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Was kann man tun, wenn man nicht mehr heilen kann?

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Das interaktive FPH­Fortbildungsprogramm in Offizin­ und Spitalpharmazie<br />

Eine Fortbildungsinitiative der pnn pharma nation network ag,<br />

einem spin­off­Unternehmen der ETH Zürich<br />

Realisiert mit der freundlichen Unterstützung von<br />

Ausgabe Nr. 1/2011<br />

März 2011<br />

Schilddrüsenerkrankungen<br />

und<br />

ihre Behandlung<br />

FPH-Nummer: 1-1017995-107-2011-P7.75<br />

Palliative Care –<br />

<strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>,<br />

<strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

BAK-Nummer: 2011/047<br />

FPH-Nummer: 1-1017995-111-2011-P6.25


Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

online academy<br />

www.online­academy.ch<br />

Herausgeber<br />

pnn pharma nation network ag<br />

Kirchgasse 42<br />

8001 Zürich<br />

T: 044 225 15 00<br />

F: 044 225 15 06<br />

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Der Herausgeber ist aner<strong>kann</strong>ter Fortbildungsveranstalter FPH<br />

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Redaktion<br />

Dr. sc. ETH Anita Thomae<br />

thomae@pnn.ch<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Prof. Dr. Theo Dinger<strong>man</strong>n<br />

Prof. Dr. Manfred Schubert­Zsilavecz<br />

Dr. Karin Nemec<br />

Prof. Dr. Gerrit Borchard<br />

© by pnn pharma nation network ag.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck, elektronische Wiedergabe und Übersetzungen, auch auszugsweise,<br />

nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />

Schilddrüsenerkrankungen und<br />

ihre Behandlung 4<br />

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Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong><br />

<strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>? 18<br />

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Lernziele 4<br />

Zusammenfassung 4<br />

Einlei<strong>tun</strong>g 5<br />

Physiologische Grundlagen 5<br />

Erkrankungen der Schilddrüse 7<br />

Diagnostik 10<br />

Therapie 11<br />

Fazit 16<br />

Literaturverzeichnis 16<br />

Lehrbücher und Internetadressen 17<br />

Lernziele 18<br />

Zusammenfassung 18<br />

Historisches 19<br />

<strong>Was</strong> ist Palliative Care? 19<br />

Grundsätze der palliativen Versorgung 19<br />

Die wichtigsten Probleme im Blickpunkt 21<br />

Die Rolle des Apothekers im Palliative<br />

Care Team 26<br />

Besondere Aspekte 27<br />

Fazit 28<br />

Literaturverzeichnis 29<br />

Lehrbücher und Internetadressen 29<br />

Fortbildungs-Curriculum 2011 30<br />

Das Fortbildungsangebot von<br />

online academy 30


Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong><br />

<strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

Liebe Apothekerinnen<br />

Liebe Apotheker<br />

Haben Sie sich schon einmal mit Palliativmedizin beschäftigt?<br />

Nach Informationen des BAG scheiden nur etwa 10 %<br />

der Menschen, die jährlich in der Schweiz sterben, plötzlich<br />

und unerwartet aus dem Leben. Beim weitaus grösseren<br />

Teil der Menschen ist der Tod absehbar, nach einer<br />

kürzeren oder längeren Krankheitsphase.<br />

Die Wahrung der Lebensqualität bis zum Lebensende ist<br />

<strong>nicht</strong> nur Sache der Angehörigen und/oder der Pfleger.<br />

Auch als Apotheker können Sie sich in einem Palliativnetz<br />

engagieren. Sie sind die Fachperson für Sondennahrung,<br />

Schmerzpumpen, Parenteralia, Dekubitusprophylaxe und<br />

viele weitere Aspekte, die im Zusammenhang mit der Palliativmedizin<br />

wichtig sind.<br />

Der Zeitpunkt, sich in einem palliativen Netzwerk zu engagieren,<br />

ist günstig: Seit im Oktober 2009 von Bund und<br />

Kantonen gemeinsam die «Nationale Strategie Palliative<br />

Care 2010–2012» verabschiedet wurde, wird kontinuierlich<br />

an einer Verbesserung der palliativen Versorgung<br />

gearbeitet – unter anderem durch Ausbau der bestehenden<br />

Angebote und durch Information von Fachpersonen<br />

und Laien. Ihre Fortbildung mit dieser Ausgabe ist ein erster<br />

Schritt zu einem Engagement in diesem Bereich, der<br />

immer wichtiger wird.<br />

Ich wünsche Ihnen einen lehrreichen Frühling,<br />

Ihre<br />

Anita Thomae<br />

PharmaKey.ch<br />

Fortbildungssymposium 10. April 2011<br />

Gesundessen = Gesund essen?<br />

Ernährung als Therapiebeglei<strong>tun</strong>g


Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Schilddrüsenerkrankungen und<br />

ihre Behandlung<br />

Heide Tetzner Lämmel<br />

FPH­Nummer: 1­1017995­107­2011­P7.75<br />

Lernziele<br />

4<br />

} Sie kennen den Regelkreis der Produktion und Freisetzung von Schilddrüsenhormonen und wissen<br />

um deren Wirkungen auf den Organismus.<br />

} Die häufigsten Erkrankungen der Schilddrüse sind Ihnen geläufig.<br />

} Sie kennen die grundlegenden Diagnoseverfahren.<br />

} Sie kennen die Schilddrüsentherapeutika und können hinsichtlich Wirkprinzipien, Einnahme und<br />

Wechselwirkungen beraten.<br />

} Sie wissen, welche Veränderungen der Schilddrüsenfunktion in der Schwangerschaft auftreten<br />

können und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Schilddrüse hat trotz ihrer geringen Grösse entscheidenden Einfluss auf grundlegende Funktionen im menschlichen<br />

Organismus. Die von ihr produzierten Hormone beeinflussen das Wachstum, die Entwicklung und viele Zellprozesse. Ein<br />

Mangel oder ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen <strong>kann</strong> sich beträchtlich auf den Organismus auswirken. Schon<br />

von klein auf beeinflusst die Schilddrüsenfunktion die körperliche, geistige und seelische Entwicklung ganz entscheidend.<br />

Schilddrüsenkrankheiten sind durch pathologische Veränderungen entweder der Morphologie und/oder des<br />

Funktionszustandes des Organs definiert. Weltweit zählen sie zu den häufigsten Erkrankungen, an erster Stelle die Hypothyreose.<br />

Obwohl geeignete Diagnoseverfahren zur Verfügung stehen, stellt sich eine Diagnosesicherung aufgrund der<br />

variierenden Symptome und vielfältigen Störungen <strong>nicht</strong> immer einfach dar. Schilddrüsenerkrankungen sind heute gut<br />

therapierbar. Zum Einsatz kommen sowohl Medikamente als auch Verfahren der Chirurgie und Nuklearmedizin.


Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Einlei<strong>tun</strong>g<br />

Die Schilddrüse ist das grösste endokrine Organ des<br />

Menschen mit einer enormen Bedeu<strong>tun</strong>g für den menschlichen<br />

Organismus. Die von ihr gebildeten Hormone<br />

modulieren den Stoffwechsel praktisch jeder Zelle im<br />

mensch lichen Körper. Von grosser Bedeu<strong>tun</strong>g sind Schilddrüsenhormone<br />

zudem für das Wachstum und die Entwicklung<br />

des Körpers, vor allem die kindliche Entwicklung<br />

ist massgeblich von ihnen abhängig. Die Auswirkungen<br />

eines gestörten Hormonhaushalts reichen von leichten<br />

Befindlichkeitsstörungen bis hin zu schweren Erkrankungen.<br />

Funktionsstörungen der Schilddrüse zählen weltweit zu<br />

den häufigsten Erkrankungen.<br />

Die Funktion der Schilddrüse ist eng verbunden mit dem<br />

Jodhaushalt. Für eine adäquate Schilddrüsenhormonproduktion<br />

ist eine angemessene Jodzufuhr unerlässlich und<br />

lebenswichtig. Jod<strong>man</strong>gel ist zudem die häufigste Ursache<br />

für Knotenbildungen der Schilddrüse, so genannte<br />

Strumen. Weltweit wird seit Jahrzehnten versucht, dem<br />

Jod<strong>man</strong>gel mit seinen vielfältigen negativen Auswirkungen<br />

auf Wachstum, Entwicklung und Gesundheit zu<br />

begegnen. Neben dem Verzehr jodhaltiger Nahrungsmittel,<br />

wird die Jodierung von Speisesalz als effektivste Massnahme<br />

angesehen [1]. In der Schweiz wurde damit 1922<br />

begonnen, seit 1952 ist überall jodiertes Speisesalz erhältlich<br />

[2]. So war die Schweiz im Gegensatz zu anderen Ländern<br />

(z. B. Deutschland) schon vor 1990 ausreichend mit<br />

Jod versorgt und zählt <strong>nicht</strong> zu den Ländern mit einer unzureichenden<br />

Jodaufnahme. Über die Jodausscheidung<br />

im Urin wird die Jodversorgung regelmässig kontrolliert,<br />

vorwiegend bei Schulkindern. Anhand entsprechender<br />

WHO­Kriterien wird dann der Jodgehalt im Kochsalz angepasst,<br />

was in der Schweiz das letzte Mal 1998 geschah.<br />

In diesem Zusammenhang wird immer wieder über mögliche<br />

unerwünschte Effekte und eine Überdosierung von<br />

Jod diskutiert. Bei der heute üblichen Jodierung von Nahrungsmitteln<br />

und der Verwendung von Jodsalz im Haushalt<br />

ist damit aber <strong>nicht</strong> zu rechnen und eine Jodaufnahme<br />

im Milligramm­ und Grammbereich ausgeschlossen.<br />

Weder löst die Jodprophylaxe Schilddrüsen­ und<br />

Folgeerkrankungen aus, noch verschlimmert sie diese.<br />

Vorsicht ist aber geboten bei zusätzlichen Jodquellen wie<br />

jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln und Wundbehandlungs­<br />

bzw. Desinfektionsmitteln sowie bei häufigem Verzehr<br />

jodreicher Algen erzeugnisse.<br />

Die Schilddrüse (Glandula thyr(e)oidea) ist ein lappig<br />

gebautes , schmetterlingsförmiges Organ, welches sich<br />

unterhalb des Kehlkopfes befindet. Im gesunden Zustand<br />

wiegt sie etwa 18–25 g, ist von aussen <strong>nicht</strong> sichtbar und<br />

kaum zu tasten. Hinter der Schilddrüse befinden sich die<br />

vier linsengrossen Nebenschilddrüsen.<br />

5<br />

Physiologische Grundlagen<br />

Bildung der Schilddrüsenhormone<br />

In der Schilddrüse werden die beiden Hormone Levothyroxin<br />

(syn. Thyroxin bzw. Tetrajodthyronin; T4) und Liothyronin<br />

(syn. Trijodthyronin; T3) gebildet. Täglich sezerniert<br />

die gesunde Schilddrüse etwa 90 μg T4 und 8 μg T3.<br />

T4 ist ein biologisch schwach wirksames Prohormon, aus<br />

dem durch Dejodierung (überwiegend extrathyreoidal)<br />

das physiologisch wirksame T3 entsteht.<br />

Für die Hormonsynthese benötigt die Schilddrüse Jod.<br />

Dieses muss dem Körper zugeführt werden und wird<br />

dann als Jodid von einem spezifischen Transportsystem in<br />

die Schilddrüsenzellen aufgenommen (Jodination). Durch<br />

Einbau von Jodid in Tyrosin entstehen die Vorläufer der<br />

Schilddrüsenhormone Monojodtyrosin T1 und Dijodtyrosin<br />

T2 (Jodisation). Durch Kopplung der beiden Vorstufen<br />

werden anschliessend die dreifach bzw. vierfach jodierten<br />

Thyronine (T1+T2 = T3; T2+T2 = T4) gebildet. Das dabei entstandene<br />

T3­ und T4­gebundene Thyreoglobulin verbleibt<br />

als Speicherform der Schilddrüsenhormone für bis zu zwei<br />

Monate als Vorrat im Schilddrüsengewebe. Nach Abspal<strong>tun</strong>g<br />

und Sekretion werden die beiden freigewordenen<br />

Hormone im Serum beinahe vollständig (> 99 %) an<br />

Transportproteine gebunden, nur ein geringer Teil liegt in<br />

freier, biologisch aktiver Form vor. Die Bindungs­ und<br />

Transportproteine reduzieren die renale Ausscheidung<br />

der Hormone, bauen extrathyreoidale Speicher auf und<br />

stellen die konstante und bedarfsgerechte zelluläre Hormonversorgung<br />

sicher. Nach dem Transport zu den Zielorganen<br />

werden T3 und T4 in die Zellen aufgenommen,<br />

wo die enzymatische Umwandlung von T4 in thyreomimetisches<br />

T3 stattfindet (Konversion).<br />

Ein weiteres in der Schilddrüse gebildetes Hormon ist Calcitonin,<br />

welches an der Regulation des Kalziumstoffwechsels<br />

beteiligt ist. Calcitonin ist der «Gegenspieler» des in<br />

den Nebenschilddrüsen synthetisierten Parathormons.<br />

Regulation der Schilddrüsenhormonproduktion<br />

Das Hypothalamus­Hypophysenvorderlappen­System im<br />

Gehirn reguliert Synthese und Sekretion der Schilddrüsenhormone<br />

und sorgt für eine Homöostase im Körper.<br />

Stimuliert wird die Hormonproduktion in der Schilddrüse<br />

durch das von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttete TSH<br />

(Thyroidea stimulierendes Hormon), welches zugleich für<br />

eine verstärkte Jodaufnahme sorgt. Die Hypophyse unterliegt<br />

wiederum der Regulation durch den Hypothalamus<br />

im Zwischenhirn, welcher die TSH­Sekretion durch die<br />

Abgabe von TRH (Thyreotropin Releasing Hormon) kontrolliert.<br />

Bei Absinken der peripheren Schilddrüsenhormonkonzentration<br />

steigt die vom Hypothalamus abgegebene<br />

TRH­Menge und damit auch die Sekretion von TSH.<br />

Im umgekehrten Fall, bei ausreichender oder übermässiger<br />

Schilddrüsenhormonproduktion, wird die Aktivität<br />

der Hirnanhangdrüse gedrosselt (Abbildung 1).


Hemmung<br />

T3/T4<br />

erhöht<br />

Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung<br />

Jod<br />

TRH<br />

TSH<br />

T3/T4<br />

T3/T4<br />

erniedrigt<br />

Abbildung 1<br />

Thyreotroper Regelkreis.<br />

Die Produktion der Schilddrüsenhormone wird über das Hypothalamus-Hypophysenvorderlappen-System<br />

im Gehirn reguliert (Erläuterungen siehe Text).<br />

Wirkungen der Schilddrüsenhormone<br />

Bei Bedarf gelangen die Schilddrüsenhormone in die Zielzellen.<br />

Die ausserordentlich vielfältigen Wirkungen der<br />

Schilddrüsenhormone werden über Schilddrüsenhormonrezeptoren<br />

vermittelt, welche bevorzugt T3 binden.<br />

Schilddrüsenhormone beeinflussen den Stoffwechsel<br />

sämtlicher Zellen des Körpers und tragen entscheidend zur<br />

körperlichen und geistigen Leis<strong>tun</strong>gsfähigkeit bei. So ist<br />

die altersentsprechende normale Entwicklung und Funktion<br />

des ZNS von ihrer Wirkung abhängig. Zudem wirken<br />

sie stabilisierend auf Psyche und Nervensystem. Da sie notwendig<br />

für die Wirkung des Wachstumshormons sind,<br />

dessen Synthese und Sekretion sie regulieren, sind sie unentbehrlich<br />

für die Wachstums­ und Reifungsprozesse des<br />

Stimulation<br />

6<br />

Skeletts. Ausserdem sind sie beteiligt an der Differenzierung<br />

von Chondrozyten, Osteoblasten und Osteo klasten.<br />

Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen führt bei Kindern<br />

zu verzögerter körperlicher und geistiger Entwicklung mit<br />

irreversibler mentaler Retardierung (Kretinismus).<br />

T3 und T4 greifen aktivierend in die Stoffwechselprozesse<br />

des Körpers ein. Sie bewirken eine Erhöhung der metabolischen<br />

Aktivität im Kohlenhydrat­, Fett­ und Eiweissstoffwechsel<br />

und beeinflussen den Grundumsatz durch Steuerung<br />

des Sauerstoffverbrauchs und der Wärmeproduktion.<br />

Auch für die weibliche und männliche Fruchtbarkeit<br />

sind T3 und T4 von Bedeu<strong>tun</strong>g. Entscheidenden Einfluss<br />

hat die Schilddrüsenhormonkonzentration im Körper auf<br />

das Herz­Kreislauf­System durch Steigerung der Herzleis<strong>tun</strong>g<br />

und die Verminderung des Gefässwiderstands. Die<br />

klinischen Symptome einer Unter­ oder Überfunktion<br />

spiegeln die vielfältigen Wirkungen der Schilddrüsenhormone<br />

wider (Abbildung 2).<br />

Abbildung 2<br />

Wirkungen von Schilddrüsenhormonen.<br />

Hormone der Schilddrüse üben im Körper vielfältige Wirkungen<br />

aus: 1) Haare, 2/3) Psyche/Persönlichkeit/Gehirnreifung, 4) Auge,<br />

5) Schilddrüse, 6) Herz/Kreislauf, 7) Muskeln, 8) Nerven, 9) Bauchspeicheldrüse,<br />

10) Nebennieren, 11) Magen/Darm, 12) Fetus, 13) Eierstöcke,<br />

14) Hoden, 15) Nägel, 16) Haut, 17) Knochen.


Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Erkrankungen der Schilddrüse<br />

Schilddrüsenerkrankungen lassen sich nach der jeweiligen<br />

Stoffwechsellage einteilen (Tabelle 1). Bei einer Überfunktion<br />

der Schilddrüse ist diese hyperthyreot und bei einer<br />

Unter funktion hypothyreot. In Abhängigkeit vom Krankheitsstadium<br />

<strong>kann</strong> sich die Stoffwechsellage bei einer<br />

Schilddrüsenerkrankung auch verändern. Zudem gibt es<br />

Krankheitsbilder, bei denen die Schilddrüsenfunktion normal<br />

ist und eine euthyreote Stoffwechsellage vorliegt.<br />

Eine weitere grosse Gruppe innerhalb der Schilddrüsenerkrankungen<br />

stellen die Thyreoiditiden dar [3]. Dabei<br />

Tabelle 1<br />

Symptome von Hypo­ und Hyperthyreose<br />

7<br />

handelt es sich um entzündliche Erkrankungen mit variablen<br />

klinischen Symptomen.<br />

Schilddrüsenüberfunktion<br />

Häufige Ursache einer Hyperthyreose ist eine Schilddrüsenautonomie,<br />

auch als «heisse Knoten» bezeichnet (Kasten<br />

1). Hier hat sich in der Schilddrüse verändertes Gewebe,<br />

unifokal oder multifokal, gebildet, welches unabhängig<br />

vom thyreotropen Regelkreis und damit unreguliert<br />

Hormone produziert. Im Anfangsstadium ist die Hormonausschüt<strong>tun</strong>g,<br />

<strong>nicht</strong> aber der TSH­Wert, noch im Normbereich,<br />

da das <strong>nicht</strong> betroffene Gewebe die Hormon­<br />

Hypothyreose Hyperthyreose<br />

Haut, Haare, Nägel Trockene, kühle, fahlgelbe Haut<br />

Haarausfall (meist büschelweise)<br />

Brüchige Nägel (Nagelrillen)<br />

Ödeme an Lidern, Händen und Beinen<br />

Psyche und Persönlichkeit Antriebsarmut bis hin zur Depression<br />

Emotionale Instabilität<br />

Müdigkeit und erhöhtes Schlafbedürfnis<br />

Konzentrationsschwäche<br />

Beeinträchtigung des Gedächtnisses<br />

Herz und Kreislauf Bradykardie<br />

Niedriger Blutdruck<br />

Schwindel<br />

Magen und Darm Obstipation<br />

Gewichtszunahme<br />

Sexualität und Fruchtbarkeit In­ und Subfertilität<br />

Libido­ und Potenzverlust<br />

Fehlgeburten<br />

Zyklusstörungen<br />

Prämenstruelles Syndrom<br />

Nerven und Muskeln Muskel­ und Gelenkschmerzen mit<br />

Morgensteifigkeit<br />

Muskelkrämpfe und Verspannungen<br />

Verlangsamte Reflexe<br />

Störungen im Bereich der Sinnesorgane<br />

Langsame heisere Sprache<br />

Stoffwechsel Frieren (Kälteintoleranz)<br />

Hypercholesterinämie<br />

Feuchtwarme, rosige Haut<br />

Gleichmässiger Haarausfall<br />

Nervosität und innere Unruhe<br />

Gefühlsschwankungen und Reizbarkeit<br />

Schlaflosigkeit<br />

Tachykardie<br />

Hoher Blutdruck<br />

Herzklopfen<br />

Arrythmien<br />

Herzbedingter Brustschmerz<br />

(Luftnot bei körperlicher Belas<strong>tun</strong>g)<br />

Höhere Stuhlfrequenz bis hin zu Durchfall<br />

Bauchschmerzen und kolikartige Krämpfe<br />

Gewichtsabnahme bei gutem Appetit<br />

Heisshunger<br />

Zyklusstörungen<br />

Fehlgeburten<br />

Muskelschwäche und ­abbau<br />

Tremor<br />

Beschleunigte Reflexe<br />

Körperliche Unruhe<br />

Schwitzen (Wärmeintoleranz)<br />

Erniedrigte Cholesterinwerte<br />

Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, sie müssen <strong>nicht</strong> alle gemeinsam auftreten.


Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung<br />

1<br />

TSH<br />

produktion drosselt. Erst <strong>wenn</strong> diese Kompensation erschöpft<br />

ist, entsteht eine klinisch <strong>man</strong>ifeste Hyperthyreose,<br />

die beim Betroffenen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion<br />

verursacht. Die Patienten erhalten entweder eine<br />

Radiojodtherapie, oder das krankhafte Gewebe wird<br />

operativ entfernt. Bis dahin werden zur Überbrückung<br />

Thyreo statika gegeben, um die Hormonproduktion zu<br />

drosseln. Gleichzeitig können Betablocker eingesetzt werden,<br />

um die Symptome der Überfunktion beim Patienten<br />

abzumildern.<br />

Eine weitere Form der Schilddrüsenüberfunktion ist der<br />

Morbus Basedow, der vor allem bei jüngeren Menschen<br />

zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr und bei Frauen<br />

fünf­ bis sechsmal häufiger als bei Männern auftritt [4].<br />

Bei dieser Autoimmunerkrankung bilden die Lymphozyten<br />

agonistische Antikörper (TRAK = Thyreotropin­Rezeptor ­<br />

Autoantikörper) gegen den TSH­Rezeptor auf den Thyreozyten,<br />

welche ebenfalls in der Lage sind, diesen genau<br />

wie TSH zu stimulieren. Allerdings geschieht dies <strong>nicht</strong><br />

bedarfs gerecht, sondern per<strong>man</strong>ent, woraus eine dauerhaft<br />

erhöhte Hormonsynthese und eine Hyperthyreose<br />

resultieren . Die meist plötzlich auftretenden Symptome<br />

sind typisch für eine Überfunktion. Häufig ist die Schild­<br />

8<br />

2 3 4 5<br />

Jod Jod<br />

T3,T4 T3,T4 T3,T4 T3,T4 T3,T4<br />

Abbildung 3<br />

Schematische Darstellung von Schilddrüsenerkrankungen.<br />

Gesunde Schilddrüse (1)<br />

Hyperthyreosen (2, 3): Durch autonomes Gewebe (2) oder durch Antikörper (3) wird die Hormonproduktion unphysiologisch<br />

gesteigert.<br />

Hypothyreose (4): Die Schilddrüse <strong>kann</strong> den Bedarf an Hormonen <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> decken.<br />

Euthyreose (5): Bei zu geringer Jodzufuhr <strong>kann</strong> die Schilddrüse die Hormonproduktion durch eine bessere Verwer<strong>tun</strong>g<br />

zunächst aufrecht erhalten. Langfristig bildet sich eine Hypothyreose aus.<br />

Kasten 1<br />

Heisse Knoten<br />

TSH<br />

Heisse Knoten oder autonome Adenome sind überaktive Zellareale<br />

innerhalb des Schilddrüsengewebes. Als «heiss» werden<br />

sie bezeichnet, da rote Bezirke im Szintigramm die höchste<br />

Aktivität bezogen auf die Speicherung und Verarbei<strong>tun</strong>g des<br />

radioaktiven Isotops anzeigen; «autonom», da sie eigenständig<br />

und unabhängig vom thyreotropen Regelkreis <strong>mehr</strong> Hormone<br />

als gesundes Gewebe produzieren.<br />

Heisse Knoten können sich aus knotigen Veränderungen entwickeln<br />

und sind im Gegensatz zu «kalten» Knoten überwiegend<br />

gutartig. Da sie eine latente oder <strong>man</strong>ifeste Hyperthyreose<br />

verursachen und den Organismus schädigen können,<br />

sind sie behandlungsbedürftig.


Kasten 2<br />

Kretinismus<br />

Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

drüse gleichmässig vergrössert (Struma). Zusätzlich können<br />

die für Morbus Basedow charakteristische Augensymptomatik<br />

(Exophthalamus) sowie weitere Augenbeschwerden<br />

wie Schwellungen, Lichtempfindlichkeit,<br />

ver<strong>mehr</strong>tes Augen tränen, Doppelbilder und Veränderungen<br />

der Sehschärfe auftreten.<br />

In der Therapie werden meist für ein­ bis anderthalb Jahre<br />

Thyreostatika gegeben [5, 6]. Hat sich die Schilddrüsenfunktion<br />

nach Absetzen der Medikamente <strong>nicht</strong> normalisiert<br />

oder rezidiviert , wird sie in der Regel durch Radiojodtherapie<br />

oder fast vollständige Resektion dauerhaft blockiert.<br />

Schilddrüsenunterfunktion<br />

Bei einer primären Hypothyreose liegt die Ursache für die<br />

zu geringe Hormonproduktion in der Schilddrüse selbst.<br />

Daneben gibt es die selten auftretende sekundäre und<br />

tertiäre Hypothyreose, bei denen die Funktion der Hypophyse<br />

bzw. des Hypothalamus eingeschränkt ist; und die<br />

sehr seltene generalisierte Schilddrüsenhormonresistenz.<br />

Eine primäre Hypothyreose <strong>kann</strong> von Geburt an bestehen.<br />

Die kongenitale Hypothyreose tritt bei etwa jedem 3 000.<br />

Neugeborenen auf und gilt als häufigste angeborene<br />

Stoffwechselstörung [8, 9]. Um irreversible Schäden (Kasten<br />

2) weitgehend zu vermeiden, wird für eine frühzeitige<br />

Diagnose in der Schweiz seit 1976 ein Neugeborenenscreening<br />

angeboten.<br />

In den meisten Fällen entwickelt sich eine primäre Hypothyreose<br />

im Laufe des Lebens. Sie <strong>kann</strong> als Folge von<br />

Bestrahlung , Radiojodtherapie und Operation der Schilddrüse<br />

oder bei langfristig hochdosierter Behandlung mit<br />

Thyreostatika auftreten.<br />

Die häufigste Ursache einer Hypothyreose ist die nach dem<br />

japanischen Pathologen Hakaru Hashimoto benannte<br />

Krankheitsbild, welches sich bei Kindern infolge einer angeborenen, unbehandelten<br />

Schilddrüsenunterfunktion entwickeln <strong>kann</strong>. Infolge des Mangels an<br />

Schilddrüsenhormonen kommt es zu Entwicklungsstörungen des Gehirns und<br />

des Nervensystems, was teilweise zu starker geistiger Behinderung der Betroffenen<br />

führt. Darüber hinaus finden sich Wachstumsstörungen des Skelettsystems<br />

wie verkürzte Extremitäten oder Minderwuchs und typische Hautveränderungen.<br />

Eine Hypothyreose <strong>kann</strong> sich schon während der Fetalzeit negativ auf die reguläre<br />

Entwicklung der Gehirnfunktion auswirken, da die Hormone essenziell<br />

sind für das Axon­Wachstum, die Verzweigung von Dendriten und die Myelinisierung.<br />

Nach der Geburt wird die Erkrankung durch das «TSH­Screening»<br />

meist zuverlässig diagnostiziert und mit ausreichend Schilddrüsenhormon substituiert,<br />

sodass sich die Kinder normal entwickeln können.<br />

9<br />

Hashimoto-Thyreoiditis. Die Erkrankung tritt in allen<br />

Alters gruppen auf, wobei die Krankheitshäufigkeit mit<br />

dem Alter, vor allem nach dem 60. Lebensjahr, deutlich<br />

zunimmt [4]. Hauptbetroffene sind Frauen, deren Risiko<br />

zu erkranken 10­mal höher ist [10]. Neben dem Morbus<br />

Basedow ist sie die häufigste Autoimmunerkrankung der<br />

Schilddrüse [11, 12, 13]. Die genauen Ursachen sind <strong>nicht</strong><br />

be<strong>kann</strong>t. Meist liegt eine genetische Disposition vor, und<br />

Faktoren wie Umwelteinflüsse, Stress, immunologische<br />

Dysregulation, Geschlechtshormonstatus und schwere<br />

Virus infektionen scheinen die Entzündungsreaktion und<br />

damit den Ausbruch der Erkrankung auszulösen. Infolge<br />

zirkulierender Autoantikörper kommt es zur chronischen<br />

Entzündung und lymphozytären Infiltration des Schilddrüsenparenchyms<br />

mit Zerstörung der Schilddrüsenfollikel.<br />

Eine mögliche Komplikation, die bei der Hypothyreose<br />

auftreten <strong>kann</strong>, ist das Myxödem, welches im schlimms ten<br />

Fall zum hypothyreoten Koma führt. Dabei handelt es sich<br />

um teigige Schwellungen der meist kühlen, trockenen und<br />

rauen Haut infolge einer Glykosaminglykan­Einlagerung.<br />

Myxödeme hinterlassen im Gegensatz zu wasser bedingten<br />

Ödemen nach dem Eindrücken keine sichtbaren Dellen.<br />

Bei allen hypothyreotischen Zuständen wird Levothyroxin<br />

substituiert.<br />

Erkrankungen der Schilddrüse ohne Funktionsstörung<br />

Eine weitere Schilddrüsenerkrankung ist der Kropf mit<br />

oder ohne Knoten – Struma diffusa (et nodosa). Solange<br />

keine Autonomie vorliegt, ist die Schilddrüsenfunktion in<br />

der Regel normal. Beim Struma handelt es sich um eine<br />

diffuse Vergrösserung der Schilddrüse, deren häufigste<br />

Ursache eine Jodunterversorgung ist. Der intrathyreoidale<br />

Jod<strong>man</strong>gel verursacht, abhängig von genetischen Faktoren,<br />

eine Hyperplasie des Schilddrüsengewebes, um<br />

den Mangel zu kompensieren und das vorhandene Jod<br />

optimal zu nutzen. Nach Art des Wachstums wird zwischen<br />

diffusen Strumen und Knotenstrumen unterschieden.<br />

Die Funktionslage <strong>kann</strong> sich verändern. Meist entwickelt<br />

sich eine Hypothyreose, <strong>wenn</strong> der Jod<strong>man</strong>gel <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> auszugleichen ist. Je länger ein euthyreotes Struma<br />

besteht, desto grösser ist die Gefahr, dass sich im weiteren<br />

Krankheitsverlauf verschieden stark ausgeprägte Knoten<br />

entwickeln – teilweise wird das Gewebe vollständig<br />

knotig umgebaut. Die Erkrankung verläuft anfangs symptomlos.<br />

Später verursacht die vergrösserte Schilddrüse<br />

Beschwerden wie einen Kloss und ein Engegefühl im<br />

Hals bereich. Es <strong>kann</strong> zu Schluckschwierigkeiten kommen,<br />

durch Einengung der Luftröhre zu Atembeschwerden, im<br />

Extremfall sind die Betroffenen durch Verdrängung der<br />

Stimmbandnerven heiser. Strumen sind meist gut mit<br />

Levo thyroxin und Jod einzeln oder kombiniert behandelbar.<br />

Fortgeschrittene Formen werden operiert.<br />

Bei den Knoten <strong>kann</strong> es sich um heisse oder kalte Knoten<br />

handeln. Kolloidknoten, ebenso wie Geschwülste und


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Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung<br />

Zys ten, werden, <strong>wenn</strong> das Gewebe funktionslos und<br />

hormon inaktiv ist, als «kalt» bezeichnet. Im Gegensatz zu<br />

den praktisch immer gutartigen heissen Knoten können<br />

kalte Knoten maligne sein. Sie bedürfen einer klärenden<br />

Diagnostik, gegebenenfalls wird operiert. Schilddrüsenkarzinome<br />

zählen zu den seltenen Tumorerkrankungen.<br />

In der Schweiz liegt die jährliche Inzidenz bei etwa<br />

9/100 000 für Frauen und 3/100 000 für Männer [14].<br />

Diagnostik<br />

Die Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung beinhaltet<br />

sowohl eine ausführliche Anamnese als auch eine eingehende<br />

körperliche Untersuchung. Zudem sind Laboruntersuchungen,<br />

Sonographie und gegebenenfalls die Szintigraphie<br />

unabdingbar für die Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen.<br />

Im Rahmen der Anamnese spielen die familiäre Belas<strong>tun</strong>g,<br />

Medikamentenanamnese (z. B. Lithium, Hydantoin, Tuberkulostatika)<br />

und bisherige Erkrankungen eine Rolle.<br />

Zudem geben aktuelle Symptome Hinweise auf eine Fehlfunktion.<br />

Äusserlich sichtbare Krankheitszeichen können<br />

Haut, Haare, Fingernägel und Augen betreffen (Tabelle<br />

1). Zur ärztlichen Untersuchung gehört die Palpation<br />

(Abtasten) der Halsorgane. Dabei wird die eventuell ver­<br />

Bestimmung fT3<br />

Subklinische<br />

Hyperthyreose<br />

erniedrigt<br />

10<br />

grösserte Schilddrüse ertastet, ebenso spürbar sind mögliche<br />

Knoten und vergrösserte Lymphknoten.<br />

Laboruntersuchungen<br />

Die Bestimmung des basalen TSH­Wertes ist die wichtigste<br />

Basisuntersuchung und steht am Beginn jeder<br />

Schilddrüsenfunktionsdiagnostik [15, 16]. TSH reagiert<br />

sehr stark auf Hormonschwankungen, deshalb <strong>kann</strong> bei<br />

einem normalen Wert im Serum (0,4–4 mU/l) eine Über­<br />

oder Unterfunktion der Schilddrüse ausgeschlossen werden.<br />

Bei TSH­Werten ausserhalb des Referenzbereichs<br />

und bei Therapiekontrollen sind Messungen der biologisch<br />

wirksamen freien Schilddrüsenhormone fT3 (normal:<br />

3,5–8,0 ng/ml) und/oder fT4 (normal: 0,8–1,8 ng/ml) notwendig<br />

(Abbildung 4). Anhand dieser drei Laborwerte<br />

lassen sich eindeutige Aussagen zur Stoffwechsellage<br />

machen . Der Referenzbereich für basales TSH wird seit<br />

längerem als zu weit gefasst diskutiert [17]. Aner<strong>kann</strong>t ist,<br />

dass ab einem basalen TSH­Wert von ca. 2,5 mU/l mit<br />

noch im Normbereich befindlichen fT3/fT4­Werten eine<br />

subklinische Hypothyreose vorliegt, vor allem, <strong>wenn</strong> klinische<br />

Symptome vorhanden sind. Hier sollte eine eingehendere<br />

Diagnostik erfolgen und individuell über eine<br />

medikamentöse Therapie entschieden werden [17, 18].<br />

Für die Differenzialdiagnose von Schilddrüsenfehlfunktionen<br />

<strong>kann</strong> die ergänzende Bestimmung von Autoanti­<br />

Bestimmung fT4 Bestimmung Bestimmung fT4<br />

Hyperthyreose<br />

TSH-Basalwert<br />

normal<br />

normal erhöht<br />

normal<br />

Euthyreose<br />

Subklinische<br />

Hypothyreose<br />

erhöht<br />

erniedrigt<br />

Hypothyreose<br />

Abbildung 4<br />

Labordiagnostik bei einer Schilddrüsenfunktionsstörung.<br />

Bei erhöhtem oder erniedrigtem TSH-Basalwert sind Bestimmungen der Schilddrüsenhormone notwendig. Bei klinischer<br />

Euthyreose und normalem TSH-Wert (*) ist die zusätzliche Bestimmung von fT3 und fT4 <strong>nicht</strong> angezeigt.


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körpern (TRAK, TPO­AK = Thyreoperoxidase­Antikörper,<br />

Tg­AK = Thyreoglobulin­Antikörper) notwendig sein.<br />

TRAK­Antikörper sind deutlich erhöht bei Morbus Basedow<br />

[4]. Gelegentlich finden sie sich auch bei der Hashimoto­Thyreoiditis,<br />

wobei hier vor allem Schilddrüsenperoxidase­Antikörper<br />

(TPO­AK) vorliegen. Bei malignen Erkrankungen<br />

werden ausserdem Tumormarker wie<br />

Thy reo globulin oder Calcitonin gemessen.<br />

Sonographie<br />

Die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) ist die wichtigste<br />

morphologische Untersuchungsmethode und gehört<br />

zur Basisdiagnostik. Hochfrequente Schallwellen<br />

werden genutzt, um Lage, Struktur und Grösse der<br />

Schilddrüse zu beurteilen. Für das Organvolumen existieren<br />

Normwerte, die abhängig von Alter und Geschlecht<br />

sind. Als Faustregel gilt: Die Schilddrüse ist normal gross,<br />

<strong>wenn</strong> ihr Volumen <strong>nicht</strong> grösser als das Daumenendglied<br />

des jeweiligen Patienten ist. Zusätzlich gibt das Ultraschallbild<br />

Aufschluss über die Gewebsstruktur der Schilddrüse.<br />

In Referenz zum echonormalen Schallmuster der<br />

gesunden Schilddrüse mit gleichmässiger hellgrauer<br />

Struktur können sowohl Echogenität (echoreich, echoarm,<br />

echokomplex) und Struktur (inhomogen) verändert<br />

sein. Charakteristische Strukturveränderungen lassen sich<br />

bestimmten Krankheiten zuordnen. So ist die Echodichte<br />

bei Autoimmunprozessen wie der Hashimoto­Thyreoiditis<br />

und Morbus Basedow typischerweise vermindert.<br />

Auch Verkalkungen, Zysten und knotige Veränderungen<br />

sind im Ultraschall sichtbar. Letztere erscheinen dunkler<br />

oder heller mit einem dunklen Randsaum. Allerdings reicht<br />

die Sonographie <strong>nicht</strong> aus, um beurteilen zu können, ob<br />

es sich um kalte oder heisse Knoten handelt. Hier und im<br />

Falle einer Schilddrüsenfunktionsstörung muss eine szintigraphische<br />

Untersuchung durchgeführt werden [16].<br />

Eine Sonderform der Ultraschalluntersuchung ist die farbkodierte<br />

Dopplersonographie, die Aufschluss über die<br />

Durchblu<strong>tun</strong>g des Schilddrüsengewebes und eventueller<br />

Knoten gibt.<br />

Szintigraphie<br />

Bei der Szintigraphie wird dem Patienten ein radioaktiv<br />

markierter Stoff intravenös injiziert, welcher sich in der<br />

Schilddrüse anreichert. Statt des früher eingesetzten Jods<br />

wird heute meist Technetium ( 99m Tc­Pertechnetat) als Tracer<br />

verwendet, welches zwar wie Jod in die Schilddrüse<br />

aufgenommen, aber <strong>nicht</strong> in die Schilddrüsenhormone<br />

eingebaut wird. Aufgrund seiner kürzeren Halbwertszeit<br />

ist die Strahlenbelas<strong>tun</strong>g wesentlich geringer. Die von der<br />

Schilddrüse abgegebene Strahlung wird danach mit einer<br />

speziellen Kamera aufgezeichnet und für das menschliche<br />

Auge visualisiert. Abhängig davon, wie viel Substanz das<br />

Schilddrüsengewebe aufgenommen hat, sind auf dem<br />

Szintigramm Farbintensitäten von blau bis gelb sichtbar.<br />

Neben der Überprüfung der Schilddrüsenfunktion dient<br />

11<br />

die Szintigraphie vor allem der Knotencharakterisierung.<br />

Anhand der Verteilungsmuster des Radionuklids ist beispielsweise<br />

die unterschiedliche Stoffwechselaktivität von<br />

Knoten erkennbar. Quantitativ wird das so genannte Tc­<br />

Uptake (prozentuale Technetium­Aufnahme im Vergleich<br />

mit injizierter Aktivität) bestimmt, nach dessen Massgabe<br />

sich kalte oder heisse Knoten unterscheiden lassen.<br />

Aufgrund der auftretenden radioaktiven Strahlung muss<br />

für die Untersuchung eine rechtfertigende Indikation vorliegen.<br />

Bei Schwangeren und Stillenden wird eine Szintigraphie<br />

<strong>nicht</strong> durchgeführt und auch bei Kindern und Jugendlichen<br />

nur nach strenger Indikationsstellung, z. B. bei<br />

knotigen Veränderungen im Ultraschallbild.<br />

Feinnadelpunktion (Biopsie)<br />

Bei der Feinnadelpunktion werden in der Regel unter<br />

Ultra schallsicht mit einer Kanüle Zellen aus dem Schilddrüsengewebe<br />

entnommen und nach Ausstrich zytologisch<br />

untersucht und klassifiziert. In erster Linie dient die<br />

Untersuchung der Unterscheidung zwischen benignen<br />

und malignen Gewebsveränderungen. Ebenso <strong>kann</strong> bei<br />

symptomatischen oder suspekten Zysten die Zystenflüssigkeit<br />

entnommen und untersucht werden.<br />

Schnittbildverfahren<br />

Computertomographie und Kernspintomographie werden<br />

eingesetzt, um Strukturen innerhalb des Thorax<br />

besser beurteilen zu können. Sie können beispielsweise<br />

bei der Operationsplanung von Strumen zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Therapie<br />

Die medikamentöse Behandlung hat einen hohen Stellenwert<br />

in der Therapie von Schilddrüsenerkrankungen.<br />

Daneben spielen die Radiojodtherapie und die sehr differenzierte<br />

Schilddrüsenchirurgie eine grosse Rolle.<br />

Levothyroxin und Liothyronin<br />

Als synthetisierter Arzneistoff liegt Levothyroxin (Euthyrox<br />

® , Tirosint ® , Eltroxin ® ­LF) in Tabletten oder Weichkapseln<br />

als Natriumsalz vor. Levothyroxin ist mit dem körpereigenen<br />

Schilddrüsenhormon identisch. Der Körper <strong>kann</strong><br />

zwischen endogen gebildetem und exogen verabreichtem<br />

Levothyroxin <strong>nicht</strong> unterscheiden. Das ein Jodatom<br />

<strong>mehr</strong> enthaltende T4 wird im Körper durch Dejodierung<br />

zum eigentlich wirksamen T3 umgesetzt.<br />

Levothyroxin hat im Vergleich zu Liothyronin einen langsamen<br />

Wirkeintritt und eine lange Wirkdauer. Obwohl<br />

Levo thyroxin <strong>nicht</strong> so gut wie Liothyronin aus dem<br />

Magen­ Darm­Trakt aufgenommen werden <strong>kann</strong>, wird es<br />

aus folgenden Gründen bevorzugt in der Therapie eingesetzt.<br />

T4 hat eine sehr lange biologische Halbwertszeit von<br />

ca. sieben Tagen, wodurch bei einmal täglicher Gabe aus­


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Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung<br />

reichend konstante Serumspiegel erreichbar sind. Eine<br />

einmalig versäumte Levothyroxin­Dosis sollte <strong>nicht</strong> nachgeholt,<br />

sondern der festgelegte Rhythmus beibehalten<br />

werden. Die ausgebliebene T4­Dosis verändert die Serum­T4­Konzentration<br />

kaum [7]. Nach Beginn einer oralen<br />

Therapie erfolgt der Wirkungseintritt nach drei bis fünf<br />

Tagen.<br />

Levothyroxin wird eingesetzt, um unzureichend vorhandene<br />

Schilddrüsenhormone zu substituieren (bei Hypothyreose)<br />

oder um den Regelkreis, in der Regel Thyreotropin<br />

(TSH), zu supprimieren (bei euthyreother Struma)<br />

und die Stoffwechselvorgänge zu normalisieren.<br />

Die alleinige Gabe von T3 <strong>kann</strong> durch rasche Spitzenspiegel<br />

bedingte thyreotoxische, vor allem kardiale Symptome<br />

mit möglichen Folgeschäden verursachen. Die kürzere<br />

Halbwertszeit von T3 würde zudem eine fünf­ bis sechsmal<br />

tägliche Einnahme erfordern. Liothyronin ist daher<br />

nur in Kombination mit Levothyroxin im Handel (Novothyral<br />

® ), dieses bietet aber gegenüber der Standardtherapie<br />

keine Vorteile [7]. Indiziert <strong>kann</strong> es noch für Patienten mit<br />

einer Konversionsstörung sein. Die Vorstellung, dass die<br />

kombinierte Gabe beider Hormone den Schilddrüsenstoffwechsel<br />

aktiviert, lässt einige Ärzte die Präparate für<br />

übergewichtige Patienten verordnen. Obwohl sich dies<br />

wissenschaftlich <strong>nicht</strong> nachweisen lässt, zeigen klinische<br />

Erfahrungen, dass einzelne Patienten von einem solchen<br />

Einsatz profitieren [19, 20].<br />

Als Standardtherapie einer Schilddrüsenunterfunktion<br />

beträgt die volle Substitutionsdosis Levothyroxin beim<br />

Erwachsenen täglich 1,0 μg/kg Körpergewicht [20]. Die<br />

Erhal<strong>tun</strong>gsdosis für eine Hypothyreose­Therapie liegt in<br />

der Regel bei 100–200 μg pro Tag. Allerdings ist die adäquate<br />

Dosis sehr individuell, da meist eine Restsekretion<br />

der Schilddrüse besteht und sie zudem vom Alter, Körpergewicht,<br />

von der Indikation und von Begleiterkrankungen<br />

abhängt. Schilddrüsenhormone werden wegen der Kumulationsgefahr<br />

grundsätzlich einschleichend dosiert. Im<br />

Allgemeinen wird mit 25–50 μg T4 täglich begonnen und<br />

alle zwei bis vier Wochen um die Initialdosis gesteigert<br />

[20]. Davor wird jeweils der T3­Wert bestimmt sowie nach<br />

sechs bis acht Wochen der basale TSH­Wert. Ziel ist, dass<br />

mit der meist lebenslang zugeführten Erhal<strong>tun</strong>gsdosis die<br />

TSH­Werte im niedrigen Referenzbereich liegen, häufig<br />

wird ein Zielwert um 1,0 mU/l angestrebt [7, 21]. Bei der<br />

Festlegung der Zielwerte ist jedoch auch das physische<br />

und psychische Wohlbefinden des jeweiligen Patienten zu<br />

berücksichtigen [21]. Bei stabiler Stoffwechsellage ist eine<br />

weitere TSH­Messung nach acht bis zwölf Wochen notwendig,<br />

danach ist eine einmal jährliche TSH­Kontrolle<br />

ausreichend [7, 20].<br />

Levothyroxin <strong>kann</strong> ohne Alterseinschränkung eingesetzt<br />

werden. Allerdings muss bei älteren Patienten und bei<br />

Vorliegen koronarer Herzerkrankungen die Behandlung<br />

besonders vorsichtig, mit niedrigerer Initialdosis und häufigeren<br />

Blutkontrollen begonnen werden.<br />

12<br />

Die gesamte Tagesdosis Levothyroxin wird morgens mindestens<br />

30 Minuten vor dem Frühstück unzerkaut mit Lei<strong>tun</strong>gswasser<br />

eingenommen. Die Nüchterneinnahme ist<br />

für eine höhere und konstante Aufnahme aus dem oberen<br />

Dünndarm notwendig, da gleichzeitige Nahrungszufuhr<br />

die Resorption deutlich verringert. Ebenso ist auf<br />

zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln<br />

zu achten (Tabelle 2).<br />

Bei guter Dosiseinstellung mit TSH­Werten im niedrigen<br />

Normbereich ist mit Nebenwirkungen bei der Therapie<br />

<strong>nicht</strong> zu rechnen. Sollten diese doch auftreten, liegt meist<br />

eine Suppression der Schilddrüse durch zu hohe Dosen<br />

bzw. eine zu schnelle Dosissteigerung vor. Dann treten als<br />

Nebenwirkungen die typischen Symptome einer Hyperthyreose<br />

auf. Patienten mit Begleiterscheinungen unter<br />

einer Levothyroxin­Therapie sollten den Arzt konsultieren.<br />

Erwähnt sei, dass Schilddrüsenhormone als Substanzen<br />

mit problematischer Bioverfügbarkeit bewertet werden<br />

[22]. Zwar erfüllen die auf dem Markt befindlichen Präparate<br />

die gesetzlich vorgeschriebene Bioverfügbarkeit, bei<br />

einem (oder häufigerem) Wechsel des Präparats unter<br />

Beibehal<strong>tun</strong>g der nominell identischen Dosis <strong>kann</strong> aber<br />

durchaus Anpassungsbedarf bestehen, da die Resorption<br />

und damit die Bioverfügbarkeit sehr unterschiedlich sein<br />

können. Daher sollten Schilddrüsenhormonpräparate<br />

möglichst <strong>nicht</strong> gewechselt werden. Geschieht dies, wird<br />

beispielsweise in Deutschland und den USA eine notwendige<br />

zusätzliche TSH­Kontrolle nach vier bis sechs Wochen<br />

empfohlen [23, 24].<br />

Jodid<br />

Jod ist für den Menschen ein essenzielles Spurenelement,<br />

das für den Aufbau der Schilddrüsenhormone notwendig<br />

ist. Zu den jodreichen Nahrungsmitteln zählen vor allem<br />

Meerestiere. Bei entsprechendem Futter liefern auch<br />

Kühe jodhaltige Milch. Die effektivste Methode zur adäquaten<br />

Jodzufuhr ist die Jodierung von Speisesalz durch<br />

Zusatz von Jodid oder Jodat als Kalium­ oder Natriumsalz.<br />

5 g jodiertes Speisesalz (ca. 1 Teelöffel) enthalten 100–<br />

150 μg Jod bei einer in der Schweiz zulässigen Speisesalzjodierung<br />

mit 20–30 mg Jodid oder Jodat pro kg, berechnet<br />

als Jod.<br />

Die Resorption erfolgt im Dünndarm als anorganisches<br />

Jodid . Die Jodaufnahme in die Schilddrüse ist abhängig<br />

vom Jodangebot. Bei chronischem Jod<strong>man</strong>gel werden bis<br />

zu 80 % aufgenommen, bei adäquater Zufuhr dagegen<br />

10 % und weniger. Eine Überdosierung von Jodid durch<br />

die Nahrung ist normalerweise <strong>nicht</strong> möglich.<br />

Die Schweizer Bevölkerung war schon vor 1990, in erster<br />

Linie wegen der konsequenten Speisesalzjodierung, ausreichend<br />

mit Jod versorgt, und durch Jod<strong>man</strong>gel bedingte<br />

Krankheiten (z. B. Struma) sind nahezu unbe<strong>kann</strong>t [1].<br />

Als Arzneimittel sind in der Schweiz Kaliumjodid (Kaliumjodid<br />

65 mg Armeeapotheke) und radioaktives Natriumjodid<br />

(Theracap 131 ) auf dem Markt.


Tabelle 2<br />

Wechselwirkungen von Levothyroxin<br />

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Arzneimittel und andere Stoffe Effekt Empfehlung<br />

Antidiabetika Verminderung der blutzuckersenkenden<br />

Wirkung<br />

Orale Antikoagulantien Verstärkung der Wirkung von Vitamin­K­<br />

Antagonisten durch Verdrängung aus der<br />

Plasmaeiweissbindung<br />

Mittel zur Senkung der Blutfette (wie<br />

Colestyramin und Colestipol)<br />

Mittel zur Entfernung erhöhter Kaliumkonzentrationen<br />

im Blut (Kalzium­ und Natriumsalze<br />

der Polystyrolsulfonsäure)<br />

Aluminiumhaltige Arzneimittel (Antazida,<br />

Sucralfate)<br />

Eisenhaltige Arzneimittel<br />

Kalziumcarbonat<br />

Propylthiouracil<br />

Glucocorticoide<br />

Betarezeptorenblocker<br />

Amiodaron<br />

Jodhaltige Kontrastmittel<br />

Salicylate<br />

Dicumarol<br />

Furosemid in hoher Dosis (250 mg)<br />

Clofibrat<br />

Phenytoin<br />

Östrogenhaltige Arzneimittel zur Schwangerschaftsverhü<strong>tun</strong>g<br />

oder zur Hormonersatztherapie<br />

nach den Wechseljahren<br />

Bei der Radiojodtherapie wird das radioaktive Jod­<br />

Isotop 131I als Natriumjodid eingesetzt. Das Nuklid wird<br />

oral appliziert und wie <strong>nicht</strong>radioaktives Jod selektiv im<br />

Schilddrüsenparenchym gespeichert. Beim Zerfall führt<br />

die freiwerdende β­Strahlung zum Zelltod im Schilddrüsengewebe.<br />

Durch die geringe Reichweite der Strahlung<br />

wird das umgebende Gewebe weitestgehend geschont.<br />

Die ebenfalls entstehende γ­Strahlung mit grösserer<br />

13<br />

Hemmung der Levothyroxin­Aufnahme aus<br />

dem Darm<br />

Verminderte Resorption von Levothyroxin<br />

durch Komplexbildung mit polyvalenten<br />

Kationen<br />

Hemmung der Umwandlung von T4 in T3<br />

Bedingt durch hohen Jodgehalt <strong>kann</strong> eine<br />

Hyper­ oder Hypothyreose ausgelöst werden<br />

Verdrängung von Levothyroxin aus der<br />

Plasmaeiweissbindung und Erhöhung der<br />

Konzentration an freiem Levothyroxin im<br />

Blut möglich<br />

Östrogenwirkung lässt Thyroxin­bindendes<br />

Globulin (TBG) ansteigen<br />

Androgene Androgenwirkung lässt Thyroxin­bindendes<br />

Globulin (TBG) absinken<br />

Sertralin<br />

Chloroquin/Proguanil<br />

Enzyminduzierende Arzneimittel<br />

(z. B. Rifampicin, Carbamazepin)<br />

Verminderte Wirksamkeit von Levothyroxin<br />

und erhöhter Serum­TSH­Spiegel<br />

Beschleunigung von Abbau und Ausscheidung<br />

von Levothyroxin durch die Leber<br />

Regelmässige Kontrolle der Blutzuckerspiegel<br />

und ggf. Anpassung der Antidiabetikadosis<br />

Regelmässige Kontrolle der Blutgerinnung und<br />

ggf. Dosisreduktion des gerinnungshemmenden<br />

Arzneimittels<br />

Einnahme 4–5 h nach Levothyroxin­Einnahme<br />

Einnahme mindestens 2 h nach Levothyroxin­<br />

Einnahme (bei Eisensalzen grösstmöglicher<br />

Abstand bis ca. 4 h)<br />

ggf. Dosisanpassung von Levothyroxin<br />

ggf. Dosisanpassung von Levothyroxin<br />

ggf. Dosisanpassung von Levothyroxin<br />

ggf. gesteigerten Levothyroxin­Bedarf<br />

berücksichtigen<br />

ggf. niedrigeren Levothyroxin­Bedarf berücksichtigen<br />

ggf. Dosisanpassung von Levothyroxin<br />

ggf. Dosisanpassung von Levothyroxin<br />

Protease­Inhibitoren Möglicher Wirkungsverlust von Levothyroxin Sorgfältige Überwachung klinischer Symptome<br />

und Schilddrüsenfunktionstests<br />

Sojaprodukte Verminderte intestinale Aufnahme von<br />

Levothyroxin möglich<br />

ggf. Dosisanpassung, insbesondere zu Beginn<br />

und nach Beendigung einer sojahaltigen<br />

Ernährung<br />

Reichweite ist verantwortlich für die unerwünschte Strahlenexposition<br />

und die damit verbundenen Schutzmassnahmen.<br />

Die Therapie wird meist dann vorgenommen,<br />

<strong>wenn</strong> eine operative Entfernung des Gewebes <strong>nicht</strong> angezeigt<br />

ist oder diese ersetzen <strong>kann</strong>, z. B. bei Struma,<br />

Hyper thyreose bei Morbus Basedow oder Schilddrüsenautonomie<br />

und in der Nachbehandlung von Karzinomen.<br />

Nicht durchgeführt wird sie bis zum 18. Lebensjahr und


Tabelle 3<br />

Empfehlungen für die tägliche Jodzufuhr<br />

Alter Schweiz<br />

WHO<br />

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Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung<br />

Deutschland<br />

Österreich<br />

μg pro Tag μg pro Tag<br />

Säuglinge<br />

0–4 Monate* 50 40<br />

4–12 Monate<br />

Kinder<br />

50 80<br />

1 bis < 4 Jahre 90 100<br />

4 bis < 7 Jahre 90 120<br />

7 bis < 10 Jahre 120 140<br />

10 bis < 13 Jahre 120 180<br />

13 bis < 15 Jahre<br />

Jugendliche und Erwachsene<br />

150 200<br />

15 bis < 51 Jahre 150 200<br />

51 Jahre und älter 150 180<br />

Schwangere 200 230<br />

Stillende 200 260<br />

* Schätzwert<br />

D­A­CH­Referenzwerte für die Jodaufnahme der Deutschen, Österreichischen<br />

und Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (DGE, ÖGE, SGE) und der<br />

Schweizerischen Vereinigung für Ernährung (SVE)<br />

Kasten 3<br />

Vorgehen bei Störfällen<br />

Die Einnahme von Kaliumjodidtabletten dient dem Schutz der Schilddrüse vor<br />

radioaktiven Stoffen bei einem Störfall in Kernkraftwerken. Durch die rechtzeitige<br />

Einnahme, die nur auf Anordnung der Behörden über Radio erfolgen darf,<br />

wird verhindert, dass sich radioaktives Jod, das über die Atemwege aufgenommen<br />

wird, in der Schilddrüse anreichert. Infolge des exzessiv erhöhten Jodangebots<br />

bei Tabletteneinnahme und der begrenzten Aufnahmefähigkeit der<br />

Schilddrüse wird die Aufnahme des radioaktiven Jods nahezu blockiert. Ziel ist<br />

im Wesentlichen eine Prophylaxe von Schilddrüsenkrebs.<br />

Am wirksamsten ist eine Tabletteneinnahme wenige S<strong>tun</strong>den (< 12 h) vor bis<br />

gleichzeitig mit der Radiojodbelas<strong>tun</strong>g. Sinnvoll ist die Einnahme bis zu fünf<br />

S<strong>tun</strong>den nach der radioaktiven Jodaufnahme.<br />

Seit Anfang 2005 haben alle Haushalte, Betriebe und öffentlichen Einrich<strong>tun</strong>gen<br />

in der Schweiz, die sich in einer Entfernung von 20 km zum nächsten<br />

Kernkraftwerk befinden, diese Tabletten vom Staat erhalten. In den anderen<br />

Gebieten erfolgt die Verteilung im Bedarfsfall. Zusätzliche Kaliumjodidtabletten<br />

können in den Apotheken aller Zonen ohne ärztliches Rezept vorsorglich<br />

gekauft werden.<br />

14<br />

Kasten 4<br />

Beeinflussung des Jodhaushalts durch pflanzliche<br />

Lebensmittel<br />

Der Jodbedarf <strong>kann</strong> bei hohem Verzehr bestimmter pflanzlicher<br />

Lebensmittel variieren. Eine Substanzklasse, die den Jodstoffwechsel<br />

beeinträchtigt und strumigen wirkt, sind die<br />

Goitrogene. Eine Gruppe dieser antithyreoidalen Substanzen<br />

wie Thioglucosinolate bilden beim enzymatischen Abbau<br />

Rhodanid, welches die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse<br />

hemmt. Diese Senfölglykoside kommen vor allem in Raps,<br />

Kohl, Senf, Rettich, Speiserüben, Maniok, Mais, Limabohnen<br />

und Bambussprossen vor und können bei überreichlichem Verzehr<br />

über einen längeren Zeitraum mit gleichzeitig unzureichender<br />

Jodzufuhr die Kropfgefahr erhöhen.<br />

Daneben gibt es noch thyreostatisch wirkende Goitrogene,<br />

welche die Jodierung des Tyrosins hemmen. Zu ihnen zählen<br />

die Thiooxazolidone, die beim Abbau spezieller Senföle aus<br />

bestimmten Glucosinolaten entstehen. Sie finden sich vor<br />

allem in der Familie der Brassicaceaen (z. B. Rüben, Kohlrabi).<br />

Allerdings werden die Thiooxazolidone beim Kochen inaktiviert.<br />

Werden sie dagegen roh z. B. an Kühe verfüttert, finden<br />

sich die goitrogenen Substanzen in der Milch.<br />

bei Schwangeren und Stillenden. Frauen dürfen frühestens<br />

sechs Monate nach der Therapie schwanger werden.<br />

Carbimazol und Propylthiouracil<br />

Die Wirkstoffe Carbimazol und Propylthiouracil sind Thyreostatika.<br />

Sie hemmen die Produktion von Schilddrüsenhormonen<br />

und spielen eine wichtige Rolle bei der<br />

Behandlung der Hyperthyreose unabhängig von ihrer Ätiologie.<br />

In der Schweiz sind die Thionamide Carbimazol<br />

(Néo­Mercazole ® ) und Propylthiouracil (Propycil ® 50) auf<br />

dem Markt. Thiamazol, der Metabolit von Carbamizol,<br />

wird in den Nachbarländern häufig eingesetzt, ist aber in<br />

der Schweiz zurzeit <strong>nicht</strong> erhältlich.<br />

Thyreostatika blockieren im Schilddrüsenstoffwechsel die<br />

Peroxidasen und inhibieren so die Oxidation und organische<br />

Bindung des Jodids. Propylthiouracil <strong>kann</strong> darüber<br />

hinaus die periphere Konversion von T4 zu T3 verhindern,<br />

was eine schnellere initiale Senkung der Serum­T3­Konzentration<br />

zur Folge hat.<br />

Da zunächst in der Schilddrüse und in der Peripherie noch<br />

Hormone vorhanden sind, ist der klinische Effekt einer<br />

Therapie erst nach einigen Tagen bemerkbar. In der Regel<br />

kommt es nach ca. sechs Wochen zur kompletten Remission<br />

der Hyperthyreosesymptome. Die Wirkung ist abhängig<br />

vom intrathyreoidalen Jodgehalt: Je höher der Jodgehalt,<br />

desto grösser die erforderliche Wirkstoffdosis. Aufgrund<br />

der längeren Plasmahalbwertszeit reicht eine<br />

einmalige tägliche Gabe von Carbamizol im Gegensatz zu


Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Propylthiouracil (zwei­ bis dreimal täglich) aus [25].<br />

Thyreostatika werden zur Normalisierung der Schilddrüsenfunktion<br />

in Vorberei<strong>tun</strong>g auf eine Operation oder eine<br />

Radiojodtherapie gegeben, darüber hinaus auch bis zum<br />

Einsetzen der Radiojodwirkung (bis zu sechs Monate). In<br />

der konservativen Behandlung der Hyperthyreose werden<br />

sie eingesetzt, um eine euthyreote Stoffwechsellage zu<br />

erreichen. Ist diese erreicht, wird häufig Levothyroxin<br />

simultan verordnet, um hypothyreote Phasen zu vermeiden.<br />

Levothyroxin dient auch der antistrumigenen Zusatztherapie,<br />

da die Hypophyse auf die Thyreostatika­Therapie<br />

mit einer gesteigerten TSH­Produktion reagiert. In der<br />

Regel wird die Behandlung nach ca. 12–18 Monaten ausgeschlichen.<br />

Sinnvoll ist sie in erster Linie bei Hyperthyreosen<br />

mit Aussicht auf Remission [26, 27]. Entwickelt sich<br />

erneut eine Hyperthyreose, erfolgen gewebeentfernende<br />

Therapieformen. Kommen diese <strong>nicht</strong> in Betracht, werden<br />

die Arzneistoffe ausnahmsweise auch zur Dauerbehandlung<br />

eingesetzt.<br />

Häufige dosisabhängige Nebenwirkungen sind allergische<br />

Hautreaktionen wie Erytheme, Urtikaria und Ödeme und<br />

gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, die meist nur<br />

in den ersten drei Monaten auftreten und dann abklingen<br />

[7]. Schwerwiegend ist das Auftreten von Blutbildveränderungen<br />

(Agranulozytose, Thrombozytopenie, Leukopenie),<br />

was regelmässige Blutbildkontrollen erfordert.<br />

Thyreostatika werden oft zusammen mit Betablockern<br />

verordnet, um die hyperthyreoten Symptome wie erhöhten<br />

Blutdruck und Tachykardie zu behandeln.<br />

Tabelle 4<br />

Dosierung und Einnahme von Thyreostatika<br />

Thyreostatikum Dosierung Hinweise<br />

15<br />

Carbimazol Initialdosis 20–60 mg über 15–30 Tage<br />

Herabsetzen um jeweils 15 mg alle 10 Tage<br />

Erhal<strong>tun</strong>gsdosis 5–20 mg für 12–18 Monate<br />

(auch für thyreostatische Dauertherapie)<br />

Besonderheiten in Schwangerschaft und<br />

Stillzeit<br />

Eine normale Schilddrüsenfunktion ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung für einen komplikationslosen Schwangerschaftsverlauf.<br />

Die Schwangerschaft verlangt durch veränderte<br />

Stoffwechselbedingungen eine erhöhte Zufuhr<br />

an Jodid. Dies wird hervorgerufen durch erhöhte renale<br />

Verluste, einen vergrösserten Jodverteilungsraum, eine<br />

gesteigerte T4­Produktion und die östrogenbedingte<br />

Zunahme des thyroxinbindenden Globulins. Bei <strong>nicht</strong> ausreichend<br />

mit Jod versorgten Schwangeren <strong>kann</strong> es zur<br />

Ausbildung einer oder, <strong>wenn</strong> bereits vorhanden, zur deutlicheren<br />

Kropfausprägung kommen. Hypothyreosen nehmen<br />

in der Schwangerschaft zu. Bleiben sie uner<strong>kann</strong>t,<br />

<strong>kann</strong> dies gerade in der Frühschwangerschaft zu Aborten<br />

führen. Das Risiko für das ungeborene Kind ist hoch, denn<br />

Jod<strong>man</strong>gel <strong>kann</strong> neben einer angeborenen Kropfbildung<br />

und einer Unterfunktion beim Ungeborenen schon in der<br />

Frühschwangerschaft eine retardierte geistige und körperliche<br />

Entwicklung bewirken. Zudem erhöht sich das<br />

Risiko für angeborene Missbildungen und für die perinatale<br />

Mortalität [1]. Schwangere müssen daher besonders<br />

auf eine konsequente Zufuhr von Jodid achten, um den<br />

erhöhten Bedarf zu decken. Auch Stillende haben durch<br />

Weitergabe über die Muttermilch einen erhöhten Jodbedarf.<br />

Im Gegensatz zu anderen Ländern, auch Deutschland,<br />

in denen Schwangeren und Stillenden eine zusätzliche<br />

Jodsupplementation empfohlen wird, waren bei der<br />

letzten nationalen Erhebung in der Schweiz auch diese<br />

Frauen ausreichend mit Jod versorgt [28].<br />

Initialdosis auf drei Graben in regelmässigen<br />

Abständen über den Tag verteilt<br />

Gesamte Erhal<strong>tun</strong>gsdosis morgens nach<br />

dem Frühstück<br />

Propylthiouracil<br />

Kinder:<br />

Initialdosis 0,4 mg/kg/Tag<br />

Erhal<strong>tun</strong>gsdosis 0,2 mg/kg/Tag<br />

Initialdosis 225–300 mg Alle 6–8 h über den Tag verteilt<br />

Erhal<strong>tun</strong>gsdosis 25–150 mg<br />

Unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit zu<br />

einer Mahlzeit<br />

Kinder 6–10 Jahre:<br />

Initialdosis 50–150 mg<br />

Erhal<strong>tun</strong>gsdosis 25–50 mg<br />

Bei Kindern nur anwenden, <strong>wenn</strong> andere<br />

Möglichkeiten zur Kontrolle der Schilddrüsenfunktion<br />

ausgeschöpft sind<br />

Bei den Dosisangaben handelt es sich um Tagesdosen. Die Angaben gelten für die konservative Hyperthyreosebehandlung<br />

und können je nach individueller Stoffwechsellage variieren.


Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung<br />

Die fetale Schilddrüse akkumuliert ab der 10. bis 12. Woche<br />

Jod und wird erst ab der 20. Schwangerschaftswoche<br />

durch das eigene fetale TSH gesteuert. Liegen bei einer<br />

fetalen Hypothyreose hohe maternofetale Gradienten<br />

vor, wird mütterliches T4 diaplazentar transportiert. Bei<br />

ausreichend vorhandenen maternalen Schilddrüsenhormonen<br />

sind beim Neugeborenen meist keine deutlichen<br />

Hypothyreosesymptome erkennbar, auch <strong>wenn</strong> die Plazentaschranke<br />

den Übertritt der Hormone hemmt [8].<br />

Somit hängt in der ersten Schwangerschaftshälfte die<br />

fetale Versorgung mit Schilddrüsenhormon, und damit<br />

die Gehirnentwicklung und ­reifung, komplett von der<br />

Mutter ab. Die Überprüfung der Schilddrüsenfunktion<br />

(Serum­TSH als Screeningparameter) zu Beginn der<br />

Schwangerschaft und in jedem Trimester muss daher<br />

konsequent durchgeführt werden. Entwickelt sich eine<br />

Hypothyreose muss zwingend mit Hormon substituiert<br />

werden [29]. Eine bereits bestehende Behandlung mit<br />

Levo thyroxin darf <strong>nicht</strong> unterbrochen, sondern die Dosis<br />

muss angepasst werden. Bei schwangeren Frauen mit<br />

einer Hypothyreose steigt der Bedarf im Durchschnitt um<br />

45 %, teilweise um bis zu 70 % [20, 29]. Levothyroxin<br />

passiert die Plazenta nur in geringen Mengen und auch in<br />

der Muttermilch sind die Mengen zu gering um die Schilddrüsenfunktion<br />

des Säuglings zu beeinträchtigen. Frauen,<br />

die Levothyroxin und Eisen erhalten, sollten unbedingt<br />

über den ausreichend grossen Einnahmeabstand aufgeklärt<br />

werden.<br />

Hyperthyreosen entwickeln sich selten (0,2 %), meist<br />

bestehen sie schon vor einer Schwangerschaft und bessern<br />

sich im Schwangerschaftsverlauf [30]. Uner<strong>kann</strong>te,<br />

behandlungsbedürftige Funktionsstörungen führen allerdings<br />

zu schweren Komplikationen. Thyreostatika in der<br />

geringsten wirksamen Dosis können während der gesamten<br />

Schwangerschaft eingesetzt werden, allerdings passieren<br />

sie die Plazenta und können beim Fetus die Schilddrüsenfunktion<br />

beeinträchtigen. Unter Thyreostatika­<br />

Therapie <strong>kann</strong> gestillt werden, da bei niedriger Dosierung<br />

die in die Milch übergehenden Mengen die kindliche<br />

Schilddrüsenfunktion <strong>nicht</strong> beeinflussen [30]. Allerdings<br />

muss die Schilddrüsenfunktion des Kindes sorgfältig überwacht<br />

werden [29].<br />

Fazit<br />

Aufgrund ihrer Häufigkeit spielen Schilddrüsenerkrankungen<br />

auch im Apothekenalltag eine grosse Rolle.<br />

Im Vordergrund stehen hier Patienten mit Hypothyreosen.<br />

Patienten, die Schilddrüsenhormone erhalten, sollten umfangreich<br />

über Einnahme und Wechselwirkungen aufgeklärt<br />

werden. Nicht zuletzt darf bei der meist lebenslangen<br />

Therapie die regelmässige Therapiekontrolle <strong>nicht</strong><br />

vernachlässigt werden.<br />

Schätzungen gehen davon aus, dass es eine hohe Dunkel­<br />

16<br />

ziffer unbehandelter Erkrankter gibt. Dies ist <strong>nicht</strong> zuletzt<br />

auf die subtilen, oft unspezifischen Symptome zurückzuführen.<br />

Generell ist beim Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung<br />

eine rasche Diagnosesicherung anzustreben,<br />

um frühestmöglich die richtige Behandlung beginnen<br />

zu können.<br />

Neben der Hypothyreose treten in vielen Ländern Strumen<br />

als sonografisch erfassbare Veränderungen der<br />

Schilddrüse am häufigsten auf. Meist sind diese durch<br />

Jod<strong>man</strong>gel bedingt. Auch <strong>wenn</strong> die Schweiz dank ihres<br />

konsequenten Salzjodierungsprogramms <strong>nicht</strong> vom Jod<strong>man</strong>gel<br />

betroffen ist, bleibt Jod<strong>man</strong>gel in vielen Ländern,<br />

(z. B. Albanien, Türkei, Ungarn, baltische Staaten) ein<br />

Gesundheitsproblem [31]. Angesichts des internationalen<br />

Publikums sollte bei der Bera<strong>tun</strong>g in der Apotheke bedacht<br />

werden, dass es auch in Europa immer noch Jod<strong>man</strong>gelgebiete<br />

gibt.<br />

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8 Borchard­Tuch C. Schilddrüse <strong>kann</strong> schon Kinder plagen.<br />

Pharmazeutische Zei<strong>tun</strong>g 2010;9:16–21<br />

9 Grüters A. Screening zur Früherkennung der angeborenen<br />

Hypothyreose in der BRD – immer noch ungenügend.<br />

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12 DeGroot LJ, Quintans J. The causes of autoimmune<br />

thyroid disease. Endocrine Reviews 1990;10:537–562<br />

13 Rapoport B. Pathophysiology of Hashimoto's and hypothyroidism.<br />

Annual Review of Medicine<br />

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14 Krebsliga Schweiz. Krebs in der Schweiz: wichtige<br />

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15 Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin, Leitlinie<br />

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16 Siegmund T, Scholz I, Schumm­Draeger PM. Diagnostische<br />

Weichenstellung mit TSH und Sonographie.<br />

MMW Fortschritte der Medizin 2004;146:66–69<br />

17 Brabant G, Khaly GJ, Schicha H, Reiners C. Milde Formen<br />

der Schilddrüsenfehlfunktion. Deutsches Ärzteblatt<br />

2006;103:A2110–2115<br />

18 Lahner H, Quadbeck B, Janssen OE, Mann K. Substituieren<br />

Sie, bevor die Hypothyreose <strong>man</strong>ifest wird!<br />

MMW Fortschritte der Medizin 2004;146:70–72<br />

19 Feldkamp J. Das Spektrum der Störungen ist groß.<br />

PTA­Forum online 2006;9<br />

20 Arzneimittelbrief 2001;35:65<br />

21 Derwahl KM. Schilddrüsenhormon­Substitution. Ars<br />

Medici 2008;18:794–796<br />

22 Be<strong>kann</strong>tmachung G1 vom 19. Januar 1998, Bundesanzeiger,<br />

S. 2847, 36.<br />

23 Dietrich JW et al. Resorption, Transport und Bioverfügbarkeit<br />

von Schilddrüsenhormonen. Deutsche Medizinische<br />

Wochenschrift 2008;133:1644–1648<br />

24 American Thyreoid Association; Endocrine Society;<br />

American Association of Clinical Endocrinologists.<br />

Thyreoid 2004;14:486<br />

25 Cooper DS. Which antithyreoid drug? American Journal<br />

of Medicine 1986;80:1165–1168<br />

26 Bericht vom 14. Essener Schilddrüsengespräch «Vermeidbare<br />

Fehler bei Diagnostik und Therapie von<br />

Schilddrüsenkrankheiten». Deutsches Ärzteblatt<br />

2004;101:A950<br />

27 Stölting P. Thyreostatika. Ars Medici 2006;22:1061–<br />

1065<br />

17<br />

28 Zimmer<strong>man</strong>n MB, Aeberli I. Jod<strong>man</strong>gel. Schweizer<br />

Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2010;1:24–29<br />

29 Schumm­Draeger PM. Schilddrüse und Schwangerschaft.<br />

www.infoline­schilddrüse.de<br />

30 Hintze G, Fink H. Aktuelle Schilddrüsendiagnostik und<br />

­therapie bei Fertilitätsstörungen und Schwangerschaft.<br />

Hamburger Ärzteblatt 2004;12:576–578<br />

31 Andersson M, de Benoist B, Darnton­Hill I, Delange F.<br />

Iode deficiency in Europe. World Health Organization<br />

2007<br />

Lehrbücher und Internetadressen<br />

} Böck JC, Dombeck F. Schilddrüse – Krankheitsbild<br />

und Therapie. Govi­Verlag Eschborn, 2009 (1. Aufl.)<br />

Autorin<br />

Heide Tetzner Lämmel<br />

Kuglerstr. 33<br />

D­10439 Berlin<br />

heidelaemmel@gmx.de


Nr. 1/ 2011 l online academy l Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>? l Pharmaceutical Care<br />

Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>,<br />

<strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

Anja Claus<br />

BAK­Nummer: 2011/047<br />

FPH­Nummer: 1­1017995­111­2011­P6.25<br />

Lernziele<br />

18<br />

} Sie sind mit den Grundsätzen der palliativen Versorgung und den Lebensphasen des Palliativpa­<br />

tienten vertraut.<br />

} Sie kennen die verschiedenen Symptome und Probleme, die in der palliativen Versorgung eine<br />

Rolle spielen.<br />

} Sie kennen die speziellen Aspekte der Palliative Care und die medikamentösen Möglichkeiten.<br />

} Sie können die Rolle des Apothekers im palliativen Netzwerk beurteilen.<br />

Zusammenfassung<br />

Palliative Care bezeichnet ein interdisziplinäres Arbeitsgebiet mit dem Ziel, sterbenden Patienten und ihren Angehörigen<br />

eine bestmögliche Betreuung zukommen zu lassen. Die Lebensqualität des Patienten steht im Vordergrund und<br />

soll so lange wie möglich erhalten bleiben. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bilden sich immer <strong>mehr</strong> palliative<br />

Netzwerke, denen Ärzte, Apotheker, Hospizdienste und Seelsorger angehören und die eine 24­S<strong>tun</strong>den­Betreuung<br />

gewährleisten . Der therapeutische Ansatz beschränkt sich auf eine bestmögliche Symptomkontrolle, diagnostische und<br />

kurative Verfahren treten in den Hintergrund. Zu diesen Symptomen zählen Schmerzen, Obstipation, Übelkeit und<br />

Erbrechen sowie Dekubitus. Ein guter Ernährungszustand ist von wesentlicher Bedeu<strong>tun</strong>g, die Patienten leiden häufig<br />

unter einem Anorexie­Kachexie­Syndrom. Nicht zuletzt ist die Kommunikation mit Patienten und Angehörigen eine<br />

besondere Herausforderung.


Nr. 1/ 2011 l online academy l Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>? l Pharmaceutical Care<br />

Historisches<br />

Palliative Care bezeichnet ein relativ junges interdisziplinäres<br />

Arbeitsgebiet, obgleich die Aufgaben und Tätigkeiten<br />

<strong>nicht</strong> neu sind. Der Begriff Palliative Care leitet sich<br />

ab von dem lateinischen Wort «pallium», was so viel bedeutet<br />

wie «<strong>man</strong>telähnlicher Umhang», und dem englischen<br />

Wort «care», welches «Pflege» und/oder «sorgen<br />

um...» bedeutet. Niedergelassene Ärzte, Apotheker und<br />

Hospizdienste leisten diese Arbeit von jeher. In der<br />

Schweiz wurde bereits 1979 in Genf die erste Palliativstation<br />

gegründet [1]. In Deutschland wurde eine solche<br />

1983 in Köln eröffnet.<br />

Die Engländerin Cicely Saunders (1918–2005) gilt als Begründerin<br />

der modernen Hospizbewegung. Ihre Worte<br />

«Nicht dem Leben <strong>mehr</strong> Tage hinzufügen, sondern den<br />

Tagen <strong>mehr</strong> Leben geben» bringen das Ziel der palliativen<br />

Versorgung auf den Punkt. Cicely Saunders hatte es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, unheilbar kranken und sterbenden<br />

Menschen eine würdige Versorgung und Beglei<strong>tun</strong>g in<br />

den letzten Lebensabschnitten zukommen zu lassen. Sie<br />

gründete 1967 ein Hospiz, welches Vorbild wurde für andere<br />

Hospize und Palliativstationen in <strong>mehr</strong> als 90 Ländern,<br />

so auch in der Schweiz und in Deutschland.<br />

<strong>Was</strong> ist Palliative Care?<br />

Die Weltgesundheitsorganisation WHO definierte 2002<br />

den Begriff der Palliativmedizin/Palliative Care (Kasten 1)<br />

[2]. Die Versorgung der Patienten sowie deren Angehöriger<br />

orientiert sich heute daran.<br />

Palliative Care beginnt bereits mit der Diagnose einer unheilbaren<br />

Krankheit und damit zum Teil schon Jahre vor<br />

dem Tod. Obwohl sehr häufig eine Krebserkrankung vorliegt,<br />

können auch andere Erkrankungen eine palliative<br />

Betreuung notwendig machen. Palliative Care ist unabhängig<br />

vom Alter und vom Ort. Eine pallia tive Versorgung<br />

sollte zu Hause genauso optimal sein wie im Krankenhaus<br />

oder im Hospiz. Dazu gehört ein interdisziplinärer Ansatz<br />

mit dem Ziel, das Leben zu bejahen und das Sterben als<br />

normalen Prozess zu akzeptieren. Der Tod soll weder beschleunigt<br />

noch hinausgezögert werden [3].<br />

Grundsätze der palliativen Versorgung<br />

Die Diagnose «unheilbar krank» bildet den Startpunkt<br />

einer palliativen Versorgung. Für die Betroffenen und ihre<br />

Angehörigen verändert sich das ganze Leben. Die individuelle<br />

Behandlung durch ein multiprofessionelles Team<br />

rund um die Uhr ist erforderlich [5]. Symptome wie<br />

Schmerzen, Angst, Durst, Müdigkeit, Übelkeit, Atemnot<br />

sollen unter Kontrolle gehalten werden. Der Wille des<br />

19<br />

Patienten und sein Wohlbefinden stehen an oberster<br />

Stelle . Obwohl sehr häufig, sind Palliativpatienten <strong>nicht</strong><br />

notwendigerweise immer Krebspatienten. Auch Patienten<br />

mit neurologischen (z. B. Morbus Alzheimer, Morbus<br />

Parkinson, Multiple Sklerose) oder internistischen Erkrankungen<br />

im Endstadium (dekompensierte Herzinsuffizienz,<br />

COPD, Leber­/Niereninsuffizienz) sowie an AIDS (im<br />

Endstadium) erkrankte Personen gehören zum Patientenkreis,<br />

der palliative Versorgung benötigt.<br />

Mit der Diagnose einer terminalen Erkrankung beginnt<br />

für die Palliativpatienten der letzte Lebensabschnitt, der je<br />

nach Erkrankung, Umständen, körperlicher sowie seelischer<br />

Verfassung unterschiedlich lange dauern <strong>kann</strong>.<br />

Dieser Lebensabschnitt lässt sich anhand der Aktivitäten,<br />

die der Mensch noch ausüben <strong>kann</strong>, in vier Phasen unterteilen,<br />

welche fliessend ineinander übergehen [6]. Die Einteilung<br />

in einzelne Phasen soll die jeweiligen Bedürfnisse<br />

des Patienten berücksichtigen und die Massnahmen optimieren.<br />

Je nach körperlicher und seelischer Verfassung<br />

Kasten 1<br />

Definitionen Palliative Care<br />

Definition der WHO<br />

«Palliative Care ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität<br />

von Patienten und deren Familien, die mit Problemen konfrontiert<br />

sind, welche mit einer lebensbedrohenden Erkrankung<br />

einhergehen. Dies geschieht durch Vorbeugen und Lindern von<br />

Leiden, durch frühzeitige Erkennung, sorgfältige Einschätzung<br />

und Behandlung von Schmerzen sowie anderen Problemen körperlicher,<br />

psychosozialer und spiritueller Art [4].»<br />

Definition der Europäischen Gesellschaft für Palliativmedizin<br />

«Palliativmedizin ist die aktive und umfassende Betreuung von<br />

Patienten, deren Erkrankung <strong>nicht</strong> auf kurative Behandlung<br />

anspricht. Kontrolle von Schmerzen und anderen Symptomen<br />

sowie von sozialen, psychologischen und spirituellen Problemen<br />

hat Vorrang. Palliativmedizin ist interdisziplinär und umfasst<br />

den Patienten, die Familie und die Gesellschaft in ihrem<br />

Ansatz. In gewissem Sinn stellt Palliativmedizin die grundlegendste<br />

Form der Versorgung dar, indem sie die Bedürfnisse<br />

der Patienten versorgt ohne Berücksichtigung des Ortes, sowohl<br />

zu Hause wie im Krankenhaus. Palliativmedizin bejaht<br />

das Leben und akzeptiert den Tod als normalen Prozess. Sie<br />

will den Tod weder beschleunigen noch hinauszögern. Ziel ist<br />

der Erhalt der bestmöglichen Lebensqualität bis zum Tod.»


Nr. 1/ 2011 l online academy l Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>? l Pharmaceutical Care<br />

20<br />

Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

<strong>kann</strong> die Rehabilitationsphase <strong>mehr</strong>ere Monate oder auch<br />

Jahre dauern, in denen der Patient trotz fortgeschrittener<br />

Erkrankung ein weitgehend normales Leben führen <strong>kann</strong>.<br />

In der Präterminalphase machen sich erste Einschränkungen<br />

bemerkbar, Symptome werden sichtbar. Eine<br />

Teilnahme am aktiven Leben ist nur teilweise möglich.<br />

Diese Phase <strong>kann</strong> <strong>mehr</strong>ere Wochen dauern. Die Terminalphase<br />

ist durch einen zunehmenden Rückzug aus dem<br />

aktiven Leben des Patienten nach innen gekennzeichnet.<br />

Es kommt zur Bettlägerigkeit. Diese Phase <strong>kann</strong> bis zu<br />

einer Woche andauern. Besondere Beach<strong>tun</strong>g in der palliativen<br />

Versorgung findet die Finalphase, welche die intensivste<br />

Betreuung erfordert. Der Tod des Patienten ist<br />

nun absehbar, der Mensch liegt im Sterben. Die Finalphase<br />

dauert normalerweise einige S<strong>tun</strong>den, selten <strong>mehr</strong>ere<br />

Tage an. Um dem Symptomgeschehen in dieser Phase<br />

<strong>nicht</strong> hilflos gegenüber zu stehen, können einige körperliche<br />

Anzeichen auf den bevorstehenden Tod hinweisen:<br />

} Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit<br />

} Lange Schlafphasen bis Koma<br />

} Reduzierung der Nahrungs­/Flüssigkeitsaufnahme<br />

} Reduzierung der Urinausscheidung<br />

} Kalte Hände/Füsse<br />

} Hautveränderungen<br />

} Ausgeprägt blasses Mund­Nasen­Dreieck bzw. weisse<br />

Nasenspitze<br />

} Veränderter Atemrhythmus<br />

} Präfinales Rasseln (death rattle)<br />

In dieser letzten Phase ist es ganz besonders wichtig, dem<br />

ganzheitlichen Ansatz der palliativen Betreuung Rechnung<br />

zu tragen: Beach<strong>tun</strong>g psychischer, physischer, spiritueller<br />

und psychosozialer Probleme. Das bedeutet, der<br />

Patient sollte die Umgebung bestimmen. Eine professionelle<br />

Betreuung rund um die Uhr muss gewährleistet werden.<br />

Wichtig sind auch die Offenheit und Stabilität aller<br />

Beteiligten. Im Vordergrund der Therapie steht die Symptomkontrolle<br />

(z. B. Obstipation, Übelkeit, Schmerz).<br />

Massnahmen, die die verbliebene Lebensqualität verschlechtern,<br />

sollten unterlassen werden, überflüssig gewordene<br />

Medikamente abgesetzt werden.<br />

Der Mensch hat in den letzten S<strong>tun</strong>den, Tagen und Monaten<br />

ein Anrecht auf eine bestmögliche Leidenslinderung<br />

und grösste menschliche Zuwendung. Ein Zitat von<br />

Cicely Saunders macht dies deutlich: «Das Sterben eines<br />

Menschen bleibt als wichtige Erinnerung zurück bei denen,<br />

die weiterleben. Aus Rücksicht auf sie, aber auch aus<br />

Rücksicht auf den Sterbenden ist es unsere Aufgabe,<br />

einer seits zu wissen, was Schmerz und Leiden verursacht,<br />

andererseits zu wissen, wie wir diese Beschwerden effektiv<br />

behandeln können. <strong>Was</strong> immer in den letzten S<strong>tun</strong>den<br />

eines Menschen geschieht, <strong>kann</strong> viele bestehende Wunden<br />

<strong>heilen</strong>, es <strong>kann</strong> aber auch als unerträgliche Erinnerung<br />

verbleiben, die den Weg durch die Trauer verhindert.»<br />

[6].<br />

Kasten 2<br />

Versorgungsstruktur Palliative Care<br />

Grundversorgung<br />

} Akutbereich (Spital, Rehabilitation)<br />

} Langzeitbereich (Alten­/Pflegeheime)<br />

} Familienbereich (Hausärzte, Hospizdienste (Spitex),<br />

Ambulatorien, Angehörige)<br />

Unterstützende Angebote<br />

} Mobiler Palliativdienst<br />

} Palliativ­Konsilliardienst<br />

} Ehrenamtliche und Freiwillige<br />

Spezialisierte Angebote<br />

} Palliativstation<br />

} Stationäres Hospiz<br />

} Tageshospiz/Nachthospiz<br />

} Palliativambulatorium<br />

Im zentralen Blickpunkt in diesen letzten Lebensphasen<br />

stehen also der Patient selbst sowie seine Bedürfnisse und<br />

Wünsche. Bei optimalem interdisziplinärem Zusammenspiel<br />

aller Beteiligten (Arzt, Pfleger, Angehörige, Apotheker)<br />

<strong>kann</strong> selbst die Finalphase durchaus ruhig und friedlich<br />

verlaufen. Es sollte frühzeitig geklärt werden, ob ein<br />

Patient im Krankenhaus, einem Hospiz oder zu Hause<br />

betreut werden will. Inzwischen gibt es vielfältige Möglichkeiten:<br />

Eine Grundversorgung in allen Phasen der Palliativsituation<br />

bieten im Akutbereich Spitäler oder Rehabilitationszentren,<br />

im Langzeitbereich auch Alten­/Pflegeheime.<br />

Für die Patienten zu Hause sind Hausärzte, Spitex,<br />

Ambulatorien und Angehörige eingebunden. Palliativstationen<br />

sind an Spitäler angebunden oder dort integriert,<br />

stationäre oder ambulante Hospizdienste haben eine<br />

eigene Organisationsstruktur. In den Hospizen werden<br />

Sterbende und ihre Angehörigen betreut. Ambulante<br />

Hospizdienste gewährleisten diese intensive Betreuung<br />

bei dem Patienten zu Hause (Kasten 2).<br />

Wichtigste Mitarbeiter im interdisziplinären Team sind zunächst<br />

der Patient selbst und seine Angehörigen. Sie<br />

sollten aktiv in alle Entscheidungen einbezogen werden<br />

und am Behandlungsplan mitwirken. Als Nächste in engem<br />

Kontakt zu Patient und Familie stehen Pflegekräfte,<br />

sie unterstützen die Alltagsfähigkeiten. Von grosser Bedeu<strong>tun</strong>g<br />

ist der betreuende Arzt, der die Behandlung<br />

plant, anpasst und durchführt. Eine 24­S<strong>tun</strong>den­Bereitschaft<br />

für Patient und Angehörige muss gewährleistet<br />

sein. Daneben sind Seelsorger und Psychologen in das


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Team eingebunden. Apotheker haben in der Terminal­<br />

und Finalphase oft nur indirekt Kontakt mit den Patienten,<br />

da diese <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> selbst in die Apotheke kommen<br />

können. Dennoch darf der Apotheker durch seine<br />

fachlichen Kompetenzen im Bereich der Medikation und<br />

technischen Hilfsmittel (Sonden, Pumpen, sonstige Hilfsmittel)<br />

im betreuenden Team <strong>nicht</strong> fehlen. Er <strong>kann</strong> gewissermassen<br />

als Schnittstelle zwischen Arzt, Pflegeteam und<br />

auch Angehörigen fungieren. Eine gute Zusammenarbeit<br />

mit regelmässigen Treffen und Besprechungen der Beteiligten<br />

ermöglicht es den Patienten auch zu Hause, in vertrauter<br />

Umgebung würdig zu sterben.<br />

Es ist <strong>nicht</strong> immer einfach, den Patientenwillen zu ermitteln.<br />

Besonders schwierig ist dies, <strong>wenn</strong> der Patient <strong>nicht</strong><br />

bei Bewusstsein ist. Daher <strong>kann</strong> es sinnvoll sein, eine Patientenverfügung<br />

zu formulieren, in der Massnahmen zu<br />

medizinischen Behandlungen und Lebenserhal<strong>tun</strong>g (z. B.<br />

künstliche Ernährung, Beatmung etc.) gewünscht oder<br />

auch abgelehnt werden. Mit einer Patientenverfügung<br />

<strong>kann</strong> der Patient sein Recht auf Selbstbestimmung wahrnehmen,<br />

selbst <strong>wenn</strong> er <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> in der Lage ist, seinen<br />

Willen zu äussern. Alternativ dazu <strong>kann</strong> auch eine Vorsorgevollmacht<br />

erteilt werden, die zum Tragen kommt,<br />

<strong>wenn</strong> der Patient <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> selbst entscheiden <strong>kann</strong>.<br />

Dann können eine oder <strong>mehr</strong>ere vertraute Personen Entscheidungen<br />

im Sinne des Patienten treffen.<br />

} Nicht-Opioidanalgetika<br />

} +/- Adjuvantien<br />

Stufe 2<br />

Stufe 1 } Schwach wirkende<br />

Opioidanalgetika<br />

} +/- Nicht-Opioidanalgetika<br />

} +/- Adjuvantien<br />

21<br />

Die wichtigsten Probleme im Blickpunkt<br />

Schmerz<br />

Grundsätzlich wird bei Schmerzen zwischen nozizeptivem<br />

und neuropathischem Schmerz unterschieden. Nozizeptive<br />

Schmerzen beruhen auf einer Schädigung des Gewebes<br />

und der Freisetzung von Schmerzmediatoren, während<br />

neuropathische Schmerzen von einer direkten Nervenschädigung<br />

verursacht werden. Diagnostiziert wird<br />

die Schmerzart durch eine Schmerzbeschreibung, wobei<br />

häufig beide Arten vorkommen und der jeweilige Anteil<br />

stets veränderbar ist. Die Schmerzerfassung <strong>kann</strong> mit<br />

Hilfe einer Schmerzskala oder einem Schmerztagebuch<br />

erfolgen. Häufig kommt es zu einer Unterversorgung mit<br />

Analgetika, da die Schmerzen oft unterschätzt werden<br />

oder die Patienten sich zurückhaltend äussern. Probleme<br />

können Durchbruchschmerzen machen, da diese aus dem<br />

Ruheschmerzniveau herausstechen und schwer unter<br />

Kontrolle zu bringen sind [13].<br />

Die Schmerztherapie in der Palliativmedizin orientiert sich<br />

an den entsprechenden Grundsätzen der WHO. Demnach<br />

ist eine <strong>nicht</strong>invasive Applikation zu bevorzugen. Orale<br />

Arzneiformen bilden meist die Grundlage der Schmerztherapie,<br />

sofern der Patient Medikamente schlucken <strong>kann</strong>.<br />

Stufe 3<br />

} Stark wirkende Opioidanalgetika<br />

} +/- Nicht-Opioidanalgetika<br />

} +/- Adjuvantien<br />

Stufe 4<br />

} Invasive Therapieformen<br />

Abbildung 1<br />

WHO­Stufenschema der Schmerztherapie.<br />

Dieses Stufenschema dient als Goldstandard in der Behandlung von Tumorschmerzen und Schmerzen anderer Genesen. Als<br />

Adjuvantien kommen Substanzen in Betracht, die einen schmerzstillenden Effekt haben ohne klassische Analgetika zu sein,<br />

etwa Antidepressiva, Neuoleptika oder Antkonvulsiva.


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22<br />

Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

Alter nativ kommen transdermale Systeme in Frage. Invasive<br />

Verfahren (i.v., s.c.) kommen nur dann zum Einsatz,<br />

<strong>wenn</strong> andere Applikationsformen <strong>nicht</strong> möglich sind.<br />

Schmerzmittel sollten generell <strong>nicht</strong> i.m. appliziert werden.<br />

Die Einnahme sollte nach einem festgelegten Zeitplan bevorzugt<br />

mit Retardpräparaten erfolgen und so angelegt<br />

sein, dass die Wirkung <strong>nicht</strong> nachlässt, bevor die nächste<br />

Dosis verabreicht wird. Die Art der eingesetzten Analgetika<br />

richtet sich nach dem WHO­Stufenschema (Abbildung<br />

1). Tabelle 1 gibt eine Übersicht der Analgetika, die<br />

in der jeweiligen Stufe zum Einsatz kommen.<br />

Analgetika der Stufe 1 werden je nach Wirkungsprofil<br />

eingesetzt, da sie sich hinsichtlich analgetischer, antipyretischer<br />

und antiphlogistischer Wirksamkeit stark unterscheiden.<br />

Tabelle 1<br />

Auswahl oral und transdermal eingesetzter Präparate in der Schmerzmedikation<br />

WHO­<br />

Schmerzstufe<br />

Wirkstoff Handelsname (CH) Handelsname (D)<br />

Stufe 1 Acetylsalicylsäure Aspirin ® , Alcacyl ® Aspirin ® ,<br />

ASS­ratiopharm ®<br />

Ibuprofen Algifor ® ,<br />

Dolo­Spedifen ®<br />

Aktren ® , Dolormin ®<br />

Paracetamol Panadol ® , Dafalgan ® Ben­u­ron ®<br />

Mefenaminsäure Ponstan ® ,<br />

Mefenacid ® ,<br />

Spiralgin ® 500<br />

Nicht im Handel<br />

Metamizol Novalgin ® Novalgin ®<br />

Diclofenac Voltaren ® , Olfen ® Voltaren ®<br />

Etoricoxib Arcoxia ® Arcoxia ®<br />

Celecoxib Celebrex ® Celebrex ®<br />

Stufe 2 Tilidin Valoron ® Valoron ® N (in<br />

Kombination mit<br />

Naloxon)<br />

Tramadol Tramal ® , Tramundin ® Tramal ®<br />

Dihydrocodein Codicontin ® ,<br />

Paracodin ®<br />

Paracodin ® N<br />

Stufe 3 Hydromorphon Jurnista ® , Palladon ® Jurnista ® , Palladon ®<br />

Fentanyl Actiq ® , Durogesic ® Actiq ® , Durogesic ®<br />

Morphin Sevredol ® Sevredol ®<br />

Oxycodon Oxycontin ® ,<br />

Oxynorm ®<br />

Oxygesic ® , Targin ®<br />

(+ Naloxon)<br />

Buprenorphin Temgesic ® , Transtec ® Temgesic ® , Transtec ®<br />

Sind Schmerzen mit diesen Analgetika <strong>nicht</strong> zu beherrschen,<br />

kommen Stufe­2­Analgetika zum Einsatz. Hier ist<br />

zu beachten, dass die Opioide einen Ceiling­Effekt zeigen .<br />

Das bedeutet, ab einer gewissen Dosis ist <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> mit<br />

einer Wirksamkeitssteigerung zu rechnen, sondern nur<br />

noch mit verstärkten unerwünschten Wirkungen. Daher<br />

ist es sinnvoll, diese Arzneistoffe mit Analgetika der Stufe<br />

1 und/oder Ko­Analgetika zu kombinieren.<br />

Im Zusammenhang mit Palliativpatienten haben Analgetika<br />

der Stufe 3 die grösste Bedeu<strong>tun</strong>g. Sie sind dann indiziert,<br />

<strong>wenn</strong> Präparate aus Stufe 1 und 2 <strong>nicht</strong> ausreichend<br />

wirksam sind. Auch hier empfiehlt sich die Kombination<br />

aus Opioiden, <strong>nicht</strong>­opioiden Analgetika und Ko­Analgetika.<br />

Aufgrund einer kompetitiven Rezeptoraffinität ist die<br />

Kombination mit schwachen Opioiden der Stufe 2 <strong>nicht</strong><br />

sinnvoll. Bei der Verabreichung von Buprenorphin ist die<br />

schlechte Antagonisierbarkeit zu beachten.<br />

Durchbruchschmerzen sind Schmerzspitzen, die zusätzlich<br />

zum Ruheschmerz auftreten. Zur Therapie sollten<br />

rasch verfügbare, <strong>nicht</strong>­retardierte Opioide eingesetzt<br />

werden, die für diese Indikation auch in besonderen Arzneiformen<br />

im Handel sind. So ist zum Beispiel Fentanyl in<br />

Form von Sublingualtabletten, als oral­transmukosaler<br />

Stick (Actiq ® ) oder in Deutschland auch als Nasenspray<br />

(Instanyl ® ) erhältlich. Die Applikation über die Nasen­<br />

bzw. Mundschleimhaut ist beinahe ebenso schnell wirksam<br />

wie ein i.v.­appliziertes Opioid.<br />

Bei langfristiger Gabe von Opioiden steht immer auch das<br />

Problem der Abhängigkeit im Raum. Die Frage nach Sucht<br />

und Dosissteigerung hält sich hartnäckig. Es muss zunächst<br />

zwischen psychischer und physischer Abhängigkeit<br />

unterschieden werden. Als psychische Abhängigkeit<br />

wird das ständige Verlangen nach einer Substanz bezeichnet,<br />

um deren psychotrope Wirkung zu erleben. Dieses<br />

Phänomen tritt bei Palliativpatienten im Allgemeinen<br />

<strong>nicht</strong> auf, <strong>wenn</strong> das Präparat ausreichend dosiert ist und<br />

regelmässig eingenommen wird. Es steht die ausreichende<br />

Schmerzstillung, <strong>nicht</strong> die psychotrope Wirkung<br />

im Vordergrund. Eine psychische Abhängigkeit ist also<br />

eher die Ausnahme als die Regel. Bei langdauernder Opioideinnahme<br />

entsteht jedoch immer eine physische Abhängigkeit<br />

(Toleranzeffekte). Dies zeigt sich durch das<br />

Auftreten von Entzugssymptomen nach plötzlichem Absetzen.<br />

Solche Symptome sind Schweissausbrüche, Tachykardie,<br />

Tachypnoe, Diarrhoe, Unruhe, Angst etc. Sie können<br />

auch beim Wechsel auf ein anderes Opioid auftreten.<br />

Die Therapie mit diesen Schmerzmitteln muss schrittweise<br />

ausgeschlichen werden.<br />

Die Kombination von Analgetika mit Ko­Analgetika (Adjuvantien)<br />

ist laut WHO empfohlen. Ko­Analgetika sind<br />

keine Analgetika im eigentlichen Sinne. Welche Arzneistoffe<br />

zum Einsatz kommen, richtet sich nach der Schmerzursache.<br />

Tabelle 2 zeigt die Substanzklassen, welche als<br />

Ko­Analgetika verwendet werden.


Tabelle 2<br />

Ko­Analgetika (Adjuvantien)<br />

Schmerzbedingtes, depressives Syndrom<br />

Rückenschmerz<br />

Tumorschmerz<br />

Diabetogener Schmerz<br />

Neuropathischer Schmerz<br />

Trigeminusneuralgie<br />

Arthritis<br />

Kompressionsschmerz<br />

Metastatischer Knochenschmerz<br />

Lymphödem<br />

Hyperkalzämie<br />

Knochenmetastasen<br />

Osteoporose<br />

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Antidepressiva<br />

} Amitriptylin<br />

} Doxepin<br />

} Citalopram<br />

Antikonvulsiva<br />

} Carbamazepin<br />

} Gabapentin<br />

Myotonolytikum<br />

} Baclofen<br />

Kortikosteroide<br />

} Dexamethason<br />

} Prednisolon<br />

Kalziumstoffwechselregulatoren<br />

} Calcitonin<br />

Viscerales Schmerzsyndrom Spasmolytika<br />

} N­Butylscopolamin<br />

Darmspastiken<br />

} Metamizol<br />

Koliken<br />

Schmerzhafte Muskelspastik Myotonolytikum<br />

} Baclofen<br />

Übelkeit und Erbrechen<br />

Etwa 60 % der Tumorpatienten im fortgeschrittenen Stadium<br />

leiden unter Übelkeit und Erbrechen, die zum einen<br />

von einer Vielzahl von Medikamenten ausgelöst werden<br />

können (z. B. Zytostatika, <strong>nicht</strong>­steroidale Antirheumatika<br />

(NSAID) oder Opioide), zum anderen durch Erkrankungen,<br />

die gegebenenfalls kausal zu therapieren sind. Dazu gehören:<br />

} Metabolische Störungen: Hyperkalzämie, Urämie<br />

} Infektionen<br />

} Zentralnervöse Störungen: erhöhter Hirndruck, vestibuläre<br />

Störungen<br />

} Gastrointestinale Störungen: Ulkus, Subileus, Ösophagitis<br />

} Psychische Störungen: Angst<br />

} Depressionen<br />

} Starker Husten<br />

Zur Vermeidung von Übelkeit und Erbrechen sollten verzichtbare<br />

Medikamente abgesetzt werden, bei Opioidtherapie<br />

<strong>kann</strong> prophylaktisch eine antiemetische Begleitmedikation<br />

verabreicht werden.<br />

23<br />

Als Arzneimittel kommen verschiedene Substanzklassen<br />

zum Einsatz.<br />

} Prokinetika (z. B. Metoclopramid) blockieren zentrale Dopa<br />

minrezeptoren und stimulieren die gastrale Motilität.<br />

} Antihistaminika (z. B. Dimenhydrinat): Ältere Vertreter<br />

dieser Wirkstoffgruppe greifen antagonistisch am Brechzentrum<br />

an und besitzen sedierende Nebenwirkungen.<br />

} 5HT3­Antagonisten (z. B. Ondansetron) blockieren die<br />

Serotoninwirkung im Gastrointestinaltrakt.<br />

} Anticholinergika (z. B. Scopolamin) blockieren die muscarinergen<br />

Acetylcholinrezeptoren im Brechzentrum.<br />

} Neuroleptika (z. B. Haloperidol) besitzen die breiteste<br />

antiemetische Wirkung, da sie zentrale Dopamin­, und<br />

in hohen Dosen auch Histamin­, Acetylcholin­ und<br />

5HT2­Rezeptoren blockieren. Für die antiemetische<br />

Therapie ist eine deutlich geringere Dosis nötig als für<br />

die antipsychotische Therapie.<br />

} Steroide (z. B. Dexamethason) besitzen einen <strong>nicht</strong> genau<br />

be<strong>kann</strong>ten Wirkmechanismus. Möglich ist eine<br />

zentrale Hemmung der Prostaglandinsynthese.<br />

} Cannabinoide (z. B. Dronabinol) wirken über Rezeptoren<br />

im zentralen Kortex, sind allerdings bisher weder<br />

in der Schweiz noch in Deutschland zugelassen. Eine<br />

Änderung des Betäubungsmittelrechts zur Erleichterung<br />

der Zulassung von dronabinolhaltigen Fertigpräparaten<br />

wurde in Deutschland auf den Weg gebracht<br />

[14]. Dronabinol <strong>kann</strong> dort bereits jetzt in Form einer<br />

Rezeptur als Einzelverordnung legal rezeptiert werden.<br />

Wie Schmerzmittel können auch Antiemetika je nach<br />

klinischer Situation miteinander kombiniert werden. Zu<br />

Bedenken ist die problematische Einnahme. Bei starkem<br />

Erbrechen ist eine intravenöse, subcutane oder rektale<br />

Applikation zu bevorzugen. Bei leichter Übelkeit <strong>kann</strong> auf<br />

eine orale Arzneiform zurückgegriffen werden.<br />

Obstipation<br />

Obstipation <strong>kann</strong> organisch oder funktionell bedingt sein.<br />

Zu den organischen Ursachen gehören Tumore, Hyperkalzämie<br />

oder Divertikulitis, als funktionell bedingte Ursachen<br />

sind eine verlangsamte Kolonpassage, ballaststoffarme<br />

Kost, Immobilität u. a. zu nennen.<br />

Palliativpatienten sind häufig eingeschränkt mobil, haben<br />

wenig Appetit und wenig Durst (und damit verbunden<br />

eine geringe Ballaststoffaufnahme sowie Elektrolytstörungen)<br />

und benötigen meist eine Opioidtherapie.<br />

Allgemeine Massnahmen zur Behebung der Obstipation<br />

wie eine Erhöhung der Ballaststoffe in der Ernährung,<br />

eine ver<strong>mehr</strong>te Flüssigkeitszufuhr sowie ausreichend Bewegung<br />

sind bei Patienten in der Terminal­ und Finalphase<br />

kaum möglich. Allenfalls Fruchtsäfte werden von vielen<br />

Patienten akzeptiert. So muss nahezu immer eine medikamentöse<br />

Unterstützung der Darmtätigkeit erfolgen. Vor<br />

der Laxanzien gabe ist als wichtigste Komplikation ein<br />

Ileus auszuschliessen.


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24<br />

Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

Tabelle 3<br />

Laxanzien in der Palliativmedizin (Auswahl)<br />

Gruppe Wirkstoffe Präparate CH (Beispiele) Präparate D (Beispiele)<br />

Osmotisch wirksam Macrogol Dulcolax Macrogol Pulver Movicol ® , Isomol ®<br />

Lactulose Duphalac ® Sirup, Gatinar ® Sirup Bifiteral ®<br />

Antiresorptiv und hydra­ Bisacodyl Dulcolax Bisacodyl<br />

gog wirksam<br />

® (Drageés und<br />

Supp.), Prontolax ® Dulcolax<br />

(Drageés und<br />

Supp.)<br />

® (Dragées und Supp.)<br />

Natriumpicosulfat Dulcolax Picosulfat ® (Pearls und<br />

Tropfen), Laxoberon Tropfen ®<br />

Laxoberal ® Tropfen<br />

Rizinusöl Rical ® Kapseln Laxopol ® Kapseln<br />

Anthraglycoside Darmol ® Abführtee/Abführkapseln/ Bekunis<br />

Abführtabletten<br />

® Drg. und Tee<br />

Agiolax ® Granulat<br />

Neda ® Würfel<br />

Midro ® Tee und Tbl.<br />

Gleitmittel Docusat­Natrium Nicht im Handel Norgalax ® Miniklistier Gel<br />

Paraffin Paragol N ® , Paragar ® Obstinol ®<br />

Laxans mit Wirkung auf<br />

den Defäkationsreflex<br />

Glycerin Practomil ® Klistier Glycilax ®<br />

Mittel der Wahl bei Palliativpatienten ist Polyethylenglycol<br />

(Macrogol) (Tabelle 3). Es wird <strong>nicht</strong> resorbiert und besitzt<br />

eine osmotische Wirkung im Darm, welche eine Volumensteigerung<br />

zur Folge hat. Die enthaltenen Elektrolyte sollen<br />

dafür sorgen, dass nahezu keine Nettogewinne oder<br />

­verluste an Natrium und Kalium auftreten. Einzige Einschränkung<br />

ist die Flüssigkeitsmenge, die der Patient in<br />

der Lage sein muss, zu sich zu nehmen. Alternativ <strong>kann</strong><br />

Lactulose gegeben werden, welche auf osmotischem Weg<br />

<strong>Was</strong>ser im Darm zurückhält und die Peristaltik anregt. Da<br />

Lactulose im Darm durch Bakterien gespalten wird, klagen<br />

die Patienten jedoch häufig über unangenehme Blähungen.<br />

Auch der süssliche Geschmack ist wenig beliebt.<br />

Stimulierende Laxanzien , z. B. Bisacodyl und Natriumpicosulfat,<br />

wirken über die Hemmung der Natriumresorption<br />

im Darm, verbunden mit einem Elektrolyt­ und <strong>Was</strong>sereinstrom<br />

in das Darmlumen. Die bei sonst gesunden Patienten<br />

gefürchtete Gewöhnung tritt bei Palliativpatienten<br />

in den Hintergrund. Gleitmittel wie Glycerin weichen den<br />

verhärteten Stuhl auf und verbessern die Gleitfähigkeit.<br />

Sie sind oft eine notwendige Ergänzung zu den anderen<br />

Laxanzien. Die verminderte Resorption von fettlöslichen<br />

Vitaminen unter Gabe von Paraffin <strong>kann</strong> in der palliativen<br />

Situation vernachlässigt werden. In der Praxis werden die<br />

Abführmittel bei Palliativpatienten auch kombiniert angewendet.<br />

Sollten all diese Massnahmen erfolglos bleiben,<br />

muss eine <strong>man</strong>uelle Ausräumung stattfinden.<br />

Anorexie/Kachexie und Ernährung<br />

Von entscheidender Bedeu<strong>tun</strong>g für die Lebensqualität ist<br />

der Ernährungszustand der erkrankten Person. Früher<br />

oder später leiden viele Palliativpatienten an ausgeprägter<br />

Anorexie und Kachexie. Man spricht daher von einem<br />

Anorexie­Kachexie­Syndrom (AKS) [8]. Anorexie bezeichnet<br />

die Appetitlosigkeit, die Abneigung und Lustlosigkeit<br />

zum Essen und Trinken, begleitet von einem raschen Sättigungsgefühl.<br />

Anorexie <strong>kann</strong> verschiedene Ursachen<br />

haben : die Tumorerkrankung selbst, die Chemo­, Strahlen­<br />

oder Arzneimitteltherapie sowie die Kachexie, die ihrerseits<br />

wieder Anorexie hervorrufen <strong>kann</strong>. Kachexie ist<br />

der rasche, unfreiwillige Gewichtsverlust von 2 % in zwei<br />

Monaten oder 5 % in sechs Monaten [7]. Als Folge werden<br />

<strong>nicht</strong> nur die Fettdepots sondern auch das Baufett<br />

und die Muskulatur abgebaut. Die Malnutrition beeinträchtigt<br />

die Aktivitäten des täglichen Lebens, verstärkt<br />

andere negative Begleiterscheinungen der Grunderkrankung<br />

wie Dyspnoe, Fatigue und erhöht die Dekubitusneigung.<br />

Es kommt zu Atrophien und Funktionsausfällen


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von Knochen und Organen. Lebensbedrohlich wird eine<br />

Kachexie, <strong>wenn</strong> sie den Herzmuskel angreift. Bei Patienten<br />

mit fortgeschrittenen onkologischen Erkrankungen<br />

ist die Kachexie durch die Produktion proinflammatorischer<br />

Zytokine sowie tumorinduzierter Faktoren gekennzeichnet.<br />

Dies führt zu einem veränderten Metabolismus,<br />

der wiederum die Kachexie weiter vorantreibt sowie lebensbedrohliches<br />

Leber­ oder Nierenversagen hervorrufen<br />

<strong>kann</strong> [9].<br />

Das AKS trifft bis zu 80 % der Tumorpatienten, daneben<br />

auch Patienten mit Herzinsuffizienz, COPD oder AIDS.<br />

Man unterscheidet ein primäres und ein sekundäres AKS.<br />

Beide können gleichzeitig auftreten.<br />

Das primäre AKS ist durch eine katabole Stoffwechsellage<br />

gekennzeichnet, welche durch chronisch­entzündliche<br />

Faktoren und neuroendokrine Veränderungen hervorgerufen<br />

wird. Dies resultiert in einem Nährstoff<strong>man</strong>gel<br />

durch gesteigerten Abbau von Muskel­ und Fettgewebe,<br />

zentral gehemmten Appetit und Hemmung der Magen­<br />

Darm­Peristaltik.<br />

Ein sekundäres AKS entwickelt sich aus zum Teil korrigierbaren<br />

Faktoren, wie Stomatitis, Soor, Geschmacksstörungen,<br />

Mundtrockenheit sowie Kau­/Schluckstörungen,<br />

Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Schmerzen, Depression,<br />

psychosoziale Faktoren und Diätfehler. Eine verminderte<br />

Absorption durch z. B. Pankreasinsuffizienz, Eiweissverluste<br />

durch Aszitespunktionen und Muskelabbau<br />

durch Bettlägerigkeit erschweren die Situation.<br />

Kasten 3<br />

Ernährungstipps für Palliativpatienten (nach Aulbert/Zech)<br />

} Essen Sie immer, <strong>wenn</strong> sie Lust haben, sooft Sie mögen.<br />

} Passen Sie die Nahrungsmenge den Tageszeiten mit dem grössten Hunger an.<br />

} Pflegen Sie eine Esskultur in angenehmer Atmosphäre und Gesellschaft.<br />

} Erhalten Sie Essrituale und Essenszeiten: Essen Sie mit Augen und Liebe.<br />

} Laden Sie Angehörige ein, gemeinsam zu essen und trinken (Tees<strong>tun</strong>de).<br />

} Trauen Sie sich das zu essen, worauf Sie Lust haben (und weniger, was<br />

«gesund » ist).<br />

} Lassen Sie sich im Spital/Pflegeheim Lieblingsspeisen und Geschirr von zu<br />

Hause mitbringen.<br />

} Essen zwischendurch ist erlaubt: 6–8 Snacks pro Tag.<br />

} Haben Sie immer etwas Kleines zum Essen dabei.<br />

} Wählen Sie protein­ und fettreiche Nahrungsmittel.<br />

} Bewegen Sie sich jeden Tag (Spaziergang usw.), am besten vor den Mahlzeiten<br />

} Gewinnen Sie (wieder) Vertrauen in ihren (veränderten) Körper.<br />

} Trinken Sie viel zwischen den Mahlzeiten, aber wenig beim Essen.<br />

} Achten Sie auf eine sehr gute Darmtätigkeit.<br />

25<br />

Um dem massiven Gewichts­ und Proteinverlust entgegen<br />

zu wirken, können mit Hilfe eines Ernährungsprotokolls<br />

die Ursachen abgeklärt und behebbare Faktoren multiprofessionell<br />

beseitigt werden. Zu den Massnahmen, die<br />

ergriffen werden sollten, zählen vor allem die Ernährungsbera<strong>tun</strong>g<br />

und die psychosoziale Betreuung.<br />

Idealerweise sollte die Ernährungsbera<strong>tun</strong>g nach einem<br />

vorangegangenen Ernährungsscreening so frühzeitig wie<br />

möglich erfolgen. Es sollte eine abwechslungsreiche,<br />

wohlschmeckende Wunschkost unter Berücksichtigung<br />

individueller Essgewohnheiten serviert werden, eine spezielle<br />

Diät ist in der Regel <strong>nicht</strong> notwendig. Auf eine ausreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr, evtl. mit appetitanregenden<br />

Getränken, muss geachtet werden. Um dies sinnvoll umzusetzen,<br />

müssen auch Angehörige entsprechend geschult<br />

werden (Kasten 3).<br />

Zusätzlich <strong>kann</strong> der Versuch unternommen werden, die<br />

Kachexie durch die Gabe von Medikamenten zu verringern<br />

[17]. Die Anwendung von Kortikosteroiden über<br />

zwei bis vier Wochen bewirkt eine Appetitsteigerung und<br />

somit eine Besserung des Allgemeinzustandes. Eine längerdauernde<br />

Therapie bringt jedoch keinen Vorteil, sondern<br />

ver<strong>mehr</strong>t unerwünschte Wirkungen. Daher empfiehlt<br />

sich der Einsatz vor wichtigen Lebensereignissen<br />

oder einer verbleibenden Lebenserwar<strong>tun</strong>g von weniger<br />

als sechs Wochen. Die Verabreichung von Progestinen bewirkt<br />

eine Steigerung von Appetit und Gewicht durch<br />

<strong>Was</strong>serretention und Zunahme des Fettgewebes. Die Wirkung<br />

tritt nach ca. einer Woche ein und hält länger an als<br />

bei Kortikoiden. Indiziert ist dies bei Patienten mit einer<br />

Lebenserwar<strong>tun</strong>g von über drei Monaten. Zu beachten ist<br />

allerdings das erhöhte Thromboserisiko.<br />

Schliesslich reduzieren Prokinetika ein frühes Sättigungsgefühl.<br />

Darüber hinaus beheben sie eine chronische Übelkeit<br />

[7].<br />

Erreicht der Patient aufgrund von Appetitlosigkeit <strong>nicht</strong><br />

die nötige Kalorienzufuhr oder <strong>kann</strong> er seinen Bedarf an<br />

Mikronährstoffen <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> decken, <strong>kann</strong> die Nahrung<br />

mit Ergänzungsnahrungen angereichert werden. Sie sind<br />

in Flaschen, TetraPaks sowie PET­Fläschchen zu bekommen<br />

(z. B. Fresubin ® ). Im Handel sind vorwiegend süssliche<br />

und fruchtige Geschmacksrich<strong>tun</strong>gen. Je nach Hersteller<br />

werden aber auch Suppen oder neutrale Geschmacksrich<strong>tun</strong>gen<br />

angeboten. Die Ernährung des<br />

Patienten <strong>kann</strong>, <strong>wenn</strong> nötig, ausschliesslich über diese<br />

Nahrung erfolgen, sofern sie bilanziert ist (Herstellerinfo<br />

beachten). Meist reicht es aber aus, die normale Kost mit<br />

Supplementen zu ergänzen. Die Industrie bietet je nach<br />

Indikation hochkalorische, eiweissreiche oder je nach<br />

Krankheitsbild adaptierte Ergänzungsnahrungen an. Einige<br />

enthalten Omega­3­Fettsäuren, die einem speziell<br />

krebsbedingten Gewichtsverlust entgegenwirken können.<br />

Darüber hinaus sind einzelne Nahrungsbestandteile<br />

wie Proteine, Kohlenhydrate, MCT­Fette, Pulver zum


Nr. 1/ 2011 l online academy l Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>? l Pharmaceutical Care<br />

26<br />

Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

Andicken von Speisen für Dysphagiepatienten und anderes<br />

in Form von Spezialprodukten auf dem Markt. Sie<br />

können entweder in die normale Kost eingearbeitet oder<br />

in Form von Getränken verabreicht werden.<br />

Als letzte Möglichkeit bleibt die so genannte künstliche<br />

Ernährung . Der Begriff bezeichnet <strong>mehr</strong> die Art und Weise<br />

der Nahrungszufuhr als die Art der Nahrung. Bevor<br />

<strong>man</strong> sich für eine enterale oder parenterale Ernährung<br />

entscheidet, stellt sich die Frage, ob der Patient in Bezug<br />

auf seine Lebensqualität davon profitiert. Künstliche<br />

Ernährung wird erst dann eingesetzt, <strong>wenn</strong> der Bedarf<br />

auf natürlichem Weg <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> gedeckt werden <strong>kann</strong>.<br />

Bei der enteralen Ernährung über eine Sonde wird eine<br />

Sonde in den Magen oder Dünndarm gelegt und die Nahrung<br />

direkt appliziert. Die gastrale Sonde wird entweder<br />

über Nase und Speiseröhre in den Magen geführt, oder,<br />

bei längerer Verweildauer, durch die Bauchdecke gelegt<br />

(PEG, Perkutane Endoskopische Gastrostomie). Eine aggressive<br />

Ernährungstherapie ist in der Terminalphase oft<br />

<strong>nicht</strong> hilfreich und verbessert die Lebensqualität <strong>nicht</strong><br />

[15]. Die Entscheidung über das Einstellen einer Ernährungstherapie<br />

sollte gemeinsam mit Arzt, Angehörigen<br />

und idealerweise mit dem Patientenwillen geschehen.<br />

Dekubitus und Hautreizungen<br />

Je weiter die Erkrankung fortschreitet, umso weniger<br />

mobil sind die Patienten. Zu den bestehenden Symp tomen<br />

kommt das Wundliegen bzw. Dekubitus hinzu. Ursachen<br />

hierfür sind Immobilität, Inkontinenz und reduziertes Fettgewebe.<br />

Durch einen unphysiologisch langen Druck auf<br />

Haut und darunter liegendes Gewebe kommt es bei langem<br />

Liegen zur lokalem Ischämie, aus welcher sich<br />

langfris tig ein schwer zu behandelndes Geschwür entwickelt.<br />

Besonders gefährdet sind Stellen, an denen die Haut<br />

direkt über dem Knochen liegt (z. B. Wirbelvorsprünge,<br />

Fersen, Knie). Diese Stellen sollten regelmässig untersucht<br />

und gepflegt werden (erstes Symptom eines Dekubitus ist<br />

eine Rö<strong>tun</strong>g). Pflegeprodukte sollten die Haut <strong>nicht</strong> mit<br />

einem okklusiven Film überziehen, sondern den Gasaustausch<br />

erlauben (z. B. Dexpanthenol­haltige Salben).<br />

Ebenfalls wichtig zur Prophylaxe eines Dekubitus sind ein<br />

häufiger Lagerungswechsel und Druckentlas<strong>tun</strong>g. Hier<br />

<strong>kann</strong> mit einigen Hilfsmitteln viel erreicht werden. Weiche<br />

Rollen, Felle, Gelmatten, Schaumstoff, Kissen und <strong>nicht</strong><br />

zuletzt Wechseldruckmatratzen und Pflegebetten kommen<br />

hier zum Einsatz. Gelenke sollten <strong>nicht</strong> zu sehr gestreckt<br />

sein, sondern unterpolstert werden. Zur Therapie<br />

eines bestehenden Dekubitus eignen sich Wundverbände,<br />

welche für ein feuchtes Milieu sorgen. Diese Verbände<br />

enthalten Alginate, Polyurethanschäume, Hydrogele oder<br />

Hydrokolloide [16]. Auch hier <strong>kann</strong> und muss in der Apotheke<br />

intensive Bera<strong>tun</strong>gsleis<strong>tun</strong>g erbracht werden.<br />

Auch in Hautfalten können durch Feuchtigkeitsansammlungen<br />

Rö<strong>tun</strong>gen und Entzündungen entstehen. Um diesen<br />

entgegenzuwirken, sollten Hautfalten trocken gehal­<br />

Kasten 4<br />

Palliative Care – Wer kommt für die Kosten auf?<br />

In der Schweiz ist seit Anfang 2011 die Pflegefinanzierung neu<br />

geregelt. Die obligatorische Krankenpflegeversicherung leistet<br />

fortan einen nach Zeitaufwand abgestuften Beitrag an die<br />

Pflegeleis<strong>tun</strong>gen, die im Pflegeheim und zu Hause erbracht<br />

werden. Weitere Kosten werden durch die Kantone und den<br />

Versicherten selbst übernommen.<br />

In Deutschland tragen die Krankenkassen die Kosten zur palliativen<br />

Versorgung. Geregelt ist dies im Sozialgesetzbuch V<br />

(SGB V) §§ 37b und 132d. Diesem folgt eine Richtlinie zur Verordnung<br />

von spezialisierter ambulanter Palliativversorgung<br />

(SAPV), in der Grundlagen, Ziele, Voraussetzungen und Kostenübernahme<br />

durch die Krankenkassen geregelt sind.<br />

ten und eher sparsam gecremt werden. Insbesondere inkontinente<br />

Patienten, die Windelhosen benötigen, sind<br />

gefährdet. Der Okklusionseffekt macht die Haut noch<br />

empfindlicher, auch für Pilzerkrankungen. Der Wechsel<br />

zwischen Windelhose und Vorlage plus Netzhose <strong>kann</strong><br />

sinnvoll sein. Zur Hautpflege stehen viele Möglichkeiten<br />

zur Verfügung. Cremes mit hochwertigen Ölen (z. B. Olivenöl,<br />

Lavendelöl oder durchblu<strong>tun</strong>gsförderndes Rosmarinöl)<br />

oder Hautschutzsalben können vorbeugend eingesetzt<br />

werden. Für Pilzinfektionen eignen sich beispielsweise<br />

nystatinhaltige Salben.<br />

Die Rolle des Apothekers im Palliative<br />

Care Team<br />

In der Apotheke begegnen uns <strong>nicht</strong> nur Patienten, die<br />

palliativ betreut werden müssen, sondern auch deren<br />

Angehörige sowie Mitarbeiter des Pflegedienstes.<br />

Den Apothekern bietet sich ein auszuweitendes Betätigungsfeld,<br />

sie können bei Visiten in den Pflege­ oder Hospizeinrich<strong>tun</strong>gen<br />

oder im häuslichen Umfeld anwesend<br />

sein [11]. Zu den pharmazeutischen Aufgaben gehört es,<br />

Ärzte und Pflegepersonen über neue Arzneimittel und<br />

­formen fortzubilden, sie zu beraten, ob und wie und welche<br />

Arzneimittel über eine Ernährungssonde verabreicht<br />

werden können, sowie ihnen die erforderlichen Techniken<br />

für den Kranken, etwa Medikamentenpumpen, Material<br />

für invasive Schmerztherapie oder Infusionstherapien, bereitstellen<br />

[1]. Im ambulanten Bereich <strong>kann</strong> der Apotheker


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Tabelle 4<br />

Alternative Arzneiformen für starke Schmerzmittel<br />

Wirkstoff Darreichungsform Handelspräparat<br />

(CH)<br />

als Schnittstelle zwischen Patienten, Pflegenden und Angehörigen<br />

dienen, indem er in den genannten Bereichen<br />

beratend tätig ist, Medikamente und Hilfsmittel liefert und<br />

bei Problemen rasch Alternativen bieten <strong>kann</strong>.<br />

Aufgrund der demographischen Entwicklung ist die Weiterentwicklung<br />

innovativer gesundheitspolitischer Modelle<br />

wie Palliative Care notwendig und wichtig. Die Ist­Situation<br />

in der Schweiz zeigt einen ungleichen Zugang zu<br />

palliativer Versorgung. Nach Informationen des BAG sterben<br />

die meisten Menschen in der Schweiz im Alters­ und<br />

Pflegeheim, obwohl sich die Mehrheit ein Sterben zuhause<br />

wünscht. Durch einen weiteren Ausbau palliativer<br />

Netzwerke im ambulanten Bereich <strong>kann</strong> dem Wunsch<br />

besser entsprochen werden, ohne dass die Qualität der<br />

Versorgung leidet.<br />

Besondere Aspekte<br />

Handelspräparat<br />

(D)<br />

Fentanyl Nasenspray Nicht im Handel Instanyl ®<br />

Transdermales System Durogesic ® Durogesic ®<br />

Oral­transmukosales System Actiq ® Actiq ®<br />

Sublingualtablette Abstral ® Abstral ®<br />

Buprenorphin Sublingualtablette Sobutex ® ,<br />

Temgesic ®<br />

Temgesic ®<br />

Transdermales System Transtec ® Transtec ®<br />

Morphinsulfat Lösung zum Einnehmen Oramorph ® Oramorph ®<br />

Alternative Arzneiformen<br />

Problematisch <strong>kann</strong> z. B. die Einnahme von Arzneimitteln<br />

sein, <strong>wenn</strong> der Patient <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> schlucken <strong>kann</strong>. Nimmt<br />

der Patient nur noch flüssige Nahrung zu sich, <strong>kann</strong> insbesondere<br />

die Schmerzmedikation auf alternative Applikationsformen<br />

umgestellt werden. Auch bei den übrigen<br />

Medikamenten ist eine Überprüfung der Arzneiform angezeigt.<br />

Tabelle 4 gibt eine kurze Übersicht zu Alternativpräparaten<br />

in der Schmerzmedikation. Um dem Patienten<br />

unnötige Schmerzen zu ersparen, sollte die Umstellung<br />

27<br />

frühzeitig erfolgen. Wie oben schon erwähnt, bieten sich<br />

zur Therapie der Schmerzspitzen schnell verfügbare Arzneiformen<br />

an. Diese bieten den Vorteil, dass sie vom Patienten<br />

selbst angewendet werden können und der Arzt<br />

<strong>nicht</strong> notwendigerweise eine Spritze zusätzlich applizieren<br />

muss.<br />

Darüber hinaus gilt es darauf zu achten, dass Medikamente,<br />

<strong>wenn</strong> nötig, zermörsert und über eine Sonde appliziert<br />

werden können. Zu berücksichtigen sind hierbei<br />

unter anderem Inkompatibilitäten zwischen Arzneistoffen<br />

und/oder den Bestandteilen der Sondennahrung. Beispielsweise<br />

ist die Applikation von Gyrasehemmern in<br />

zeitlichem Abstand zu Arzneimitteln mit <strong>mehr</strong>wertigen<br />

Metallen (z. B. Antazida) notwendig.<br />

Kommunikation<br />

Als weiterer besonderer Aspekt kommt der Kommunikation<br />

zwischen den Beteiligten eine grosse Bedeu<strong>tun</strong>g zu.<br />

Die Mitteilung der Diagnose einer unheilbaren Krankheit<br />

hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben des Patienten.<br />

Damit ist aus dem theoretischen Wissen, dass jeder<br />

Mensch sterben muss, absehbare Realität für das Individuum<br />

geworden. Diese Botschaft muss erst verarbeitet<br />

werden. Daher gilt es im Gespräch behutsam damit umzugehen,<br />

was der Patient weiss und was er tatsächlich zu<br />

dem jeweiligen Zeitpunkt wissen will. Über das Thema<br />

Sterben und Tod zu sprechen, fällt vielen Menschen<br />

schwer und wird häufig sogar tabuisiert. Im Gespräch<br />

ergeben sich <strong>nicht</strong> selten Missverständnisse [12].<br />

Kommunikation ist <strong>mehr</strong> als nur Informationsweitergabe.<br />

Neben den Worten sind nonverbale Signale von mindestens<br />

ebenso grosser Bedeu<strong>tun</strong>g. Stimme, Lautstärke, Tonfall,<br />

Pausen sowie Körperhal<strong>tun</strong>g, Mimik und Gestik sprechen<br />

immer mit. Nur <strong>wenn</strong> all diese Signale zusammen<br />

passen, ist die Nachricht stimmig.<br />

Aktives Zuhören ist ein weiterer wichtiger Punkt in der<br />

Kommunikation. Dem Patienten sollte <strong>man</strong> uneingeschränkte<br />

Aufmerksamkeit schenken, statt nebenher etwas<br />

anderes zu <strong>tun</strong>. Stellt <strong>man</strong> offene Fragen, <strong>kann</strong> <strong>man</strong><br />

viel Information über die Sachebene hinaus erhalten.<br />

Darüber hinaus sollte das Gehörte gespiegelt, d. h. das<br />

Verstandene in einer empathischen Grundhal<strong>tun</strong>g kurz<br />

wiedergegeben werden. Im Rahmen der palliativen Betreuung<br />

ist die Aufklärung des Patienten ein prozesshaftes<br />

Geschehen. Der Patient wird an «seine» Wahrheit<br />

herangeführt. Das Ausmass dieser Wahrheit hängt davon<br />

ab, was für den Patienten tragbar ist, es sollten keine<br />

Ängste geschürt werden. Nicht alles, was wahr ist, muss<br />

zu einem bestimmten Zeitpunkt gesagt werden, aber<br />

alles , was gesagt wird, muss wahr sein [12]. In der Sprache<br />

ist auf eine verständliche Ausdrucksweise und eine<br />

sensible Wahrnehmung der Patientenreaktion zu achten.<br />

Besonders, <strong>wenn</strong> es darum geht, den Nutzen weiterer<br />

Therapien bei ungünstiger Prognose oder gar die Frage<br />

«Wie viel Zeit habe ich noch?» zu beurteilen.


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28<br />

Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

Fazit<br />

Die Betreuung palliativer Patienten erfordert ein besonderes<br />

Augenmerk auf alle Beteiligten. Im Mittelpunkt<br />

steht der Patient selbst. Sein Wille und sein Wohlbefinden<br />

stehen an oberster Stelle, daran sollten sich alle Therapien<br />

und Massnahmen orientieren. Er sollte sich wohlfühlen<br />

und nach Möglichkeit den Ort zum Sterben selbst bestimmen<br />

können. Je weiter fortgeschritten die Erkrankung,<br />

umso geringer wird die Bedeu<strong>tun</strong>g apparativer und kurativer<br />

Massnahmen. In den Vordergrund tritt eine möglichst<br />

lang zu erhaltende Lebensqualität. Besonderes Augenmerk<br />

muss hier auf den Ernährungszustand und die<br />

Symptomkontrolle gelegt werden. Eine wichtige Rolle<br />

spielen die Angehörigen, die meist mit der Pflege betraut<br />

sind. Sie müssen entsprechend instruiert und ebenfalls<br />

psychisch begleitet werden, auch nach dem Tod des Patienten.<br />

Um dies zu gewährleisten, ist ein multiprofessionelles<br />

Team nötig. Neben Ärzten, Pflege­ und Hospizdiensten,<br />

Psychologen und Ernährungsberatern dürfen<br />

auch Apotheker als Schnittstelle in diesem Team <strong>nicht</strong><br />

fehlen. Der Apotheker <strong>kann</strong> z. B. über Hilfsmittel, alternative<br />

Arzneiformen und neue Arzneimittel beraten, auf Interaktionen<br />

und überflüssige Medikamente aufmerksam<br />

machen. In naher Zukunft ist es dringend notwendig, die<br />

Palliativnetzwerke weiter auszubauen, um möglichst<br />

flächen deckend den Patienten die optimale Sterbebeglei<strong>tun</strong>g<br />

zukommen zu lassen.


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Literaturverzeichnis<br />

1 Bundesamt für Gesundheit. Nationale Strategie Palliative<br />

Care 2010–2012; Oktober 2009<br />

2 http://www.who.int/cancer/palliative/definition/en/<br />

3 Jaspers B, Müller­Busch HC, Nauck F. Integral Palliative<br />

Care – ein Widerspruch in sich? Zeitschrift für Palliativmedizin<br />

2009;10:162–166<br />

4 Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. Satzung;<br />

Oktober 2009<br />

5 Radbruch I, Nauck F, Aulbert E. Grundlagen der Palliativmedizin.<br />

Schattauer Verlag Stuttgart, 2007 (2.<br />

Aufl.)<br />

6 Uebach B, Kern M. Pflege und Beglei<strong>tun</strong>g Sterbender<br />

und ihrer Zugehörigen in der Finalphase. Zeitschrift<br />

für Palliativmedizin 2010;11:108–111<br />

7 Inselspital Universitätsspital Bern: Empfehlungen Anorexie­Kachexie­Syndrom<br />

bei palliativen Patienten;<br />

2009<br />

8 Klaschik E. Palliativmedizin Praxis. Leitfaden für die<br />

palliativmedizinische Alltagsarbeit. Pallia Med Verlag<br />

Bonn, 2008 (4. Aufl.)<br />

9 Krebsliga Schweiz. Ernährungsprobleme bei Krebs,<br />

2010<br />

10 Immel­Sehr A. Für ein würdiges Sterben zu Hause.<br />

Pharmazeutische Zei<strong>tun</strong>g online 2009;4<br />

11 Krüger A. Für Lebensqualität am Ende des Lebens.<br />

Ärzte Zei<strong>tun</strong>g online 2009<br />

12 Gaspar M, Weber M. Kommunikation in der Palliativmedizin.<br />

Zeitschrift für Palliativmedzin 2010;11:167–<br />

179<br />

13 Tetzner Lämmel H. Schmerztherapie. online academy<br />

2009;2:36–49<br />

14 Pressemitteilung JournalMed. Deutsche Gesellschaft<br />

für Schmerztherapie begrüsst geplante Änderungen<br />

des Betäubungsmittelrechts. 18.08.2010<br />

15 Körner U, Bier<strong>man</strong>n E, Bühler E, Oehmichen F, Rothärmel<br />

S, Schneider G, Schweidt<strong>man</strong>n W. DGEM­Leitline<br />

Enterale Ernährung: Ethische und rechtliche Gesichtspunkte.<br />

Aktuelle Ernährungsmedizin 2003;28<br />

Supplement 1:36–41<br />

16 Schmidt S. Wunden und Wundversorgung. online<br />

academy 2009;2:50–61<br />

17 Omlin A, Strasser F. Ernährung bei Anorexie­Kachexie­Syndrom.<br />

Onkologie 2008;1:31–35<br />

29<br />

Lehrbücher und Internetadressen<br />

} Bausewein C, Roller S, Voltz R. Leitfaden Palliativmedizin.<br />

Urban und Fischer Verlag München, 2004 (2.<br />

Aufl.)<br />

} Aulbert E, Zech D. Lehrbuch der Palliativmedizin.<br />

Schattauer Stuttgart, 2000<br />

} Huseboe S, Klaschik E. Palliativmedizin. Springer Verlag<br />

Heidelberg, 2003 (3. Aufl.)<br />

} Knipping C. Lehrbuch der Palliative Care. Huber Verlag<br />

Bern, 2007<br />

} Neuenschwander H (Krebsliga Schweiz). Palliativmedizin,<br />

2006<br />

} Nationales Informationsportal Schweiz:<br />

www.palliative.ch<br />

(Zugriff Januar 2011)<br />

} Schweizer Palliativstif<strong>tun</strong>g für Kinder und junge Erwachsene:<br />

www.pro­pallium.ch<br />

(Zugriff Januar 2011)<br />

} Deutsche Palliativstif<strong>tun</strong>g: www.palliative.de<br />

(Zugriff Januar 2011)<br />

Autorin<br />

Anja Claus<br />

Lindenstr. 7<br />

D­ 34393 Grebenstein<br />

Anja@clausweb.de


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Fortbildungs­Curriculum 2011*<br />

30<br />

Nr. 1/ 2011 l online academy l Das Fortbildungsangebot von online academy<br />

Monat Journal/Fortbildungsbeiträge online Fallstudien<br />

Januar Reflux beim Kind<br />

Februar Nahrungsmittelergänzungen und gesunde<br />

Ernährung in der Schwangerschaft<br />

März Ausgabe 1/2011<br />

April Vergif<strong>tun</strong>gen im Haushalt<br />

Mai Nahrungsmittelergänzung bei Sportlern<br />

Juli Ausgabe 2/2011 ADHS<br />

August Fieber bei Kindern<br />

September Ausgabe 3/2011<br />

Oktober Kortison und Kortisonangst<br />

November Ohrenschmerzen<br />

Dezember Ausgabe 4/2011<br />

* kurzfristige Änderungen vorbehalten<br />

Das laufend aktualisierte Curriculum finden Sie auf www.online­academy.ch in der Rubrik «Curriculum».<br />

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HIV – neue Therapie ansätze<br />

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FPH-Nummer: 1-1017995-107-2011-P7.75<br />

dungsbeiträge und online Fallstudien, sowie jährlich vier<br />

Ausgaben des Journals per Post zugestellt. Ein Journal<br />

enthält jeweils zwei Fortbildungsartikel, zudem erscheint<br />

pro Kalenderjahr ein vollständiges Schlagwortregister<br />

aller Fortbildungsbeiträge und online Fallstudien. Die online<br />

Suchmaschine basiert ebenfalls auf diesem ständig<br />

aktualisierten Schlagwortregister.<br />

Nachschlagewerk<br />

Die Praxis zeigt, dass unsere Leser die Journale der online<br />

academy archivieren. Deshalb werden diese mit fortlaufenden<br />

Seitenzahlen gedruckt, was sie – kombiniert mit<br />

dem einmal jährlich gedruckten Schlagwortregister – zum<br />

praktischen Nachschlagewerk aufwertet. Sollte eine Ausgabe<br />

in Ihrem online­academy­Archiv fehlen, so können<br />

Sie diese online nachbestellen. Alle Details finden Sie<br />

online in der Rubrik «Nachbestellung».<br />

Anmeldung/Abowechsel<br />

Für ein neues Abo registrieren Sie sich am einfachsten<br />

über www.online­academy.ch. Abonnenten können ihr<br />

Abo jederzeit ändern. Alle Details finden Sie online in der<br />

Rubrik «Aboservice».<br />

Benutzersupport<br />

Allen Benutzern der online academy steht zu Bürozeiten<br />

der telefonische Benutzersupport der pnn ag zur Verfügung<br />

(044 225 15 00). E­Mails werden jeweils am nächsten<br />

Arbeitstag beantwortet (online­academy@pnn.ch).<br />

Herausgeber<br />

Hinter der online academy steht pnn ag, eine spin­off<br />

Gesellschaft der ETH Zürich. pnn ag ist als Fortbildungsveranstalter<br />

FPH aner<strong>kann</strong>t.<br />

Die Sponsoren der online academy unterstützen diese mit<br />

einem Unrestricted Educational Grant und anerkennen<br />

ausdrücklich die Leitlinien für das Sponsoring von Fortbildungsveranstal<strong>tun</strong>gen<br />

FPH.<br />

Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung / FPH­Nr.: 1­1017995­107­2011­P7.75<br />

Palliative Care – <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong> <strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>? / BAK­Nr: 2011/047/<br />

FPH­Nr.: 1­1017995­111­2011­P6.25<br />

Auf unserer Website finden Sie zudem folgende online Fallstudien:<br />

Realisiert mit der freundlichen Unterstützung von<br />

Ausgabe Nr. 1/2011<br />

März 2011<br />

Palliative Care –<br />

<strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>man</strong> <strong>tun</strong>,<br />

<strong>wenn</strong> <strong>man</strong> <strong>nicht</strong><br />

<strong>mehr</strong> <strong>heilen</strong> <strong>kann</strong>?<br />

BAK-Nummer: 2011/047<br />

FPH-Nummer: 1-1017995-111-2011-P6.25<br />

Reflux und Refluxkrankheit beim Säugling / FPH Nr.: 1­1017995­105­2011­P6.25<br />

Nahrungsmittelergänzungen und gesunde Ernährung in der Schwangerschaft /<br />

FPH Nr.: 1­1017995­106­2011­P6.25

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