WV-Aktuell - Wohnungsverein Herne eG
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<strong>WV</strong>-Sicherheit<br />
Jeden Tag sind sie unterwegs. Jeden Tag sorgen<br />
sie in einer anderen Wohnung für Angst,<br />
Verzweiflung und ein mulmiges Gefühl der<br />
Unsicherheit: Einbrecher. Natürlich sind wir<br />
diesen Gefahren nicht schutzlos ausgeliefert.<br />
Jeder von uns kann geeignete Maßnahmen<br />
ergreifen, um das Risiko zu minimieren,<br />
selbst zum Opfer von Langfingern zu werden.<br />
Einer, der weiß, wie es geht, ist seit 2006<br />
Mitglied des Aufsichtsrates unseres <strong>Wohnungsverein</strong>s.<br />
Ulrich Bauer ist Kriminalhauptkommissar<br />
im Polizeipräsidium Recklinghausen,<br />
dort im Bereich „Einbruchprävention“<br />
tätig – und damit ein ausgewiesener<br />
Sicherheits-Experte.Wir haben ihn zum<br />
Gespräch getroffen.<br />
<strong>WV</strong>-Magazin: Herr Bauer, gibt es eigentlich<br />
Tageszeiten, zu denen das Einbruchrisiko<br />
besonders groß ist?<br />
Ulrich Bauer: Einbrecher schlagen fast<br />
immer zu, wenn die Bewohner nicht zu<br />
Hause sind – also tagsüber. Manchmal reicht<br />
schon die kurze Abwesenheit, zum Beispiel<br />
für einen Einkauf aus. Aus Erfahrung kann<br />
man sagen: Die meisten Einbrüche finden<br />
vormittags oder zwischen 16 und 20 Uhr<br />
statt.<br />
<strong>WV</strong>-Magazin: Was sagt die Statistik zum<br />
Thema Wohnungseinbruch?<br />
Ulrich Bauer: Die mir vorliegenden Zahlen<br />
stammen aus dem Jahr 2009. Danach wurden<br />
im Stadtgebiet <strong>Herne</strong> 473 Wohnungseinbrüche<br />
angezeigt. Statistisch gesehen sind<br />
dies 1,3 Einbrüche pro Tag. Die Aufklärungsquote<br />
lag 2009 bei etwa 24 Prozent. In 115<br />
Fällen konnte die Polizei die Einbrecher<br />
ermitteln.<br />
<strong>WV</strong>-Magazin: Gibt es Häuser oder Wohnungen,<br />
die besonders gefährdet sind?<br />
Ulrich Bauer: Einbrecher sind nicht<br />
besonders wählerisch. Sie brechen in freistehende<br />
Einfamilienhäuser genauso ein wie in<br />
Reihenhäuser oder Wohnungen in<br />
Mehrfamilienhäusern. Im Erdgeschoss und in<br />
der ersten Etage gelangen sie meist durch<br />
Fenster oder Terrassen- bzw. Balkontüren in<br />
die Wohnungen. In den oberen Etagen sind<br />
natürlich die Wohnungsabschlusstüren das<br />
bevorzugte Angriffsziel.<br />
<strong>WV</strong>-Magazin: Wonach suchen die Diebe?<br />
Ulrich Bauer: Einbrecher sind meist auf<br />
Schmuck oder Bargeld aus. In Einzelfällen<br />
werden auch Elektronikgeräte wie zum<br />
Beispiel Laptops oder Digitalkameras mitgenommen.<br />
Sperrige Beute, wie Musikanlagen<br />
oder Fernseher bleiben dagegen meistens<br />
zurück.<br />
<strong>WV</strong>-Magazin: Welchen Zugang finden<br />
Einbrecher, wenn Fenster und Türen verschlossen<br />
sind?<br />
Ulrich Bauer: Die Erfahrung zeigt, dass<br />
Einbrecher bevorzugt zu Hebelwerkzeugen<br />
greifen. Mit einem stabilen Schraubendreher<br />
lassen sich Fenster und Türen aufhebeln. Ca.<br />
77 Prozent aller Wohnungseinbrüche laufen<br />
nach diesem Muster ab. Bei Wohnungsabschlusstüren<br />
gilt dies sogar für fast 75<br />
Prozent aller Fälle. Wesentlich seltener<br />
machen sich die Einbrecher übrigens direkt<br />
am Fenster- oder Türglas zu schaffen. Nur in<br />
einem von 20 Fällen gelangen sie auf diese<br />
Weise ans Ziel.<br />
<strong>WV</strong>-MAGAZIN<br />
1 • 2010<br />
Wohnungseinbrüche:<br />
Sicherheit ist immer ein Thema<br />
Gute und aufmerksame<br />
Nachbarn sind ein wichtiger<br />
Aspekt bei der Vermeidung<br />
von Wohnungseinbrüchen.<br />
Dieser Aufkleber ist kostenlos<br />
erhältlich bei Ihrer<br />
Polizeidienststelle. Er sollte<br />
sichtbar in Ihrer Wohnanlage<br />
angebracht werden.<br />
Kriminal-Hauptkomissar Ulrich Bauer<br />
<strong>WV</strong>-Magazin: Sind normale Fenster oder<br />
Türen nicht ausreichend sicher, oder warum<br />
lassen sie sich so leicht aufhebeln?<br />
Ulrich Bauer: In der Tat stellen normale<br />
Verschlüsse von Fenstern oder Terrassentüren<br />
mit Rollbolzen für kaum einen Einbrecher<br />
ein ernst zu nehmendes Hindernis<br />
dar. Geübte Diebe benötigen nur wenige<br />
Sekunden, um Fenster oder Türen mit einem<br />
Schraubendreher aufzuhebeln. Bei Wohnungstüren<br />
wird meist im Bereich des<br />
Schließblechs gehebelt, so dass die Türzarge<br />
ausreißt.<br />
<strong>WV</strong>-Magazin: Müssten die Nachbarn das<br />
denn nicht mitbekommen?<br />
Ulrich Bauer: Meistens nicht. Das Aufhebeln<br />
ist zwar nicht völlig geräuschlos, aber<br />
eben auch nicht so laut, dass jeder gleich an<br />
Einbrecher denken muss.Viele denken, dass<br />
nebenan vielleicht etwas um- oder heruntergefallen<br />
ist.<br />
<strong>WV</strong>-Magazin: Wie kann man Wohnungseinbrüchen<br />
vorbeugen?<br />
Ulrich Bauer: Zunächst einmal gilt: Selbst<br />
bei nur kurzer Abwesenheit sollten alle jetzt<br />
schon vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen<br />
ergriffen werden. Das heißt: Die Wohnungstür<br />
sollte nicht nur zugezogen, sondern verschlossen<br />
werden. Fenster – insbesondere<br />
die im Erdgeschoss – sollten geschlossen<br />
werden und keinesfalls auf Kipp verbleiben.