Franz Müntefering erhält Marie Juchacz-Plakette - beim AWO ...
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01 Titel 13.12.2006 22:01 Uhr Seite 1<br />
Weitere Themen<br />
Aktuelles<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Müntefering</strong> <strong>erhält</strong><br />
<strong>Marie</strong> <strong>Juchacz</strong>-<strong>Plakette</strong> S. 10<br />
52. JAHRGANG HEFT 1 JANUAR/FEBRUAR 2007 G 11395<br />
www.awo.org<br />
Pflege pflegen<br />
Zur Zukunft der Pflege in Deutschland<br />
Verbandsentwicklung<br />
Verbandsentwicklung<br />
auf der Zielgeraden S. 20
IN DIESER AUSGABE<br />
4 Titel<br />
Zukunft der Pflege<br />
Wenig wird bleiben wie es war<br />
8 Aktuelles<br />
u.a.: Bundesminister <strong>Franz</strong><br />
<strong>Müntefering</strong> mit <strong>Juchacz</strong>-<strong>Plakette</strong><br />
ausgezeichnet<br />
18<br />
Gemeinsam für ein Ende der Armut<br />
20<br />
24<br />
Das <strong>AWO</strong>-Modellprojekt 'Betriebliches<br />
Chancen- und Riskomanagement'<br />
26<br />
28<br />
29<br />
32<br />
38<br />
Titelfoto: dpa<br />
Internationales<br />
Verbandsentwicklung<br />
Verbandsentwicklung auf der Zielgeraden.<br />
Management<br />
Für Sie gelesen<br />
Fachinformationen<br />
Impressum<br />
Ländermagazin<br />
Rätsel<br />
BLICKPUNKT<br />
Rainer Brückers<br />
Bundesgeschäftsführer<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
ich wünsche Ihnen, auch im Namen der Redaktion des <strong>AWO</strong>magazins,<br />
ein gesundes und ein erfolgreiches Jahr 2007!<br />
Vor einem Jahr machte ich an dieser Stelle im Ausblick auf<br />
das Jahr 2006 deutlich, wie wichtig der eingeleitete Verbandsreformprozess<br />
für die Zukunftsfähigkeit unseres Verbandes<br />
ist. Wir sind in 2006 ein ganzes Stück vorangekommen.<br />
Zwei bundesweite Themenkonferenzen in der ersten Jahreshälfte<br />
2006 und fünf Regionalkonferenzen im zweiten Halbjahr<br />
liegen hinter uns. Begleitet durch organisierte Debatten in<br />
vielen <strong>AWO</strong>-Gliederungen, in Kommissionen und Arbeitsgruppen<br />
wurde jeder Satz eines Grundsätzepapiers – der Diskussionsgrundlage<br />
des Reformprozesses – kritisch unter die Lupe<br />
genommen. Von Beginn an war Transparenz und Beteiligung<br />
oberstes Gebot der Verbandsentwicklung. Dies hat sich bis<br />
jetzt ausgezahlt. Die Reformdiskussion ist in vollem Gange<br />
und weitgehend im Verband angekommen. Dies gibt Anlass<br />
zu Optimismus.<br />
Wenngleich sich die Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />
Sonderkonferenz im Juni 2007 in Magdeburg positiv darstellen,<br />
liegen weiterhin entscheidende Schritte der Verbandsentwicklung<br />
vor uns: Zwischen März und Mai 2007 werden in<br />
regionalen Konferenzen mit den Bundesdelegierten die gegebenenfalls<br />
noch strittigen Themen beraten und zu einer abschließenden<br />
Meinungsbildung kommen. Hier muss sich zeigen,<br />
dass das Ergebnis den Namen Verbandsentwicklung<br />
rechtfertigt und die auf einer Sonderkonferenz notwendigen<br />
Mehrheiten zu erwarten sind. Schon jetzt wird zu überlegen<br />
sein, wie die Entscheidungen zur Verbandsentwicklung nach<br />
der Sonderkonferenz auch Eingang in die Praxis der <strong>AWO</strong><br />
finden. Delegiertenvoten sind das eine, aber Beschlüsse im<br />
Verband wirksam werden zu lassen ist damit noch nicht sicher<br />
gestellt. Kurzum: Die Verbandsentwicklung ist mit den Konferenzbeschlüssen<br />
nicht zu Ende, vielerorts wird sie erst beginnen.<br />
Das Jahr 2007 wird für die Zukunft der Pflegeversicherung<br />
ein wichtiges Jahr. Eine Reform soll auf den Weg gebracht<br />
werden, die darüber entscheiden wird, ob die jüngste deutsche<br />
Sozialversicherung zukunftsfest bleibt. Das Thema Zukunft<br />
der Pflege ist für uns als <strong>AWO</strong> ein zentrales und wir werden<br />
als Bundesverband an den geeigneten Stellen im politischen<br />
Prozess unsere Kompetenzen entsprechend einbringen,<br />
um eine zukunftstaugliche Versicherung der Pflege in Deutschland<br />
zu etablieren. Das <strong>AWO</strong>magazin plant in diesem Zusammenhang<br />
für die kommenden Ausgaben eine 'Reihe Pflege'.<br />
Darin werden unter anderem die <strong>AWO</strong>-Positionen zur<br />
Pflegereform dargestellt und die sich wandelnde Altenhilfelandschaft<br />
analysiert.<br />
Noch kurz ein Wort in eigener Sache: Das <strong>AWO</strong>magazin<br />
erscheint mit dieser Ausgabe in einem dezent veränderten,<br />
zeitgemäßeren Layout. Die Redaktion und ich wünschen Ihnen<br />
viel Spaß bei der Lektüre unseres Magazins.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
3
4 TITEL<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Zukunft der Pflege<br />
Wenig wird bleiben wie es war
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
5
6 TITEL<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Egal wie eine Reform der Pflegeversicherung im Detail aussieht,<br />
unabhängig davon, ob sie 2008 oder 2009 Gesetz wird – eines<br />
ist jetzt schon sicher: Die Altenhilfestrukturen der Zukunft werden<br />
für die Trägerverbände anders aussehen als heute. Die <strong>AWO</strong> als<br />
'stationärlastiger' Verband ist in besonderem Maße gefordert,<br />
sich auf Veränderungen einzustellen. Diese werden auf der<br />
Grundlage eines Strategiepapiers, das auf strukturelle Weichenstellungen<br />
im Altenhilfebereich abstellt, diskutiert. In den kommenden<br />
Ausgaben wird das <strong>AWO</strong>magazin das Thema Pflege ausleuchten.<br />
Den Auftakt macht ein Text zur Zukunft der Altenpflege<br />
aus Sicht der <strong>AWO</strong>.<br />
Es ist notwendig, einige Tatsachen und von der<br />
Politik gewollte Entwicklungslinien <strong>beim</strong> Thema<br />
Pflege zur Kenntnis zu nehmen und den Verband<br />
auf die Konsequenzen vorzubereiten. Jede Studie<br />
kommt zu der Erkenntnis, dass kleinere, nicht vernetzte<br />
Träger kaum noch auf dem Pflegemarkt bestehen<br />
können. Dieser Trend wird sich verschärfen. Die<br />
Kommunen verzichten weitgehend auf eine prospektive<br />
Bedarfsplanung und überlassen damit das lokale<br />
Angebot den Marktv<strong>erhält</strong>nissen. Jeder kann anbieten,<br />
was er will. Es ist klar, dass dabei große Träger,<br />
die von haushaltsnahen Dienstleistungen bis hin zur<br />
stationären Sterbebegleitung ein Komplettangebot<br />
vorhalten können, im Vorteil sind gegenüber Anbietern,<br />
die ein einzelnes Pflegeheim oder zwei ambulante<br />
Dienste betreiben. Die geplanten Veränderungen<br />
im Leistungsrecht der Pflegeversicherung werden<br />
eine 'Ambulantisierung' der Pflege begünstigen: die<br />
stationären Leistungsbeträge werden zugunsten der<br />
ambulanten abgesenkt. Das bedeutet: Stationäre Angebote<br />
für die selbstzahlenden Betroffenen, aber<br />
auch für die Sozialhilfeträger werden um einige hundert<br />
Euro pro Monat teurer als heute. Mit anderen<br />
Worten: Wer ausschließlich auf solitäre stationäre<br />
Einrichtungen setzt, ist der Verlierer dieser Entwicklung.<br />
Es wird zu Belegungsrückgängen und damit zu<br />
wirtschaftlichen Schieflagen, mindestens aber zu<br />
drastischen Personalanpassungen kommen.<br />
Persönliches Budget<br />
Die Einführung des so genannten persönlichen Pflegebudgets<br />
wirft bereits ihre Schatten voraus. Mit der<br />
Folge, dass die gesamte stationäre Sachleistungssystematik,<br />
also die einheitliche Vollversorgung zu genormten<br />
Preisen, zur Disposition steht. Die bisherige<br />
strikte Trennung von stationären und ambulanten Versorgungsformen<br />
gerät immer mehr unter Druck, weil<br />
die Menschen eben passgenaue, auf ihre persönliche<br />
Situation zugeschnittene Angebote brauchen<br />
und erwarten.<br />
Was folgt aus dieser Analyse für die Trägerlandschaft<br />
der <strong>AWO</strong>? Die erste Konsequenz lautet: Regionale<br />
Zusammenschlüsse von ambulanten und stationären<br />
Angeboten sind anzustreben. Auf der Organisationsebene<br />
sind die häufig anzutreffenden<br />
<strong>AWO</strong>-Strukturen – ambulante Dienste in Trägerschaft<br />
der Kreisverbände und stationäre Einrichtungen in<br />
Trägerschaft der Landes-/Bezirksverbände –, zu<br />
hinterfragen und möglichst zugunsten wirtschaftlich<br />
starker Einheiten aufzulösen. Es geht dabei nicht nur<br />
um eine partielle Zusammenarbeit, sondern um Zusammenschlüsse.<br />
Dies rührt vielfach am Selbstverständnis<br />
der einzelnen <strong>AWO</strong>-Organisationen. Von<br />
daher ist es um so wichtiger, dass die dringend erforderliche<br />
Debatte nicht nur auf der Fachebene, sondern<br />
vor allem auch auf der Verbandsebene ausgetragen<br />
wird, sind dort schließlich die erforderlichen<br />
Entscheidungen zu treffen. Diese müssen in vielen<br />
Fällen auch Kooperationsformen mit anderen Trägern<br />
beinhalten. Anders gesagt: Der gesamte Altenhilfebereich<br />
muss als ein abgestimmtes Verbundsystem<br />
angeboten und vorgehalten werden. Kann die<br />
<strong>AWO</strong> dies nicht alleine bewältigen, sind Kooperationen<br />
sinnvoll oder bei Strafe des wirtschaftlichen
Scheiterns unvermeidbar. Diese Tendenz stellt ebenso<br />
hohe Anforderungen an die Entwicklungs- und<br />
Veränderungsbereitschaft der <strong>AWO</strong>-Organisationen.<br />
Quo Vadis stationärer Bereich?<br />
Aber auch der stationäre Bereich selbst steht über<br />
den bereits benannten Trend zur Ambulantisierung<br />
der Pflege hinaus vor tiefgreifenden Veränderungen.<br />
Die Absenkung der Leistungsbeträge wird zu einer<br />
veränderten Bewohnerstruktur führen. In einigen Jahren<br />
werden fast ausschließlich hochgradig demente<br />
Pflegebedürftige sowie Personen mit einem hohen<br />
Anteil an medizinischer Behandlungspflege in den<br />
Einrichtungen leben. Dieser Trend ist jetzt schon zu<br />
beobachten, wird sich aber noch massiv verstärken.<br />
Das hat Konsequenzen für die Personalzusammensetzung:<br />
Es werden mehr Krankenschwestern sowie<br />
multiprofessionelle Teams erforderlich sein, um diese<br />
Klientel bedarfsgerecht zu versorgen. Leider ist nicht<br />
davon auszugehen, dass diese höheren Anforderungen<br />
auch mit entsprechend höheren Vergütungen einher<br />
gehen. Dadurch wird der wirtschaftliche Druck<br />
auf die Einrichtungen zunehmen. Eine derartige Entwicklung<br />
führt zurück zu der Notwendigkeit, größere<br />
wirtschaftliche Einheiten zu bilden und/oder Kooperationen<br />
zu schließen.<br />
Schließlich werden sich die Dienstleistungs- und<br />
Preisstrukturen infolge eines sich wandelnden Nachfrageverhaltens<br />
ändern müssen: Zum einen bedeutet<br />
dies eine Entprofessionalisierung bestimmter Leistungen<br />
(haushaltsnahe Dienstleistungen, Begleitdienste),<br />
zum anderen eine Spezialisierung und Professionalisierung<br />
(Palliativmedizin, Rehaleistungen, spezielle<br />
Behandlungspflege). Die anstehende Gesundheitsreform<br />
weist eindeutig in diese Richtung. Inwieweit die<br />
<strong>AWO</strong> darauf vorbereitet ist, muss mindestens diskutiert<br />
werden.<br />
Fazit<br />
Die hier vorgestellten Überlegungen beziehen sich<br />
konkret auf den Dienstleistungsbereich der Altenhilfe.<br />
Dahinter steht aber auch die aktuelle Verbands- und<br />
Strukturdiskussion, in der diese Überlegungen Berücksichtigung<br />
finden müssen. Manche Gliederungen<br />
haben sich bereits mit erfolgreichen Einzellösungen<br />
auf die skizzierten Veränderungen und Herausforderungen<br />
eingestellt. Das reicht für die Zukunftsfähigkeit<br />
der <strong>AWO</strong> insgesamt jedoch nicht aus. Vielmehr<br />
sollte das angesprochene Strategiepapier die<br />
Grundlage für eine engagierte Diskussion und Entscheidungsfindung<br />
im Rahmen der Bezirks- und Landeskonferenzen<br />
bilden. Erforderlich ist nicht eine<br />
große, sondern viele kleinere und regionale Entscheidungen,<br />
die gleichwohl in eine gemeinsam getragene<br />
Gesamtstrategie eingebettet sind. Die <strong>AWO</strong><br />
ist ein gewachsener und anerkannter Dienstleister im<br />
Altenhilfebereich. Das sollte sie auch in einigen Dekaden<br />
noch sein.<br />
Text: Elmar Schmitz<br />
Foto: dpa<br />
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Vincentz<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
7
8 TITEL<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Beirat zur Überprüfung des<br />
Pflegebedürftigkeitsbegriffs nimmt Arbeit auf<br />
Berlin. In Berlin hat sich der neue Beirat zur Überprüfung<br />
des Pflegebedürftigkeitsbegriffs konstituiert.<br />
Der Beirat wird für das Bundesministerium<br />
für Gesundheit (BMG) Entscheidungsgrundlagen<br />
erarbeiten, damit der Begriff der Pflegebedürftigkeit<br />
neu definiert und das Begutachtungsverfahren<br />
geändert werden kann. Die Mitglieder des<br />
Beirats sind so ausgewählt, dass alle Interessenslagen<br />
und Kompetenzen des Handlungsfeldes<br />
'Pflege' berücksichtigt werden.<br />
Zum Beiratsvorsitzenden wurde der <strong>AWO</strong><br />
Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Deutschen<br />
Vereins für öffentliche und private Fürsorge<br />
e.V., Wilhelm Schmidt, ernannt. Stellvertretender<br />
Vorsitzender ist Prof. Peter Udsching, Vorsitzender<br />
Richter am Bundessozialgericht. In der Auftaktsitzung<br />
diskutierten die Mitglieder des Beirates<br />
den Projektansatz der Vorphase, der vom Institut<br />
für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld<br />
vorgestellt wurde.<br />
Zum Begutachtungsverfahren haben die Spitzenverbände<br />
der Pflegekassen in Abstimmung<br />
mit dem Beirat und dem BMG Anfang November<br />
2006 ein umfangreiches Modellprojekt begonnen.<br />
Dieses umfasst eine Vor- und zwei Hauptphasen.<br />
• In der Vorphase wird eine umfassende nationale<br />
und internationale Analyse und Bewertung<br />
zu Begutachtungs-Instrumenten und dabei angewendeten<br />
Pflegebegriffen vorgenommen.<br />
Gegenstand dieser Phase ist auch die Frage,<br />
welche Alternativen es zur zeitlichen Bemessung<br />
von Pflegebedarfen gibt. Diese Projektphase<br />
wird Ende Februar 2007 abgeschlossen.<br />
• In der sich anschließenden ersten Hauptphase<br />
wird auf der Grundlage der dann vorliegenden<br />
Ergebnisse ein neues praktikables, standardisiertes<br />
und allgemein anerkanntes Begutachtungsverfahren<br />
erarbeitet. Das Begutachtungsverfahren<br />
dient der Feststellung des Hilfebedarfs<br />
und der Zuordnung zu einer Pflegestufe.<br />
• In der zweiten Hauptphase wird das neue Begutachtungsverfahren<br />
von unabhängigen wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen auf seine Validität<br />
und Verlässlichkeit sowie die Praktikabilität<br />
hin überprüft.<br />
Der Beirat wird diesen Prozess aktiv begleiten<br />
und eine Empfehlung zur Formulierung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />
aussprechen. Eine von<br />
Prof. Udsching geleitete Arbeitsgruppe innerhalb<br />
des Beirats bereitet die Formulierung des Begriffs<br />
vor.<br />
Das Gesamtvorhaben zur Überprüfung des<br />
Pflegebedürftigkeitsbegriffs und des Begutachtungsverfahrens<br />
soll bis zum 30. November<br />
2008 abgeschlossen sein.<br />
(pm)
10 AKTUELLES<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
<strong>Franz</strong> <strong>Müntefering</strong><br />
<strong>erhält</strong> <strong>Marie</strong> <strong>Juchacz</strong>-<strong>Plakette</strong><br />
Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung <strong>Franz</strong> <strong>Müntefering</strong><br />
(SPD) erhielt kürzlich in Berlin die höchste Auszeichnung<br />
der Arbeiterwohlfahrt (<strong>AWO</strong>), die <strong>Marie</strong>-<strong>Juchacz</strong>-<strong>Plakette</strong>.<br />
Sie ist nach der Gründerin des Verbandes (1919) benannt<br />
und wird vom Bundesvorstand der <strong>AWO</strong> verliehen.<br />
Mit der Auszeichnung werden Persönlichkeiten geehrt, die<br />
sich Zeit ihres Lebens für die zentralen <strong>AWO</strong>-Grundwerte<br />
von Freiheit und Solidarität eingesetzt haben. <strong>Müntefering</strong><br />
brachte den Gästen gegenüber seine Freude zum Ausdruck<br />
und betonte, dass er diese Auszeichnung mit großem Stolz<br />
tragen werde. Das <strong>AWO</strong>magazin führte anlässlich der Verleihung<br />
ein Interview mit dem Bundesminister.
Herr <strong>Müntefering</strong>, seit wann sind<br />
Sie Mitglied der <strong>AWO</strong> und was hat<br />
Sie bewogen, Mitglied zu werden?<br />
Ich habe die wirkungsvolle Arbeit<br />
der <strong>AWO</strong> bereits Ende der 60er<br />
Jahre im Ruhrgebiet kennengelernt<br />
und wollte das ins Sauerland übertragen.<br />
Deswegen habe ich mitgeholfen,<br />
die <strong>AWO</strong> in meinem Heimatort<br />
Sundern zu gründen und<br />
bin dann natürlich auch von der<br />
ersten Stunde an Mitglied gewesen.<br />
Das war 1977. Ist also jetzt<br />
schon 30 Jahre her.<br />
Welche Bedeutung hat ein Verband<br />
der Freien Wohlfahrtspflege<br />
wie die <strong>AWO</strong><br />
– angesichts der raschen sozialen<br />
und ökonomischen Veränderungen<br />
unserer Zeit – für einen funktionierenden<br />
Sozialstaat?<br />
In der <strong>AWO</strong> wird Solidarität gelebt.<br />
Konkret und engagiert für die<br />
Menschen, die nicht auf der Sonnenseite<br />
unserer Gesellschaft stehen.<br />
Sozial schwache, ältere, behinderte<br />
Menschen. Die 100.000<br />
ehrenamtlichen und 145.000 hauptamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter der <strong>AWO</strong> leisten vieles<br />
an Mitmenschlichkeit, was der<br />
Staat alleine nicht leisten kann.<br />
Aber natürlich kann und soll die<br />
freie Wohlfahrtspflege nicht den<br />
Sozialstaat ersetzen. Sozialstaat<br />
organisiert Solidarität und sorgt<br />
dafür, dass es einklagbare Rechtsansprüche<br />
gibt.<br />
Wo sehen Sie die zentralen Herausforderungen<br />
für einen zukunftstauglichen<br />
Sozialstaat?<br />
Wir stehen in großen Umbrüchen:<br />
Globalisierung, Demographie, veränderte<br />
Arbeits- und Produktionsprozesse,<br />
die hohe Arbeitslosigkeit,<br />
Migration – all das macht Veränderungen<br />
erforderlich. Wir wollen,<br />
dass die Menschen heute und<br />
in Zukunft Vertrauen in die Leistungskraft<br />
des Sozialstaates haben<br />
können. Denn bei aller Veränderung<br />
ist klar: Die großen Lebensrisiken<br />
Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit,<br />
Alter und Pflegebedürftig-<br />
keit bleiben auch künftig solidarisch<br />
abgesichert. Zusätzlich müssen<br />
wir rechtzeitig in die Köpfe<br />
und die Herzen der jungen Menschen<br />
investieren, um die Zukunft<br />
zu sichern. Der Sozialstaat soll Sicherheit<br />
im Wandel gewährleisten.<br />
Aber er kann das nur schaffen,<br />
wenn er sich selbst verändert – Sicherheit<br />
durch Wandel ist machbar.<br />
Die Agenda 2010 ist ein entscheidender<br />
Schritt in diese Richtung<br />
gewesen.<br />
Würden Sie der Behauptung folgen,<br />
dass sowohl ,die’ Wirtschaft<br />
wie auch ,die’ so genannte Bürgergesellschaft<br />
ohne einen handlungsfähigen<br />
Staat an ihrer Seite<br />
nicht bestehen können?<br />
Die Wirtschaft braucht Regeln, soziale<br />
Regeln. Diese Regeln sind gesellschaftlich<br />
bestimmt. Aber durchsetzbar<br />
sind sie nur vermittelt über<br />
den Staat. Ich beharre auf dem Primat<br />
der Politik. Es darf nicht sein,<br />
dass Geld die Welt regiert. Wirtschaft<br />
ist für die Menschen da, nicht<br />
umgekehrt. Dasselbe gilt auch für<br />
den Staat – er hat den Menschen<br />
zu dienen. Deswegen stehen Politik<br />
und Gesellschaft in der Verantwortung,<br />
ihr einen entsprechenden Rahmen<br />
zu geben. Ein starker Staat ist<br />
unverändert wichtig. Ein Staat, der<br />
den Menschen Sicherheit gibt, der<br />
den Ausgleich organisiert zwischen<br />
arm und reich, zwischen den Generationen.<br />
Ein Staat, der sich auch<br />
um Chancengerechtigkeit, um Verteilungsgerechtigkeit<br />
und um Generationengerechtigkeit<br />
kümmert und<br />
der auch dafür sorgt, dass Recht<br />
und Gesetz nicht nur auf dem Papier<br />
stehen. Ein Staat, der aber<br />
auch Platz lässt für Subsidiarität<br />
und zivilgesellschaftliches Engagement.<br />
Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften<br />
und Parteien leiden unter stetigem<br />
Mitgliederverlust. Was sind<br />
die Ursachen und wie kann dieser<br />
Negativtrend gestoppt werden?<br />
Vieles davon ist dem demographischen<br />
Wandel auch in den Mitgliederstrukturen<br />
geschuldet. Aber un-<br />
abhängig davon ist es schon richtig:<br />
Unsere Gesellschaft ist unübersichtlicher<br />
geworden. Und anscheinend<br />
nimmt dadurch auch<br />
die Neigung zu, sich ums Partikularinteresse<br />
mehr zu kümmern, als<br />
ums Gemeinwohl. Viele ziehen eine<br />
eindimensionale Aufgabe, zum<br />
Beispiel in punktueller Initiative,<br />
vor. Unwichtig ist das nicht. Aber<br />
eben doch kein Ersatz. Die großen<br />
Parteien und Verbände sind da<br />
vielleicht auch ein wenig zu abstrakt<br />
geworden. Wir müssen wieder<br />
näher ran an die Menschen.<br />
Ich sage meinen Genossinnen und<br />
Genossen in solchen Fällen: Wenn<br />
einer zu Euch kommt und Hilfe<br />
braucht, dann drückt ihm nicht das<br />
Parteiprogramm in die Hand, sondern<br />
dann kümmert Euch. Wir<br />
müssen zeigen, dass wir uns nicht<br />
abfinden mit den Dingen und dass<br />
wir es besser machen wollen. Dass<br />
wir das können, daran habe ich<br />
keinen Zweifel.<br />
Welche Rolle spielt in Ihrem Politikverständnis<br />
das bürgerschaftliche<br />
Engagement/die Übernahme ehrenamtlicher<br />
Tätigkeiten?<br />
Das ist ganz wichtig. Wir haben<br />
zu viele im Land, die glauben, es<br />
besser zu wissen, aber wir haben<br />
zu wenige, die mit anpacken und<br />
es auch besser machen. Wir brauchen<br />
mehr Menschen, die mitmachen,<br />
die auf dem Spielfeld sind<br />
und nicht nur auf der Tribüne. Mitmachen,<br />
sich einmischen, streiten<br />
für eine Sache – das sind wichtige<br />
Fundamente unserer Demokratie.<br />
Auch wenn das manchmal anstrengend<br />
ist – am Ende lohnt es sich.<br />
Ich kann das allen nur empfehlen:<br />
Machen Sie mit und sorgen Sie dafür,<br />
dass unser Land menschlich<br />
bleibt – an einigen Stellen menschlicher<br />
wird.<br />
Interview: kup<br />
Foto: BMAS<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
11
12 AKTUELLES<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Familienerholung in Europa<br />
Konferenz des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes<br />
Berlin. Zukunftsperspektiven der<br />
gemeinnützigen Familienerholung<br />
standen im Mittelpunkt einer gemeinsamen<br />
Tagung der <strong>AWO</strong> und<br />
der Naturfreunde Deutschlands.<br />
Dreißig Leiterinnen und Leiter von<br />
Familienferienstätten diskutierten<br />
in Berlin mit Vertretern der öffentlichen<br />
Hand und internationalen<br />
Referenten über die europäische<br />
Dimension der Erholungsangebote<br />
für Familien. Ein interessantes Beispiel<br />
präsentierte dabei der Vertreter<br />
der spanischen Botschaft: Seit<br />
vielen Jahren unterstützt Spanien<br />
mit hohen Zuschüssen Urlaubsaufenthalte<br />
der älteren Generation<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
und von Menschen mit Behinderungen<br />
außerhalb der Saison in spanischen<br />
Hotels. Dass sich diese Art<br />
der Wirtschaftsförderung lohnt, betonten<br />
alle Referenten. Eine französische<br />
Studie aus dem Jahre 2005<br />
kommt zu dem Schluss, dass der<br />
Staat mit 23 Millionen Euro öffentlicher<br />
Förderung 157 Millionen Euro<br />
an Einnahmen (Steuern und Sozialabgaben)<br />
erzielt hat. In der Europäischen<br />
Union gibt es erste Diskussionen<br />
über die Förderung und<br />
Entwicklung eines Bereiches Sozialtourismus<br />
als zukünftige Gemeinschaftsaufgabe<br />
wie deren Vertreterin<br />
berichtete. Die Stärken des ge-<br />
meinnützigen Sektors aus Deutschland<br />
hier einzubringen, wurde als<br />
Aufgabe identifiziert, der sich die<br />
Verbände gemeinsam stellen wollen.<br />
Weitere Infos:<br />
<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.,<br />
Anne Hoffmann-Krupatz,<br />
Tel. 0228/6685-150<br />
Im Herbst 2006 wurde von der Helene Simon Akademie erstmals<br />
ein Seminar in der Reihe 'Ehrenamtliche Mitarbeit in der Suchthilfe'<br />
durchgeführt. 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben das<br />
Seminar erfolgreich beendet. Inzwischen ist die zweite Kursreihe<br />
gestartet. Weitere Informationen unter www.awo.org/akademie<br />
hfm
kurz notiert<br />
Berlin. Vor 200 geladenen Gästen erhielten kürzlich Nadja<br />
Klinger (2.v. r.) (Der Tagesspiegel) in der Sparte Print, Monika<br />
Hanewinkel (r.) (WDR 5) in der Sparte Hörfunk, und<br />
Mischka Popp (2.v. l.) und Thomas Bergmann (l.) (Zweites<br />
Deutsches Fernsehen) in der Sparte Fernsehen den Deutschen<br />
Sozialpreis 2006. Im Beisein des Intendanten des<br />
Norddeutschen Rundfunks, Professor Jobst Plog und zahlreichen<br />
Gästen aus Politik, Medien und Verbänden, zeichnete<br />
die Präsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien<br />
Wohlfahrtspflege (BAGFW), Barbara Stolterfoht, die vier<br />
Journalisten für ihre herausragenden Arbeiten mit dem Medienpreis<br />
der Wohlfahrtsverbände aus.<br />
Seit 35 Jahren verleihen die Spitzenverbände der<br />
Freien Wohlfahrtspflege jährlich diesen mit insgesamt<br />
15.000 Euro dotierten Medienpreis. Es werden Journalisten<br />
ausgezeichnet, deren Beiträge sich in besonderem<br />
Maße mit der sozialen Lebenswirklichkeit in Deutschland<br />
befassen. Ziel der Preisvergabe ist die Förderung eines kritischen<br />
und sozial-engagierten Journalismus, für die Schärfung<br />
des sozialen Bewusstseins und der gesellschaftlichen<br />
Verantwortung. Die Ausschreibung für den Deutschen Sozialpreis<br />
2007 begann Mitte Dezember 2006 und endet<br />
am 1. März 2007.<br />
Foto: BAGFW<br />
Foto: SPD<br />
Die stellvertretende Bundesvorsitzende<br />
der <strong>AWO</strong><br />
Iris Spranger ist im Zuge<br />
der Bildung des neuen<br />
Berliner Senats zur Staatssekretärin<br />
für Finanzen<br />
ernannt worden. Am 17.<br />
September 2006 hatten<br />
die Berliner Wählerinnen<br />
und Wähler das Abgeordnetenhaus<br />
gewählt.<br />
Anzeige<br />
SPD<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
13
14<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
AKTUELLES<br />
Chancengerechtigkeit durch Bildung<br />
<strong>AWO</strong> legt Sozialbericht 2006 zum Bildungswesen vor<br />
Berlin. „Die Bundesrepublik ist weit<br />
davon entfernt, über ein modernes<br />
Bildungssystem zu verfügen“, so<br />
der <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzende Wilhelm<br />
Schmidt vor der Bundespressekonferenz<br />
in Berlin anlässlich<br />
der Vorstellung des Sozialberichts<br />
2006 der <strong>AWO</strong> ,Chancengerechtigkeit<br />
durch Bildung –<br />
Chancengerechtigkeit in der Bildung’.<br />
Der Sozialbericht 2006 der<br />
<strong>AWO</strong> zum gesellschaftspolitischen<br />
Komplex Bildung, in dem namhafte<br />
Bildungswissenschaftler unter<br />
anderem eine Bewertung der<br />
<strong>AWO</strong>-Bildungs-Streitschrift vornehmen,<br />
untersucht und zeigt, wie<br />
sehr und weit an vielen Stellen Anspruch<br />
und Wirklichkeit auseinanderklaffen.<br />
Erstens: Das deutsche Bildungssystem<br />
ist im internationalen Vergleich<br />
Spitzenreiter bei der sozialen Selektion.<br />
Ein wesentlicher Indikator<br />
ist dabei der Migrationshintergrund<br />
von Kindern und Jugendlichen.<br />
Doch nicht die Einwandererkinder<br />
sind integrationsunfähig,<br />
sondern das Bildungssystem ist integrationsuntauglich.<br />
Zweitens: Alle Untersuchungen<br />
machen deutlich, dass es einen<br />
auffallend engen Zusammenhang<br />
zwischen sozialer Herkunft und<br />
Bildungslaufbahn in Deutschland<br />
gibt. Das Bildungssystem nivelliert<br />
nicht soziale Unterschiede, sondern<br />
verschärft sie vielfach noch.<br />
Drittens: Der föderale Wettbewerb<br />
in der Bildungspolitik hat Deutschland<br />
nicht vorangebracht – das<br />
Gegenteil scheint eher hinreichend<br />
belegt. Bei den Vergleichen mit anderen<br />
Ländern schneidet das deutsche<br />
Bildungssystem regelmäßig<br />
unterdurchschnittlich ab. Die Forderung<br />
nach bundeseinheitlichen<br />
Standards stellt sich somit zwangsläufig.<br />
Eine stärkere Zentralisierung,<br />
die Chancengleichheit für alle<br />
Bürgerinnen und Bürger in den<br />
Blick nimmt, ist Praxis nahezu aller<br />
europäischen Nachbarländer, die<br />
im Bildungsvergleich besser ab-<br />
schneiden als Deutschland. Das<br />
jetzige System führt nicht aus der<br />
Sackgasse.<br />
Der <strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzende<br />
Wilhelm Schmidt kritisierte, dass<br />
nach wie vor zu wenig in das Bildungswesen<br />
investiert würde, um<br />
im internationalen Wettbwerb bestehen<br />
zu können. Deutschland<br />
widme einen eher geringen Teil<br />
seines nationalen Wohlstands dem<br />
Aufgabenfeld Bildung. Der Anteil<br />
der öffentlich getragenen Bildungsausgaben<br />
am Bruttoinlandsprodukt<br />
beträgt in der OECD-Zählweise<br />
4,4 Prozent, bei einem<br />
OECD-Durchschnitt von 5,1 Prozent<br />
und bei einem in Schweden<br />
erreichten Wert von 6,7 Prozent<br />
(2002). Nähme Deutschland bei<br />
den öffentlich getragenen Bildungsausgaben<br />
das schwedische<br />
Ausgabenniveau in den Blick,<br />
dann müssten in der Bundesrepublik<br />
rund 40 Milliarden Euro zusätzlich<br />
in den öffentlichen Bildungssektor<br />
investiert werden.<br />
Insbesondere im vorschulischen<br />
Bereich investiert Deutschland zu<br />
wenig in den Bereich der frühkind-<br />
lichen Bildung, Betreuung und Erziehung.<br />
Statt der von der OECD<br />
geforderten Mindestinvestition von<br />
1 Prozent des Bruttoinlandproduktes<br />
gibt die Bundesrepublik hier<br />
lediglich 0,66 Prozent bei sinkender<br />
Tendenz aus. Der <strong>AWO</strong>-Sozialbericht<br />
fordert deshalb nachdrücklich<br />
den infrastrukturellen<br />
Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
vor weiteren direkten<br />
oder indirekten monetären Leistungen<br />
für Kinder und ihre Familien.<br />
Nur so ist eine nachhaltige Verbesserung<br />
der familienergänzenden<br />
Leistungen in Deutschland insgesamt<br />
zu erreichen, nur so ist eine<br />
konsequente Verbesserung der Bildung,<br />
Betreuung und Erziehung<br />
von Kindern in den ersten Lebensjahren<br />
vor der Schule denkbar.<br />
Kindertagesstätten<br />
Eine ähnlich Diskrepanz besteht<br />
nach den Worten von Schmidt in<br />
der Förderung der Kindergärten/<br />
Kindertagesstätten. Den wenigen<br />
positiven Beispielen von Beitragsfreistellung<br />
stehen mehrheitlich<br />
Länder, wie Baden-Württemberg,<br />
Hessen oder Nordrhein-Westfalen<br />
Präsentierten den <strong>AWO</strong> Sozialbericht: Prof. Stefan Sell (l.), FH Koblenz und<br />
<strong>AWO</strong> Bundesvorsitzender Wilhelm Schmidt.
gegenüber, in denen die Elternbeiträge<br />
sogar weiter angehoben<br />
wurden.<br />
Die <strong>AWO</strong> fordert daher für<br />
den vorschulischen Bereich als<br />
vordringliche Maßnahmen:<br />
• den Ausbau der Krippenangebote;<br />
• die 100-prozentige Versorgung<br />
der Drei- bis unter<br />
Sechsjährigen in Kindergärten;<br />
• den Ausbau der Ganztagsangebote<br />
der Kindergärten<br />
für 50 Prozent aller Kinder<br />
dieser Altersgruppe; die Einführung<br />
der Gebührenfreiheit<br />
im letzten Kindergartenjahr;<br />
• eine Anhebung des Anteils<br />
des akademisch qualifizierten<br />
Personals in Kindergärten.<br />
Für eine Ganztagsschule<br />
mit Konzept<br />
Unser Bildungssystem für die<br />
Kinder im Alter von sechs bis<br />
16 Jahren wird den Herausforderungen<br />
der Zukunft nicht gerecht.<br />
Im heutigen System werden<br />
Kinder zurückgelassen;<br />
viele erreichen keinen Abschluss.<br />
„Wir können es uns in<br />
Deutschland nicht länger leisten,<br />
jährlich etwa 13 Prozent<br />
eines Altersjahrgangs ohne eine<br />
abgeschlossene Ausbildung<br />
in das Arbeitsleben zu entlassen“,<br />
so Schmidt.<br />
Viele Schulen mit ,Ganztagsprogramm’,<br />
die gegenwärtig<br />
in der Bundesrepublik entstehen,<br />
sind jedoch keine Schulen<br />
mit voll ausgebautem Konzept.<br />
Es sind eher bescheidene<br />
Ganztagsversionen, die mit<br />
schmalen Personalzuwendungen<br />
Vorlieb nehmen müssen<br />
und Realisationen praktizieren,<br />
die von Zielen und Ansprüchen<br />
weit entfernt sind. Mit einem<br />
einzigen Zusatzraum, etwa der<br />
Cafeteria, eine Ganztagsschule<br />
auf Dauer laufen lassen zu<br />
können, weil dieser Raum die<br />
Mittagessenversorgung realisiert<br />
oder mit vereinzelten pädagogischen<br />
Zusatzkräften ist keine<br />
Schule mit erhöhtem Lern- und<br />
Erziehungserfolg zu schaffen.<br />
Hochschulwesen<br />
Mit ihrer bildungspolitischen<br />
Streitschrift und mit der Vorlage<br />
des Sozialberichts 2006 lehnt<br />
die <strong>AWO</strong> die Einführung und<br />
Erhebung von Studiengebühren<br />
ab, weil sie den Zugang zu<br />
den Hochschulen behindern<br />
und damit Chancengerechtigkeit<br />
nicht herstellen. Staatliche<br />
Berufsausbildungsbeihilfen und<br />
Leistungen nach dem BAföG<br />
sind gegenüber den Auszubildenden<br />
elternunabhängig und<br />
auskömmlich zu gewähren. Bildung<br />
muss als Bürgerrecht verstanden<br />
werden und nicht als<br />
Standesprivileg.<br />
Mit der Vorlage des Sozialberichts<br />
2006 ,Chancengerechtigkeit<br />
durch Bildung –<br />
Chancengerechtigkeit in der<br />
Bildung’ beschreibt die <strong>AWO</strong><br />
ihr Verständnis von Bildung,<br />
Betreuung und Erziehung. Die<br />
<strong>AWO</strong> tritt ein für eine kindergerechte<br />
Gesellschaft, in der<br />
Kinder nicht Ressource, sondern<br />
Perspektive sind. Bildung<br />
ist dafür der Schlüssel.<br />
Text: kdb<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
<strong>AWO</strong>-Sozialbericht 2006<br />
Chancengerechtigkeit durch<br />
Bildung – Chancengerechtigkeit<br />
in der Bildung<br />
276 S., Klartext Verlag,<br />
Essen, 2006<br />
ISBN 3-89861-726-2<br />
Buchhandelspreis 17,90 EUR<br />
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BARMER<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
15
16 AKTUELLES<br />
Bundesministerin für<br />
Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend,<br />
Ursula von der Leyen<br />
(r.), bei der offiziellen<br />
Einweihung des Mehrgenerationenhauses<br />
der <strong>AWO</strong> am Dezember<br />
2006 in Bad Rodach<br />
mit dem Vorsitzenden<br />
des <strong>AWO</strong>-<br />
Kreisverbandes<br />
Coburg e.V., Hubert<br />
Joppich (l.) und zahlreichen<br />
Gästen, jung<br />
wie alt.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Bundesfamilienministerin eröffnet<br />
Mehrgenerationenhaus der <strong>AWO</strong><br />
Kürzlich sind drei Mehrgenerationenhäuser<br />
der <strong>AWO</strong> in das Aktionsprogramm'Mehrgenerationenhäuser<br />
– Zusammenhalt der Generationen<br />
stärken' der Bundesregierung<br />
gestartet. Damit wird die langjährige<br />
generationenübergreifende<br />
Arbeit der <strong>AWO</strong> in Bielefeld<br />
(NRW), im Kreis Coburg (Bayern)<br />
sowie im Kreis Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern)<br />
belohnt. Alle<br />
drei <strong>AWO</strong>-Einrichtungen haben seit<br />
Jahren Erfahrung mit der erfolgreichen<br />
Vernetzung von sozialer Arbeit.<br />
Sie bieten qualifizierte Kinderbetreuung,<br />
Elternberatung und An-<br />
gebote für Senioren an und verbinden<br />
dies mit bürgerschaftlichem Engagement.<br />
Die Einrichtung in Bad<br />
Rodach (Kreis Coburg) wurde von<br />
Bundesfamilienministerin Ursula von<br />
der Leyen offiziell eröffnet.<br />
Bis zum Ende des nächsten Jahres<br />
wird in jedem Landkreis und in<br />
jeder kreisfreien Stadt Deutschlands<br />
ein Mehrgenerationenhaus eröffnet<br />
werden. Insgesamt 439 Mehrgenerationenhäuser<br />
sollen künftig den<br />
Zusammenhalt der Generationen<br />
festigen. Die Bundesregierung stellt<br />
für das Modellprojekt insgesamt 88<br />
Millionen Euro bereit. Über einen<br />
Familienzuwachs <strong>beim</strong> Zukunftsforum Familie<br />
Berlin. Auf ein erfolgreiches Jahr<br />
blickte der <strong>AWO</strong>-nahe Familienverband<br />
Zukunftsforum Familie (ZFF)<br />
bei seiner Mitgliederversammlung<br />
zurück. Neben vielen politischen Initiativen<br />
– etwa zum Thema Elterngeld<br />
–, verbuchte der Verband Erfolge<br />
bei der Mitgliederwerbung:<br />
Das ZFF konnte die Zahl seiner Mitgliedsverbände<br />
von 32 auf 40 steigern.<br />
Neben den <strong>AWO</strong>-Kreisverbänden<br />
Berlin Süd-Ost, Rostock und<br />
Rhein-Sieg-Kreis traten der Bundesverband<br />
der Eltern, Freunde und<br />
Angehörigen von Homosexuellen<br />
(BEFAH e.V.) sowie HIPPY Deutschland<br />
bei. HIPPY (Home Instruction<br />
for Parents of Preeschool Youngsters)<br />
ist ein international anerkanntes<br />
Förderprogramm für Migrantenfamilien<br />
und wird unter anderem<br />
von der <strong>AWO</strong> in Nürnberg, Bre-<br />
men oder Berlin durchgeführt. Über<br />
den Familienzuwachs im ZFF freute<br />
sich auch <strong>AWO</strong>-Bundesvorsitzender<br />
Wilhelm Schmidt, der den Verband<br />
nun auch als persönliches Fördermitglied<br />
unterstützt. kng<br />
Zeitraum von fünf Jahren erhalten<br />
die ausgewählten Häuser jährlich<br />
40.000 Euro. Sie werden durch eine<br />
Serviceagentur beraten und wissenschaftlich<br />
begleitet.<br />
Mehrgenerationenhäuser haben<br />
zahlreiche Kriterien zu erfüllen.<br />
Alle vier Lebensalter müssen einbezogen<br />
werden: Kinder und Jugendliche,<br />
Erwachsene, junge Alte (über<br />
50 Jahre) und Hochbetagte. Die<br />
Einrichtung muss den Menschen in<br />
ihrer Umgebung generationsübergreifende<br />
Dienste anbieten. Ein<br />
Mehrgenerationenhaus soll sich zu<br />
einer Informations- und Dienstleistungsdrehscheibe<br />
vor Ort entwickeln,<br />
mit lokalen Wirtschaftsunternehmen<br />
kooperieren und bürgerschaftliches<br />
Engagement fördern.<br />
Mehrgenerationenhäuser stellen auf<br />
diese Weise ein regionales Netz<br />
von Hilfen zur Verfügung.<br />
Vom 2. bis 4. Mai 2007 richten<br />
der <strong>AWO</strong> Bundesverband, die Helene-Simon-Akademie<br />
und das Zukunftsforum<br />
Familie e.V. (ZFF) im<br />
Haus Humboldtstein Rolandseck eine<br />
Fachtagung zum Thema Mehrgenerationenhäuser<br />
aus. Der Teilnehmerbetrag<br />
beläuft sich auf 180<br />
Euro für externe Gäste und 160 Euro<br />
für <strong>AWO</strong>-Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter. Nähere Informationen<br />
unter www.awo.org<br />
Text: kng/kdb<br />
Foto: Hans Blischke<br />
Weitere Infos:<br />
www.zff-online.de,<br />
www.hippy-deutschland.de,<br />
www.befah.de<br />
Bei den Vorstandswahlen wurden Christiane Reckmann (Vorsitzende, 2.v.l.), Ilsa Diller-Murschall<br />
(l.) und Dieter Heinrich (stellvertretende Vorsitzende, 2.v.r.) sowie Birgit<br />
Merkel (Beisitzerin, r.) im Amt bestätigt. Michael Scheffler (M.) aus dem <strong>AWO</strong>-Bezirk<br />
Westliches Westfalen löst Jürgen Meißner (ebenfalls <strong>AWO</strong> Westliches Westfalen)<br />
als Beisitzer ab. Meißner kandidierte nach vier Jahren nicht mehr und erhielt für<br />
sein Engagement in der Gründungsphase des ZFF viel Lob und Dank.<br />
Foto: ZFF
kurz notiert<br />
Zivildienst<br />
als Lerndienst gestalten.<br />
Zivildienst als Chance!<br />
Hannover. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Neuausrichtung<br />
des Zivildienstes und die damit im Zusammenhang<br />
stehenden Modellversuche an den Zivildienstschulen<br />
waren Thema eines Expertentreffens, zu dem die Bundesministerin<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula<br />
von der Leyen, kürzlich nach Hannover eingeladen hatte.<br />
„Hinter dem Programm 'Zivildienst als Lerndienst'“, so<br />
die Bundesministerin, „steht die Erkenntnis, dass Erfahrungen<br />
und Kompetenzen aus dem Zivildienst im ganzen Leben<br />
von Nutzen sind, im Beruf, aber auch im Ehrenamt<br />
oder in der Familie. Zivildienst heißt Lernen fürs Leben“.<br />
Wenn sich der Zivildienst noch konkreter zu einem Lerndienst<br />
entwickele, werde er durch die ausschließlich am<br />
Gemeinwohl orientierten Tätigkeiten für die Gesellschaft<br />
viel stärker als bisher zu einem Gewinn. Für die Zivildienstleistenden<br />
solle zukünftig die Möglichkeit bestehen,<br />
als ,Zertifizierter Helfer für Soziale Dienste’ den Zivildienst<br />
abzuschließen und dies eventuell bei einer Berufsausbildung<br />
angerechnet zu bekommen.<br />
Bundesministerin von der Leyen dankte insbesondere der<br />
<strong>AWO</strong> mit ihrem Bundesvorsitzendenden Wilhelm Schmidt,<br />
als einen der wichtigsten Partner im Zivildienst. hin<br />
Weitere Infos:<br />
<strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.,<br />
Bert Hinterkeuser, Tel.: 0228/6685-244<br />
Berlin. Die Vorsitzenden der <strong>AWO</strong> und des ASB, Wilhelm<br />
Schmidt (r.) und Dr. Friedhelm Bartels (2.v.r.), der <strong>AWO</strong>-Ehrenvorsitzende<br />
Dr. Manfred Ragati (2.v.l.), <strong>AWO</strong>-Bundesgeschäftsführer<br />
Rainer Brückers (l.) und Gastredner Prof. Thomas<br />
Rauschenbach freuten sich über einen rundum gelungenen<br />
Parlamentarischen Abend der <strong>AWO</strong> und des ASB kürzlich<br />
in Berlin. Überraschungsgast: Der SPD-Vorsitzende Kurt<br />
Beck. Er konnte in seinem dicht gedrängten Terminkalender<br />
Zeit 'freischaufeln', um persönlich seine Wertschätzung<br />
gegenüber der <strong>AWO</strong> zum Ausdruck zu bringen. kup<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
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<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
17
18 INTERNATIONALES<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Die evangelische Junge Gemeinde in Eisleben setzte sich mit Riesenbuchstaben für die Umsetzung der MDGs ein.<br />
Gemeinsam für ein<br />
Ende der Armut<br />
<strong>AWO</strong> International ruft auf zur Beteiligung an 'Deine Stimme gegen Armut'<br />
Täglich sterben allein an den Folgen von Hunger<br />
und Unterernährung 24.000 Menschen weltweit.<br />
Mehr als 860 Millionen Menschen können<br />
nicht lesen und schreiben. In den ärmsten Ländern ist<br />
eine Schwangerschaft lebensgefährlich: Eine von 48<br />
Frauen stirbt bei der Entbindung. Mehr als eine Milliarde<br />
Menschen haben keinen Zugang zu sauberem<br />
Trinkwasser. Jährlich sterben elf Millionen Kinder an<br />
vermeidbaren Krankheiten. Zahlen, die erschrecken<br />
und doch nur einige wenige der unzähligen Fakten<br />
zur Armut sind, die im Jahr 2000 die Regierungschefs<br />
dieser Welt bewogen hatten, die Millenniumserklärung<br />
der Vereinten Nationen und die darin enthaltenen<br />
Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) zu<br />
unterzeichnen. Das Ziel: bis 2015 die Anzahl der in<br />
extremer Armut lebenden Menschen auf die Hälfte<br />
zu senken.<br />
Fünf Jahre nach Verabschiedung dieser Erklärung<br />
ist es nicht gut um dieses Vorhaben bestellt. Und das,<br />
obwohl die Menschheit heute die Mittel hat, Armut<br />
zu beseitigen und damit die Wahrscheinlichkeit von<br />
Elend, Tod, Flucht und Krieg weltweit zu verringern.<br />
Am 7. Juli 2007 ist Halbzeit auf dem Weg zur Verwirklichung<br />
der Ziele. 'Deine Stimme gegen Armut'<br />
bietet Organisationen und Einzelpersonen die Möglichkeit,<br />
sich aktiv für das Ende der Armut einzusetzen.<br />
<strong>AWO</strong> International unterstützt die Aktion und<br />
fordert ihre Mitglieder und Interessierte auf, sich zu<br />
beteiligen. Schon ein kleiner Beitrag ist ein wichtiger<br />
Schritt auf diesem Weg.<br />
'Deine Stimme gegen Armut'<br />
'Deine Stimme gegen Armut' ist die deutsche Plattform<br />
des 'Global Call to Action Against Poverty'. Diese<br />
internationale Bewegung setzt sich in 82 Ländern<br />
mit nationalen Kampagnen für eine Idee ein: 'Wir<br />
können die Generation sein, die für ein Ende der Ar-
mut sorgt'. In Deutschland setzen sich unter<br />
dem Titel 'Deine Stimme gegen Armut' der<br />
entwicklungspolitische Verband VENRO in<br />
Zusammenarbeit mit Herbert Grönemeyer<br />
und befreundeten Fotografen, Medienplanern,<br />
PR-Profis, Regisseuren, Redakteuren<br />
und Textern öffentlich für eine Umsetzung<br />
der Millenniumsziele durch die Bundesregierung<br />
ein.<br />
Was will die weltweite Aktion<br />
gegen Armut?<br />
Forderungen der weltweiten Aktion sind:<br />
• mehr und bessere Entwicklungszusammenarbeit,<br />
• einen gerechten Welthandel,<br />
• einen umfassenden Schuldenerlass für<br />
die armen Länder,<br />
• gute Regierungsführung.<br />
Diese Forderungen sollen publik gemacht<br />
werden, um die Öffentlichkeit für<br />
das Thema noch stärker zu sensibilisieren.<br />
Weiterführende Informationen bietet das<br />
Forderungspapier von VENRO:<br />
www.deine-stimme-gegen-armut.de/docs/<br />
DSGA_VENRO_Forderungspapier_2006_dt.pdf<br />
Der G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm<br />
Im Juni 2007 findet das G8-Gipfeltreffen<br />
in Heiligendamm bei Rostock statt. Dieses<br />
Datum soll genutzt werden, um die Öffentlichkeit<br />
auf die Verantwortung der teilnehmenden<br />
Länder gegenüber der Dritten<br />
Welt aufmerksam zu machen. Immer stehen<br />
im G8-Prozess auch Themen wie Bildung<br />
und HIV-Aids auf der Agenda, die<br />
für die Bekämpfung der Armut relevant<br />
sind. Bisher standen am Ende der Gipfeltreffen<br />
nur Absichtserklärungen, aber wenig<br />
substantielle Beschlüsse auf dem Papier.<br />
Um dies zu ändern, werden im kommenden<br />
Jahr Organisationen aus aller<br />
Welt in Heiligendamm auf die Notwendigkeit<br />
konkreter Schritte im Kampf gegen<br />
Armut aufmerksam machen.<br />
Was können wir tun?<br />
Die <strong>AWO</strong> ist einer der ältesten und mitgliederstärksten<br />
Sozialverbände Deutschlands.<br />
Durch ihre föderale Struktur und<br />
das weit verankerte bürgerschaftliche Engagement<br />
ihrer Mitglieder erreicht sie alle<br />
Gesellschaftsschichten und Altersgruppen.<br />
Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität<br />
sind die Grundwerte der <strong>AWO</strong>.<br />
Sie verpflichten zum Einsatz gegen die Armut<br />
der Bevölkerung in der Bundesrepublik<br />
und weltweit. Denn: Armut ist ein Hin-<br />
dernis für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit.<br />
'Deine Stimme gegen Armut' bietet<br />
Organisationen und Einrichtungen, aber<br />
auch einzelnen Personen, die Möglichkeit,<br />
im Kampf gegen Armut aktiv zu werden.<br />
Auf der Homepage www.deine-stimme-gegen-armut.de<br />
finden sich viele Anregungen<br />
zu Unterschriften- und Faxaktionen,<br />
White-Band-Days, Aktionen mit<br />
Riesenbuchstaben und die Möglichkeit,<br />
durch Online-Banner auf der eigenen Homepage<br />
das Anliegen zu unterstützen.<br />
Diese und selbst organisierte Aktionen<br />
können einen Beitrag dazu leisten, Aufmerksamkeit<br />
für das weltweite Problem<br />
der Armut zu schaffen. <strong>AWO</strong> International<br />
ist Mitglied bei VENRO und steht über<br />
diesen bundesweiten Verband in Verbindung<br />
mit anderen Organisationen, die<br />
sich aktiv an der Aktion beteiligen.<br />
Text: Eva Ressel<br />
Foto: Jürgen Lukaschek<br />
Weitere Infos<br />
<strong>AWO</strong> International e.V.,<br />
Tel.: 030/25389-306,<br />
Fax: 030/25389-304,<br />
E-Mail: Eva.Ressel@awointernational.de<br />
Internet: www.awointernational.de<br />
Der Gruppe der Acht (G8) gehören<br />
die acht führenden Industrienationen<br />
Deutschland, Frankreich, Großbritannien,<br />
Italien, Japan, Kanada, Russland<br />
und die USA an. Daneben ist in dem<br />
Gremium auch die Europäische Kommission<br />
vertreten. Deutschland hat turnusgemäß<br />
am 1. Januar 2007 für ein<br />
Jahr die G8-Präsidentschaft. Die G8<br />
sind ein informelles Abstimmungsforum.<br />
Die Beschlüsse der Gruppe haben<br />
aber Auswirkungen auf die Politik<br />
der Mitgliedsländer und werden von<br />
den G8 mit gemeinsamer Stimme in<br />
andere internationale Foren eingebracht.<br />
Der sichtbarste Teil des G8-<br />
Prozesses sind die jährlichen Gipfeltreffen,<br />
an denen die Staats- und Regierungschefs<br />
teilnehmen.<br />
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Connext<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
19
20 VERBANDSENTWICKLUNG<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Verbandsentwicklung auf<br />
der Zielgeraden<br />
Eine Zwischenbilanz vom <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzenden<br />
Wilhelm Schmidt und <strong>AWO</strong> Bundesgeschäftsführer Rainer Brückers<br />
mit Fotos von den Regionalkonferenzen<br />
Einleitung<br />
Warum unterziehen wir uns in der <strong>AWO</strong> einem aufwändigen<br />
und kraftraubenden Verbandsentwicklungsprozess?<br />
Im wesentlichen haben den Bundesvorstand<br />
und den Bundesausschuss seinerzeit zwei<br />
Gründe bewegt: Wie kann die <strong>AWO</strong> über den jetzigen<br />
aktiven Personenkreis von Mitgliedern und Ehrenamtlichen<br />
weitere Menschen für die Idee des sozialen<br />
Engagements begeistern und gewinnen? Und<br />
zugleich gibt es fortdauernd neue Herausforderungen<br />
bei der Führung der sozialwirtschaftlichen Einrichtungen/Unternehmen,<br />
weil die anfallenden Kosten<br />
für professionelle Arbeit nicht mehr ohne die Erfüllung<br />
von Qualitätsnormen und von ökonomisch<br />
unterlegter Betriebsführung aufgebracht werden können.<br />
Bei aller Notwendigkeit, die betriebswirtschaftliche<br />
Seite der Sozialeinrichtungen beherrschen und<br />
diese Aufgabe immer weiter entwicklen müssen,<br />
muss es ein Markenzeichen der <strong>AWO</strong> bleiben, dass<br />
diese für die staatliche Seite übernommenen Aufgaben<br />
auch die Grundwerte des Verbandes widerspiegeln;<br />
vor allem Gerechtigkeit und Solidarität sind die<br />
Prinzipien, ohne die die Arbeit in den Einrichtungen<br />
nicht sachgerecht ausgeführt werden würde. Wo ein<br />
<strong>AWO</strong>-Logo an der Tür steht, soll auch 'echte <strong>AWO</strong>'<br />
drin sein. Dies ist ebenso eine wichtige Grundlage<br />
für die Gewinnung neuer Mitglieder und Ehrenamtlicher.<br />
Der Prozess der Entwicklung und die Zukunftsfähigkeit<br />
der <strong>AWO</strong> war und ist daher eine innerverbandliche<br />
Aufforderung zur selbstkritischen Analyse.<br />
Verbandsentwicklung in 2006 und 2007<br />
Zwei bundesweite Themenkonferenzen in der ersten<br />
Jahreshälfte 2006 und fünf Regionalkonferenzen im<br />
zweiten Halbjahr liegen hinter uns. Begleitet durch<br />
organisierte Debatten in vielen <strong>AWO</strong>-Gliederungen,<br />
in Kommissionen und Arbeitsgruppen wurde jeder<br />
Satz des Grundsätzepapiers – die Diskussionsgrundlage<br />
des Reformprozesses – kritisch unter die Lupe<br />
genommen. In einem eigens eingerichteten Internetportal<br />
sind die Ergebnisse öffentlich gemacht und haben<br />
zu weiteren Meinungsäußerungen eingeladen.<br />
Von Anfang an war Transparenz und Beteiligung<br />
oberstes Gebot der Verbandsentwicklung. Diese Entscheidung<br />
zahlt sich jetzt aus. Die Reformdiskussion<br />
ist in vollem Gange und sie ist weitgehend im Verband<br />
angekommen. Das lässt auf ein ungebrochen<br />
hohes Verantwortungsbewusstsein der Entscheidungsträgerinnen<br />
und Entscheidungsträger in der<br />
<strong>AWO</strong> schließen und ein positives Ergebnis erhoffen.
Die Inhalte der Reformdebatte sind höchst anspruchsvoll.<br />
Wir haben mit Blick auf die politischen,<br />
sozialen und wirtschaftlichen Zukunftsfragen bisher<br />
nicht gekannte Aufgaben zu lösen. Das verlangt von<br />
uns die selbstkritische Betrachtung all dessen, was<br />
uns lange Zeit vertraut und stabil erschien. Es geht<br />
nicht nur um Strukturen und Sachentscheidungen,<br />
sondern ebenso um die Sicherung sozialer Aufgaben<br />
für die Menschen. Wegen der Bedeutung der Herausforderung<br />
müssen wir diese alle engagiert annehmen.<br />
Der Verbandsentwicklungsprozess ist offen und<br />
transparent und nimmt Rücksicht auf die Verantwortlichkeiten<br />
und Rechte innerhalb der <strong>AWO</strong>. Niemand<br />
ist gezwungen. Niemand muss etwas aufgeben. Wer<br />
in seinem Zuständigkeitsbereich alles so belassen<br />
will wie bisher, kann dies ohne Einschränkung tun.<br />
Wichtig ist nur, mit den eigenen Entscheidungen keine<br />
Bedingungen zu verhindern, auf die andere in<br />
der <strong>AWO</strong> für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit<br />
dringend angewiesen sind. Zumindest gibt es eine<br />
moralische Verpflichtung zur Antwort auf die Frage,<br />
welche Entwicklungschancen der Verband haben<br />
soll. Ganz ohne verbandspolitische Verbindlichkeiten<br />
wird das nicht gehen. Das gilt insbesondere für<br />
die Qualitätssicherung und dem innerverbandlichen<br />
Konkurrenzschutz.<br />
Zu der insgesamt guten Zwischenbilanz hat der<br />
Entwurf des Grundsätzepapiers ganz wesentlich beigetragen.<br />
Ausgezeichnet hat ihn, dass durch die gewählte<br />
Aufbereitung der äußerst komplexen Themenstellungen<br />
eine breit angelegte Diskussion im Ver-<br />
band überhaupt erst möglich geworden ist. Vor allem<br />
aber wurden in den Grundsätzen und Eckpunkten jene<br />
Themen aufgegriffen, die für die Zukunftssicherung<br />
des Verbandes von großer Bedeutung sind. Damit<br />
haben wir auch an unseren Anspruch angeknüpft,<br />
strittige Themen nicht zu vermeiden, sondern<br />
sich mit ihnen gewissenhaft und in gegenseitigem Respekt<br />
auseinander zu setzen.<br />
Nach den Rückmeldungen aus den Themenkonferenzen<br />
ist der Entwurf gründlich überarbeitet worden<br />
und er wird jetzt nach Abschluss der Regionalkonferenzen<br />
noch einmal auf den neuesten Stand der Debatte<br />
gebracht. Der Wunsch nach gemeinsamer Verständigung<br />
darf jedoch nicht dazu führen, gerade<br />
den strukturell bedeutsamen Themen des Grundsätzepapiers<br />
ihren richtungsweisenden Charakter zu<br />
nehmen. Ein Bruch zwischen Tradition und Moderne<br />
steht nicht an, genau das Gegenteil ist zutreffend.<br />
„Nur wer sich ändert bleibt sich treu“, hat Wolf Biermann<br />
dazu treffend bemerkt.<br />
Es hat sich als richtig erwiesen, sich zur Planung<br />
und Durchführung des Gesamtprozesses von externen<br />
Fachleuten unterstützen zu lassen. Meinungsvielfalt<br />
in einem Traditionsverband deckt sich nämlich<br />
nicht automatisch mit dem Wunsch nach zielführenden<br />
Ergebnissen. Man braucht einen methodischen<br />
Rahmen, damit der Prozess nicht aus dem<br />
Ruder läuft und sich verselbständigt. Durch klare<br />
Vorgaben und durch die methodisch kompetente<br />
Begleitung von außen ist es gelungen, die Abläufe<br />
lebendig und zugleich ergebnisorientiert zu gestalten.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
21
22 VERBANDSENTWICKLUNG<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Auch wenn sich die Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />
Sonderkonferenz im Juni 2007 in Magdeburg<br />
positiv darstellen, liegen entscheidende Schritte<br />
der Verbandsentwicklung noch vor uns. Zwischen<br />
März und Mai 2007 wird man in regionalen Konferenzen<br />
mit den Bundesdelegierten die gegebenenfalls<br />
noch strittigen Themen beraten und zu einer abschließenden<br />
Meinungsbildung kommen. Hier wird<br />
sich zeigen, ob das Ergebnis den Namen Verbandsentwicklung<br />
rechtfertigt und die auf einer Sonderkonferenz<br />
notwendigen Mehrheiten zu erwarten sind.<br />
Schon jetzt wird zu überlegen sein, wie die Entscheidungen<br />
zur Verbandsentwicklung nach der<br />
Sonderkonferenz auch Eingang in die Praxis der<br />
<strong>AWO</strong> finden. Delegiertenvoten sind das eine, aber<br />
Beschlüsse im Verband wirksam werden zu lassen ist<br />
damit noch nicht sicher gestellt. Anders gesagt: Die<br />
Verbandsentwicklung ist mit den Konferenzbeschlüssen<br />
nicht zu Ende, vielmehr beginnt sie erst.<br />
Ausblick<br />
Mit der Verbandsentwicklung machen wir uns fit für<br />
die Zukunft. Wir können ein breites Spektrum von Lebenslagen,<br />
Interessen, Nöten und sozialen Bedürfnissen<br />
in der Gesellschaft abbilden. In unseren Reihen<br />
werden soziale Beziehungen geknüpft und Gemeinschaftsleben<br />
wird außerhalb von Familie und Beruf<br />
erfahrbar. Individuelle Anliegen und gemeinschaftliche<br />
Interessen haben in der <strong>AWO</strong> eine Plattform.<br />
Wir können über individuelle Hilfe und Fürsorge hinaus<br />
Öffentlichkeit und Beteiligung herstellen für die<br />
politischen und sozialen Belange der Menschen. Um<br />
so wichtiger ist es, dass wir diese wertvollen Potenziale<br />
neu entdecken und durch unsere verbandlichen<br />
Reformen neu beleben.<br />
Dazu sind wir wie nie zuvor auf einen neuen Zuschnitt<br />
unserer strukturellen Fundamente angewiesen.<br />
Auch wird die Zeit langsam knapp, um die veränderten<br />
Bedingungen unserer Arbeit noch konstruktiv<br />
einzuholen und nicht nur ihre Folgen zu ertragen.<br />
Ohne aktive Mitgliedschaft ist die <strong>AWO</strong> als gemeinnützige<br />
Organisation nicht überlebensfähig. Ohne<br />
wettbewerbsfähige Sozialbetriebe verliert sie ihre<br />
Stellung auf dem Dienstleistungsmarkt. Diese Bemühungen<br />
sind auch das fortwährende Bekenntnis zu<br />
unseren verbandspolitischen Werten. Ohne solche<br />
Anstrengungen würden wir die <strong>AWO</strong> schrittweise<br />
preisgeben. Wir sind dankbar dafür, dass dies offensichtlich<br />
alle Beteiligten so sehen.<br />
Fotos: <strong>AWO</strong>
24 MANAGEMENT<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Betriebliches<br />
,Chancen- und<br />
Risikomanagement’<br />
Ziele und Projektansatz<br />
Wesentliches Ziel des Projektes 'Betriebliches Chancen-<br />
und Riskomanagement' ist es, ein praktisch nutzbares<br />
<strong>AWO</strong>-Standardinstrumentarium zu entwickeln,<br />
das von den unterschiedlich strukturierten <strong>AWO</strong>-Gliederungen<br />
später eingesetzt werden kann. Es muss<br />
daher ein Modell erarbeitet werden, das unterschiedliche<br />
Größen, Organisationsstrukturen, Führungssysteme,<br />
IT-Landschaften und Managementkapazitäten,<br />
die in den <strong>AWO</strong>-Gliederungen existieren,<br />
berücksichtigt. Das Standardinstrumentarium soll neben<br />
einer Softwarelösung zur Administration auch<br />
ein Vorgehensmodell zur Integration des Chancenund<br />
Risikomanagements (CRM), das die Integration<br />
durch weitere <strong>AWO</strong>-Unternehmen weitestgehend<br />
selbstständig ermöglicht (Projektpläne, Change-Konzept),<br />
beinhalten, um den Aufwand für externe Beratung<br />
zu reduzieren. Hierzu sollen für wesentliche<br />
Leistungsbereiche auch Mustervorlagen zu bestehenden<br />
Chancen und Risiken erarbeitet werden.<br />
Um diese Ziele zu erreichen, insbesondere um<br />
wesentliche <strong>AWO</strong>-Spezifika zu berücksichtigen, sah<br />
die Projektplanung die Beteiligung mehrerer <strong>AWO</strong>-<br />
Unternehmen vor. Der <strong>AWO</strong> Bezirksverband Hessen-<br />
Süd e. V. hat die Projektträgerschaft übernommen<br />
und führt das Chancen- und Risikomanagement im<br />
Rahmen des Projektes unternehmensweit ein. Das<br />
Projekt wird durch die Unternehmensberatung BRB<br />
Consulting GmbH begleitet und ist Anfang des<br />
Jahres 2007 abgeschlossen, so dass dann alle<br />
<strong>AWO</strong>-Gliederungen auf die Ergebnisse zugreifen<br />
können.<br />
Bisherige Ergebnisse<br />
Fachliches Modell<br />
Das Projekt wird im Rahmen einer Lenkungsgruppe<br />
geführt. Ausgehend von dem bestehenden Instrumen-<br />
tarium und fachlichen Modell der BRB Consulting<br />
GmbH wurde dabei zunächst ein <strong>AWO</strong>-spezifisches<br />
Fach-Modell entwickelt. Hierbei war zu definieren<br />
wie<br />
• die Chancen und Risikoidentifikation und -analyse,<br />
• die Abbildung bestehender Steuerungs- und Kontrollelemente<br />
zu den Chancen und Risiken im<br />
Unternehmen,<br />
• die Chancen- und Risikobewertung (Auswirkung<br />
und Eintrittswahrscheinlichkeit),<br />
• die Bildung von Maßnahmen zu den Chancen und<br />
Risiken sowie<br />
• die Chancen- und Risikokommunikation<br />
gestaltet werden sollte. Besonders zu berücksichtigen<br />
war dabei, dass in den Unternehmen der<br />
<strong>AWO</strong> unterschiedliche Systeme zur Steuerung und<br />
Kontrolle von Chancen und Risiken, wie Kosten- und<br />
Leistungsrechnung, Qualitätsmanagement, Organisationsanweisungen<br />
bestehen, die mit dem CRM vernetzt<br />
werden müssen und natürlich nicht nochmals im<br />
Rahmen des CRM aufgebaut werden können. Vielmehr<br />
greift das bestehende Modell auf diese Subsysteme<br />
zurück, indem bestehende Instrumente zu<br />
den Chancen und Risiken im CRM systematisch analysiert<br />
werden. Letztlich wird so durch das CRM aufgedeckt<br />
– und dies ist ein wesentliches Ziel dieses<br />
Führungssystems –, inwieweit zu wesentlichen Chancen<br />
und Risiken entsprechend wirksame Steuerungsund<br />
Kontrollinstrumente vorhanden sind oder welcher<br />
diesbezügliche Handlungsbedarf noch besteht.<br />
So <strong>erhält</strong> das Unternehmen künftig wesentliche<br />
Erkenntnisse für die Setzung von Prioritäten bei der<br />
Organisationsentwicklung.<br />
Softwarelösung<br />
Bestehende, am Markt verfügbare CRM-Softwarelösungen<br />
erschienen für die <strong>AWO</strong> unter Kosten-<br />
Nutzenaspekten nicht ausreichend anwendbar. Die
Seit Verabschiedung des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich<br />
(KonTraG) 1998 besteht für Unternehmen, abhängig von deren Rechtsform, Größe<br />
und Komplexität, eine Verpflichtung zur Führung eines Risikomanagements. Demgegenüber<br />
werden in der betrieblichen Praxis der sozialen Dienstleister, die zum Teil große<br />
mittelständische Unternehmen sind und eine hohe Komplexität aufgrund Ihrer verschiedenen<br />
Leistungsbereiche aufweisen, immer noch selten übergreifende Risikomanagementsysteme<br />
angewandt. Die Gründe sind in erster Linie in dem Fehlen von Modellen und Systemen<br />
zu sehen, die unter Kosten-Nutzen-Aspekten eine sinnvolle Umsetzung ermöglichen.<br />
Um dem entgegenzuwirken, hat der <strong>AWO</strong> Bundesverband Anfang 2006 – unter<br />
Erweiterung des Themas um die Perspektive der 'Chancen' – das Modellprojekt 'Betriebliches<br />
Chancen- und Risikomanagement' initiiert.<br />
Beteiligten entschieden sich daher, aufbauend auf<br />
das definierte Fach-Modell, eine eigene Lösung in Visual<br />
Basic auf der Basis von Excel zu programmieren.<br />
Dies hat zudem den Vorteil, dass <strong>AWO</strong>-Gliederungen,<br />
die keine weit reichende IT-Infrastruktur besitzen,<br />
das System ohne größere Investitionen in die IT<br />
einsetzen können. Die Software wurde durch die BRB<br />
Consulting GmbH programmiert und befindet sich<br />
derzeit im ersten Einsatz.<br />
Integration<br />
Parallel zur Modellbildung und zur Softwareumsetzung<br />
wurden die Betriebsteile und Abteilungen, bei<br />
denen das CRM im ersten Schritt integriert wird, in<br />
das Vorhaben einbezogen. Da es sich <strong>beim</strong> CRM um<br />
eine neue Form von Führungsinstrumentarium handelt<br />
und eine aktive Anwendung die Motivation der<br />
Beteiligten voraussetzt, wurden Workshops durchgeführt,<br />
bei denen die fachlichen Grundlagen und die<br />
Relevanz des Themas vermittelt wurden. Es wurden<br />
insgesamt über 450 Chancen und Risiken definiert,<br />
die im Nachgang analysiert und strukturiert wurden.<br />
Nach der Durchführung von Softwareschulungen<br />
wurde im nächsten Schritt je angesprochenem Bereich<br />
zunächst eine abgestimmte Anzahl von Chancen<br />
und Risiken in der entwickelten Software administriert<br />
und aufgrund der Abfragevorgaben analysiert.<br />
Dieser erste Chancen- und Risikoerhebungslauf<br />
wurde Ende September 2006 abgeschlossen.<br />
Ausblick<br />
Gemäß der Projektplanung befindet sich das entwickelte<br />
System derzeit in der ersten Praxisanwendung<br />
bei den fünf teilnehmenden Unternehmen. In<br />
Kürze werden dann die Erkenntnisse aus diesem<br />
Chancen- und Risikolauf bewertet und gegebenenfalls<br />
noch Feinabstimmungen an der Systematik vorgenommen.<br />
Nach bisherigem Stand kann das Pro-<br />
jekt Anfang des Jahres 2007 erfolgreich abgeschlossen<br />
werden, so dass die <strong>AWO</strong> dann, neben der bereits<br />
geschaffenen Lösung für ein verbindliches Risikomanagement,<br />
auch über eine praktisch erprobte<br />
Lösung für ein betriebliches Chancen- und Risikomanagement<br />
verfügt. Es ist vorgesehen, dass nach Projektbeendigung<br />
eine Infoveranstaltung durchgeführt<br />
wird, um das Instrumentarium weiteren Interessierten<br />
Unternehmen der <strong>AWO</strong> zu präsentieren.<br />
Text: Kai Goslar (Geschäftsführer und<br />
Berater der BRB Consulting GmbH)<br />
Insgesamt beteiligen sich bis dato die nachfolgenden<br />
<strong>AWO</strong>-Gliederungen:<br />
• <strong>AWO</strong> Bezirksverband Westliches Westfalen<br />
e. V. (Johannes Schemann, Karsten Wolf)<br />
• <strong>AWO</strong> Bezirksverband Pfalz e.V.<br />
(Angelika Seebacher)<br />
• <strong>AWO</strong> Bezirksverband Rheinland e.V.<br />
(Mathias Gibbert, Lothar Müller,<br />
Katja Kesselem)<br />
• <strong>AWO</strong> Bezirksverband Hessen Süd e.V.<br />
(Wolfgang Rauch, Karl-Heinz Fausel –<br />
Projektleiter)<br />
• <strong>AWO</strong> Bundesverband e.V.<br />
(Hans-Peter Niemeier – beratende Mitarbeit)<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
25
26 FÜR SIE GELESEN<br />
Globalisierung<br />
Flache Welt?<br />
In Bangalore, Indien, hatte der vielfach<br />
preisgekrönte Journalist Thomas L. Friedman<br />
ein einschneidendes Erlebnis: Der<br />
Topmanager eines florierenden indischen<br />
IT-Unternehmens skizzierte ihm<br />
die Vielzahl entstandener technischer<br />
Möglichkeiten im Zuge der Globalisierung:<br />
Nicht mehr nur materielle Waren,<br />
sondern auch geistige Dienstleistungen<br />
können rund um den Erdball und jederzeit<br />
abgerufen werden. Die Mitspieler<br />
im globalen Wettbewerb hätten, so der<br />
Manager, immer stärker gleiche Voraussetzungen<br />
und so werde das globale<br />
Spielfeld nicht nur kleiner, sondern eingeebnet.<br />
Friedman, Kolumnist der New<br />
York Times, hatte sich bereits seit geraumer<br />
Zeit mit Fragen der Globalisierung<br />
befasst. Nun wurde ihm aber klar, dass<br />
der rapide Anschluss entlegenster Winkel<br />
der Erde an die globale Kommunikation<br />
mittels Internet und moderner Computertechnologie<br />
den Globus einebnet.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
Die Welt werde flach, so die These in<br />
seinem neuesten Buch.<br />
Friedman misst der Ökonomie eine<br />
hervorgehobene Stellung im Prozess der<br />
Globalisierung bei. Das Buch ist jedoch<br />
kein blindes Plädoyer für allmächtige<br />
Heilungskräfte des Marktes. Wirtschaftliche<br />
Verflechtung bringe materiellen Fortschritt<br />
und könne etwa geopolitische<br />
Konkurrenzen abmildern, so der Autor.<br />
Doch müsse es in auch einen sozialen<br />
Ausgleich geben. Der freie Markt bedarf<br />
mittel- und langfristig der Demokratie<br />
und Menschenrechte, wie Friedman<br />
am Beispiel der raschen ökonomischen<br />
– ohne entsprechender demokratischer<br />
und rechtsstaatlicher – Entwicklung Chinas<br />
ausführt. Globalisierung könne – neben<br />
der ökonomischen Einebnung des<br />
'Spielfeldes' – eben auch zu Spaltungen<br />
und Konflikten führen. Das Buch ist gut<br />
lesbar und eine sehr umfangreiche,<br />
interessante Lektüre zu einem der zentralen<br />
Themen unserer Zeit.<br />
Thomas L. Friedman, Die Welt ist flach, Suhrkamp,<br />
712 Seiten, 26,80 Euro, ISBN 3-518-41837-8.<br />
Anzeige<br />
All for one<br />
Europa<br />
Soziales Europa?<br />
In dem vorliegenden Sammelband der<br />
beiden Herausgeberinnen Alexandra<br />
Baum-Ceisig (Universität Osnabrück)<br />
und Anne Faber (Universität Köln) wird<br />
in 16 Aufsätzen gesellschaftlichen, sozialen<br />
und ökonomischen Aspekten des<br />
europäischen Integrationsprozesses nachgegangen.<br />
Analysen zum Umbau des<br />
Sozialstaates in Europa, der Lissabon-<br />
Strategie, zur Tarifpolitik im Zuge der<br />
Osterweiterung, europäischen Sozialpolitik<br />
in der nationalen Praxis bis hin<br />
zu Fragen der Selbstbehauptung Europas<br />
und der Rolle der EU in der Welt<br />
entfalten einen facettenreichen Blick auf<br />
die Perspektiven des Wohlfahrtsstaates<br />
im Kontext von Europäisierung und Globalisierung.<br />
Der Band ist eine Festschrift<br />
für den Polikwissenschaftler und Europaforscher<br />
Klaus Busch und bietet eine wissenschaftliche<br />
wie praxisnahe Auseinandersetzung<br />
mit den wachsenden ökonomischen<br />
und politischen Herausforde-
ungen für staatliche Politik und gesellschaftliche<br />
Akteure.<br />
Alexandra Baum-Ceisig/Anne Faber, Soziales<br />
Europa?, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 362<br />
Seiten, 39,90 Euro, ISBN 3-531-14644-0.<br />
Gesundheit<br />
Geschichte einer Magersucht<br />
Spätestens mit den Diskussionen um<br />
mögliche Regelungen gegen zu dünne<br />
Models auf den Laufstegen der glitzernden<br />
Modewelt ist das Thema Magersucht<br />
auch in Deutschland wieder vielfach<br />
in den Gazetten diskutiert worden.<br />
Magersucht ist, wie der Name schon<br />
sagt, eine Form von Sucht. Mit größter<br />
Sensibilität hat die Journalistin Brigitte<br />
Biermann die Geschichte eines 15-jährigen<br />
Mädchens und ihrer Magersucht<br />
aufgeschrieben.<br />
Katrin L. ist sportlich, kreativ und gescheit.<br />
Und sie hat einen Traum: Sie will<br />
Model werden wir ihre Idole Kate Moss<br />
und Christy Turlington. Um sich diesem<br />
vermeintlichen körperlichen Ideal anzunähern,<br />
beginnt Katrin L. mit Diäten, die<br />
sich sehr bald zu einer Sucht entwickeln.<br />
Ihre Eltern und Schwester müssen hilflos<br />
mit ansehen, wie Katrin immer dünner,<br />
immer kraftloser und immer einsamer<br />
wird. Die Autorin zeichnet in ihrem Buch<br />
nicht nur den letztlich tödlichen Verlauf<br />
der Krankheit des Mädchens nach, sondern<br />
lässt Katrin L. mit ihren Tagebüchern<br />
und Gedichten selbst zu Wort<br />
kommen. Die Leserin und der Leser erhalten<br />
so einen unmittelbaren Einblick in<br />
das Innenleben einer Magersüchtigen.<br />
Brigitte Biermann, Engel haben keinen Hunger,<br />
Beltz Verlag, 240 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 3-407-<br />
85772-1.<br />
Kinder<br />
Wenn Kinder sich wehtun<br />
Finnja, Paul, Mohamed und Greta haben<br />
sich richtig wehgetan, aber im<br />
Krankenhaus wird alles getan, damit es<br />
ihnen wieder besser geht. Immer dabei:<br />
Anzeige<br />
HTS<br />
Thiemo der Bär. Er kennt sich im Krankenhaus<br />
bestens aus und erklärt den<br />
Kindern, was er weiß und was sie selber<br />
zur Heilung ihrer Verletzung beitragen<br />
können.<br />
Das Buch der Medizinerin Anne Hilgendorff<br />
erklärt – begleitet von den gelungenen<br />
Illustrationen Gisela Dürrs –<br />
am Beispiel der vier Kinder, wie Verletzungen<br />
im Krankenhaus behandelt werden.<br />
Ebenso klar wie altersgemäß werden<br />
Fragen danach beantwortet, was<br />
eigentlich im Körper passiert, wenn man<br />
sich wehgetan hat; warum eine Wunde<br />
von ganz allein heilen kann; wie man<br />
erkennt, dass ein Knochen gebrochen<br />
ist; was getan werden muss, wenn man<br />
sich verbrannt hat oder warum man eine<br />
Beule bekommt, wenn man sich den<br />
Kopf stößt. Dieses medizinische Vorschulbuch<br />
wendet sich an Kinder zwischen<br />
drei und acht Jahren und ist entsprechend<br />
kindgerecht aufbereitet.<br />
Anne Hilgendorff mit Illustrationen von Gisela Dürr,<br />
Ich hab’ mir wehgetan!, Georg Thieme Verlag, 37<br />
Seiten, 12,95 Euro, ISBN 3-13-143771-5.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
27
28 FACHINFORMATIONEN<br />
■ A LTENHILFE/<br />
A MBULANTE D IENSTE<br />
Kongress<br />
Fachkongress Altenpflege+<br />
ProPflege 2007<br />
Die Altenpflege+ProPflege 2007 – Fachmesse<br />
mit Kongress für Pflege, Therapie,<br />
Betreuung + Professionelle Patientenversorgung<br />
findet vom 20. bis 22. März<br />
2007 im Messezentrum Nürnberg statt.<br />
Europas größte Fachmesse für die Altenund<br />
Krankenpflege wird traditionell begleitet<br />
vom Fachkongress Altenpflege,<br />
dem bundesweiten Forum für Innovationen<br />
rund um die Pflege. Im Mittelpunkt<br />
stehen die Themen:<br />
• Palliativpflege: Sterbende professionell<br />
begleiten;<br />
• Reformen: Chancen und Risiken erfolgreich<br />
managen;<br />
• Hauswirtschaft aktiv: Den Alltag planen<br />
und gestalten.<br />
Hervorzuheben ist das neue Profil<br />
des Fachkongresses: So genannte KompaktSessions<br />
sind für Berufseinsteiger<br />
und Interessierte gedacht, die PowerSeminare<br />
wenden sich an erfahrene Fachund<br />
Führungskräfte und die Premium-<br />
Workshops sind auf Experten zugeschnitten.<br />
Erstmalig gibt es Basis- und<br />
Aufbaukurse zu Schmerzmanagement,<br />
Dienst- und Einsatzplanung sowie zu<br />
praxisorientiertem Risikomanagement.<br />
Aus rund 70 Einzelveranstaltungen<br />
können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
ihren individuellen Kongressfahrplan<br />
zusammenstellen und vom Know-<br />
How der rund 90 branchenerfahrenen<br />
Referentinnen und Referenten profitieren.<br />
Das Kongressprogramm zur Altenpflege+ProPflege<br />
2007 kann angefordert<br />
werden <strong>beim</strong> Vincentz Network,<br />
Veranstaltungsdienste, Postfach 62 47,<br />
30062 Hannover, Tel. 0511/9910-<br />
175, Fax 0511/9910-199, E-Mail:<br />
Veranstaltungen@vincentz.net, Internet:<br />
www.vincentz.net.<br />
Beratung<br />
Pflegeratgeber erschienen<br />
Für Betroffene und deren Angehörige<br />
hat die <strong>AWO</strong> NRW in Zusammenarbeit<br />
mit der Redaktion ACTIWO einen Pfle-<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
geratgeber veröffentlicht. Alle Fragen im<br />
Zusammenhang mit einer optimalen Versorgung<br />
im Alter werden in der aktuellen<br />
Broschüre beantwortet. Aus dem Inhalt:<br />
Vorsorge, Pflegestufen, Finanzierung,<br />
Pflegeangebote, Pflegetipps, Tod<br />
und Sterben, Literaturhinweise. Die Broschüre<br />
(105 S.) ist als E-Book im Internet<br />
kostenlos unter www.actiwo.de <strong>erhält</strong>lich.<br />
BAGSO<br />
Neuer Vorsitzender gewählt<br />
Viele Seniorinnen und Senioren sind bereit,<br />
sich als Anwälte und Experten in eigener<br />
Sache zu engagieren und auch<br />
für andere einzusetzen. Dabei werden<br />
ihnen aber nicht selten Steine in den<br />
Weg gelegt.<br />
Die Partizipationschancen älterer<br />
Menschen zu verbessern, das hat sich<br />
der neu gewählte Vorsitzende der<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen<br />
Deutschlands, Walter<br />
Link, vorgenommen. Er forderte die<br />
Vertreterinnen und Vertreter der 93<br />
BAGSO-Verbände mit ihren mehr als<br />
12 Millionen Mitgliedern auf, sich ihrer<br />
Kompetenzen, die sie sich in Beruf und<br />
Familie erworben haben, bewusster zu<br />
werden und ihre Anliegen selbstbewusster<br />
zu vertreten. Der 69-Jährige tritt die<br />
Nachfolge von Roswitha Verhülsdonk<br />
an, die nach zehnjähriger Amtszeit<br />
nicht mehr kandidierte.<br />
Der neue Vorsitzende schlug der Mitgliederversammlung<br />
vor, die bisherige<br />
Vorsitzende Roswitha Verhülsdonk zur<br />
Ehrenvorsitzenden zu wählen.<br />
Seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter<br />
im neuen Vorstand sind: Frieder Theysohn<br />
(Evang. Seniorenwerk) und Karl<br />
Michael Griffig (Kolpingwerk Deutschland)<br />
als stellvertretende Vorsitzende,<br />
Ruth Brand (AG 60plus der SPD), Dr.<br />
Rudolf Fitzner (Hartmannbund), Dieter<br />
Seipp (Senior Experten Service) und<br />
Helga Walter (BAG Landesseniorenvertretungen)<br />
sowie Dr. Erika Neubauer,<br />
die seit 1991 Geschäftsführerin der<br />
BAGSO ist.<br />
Weitere Informationen bei BAGSO<br />
e.V., Eifelstr. 9, 53119 Bonn, Tel.: 0228/<br />
2499930, E-Mail: lenz@bagso.de,<br />
Internet: www.bagso.de.<br />
■ EHRENAMT<br />
Per Datenbank zum Ehrenamt<br />
Aktion Mensch vermittelt<br />
zwischen Projekten und<br />
freiwilligen Helfern<br />
Ohne ehrenamtliche Helfer wäre die gemeinnützige<br />
Arbeit vieler Organisationen,<br />
Initiativen und Verbände in Deutschland<br />
nicht mehr möglich. Aber: Wie finden<br />
diese Einrichtungen geeignete Ehrenamtliche?<br />
Und wo recherchieren<br />
Interessenten, die sich gerne engagieren<br />
möchten? Unter http://diegesellschafter.de/aktion/mitarbeiten<br />
stellt die Aktion<br />
Mensch im Rahmen ihres Gesellschafter-Projektes<br />
kostenlos eine bundesweite<br />
Freiwilligen-Datenbank zur Verfügung.<br />
Der Adress-Pool fungiert als<br />
schwarzes Brett, über das dort eingetragene<br />
Initiativen die gewünschte<br />
Tätigkeit ausschreiben. Interessierte<br />
Helfer können nach Projekten suchen,<br />
die sie unterstützen möchten – komfortabel<br />
sortiert nach Themen und Postleitzahl.<br />
Die Freiwilligen-Datenbank der Aktion<br />
Mensch ist Teil des Aufklärungsprojektes<br />
dieGesellschafter.de. Mit bereits<br />
mehr als 2.000 geprüften Adressen bietet<br />
sie engagierten Menschen zahlreiche<br />
Angebote, als ,Gesellschafter’ aktiv zu<br />
werden. Damit dieses Netzwerk weiter<br />
wächst, sind lokale gemeinnützige Projekte<br />
und Organisationen aller Art, zum<br />
Beispiel Stadteilprojekte, Jugendinitiativen,<br />
soziale Dienste, Umweltgruppen<br />
oder Kulturprojekte aufgerufen, sich einzutragen.<br />
Die Freiwilligen-Datenbank ist einfach<br />
zu nutzen: Jede gemeinnützige Initiative<br />
kann sich über ein Onlineformular<br />
registrieren lassen. In einem Organisations-Steckbrief<br />
werden am Bildschirm<br />
Angaben zu Adresse, Telefonnummer,<br />
E-Mail und Ansprechpartner gemacht.<br />
Zusätzlich können die einzelnen Projekte<br />
je nach Art ihres Engagements verschiedenen<br />
Tätigkeitsfeldern zugeordnet<br />
werden. Zur Auswahl stehen beispielsweise<br />
Schlagworte wie ,Menschenrechte’,<br />
,Umwelt’, ,Bildung’, ,Wirtschaft’<br />
oder ,Kultur’. Eine Kurzbeschreibung<br />
der Angebote vermittelt Suchenden zudem<br />
einen ersten Einblick in für sie mögliche<br />
Einsatzbereiche. Das Kontaktformular<br />
zum Projekt-Eintrag in die Freiwilligen-Datenbank<br />
finden Interessierte unter<br />
http://diegesellschafter.de/aktion/<br />
mitarbeiten/formular.php.
In was für einer Gesellschaft<br />
wollen wir leben?<br />
Seit Frühjahr 2006 meldet sich die Zivilgesellschaft<br />
in der Frage zur Zukunft der<br />
Gesellschaft eindrucksvoll zu Wort:<br />
Mehr als 700.000 Besucher haben auf<br />
der Internetseite dieGesellschafter.de<br />
mehr als 65.000 Beiträge und Kommentare<br />
rund um die Frage ,In was für einer<br />
Gesellschaft wollen wir leben?’ abgegeben.<br />
Hinter dem Gesellschafter-Projekt<br />
stehen die Aktion Mensch und zahlreiche<br />
Verbände und Organisationen –<br />
darunter die Wohlfahrtsverbände und<br />
das ZDF. Seit Mai 2006 unterstützt ein<br />
Förderprogramm Initiativen für mehr Gerechtigkeit<br />
in der Gesellschaft, außerdem<br />
steht unter dieGesellschafter.de eine<br />
Freiwilligen-Datenbank bereit. In den<br />
kommenden Monaten tourt das Filmfestival<br />
,ueber arbeiten’ mit Dokumentarfilmen<br />
zu den Themen Arbeit, Wirtschaft<br />
und Globalisierung durch 80 Städte<br />
Deutschlands.<br />
Weitere Infos auf der Projektplattform<br />
dieGesellschafter.de<br />
■ FAMILIEN/FRAUEN<br />
Familien<br />
Der Familienratgeber<br />
der Aktion Mensch<br />
Der Familienratgeber ist ein<br />
kostenloses Informationsangebot<br />
der Aktion Mensch im Internet.<br />
Das Onlineportal richtet<br />
sich an Menschen mit Behinderungen,<br />
ihre Angehörigen sowie<br />
die sie betreuenden Stellen.<br />
Unter www.familienratgeber.de<br />
finden Interessierte Umfassendes<br />
zum Thema Familie<br />
und Behinderung. Sie erhalten<br />
wichtige Informationen und<br />
Hinweise zu Schwangerschaft<br />
und Geburt, Alltag mit Kindern<br />
und Senioren oder zum Umgang<br />
mit Behinderungen,<br />
Krankheit und Pflege sowie themenspezifischen<br />
Rechtsfragen.<br />
Darüber hinaus können sich<br />
Frauen und Familien in verschiedenen<br />
Gesprächsforen<br />
mit persönlich Betroffenen direkt<br />
austauschen. Hilfreiche<br />
Links und Literaturtipps runden<br />
das Angebot ab.<br />
Der Familienratgeber wird unter Berücksichtigung<br />
aktueller Ereignisse ständig<br />
erweitert. Eine stets aktualisierte<br />
Adressdatenbank mit 17.000 Anlaufstellen<br />
bundesweit bietet die Möglichkeit,<br />
gezielt nach Einrichtungen sowie<br />
Beratungs- und Hilfsangeboten in unmittelbarer<br />
Wohnortnähe zu suchen.<br />
Ziel des Familienratgebers ist es, regionale<br />
Netzwerke im Rahmen der Familien-<br />
und Behindertenhilfe zu fördern sowie<br />
den Aufbau einer bundesweiten Daten-Sammlung<br />
zu unterstützen.<br />
RegionalPartner gesucht!<br />
Der Familienratgeber sucht noch weitere<br />
RegionalPartner, die die Informationsplattform<br />
mitgestalten. Über 150 regionale<br />
Netzwerke sind bereits für den Familienratgeber<br />
aktiv. Damit jeder Suchende<br />
in dem Angebot des Familienratgebers<br />
auch das Richtige findet, ist es<br />
wichtig, dass möglichst viele regionale<br />
Ansprechpartner die für die Behindertenhilfe<br />
und -selbsthilfe relevanten Daten<br />
ihrer Region einpflegen und regelmäßig<br />
aktualisieren. Alle Informationen sowie<br />
das Formular zur Dateneingabe finden<br />
Sie unter www.familienratgeber.de.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte<br />
direkt an die Aktion Mensch, Sandra<br />
Vukovic, Tel: 0228/2092-370, E-Mail:<br />
sandra.vukovic@aktion-mensch.de.<br />
■ K INDER- UND<br />
J UGENDHILFE<br />
Sozialarbeit<br />
Anzeige<br />
Bank für<br />
Sozialwirtschaft<br />
Mitgliederversammlung<br />
beschließt Auflösung der BAG<br />
Jugendsozialarbeit<br />
Zum 30. Juni 2007 wird die BAG Jugendsozialarbeit<br />
e.V., der Zusammenschluss<br />
der freien Träger von Jugendsozialarbeit<br />
auf Bundesebene, aufgelöst.<br />
So hat es die Mitgliederversammlung<br />
des Vereins auf ihrer letzten Sitzung beschlossen.<br />
Damit ist das Ende einer<br />
Struktur eingeläutet, die seit knapp 60<br />
Jahren für die Belange benachteiligter<br />
Jugendlicher und die Interessen der mit<br />
diesen Jugendlichen arbeitenden Träger<br />
auf Bundesebene eintritt. Mit einer<br />
Vielzahl von Stellungnahmen und Positionspapieren,<br />
mit Veranstaltungen, Projekten<br />
und einer intensiven Öffentlichkeits-<br />
und Lobbyarbeit hat die BAG Jugendsozialarbeit<br />
seit 1949 dazu beigetragen,<br />
dass sozial benachteiligte und<br />
individuell beeinträchtigte Jugendliche<br />
eine berufliche Perspektive und die<br />
Chance auf gesellschaftliche Teilhabe<br />
erhalten.<br />
An die Stelle der BAG Jugendsozialarbeit<br />
tritt zum 1. Juli 2007 ein Kooperationsverbund<br />
Jugendsozialarbeit, dem<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
29
30 FACHINFORMATIONEN<br />
die freien Träger der Jugendsozialarbeit<br />
auf Bundesebene angehören werden.<br />
Der Kooperationsverbund will den Herausforderungen<br />
an die Jugendsozialarbeit<br />
künftig dadurch begegnen, dass die<br />
Verantwortung stärker dezentralisiert<br />
und von den Verbänden unmittelbar und<br />
■ PARTNER<br />
Tipps von unserem Partner ACE<br />
2007: Wo wirds teurer für Verkehrsteilnehmer?<br />
Stuttgart (ACE). Tanken wird durch die<br />
Anhebung der Mehrwertsteuer und aufgrund<br />
der neuerdings vorgeschriebenen<br />
Beimischung von voll besteuerten Biokomponenten<br />
(47 statt 9 Cent/l) spürbar<br />
teurer. Schätzungsweise fünf bis<br />
sechs Cent müssen die Autofahrer pro Liter<br />
Benzin oder Diesel mehr zahlen. Das<br />
kann sich nach Berechnungen des ACE<br />
bei einer Jahresfahrleistung von rund<br />
15 000 Kilometern auf 60 bis 90 Euro<br />
Mehrkosten summieren. Auch die Versicherungssteuer<br />
wird angehoben. Rund<br />
drei Prozent bzw. 15 Euro mehr muss<br />
man einkalkulieren.<br />
Pendlerkosten<br />
Für die Mehrzahl der Berufspendler<br />
wird die Fahrt zwischen Wohnung und<br />
Arbeitstätte teurer. Grund ist die Kürzung<br />
der Entfernungs- oder Pendlerpauschale.<br />
Der Aufwand für die Fahrt zur<br />
Arbeit kann <strong>beim</strong> Finanzamt künftig nur<br />
noch geltend gemacht werden, wenn<br />
die einfache Strecke mindestens 21 Kilometer<br />
beträgt. Für Fahrtkostenzuschüsse<br />
von Arbeitgebern im Rahmen von<br />
Jobticketangeboten gilt laut ACE ebenfalls<br />
das 21-Kilometer-Limit. Erst ab dieser<br />
Entfernung darf der Zuschuss pauschal<br />
mit 15 Prozent versteuert werden.<br />
Wer einen über die Entfernungspauschale<br />
hinausgehenden Zuschuss <strong>erhält</strong>,<br />
muss diesen individuell versteuern.<br />
Steuerliche Förderung für<br />
Filternachrüster<br />
Wer einen alten Diesel mit einem Rußpartikelfilter<br />
nachrüstet, bekommt einmalig<br />
330 Euro aus der Steuerkasse vergütet.<br />
Dagegen müssen Filtermuffel künftig<br />
einen Aufschlag in Höhe von 1,20 Euro<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
arbeitsteilig übernommen wird. Die<br />
Freien Träger der Jugendsozialarbeit<br />
verbinden mit dieser Umstrukturierung<br />
die Hoffnung, die Interessenvertretung<br />
für die Jugendsozialarbeit weiter zu stärken.<br />
je angefangene 100 Kubikzentimeter<br />
Hubraum zahlen.<br />
Verbesserter Opfer- und<br />
Versicherungsschutz<br />
Für Verkehrsopfer werden ab dem 11.<br />
Juni 2007 Verbesserungen in Kraft gesetzt.<br />
Eine entsprechende EU-Richtlinie<br />
sieht vor, dass Opfer von Fahrerflucht<br />
künftig die Schäden am Fahrzeug ersetzt<br />
bekommen. Bei unverschuldeten<br />
Unfällen im Ausland kann der ausländische<br />
Versicherer in der Heimat verklagt<br />
werden. Einfacher und sicherer wird zudem<br />
der Autokauf im EU-Ausland. Importfahrzeuge<br />
genießen 30 Tage lang<br />
Versicherungsschutz.<br />
EU-Knöllchen<br />
Im Ausland verhängte Geldbußen etwa<br />
wegen Verkehrsvergehen, können vom<br />
22. März 2007 an in Deutschland eingetrieben<br />
werden. Selbstverständlich<br />
gilt das auch umgekehrt. Auslöser für<br />
das Verfahren ist das so genannte EU-<br />
Knöllchen-Abkommen. Es sieht vor, dass<br />
Bußgelder ab einer Höhe von mindestens<br />
70 Euro in allen EU-Mitgliedsländern<br />
gegenseitig anerkannt und dann<br />
im Heimatland von den eigenen nationalen<br />
Behörden vollstreckt werden.<br />
Licht an!<br />
Eine Fahrlicht-Pflicht am Tag soll für<br />
mehr Sicherheit sorgen. Ein genaues<br />
Datum, wann es dazu kommt, steht noch<br />
nicht fest. Seit Oktober 2005 gilt lediglich<br />
eine unverbindliche Empfehlung des<br />
Verkehrsministers. Er will sich um eine<br />
eurorechtliche Lösung bemühen. In vielen<br />
EU-Ländern gibt es bereits die Taglicht-Vorschrift.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>AWO</strong>-Bundesverband e.V.,<br />
Oppelner Straße 130,<br />
53119 Bonn, Tel. 02 28/66 85-0,<br />
Fax 02 28/66 85-2 09,<br />
Internet:http://www.awo.org,<br />
e-mail: awomagazin@awobu.awo.org.<br />
Redaktion: Joachim F. Kendelbacher<br />
(v. i. S. d. P.), Peter Kuleßa. Länderredaktionen:<br />
Sascha Braun (Berlin), Sabine Ivert-Klinke<br />
(Schleswig-Holstein), Beate Rink-Pohl (Bremen),<br />
Martina Bartling (Niedersachsen),<br />
Klaus Neubauer, Erwin Tälkers (Nordrhein-<br />
Westfalen), Sigrid Wieder (Hessen), Arnd<br />
von Boehmer, Ute Eisenacher (Baden-Württemberg),<br />
Roland Märker (Saarland).<br />
Layout: Monika Penno, Bonn. Nachdruck,<br />
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />
der Redaktion. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Fotos kann keine Haftung<br />
übernommen werden. Die Redaktion behält<br />
sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.<br />
Anzeigen: vvb Vereinigte Verlagsbetriebe<br />
GmbH & Co. KG, Dieselstraße 36, 63071<br />
Offenbach, Tel.: 069/98190-485, Fax:<br />
-471. Anzeigenschluss 6 Wochen vor dem 1.<br />
des Erscheinungsmonats. Z. Z. gilt Anzeigenpreisliste<br />
Nr. 25.<br />
Druck: L. N. Schaffrath, Geldern<br />
Jahresabonnement: Das <strong>AWO</strong>-Magazin<br />
erscheint zweimonatlich und kostet 6 Euro<br />
(zzgl. 7% MwSt.) Adressenänderungen an<br />
den <strong>AWO</strong>-Bundesverband senden. Abbestellungen:<br />
3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.
32 LÄNDERMAGAZIN<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
„Wir wollten ein Zeichen setzen.“<br />
Die Arbeit des <strong>AWO</strong>-Ortsverein Marxloh International<br />
Duisburg. Wenn das Wetter schön ist, tagen Ismet<br />
Güntürk, Hüseyin Yurtsever und Bekir Ülger im Garten.<br />
Zur Vorstandssitzung treffen sie sich im eigenen<br />
anatolischen Garten des Ortsvereins (OV) Marxloh<br />
International. Auf dem Lernbauernhof der <strong>AWO</strong>-Integrations<br />
gGmbH in Meiderich, in direkter Nachbarschaft<br />
zum Landschaftspark Nord, hat sich die Gartengruppe<br />
aus Marxloh ein Stück Land abgesteckt.<br />
Die Frauen und Männer bestellen die Beete so, wie<br />
sie es auch aus der alten Heimat gewöhnt sind.<br />
Einen 'grünen Daumen' haben sie, so sagt man<br />
über die Gartengruppe. Der OV trifft sich gern in seinem<br />
Revier. Mitten in der Natur, direkt in der Stadt.<br />
Mit Verbindung zu den eigenen kulturellen Wurzeln,<br />
auf 'Wachstum' in der neuen Heimat ausgerichtet.<br />
Hier feiert man Jahr für Jahr ein großes Frühlingsfest<br />
– mit nicht nur türkischen Spezialitäten, mit nicht nur<br />
türkischen Gästen.<br />
Wie alles begann? Ganz klassisch und mit professioneller<br />
Hilfe. Die <strong>AWO</strong>-Duisburg hatte im Stadtteil<br />
Marxloh, in dem überdurchschnittlich viele Migranten<br />
leben, ein Zentrum eingerichtet. Beratung<br />
und Hilfe können die Menschen hier erfahren.<br />
Schnell organisierten sich erste Gruppen. Für Senioren<br />
zum Beispiel, die ihren Tag nicht im Teehaus verbringen<br />
wollten; für Frauen, die außerhalb der eigenen<br />
vier Wände einen Treffpunkt suchten und fanden.<br />
Diese Gruppen entwickelten ihre eigene Dynamik,<br />
ein eigenes Leben. Es galt, eine geeignete Struktur<br />
zu finden, in der sich die Gruppen organisieren<br />
konnte. Nichts lag näher als einen Ortsverein zu<br />
gründen. Der Kreisvorstand förderte die Idee. Die<br />
Menschen aus Marxloh freundeten sich schnell damit<br />
an. Die <strong>AWO</strong>-Duisburg hatte das Zusammenleben initiiert.<br />
Mit der <strong>AWO</strong> und ihren Zielen identifizierten<br />
sich die Zuwanderer. Keine Frage: Die <strong>AWO</strong>-Duisburg<br />
sollte auch die neue Verbandsheimat werden.<br />
So also gründete man Marxloh-International. 39 Mitglieder<br />
hatte man im Oktober 2000. Inzwischen sind<br />
es gut 100. Das Gründungsmitglied Sükrü Eren (48)<br />
erinnert sich: „Wir wollten ein Signal setzen, dass<br />
sich auch Zuwanderer in der <strong>AWO</strong> bestens aufgehoben<br />
fühlen können.“<br />
Wie es zum Namen kam? „Weil wir so den internationalen<br />
Charakter der Stadt, in der wir leben,<br />
zum Ausdruck bringen. Zum anderen demonstrieren<br />
wir damit unsere kulturelle Offenheit“, so Eren.<br />
Wenngleich es das Fernsehbild anders zeigt: Im<br />
Bezirk Hamborn, zu dem auch Marxloh gehört,<br />
leben nicht nur Türken. Menschen aus 100 Nationen<br />
sind hier zu Hause. Und im OV sind ebenfalls<br />
nicht nur Duisburger türkischer Herkunft organisiert.<br />
Was den Ortsverein so beispielhaft macht, ist die<br />
Tatsache, dass ein Zusammenschluss von Migranten<br />
– entgegen allen Vorurteilen – nicht automatisch zur<br />
Abgrenzung vom Rest der Gesellschaft führt. Der OV<br />
zeigt sich bewusst offen. Bei den Nachbarn in Walsum<br />
schaut man gern vorbei, trifft sich bei Kaffee und<br />
Kuchen zum Austausch; Gegenbesuche lassen nicht<br />
lange auf sich warten.<br />
Foto: <strong>AWO</strong>
So fand auch Hüseyin Savas zu Marxloh International.<br />
Der Walsumer setzte sich <strong>beim</strong> Treffen des<br />
OV in seinem Stadtteil mit an den Tisch. „Jetzt mache<br />
ich hier mit, denn ich finde die Gemeinschaft gut.<br />
Wir können zusammen etwas erleben und diskutieren.<br />
Das gefällt mir“, sagt er.<br />
Mit dem Ortsverein Hochfeld Stadtmitte etwa veranstaltete<br />
der OV aus dem Norden in diesem Jahr<br />
ein großes Familienfest im Park – der 1. Mai, neu<br />
interpretiert. Nicht viele der Besucher haben darüber<br />
nachgedacht, die türkischen Spezialitäten haben sie<br />
gern gegessen, der Musik mit dem so unverwechselbaren<br />
Klangmuster gern gelauscht. Es war ein schöner<br />
Tag – allein das zählte.<br />
Und wenn sich die <strong>AWO</strong>-Duisburg mit über 400<br />
Mitgliedern zu einem Ausflug auf den Weg macht,<br />
sind die Freunde aus Marxloh mittendrin statt nur dabei.<br />
Man kennt sich. Inzwischen hat der OV auch einen<br />
Vertreter im Kreisvorstand: Hüysein Yurtsever. Er<br />
erfüllt den Anspruch der OV-Gründer, die ein Wort<br />
mitreden wollten bei den Entscheidungen in der<br />
<strong>AWO</strong>-Duisburg. Teilhabe wird hier gelebt. Nicht nur<br />
eingefordert, sondern auch als Stück Verantwortung<br />
verstanden.<br />
Das Interesse an Deutschland zeigten sich unter<br />
anderem durch einen Ausflug zum Haus der Geschichte<br />
in Bonn. Gesellschaftspolitische Seminare<br />
zum Beispiel zu Fragen der Altersarmut gehören zum<br />
Programm. Und wenn man mit den Mitgliedern über<br />
heiße Eisen wie den Kinofilm 'Tal der Wölfe' oder<br />
den Karikaturenstreit diskutiert, <strong>erhält</strong> man einen<br />
Überblick über das Meinungsspektrum innerhalb des<br />
OVs.<br />
Osman Apaydin, Leiter des <strong>AWO</strong>-Zentrums Pro-<br />
Marxloh und einer der Wegbereiter des OV, ist inzwischen<br />
nicht mehr der geeignete Ansprechpartner,<br />
wenn man was über den OV wissen will. „Die Mitglieder<br />
machen alles selbstständig und ohne die Hilfe<br />
von Sozialarbeitern.“ Er lächelt voller Zufriedenheit<br />
über sein Unwissen. Apaydin: „Genau so stelle<br />
ich mir die Arbeit von uns Hauptamtlichen vor. Wir<br />
sollten schauen, dass uns eine Gruppe mit der Zeit<br />
nicht mehr braucht, weil sie ihre Aufgaben selbst bewältiget.“<br />
Marxloh International ist das gelungen.<br />
Text: Karl-August Schwarthaus<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Manfred Dietrich ist Vorsitzender<br />
des <strong>AWO</strong> Kreisverbandes<br />
Duisburg e.V.<br />
„Der Ortsverein Marxloh International<br />
ist auf allen Ebenen integriert“<br />
Welche Bedeutung hat der Ortsverein Marxloh International<br />
für die <strong>AWO</strong>-Duisburg?<br />
Um das zu erläutern, möchte ich zu den Anfängen<br />
zurück kehren. Die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung<br />
mit Zuwanderern und das Thema Integration<br />
geht eigentlich alle Ortsvereine an. Aber sie<br />
wären sicher überfordert gewesen, sich regelmäßig<br />
mit Fragen nach Aufenthaltsgenehmigung oder Ausländerrecht<br />
auseinander zu setzen. Deshalb machte<br />
die Gründung eines neuen Ortsvereins Sinn und hat<br />
sich so auch bewährt.<br />
Wie sehen Sie den Ortsverein?<br />
Mir fällt auf, dass er ein enormes Wachstum hat. Inzwischen<br />
haben wir hier gut 100 Mitglieder. Wer<br />
sieht, wie viele Verbände mit Mitgliederschwund zu<br />
kämpfen hat, wird diese Entwicklung anerkennen.<br />
Dann ist von Bedeutung, dass der Ortsverein auch<br />
Russland-Deutsche oder Migranten aus Kasachstan<br />
mit integriert. Das ist eine enorme Leistung. Da gibt<br />
es in anderen Gemeinschaften schon einmal erhebliche<br />
Spannungen zwischen diesen Gruppen. Das kennen<br />
wir hier nicht.<br />
Ist der Ortsverein innerhalb des Kreisverbandes akzeptiert?<br />
Ja, und das auf allen Ebenen. Es gibt einen Austausch<br />
mit anderen Ortsvereinen. Marxloh International<br />
lädt die anderen Ortsvereine zu seinen Großveranstaltungen<br />
ein. Ein Mitglied ist auch bei uns im<br />
Kreisvorstand, zwei arbeiten im Kreisausschuss mit.<br />
Das ist kein Alibi wie bei vielen anderen. Die Mitglieder<br />
aus dem Ortsverein Marxloh nehmen ganz<br />
selbstverständlich ihre Aufgaben war, diskutieren und<br />
entscheiden auch mit. Ich kann sagen: Wir sprechen<br />
auf Augenhöhe.<br />
Sehen Sie den Ortsverein als beispielhaft an?<br />
Das muss man aus zwei Blickwinkeln betrachten. Beispielhaft<br />
wäre es, wenn wir einen solchen Ortsverein<br />
gar nicht nötig hätten. Wenn interkulturelles Zusammenleben<br />
als Geben und Nehmen bereits Normalität<br />
wäre. In einem solchen Paradies leben wir<br />
aber nicht. Deshalb denke ich schon, dass der Ortsverein<br />
Marxloh International ein gutes Beispiel dafür<br />
gibt, wie in einem Verband Teilhabe und Gemeinschaft<br />
gelebt werden kann.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
33
34 LÄNDERMAGAZIN<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
'Rasselbande' kommt in die Bielefelder City<br />
Alle Betreuungsformen und mehr im neuen <strong>AWO</strong>-Kinderhaus möglich<br />
Auf dem Bild v.l.n.r.: Axel Rasch (Planen & Bauen), Josef<br />
Müther (Investor), Michael Kluckhuhn (Planen & Bauen),<br />
Wolfgang Stadler, Regine Henneken (<strong>AWO</strong>) und Tim<br />
Kähler (Stadt Bielefeld).<br />
Bielefeld. Integrativ, vielseitig und bedarfsgerecht, so<br />
wird ,Die Rasselbande’, das neue <strong>AWO</strong>-Kinderhaus<br />
in der Bielefelder Innenstadt, sein. Maximal 80 Kinder<br />
von 4 Monaten bis 6 Jahren, davon bis zu 30 unter<br />
drei Jahre alt und 8 mit Behinderungen, können<br />
ab Mitte nächsten Jahres in der im Bau befindlichen<br />
<strong>AWO</strong>-Einrichtung betreut werden. Alle Betreuungsformen<br />
werden angeboten, auch Kooperationen mit<br />
Unternehmen sind möglich.<br />
In einer über 100 Jahre alten Halle des ehemaligen<br />
Schlachthofes entsteht zur Zeit mitten in Bielefeld<br />
ein Kinderhaus der <strong>AWO</strong>. Das Konzept ist einmalig<br />
für Ostwestfalen-Lippe. Wolfgang Stadler, <strong>AWO</strong>-Bezirksgeschäftsführer:<br />
„Geht nicht, gibt´s nicht im Kinderhaus<br />
Rasselbande.“<br />
Alle Betreuungsformen für Kinder (Kindergarten,<br />
Kindertagesstätte, Tagespflege, Notbetreuung) sollen<br />
je nach Bedarf und Wunsch der Eltern angeboten<br />
Heidenau. An das pulsierende Werkgelände der<br />
<strong>AWO</strong> Jugendwerkstatt in Heidenau schließt sich ein etwa<br />
1,5 Hektar großes Areal in kraftvoller Urwüchsigkeit<br />
an. Während das umliegende Gelände wieder<br />
gewerblich erschlossen wird, bleibt hier die auf dem<br />
Industriebrachland gewachsene Natur erhalten – ein<br />
Refugium für Pflanzen und Tiere. Igel, Feldhase, Marder,<br />
Fuchs, Drossel, Hausrotschwänzchen, Distelfink,<br />
Blau- und Kohlmeise sowie ungezählte Arten von Insekten<br />
und Bodenlebewesen haben sich angesiedelt.<br />
Auf diesem Terrain entwickelte die <strong>AWO</strong>-Jugendwerkstatt<br />
einen Naturerlebnispfad. Gefördert wurde das<br />
Projekt durch die Europäische Union und den Freistaat<br />
Sachsen. Der Pfad entstand im Rahmen des Programms<br />
Lokales Kapital für soziale Zwecke Sachsen.<br />
Der Naturerlebnispfad bietet mehr als 'nur' ein<br />
Stück Grün – er ist eine grüne Werkstatt, in der die<br />
werden. Für Kinder mit Behinderungen wird eine<br />
heilpädagogische Gruppe zur besseren Förderung<br />
eingerichtet. Ansonsten wird integrativ gearbeitet.<br />
Auch die Öffnungszeiten werden je nach Nachfrage<br />
festgelegt. Betriebe in der Umgebung können<br />
mit der <strong>AWO</strong> besondere Konzepte zur Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie vereinbaren. Auch eine Übernachtung<br />
von Kindern ist möglich. An eine Notbetreuung<br />
an Wochenenden wird ebenfalls gedacht.<br />
Für Eltern wird ,Die Rasselbande’ darüber hinaus<br />
Information und Beratung zu allen Fragen der Kindererziehung<br />
organisieren. Eltern-Kind-Gruppen und<br />
offene Sprechstunden etwa der Familienberatungsstelle<br />
werden angeboten, Tagesmütter vermittelt oder<br />
individuelle Kindertherapien durch Therapeuten ermöglicht.<br />
Das Kinderhaus rundet die Neubebauung einer<br />
Industriebrache mit Wohnungen, Geschäften und<br />
Büros ab. Rund 2 Millionen Euro investiert Bauherr<br />
Josef Müther aus Bad Salzuflen in den Umbau der<br />
Halle zu einem zweigeschossigen Kinderhaus mit<br />
Außengelände. Architekt und Bauleiter ist Michael<br />
Kluckhuhn, Planen & Bauen Verl.<br />
Für Tim Kähler, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld,<br />
schließt das „Leuchtturmprojekt“ mit seinem flexiblen<br />
Angebot eine Lücke in der innenstadtnahen<br />
Kinderbetreuung.<br />
Text: Erwin Tälkers<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Weitere Infos:<br />
Ansprechpartnerin für Eltern wie für Unternehmen<br />
ist Regine Henneken, Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen,<br />
Tel.: 0521/9216-246,<br />
E-Mail: post@awo-owl.de.<br />
<strong>AWO</strong> weiht Naturerlebnispfad in Heidenau ein<br />
Natur als Meister arbeitet und Menschen lernen können.<br />
Baumschule, Naturhütte, Steinbiotop, Lagerfeuerplatz,<br />
Insektenhotel, Bienenweide, Snoezelenraum,<br />
Naturwerkstatt, Fenster in die Produktion, Totholzbiotop,<br />
Hochstand, Feuchtbiotop, Schmetterlingshütte<br />
und Abenteuerspielplatz sind ausgewählte Abschnitte<br />
des Pfades. Den Besucher erwarten spannende Beobachtungen<br />
und Einblicke in die Natur. Kinder, Jugendliche,<br />
Gruppen, Familien und Neugierige sind<br />
willkommen.<br />
Text: Birgit Bach<br />
Weitere Infos:<br />
<strong>AWO</strong> Jugendwerkstatt in der<br />
Euroregion Elbe/Labe, Dresdner Straße 90,<br />
01809 Heidenau, Tel.: 03529/528564,<br />
E-Mail: info@awo-juwel.de
Erster <strong>AWO</strong>-Supermarkt in Hilden<br />
<strong>AWO</strong> Niederrhein eröffnet CAP-Lebensmittelmarkt<br />
Hilden. Wenn es um die Frühstücksbrötchen geht, frisches<br />
Gemüse für das Mittagessen oder das saftige<br />
Steak zum Abendbrot, dann ist vielen Menschen ein<br />
Supermarkt um die Ecke oftmals lieber als ein Mega-<br />
Einkaufs-Center. Dies gilt in besonderem Maße für Bewohnerinnen<br />
und Bewohner der Stadt Hilden und<br />
dort vor allem im Süden, wo vor zwei Jahren der letzte<br />
Supermarkt seine Pforten geschlossen hatte. Genau<br />
an dieser Stelle bietet nun der <strong>AWO</strong>-CAP-Lebensmittelmarkt<br />
auf 440 qm mit mehr als 7.000 Artikeln<br />
alles für den täglichen Bedarf. Die wohnortnahe Versorgung<br />
mit Brot, Fleisch und Gemüse ist allerdings<br />
nur die eine Seite der Medaille. Der zweite, für die<br />
<strong>AWO</strong> noch wichtigere Aspekt, ist die Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen für Menschen mit Handicap. Neun der<br />
zehn Mitarbeiter von Marktleiter Kenneth Hützen sind<br />
Menschen mit Behinderungen, die ihren Chef schon<br />
vor der Eröffnung des Supermarktes verblüfft haben:<br />
„Ich arbeite seit vielen Jahren in der Lebensmittelbranche,<br />
aber eine so tolle und hochmotivierte Truppe habe<br />
ich noch nie erlebt!“<br />
Beste Voraussetzungen also, den <strong>AWO</strong>-CAP-Lebensmittelmarkt<br />
zum Erfolg zu führen. Nach sorgsamer<br />
Prüfung und Marktanalyse wurde das Projekt mit<br />
Unterstützung der Genossenschaft der Werkstätten für<br />
Behinderte (GDW) in Angriff genommen. Die GDW<br />
ist Ideen- und Franchisegeber für bundesweit 44 CAP-<br />
Märkte, die seit 1999 eröffnet wurden und von denen<br />
bislang noch keiner schließen musste. Realisiert werden<br />
konnte das Projekt der <strong>AWO</strong>-CAP-Laden Nieder-<br />
<strong>Marie</strong> <strong>Juchacz</strong>-Ausstellung<br />
findet bei Studenten ein großes Echo<br />
Frankfurt/O. Das Gräfin-Dönhoff-Gebäude gehört<br />
zum Komplex der Europauniversität Viadrina in Frankfurt/O.<br />
Hier finden vor allem Vorlesungen und Seminare<br />
statt. Das Foyer des malerisch an der Oder gelegenen<br />
Gebäudes war im Herbst vergangenen Jahres<br />
Ausstellungsort der Fotodokumentation des <strong>AWO</strong>-<br />
Bundesverbandes zum Leben und Wirken der <strong>AWO</strong>-<br />
Gründerin <strong>Marie</strong> <strong>Juchacz</strong>. Der <strong>AWO</strong>-Bezirksverband<br />
Brandenburg Ost e. V. hatte sich um die Ausstellung<br />
bemüht, da der Standort der Universität als Brücke<br />
nach Europa in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung<br />
ist. So liegt etwa der Geburtsort von <strong>Marie</strong> <strong>Juchacz</strong><br />
nur wenige Kilometer von der Oder entfernt, im damaligen<br />
Landsberg an der Warthe, dem heutigen Gorzow<br />
(Polen).<br />
Von den zur Zeit an der Universität eingeschriebenen<br />
5.000 Studentinnen und Studenten kommen mehr<br />
als die Hälfte aus Osteuropa und dabei bilden junge<br />
Polen eine Mehrheit.<br />
Die Ausstellung in der Europa-Universität sollte eine<br />
Einladung zum Besuch der <strong>AWO</strong>-Historie sein – so-<br />
rhein gGmbH mit finanzieller Unterstützung des Landschaftsverbandes<br />
Rheinland, der Aktion Mensch, der<br />
Stadt Hilden und des Bauvereins Hilden. Die Geschäftsführung<br />
der gemeinnützigen Gesellschaft liegt<br />
in den Händen von Erwin Knebel (Geschäftsführer<br />
<strong>AWO</strong>-Niederrhein) und Lothar Fink (Geschäftsführer<br />
der <strong>AWO</strong> Mülheim an der Ruhr). Der Kundenansturm<br />
der ersten Wochen lässt beide hoffen, dass mit dem<br />
CAP-Markt Hilden dauerhaft Arbeitsplätze für Menschen<br />
mit Handicap geschaffen wurden.<br />
Text: Klaus Neubauer<br />
Foto: <strong>AWO</strong><br />
Weitere Infos:<br />
<strong>AWO</strong> Niederrhein, Hilke Buchholz,<br />
Tel.: 0201/3105-219,<br />
E-Mail: hilke.buchholz@awo-niederrhein.de<br />
wohl für viele <strong>AWO</strong>-Mitglieder wie auch die Studentenschaft.<br />
Das Konzept, so der Vorsitzende des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes<br />
Brandenburg Ost e.V., Gerhard Berger,<br />
sei aufgegangen. Für viele <strong>AWO</strong>-Mitglieder aus<br />
Orts-und Kreisverbänden, für Vorstände, Leiter von Kitas<br />
und Senioreneinrichtungen und auch für Schülergruppen<br />
gab die Fotodokumentation einen interessanten<br />
Einblick in die wechselvolle Geschichte des Wohlfahrtsverbandes.<br />
Darüber hinaus, so war es auch im<br />
Besucherbuch zur Ausstellung zu lesen, bekamen vor<br />
allem ältere Besucher einen Einblick in den universitären<br />
Alltag der Studenten und Lehrkräfte.<br />
Die Zeitgeschichte, komprimiert auf wesentliche<br />
dokumentarische Aussagen zur Person von <strong>Marie</strong> <strong>Juchacz</strong>,<br />
stellvertretend für die Umbrüche eines Jahrhunderts,<br />
fand täglich viele ,studentische’ Betrachter. Wieviel<br />
sich mit dem Begriff der <strong>AWO</strong> dauerhaft bei den<br />
künftigen Absolventen verbindet, wird sich in der Zukunft<br />
zeigen.<br />
Text: Peter Müller<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
35
36 LÄNDERMAGAZIN<br />
Präsidiumsmodell<br />
für die <strong>AWO</strong> Bremen<br />
Bremen. Es war ein historischer<br />
Moment für die <strong>AWO</strong> Bremen.<br />
Als erste Regionalgliederung<br />
gab sich der Kreisverband eine<br />
neue, zukunftsweisende Satzung,<br />
das so genannte 'Präsidiumsmodell'.<br />
Danach wechselt<br />
mit Inkrafttreten dieser Satzung<br />
die Verantwortung für ein<br />
Umsatzvolumen von cirka 60<br />
Millionen Euro von der Seite<br />
der Ehrenamtlichen auf einen<br />
noch einzusetzenden hauptamtlichen<br />
Vorstand. Die ehrenamtliche<br />
Seite wird über den<br />
Aufsichtsrat die Kontrolle behalten<br />
und natürlich auch auf<br />
die Einhaltung von <strong>AWO</strong>-Qualitätsstandards<br />
und die Beachtung<br />
des Leitbildes achten. Die<br />
neue Satzung regelt, dass die<br />
Ortsvereine Mitglieder des<br />
Kreisverbandes sind und welche<br />
Organe der Verein umfasst.<br />
Diese sind in Zukunft die<br />
Kreiskonferenz, das Präsidium<br />
(ehemals Vorstand), der Aufsichtsrat<br />
(ehemals BGB-Vorstand),<br />
der Vorstand (ehemals<br />
Geschäftsführung) und der<br />
Kreisausschuss. Nach dieser<br />
neuen Satzung bestellt etwa<br />
der Aufsichtsrat den neuen Vorstand,<br />
der dann den Verein eigenverantwortlich<br />
leitet.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
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2sp./30 mm<br />
Wichtig für die laufende<br />
Arbeit ist die Übergangsregelung<br />
im §18. Danach bleibt<br />
bis zur nächsten ordentlichen<br />
Kreiskonferenz der bisherige<br />
Vorstand als neues Präsidium<br />
im Amt, der BGB-Vorstand wird<br />
Aufsichtsrat, der bisherige Kreisvorsitzende<br />
Dr. Andreas Weichelt<br />
dessen Präsident. „Diese<br />
Übergangsregelung ist notwendig,<br />
damit es schnellstmöglich<br />
mit den neuen Bestimmungen<br />
losgehen kann“, so Weichelt.<br />
„Die bisherigen BGB-Vorstandsmitglieder<br />
haben schriftlich erklärt,<br />
dass sie mit dieser Regelung<br />
einverstanden sind, ebenso<br />
der Gesamtvorstand. Ich<br />
möchte die Verantwortung so<br />
schnell wie möglich auf den<br />
neuen Vorstand übertragen.“<br />
Wenn es ideal läuft, kann zum<br />
1. April das Präsidium den<br />
neuen Vorstand bestellen.<br />
Text: Beate Rink-Pohl<br />
Hotel Winzerverein<br />
1 sp/23 mm<br />
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Famileinhotel<br />
???<br />
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Ferien-Zentrum Lieberhausen<br />
2 sp/130?? mm
Hauptpreis:<br />
Ein Wochenende im Waldschlösschen<br />
Bad Sachsa im Harz hat<br />
Frau Gertrud Gaede aus Berlin gewonnen.<br />
Die Reise wurde von der<br />
AW Kur und Erholungs GmbH in<br />
Dortmund zur Verfügung gestellt.<br />
Das Waldschlösschen liegt zehn<br />
Gehminuten vom Zentrum von Bad<br />
Sachsa entfernt am Waldrand. Die<br />
Jugendstilvilla wurde vor über 100<br />
Jahren erbaut und im Jahre 2004<br />
vollständig restauriert. Dabei wurde<br />
der Charme des alten Bauwerks<br />
bewahrt und mit den Annehmlichkeiten<br />
des modernen Wohnens verbunden.<br />
So bietet ein Aufzug nicht<br />
nur unseren älteren Gästen zusätzlichen<br />
Komfort. Die stilvolle Einrichtung<br />
des Hauses trägt zu einer<br />
behaglichen Atmosphäre bei, in<br />
der Sie sich wohl fühlen. Die vier<br />
Einzel- und zwölf Doppelzimmer<br />
sind alle mit Dusche/WC sowie<br />
TV ausgestattet und werden mit<br />
SONDERAUSLOSUNG<br />
Ein Erholungswochenende im Waldschlösschen<br />
Bad Sachsa im Harz sowie<br />
neun weitere attraktive Preise gab<br />
es in 2006 bei unserer Rätsel-Sonderauslosung<br />
zu gewinnen. Alle richtigen<br />
Einsendungen zu den sechs Kreuzworträtseln<br />
in 2006, die mit einer Wohlfahrtsbriefmarke<br />
frankiert bei uns eingingen,<br />
haben unter dem Motto 'Einfach<br />
helfen – doppelt gewinnen' an<br />
der Jahresauslosung teilgenommen.<br />
Jahres-Auslosung 2006<br />
Entspannung und Erholung im<br />
Waldschlösschen Bad Sachsa<br />
Übernachtung/Frühstück angeboten.<br />
Ein Spielzimmer und verschiedene<br />
Aufenthalts- und Leseräume<br />
bieten Raum für die Gäste. Zum<br />
Haus gehören außerdem eine Liegewiese<br />
und ein Grillplatz. Das<br />
Waldschlösschen bietet Wellness<br />
vom ersten Urlaubstag an. Neben<br />
Schwimmbad und Sauna steht ein<br />
Solarium für alle Gäste zur Verfügung.<br />
Die weitere Preise und<br />
Gewinnerinnen und Gewinner<br />
2. Preis<br />
Jahreslos Glücksspirale<br />
J. Martens, 18528 Bergen/Rg<br />
3. Preis<br />
Maniküretui<br />
Roland Zenner, Plochingen<br />
4.– 6. Preis<br />
Radio<br />
Gundis Krahl, Kassel,<br />
Julia Klünder, Lauenstein,<br />
Heinz Scharringhausen, Nienburg<br />
7.–10. Preis<br />
1 Block Wohlfahrtsmarken<br />
Olaf Baasch, Lübeck,<br />
Gerda Thölke, Sehnde,<br />
Friedhelm Kattwinkel, Hagen,<br />
Werner Rövekamp,<br />
Mainz-Weisenau<br />
Die Redaktion des <strong>AWO</strong>magazins<br />
gratuliert den Gewinnerinnen und<br />
Gewinnern und bedankt sich bei<br />
allen, die an der Verlosung teilgenommen<br />
haben.<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
37
38 RÄTSEL<br />
Volksrepublik<br />
in Ostasien<br />
Tatkraft<br />
Motorsportfahrzeug<br />
Bewohner<br />
von<br />
Wales<br />
Futterbehälter<br />
Seemannslohn<br />
Zeichen<br />
für Aluminium<br />
3<br />
unparteiisch<br />
engl.:<br />
fünf<br />
s1312.1-90<br />
Flächenmaß<br />
Faserpflanze<br />
2<br />
Koseform<br />
v.<br />
Katharina<br />
Rheinfelsen<br />
1 2 3 4 5 6<br />
<strong>AWO</strong>magazin 1/2007<br />
sehnig,<br />
kräftig<br />
5<br />
Funktionsleiste<br />
(EDV) 6<br />
Abk.:<br />
ultraviolett<br />
in die<br />
Höhe<br />
bewegen<br />
Hundeschar<br />
z. Hetzjagd<br />
fest,<br />
stabil,<br />
nicht<br />
weich<br />
Sinnbild<br />
Bayerns<br />
Stadt im<br />
Sauerland<br />
Lehrmeinung<br />
ruhig,<br />
besonnen<br />
Nagetier<br />
Auftraggeber<br />
eines<br />
Anwalts<br />
Einheit<br />
für<br />
24 Stunden<br />
Umlaut<br />
Ältestenrat<br />
Temperaturbegriff<br />
hetzen,<br />
verfolgen<br />
4 Psyche<br />
großer<br />
Landschaftsgarten<br />
1<br />
ohne<br />
Hunger<br />
förmliche<br />
Anrede<br />
gezierte<br />
Haltung<br />
lebenswicht.Wirkstoff<br />
Abk.:<br />
Telex<br />
abgesondert,<br />
einzeln<br />
Schramme<br />
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Preisschildchen<br />
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s1312.1-90<br />
Rätseln Sie mit!<br />
Das richtige Lösungswort senden Sie bitte an den<br />
<strong>AWO</strong> Bundesverband<br />
Redaktion <strong>AWO</strong>magazin<br />
Postfach 41 01 63, 53023 Bonn<br />
…und mit ein bisschen Glück können Sie eines<br />
von zehn Radios gewinnen.<br />
Einsendeschluss ist der 15. Januar 2007.<br />
Alle richtigen Einsendungen nehmen an der<br />
Verlosung teil. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
MitarbeiterInnen des Bundesverbandes<br />
sind von der Teilnahme ausgeschlossen.<br />
Wenn Sie ihre<br />
Postkarte mit<br />
einer Wohlfahrtsmarkefrankieren,<br />
nehmen<br />
Sie am Ende des Daihatsu<br />
Jahres an einer<br />
Sonderauslosung<br />
teil.<br />
Die Lösung aus<br />
6/2006 war: BILDUNG<br />
Gewonnen haben: Czech, Marcel<br />
(Schwenningen), Grage, Werner (Hamburg),<br />
Heydecke, Herta (Seelze), Kern, Maria (Bonn),<br />
Lugauer, Kristina (Gera), Mailaender, Ursula<br />
(Marpingen), Moll, Manfred (Ludwigshafen),<br />
Weisensee, Lieselotte (Dormagen), Wittich, Lothar<br />
(Stadtallendorf), Wenzel, Heiner (Nienburg).<br />
Herzlichen Glückwunsch!