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Was kann man tun, wenn man nicht mehr heilen kann?

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Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung<br />

reichend konstante Serumspiegel erreichbar sind. Eine<br />

einmalig versäumte Levothyroxin­Dosis sollte <strong>nicht</strong> nachgeholt,<br />

sondern der festgelegte Rhythmus beibehalten<br />

werden. Die ausgebliebene T4­Dosis verändert die Serum­T4­Konzentration<br />

kaum [7]. Nach Beginn einer oralen<br />

Therapie erfolgt der Wirkungseintritt nach drei bis fünf<br />

Tagen.<br />

Levothyroxin wird eingesetzt, um unzureichend vorhandene<br />

Schilddrüsenhormone zu substituieren (bei Hypothyreose)<br />

oder um den Regelkreis, in der Regel Thyreotropin<br />

(TSH), zu supprimieren (bei euthyreother Struma)<br />

und die Stoffwechselvorgänge zu normalisieren.<br />

Die alleinige Gabe von T3 <strong>kann</strong> durch rasche Spitzenspiegel<br />

bedingte thyreotoxische, vor allem kardiale Symptome<br />

mit möglichen Folgeschäden verursachen. Die kürzere<br />

Halbwertszeit von T3 würde zudem eine fünf­ bis sechsmal<br />

tägliche Einnahme erfordern. Liothyronin ist daher<br />

nur in Kombination mit Levothyroxin im Handel (Novothyral<br />

® ), dieses bietet aber gegenüber der Standardtherapie<br />

keine Vorteile [7]. Indiziert <strong>kann</strong> es noch für Patienten mit<br />

einer Konversionsstörung sein. Die Vorstellung, dass die<br />

kombinierte Gabe beider Hormone den Schilddrüsenstoffwechsel<br />

aktiviert, lässt einige Ärzte die Präparate für<br />

übergewichtige Patienten verordnen. Obwohl sich dies<br />

wissenschaftlich <strong>nicht</strong> nachweisen lässt, zeigen klinische<br />

Erfahrungen, dass einzelne Patienten von einem solchen<br />

Einsatz profitieren [19, 20].<br />

Als Standardtherapie einer Schilddrüsenunterfunktion<br />

beträgt die volle Substitutionsdosis Levothyroxin beim<br />

Erwachsenen täglich 1,0 μg/kg Körpergewicht [20]. Die<br />

Erhal<strong>tun</strong>gsdosis für eine Hypothyreose­Therapie liegt in<br />

der Regel bei 100–200 μg pro Tag. Allerdings ist die adäquate<br />

Dosis sehr individuell, da meist eine Restsekretion<br />

der Schilddrüse besteht und sie zudem vom Alter, Körpergewicht,<br />

von der Indikation und von Begleiterkrankungen<br />

abhängt. Schilddrüsenhormone werden wegen der Kumulationsgefahr<br />

grundsätzlich einschleichend dosiert. Im<br />

Allgemeinen wird mit 25–50 μg T4 täglich begonnen und<br />

alle zwei bis vier Wochen um die Initialdosis gesteigert<br />

[20]. Davor wird jeweils der T3­Wert bestimmt sowie nach<br />

sechs bis acht Wochen der basale TSH­Wert. Ziel ist, dass<br />

mit der meist lebenslang zugeführten Erhal<strong>tun</strong>gsdosis die<br />

TSH­Werte im niedrigen Referenzbereich liegen, häufig<br />

wird ein Zielwert um 1,0 mU/l angestrebt [7, 21]. Bei der<br />

Festlegung der Zielwerte ist jedoch auch das physische<br />

und psychische Wohlbefinden des jeweiligen Patienten zu<br />

berücksichtigen [21]. Bei stabiler Stoffwechsellage ist eine<br />

weitere TSH­Messung nach acht bis zwölf Wochen notwendig,<br />

danach ist eine einmal jährliche TSH­Kontrolle<br />

ausreichend [7, 20].<br />

Levothyroxin <strong>kann</strong> ohne Alterseinschränkung eingesetzt<br />

werden. Allerdings muss bei älteren Patienten und bei<br />

Vorliegen koronarer Herzerkrankungen die Behandlung<br />

besonders vorsichtig, mit niedrigerer Initialdosis und häufigeren<br />

Blutkontrollen begonnen werden.<br />

12<br />

Die gesamte Tagesdosis Levothyroxin wird morgens mindestens<br />

30 Minuten vor dem Frühstück unzerkaut mit Lei<strong>tun</strong>gswasser<br />

eingenommen. Die Nüchterneinnahme ist<br />

für eine höhere und konstante Aufnahme aus dem oberen<br />

Dünndarm notwendig, da gleichzeitige Nahrungszufuhr<br />

die Resorption deutlich verringert. Ebenso ist auf<br />

zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln<br />

zu achten (Tabelle 2).<br />

Bei guter Dosiseinstellung mit TSH­Werten im niedrigen<br />

Normbereich ist mit Nebenwirkungen bei der Therapie<br />

<strong>nicht</strong> zu rechnen. Sollten diese doch auftreten, liegt meist<br />

eine Suppression der Schilddrüse durch zu hohe Dosen<br />

bzw. eine zu schnelle Dosissteigerung vor. Dann treten als<br />

Nebenwirkungen die typischen Symptome einer Hyperthyreose<br />

auf. Patienten mit Begleiterscheinungen unter<br />

einer Levothyroxin­Therapie sollten den Arzt konsultieren.<br />

Erwähnt sei, dass Schilddrüsenhormone als Substanzen<br />

mit problematischer Bioverfügbarkeit bewertet werden<br />

[22]. Zwar erfüllen die auf dem Markt befindlichen Präparate<br />

die gesetzlich vorgeschriebene Bioverfügbarkeit, bei<br />

einem (oder häufigerem) Wechsel des Präparats unter<br />

Beibehal<strong>tun</strong>g der nominell identischen Dosis <strong>kann</strong> aber<br />

durchaus Anpassungsbedarf bestehen, da die Resorption<br />

und damit die Bioverfügbarkeit sehr unterschiedlich sein<br />

können. Daher sollten Schilddrüsenhormonpräparate<br />

möglichst <strong>nicht</strong> gewechselt werden. Geschieht dies, wird<br />

beispielsweise in Deutschland und den USA eine notwendige<br />

zusätzliche TSH­Kontrolle nach vier bis sechs Wochen<br />

empfohlen [23, 24].<br />

Jodid<br />

Jod ist für den Menschen ein essenzielles Spurenelement,<br />

das für den Aufbau der Schilddrüsenhormone notwendig<br />

ist. Zu den jodreichen Nahrungsmitteln zählen vor allem<br />

Meerestiere. Bei entsprechendem Futter liefern auch<br />

Kühe jodhaltige Milch. Die effektivste Methode zur adäquaten<br />

Jodzufuhr ist die Jodierung von Speisesalz durch<br />

Zusatz von Jodid oder Jodat als Kalium­ oder Natriumsalz.<br />

5 g jodiertes Speisesalz (ca. 1 Teelöffel) enthalten 100–<br />

150 μg Jod bei einer in der Schweiz zulässigen Speisesalzjodierung<br />

mit 20–30 mg Jodid oder Jodat pro kg, berechnet<br />

als Jod.<br />

Die Resorption erfolgt im Dünndarm als anorganisches<br />

Jodid . Die Jodaufnahme in die Schilddrüse ist abhängig<br />

vom Jodangebot. Bei chronischem Jod<strong>man</strong>gel werden bis<br />

zu 80 % aufgenommen, bei adäquater Zufuhr dagegen<br />

10 % und weniger. Eine Überdosierung von Jodid durch<br />

die Nahrung ist normalerweise <strong>nicht</strong> möglich.<br />

Die Schweizer Bevölkerung war schon vor 1990, in erster<br />

Linie wegen der konsequenten Speisesalzjodierung, ausreichend<br />

mit Jod versorgt, und durch Jod<strong>man</strong>gel bedingte<br />

Krankheiten (z. B. Struma) sind nahezu unbe<strong>kann</strong>t [1].<br />

Als Arzneimittel sind in der Schweiz Kaliumjodid (Kaliumjodid<br />

65 mg Armeeapotheke) und radioaktives Natriumjodid<br />

(Theracap 131 ) auf dem Markt.

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