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06.12.2007 NR 4 - Quartier Pankstrasse

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<strong>06.12.2007</strong> <strong>NR</strong> 4<br />

Ich wünsche mir einen sauberen, netten Wedding und für meine Kinder einen guten Beruf und Arbeit, Arbeit.... Das einzige Problem ist Arbeit, sonst ist alles sehr schön. Ich liebe den Wedding. Nach 25 J a h r e n i s t d a s mein Berlin.<br />

Jürgen ·77· Rentner, früher Dreher<br />

Silvia ·36· Modellbauerin<br />

Ich wünsche mir Gesundheit. Ein Wunsch, der dem Alter entspricht. Das, was man braucht und nicht hat.<br />

Ich wünsche mir auf jeden Fall einen besseren Job!<br />

Jacqueline ist das Covergirl dieser Ausgabe.<br />

Nein, ihr Kostüm stammt nicht von Karl Lagerfeld<br />

oder Calvin Klein. Jacqueline hat es selbst<br />

entworfen! In einem Workshop, den die Textildesignerin<br />

Miray Seramet für Schülerinnen aus<br />

dem Wedding gibt.<br />

Mehr dazu auf Seite 8.<br />

Außerdem erfahren Sie, wie es um die Integration<br />

im Kiez steht, wasWohnungsgesellschaften<br />

dafür tun und Neues vom Nettelbeckplatz.<br />

Und weil sich das Jahr dem Ende zuneigt, haben<br />

wir Menschen im <strong>Quartier</strong> befragt, was sie sich<br />

wünschen...<br />

Ihnen wünschen wir viel Spaß beim Lesen!<br />

Jacqueline wünscht sich<br />

soviel Schönheit, dass es<br />

zum Topmodel reicht. Ein<br />

goldener Gürtel steht auch<br />

noch auf der Wunschliste.<br />

Genauso wichtig ist es ihr,<br />

eine gute Schülerin zu sein<br />

und gute Freunde zu haben.<br />

Cenzig ·40· betreibt mit seiner Frau zusammen eine Bäckerei


seite 2 quartier intern<br />

W h O ‘ S W h O I M Q M<br />

Die drei quartiersmanagerinnen bilden die Brücke zwischen den Bewohnern des<br />

quartiers pankstraße und dem Bezirksamt sowie den entsprechenden Landesbehörden.<br />

sükran altunkaynak, Christian Luchmann und susanne Walz koordinieren und organisieren<br />

die verschiedenen Bürgerkomitees, beraten, planen und entwickeln<br />

gemeinsam mit den anwohnern, initiativen und institutionen im quartier neue<br />

ideen und projekte zur Verbesserung des stadtteils.<br />

Zum abschluss unseres kleinen „Who‘s who“ im qm stellen wir susanne Walz vor.<br />

[44]<br />

Wo bist Du geboren? Wo aufgewachsen?<br />

Geboren in Stuttgart, seit 1966 in<br />

Berlin­Mariendorf aufgewachsen.<br />

heute lebe ich in Schöneberg.<br />

Wie ist Dein beruflicher Werdegang verlaufen?<br />

Ich habe Landschaftsplanung an<br />

der TU Berlin studiert und zuerst<br />

in einem Planungsbüro gearbeitet. Dann kamen die<br />

erste Kinderpause und zwei Jahre Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung. Nach der Geburt meiner Tochter<br />

hatte ich zwei Jahre lang ein eigenes Landschaftsplanungsbüro.<br />

Anschließend habe ich als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin der TU Berlin Fortbildungsprogramme für<br />

südostasiatische Umweltingenieure durchgeführt und<br />

Beratungsprojekte und Stadtteilmarketing in verschiedenen<br />

Sanierungsgebieten betreut. Kommt ganz schön<br />

was zusammen. ;­)<br />

Wie geht es Dir?<br />

Gut.<br />

mit wem hast Du heute gefrühstückt?<br />

Mit meinem Mann und meinen Kindern.<br />

Wie bist Du ins quartiersmanagement pankstraße gekommen?<br />

Im Frühjahr 2006 suchte L.I.S.T. eine neue Mitarbeiterin<br />

für das QM Pankstraße, ich habe mich beworben und<br />

die Stelle im Juni bekommen.<br />

Welche Bereiche gehören zu Deinem arbeitsgebiet?<br />

Meine Schwerpunkte sind Bürgerbeteiligungsverfahren<br />

und Wohnumfeldverbesserung wie am Nauener Platz,<br />

Kontakte zu den Gewerbetreibenden und natürlich die<br />

Begleitung des <strong>Quartier</strong>srates.<br />

Welches sind Deine Lieblingsaufgaben?<br />

Projekte im QM Gebiet besuchen und begleiten, neue<br />

Kooperationen initiieren und moderieren. Wichtig sind<br />

mir die gute Laune beim Arbeiten und meine ersten<br />

„Produkte“: die neue zeitung und die veränderte Internetseite.<br />

Wer ist Dein „Held“ / Deine „Heldin“ im quartier pankstraße?<br />

Alle, die sich hier engagieren.<br />

Was würdest Du im quartier gerne abschaffen?<br />

Die Intoleranz und Vorurteile.<br />

Was würdest Du hier gerne einführen?<br />

Offenheit ­ Spaß und Neugierde am gegenseitigen<br />

Kennenlernen.<br />

Was machst Du in Deiner Freizeit?<br />

Mit meinen Kindern quatschen, spielen und lernen,<br />

außerdem backe ich gerne, treibe Sport, lese und treffe<br />

mich mit Freunden. An den Wochenenden bin ich am<br />

liebsten in Mecklenburg und wühle im Garten.<br />

Vielen Dank!<br />

FOtO | KatHarina WieCZareK<br />

I h R E I D E E N ­ F ü R U N S E R E N K I E z<br />

impressum<br />

Bewohner für den <strong>Quartier</strong>srat gesucht!<br />

Wer Lust hat mitzuarbeiten, kann sich ab<br />

sofort beim QM Pankstraße melden und<br />

zur Wahl stellen.<br />

Am 18.01.08 wird gewählt.<br />

Das <strong>Quartier</strong>smanagement Pankstraße hat den Ideen­<br />

Aufruf für das Jahr 2008 gestartet. Bis zum 14. Dezember<br />

können Sie Ihre Vorschläge einreichen.<br />

auf 35 000 euro beläuft sich die Gesamthöhe der Fördermittel, die für<br />

das kommende Jahr aus dem programm „soziale stadt“ zur Verfügung<br />

stehen. mit dem quartiersfonds 2 werden projekte unterstützt, die<br />

dem Gebiet und seinen Bewohnern zugute kommen und deren Kostenumfang<br />

zwischen 1000 und 10 000 euro liegt.<br />

Wenn sie mit ihrer idee das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen<br />

oder Generationen verbessern wollen oder nachbarschaftliche<br />

Kontakte durch Gesprächskreise, straßen- oder Hausfeste intensivieren<br />

möchten: Der quartiersfonds ermöglicht ihnen die Verwirklichung.<br />

einen antrag können alle privatpersonen, initiativen und einrichtungen<br />

aus dem qm-Gebiet einreichen, die aktiv an der Verbesserung der<br />

Lebensbedingungen im quartier mitwirken möchten.<br />

auf dem ideenformular können sie das Vorhaben und dessen Bedeutung<br />

für den Kiez kurz darstellen (maximal 2 seiten). ein geschätzter<br />

Kostenplan soll einen Überblick über sach- und Honorarkosten oder<br />

aufwendungen für Veranstaltungen geben.<br />

projektziele können die sprachförderung oder die Familienbildung beinhalten,<br />

zur Gewaltprävention oder Gesundheitsförderung beitragen<br />

oder zur kulturellen Belebung des Kiezes durch theater, musik, Kunst<br />

und Literatur. Freizeit- und Ferienangebote für Kinder und Jugendliche<br />

gehören ebenso dazu wie ideen, die das Wohnumfeld verschönern und<br />

die sicherheit erhöhen oder Beiträge, die das lokale Gewerbe und den<br />

arbeitsmarkt stärken.<br />

alle eingegangenen ideen werden vom quartiersrat begutachtet. Das<br />

20-köpfige Gremium, bestehend aus ehrenamtlich tätigen Bewohnern,<br />

Vertretern von städtischen einrichtungen und Vereinen sowie Gewerbetreibenden<br />

und Hauseigentümern, trifft eine Vorauswahl, die mit<br />

dem Bezirksamt abgestimmt wird. Danach erfolgt eine öffentliche<br />

ausschreibung durch das qm-pankstraße und die entscheidung für die<br />

projektträger, die abschließend einen formellen antrag auf Fördermittel<br />

stellen.<br />

Für mittelfristige projekte bis 2010 und mit einem Kostenrahmen von<br />

mehr als 10 000 euro (quartiersfonds 3 - qF 3) können sie ihre Vorschläge<br />

bis zum 08.02.2008 einreichen.<br />

Die Formulare für beide Förderprogramme QF2 und QF3 erhalten<br />

Sie im QM­Büro oder unter www.pankstrasse­quartier.de.<br />

mino<br />

Herausgeber L.i.s.t GmbH - quartiersmanagement<br />

reinickendorfer straße | pankstraße<br />

redaktion michaela nolte | Barbara Caveng<br />

© texte: bei den autoren<br />

V.i.s.d.p Christian Luchmann | L.i.s.t GmbH<br />

quartier prinz-eugen-str.1 13347 Berlin<br />

tel 030 74 74 63 47<br />

Fax 030 74 74 63 49<br />

email qm-pank@list-gmbh.de<br />

www.pankstrasse-quartier.de<br />

Grafik | satz Barbara Caveng<br />

Druck union Druckerei Berlin<br />

gefördert durch die europäische union, die Bundesrepublik Deutschland<br />

und das Land Berlin im rahmen des programms „soziale stadt“


Anne ∙27∙ Projektmitarbeiterin beim zirkus International<br />

Ich wünsche mir die langfristige Sicherung<br />

von Jugendprojekten im Kiez und fände<br />

es toll, wenn die Eltern mehr Interesse<br />

für ihre Kinder aufbringen würden<br />

und sie mehr bei ihren Aktivitäten<br />

unterstützen. Das würde das Klima<br />

im Kiez verbessern.<br />

I N T E G R AT I O N R E C h N E T S I C h<br />

Wohnungsbaugesellschaften sind in erster Linie<br />

natürlich ganz normale eigentümer. sie wollen<br />

ihre Wohnungen unter wirtschaftlichen aspekten<br />

vermieten, verwalten und vermarkten. Doch der<br />

demographische Wandel hat ein umdenken in<br />

Gang gesetzt. neben den klassischen aufgaben<br />

rücken die soziale und die kulturelle Verantwortung<br />

ins Blickfeld.<br />

„Begonnen hat das bereits vor mehr als 10 Jahren“,<br />

so Helene Böhm, die bei der Gesobau für das soziale<br />

management zuständig ist. „Die Fälle von<br />

mietschulden häuften sich, und die Wohnungswirtschaft<br />

hat zur Vermittlung die ersten sozialarbeiter<br />

eingestellt und mit schuldenberatungen<br />

kooperiert. im Laufe der Zeit hat man dann aus<br />

den eingreifenden maßnahmen vorbeugende angebote<br />

entwickelt.“<br />

Wenngleich dahinter nicht reine nächstenliebe<br />

steht, sondern der umstand, dass viele mieter,<br />

die es sich leisten können, aus problemsiedlungen<br />

oder -kiezen wegziehen, so hat die Gesobau doch<br />

vorbildliche initiativen ergriffen.<br />

eine eigene stiftung fördert seit 1997 die altenund<br />

Jugendarbeit, so zum Beispiel den „Zirkus<br />

internationale“ in der antonstraße. seit 2006<br />

leistet sich das Wohnungsunternehmen ein spezielles<br />

integrations-Konzept, für das man Barbara<br />

John, die frühere ausländerbeauftragte des Berliner<br />

senats, gewinnen konnte.<br />

ein Betrag in sechsstelliger Höhe fließt jährlich<br />

in das programm mit Beratungsstellen, Besuchsdiensten<br />

oder schlichtungsbüros, wo engagierte<br />

mieter die Konflikte in Gesprächen lösen. eine<br />

Ich wünsche mir zufriedenheit ­ Geld brauch ich gar keins.<br />

Wenn im Leben alles in der Reihe ist und man gut auskommt<br />

mit vielen Menschen, sein Leben gestalten kann.<br />

Wenn alle mehr aufeinander zugehen, dann würde das<br />

Leben leichter sein<br />

Dagmar ∙64∙Rentnerin, früher Drogistin<br />

Ich wünsche mir Gesundheit und für alle<br />

Berliner, dass der Flughafen Tempelhof<br />

erhalten bleibt. Dem Wedding wünsche<br />

ich mehr soziale Durchmischung, wie in<br />

Kreuzberg oder Friedrichshain.<br />

Brigitte ∙61<br />

s C H ö n e r WO H n e n s e i t e 7<br />

nachbarschaftsetage vernetzt Bewohner untereinander<br />

und mit Vereinen oder Jobcentern, bietet<br />

Deutschkurse oder Ferienangebote an sowie<br />

sozialberatungen in arabischer, französischer,<br />

polnischer, russischer, türkischer und natürlich in<br />

deutscher sprache.<br />

„integration bezieht sich ja nicht nur auf Zuwanderer<br />

– es geht ebenso um die probleme sozial<br />

schwacher oder älterer menschen“, sagt Helene<br />

Böhm. „Wir versuchen, herauszufinden wo die<br />

Barrieren sind und wie man die Lebensvorstellungen,<br />

ansprüche und Haltungen der unterschiedlichen<br />

Kulturkreise, aber auch der verschiedenen<br />

Generationen zu einem guten miteinander<br />

bringen kann.“<br />

Der Großteil des engagements richtet sich auf das<br />

märkische Viertel in reinickendorf, den mit 16000<br />

Wohnungen größten Bestand der Gesobau. Doch<br />

auch im Wedding will sie zur Verbesserung und<br />

aufwertung des umfeldes ihrer 5000 Wohnungen<br />

in den schillerhöfen und vielen einzelhäusern beitragen.<br />

ein prestigeobjekt im Wedding sind die Gerichtshöfe.<br />

Günstige mieten locken internationale maler<br />

und Bildhauer in die denkmalgeschützte anlage.<br />

Die Künstler werden dadurch unterstützt und das<br />

quartier erfährt zugleich aufmerksamkeit, wenn<br />

zum Beispiel zur Langen nacht der museen 5000<br />

Besucher in den Wedding pilgern.<br />

„es geht darum, dass die Leute bewusster mit<br />

den anlagen umgehen“, so Böhm. „Wir bemühen<br />

uns, zum Beispiel Vandalismusschäden möglichst<br />

schnell zu beseitigen, damit sie nicht weitere Zer-<br />

Saalem Ahmed ∙38∙ Gastronomiefachmann<br />

Jürgen ∙56∙ S­Bahn­ & Tramfahrer<br />

Ich suche Arbeit als Kellner. Die Saison<br />

ist vorbei. Wo soll man hingehen?<br />

Viele wollen nur schwarz<br />

bezahlen. Im Wedding hat<br />

sich schon vieles gebessert.<br />

Es ist sauberer geworden.<br />

Ich wünsche<br />

mir, dass das Umfeld<br />

vor dem Kindergarten<br />

meiner Tochter sauber<br />

gemacht wird. Es ist so<br />

schmutzig. Ich komme aus<br />

Pakistan. Das hier ist meine<br />

heimat, meine Identität. Aus dem<br />

Wedding weggehen ­ nein, niemals.<br />

Ich wünsche mir Gesundheit. Meine<br />

Wünsche sind soweit erfüllt. Für den<br />

Wedding wünsche ich mir ein besseres<br />

Publikum. Weniger Säufer, weniger Menschen<br />

mit Bierflaschen in der hand.<br />

Sonja ∙34∙ Friseuse<br />

Ich wünsche mir mehr Sicherheit. Die Ordnungskräfte<br />

sind zu wenig präsent.<br />

Sonst bin ich zufrieden. Ich lebe seit<br />

1984 hier. Die Jahrhundertwendebauten<br />

gefallen mir und dass der<br />

Wedding grün ist. Für die Menschen<br />

insgesamt wünsche ich,<br />

dass endlich der Mindestlohn eingeführt<br />

wird.<br />

störungen nachziehen.“ Vor allem aber werden<br />

positive aktivitäten der Bewohner gefördert.<br />

in Kooperation mit dem quartiersmanagement<br />

pankstraße wurden mehrere Höfe gemeinsam mit<br />

den mietern begrünt, die sanierung des utrechter<br />

platzes und des Brunnens auf dem nettelbeckplatz<br />

mitgesponsert, und auch am „Wedding Day“<br />

oder am nettelbeckplatz-Fest beteiligt sich die<br />

Gesobau.<br />

ein weiterer Baustein sind Bildungsprojekte für<br />

die Jüngsten, wie das mit trialog e.V. angelegte<br />

Biobeet am sparrplatz, mit dem Kinder die natur<br />

kennen lernen.<br />

Gerade die scheinbar banalen und kleineren projekte<br />

können zur stabilisierung des Kiezes beitragen.<br />

Das wurde auch auf der Konferenz „Gut miteinander<br />

wohnen!“, die die Gesobau im november<br />

veranstaltete, hervorgehoben. Die rund 250 Fachleute<br />

aus Wohnungswirtschaft, politik und freien<br />

trägern kam überein, dass es nicht reicht, nur in<br />

steine zu investieren: „man muss in das miteinander<br />

investieren. in diesem sinne wollen die Wohnungsunternehmen<br />

weiterhin soziale Verantwortung<br />

übernehmen. Denn letztlich geht es um die<br />

Zufriedenheit unserer mieter“, so Helene Böhm.<br />

Kontakt:<br />

Gesobau aG<br />

sozialmanagement<br />

Wilhelmsruher Damm 142<br />

13439 Berlin<br />

tel.: 4073 1510<br />

www.gesobau.de<br />

Marc ∙21∙ arbeitet zur zeit als Trockenbauer<br />

michaela nolte<br />

Melanie ∙21∙ arbeitslos<br />

Wir wünschen uns<br />

Ruhe, weniger Stress,<br />

Geld. Weniger Rumstreitereien.<br />

Unser größter<br />

Wunsch ist es, in einen angrenzenden Bezirk<br />

umzuziehen. Wo es ruhiger ist.


seite 6<br />

A S S A D B A n D A r<br />

im Gespräch mit michaela nolte<br />

VOrGesteLLt<br />

in der maxstraße ist assad Bandar eine institution. seit 1978 lebt er hier im Kiez, 2004 eröffnete er seinen an- und Verkauf, und vor einem Jahr wurde er in den<br />

quartiersrat des quartiersmanagements pankstraße gewählt.<br />

assad Bandar empfängt uns mit Gebäck und Obst,<br />

und den Kaffee hat er auch schon vorbereitet.<br />

nachdem die Fotografin und ich das angebot gerne<br />

annehmen, stellt er die maschine an; aber vor<br />

lauter Geschichten und erzählungen vergessen wir<br />

den Kaffee fast.<br />

aufgewachsen ist assad Bandar in tyros, wo er im<br />

anschluss an die schule ein studium als Bauingenieur<br />

begonnen hatte. 1975 brach im Libanon der<br />

zweite Bürgerkrieg aus. er musste flüchten und<br />

kam 1976 nach Berlin. als asylant durfte er jedoch<br />

nicht weiterstudieren. also machte assad Bandar<br />

sich auf die suche nach arbeit.<br />

Der Wedding war von anfang an seine Wahlheimat,<br />

und hier hat er seine Frau regina kennen gelernt.<br />

GeBOren 1955 in tyrOs, LiBanOn<br />

in DeutsCHLanD seit enDe 1976<br />

ausBiLDunG 1974-76 stuDium aLs<br />

BauinGenieur<br />

BeruF 1977-2000 VOrarBeiter<br />

unD OrGanisatOr in einer<br />

GeBäuDereiniGunG;<br />

seit 1997 seLBststänDiG<br />

FamiLienstanD VerHeiratet; LeBt mit<br />

seiner FamiLie im WeDDinG<br />

Die gebürtige rheinländerin war mit einer reisegruppe<br />

auf Berlin-Besuch. in einer Disco hat es zwischen<br />

den beiden gefunkt. sie heirateten 1978, im<br />

Jahr darauf kam ihr sohn said zur Welt und 1989<br />

ihr sohn Jihad.<br />

Wir stutzen: „Jihad - wie der heilige Krieg?“ assad<br />

Bandar lacht sein verschmitztes Lächeln und erklärt<br />

den Begriff auf seine art: „Jihad ist alles, worum<br />

der mensch sich bemüht. Das, was die Christen<br />

nächstenliebe nennen. Wenn man einer Oma über<br />

die straße hilft oder armen Kindern in afrika, wenn<br />

man sozialarbeit macht – all das ist Jihad. es gibt<br />

keinen ‚heiligen Krieg‘, da wird der Begriff ausgenutzt.<br />

unser sohn war ein engel. Der engel vom<br />

Wedding. Vor vier Jahren ist er gestorben. Ganz<br />

plötzlich. Keiner kann uns bis heute sagen woran.“<br />

Für einen moment wirkt der sonst so quirlige mann<br />

mit dem schwarzen Baseball-Cap nachdenklich.<br />

eine traurige Geschichte. trotzdem hat sich assad<br />

Bandar seinen feinen Humor und seine Herzlichkeit<br />

bewahrt, lacht gerne und im Laufe des abends<br />

noch viel.<br />

Dass er heute Geschäftsinhaber ist, empfindet er<br />

als Glück: „ich frage mich, warum ich nicht früher<br />

darauf gekommen bin.“ 23 Jahre lang hatte Herr<br />

Bandar zuvor in einer Gebäudereinigung gearbeitet,<br />

die Firma von der pieke mit aufgebaut. nachdem<br />

der Chef gewechselt hatte, kam wenig später die<br />

Kündigung. Der Versuch, gerichtlich dagegen zu<br />

kämpfen, scheiterte. er hätte eine abfindung verdient,<br />

habe der richter ihm anschließend gesagt.<br />

aber dann drohe der Firma die pleite und 15 arbeitsplätze wären weg. Daran müsse er auch denken.<br />

mittlerweile genießt Herr Bandar es, sein eigener Chef zu sein. nur hin und wieder, wenn er müde<br />

von einer Wohnungsauflösung kommt, und die Leute vor seinem Laden schlange stehen, weil sie<br />

einen Brief von ihm übersetzen oder beantworten lassen wollen oder einfach Lust zum plaudern<br />

haben, wünscht er sich zehn minuten ruhe.<br />

Wenn es so etwas wie orientalisches Rokoko gibt, so ist das<br />

Wohnzimmer von Familie Bandar ein prächtiges Beispiel. zwischen<br />

den grün gemusterten Sitzmöbeln mit golden bemalten<br />

zierleisten fällt nur der schwarze Flachbildfernseher aus<br />

dem Rahmen. „Das ist Multikulti“, lacht herr Bandar „arabische<br />

Möbel und ein deutscher Fernseher!“<br />

Doch das engagement für seine mitmenschen scheint assad Bandar im Blut zu liegen. Darum<br />

schätzt er auch die arbeit des quartiersmanagements. „Da kann man von Bürger zu Bürger etwas<br />

unternehmen, das finde ich gut.“<br />

er möchte sich für mehr Kleinunternehmer im Kiez einsetzen, weil er Vereinen gegenüber skeptisch<br />

ist: „Die Leute spielen Karten und trinken tee, für den sie auch bezahlen müssen. Dann fließt alles in<br />

die Vereinskasse und die zahlen keine steuern. Das müsste man besser kontrollieren.“<br />

Kritisch sieht er auch einrichtungen wie das Frühstück für türkische Frauen. „Warum werden da<br />

keine deutschen Frauen eingeladen? Kultur wäre, zu sehen: Wie frühstücken die türken, die araber<br />

oder die Deutschen? und wir kämpfen doch für kulturelle Zusammenarbeit!“<br />

in der Familie pflegt man die eigene Kultur und die des anderen. regina Bandar ist zum islam konvertiert.<br />

„es war mein Wunsch und ihr Ziel. sie hat es erreicht. ich habe auch viel von der deutschen<br />

Kultur angenommen. Zum Beispiel termine einzuhalten oder die Wahrheit zu sagen, manchmal auf<br />

teufel komm raus – aber ich glaube, das habe ich immer schon“, sagt Herr Bandar und lacht. Den<br />

Kaffee haben wir natürlich auch noch bekommen.


Ich wünsche<br />

mir Gesundheit<br />

und für<br />

meinen Sohn<br />

einen Ausbildungsplatz.<br />

Das<br />

ist das Wichtigste<br />

für mich. Ich liebe den Wedding. Für<br />

mich ist es gut hier. Der Wedding ist<br />

das zentrum von Berlin.<br />

halil ·44·in der Gastronomie beschäftigt<br />

Eine Erbschaft machen und endlich mal viel Geld haben. Mit dem Leben hier bin ich ganz zufrieden. Ich wünsche mir etwas mehr Sauberkeit. | Grudrun ·63· Rentnerin<br />

Ich habe keine Wünsche. Ich wohne hier<br />

seit drei Jahren und bin glücklich. Tagsüber<br />

ist das eine schöne Ecke<br />

am Nettelbeckplatz, nur<br />

abends ist es etwas<br />

tot. Abends muss<br />

ich hier raus, nach<br />

Mitte oder Prenzlauer<br />

Berg. Aber ich<br />

bleibe hier.<br />

Peter ·63· freier Künstler & Maler<br />

Manuel · Projektleiter der Treberhilfe<br />

Ich hoffe, ich<br />

bin in zukunft beruflich weiter<br />

so erfolgreich wie momentan.<br />

Die Treberhilfe unterhält inzwischen<br />

drei Büros. Ich würde<br />

mir hier im Wedding eine<br />

engere zusammenarbeit mit<br />

den anderen Einrichtungen<br />

wünschen.<br />

HauptsaCHe<br />

A U S h ä N G E S C h I L D F ü R D E N N E T T E L B E C K­ K I E z<br />

seite 3<br />

Seit der Neugestaltung des Platzes und der Brunnen­Sanierung im vergangenen Jahr<br />

hat sich auf dem Nettelbeckplatz einiges zum Positiven gewandt. Doch wie sieht es bei<br />

den Einzelhändlern, Cafés oder Gewerken rundherum aus? Viele beklagen nach wie vor,<br />

dass die Kassen zu selten klingeln. Damit auch das ansässige Gewerbe von den Veränderungen<br />

profitieren kann, hat das <strong>Quartier</strong>smanagement Pankstraße gemeinsam mit der<br />

Stadtteilgenossenschaft Wedding eG eine Image­Kampagne gestartet.<br />

von michaela nolte<br />

Wie kann man den Handel, die Handwerker und Dienstleister im Kiez um den nettelbeckplatz unterstützen?<br />

Gemeinsam mit den anwohnern und den Gewerbetreibenden wurden im rahmen der vergangenen nettelbeckplatz-Foren<br />

ideen und entwürfe diskutiert, die zu einer Verbesserung der situation beitragen sollen.<br />

Favorisiert wurde zunächst ein Leitsystem mit zwei info-säulen als Blickfang. Die anschub-Finanzierung<br />

sollte über das programm „soziale stadt“ laufen, den unterhalt und die Wartung der infosäulen hätten<br />

die ansässigen Gewerbe in Form von anzeigen tragen müssen. Doch das können sich viele zurzeit nicht<br />

leisten.<br />

„Die stimmung ist bei vielen Gewerbetreibenden eher depressiv“, sagte Willy achter von der stadtteilgenossenschaft<br />

anlässlich des 6. nettelbeckplatz-Forums im qm pankstraße. „ursprünglich hatten 20 Geschäfte<br />

und Firmen ihr interesse angemeldet, am schluss sind nur noch elf übrig geblieben. nicht zuletzt,<br />

weil einige angst hatten, sich über fünf Jahre vertraglich zu binden.“<br />

erfahrungen im sprengelkiez, wo sich die info-säulen seit geraumer Zeit bewähren, haben gezeigt, dass<br />

mindestens 22 teilnehmer notwendig sind, um die Kosten für die regelmäßige Wartung und die jährliche<br />

aktualisierung zu decken.<br />

„aber wir wollten das projekt nicht aufgeben“, sagte susanne Walz, quartiersmanagerin im qm pankstraße.<br />

„mit dem Bezirksamt und den teilnehmern des nettelbeckplatz-Forums haben wir dann als alternative<br />

ein imageplakat entwickelt. es besteht ja durchaus Bedarf, den Kiez als Gewerbestandort stärker ins allgemeine<br />

Bewusstsein zu rücken.“<br />

Denn in der unmittelbaren umgebung arbeiten mehr als 180 Kleinunternehmer und Dienstleister. Übersichtlich<br />

aufgeteilt in acht rubriken und mit einem Lageplan ausgestattet, bietet das plakat Orientierung,<br />

praktische tipps und adressen. Zugleich ist es ein ‚aushängeschild‘ für die angebotsvielfalt.<br />

Die anwohner finden hier vom Biobäcker über den elektrohändler bis zu Freizeit- und Kultureinrichtungen<br />

alles, was sie im täglichen Leben brauchen. aber auch Besucher aus anderen Kiezen sollen angesprochen<br />

werden. im a2-Format dient das plakat als aushang, und zugleich kann es auf eine handliche Größe<br />

zum mitnehmen gefaltet werden. in abgewandelter Form wird es auf die Homepage des qm pankstraße<br />

gestellt, so dass man sich künftig auch per mausklick informieren kann.<br />

Über den nettelbeckplatz und Dinge, die seine identität ausmachen, erzählen elf Geschichten auf der rückseite.<br />

schließlich handelt es sich nicht um irgendeinen platz, sondern um den ursprung des Weddings!<br />

Das einstige Dorf, das 1251 zum ersten mal namentlich erwähnt wurde, hatte am nettelbeckplatz seinen<br />

historischen Ortskern. Darum gehört natürlich auch das Weddinger Wappen auf das plakat.<br />

nicht zuletzt soll es ein Zeichen für die umliegenden Gewerbe setzen, sie motivieren und zeigen, dass sich<br />

weiterhin etwas tut.<br />

Die öffentliche präsentation findet am 14. Dezember während eines Kiezrundgangs mit dem Wirtschaftsstadtrat<br />

statt. Verschiedene inhaber bekommen dann die Gelegenheit zu einem direkten Gespräch mit<br />

Joachim Zeller, bei dem sie auch ganz realistisch auf ihre situation aufmerksam machen können.<br />

Der treffpunkt für den Kiezrundgang ist um 13 uhr am qm-Büro.<br />

Kontakt:<br />

quartiersmanagement pankstraße<br />

ansprechpartnerin:<br />

susanne Walz<br />

prinz-eugen-straße 1<br />

13347 Berlin<br />

tel.: 7474 6347<br />

Wünsche? Ich weiß nicht.<br />

Keine. Vielleicht, dass ich<br />

später mal einen Job finde<br />

in der Gastronomie oder<br />

als Verkäuferin.<br />

Ajlin ·15· Schülerin


seite 4<br />

M E I N K I E z – D E I N K I E z<br />

Was haben hummeln und Schmetterlinge oder das „Gesetz der zwei<br />

Füße“ mit Integration zu tun? In den Vorbereitungsrunden mag der Eine<br />

oder Andere noch skeptisch gewesen sein; beim offenen Forum „Viele<br />

Kulturen – Eine zukunft?“ erwies sich das Konzept des „Open Space“<br />

als fruchtbar. Das <strong>Quartier</strong>smanagement Pankstraße hatte hierzu am<br />

10. November in die Oberschule am Brunnenplatz eingeladen. Rund 40<br />

Bürger zwischen 17 und 77 sowie Vertreter von Vereinen, Schulen und<br />

des Bezirksamtes diskutierten sechs Stunden über Anliegen und Ideen<br />

zum Thema Integration im Wedding.<br />

von michaela nolte<br />

Das Wissen um die jeweils andere Kultur muss gestärkt werden, darin<br />

herrschte in den arbeitsgruppen und bei der abschlussdiskussion einigkeit.<br />

Das mag angesichts von 160 nationen, die der Bezirksbürgermeister für den<br />

Bezirk mitte nannte, nicht einfach erscheinen. „Doch gerade weil wir eine<br />

Welt im Kleinen sind, ist es wichtig, antworten zu entwickeln und dieses motto<br />

mit Leben zu füllen“, so Dr. Christian Hanke zur Begrüßung.<br />

Bilal, Hassan und Jilal, drei Jugendliche, die sich ehrenamtlich im DrK-Jugendladen<br />

engagieren, wollten erst einmal die unterschiede und Vorurteile gegenüber<br />

anderen Kulturen und religionen klären, und forderten mehr Orte zur<br />

Begegnung. Denn um Vorurteile abzubauen, muss eine aktive Kommunikation<br />

entstehen. Der lebhafte austausch mit den jungen männern hat den erwachsenen<br />

sichtlich spaß gemacht.<br />

Gegenstand einer weiteren von acht arbeitsgruppen war das jüngst vom<br />

Berliner senat herausgegebene integrationskonzept, das Wolf müller, integrationsbeauftragter<br />

des Bezirksamts mitte, eingangs vorstellte. Havva arik<br />

meldete interesse an einer arbeitsgruppe an, beschäftigte sich zunächst allerdings<br />

allein mit dem senats-papier. im rahmen des „Open space“ ist aber<br />

auch eine „solo“-Gruppe möglich. Denn das „Gesetz der zwei Füße“, so der<br />

moderator andreas Knoth von der Organisationsberatung socius, „besagt,<br />

dass man sich einfach da aufhält, wo man sich sinnvoll einbringen kann. Wenn<br />

man das Gefühl hat, dass man fehl am platz ist, kann man auch rausgehen.“<br />

später regte Frau arik, Kiez-Bewohnerin und selbst im Gesundheitsbereich<br />

für migranten tätig, eine Fachveranstaltung zu den inhalten des Konzepts an.<br />

eine der Fragestellungen könnte lauten: Wie sieht es mit der interkulturellen<br />

öffnung der Verwaltung aus?<br />

quartier initiatiV<br />

als Vertreter des Verbands der islamischen Kulturzentren (ViKZ) waren Cüneyt<br />

özdemir und der imam serdar Kaya gekommen, um anregungen zu bekommen,<br />

wie der Verein zur integration beitragen kann. in einer arbeitsgruppe<br />

wurden gegenseitige erfahrungen ausgetauscht: Die Hemmschwellen von<br />

Deutschen, eine Veranstaltung der moschee zu besuchen, waren ebenso<br />

thema wie der Wunsch des ViKZ nach einem verbesserten Kontakt zu den<br />

christlichen Kirchen. Offene Gesprächskreise, die man zukünftig gemeinsam<br />

mit dem qm pankstraße initiieren will, sollen abhilfe schaffen. Darüber hinaus<br />

bot sigrid Homann, physiotherapeutin im Haus der Gesundheit des Bezirksamts<br />

mitte, an, schwangerschaftskurse mit muttersprachlerinnen in der<br />

moschee durchzuführen.<br />

ein weiterer Vorschlag kam von samer ahmed, der als Honorarkraft im DrK-<br />

Jugendladen arbeitet. Beim thema „Werte und Verhaltensregeln“ entstand<br />

der plan, dass ehrenamtliche Jugendliche des DrK in die theodor-plievierschule<br />

gehen, und mit den altersgenossen über ihre Wertvorstellungen reden.<br />

Direktorin angelika prase-mansmann versprach, die organisatorischen<br />

strukturen für eine Kooperation zu schaffen. Christian Luchmann vom qm<br />

pankstraße will die schulleiterin in der Debatte um eine verstärkte direkte<br />

einbindung der schüler unterstützen.<br />

so war das gegenseitige Kennenlernen ein positiver effekt des Forums „Viele<br />

Kulturen – eine Zukunft?“. Vor allem aber gab es am ende konkrete ansatzpunkte,<br />

die dazu beitragen können, das Fragezeichen einmal in ein ausrufezeichen<br />

zu verwandeln. „Weitere schritte und auch weitere ideen können<br />

am 7. Dezember im qm pankstraße in angriff genommen werden“, so die<br />

quartiersmanagerin susanne Walz zum abschied.<br />

nachbereitungstreffen: 7.12., 14-16 uhr, adolfstraße 12.<br />

Kontakt:<br />

quartiersmanagement pankstraße<br />

prinz-eugen-straße 1<br />

13347 Berlin<br />

tel.: 7474 6347


quartier initiatiV<br />

E N T Wü R F E F ü R E I N E S C h U L E D E R z U K U N F T<br />

Wie können Schülerinnen und Schüler, die aus Migrationsfamilien kommen,<br />

bessere Bildungschancen erhalten? Darüber diskutierten <strong>Quartier</strong>smanager<br />

und Vertreter von Schulen, Eltern und Bildungs­Initiativen<br />

aus dem Wedding im Rahmen der „5. Berliner Tage des Interkulturellen<br />

Dialogs“.<br />

von andré Glasmacher<br />

„Chancengleichheit in der schule?“, so lautete der titel einer gemeinsamen<br />

Veranstaltung der quartiersmanagements pankstraße, soldiner Kiez und<br />

sparrplatz und des stadtteilmanagements Brunnenviertel im november.<br />

Fünfzig teilnehmer waren der einladung gefolgt und in die Freie schule am<br />

mauerpark gekommen, unter ihnen auch Bezirksbürgermeister Dr. Christian<br />

Hanke (spD).<br />

nach einem eingangsreferat von alev Deniz, stadtteilmanagerin im Brunnenviertel,<br />

ging es in sechs verschiedene arbeitsgruppen. es wurden ansätze<br />

entwickelt, wie man schülerinnen und schüler mit migrationshintergrund<br />

besser fördern und in das schulsystem integrieren kann.<br />

allgemeiner nenner war, dass eine integration der schüler mit migrationshintergrund<br />

nur durch einen besseren austausch mit deutschen schülern<br />

aus anderen Kiezen möglich sei.<br />

außerdem war man sich einig,<br />

dass der wichtigste Baustein<br />

die investition in Bildungs- und<br />

qualifizierungsmaßnahmen ist.<br />

illustration | caveng<br />

es ging aber zum teil auch sehr<br />

kontrovers zu: so, als ein sozialpädagoge<br />

vorschlug, die Kinder<br />

nicht mit sechs Jahren, sondern<br />

erst viel später einzuschulen<br />

und sie davor auf jeden Fall bei<br />

den eltern zu belassen. Heftigen<br />

Widerspruch bekam der Vorschlag<br />

von einem elternvertreter,<br />

der zu Bedenken gab, dass<br />

gerade dieses zu sprachlichen<br />

Defiziten führen würde. in einer<br />

anderen Gruppe wurde über die<br />

einführung von schulgeld debattiert,<br />

was aber aufgrund der finanziellen<br />

situation vieler eltern<br />

im Kiez alsbald wieder verworfen<br />

wurde.<br />

„man muss die eltern einbeziehen und mit ihnen<br />

zusammenarbeiten“, sagte michael Winkler von der<br />

‚sprachstube Deutsch‘, „sie so unterstützen, dass<br />

sie in der schule nachfragen können: Was macht<br />

mein Kind? Wie sind seine Leistungen?“ in der elternarbeit<br />

brauche man viel mehr sozialarbeiter, die<br />

über Kompetenzen in den jeweiligen muttersprachen<br />

verfügen.<br />

eine Lehrerin betonte aber auch, dass man mangelnde<br />

schulleistungen nicht immer mit dem migrationshintergrund<br />

entschuldigen könne: „Die<br />

Weddinger schulen haben gute schüler, die aus<br />

migranten-Familien stammen und tolle Leistungen<br />

erbringen, doch leider auch sehr schlechte. man<br />

darf nicht alle über einen Kamm scheren. Denn<br />

letztlich geht es doch darum, das Beste aus dem<br />

vorhandenen potenzial zu machen.“<br />

in der Diskussion um ein verstärktes eingehen auf<br />

den kulturellen Hintergrund der schüler, regte<br />

özlem ayaydinli, quartiersmanagerin im qm sparrplatz,<br />

an, sich für ein unterrichtsfach „Kultur“ stark<br />

zu machen.<br />

Dass die schule mehr Orientierung geben müsse,<br />

das forderte Herr Gharib, der sich an seinem Gymnasium<br />

als Konfliktlotse engagiert. Zum Beispiel<br />

solle man Vertreter unterschiedlicher Berufe in die<br />

schulen einladen, die vor den schülern sprechen<br />

und deutlich machen, dass das anzustrebende Ziel<br />

die Berufsausbildung sei, und dass man dafür gute<br />

noten brauche.<br />

am ende waren so viele ideen zusammengekommen,<br />

dass alev Deniz anbot, die Vorschläge zu einem<br />

Diskussionspapier zu bündeln. im Januar wird dann<br />

über die „schule der Zukunft“ weiterdiskutiert.<br />

Kontakt:<br />

quartiersmanagement pankstraße<br />

ansprechpartnerin:<br />

sükran altunkaynak<br />

prinz-eugen-straße 1<br />

13347 Berlin<br />

tel.: 7474 6347<br />

seite 5


seite 8<br />

Ich<br />

wünsche mir,<br />

dass der Wedding<br />

reicher wird<br />

Asena·10<br />

D E R S T O F F A U S D E M D I E T R ä U M E S I N D<br />

Ich wünsche mir, dass ich bei „Topmodel“ gut bin und dass das Wetter heiß ist und die Bäume schöne Blätter haben ­ so gelb, so grün. Meine Noten möchte ich ändern.| Visdan·10<br />

auf den tischen liegen stoffe, jede menge spitzen und bunte Bänder.<br />

in schrillen Kombinationen werden sie um die Körper geschlungen, wird<br />

festgesteckt und so lange experimentiert, bis die „Kostümbildnerinnen“<br />

mit ihren entwürfen zufrieden sind. Die endgültigen Formen werden<br />

dann von Hand und an den nähmaschinen in fantastische Kleider und<br />

Hüte verwandelt.<br />

Die „Kostümbildnerinnen“ sind übrigens neun schülerinnen aus dem<br />

Wedding zwischen neun und elf Jahren. unter der Leitung von miray<br />

seramet verwandeln sie die Jugendkunst seit Oktober in eine textilwerkstatt.<br />

„Die teilnehmerinnen sollen ein Gefühl für die materialien und mut zu<br />

ungewöhnlichen Kombinationen entwickeln. abseits des prinzessinnenlooks“,<br />

so miray seramet, die an der Kunsthochschule Weißensee textildesign<br />

studiert hat. „Kleidung ist ein teil unserer identität“, sagt sie<br />

„und Formen oder Farbe werden auch durch den kulturellen Background<br />

beeinflusst. Das möchte ich begreifbar machen.“ Für die mädchen<br />

ist das eine aufregende und ganz neue erfahrung: sie können<br />

ihre eigene mode entwerfen und selber stoffe ‚filzen‘.<br />

natürlich will fast jede der nachwuchsdesignerinnen später einmal<br />

Topmodel werden! Auf dem Weg dahin begleitet Sieglinde Tomljamović<br />

sie einmal in der Woche zum Workshop. Die erzieherin begrüßt das<br />

Zusatzangebot und wünscht sich mehr solcher aktivitäten im Bezirk.<br />

„Denn viele unserer schüler erfahren von Zuhause leider wenig Förderung“,<br />

so Frau Tomljamović.<br />

Das projekt wird vom quartiersfonds 2 des quartiersmanagements<br />

pankstraße unterstützt. in der Jugendkunstschule mitte kann man die<br />

Kreationen dann bei einer modenschau bewundern.<br />

am 14. Dezember, um 17 uhr, in der schönwalder straße 19.<br />

mino<br />

Ich wünsche mir, dass meine Familie gesund bleibt und dass alle in Frieden leben und dass ich dünner werde.| Nadine·11<br />

Ich wünsche<br />

mir, dass es keine<br />

Prügeleien gibt<br />

Waad·9<br />

Ich wünsche<br />

mir, ein Topmodel<br />

zu werden und dass<br />

meine Eltern gesund<br />

bleiben und dass die<br />

Welt glücklich wird.<br />

Fatima·9<br />

Ich wünsche mir, dass meine Eltern gesund bleiben. Wenn ich könnte, würde ich die häuser ändern, so, dass die nicht so alt und grau sind. Es wäre schön, wenn die häuser weiß und orange und ein bisschen rot wären. | Gina·9

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