

des Gehörs bei, verursacht<br />

Stress und kann zu Herz-<br />

Kreislaufproblemen, zu Konzentrationsstörungen<br />

und Nervosität<br />

führen.<br />

Rund ein Viertel aller Jugendlichen<br />

in Deutschland leidet<br />

an nicht heilbaren Hörschäden<br />

und Tinnitus-Symptomen. Sie


21_25 Fachinformationen 23.04.2004 17:02 Uhr Seite 25<br />

hören bereits so schlecht wie um<br />

Jahrzehnte ältere Menschen. Da<br />

sie aufgrund ihres Alters keinen<br />

wesentlichen Kontakt mit berufsbedingten<br />

Lärmeinwirkungen<br />

haben, ist ein großer Teil dieser<br />

Gehörerkrankungen auf Freizeitlärm<br />

wie Knallgeräusche durch<br />

Knallkörper oder Spielzeugpistolen<br />

und vor allem auf laute<br />

Musik zurückzuführen. Jugendliche<br />

hören gerade in der Pubertät<br />

vermehrt zu laute Musik. Darum<br />

ist es wichtig, Kinder schon<br />

frühzeitig auf die Bedeutung des<br />

Gehörs für sie selbst und auf<br />

dessen Schutzbedürftigkeit hinzuweisen.<br />

Das PC-Spiel Radio 108,8<br />

ist ein Strategiespiel, das viele<br />

Informationen rund um das<br />

Hören enthält. „Wir wollen damit<br />

ganz gezielt Kinder zwischen<br />

10 und 12 Jahren ansprechen,<br />

um sie noch vor Beginn<br />

der ‚heißen Discophase’ zu erreichen“,<br />

erklärt die Direktorin<br />

der BZgA Elisabeth Pott. Die Kinder<br />

können bei dem Spiel selbst<br />

Klänge erzeugen, Musik machen,<br />

Geräusche raten und sich<br />

auch fachlich informieren. Im<br />

Mittelpunkt steht die Erfahrung,<br />

dass sie durch ihr eigenes Verhalten<br />

ihr Gehör vor Lärm schützen<br />

können und sie gleichzeitig<br />

lernen, Lärm zu vermeiden.<br />

Das PC-Spiel „Radio 108,8“<br />

ist gebührenfrei und kann unter<br />

folgender Adresse bestellt werden:<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung, 51101<br />

Köln, Fax: 02 21- 8 99 22 57,<br />

E-Mail: order@bzga.de.<br />

MIGRATION<br />

Ältere MigrantenInnen<br />

Älter werden in<br />

Europa<br />

Die vor 13 Jahren in den Niederlanden<br />

gestartete „Informationsreihe<br />

für ältere MigrantenInnen“<br />

hat einerseits zum Ziel ältere<br />

MigrantenInnen über Angebote<br />

der Altenhilfe zu informieren,<br />

Vorurteile abzubauen und<br />

dadurch die Bereitschaft, Dienste<br />

bei Bedarf in Anspruch zu<br />

nehmen, zu stärken. Andererseits<br />

ist ein weiteres Ziel die Vernetzung<br />

der Arbeitsfelder Altenhilfe<br />

und Migrationsarbeit. Vor<br />

etwa acht Jahren wurde die Inforeihe<br />

in Deutschland begonnen.<br />

Fachleute aus den Niederlanden,<br />

Belgien und Deutschland<br />

trafen sich nun zum Erfah-<br />

rungsaustausch bei einer zweitägigen<br />

Veranstaltung in Amsterdam.<br />

Sie stellten fest, dass<br />

sich die Probleme der älteren<br />

MigrantenInnen in allen Ländern<br />

ähneln. Dabei handelt es<br />

sich überwiegend um Sorgen<br />

wie: Wer hilft bei Krankheit?,<br />

um Unkenntnis über den Umgang<br />

mit Behörden und die<br />

Kenntnis eigener Rechte; knappe<br />

finanzielle Ressourcen; wenig<br />

Kenntnisse über Krankheitszusammenhänge<br />

und das System<br />

der Gesundheitsversorgung.<br />

Teilnehmer der Inforeihe, so<br />

wurde festgestellt, sind besser<br />

über Angebote und Dienste der<br />

Altenhilfe informiert und nutzen<br />

diese häufiger. Sie sind<br />

insgesamt offener für viele<br />

Themen. Unter ihnen entstehen<br />

Netzwerke, sie treffen<br />

sich zu gemeinsamen<br />

Aktivitäten und unterstützen<br />

sich gegenseitig.<br />

In allen beteiligten<br />

Ländern hat der Einsatz<br />

der Inforeihe neue Projekte<br />

und Entwicklungen in<br />

der Altenhilfe angestoßen. In<br />

Deutschland wurde etwa in<br />

Köln ein Seniorenkompass in<br />

türkischer Sprache erstellt; in<br />

Kiel wurden Seniorengruppen<br />

und Gesprächskreise gebildet;<br />

in Stuttgart wurden Gymnastikgruppen<br />

für ältere türkische<br />

Frauen gebildet und Deutschkurse<br />

für türkische Senioren angeboten.<br />

Dabei wird die interkulturelle<br />

Öffnung von Diensten und<br />

Anzeige<br />

Service Call Bremen<br />

1/4 Seite quer<br />

FACHINFORMATIONEN<br />

Einrichtungen der Altenhilfe<br />

durch eine träger- und verbandsübergreifendeKampagne<br />

für eine kultursensible Altenhilfe<br />

unterstütz, die im Oktober<br />

2004 für ein Jahr startet und<br />

den Dialog zwischen den Organisationen<br />

der Altenhilfe und<br />

den älteren MigrantenInnen,<br />

ihren Organisationen und der<br />

Migrationsarbeit fördern will.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>AWO</strong>-Bundesverband<br />

e. V., Oppelner Straße 130,<br />

53119 Bonn, Tel. 02 28/66 85-0,<br />

Fax 02 28/66 85-2 09,<br />

Internet:http://www.awo.org,<br />

e-mail: awomagazin@awobu.awo.org.<br />

Redaktion: Joachim F. Kendelbacher<br />

(v. i. S. d. P.), Jürgen Fergg. Länderredaktionen:<br />

Axel Sommer (Berlin),<br />

Sabine Ivert-Klinke (Schleswig-<br />

Holstein), Beate Rink-Pohl (Bremen),<br />

Martina Bartling (Niedersachsen),<br />

Klaus Neubauer, Erwin Tälkers<br />

(Nordrhein-Westfalen), Sigrid Wieder<br />

(Hessen), Arnd von Boehmer, Ute<br />

Eisenacher (Baden-Württemberg),<br />

Roland Märker (Saarland).<br />

Layout: Monika Penno, Bonn. Nachdruck,<br />

auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />

der Redaktion. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos kann keine Haftung übernommen<br />

werden. Die Redaktion behält<br />

sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.<br />

Anzeigen: FMS Fach Media Service,<br />

Verlagsgesellschaft mbH, Siemensstr.<br />

6, 61352 Bad Homburg, Tel.<br />

06172/6 70-507, Fax: 0 6172/<br />

6 70-5 36. Anzeigenschluss 6 Wochen<br />

vor dem 1. des Erscheinungsmonats.<br />

Z. Z. gilt Anzeigenpreisliste Nr. 24.<br />

Druck: L. N. Schaffrath, Geldern<br />

Jahresabonnement: Das <strong>AWO</strong>-<br />

Magazin erscheint zweimonatlich<br />

und kostet 6 Euro (zzgl. 7% MwSt.)<br />

Adressenänderungen an den <strong>AWO</strong>-<br />

Bundesverband senden. Abbestellungen:<br />

3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 25


26_29 Report 23.04.2004 20:09 Uhr Seite 26<br />

KINDERARMUT<br />

Kinderarmut – und was die <strong>AWO</strong> dagegen tut<br />

Gute Kindheit –<br />

schlechte Kindheit<br />

„In jedem siebten Kinderzimmer<br />

spielt die Armut mit“, hat die Arbeiterwohlfahrt<br />

mit ihrer ersten Studie<br />

über Armut und Zukunftschancen<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

Ende 2000 erklärt und bundesweit<br />

für einiges Aufsehen gesorgt. Mit<br />

der <strong>AWO</strong>-ISS-Studie wurde erstmals<br />

die Kinderarmut wissenschaftlich<br />

untersucht. Zwei Millionen Kinder<br />

müssen demnach unter Armut<br />

leiden und besonders Alleinerziehende,<br />

Arbeitslose, kinderreiche<br />

und ausländische Familien sind<br />

von Armut betroffen. Die Folgestudie<br />

„Armut im Grundschulalter“<br />

(März 2003) belegt zwei Jahre<br />

später noch eine Verschärfung dieses<br />

Problems: Kinder aus armen<br />

oder belasteten Familien haben<br />

wesentlich weniger Bildungs- und<br />

Beteiligungschancen als andere<br />

Kinder, sie sind auch sozial benachteiligt<br />

oder erheblich beeinträchtigt<br />

und öfter krank. Besonders<br />

erschreckend: Kinder, die<br />

heute in Armut leben, bleiben arm<br />

und auch ihre Kinder werden arm<br />

sein, denn Armut wächst mit.<br />

Dass die <strong>AWO</strong> diese Ergebnisse<br />

nicht nur vorstellen würde, war<br />

klar. Sie handelte auch. Entstanden<br />

sind eine Vielzahl von Projekten,<br />

Aktionen und Maßnahmen,<br />

Konzepten und komplexen Strategien,<br />

von denen wir hier einige<br />

vorstellen.<br />

26 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

Monheim. Anknüpfend an die Ergebnisse<br />

der ersten <strong>AWO</strong>- ISS- Studie zu<br />

Kinderarmut entwickelten der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />

Niederrhein und die Stadt<br />

Monheim am Rhein das Modellprojekt<br />

„Mo.Ki – Monheim für Kinder“. Ziel ist<br />

es, ein kommunales Gesamtkonzept zur<br />

Vermeidung der negativen Auswirkungen<br />

von familiärer Armut auf die Lebenslage<br />

und die Entwicklungschancen<br />

von Kindern zu erstellen. Angestrebt<br />

wird Unterstützungs- und Beratungsangebote<br />

für Eltern und Kinder in einem<br />

Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf<br />

bereitzustellen, da hier oftmals<br />

materielle Notlagen und soziale Benachteiligung<br />

einhergehen. Knotenpunkt<br />

innerhalb des kommunalen Jugendhilfesystems<br />

sind dabei die Kindertagesstätten.<br />

Das Berliner Viertel in<br />

Monheim<br />

Ausgangspunkt der pädagogischen<br />

Arbeit von Mo.Ki bildet ein Monheimer<br />

Stadtteil, das so genannte Berliner Viertel,<br />

in dem ein Drittel der Monheimer EinwohnerInnen<br />

leben, von denen überdurchschnittlich<br />

viele von Armut betroffen<br />

sind. 60 Prozent der BezieherInnen<br />

von Hilfe zum Lebensunterhalt (Sozialhilfe)<br />

leben in diesem Quartier; jedes vierte<br />

Kind ist auf Sozialhilfe angewiesen.<br />

Gleichzeitig steigt die Zahl der Heimunterbringungen<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

durch das Jugendamt kontinuierlich<br />

an. 82 Prozent der Kinder zeigen laut<br />

einer Untersuchung Auffälligkeiten im<br />

Bereich der physischen oder psychischen<br />

Gesundheit.<br />

Das Modellprojekt läuft über zwei<br />

Jahre und wird durch den Landschaftsverband<br />

Rheinland, den <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />

Niederrhein und die Stadt Monheim<br />

finanziert.<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Das Modellprojekt Mo.Ki – Mo<br />

Von der Forsch<br />

Verhinderung von<br />

Armutsfolgen<br />

Ziel von Mo.Ki ist der Aufbau einer<br />

Präventionskette von der Geburt bis zur<br />

Berufsausbildung, die dem Alltag der Familien<br />

im Berliner Viertel gerecht wird,<br />

sie über die verschiedenen institutionellen<br />

Übergänge hinweg begleitet und die<br />

Bildungs- und Entwicklungschancen der<br />

Kinder vergrößert. Statt immer höhere<br />

<strong>Ausgabe</strong>n für Heimunterbringungen in<br />

den Etat einzuplanen, muss längerfristig<br />

gedacht werden und mehr in die Frühförderung<br />

investiert werden.<br />

Nach einer Analyse der Problembereiche<br />

im Berliner Viertel wurden<br />

zunächst drei zentrale Handlungsfelder<br />

festgelegt:<br />

• Der Ausbau präventiver Angebote in<br />

der Tagesbetreuung. Mo.Ki dient da-


26_29 Report 23.04.2004 20:09 Uhr Seite 27<br />

nheim für Kinder<br />

ung zur Praxis zogen<br />

bei als Regiestelle, die die Vernetzung<br />

der Maßnahmen in den Kitas vorantreibt<br />

und die Qualifikation der Fachkräfte organisiert.<br />

• Bei der Arbeit mit den Kindern liegen<br />

die Schwerpunkte auf der Stärkung sozialer<br />

Kompetenzen, der Sprach- und<br />

Lernförderung sowie der Gesundheitsförderung.<br />

•Einen dritten Aufgabenschwerpunkt von<br />

Mo.Ki stellt die Koordination und Vernetzung<br />

von bereits existierenden Angeboten<br />

im Stadtteil dar sowie die Anregung<br />

und Unterstützung neuer Initiativen für<br />

das Berliner Viertel.<br />

Wichtig für die Nachhaltigkeit eines<br />

solchen Projektes ist die Schaffung neuer<br />

Strukturen und Organisationsformen in der<br />

Kinder- und Jugendhilfe, in der möglichst<br />

viele Institutionen und Personen miteinbe-<br />

werden. Ein wichtiger Bestandteil<br />

von Mo.Ki ist daher der Aufbau eines Kooperationsnetzes<br />

für Kinder in Monheim.<br />

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in<br />

der Koordinierungsstelle Mo.Ki ist die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Zum einen wird Vernetzung<br />

über den Stadtteil hinaus mit zahlreichen<br />

anderen Institutionen betrieben, die<br />

in den Bereichen Armuts- und Gesundheitsprävention<br />

und Stadtteilmanagement arbeiten.<br />

Zum anderen wird über Pressearbeit<br />

und Fundraising um ideelle und finanzielle<br />

Unterstützung geworben (etwa Patenschaften<br />

für Mittagessen).<br />

Nach der erfolgreichen Startphase entwickeln<br />

die Projektträger nun Konzeptionen,<br />

um diese positiven Ansätze in ein<br />

längerfristiges Stadtteilmanagement zu integrieren.<br />

Weitere Infos bei Michael Schöttle,<br />

<strong>AWO</strong>- Niederrhein, Tel: 0201 / 3105 –<br />

233 und Inge Nowak, Projektleiterin MO-<br />

KI, Tel.: 02173 / 73 68 75 14 sowie Annette<br />

Berg, Jugendamtsleiterin Stadt Monheim,<br />

Tel.: 02173 / 73 95 15 55.<br />

KINDERARMUT<br />

<strong>AWO</strong> in Ostwestfalen-Lippe<br />

Hilfe für<br />

„Kinder in Not“<br />

Bielefeld. Kinderarmut gibt es auch im<br />

ansonsten eher beschaulichen Ostwestfalen-Lippe.<br />

Unbürokratisch und schnell will<br />

die Aktion „Kinder in Not“ der <strong>AWO</strong> in<br />

Ostwestfalen-Lippe in diesen Fällen helfen.<br />

Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen<br />

dringend benötigte Unterstützungen zu<br />

gewähren, die anderweitig nicht finanzierbar<br />

sind. Antragsteller können nur<br />

die ostwestfälischen <strong>AWO</strong>-Einrichtungen<br />

für Kinder und Jugendliche sein. Möglich<br />

wurde die Aktion durch Spenden von<br />

Geschäftspartnern und Gliederungen<br />

der <strong>AWO</strong> in Höhe von rund 12.000 Euro<br />

Anfang 2002. Mehrere kleinere und<br />

größere Hilfen wurden dadurch bisher<br />

möglich. Matschhosen, Spielekoffer und<br />

Winterbekleidung für Kindertageseinrichtungen;<br />

Eine Kaltlichtlampe und besonderes<br />

Essgeschirr erhielt eine fast<br />

blinde Vollwaise; Bedürftige Kinder<br />

konnten mit dem Zuschuss der Aktion an<br />

einer Ferienfreizeit teilnehmen und ein<br />

Spielmobileinsatz des Jugendwerkes<br />

wurde bezuschusst. Die Aktion „Kinder<br />

in Not“ wird fortgesetzt. Sie verfügt zwar<br />

nur über geringe Mittel, aber auch die<br />

helfen. Spenden werden weiterhin ebenso<br />

gerne angenommen wie Förderanträge.<br />

Spendenkonto 137 208, Sparkasse<br />

Bielefeld, BLZ 480 501 61, Stichwort<br />

„Kinder in Not“.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 27


26_29 Report 23.04.2004 20:09 Uhr Seite 28<br />

KINDERARMUT<br />

Leitfaden und Fachtagung in Oberbayern<br />

Nein zur Kinderarmut<br />

– ja zur Solidarität<br />

München. Nach Bekanntwerden<br />

der ersten Ergebnisse<br />

der <strong>AWO</strong>-ISS-Studie hat der<br />

<strong>AWO</strong>-Bezirksverband Oberbayern<br />

einen komprimierten<br />

Leitfaden für Kindertageseinrichtungen<br />

herausgebracht,<br />

der wesentliche Aspekte der<br />

Armutsthematik benennt und<br />

Konsequenzen für die Arbeit<br />

in Kindertagsstätten aufzeigt.<br />

In der konkreten Sammlung<br />

und Auflistung von bereits<br />

bestehenden Maßnahmen<br />

und Projekten wurde<br />

deutlich, dass Leitsätze und<br />

Profil der <strong>AWO</strong> die Praxis<br />

auch bisher schon herausgefordert<br />

hat, Anspruch und<br />

Handeln in Einklang zu bringen.<br />

Kinderarmut, Familienunterstützung,Zukunftssicherheit,<br />

Chancengleichheit und<br />

Solidarität, das waren auch<br />

die zentralen Themen einer<br />

Fachtagung des <strong>AWO</strong>-Bezirksverbands<br />

Oberbayern<br />

mit rund 100 ExpertInnen, ErzieherInnen,<br />

Elternbeiräten<br />

und VertreterInnen von Kommunen.<br />

Bis Ende der 90-er Jahre<br />

sei Armut in Deutschland ein<br />

Tabuthema gewesen, erklärte<br />

Professor Werner Wüstendörfer<br />

von der Fachhochschule<br />

Nürnberg. Die Vorsitzende<br />

des neuen familienpolitischen<br />

<strong>AWO</strong>-Verbands „Zukunftsforum<br />

Familie“ und <strong>AWO</strong>-Bundesvorstandsmitglied,Christiane<br />

Reckmann, bemängelte,<br />

dass der Staat bei der<br />

Bekämpfung der Kinderarmut<br />

bisher nur mit wenig abgestimmten<br />

Konzepten in Erscheinung<br />

getreten sei und<br />

forderte für die Bildungs-, Erziehungs-<br />

und Betreuungsarbeit<br />

in den Kindertageseinrichtungen<br />

einen verbindli-<br />

28 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

chen Orientierungsrahmen.<br />

Die Diskussion um die Pisaergebnisse<br />

rücke den Bildungsauftrag<br />

der Kindertagesstätten<br />

erneut ins Blickfeld und<br />

belege den zentralen Stellenwert<br />

frühkindlicher Bildungsprozesse.<br />

Die <strong>AWO</strong> fordere<br />

von der Politik in Bund, Land<br />

und Kommunen Entscheidungen<br />

zu treffen, die eine wirkliche<br />

Chancengleichheit möglich<br />

machen.<br />

Dortmund/Gladbeck. Die<br />

Tageseinrichtung für Kinder der<br />

Arbeiterwohlfahrt in Gladbeck-<br />

Brauck liegt in einem „Stadtteil<br />

mit besonderem Erneuerungsbedarf“.<br />

Was diese Formulierung<br />

im Erziehungsalltag bedeutet,<br />

erfahren Barbara Richterich<br />

und ihre Kolleginnen in<br />

der fünfgruppigen Einrichtung<br />

Tag für Tag.<br />

Drei Viertel der Kinder in<br />

der Tagesstätte sind nichtdeutscher<br />

Herkunft. Arbeitslosigkeit<br />

und soziale Probleme prägen<br />

das Leben in den Familien.<br />

„Viele Eltern sind nicht mehr in<br />

der Lage, ihren Beitrag zur Erziehung<br />

zu leisten. Es fehlt an<br />

Betreuung, materieller Versorgung,<br />

Bildung“, sagt Barbara<br />

Richterich, die die 1993 eröffnete<br />

<strong>AWO</strong>-Einrichtung leitet.<br />

„Wir haben mit kleineren<br />

Maßnahmen begonnen“, erinnert<br />

sie sich. In der Einrichtung<br />

entstand eine kleine „Kleiderkammer“,<br />

in der sich mittellose<br />

Eltern bedienen können. Le-<br />

Erfahrungen in Wedel und Kiel<br />

Kostenlose Kleider und<br />

Mittagessen<br />

Kiel/Wedel. „Bei Alltagsproblemen<br />

können wir Kindern aus<br />

armen Familien gut helfen, sei<br />

es mit Kleidung oder Essenspaketen.<br />

Aber das reicht nicht“,<br />

sagt Andrea Rump, Leiterin der<br />

<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte im Hanna-Lucas-Haus<br />

in Wedel. Sie<br />

weiß sehr gut wovon sie redet.<br />

Denn die Einrichtung hat sich<br />

Ende der 90-er Jahre aktiv an<br />

der viel beachteten <strong>AWO</strong>/ISS-<br />

Studie zur Kinderarmut in<br />

Deutschland beteiligt. Offensichtlich<br />

werde die finanzielle<br />

Schieflage von Familien, wenn<br />

diese das Essengeld oder die El-<br />

Nachschlagewerk mit vielen Ideen<br />

Neue Wege gehen – und<br />

anderen davon erzählen<br />

bensmittelgeschäfte spendeten<br />

günstige oder vor dem Ablauf<br />

stehende Lebensmittel, ein türkischer<br />

Vater, der als Bäcker<br />

arbeitet, besorgte Brot.<br />

„Viele Kinder kennen kaum<br />

Obstsorten“, sagt Barbara<br />

Richterich, „oder sie wissen<br />

nicht, wie die Früchte heißen.“<br />

Das ist dann Sache des Sprachtrainings,<br />

das die <strong>AWO</strong>-Einrichtung<br />

entwickelt hat.<br />

Auch die Eltern werden einbezogen.<br />

Sie erhalten Informationen<br />

über die Erziehung ihrer<br />

Kinder. „Dazu gehört Basiswissen,<br />

etwa dass die Eltern ihre<br />

Kindern schon im Säuglingsalter<br />

positiv stimulieren müssen“,<br />

sagt Barbara Richterich. Zur<br />

„Betreuung“ der Eltern gehört<br />

aber auch eine Entspannungs<br />

AG für gestresste Mütter und<br />

Väter.<br />

Die engagierte Arbeit in<br />

Gladbeck-Brauck zeigt erste Erfolge.<br />

Damit auch andere von<br />

diesen und vielen anderen Erfahrungen<br />

in zahlreichen Kitas<br />

ternbeiträge nicht mehr zahlen<br />

könnten. „Das haben wir in den<br />

letzten Jahren immer häufiger<br />

bei uns beobachtet. Irgendwann<br />

stehen wir vor der schweren Entscheidung,<br />

die Kinder abweisen<br />

zu müssen“, so Andrea Rump.<br />

Sie bedauert diese Fälle sehr,<br />

weil sie weiß, die Kinder haben<br />

damit noch weniger Chancen<br />

auf ihrem Bildungsweg, aus der<br />

Misere herauszukommen.<br />

Grundsätzlich hat sie beobachtet,<br />

dass sozial schwache Familien<br />

viel Energie darauf verwenden,<br />

ihre Armut nicht sichtbar<br />

werden zu lassen.<br />

profitieren können hat der<br />

<strong>AWO</strong> Bezirk Westliches Westfalen<br />

die Praxis-Handreichung<br />

„Kinderarmut“, zusammengestellt.<br />

Die Publikation gibt MitarbeiterInnen<br />

und Ehrenamtlichen<br />

praktische Empfehlungen und<br />

Hilfestellungen für den Umgang<br />

mit dem häufig verschwiegenen<br />

Thema. In der Form eines Nachschlagewerkes<br />

werden die vielen<br />

Ideen und Projekte der Fachleute<br />

aus etwa 300 Einrichtungen<br />

gesammelt und vorgestellt.<br />

„Wir wollen aber auch den<br />

Zustand beenden, dass jeder<br />

das Gefühl hat, mit seinen Problemen<br />

allein zu sein“, sagt<br />

Norbert Dyhringer, Referatsleiter<br />

für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe<br />

im <strong>AWO</strong>-Bezirk<br />

Westliches Westfalen, der das<br />

Projekt betreut. So ist ein wichtiges<br />

Ziel der Handreichung,<br />

Netzwerke zwischen Einrichtungen,<br />

Trägern und Kommunen<br />

zu bilden. Für Barbara<br />

Richterich und ihre Mitarbeiterinnen<br />

ist das gelebter Alltag.<br />

Ohne Netzwerke – und wenn<br />

nur mit dem Lebensmittelhändler<br />

um die Ecke, der spendet –<br />

könnten sie ihre beispielhafte<br />

Arbeit nicht fortsetzen.<br />

Kontakt und Bestelladresse:<br />

Norbert Dyhringer, Tel.: 0231<br />

/ 54 83 - 245, Fax: - 105,<br />

E-Mail: dyhringer@awo-ww.de.


26_29 Report 23.04.2004 20:09 Uhr Seite 29<br />

Mit einer Gruppe von 40<br />

Kindern hat sich die Wedeler<br />

Einrichtung an der großen Studie<br />

beteiligt. „Wir haben damals<br />

Beobachtungsbögen ausgefüllt,<br />

in denen das Verhalten<br />

und die Fähigkeiten der Kinder<br />

festgehalten wurden“, berichtet<br />

sie. Die Studie hat sie bis heute<br />

nicht losgelassen. In der Zwischenzeit<br />

fanden weiterführende<br />

Gespräche mit Eltern statt.<br />

Bestätigt fand sie die geringeren<br />

Bildungschancen der von Armut<br />

betroffenen Kinder. „Entgegen<br />

allgemeiner Erwartungen liegt<br />

unsere Kita in einer Art sozialem<br />

Brennpunkt“, beschreibt sie die<br />

Situation. In den Wohnblocks<br />

der Umgebung gebe es günstige<br />

Wohnungen. Viele Familien<br />

seien von Arbeitslosigkeit<br />

betroffen,<br />

bekämen Sozialhilfe<br />

oder<br />

würden allenfalls<br />

über ein<br />

Mindesteinkommenverfügen.<br />

Eines von<br />

vielen Armuts-Projekten in<br />

Schleswig-Holstein bietet der<br />

Kinder- und Jugendbauernhof in<br />

Kiel-Mettenhof an. „Wir wollen<br />

den Teufelskreis durchbrechen,<br />

in dem wir mit den Kindern und<br />

Jugendlichen auch gemeinsam<br />

kochen“, sagt Ben Mc Culloch,<br />

Leiter des Kinder- und Jugendbauernhofs.<br />

In der extra dafür<br />

hergerichteten Küche des früheren<br />

Bauernhofes bekommen<br />

Kids fünf Mal in der Woche eine<br />

kostenlose Mittagsmahlzeit. Dabei<br />

kommt es Mc Culloch und<br />

seinem Team nicht nur darauf<br />

an, die Mädchen und Jungen<br />

satt zu bekommen. Sie sollen<br />

auch erleben, in einer Gemeinschaft<br />

zu essen. Das gehört in<br />

dem als sozialem Brennpunkt<br />

bekannten Stadtteil längst nicht<br />

für alle Kinder zum Alltag. „Hier<br />

gibt es viele günstige Wohnungen,<br />

wodurch große Familien<br />

angezogen werden. Viele sind<br />

von Arbeitslosigkeit betroffen“,<br />

schildert Mc Culloch das Umfeld<br />

der vor über 20 Jahren gegründeten<br />

Einrichtung der Kieler<br />

<strong>AWO</strong>. Ein großer Teil der Kinder<br />

komme aus Familien, die<br />

Die MitarbeiterInnen des<br />

Hofes hatten beobachtet,<br />

dass viele Kinder sich<br />

Chips und Süßigkeiten an<br />

der benachbarten<br />

Tankstelle kauften, weil es<br />

zu Hause nicht regelmäßig<br />

Mittagessen gab.<br />

von Sozialhilfe leben, berichtet<br />

Mc Culloch. Die MitarbeiterInnen<br />

des Hofes hatten beobachtet,<br />

dass viele Kinder sich<br />

Chips und Süßigkeiten an der<br />

benachbarten Tankstelle kauften,<br />

weil es zu Hause nicht regelmäßig<br />

Mittagessen gab.<br />

1997 starteten sie deshalb<br />

den Mittagstisch auf dem Bauernhof.<br />

Inzwischen hätten sich die<br />

Essgewohnheiten der Kinder<br />

verändert. 30 bis 40 Kids kommen<br />

zum Essen. Sie würden<br />

außerdem immer häufiger<br />

nach Obst und Mineralwasser<br />

fragen als früher, haben die<br />

Pädagogen beobachtet. Gegessen<br />

wird in mehreren Gruppen,<br />

von 14 bis 15.30 Uhr<br />

und wieder<br />

ab 17 Uhr.<br />

Das Projekt<br />

wird<br />

großzügig unterstützt.Dreimalwöchentlich<br />

können<br />

Hofmitarbeiter<br />

warmes Essen<br />

aus Kantinen<br />

abholen, zweimal aus der<br />

Schule am Göteborgring und<br />

einmal von der Siemens AG.<br />

An einem Tag der Woche wird<br />

mit den Kindern gemeinsam<br />

gekocht und gebacken. Zwei<br />

Mal gibt es eine Brotmahlzeit<br />

und Obst. Zutaten werden<br />

vom Verein der Kieler Tafel und<br />

vom Citti-Großmarkt geliefert.<br />

Finanziell wird das Projekt zudem<br />

vom Sparkassen- und<br />

Giroverband Schleswig-Holstein<br />

gefördert. Bis Ende 2005<br />

hat das Geldinstitut 4.100 Euro<br />

pro Jahr zugesagt.<br />

Der kostenlose Mittagstisch<br />

ist eingebettet in eine ganze<br />

Reihe anderer Angebote. Die<br />

Jugendlichen können sich an<br />

der Pflege der zahlreichen Tiere<br />

auf dem Hof, von Kaninchen<br />

bis zu Ponys, beteiligen,<br />

Basteln und Werken, sich im<br />

Jugendhaus treffen und sich<br />

bei den Schularbeiten helfen<br />

lassen. 1981 wurde der Kinder-<br />

und Jugendbauernhof am<br />

Skandinaviendamm auf rund<br />

5,3 Hektar Gelände eröffnet.<br />

Täglich besuchen rund 150<br />

Kinder die Einrichtung.<br />

Anzeige<br />

SEB<br />

105 x 297 mm


30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 30<br />

LÄNDERMAGAZIN<br />

Betreutes Reisen der <strong>AWO</strong> Essen<br />

Mit dem Gehwagen zum Ballermann<br />

Essen. Mallorca – die Lieblingsinsel der<br />

Deutschen, von vielen immer wieder gerne<br />

besucht, selten aber nur von älteren Menschen<br />

mit körperlichen Beeinträchtigungen.<br />

Dem hilft nun die <strong>AWO</strong> Essen mit einem<br />

neuen Angebot ab. Mit „... betreutes Reisen<br />

für Senioren“ bietet der Reiseservice<br />

zwei Wochen Sonne und gute Laune für ältere<br />

Menschen, die eben nicht mehr so gut<br />

zu Fuß sind. Eine Gruppe kehrte jetzt von<br />

der Reise mit professioneller Betreuung<br />

zurück. Diese Reise richtete sich vor allem<br />

an ältere Menschen, die auch die zweite<br />

Lebenshälfte mit Spaß und Gleichgesinnten<br />

erleben möchten und dabei auf Sicherheit<br />

und intensive Betreuung wert legen wollen<br />

oder müssen. Niemand sollte aufgrund seines<br />

Alters oder aus Gesundheitsgründen<br />

auf das Reisen verzichten müssen, so ist<br />

der Anspruch an betreutes Reisen.<br />

Schon am Abflugtag wurde der Unterschied<br />

zu „normalen“ Ferienreisen deutlich.<br />

Es klingelte früh an der Wohnungstür,<br />

der freundliche Fahrer holte den Koffer ab<br />

Sozialpsychiatrische<br />

Einrichtungen<br />

Voll auf Erfolgskurs<br />

Kreis Nordfriesland. Eine Erfolgsbilanz<br />

können die Sozialpsychiatrischen Einrichtungen<br />

Nordfriesland (SPE) der <strong>AWO</strong><br />

vorweisen. Mit einer kleinen Wohngruppe<br />

für sieben Personen fing 1989 in Bredstedt<br />

alles an. Nun laufen die Vorbereitungen<br />

für das 10-jährige Jubiläum der vollstationären<br />

Wohneinrichtung für psychisch<br />

erkrankte Menschen, die 28 BewohnerInnen<br />

Platz bietet.<br />

Im Oktober 1994 wurde das neue<br />

Haus in direkter Nachbarschaft zu einem<br />

Neubaugebiet eröffnet. In all den Jahren<br />

konnte die <strong>AWO</strong> daneben im Kreis Nordfriesland<br />

ein ganzes Netzwerk von Angeboten<br />

für psychisch Kranke und Menschen<br />

mit Suchtproblemen schaffen. Neben den<br />

Standort im Luftkurort Bredstedt sind die<br />

SPE mit Tagestätten in Niebüll und Sylt-Ost<br />

sowie mit Anlaufstellen für ambulante Betreuung<br />

in weiteren Orten des Kreises vertreten.<br />

Die SPE leisten neben der Rundum-<br />

Betreuung auch niedrigschwelligere Hilfe<br />

und gehen somit individuell auf den Be-<br />

30 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

und brachte die TeilnehmerInnen<br />

zum Flughafen. Das hieß, Urlaub<br />

von Anfang an. Vor Ort, in Palma<br />

Nova, waren alle Zimmer,<br />

die Ausflugsbusse und selbst der<br />

nahe gelegen Supermarkt für<br />

Gehbehinderte eingerichtet. Abgesenkte<br />

Bordsteinkanten, Handläufe<br />

überall im Hotel und Rampen<br />

vor fast jeder Tür ermöglichten<br />

ein größtes Maß an Bewegungsfreiheit.<br />

Ausflüge, Strand, Bingo, gutes<br />

Essen und viel Unterhaltung<br />

ließen die SeniorInnen so richtig<br />

aufleben. Eine andere Umgebung<br />

und der damit verbundene<br />

Klimawechsel waren Balsam für<br />

Körper und Seele.<br />

Obwohl das reine Vergnügen im Vordergrund<br />

stand, waren medizinische Versorgung<br />

im Haus und Unterstützung bei<br />

den alltäglichen Problemen und Problemchen<br />

selbstverständlich.<br />

darf der Betroffenen ein. „Wir behandeln<br />

nicht, wir begleiten und unterstützen Menschen<br />

mit psychiatrischen Erkrankungen<br />

und Behinderungen. Grundsätzlich können<br />

Menschen mit jeder Art von psychiatrischem<br />

Krankheitsbild bei uns Aufnahme<br />

finden“, erklärt der Leiter der SPE Dirk Beyer.<br />

Zu seinem Team gehören rund 45 Mitarbeiterinnen<br />

und MitarbeiterInnen.<br />

Zwei Grundprinzipien werden daran<br />

deutlich: Dass die Sozialpsychiatrischen<br />

Einrichtungen den Menschen in Nähe ihres<br />

Wohnortes und sozialen Umfelds zur<br />

Seite stehen wollen und ihnen Hilfe zur<br />

Selbsthilfe bieten. Soweit möglich helfen<br />

Mitarbeiter der SPE ihren Klienten soziale<br />

Kontakte zu erhalten, Probleme am Ar-<br />

Damit Reisen auch noch mit Einschränkungen im<br />

Alter möglich sind bietet die <strong>AWO</strong> Essen<br />

„... betreutes Reisen für Senioren“ an.<br />

Die nächsten Termine „... betreutes Reisen<br />

für Senioren“ sind Korfu im Herbst und<br />

Mallorca über Weihnachten und Sylvester.<br />

Weiter Informationen unter Tel.: 02 01/<br />

18 97- 420.<br />

(ree)<br />

beitsplatz zu lösen oder wenn nötig, den<br />

Weg zurück in ein selbständiges Leben zu<br />

finden.<br />

Das Jubiläum der Kerneinrichtung nehmen<br />

Beyer und sein Team zum Anlass,<br />

außer einem großen Sommerfest auch eine<br />

Veranstaltungsreihe zu organisieren,<br />

die Informationen zu verschieden Arbeitsfeldern<br />

der SPE bietet. Offizieller Höhepunkt<br />

der Feierlichkeiten soll die Namensgebung<br />

für das Bredstedter Wohnheim am<br />

1. Oktober werden.<br />

Weitere Informationen zum umfangreichen<br />

Jubiläumsprogramm und die Einrichtungen<br />

unter Tel.: 04671/91300) und im<br />

Intertnet (www.awo-sh-verrueckt.de).<br />

(siv)<br />

Feiern und das Erleben<br />

von Gemeinschaft kommen<br />

in dem Bredstedter<br />

Wohnheim der <strong>AWO</strong> wie<br />

hier auf dem Herbstfest<br />

nicht zu kurz. Bewohner,<br />

Mitarbeiter, Angehörige<br />

und Freunde wollen im<br />

September das zehnjährige<br />

Bestehen der Einrichtung<br />

in Nordfriesland<br />

feiern.<br />

Foto: <strong>AWO</strong>


30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 31<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Erweiterung für krebskranke junge Menschen<br />

„Mitbauen am neuen Haus!“<br />

Katharinenhöhe. Die Katharinenhöhe,<br />

eine Einrichtung des <strong>AWO</strong> Bezirksverbands<br />

Baden im Schwarzwald-Baar-Kreis,<br />

wurde mit der familienorientierten Rehabilitation<br />

für Kinder mit ihren Eltern und Geschwistern<br />

bundesweit bekannt. 1985 gegründet,<br />

ging die Klink damit einen völlig<br />

neuen Weg – und heute kommen mehr als<br />

ein Viertel der jährlich in Deutschland an<br />

Krebs erkrankten Kinder mit ihren Familien<br />

in die <strong>AWO</strong>-Einrichtung zur Rehabilitation.<br />

Genauso hat auch das Konzept für<br />

krebskranke Jugendliche zwischen 16 und<br />

20 Jahren sowie für junge Menschen ab<br />

21 Jahren Modellcharakter. Ihre Betreuung<br />

in kleinen Gruppen ist genau auf die Bedürfnisse<br />

der PatientInnen abgestimmt und<br />

therapeutisch erfolgreich. Untergebracht<br />

sind die Gruppen bisher einige Kilometer<br />

entfernt von der Klinik im Schwarzwalddorf<br />

Schönwald. Das ehemalige Hotel ist<br />

jedoch längst zu klein geworden. Zu den<br />

Behandlungen muss oft mit dem Kleinbus<br />

gependelt werden. Auch organisatorisch<br />

ist es problematisch, die Klinik an zwei verschiedenen<br />

Orten zu betreiben. Mit den<br />

Jahren wurde so die Notwendigkeit immer<br />

dringlicher, die Jugendbetreuung direkt auf<br />

das Klinikgelände zu holen, dort auszubauen<br />

und vollständig zu integrieren. Kein<br />

geringes Vorhaben: Das Projekt wird rund<br />

fünf Millionen Euro kosten und soll letztlich<br />

die gesamte Anlage optimieren.<br />

Klinikleiter Stephan Maier bestätigt,<br />

wie wichtig der Neubau sein wird. Nach<br />

Mehr Raum und bessere Therapiemöglichkeiten für krebskranke Jugendliche entstehen<br />

derzeit auf der Katharinenhöhe.<br />

seinen Angaben erkranken jährlich etwa<br />

1.800 Kinder und Jugendliche bis zu 16<br />

Jahren an Krebs, ebenso viele müssen mit<br />

einem schweren Herzfehler in Behandlung.<br />

Noch höher als bei Kindern zwischen<br />

fünf und 14 Jahren ist die Zahl der<br />

Krebserkrankungen bei jungen Menschen<br />

zwischen 14 und 21 Jahren. Da es kaum<br />

so spezialisierte Reha-Plätze für Jugendliche<br />

gibt, hat die Katharinenhöhe, die einen<br />

ausgezeichneten Ruf genießt, in diesem<br />

Bereich eine lange Warteliste.<br />

Nur die wenigsten jungen KrebspatientInnen<br />

haben zuvor schon Betroffene im<br />

gleichen Alter kennen gelernt – auf der<br />

Katharinenhöhe jedoch ist die Gruppe das<br />

Herzstück der Rehabilitation. Bei den meisten<br />

im sensiblen Entwicklungsalter zwischen<br />

Kindheit und Erwachsensein wird die pubertäre<br />

Unsicherheit durch die Krankheit erheblich<br />

verstärkt. Zukunftspläne lösen sich<br />

in nichts auf, die Kontakte zu Freunden und<br />

Schule sind unterbrochen. In der Gruppe<br />

können sich viele zum ersten Mal nach der<br />

schockierenden Diagnose öffnen und sehen,<br />

wie andere in gleicher Lage mit dem<br />

Schicksal Krebs umgehen. Im Team arbeiten<br />

Ärzte und Krankenschwestern, Physiound<br />

Ergotherapeuten übergreifend mit Heilpädagogen,<br />

Psychologen und Lehrern.<br />

LÄNDERMAGAZIN<br />

Von bisher 15 Plätzen für Jugendliche<br />

wird aufgestockt auf über 35. Mindestens<br />

die doppelte Kapazität soll die Katharinenhöhe<br />

für junge Menschen bekommen.<br />

Wie der Vorsitzende der <strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />

Baden, Hansjörg Seeh, allerdings<br />

betont, geht es „eher um bessere Heilungsvoraussetzungen<br />

als um mehr Patienten.“<br />

Das heißt: Nicht nur sieben Einbett- und<br />

16 Doppelzimmer mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen<br />

werden gebaut, sondern<br />

vor allem soll die Gesamtbetreuung erweitert<br />

und Zugang zu sämtlichen medizinischen,<br />

therapeutischen und sportlichen Einrichtungen<br />

geschaffen werden, z. B. zu Ultraschalldiagnostik,<br />

EKG und Belastungs-<br />

EKG, zu Lungenfunktionsmessungen und<br />

zum Bäderbereich. Die neuen Räume für<br />

Massage und Krankengymnastik werden<br />

genau nach dem Bedarf der jungen PatientInnen<br />

eingerichtet. Eine Neuheit wird der<br />

spezielle Fitnessraum bilden.<br />

Mit dem ersten Bauabschnitt wurde im<br />

September 2003 begonnen; jetzt wurde<br />

der zweite gestartet. Die Fertigstellung ist<br />

im Sommer 2005 vorgesehen, vorausgesetzt,<br />

die Finanzierung steht. Noch fehlt eine<br />

runde Million Euro, die nur durch Spenden<br />

abgedeckt werden kann. Dazu hat die<br />

Katharinenhöhe eine Spendenaktion gestartet.<br />

Bankverbindung: Bank für Sozialwirtschaft,<br />

Karlsruhe, Konto: 6726101,<br />

BLZ: 660 205 00. Weitere Infos im Internet<br />

(www.katharinenhoehe.de).<br />

(UE)<br />

Nachsorgepreis 2003<br />

für ärztlichen Leiter<br />

Katharinenhöhe.<br />

Für seine langjährigen<br />

Verdienste wurde<br />

der Chefarzt der<br />

Katharinenhöhe, Dr.<br />

med. habil. Eberhard<br />

Leidig mit dem Nachsorgepreis<br />

der Stiftung<br />

Deutsche Kinderkrebsnachsorge<br />

geehrt. Die Stiftung<br />

würdigte seinen Einsatz in der Familien<br />

orientierten Rehabilitation und deren<br />

Übertragung auch auf herz- und mukoviszidosekranke<br />

Kinder. Er habe dazu<br />

beigetragen, diese Form der Rehabilitation<br />

„durch die Qualifizierung des Angebots,<br />

die Formulierung von Therapiezielen<br />

und durch die Erarbeitung von<br />

Standards langfristig zu sichern.“ (UE)<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 31


30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 32<br />

LÄNDERMAGAZIN<br />

Informations-Offensive 2004<br />

Pflege hat eine Zukunft<br />

Die Pflegeversicherung ist dringend reformbedürftig. Doch neben<br />

Gesundheits-, Renten- oder Steuerreform wird dies in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung häufig noch übersehen. Die <strong>AWO</strong> hat deshalb<br />

bundesweit zu regionalen Informationsveranstaltungen im<br />

Rahmen einer Pflegeoffensive „Zur Zukunft der Pflege“ aufgerufen.<br />

Viele Einrichtungen und Gliederungen haben sich daran beteiligt –<br />

Beispiele:<br />

Braunschweig – An insgesamt fünf<br />

Standorten von <strong>AWO</strong>-Altenzentren haben<br />

der Braunschweiger <strong>AWO</strong>-Bezirksgeschäftsführer<br />

Ulrich Markurth und der Leiter<br />

der Abteilung für soziale Einrichtungen<br />

<strong>beim</strong> Bezirksverband, Rifat Fersahoglu-<br />

Weber, eine Woche lang Überzeugungsarbeit<br />

geleistet. In Salzgitter, Wolfenbüttel,<br />

Helmstedt, Braunschweig und Vechelde<br />

stellten sie gemeinsam mit MitarbeiterInnen<br />

der Häuser VertreterInnen von Presse<br />

und Politik die Reformvorschläge der<br />

<strong>AWO</strong> zur Pflegeversicherung vor.<br />

Bei der lokalen Presse fiel die Problematik<br />

oft nicht auf Anhieb auf fruchtbaren<br />

Boden, gingen die Redakteure doch<br />

zunächst davon aus, es handele sich hierbei<br />

um ein überregionales Thema. Rifat<br />

Fersahoglu-Weber: „Nur auf den ersten<br />

Blick. Denn das, was bundesweit beschlossen<br />

wurde, haben die Bewohner und Mitarbeiter<br />

in unseren Häusern hautnah auszubaden!“<br />

So hatten die Mitarbeiterinnen im Altenzentrum<br />

Salzgitter-Bad sehr eindrucksvoll<br />

dokumentiert, wieviel Bürokratismus<br />

die aktuelle Version der Pflegeversicherung<br />

verursacht: An vier jeweils mehrere<br />

Meter langen Wäscheleinen hatten sie die<br />

über fünfzig Formulare aufgehängt, die<br />

das Personal für die Pflegedokumentation<br />

einer Person ausfüllen muss. Würde dieser<br />

Bürokratismus, der rund 25 Prozent der<br />

Pflegetätigkeit umfasst, eingedämmt werden,<br />

könnte die frei werdende Zeit zusätzlich<br />

für die Pflege der BewohnerInnen genutzt<br />

werden.<br />

Eine weitere zentrale Forderung der<br />

<strong>AWO</strong> bezieht sich auf die Berücksichtigung<br />

der psychosozialen Betreuung der<br />

steigenden Zahl demenzkranker Menschen<br />

bei der Eingruppierung in die Pflegestufen.<br />

Christian Burgdorf, Leiter des<br />

<strong>AWO</strong>-Altenzentrums Querum in Braun-<br />

32 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

schweig, skizzierte: „Von unseren 138 Bewohnern<br />

sind 104 dement, das sind<br />

75 Prozent. Nur neunzehn Personen leben<br />

in einer speziellen Wohngruppe für Alzheimer-Patienten,<br />

und davon sind nur<br />

zwölf in Pflegestufe drei eingruppiert.“ Da<br />

die Demenzkranken meist keine körperlichen<br />

Gebrechen haben, würden sie in geringe<br />

Pflegestufen eingruppiert, hätten jedoch<br />

denselben Betreuungsaufwand wie<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

schwerstpflegebedürftige Menschen, weil<br />

sie meist hyperaktiv sind und eine „zeitintensive<br />

Tendenz zum Weglaufen haben“,<br />

so Burgdorf. Von insgesamt 29 Bundesund<br />

Landtagsabgeordneten waren zehn<br />

der Einladung in die Heime gefolgt. Ulrich<br />

Markurth hat alle Politiker jetzt zusätzlich<br />

ermuntert, eine Hospitation in den <strong>AWO</strong>-<br />

Häusern zu absolvieren, um sich einen<br />

noch persönlicheren Eindruck von der derzeitigen<br />

Pflegesituation zu verschaffen.<br />

Darüber hinaus hat der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />

während der Pflegeoffensive alle<br />

Angehörigen der rund 1.200 Bewohnerinnnen<br />

und Bewohner der 13 <strong>AWO</strong>-<br />

Altenzentren zwischen Harz und Heide<br />

durch Flugblätter über ihre Reformvorschläge<br />

informiert und in der Stadt Braunschweig<br />

eine dreiwöchige Plakataktion an<br />

den Litfaßsäulen durchgeführt. Eine Ausstellungseröffnung<br />

und eine Podiumsdiskussion<br />

des <strong>Ortsverein</strong>s Wolfenbüttel hatten<br />

den Auftakt zu den Aktionstagen gebildet.<br />

40.000<br />

Fachkräfte fehlen<br />

Schleswig-Holstein – Mit einer Reihe<br />

von Informationsveranstaltungen, einer Telefonaktion<br />

oder mit Tagen der offenen Tür<br />

hat die <strong>AWO</strong> Schleswig-Holstein an der<br />

Kampagne beteiligt.<br />

Neben der Finanzierung wurde vor allem<br />

auf ein weiteres Problem hingewiesen:<br />

Heute fehlen rund 40.000 Fachkräfte in<br />

der Pflege. Menschenwürdige Pflege erfordere<br />

nicht nur gut ausgebildetes Personal,<br />

sondern auch bessere Arbeitsbedingungen,<br />

etwa durch neue Arbeitszeitmodelle,<br />

meint Anke Buhl, Fachreferentin der <strong>AWO</strong><br />

Schleswig-Holstein. Aktuelle Probleme kamen<br />

zum Start der Pflegeoffensive in der<br />

Hotline-Aktion der <strong>AWO</strong> in der Kieler Landesgeschäftsstelle<br />

zu Sprache. „Hier wie<br />

auch bei unserem Pflegenottelefon wird<br />

immer wieder danach gefragt, woran ein<br />

gutes Pflegeheim zu erkennen sei“, berichtete<br />

Anke Buhl. Einer ihrer Tipps für Laien<br />

lautet, eine Einrichtung möglichst am<br />

Nachmittag zu besuchen. Dann zeige<br />

sich, ob Freizeitaktivitäten angeboten würden,<br />

um BewohnerInnen nicht in der Langeweile<br />

versinken zu lassen. Vormittags<br />

laufe meist die Pflegeroutine ab. Auch haben<br />

bei der Telefonaktion jüngere Menschen<br />

mit Behinderungen oft nach speziellen<br />

Einrichtungen für ihre Bedürfnisse gefragt.<br />

„Hier fehlt es an Alternativen zu den<br />

Pflegeeinrichtungen, die sich auf Senioren<br />

ab 70 Jahre eingestellt haben“, so Anke<br />

Buhl. (bar/siv)


30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 33<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

<strong>AWO</strong>-Kinder besuchen SeniorInnen<br />

Alle Vögel sind schon da<br />

Herford. Da staunten die Kinder<br />

der <strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte<br />

Diebrocker Straße nicht<br />

schlecht. Die HeimbewohnerInnen<br />

sangen alle Strophen der<br />

Frühlingslieder auswendig mit.<br />

Zum zweiten Mal schon machten<br />

die Kinder der <strong>AWO</strong>-Kita<br />

Diebrockerstraße in Herford<br />

zusammen mit ihrer Leiterin Ilse<br />

Klammt einen Besuch bei SeniorInnen<br />

im Haus Elisabeth. Hilfe<br />

bei der konkreten Umsetzung<br />

dieser Idee erhielt die<br />

Kita vom Herforder Seniorenbesuchsdienst<br />

B.E.L.L.A. Zwar<br />

organisiert dieser Besuche bei<br />

SeniorInnen, die allein zu Hause<br />

leben. Gleichzeitig werden<br />

aber auch spezielle Projekte in<br />

der Seniorenarbeit der Stadt<br />

unterstützt und mitentwickelt.<br />

Europäischer Aktionstag<br />

<strong>AWO</strong> Niederrhein<br />

demonstriert in Köln<br />

Köln. Rund 6.000 Mitglieder,<br />

MitarbeiterInnen sowie Eltern<br />

aus Kindergärten, ältere HeimbewohnerInnen<br />

und selbst Angehörige<br />

von Pflegebedürftigen<br />

beteiligten sich an der Demonstration<br />

im Rahmen des europäischen<br />

Aktionstages gegen<br />

Sozialabbau am 3. April<br />

in Köln. Obwohl die Mobilisierung<br />

für manchen Verantwortlichen<br />

in den 15 Kreisverbän-<br />

Rund 120.000 demonstrierten am europäischen<br />

Aktionstag gegen Sozialabbau in Köln – mitten<br />

unter ihnen die <strong>AWO</strong> Niederrhein.<br />

Natürlich berichteten die<br />

Kinder den interessierten SeniorInnen<br />

auch aus ihrer Schule.<br />

Staunend lauschten sie dann<br />

den Berichten der BewohnerInnen<br />

aus deren Jugendzeit, von<br />

Zwergenschule auf dem Dorf<br />

und von den Arbeiten auf Feld<br />

und Hof.<br />

Diesmal brachten die Kinder<br />

zudem einen bunten Osterstrauß<br />

mit und sangen Frühlingslieder.<br />

Soziales Lernen ist<br />

wichtig,“ erläutert Ilse Klammt.<br />

„Wirklich erfolgsversprechend<br />

und wirkungsvoll ist es aber<br />

nur durch lebendiges Erleben.“<br />

Es gehe bei diesen Besuchen<br />

aber nicht nur darum, Kinder<br />

frühzeitig an soziales Engagement<br />

heranzuführen. „Die Kinder<br />

sind wissbegierig, hören<br />

den der <strong>AWO</strong> Niederrhein<br />

von Kleve bis Leverkusen „gewöhnungsbedürftig“<br />

war, war<br />

in der Mitgliedschaft und bei<br />

den MitarbeiterInnen großer<br />

Demonstrationseifer zu spüren.<br />

Auf der Abschlusskundgebung<br />

sprach der Vorsitzende<br />

des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes<br />

Niederrhein, Paul Saatkamp,<br />

vor den rund 120.000 Demonstranten.<br />

Er vertrat auch das<br />

Bündnis<br />

„Soziale<br />

Bewegung<br />

NRW“, ein<br />

Zusammenschluss<br />

von<br />

27 Partnerorganisationen<br />

von der<br />

<strong>AWO</strong> oder<br />

Attac bis<br />

Verdi oder<br />

VdK.<br />

(ött)<br />

gespannt zu und lernen viel<br />

von den Erzählungen aus<br />

früheren Zeiten,“ so Ilse<br />

Klammt. „Und unsere Bewohner<br />

freuen sich nicht nur über<br />

die fröhliche Abwechslung,<br />

sondern sind glücklich, ein<br />

Stückchen am Leben der Kin-<br />

LÄNDERMAGAZIN<br />

Alt trifft Jung. Regelmäßig besuchen die Kinder der Herforder<br />

<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte Diebrocker Straße die SeniorInnen im<br />

Haus Elisabeth.<br />

Geschäftsführer/in<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

Kreisverband Rhein-Neckar e.V.<br />

Wir suchen zum 1.10.2004<br />

eine Geschäftsführerin/<br />

einen Geschäftsführer<br />

für unseren Kreisverband<br />

der teilnehmen zu können!“<br />

ergänzt Schwester Birgit Manca<br />

vom Haus Elisabeth. In regelmäßigen<br />

Abständen sollen<br />

die Besuche weitergeführt werden.<br />

Zu uns gehören 40 <strong>Ortsverein</strong>e mit rd. 4000 Mitgliedern.<br />

In den Bereichen Jugendhilfe, Behindertenhilfe, Sozialpsychiatrie<br />

und Altenhilfe unterhalten wir zahlreiche<br />

Dienste und Einrichtungen mit rd. 130 Beschäftigten.<br />

Bitte bewerben Sie sich, wenn Sie folgende<br />

fachliche Voraussetzungen erfüllen:<br />

– Ausbildung als Sozialarbeiter/in<br />

mit betriebswirtschaftlicher Qualifikation<br />

– Berufserfahrung in einer Leitungsfunktion<br />

– Erfahrung in Projektarbeit, Verbandsarbeit<br />

und Teamarbeit<br />

– Kenntnisse über Qualitätsmanagement<br />

Wir bieten eine interessante, verantwortungsvolle<br />

und vielseitige Tätigkeit bei angemessener Vergütung.<br />

Das Arbeitsverhältnis orientiert sich am bisherigen<br />

Tarifvertrag der <strong>AWO</strong>.<br />

Ihre Bewerbung senden Sie bitte bis<br />

spätestens 15. Mai 2004 an:<br />

Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Rhein-Neckar<br />

Wormser Straße 16 in 68526 Ladenburg<br />

Telefon 0 62 03 / 9 28 50<br />

(pm)<br />

<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 33<br />

Foto: bella


30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 34<br />

LÄNDERMAGAZIN<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Medienförderpreis für <strong>AWO</strong>-Projekt<br />

Lernsoftware in der „Wuselvilla“ und der „Rappelkiste“<br />

Ulm. Erfolgreicher Spracherwerb schon<br />

im Kindergartenalter eröffnet Chancen für<br />

Kinder mit Migrationshintergrund, auch in<br />

der Schule erfolgreich zu sein. Deshalb<br />

wurde vor zwei Jahren - schon bevor die<br />

Ergebnisse der PISA-Studie die Notwendigkeit<br />

einer solchen Frühförderung ein<br />

weiteres Mal bestätigten - für Vorschulkinder<br />

der <strong>AWO</strong>-Kindertagesstätten „Wuselvilla“<br />

und „Rappelkiste“ in der Ulmer<br />

Weststadt ein Computer-Lernspiel entwickelt,<br />

bei dem Kinder sowohl ihre türkische<br />

Muttersprache besser beherrschen<br />

lernen, als auch ihren Wortschatz der<br />

deutschen Sprache erweitern können.<br />

Gemeinsam mit HermannSchleicher-Rövenstrunck,<br />

dem Leiter der beiden<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätten,<br />

und den im Vorschulbereich<br />

tätigen Erzieherinnen<br />

entwickelte die Mädchen-<br />

Computer-AG der kooperierenden<br />

und benachbarten<br />

Albrecht-Berblinger-Hauptschule<br />

unter der Projektleitung<br />

von Lehrerin Annette Jakob-Ostrowski<br />

und Schulso-<br />

zialarbeiterin Kerstin Steuerwald<br />

Ideen, wie der systematische<br />

Spracherwerb von<br />

Kindern im Vorschulalter auf<br />

spielerische Weise unterstützt<br />

werden kann.<br />

Dieses entstandene und<br />

nun im Einsatz erprobte Lernspiel ist neben<br />

dem Projekt „Schlaumäuse-Kinder erlernen<br />

Sprache am PC“, das gemeinsam mit<br />

Microsoft in der Wuselvilla durchgeführt<br />

34 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

Mädchen der Albrecht-Berblinger-Hauptschule<br />

in Ulm<br />

haben die Lernsoftware für<br />

die Kindertagesstätte entwickelt.<br />

wird und dem spielerischen Umgang mit<br />

Englisch („Happy young learning“) sowie<br />

den Jim-Knopf-Sprachfördergruppen Teil<br />

eines Gesamtbildungskonzeptes in den<br />

<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätten, das die in diesem<br />

Alter hohe Bereitschaft zum sprachlichen<br />

Lernen aufgreift und zum Ziel hat, Benachteiligungen<br />

in diesem Bereich auszugleichen.<br />

Die Kooperation mit der Kindertagesstätte<br />

bot für die Berblinger-Hauptschule<br />

eine weitere Möglichkeit, wie sich Schülerinnen<br />

der Schule an der Gestaltung ihres<br />

Stadtteils beteiligen können.<br />

Die Mädchen, die sich der Entwicklung<br />

des Lernspiels widmeten,<br />

konnten ihrerseits auf<br />

ihre Stärken zurückgreifen<br />

und diese ausbauen. Hier<br />

konnten die türkisch sprechenden<br />

Teilnehmerinnen<br />

als Sprach-Expertinnen herangezogen<br />

werden. Der<br />

Ausbau des Schulkonzepts<br />

der Albrecht-Berblinger-<br />

Hauptschule widmet sich<br />

zudem seit mehreren Jahren<br />

der Stärkung sozialer Kom-<br />

petenzen. Deshalb ist geplant,<br />

die Mädchen auch<br />

bei der Betreuung der Kindergartenkinder<br />

am Computer<br />

mit einzubeziehen.<br />

Die Mädchen erhalten so<br />

die Möglichkeit, anderen<br />

dort zu helfen, wo sie selbst Schwierigkeiten<br />

hatten, die überwunden sind, und zu<br />

Vorbildern für gelungenes Sprachenlernen<br />

und Integration zu werden.<br />

Diese Angebote für eine besonders benachteiligte<br />

Gruppe unterstützen und entwickeln<br />

die Stärken der Mädchen, die<br />

auch im beruflichen Bereich weniger<br />

Chancen als andere haben. Gerade deshalb<br />

war es wichtig, die Kompetenzen der<br />

Mädchen am Computer zu erhöhen.<br />

Lernen in der Kita einmal anders. Die Kinder<br />

der Ulmer „Wuselvilla“ und „Rappelkiste“<br />

sammeln sich um den Computer.<br />

Mittlerweile wurde das deutsch-türkische<br />

Sprachenlernspiel mit dem Förderpreis<br />

Medienpädagogik 2003 des Südwestrundfunks<br />

ausgezeichnet. Mit großem<br />

Spaß und viel Energie sind die Kinder der<br />

Wuselvilla dabei, am PC ihre Fähigkeiten<br />

zu erweitern und ihn in ihren Tagesstättenalltag<br />

aufzunehmen.<br />

Das deutsch-türkische Sprachenlernspiel<br />

ist für 21 Euro erhältlich bei der<br />

<strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte „Wuselvilla“, Moltkestraße<br />

14, 89077 Ulm, Tel: 0731 / 931<br />

63 60, E-Mail (HSR007007@aol.com).<br />

<strong>AWO</strong> zu Gast in Straßburg<br />

(gre)<br />

Auf Einladung der nord- und osthessischen SPD-Europaabgeordneten<br />

Barbara Weiler (Fulda) besuchte eine Delegation der<br />

<strong>AWO</strong> aus dem Bezirk Hessen-Nord das Europäische Parlament<br />

in Straßburg. „Mit dieser Fahrt will ich mich bei den zahlreichen<br />

ehrenamtlich tätigen <strong>AWO</strong>-Mitgliedern für ihr soziales und karitatives<br />

Engagement bedanken“, so Barbara Weiler. Unter Leitung<br />

der <strong>AWO</strong>-Kreisvorsitzenden Kassel-Land und stellvertretenden Bezirksvorsitzenden<br />

Ingeburg Gründer-Schäfer absolvierte die Reisegruppe<br />

ein abwechselungsreiches Programm, welches neben<br />

touristischen Attraktionen, wie Führungen durch die Elsaß-Städte<br />

Colmar und Straßburg auch politische Termine beinhaltete. Höhepunkt<br />

der Reise war der Besuch einer Plenardebatte im Straßburger<br />

Europaparlament sowie ein intensives Gespräch mit Barbara<br />

Weiler. (wie)<br />

Fotos: <strong>AWO</strong>


30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 35<br />

„Gekkifanten“ in Monheim<br />

Nasendusche gegen Erkältung<br />

Monheim. Wer kennt sie als Eltern nicht,<br />

die ständig triefenden Nasen? Gerade in<br />

der Übergangszeit kommen Kinder aus der<br />

Dauererkältung nicht mehr raus. Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt konnte sich<br />

in der Kindertagesstätte der <strong>AWO</strong> in Monheim<br />

überzeugen, dass das nicht sein muss.<br />

Die <strong>AWO</strong> Niederrhein und der <strong>AWO</strong>-Kooperationspartner,<br />

die Gmünder ErsatzKasse<br />

GEK, stellten ihr eine Initiative zur wirksamen<br />

Erkältungsprävention bei Kindern<br />

vor: Die Nasenspülkanne für Kinder namens<br />

„Gekkifant“. „Die Gesundheitsvorsorge<br />

steckt noch in den Kinderschuhen“, sagte<br />

die Ministerin, „daher müssen wir neben<br />

dem Präventionsgesetz konkrete Präventionsprojekte<br />

auf den Weg bringen und das<br />

möglichst früh.“ Wie das Beispiel der Zahnprophylaxe<br />

zeige, fange erfolgreiche<br />

Prävention im Kindergarten an. Hier wachse<br />

das Bewusstsein für gesundes Verhalten<br />

am schnellsten, hier werde Gesundheit zur<br />

Gewohnheit.<br />

Prävention soll nicht nur gut klingen,<br />

sondern auch gut tun, sagte der Vorstandsvorsitzende<br />

der GEK, Dieter Hebel. Zwar<br />

brauche man auch klare Begriffe und recht-<br />

Denzlingen. In acht statt neun Jahren zum<br />

Abitur. Das wird ab dem Schuljahr 2004/5<br />

in ganz Baden-Württemberg so sein, und<br />

das ist nur eine der neuen Regelungen.<br />

Mehr Nachmittagsunterricht ist die Folge.<br />

Was aber machen die SchülerInnen mittags?<br />

Die Landesregierung sagt: „Ob und<br />

wie von der Schule aufgrund eines erweiterten<br />

Nachmittagsunterrichts ein Mittagessen<br />

angeboten wird, entscheidet der Schulträger.“<br />

Und so warten die meisten auf die<br />

sich einstellenden Probleme.<br />

Der <strong>AWO</strong>-<strong>Ortsverein</strong> in Denzlingen<br />

(Kreis Breisgau-Hochschwarzwald/Emmendingen)<br />

betreibt schon jetzt ein innovatives<br />

Projekt, das die Zukunft vorweg nimmt. Seit<br />

diesem Schuljahr geben ehrenamtliche HelferInnen<br />

Essen in der neuen Schülermensa<br />

des Bildungszentrums aus. Die Einrichtung<br />

stieß auf großes Interesse. Aus den anfangs<br />

etwa 35 Mahlzeiten pro Woche wurden<br />

bald 80. Pro Tag müssten es 40 Essen sein,<br />

um wirtschaftlich arbeiten zu können. Ab<br />

nächstem Jahr ist damit zu rechnen.<br />

liche Rahmenregelungen für die Prävention.<br />

„Entscheidend ist aber, dass alle Beteiligten<br />

mittun. Wir brauchen mehr Praktiker der<br />

Prävention.“<br />

Die Wirksamkeit der Nasenspülkanne<br />

sei im Rahmen eines GEK-Modellvorhabens<br />

eindrucksvoll belegt worden. Die Ergebnisse<br />

der wissenschaftlichen Langzeitstudie<br />

waren bemerkenswert: Mehr als die Hälfte<br />

der Testpersonen erlebte durch den regelmäßige<br />

Einsatz der Nasendusche Linderung<br />

bei nahezu allen Erkältungsbeschwerden.<br />

Die durchschnittliche Zahl täglicher Beschwerden<br />

wurde nahezu halbiert. Zudem<br />

sank der Medikamentenkonsum und Ärzte<br />

wurden in diesem Zeitraum erheblich seltener<br />

aufgesucht. So seien allein im Jahr<br />

2002 für unter 18-jährige GEK-Versicherte<br />

Nasensprays und Schnupfenmittel im Wert<br />

von über 500.000 Euro verordnet worden.<br />

Auch der <strong>AWO</strong>-Geschäftsführer am<br />

Niederrhein, Erwin Knebel, konnte sich mit<br />

dem innovativen Gesundheitsprojekt „Gekkifanten<br />

in Monheim“ sofort anfreunden:<br />

„In den über 130 <strong>AWO</strong>-Kindertageseinrichtungen<br />

am Niederrhein, in denen täglich<br />

annähernd 10.000 Kinder im Alter von<br />

In Denzlingen hat die Zukunft schon begonnen<br />

In der neuen <strong>AWO</strong>-Schülermensa schmeckt’s prima<br />

Die Qualität der Mahlzeiten trägt dazu<br />

bei, längst greifen auch Lehrkräfte gerne<br />

zu. Kein Wunder – das Essen stammt aus<br />

der guten Küche des <strong>AWO</strong> Seniorenzentrums<br />

und erfüllt hohe ernährungswissenschaftliche<br />

Ansprüche. So gehören auch frischer<br />

Salat und feine Desserts zum Menü.<br />

Ehrenamtliche der <strong>AWO</strong> geben mittags<br />

Essen aus. Was hier preiswert serviert<br />

wird, stammt von professionellen <strong>AWO</strong>-<br />

Köchen. Angesichts kommender Schulreformen<br />

ist ihr Engagement für viele Schulen<br />

Beispiel gebend.<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

LÄNDERMAGAZIN<br />

„Gekkifant“ im Einsatz: Interessiert lässt<br />

sich Bundesgesundheitsministerin Ulla<br />

Schmidt den Gebrauch der Nasenspülkanne<br />

von den kleinen ErxpertInnen erklären.<br />

drei Monaten bis zwölf Jahren betreut werden,<br />

kommt der Gesundheitserziehung ein<br />

zentraler Stellenwert zu. Wir versuchen hier<br />

als erste Instanz außerhalb der Familie darauf<br />

hinzuwirken, gesundheitliche Chancengleichheit<br />

für alle Kinder herzustellen. Und<br />

dazu gehört die kindgerechte Vermittlung<br />

von Gesundheit."<br />

Bei den Monheimer Kindern kam die<br />

Nasenspülung mit dem Gekkifanten jedenfalls<br />

gut an und sie zeigten der Ministerin,<br />

wie man denn die Nase richtig spült.<br />

(beh)<br />

Vier Euro kostet das Essen, ein günstiger<br />

Preis, der nur durch die ehrenamtliche Organisation<br />

möglich ist. Jeweils zu viert stehen<br />

die insgesamt zehn Freiwilligen an der<br />

Schöpfkelle. Der Raum bei der Sporthalle<br />

wird mietfrei zur Verfügung gestellt, die Betriebskosten<br />

für Wasser oder Strom übernimmt<br />

die Gemeinde.<br />

<strong>Ortsverein</strong>svorsitzender Jochen Himpele,<br />

nennt einen weiteren schönen Effekt:<br />

„Die Lehrer und Schüler lernen sich von einer<br />

anderen Seite kennen. Sie reden und lachen<br />

miteinander wie zu Hause.“ Auf dem<br />

Weg in die Zukunft, vielleicht bald mit<br />

Ganztagsschulen, lohnt sich also der Blick<br />

nach Denzlingen. (UE)<br />

Anz.<br />

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<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 35<br />

Foto: gek


30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 36<br />

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Zwei Konzepte in Kiel und Plön<br />

Aktionen bringen neue<br />

Mitglieder<br />

Kiel/Schönkirchen. Dass<br />

Mitgliederwerbung sehr erfolgreich<br />

sein kann haben<br />

zwei völlig unterschiedliche<br />

Kampagnen der <strong>AWO</strong> in<br />

Schleswig-Holstein beweisen.<br />

Während die Kieler <strong>AWO</strong> mit<br />

Angeboten wie der vergünstigten<br />

Nutzung von Räumen für<br />

private Zwecke lockt, hat der<br />

Kreisverband Plön mit einer<br />

Umfrage und einer Verlosung<br />

auf sich aufmerksam gemacht.<br />

Innerhalb eines Vierteljahres<br />

traten im ländlich strukturierten<br />

Plöner Raum über 40 BürgerInnen<br />

neu in die <strong>AWO</strong> ein. Auf<br />

dieses Ergebnis ist Kreisvorsitzender<br />

Kai Bellstedt stolz. Mit<br />

etwa 3.400 Mitgliedern sei<br />

der Plöner Kreisverband der<br />

größte in Schleswig-Holstein,<br />

sagte Bellstedt. Die Sonderaktion<br />

im Kreis Plön schloss mit<br />

der Auswertung der Umfrage<br />

ab.<br />

Auf drei Jahre ist dagegen<br />

die Werbekampagne in Kiel<br />

angelegt. Allein im ersten Jahr<br />

gewann die <strong>AWO</strong> hier 115<br />

neue Mitglieder. Somit gehören<br />

rund 1.600 der <strong>AWO</strong><br />

an. „Besonders erfolgreich ist<br />

unser Konzept der Fördermitgliedschaften<br />

in den Kinderhäusern“,<br />

verriet Alfred Diekmann,<br />

Moderator des Arbeitskreises<br />

in Kiel. Eltern, deren<br />

Kinder eine <strong>AWO</strong> Kita besuchen,<br />

können befristet für die<br />

Kindergartenzeit der <strong>AWO</strong><br />

beitreten. Damit erwerben sie<br />

einige Vorteile, wie die Möglichkeit,<br />

Spielmaterial ausleihen<br />

zu dürfen. Außerdem wird<br />

eine <strong>AWO</strong>-Card angeboten,<br />

die Inhabern einige Vorteile<br />

zubilligt. „Wie die vergünstigte<br />

Nutzung unserer Räume“,<br />

erklärte Diekmann. Ihm ist<br />

klar, dass Mitgliederwerbung<br />

kontinuierlich weiter laufen<br />

muss und nicht nur punktuell<br />

laufen darf, wenn sie Erfolg<br />

zeigen soll. Ideen für die Mitgliederwerbung<br />

werden in<br />

Kiel in einem speziell hierfür<br />

gegründeten Arbeitskreis besprochen.<br />

Der Plöner Kreisvorsitzende Kai Bellstedt (hinten, rechts) freute<br />

sich mit den GewinnerInnen der Verlosung. Die Reise nach<br />

Straßburg ging an die Preetzerin Friedel Müller.<br />

(siv)<br />

Foto: <strong>AWO</strong>


30_37 LänderMagazin 23.04.2004 17:27 Uhr Seite 37<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

Zwölf ehemalige SozialhilfeempfängerInnen haben mit einer<br />

Qualifizierungsmaßnahme der <strong>AWO</strong> Konstanz zum Sozialhelfer/zur<br />

Sozialhelferin eine neue berufliche Perspektive erhalten<br />

Qualifizierung in Konstanz<br />

Sozialhilfeempfänger<br />

werden Sozialhelfer<br />

Konstanz. Eine neue berufliche<br />

Chance haben sich im vergangenen<br />

Jahr zwölf ehemalige<br />

SozialhilfeempfängerInnen<br />

eröffnet. Der <strong>AWO</strong>-Kreisverband<br />

Konstanz hat ihnen eine<br />

Qualifizierungsmaßnahme mit<br />

der Ausbildung zum Sozialhelfer/zur<br />

Sozialhelferin angeboten.<br />

Die Maßnahme, die auch<br />

in diesem Jahr weitergeführt<br />

und durch den Europäischen<br />

Sozialfonds und die Sozialämter<br />

gefördert wird, bestand<br />

aus einem Schulungsteil mit<br />

den Themen Recht und Betriebswirtschaftslehre,Sozialpädagogik,<br />

Ernährung, Hauswirtschaft,Gesundheitsförderung<br />

und Kommunikation. Daran<br />

schlossen sich die Praktika<br />

in Pflegediensten, in der Tagespflege<br />

oder einem Stadtteiltreff<br />

an. Die bewusst breit angelegte<br />

Ausbildung befähigt<br />

die TeilnehmerInnen, Hilfebedürftigen<br />

in sehr unterschiedli-<br />

chen Lebenslagen die „Assistenz<br />

zu selbstständiger Lebensführung“<br />

zu geben.<br />

„Erfahrungen, Selbstwertgefühl<br />

und Perspektive“ hätten<br />

sie erhalten, lautete das Fazit<br />

der AbsolventInnen nach der<br />

zweiwöchigen Abschlussschulung.<br />

Kursleiter Reinhard Zedler<br />

sagte, dass es künftig einen<br />

„immensen Bedarf“ an SozialhelferInnen<br />

gebe. Die Zahl älterer<br />

und vor allem hochbetagter<br />

Menschen, die allein zu<br />

Hause leben und dort Hilfe<br />

brauchen, steige ständig an,<br />

es fehle aber an Betreuungsund<br />

Pflegepersonen. Leider sei<br />

es dennoch schwierig, in diesem<br />

Bereich eine Stelle zu finden.<br />

Die Konkurrenz durch<br />

Schwarzarbeit sei groß und<br />

die Finanzierung durch die Einrichtungen<br />

nicht gesichert.<br />

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<strong>AWO</strong>magazin 3/2004 37


38 Rätsel 22.04.2004 10:59 Uhr Seite 38<br />

blutsaugende<br />

Milbe<br />

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amerik.<br />

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(ugs.)<br />

Aristokrat<br />

Zauberin<br />

in der<br />

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3<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

38 <strong>AWO</strong>magazin 3/2004<br />

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† 1832<br />

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(Homburg/Saar), Kurt Lang (Gagg.-Hörden), Ilse<br />

Hausmann (Bargteheide), Heinz Liebner (Premnitz),<br />

Klaus Malt (Frankfurt/M.), Doris Mischerikow<br />

(Hamburg), Hans-Ernst Schneider (Ingelheim) und<br />

Juliane Schroth (Ahrensberg).<br />

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