Prospekt Willisau - reitenundfahren-ettiswil.ch
Prospekt Willisau - reitenundfahren-ettiswil.ch
Prospekt Willisau - reitenundfahren-ettiswil.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4<br />
Herrs<strong>ch</strong>aft der Stadt<br />
Im sehr grossen Kir<strong>ch</strong>gang (Pfarrei) <strong>Willisau</strong> –<br />
er bestand im Wesentli<strong>ch</strong>en aus dem Gebiet der<br />
ehemaligen Gemeinden <strong>Willisau</strong>-Stadt und<br />
<strong>Willisau</strong>-Land sowie Hergiswil – kam dem Nutzungsre<strong>ch</strong>t<br />
des Ho<strong>ch</strong>- und Bannwaldes eine<br />
besondere Bedeutung zu. Die Kompetenz zur<br />
Nutzung des Ho<strong>ch</strong>waldes in der Kir<strong>ch</strong>höre <strong>Willisau</strong><br />
ging vom Territorialherrn offenbar s<strong>ch</strong>on<br />
bei der Gründung der Stadt oder wenig später<br />
auf die städtis<strong>ch</strong>e Bürgers<strong>ch</strong>aft über. Die Nutzung<br />
des <strong>Willisau</strong>er Ho<strong>ch</strong>waldes führte immer<br />
wieder zu Diskussionen und Streitigkeiten zwis<strong>ch</strong>en<br />
der Stadt und den Bewohnern ausserhalb<br />
des Burgerzihls. Ein Grund für die spätere<br />
Lostrennung der Lands<strong>ch</strong>aft von der Stadt.<br />
Mit der Zeit vers<strong>ch</strong>affte si<strong>ch</strong> die Stadt im Kir<strong>ch</strong>gang<br />
<strong>Willisau</strong> eine Art herrs<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Stellung.<br />
S<strong>ch</strong>ultheiss und Rat der Stadt übten im Namen<br />
der luzernis<strong>ch</strong>en Obrigkeit die so genannte<br />
Polizeigewalt aus. Der Rat handhabte au<strong>ch</strong> die<br />
niedere Geri<strong>ch</strong>tsbarkeit (Beurteilung kleinerer<br />
Vergehen wie Körperverletzungen, Bes<strong>ch</strong>impfungen,<br />
unerlaubtes Handeln, Spielen oder<br />
Waffentragen). Au<strong>ch</strong> die Stadtbürgers<strong>ch</strong>aft<br />
nahm eine Sonderstellung im privatre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />
Berei<strong>ch</strong> ein. Sie verfügte über grosse Waldungen,<br />
von deren Nutzung die Höfe ausges<strong>ch</strong>lossen<br />
waren. Die Stadtbürger waren gegenüber<br />
den Kir<strong>ch</strong>genossen vom Land au<strong>ch</strong> wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
(Handwerkerre<strong>ch</strong>te, Markt, Zolleinkünfte<br />
usw.), kulturell und sozial (S<strong>ch</strong>ule, Spital,<br />
Sie<strong>ch</strong>enhaus) bevorteilt.<br />
Armenfürsorge und Steuerbrief<br />
Um die Armenfürsorge zu finanzieren, s<strong>ch</strong>uf man<br />
im 16. und 17. Jahrhundert so genannte Steuerbriefe<br />
oder Steuerbezirke. 1605 gab si<strong>ch</strong> Hergiswil<br />
einen eigenen Steuerbrief und s<strong>ch</strong>ied –<br />
neben anderen Teilen – aus der alten Kir<strong>ch</strong>höre<br />
<strong>Willisau</strong> aus. Die Stadt und die umliegende<br />
Lands<strong>ch</strong>aft bildeten zusammen einen eigenen<br />
Steuerbrief. Dieser funktionierte von Anfang<br />
an s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, da das Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en Stadt<br />
und Land arg gestört war. Zudem verfügte die<br />
Stadt mit Spital und Sie<strong>ch</strong>enhaus über zusätz-<br />
li<strong>ch</strong>e Einkünfte und besass bereits Einri<strong>ch</strong>tungen<br />
zur Pflege und zum Unterhalt bedürftiger<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger. Da die Stadtbürger<br />
zudem von der Armensteuer befreit<br />
waren, zeigten sie wenig Interesse an einer Zusammenarbeit<br />
mit den Kir<strong>ch</strong>genossen ausserhalb<br />
der Stadt. 1763 mussten si<strong>ch</strong> diese selber<br />
zu einem Steuerbrief zusammens<strong>ch</strong>liessen,<br />
damit sie die armen und bedürftigen Leute<br />
unterhalten konnten.<br />
<strong>Willisau</strong>-Stadt und <strong>Willisau</strong>-Land<br />
1798 propagierte die Helvetik im Sinne der<br />
Aufklärung und der Französis<strong>ch</strong>en Revolution<br />
die Glei<strong>ch</strong>heit aller Bürger. Die Vorherrs<strong>ch</strong>aft<br />
des Stadtstaates Luzern wurde abges<strong>ch</strong>afft.<br />
Die Vogteien vers<strong>ch</strong>wanden. Der neue Kanton<br />
Luzern wurde in Distrikte und Munizipalgemeinden<br />
eingeteilt. Dabei berücksi<strong>ch</strong>tigte man<br />
bestehende Einri<strong>ch</strong>tungen und Grenzen. Im<br />
ehemaligen Stadtbann <strong>Willisau</strong> wurden die<br />
Steuerbriefe Hergiswil, Hilferdingen (später zur<br />
Gemeinde Ufhusen), Stadt <strong>Willisau</strong>, der Kir<strong>ch</strong>gang<br />
<strong>Willisau</strong> (Lands<strong>ch</strong>aft) und die Twinggenossens<strong>ch</strong>aft<br />
Ostergau zu Munizipalitäten<br />
erhoben (Ostergau vereinigte si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on 1800<br />
mit <strong>Willisau</strong>-Land). Na<strong>ch</strong> dem Auseinanderbre<strong>ch</strong>en<br />
des helvetis<strong>ch</strong>en Einheitsstaates erlangte<br />
<strong>Willisau</strong>-Land 1803 zu Beginn der Mediationsperiode<br />
neben der Stadtgemeinde auf ausdrückli<strong>ch</strong>er<br />
Re<strong>ch</strong>tsgrundlage den Status einer<br />
autonomen politis<strong>ch</strong>en Gemeinde. Auf den<br />
ersten Januar 2006 s<strong>ch</strong>liessen si<strong>ch</strong> die beiden<br />
Gemeinden wieder zusammen.<br />
Neuzeit<br />
Na<strong>ch</strong> dem Zusammenbru<strong>ch</strong> der alten Ordnung<br />
in Folge der Französis<strong>ch</strong>en Revolution und des<br />
Einflusses Frankrei<strong>ch</strong>s begann in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
ab 1798 allmähli<strong>ch</strong> das Industrie-Zeitalter.<br />
Davon sollte au<strong>ch</strong> das Hinterland und vor allem<br />
<strong>Willisau</strong> profitieren. Deshalb wollte der initiative<br />
Gewerbeverein mit einer gesamts<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Gewerbe- und Industrieausstellung<br />
den Platz <strong>Willisau</strong> als mögli<strong>ch</strong>en Wirts<strong>ch</strong>aftsstandort<br />
bekannt ma<strong>ch</strong>en. 1855 fand diese<br />
Ausstellung im S<strong>ch</strong>loss statt. Der direkte wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
Aufs<strong>ch</strong>wung blieb jedo<strong>ch</strong> aus. Auswärtige<br />
Personen wollten ni<strong>ch</strong>t im Hinterland<br />
Betriebe ansiedeln. Die Bevölkerung hatte<br />
Angst, ihre traditionellen Arbeitsplätze zu verlieren<br />
und wehrte si<strong>ch</strong> gegen alles Neue. Die