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Was kann man tun, wenn man nicht mehr heilen kann?

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Nr. 1/ 2011 l online academy l Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung l Anatomie/Pathophysiologie<br />

Schilddrüsenerkrankungen und ihre Behandlung<br />

Die fetale Schilddrüse akkumuliert ab der 10. bis 12. Woche<br />

Jod und wird erst ab der 20. Schwangerschaftswoche<br />

durch das eigene fetale TSH gesteuert. Liegen bei einer<br />

fetalen Hypothyreose hohe maternofetale Gradienten<br />

vor, wird mütterliches T4 diaplazentar transportiert. Bei<br />

ausreichend vorhandenen maternalen Schilddrüsenhormonen<br />

sind beim Neugeborenen meist keine deutlichen<br />

Hypothyreosesymptome erkennbar, auch <strong>wenn</strong> die Plazentaschranke<br />

den Übertritt der Hormone hemmt [8].<br />

Somit hängt in der ersten Schwangerschaftshälfte die<br />

fetale Versorgung mit Schilddrüsenhormon, und damit<br />

die Gehirnentwicklung und ­reifung, komplett von der<br />

Mutter ab. Die Überprüfung der Schilddrüsenfunktion<br />

(Serum­TSH als Screeningparameter) zu Beginn der<br />

Schwangerschaft und in jedem Trimester muss daher<br />

konsequent durchgeführt werden. Entwickelt sich eine<br />

Hypothyreose muss zwingend mit Hormon substituiert<br />

werden [29]. Eine bereits bestehende Behandlung mit<br />

Levo thyroxin darf <strong>nicht</strong> unterbrochen, sondern die Dosis<br />

muss angepasst werden. Bei schwangeren Frauen mit<br />

einer Hypothyreose steigt der Bedarf im Durchschnitt um<br />

45 %, teilweise um bis zu 70 % [20, 29]. Levothyroxin<br />

passiert die Plazenta nur in geringen Mengen und auch in<br />

der Muttermilch sind die Mengen zu gering um die Schilddrüsenfunktion<br />

des Säuglings zu beeinträchtigen. Frauen,<br />

die Levothyroxin und Eisen erhalten, sollten unbedingt<br />

über den ausreichend grossen Einnahmeabstand aufgeklärt<br />

werden.<br />

Hyperthyreosen entwickeln sich selten (0,2 %), meist<br />

bestehen sie schon vor einer Schwangerschaft und bessern<br />

sich im Schwangerschaftsverlauf [30]. Uner<strong>kann</strong>te,<br />

behandlungsbedürftige Funktionsstörungen führen allerdings<br />

zu schweren Komplikationen. Thyreostatika in der<br />

geringsten wirksamen Dosis können während der gesamten<br />

Schwangerschaft eingesetzt werden, allerdings passieren<br />

sie die Plazenta und können beim Fetus die Schilddrüsenfunktion<br />

beeinträchtigen. Unter Thyreostatika­<br />

Therapie <strong>kann</strong> gestillt werden, da bei niedriger Dosierung<br />

die in die Milch übergehenden Mengen die kindliche<br />

Schilddrüsenfunktion <strong>nicht</strong> beeinflussen [30]. Allerdings<br />

muss die Schilddrüsenfunktion des Kindes sorgfältig überwacht<br />

werden [29].<br />

Fazit<br />

Aufgrund ihrer Häufigkeit spielen Schilddrüsenerkrankungen<br />

auch im Apothekenalltag eine grosse Rolle.<br />

Im Vordergrund stehen hier Patienten mit Hypothyreosen.<br />

Patienten, die Schilddrüsenhormone erhalten, sollten umfangreich<br />

über Einnahme und Wechselwirkungen aufgeklärt<br />

werden. Nicht zuletzt darf bei der meist lebenslangen<br />

Therapie die regelmässige Therapiekontrolle <strong>nicht</strong><br />

vernachlässigt werden.<br />

Schätzungen gehen davon aus, dass es eine hohe Dunkel­<br />

16<br />

ziffer unbehandelter Erkrankter gibt. Dies ist <strong>nicht</strong> zuletzt<br />

auf die subtilen, oft unspezifischen Symptome zurückzuführen.<br />

Generell ist beim Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung<br />

eine rasche Diagnosesicherung anzustreben,<br />

um frühestmöglich die richtige Behandlung beginnen<br />

zu können.<br />

Neben der Hypothyreose treten in vielen Ländern Strumen<br />

als sonografisch erfassbare Veränderungen der<br />

Schilddrüse am häufigsten auf. Meist sind diese durch<br />

Jod<strong>man</strong>gel bedingt. Auch <strong>wenn</strong> die Schweiz dank ihres<br />

konsequenten Salzjodierungsprogramms <strong>nicht</strong> vom Jod<strong>man</strong>gel<br />

betroffen ist, bleibt Jod<strong>man</strong>gel in vielen Ländern,<br />

(z. B. Albanien, Türkei, Ungarn, baltische Staaten) ein<br />

Gesundheitsproblem [31]. Angesichts des internationalen<br />

Publikums sollte bei der Bera<strong>tun</strong>g in der Apotheke bedacht<br />

werden, dass es auch in Europa immer noch Jod<strong>man</strong>gelgebiete<br />

gibt.<br />

Literaturverzeichnis<br />

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2009;9:376–379<br />

2 Hess SY, Zimmer<strong>man</strong>n MB, Bürgi H, Torresani T, Hurrell<br />

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Switzerland: a national study of school children and<br />

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3 Heufelder AE, Hofbauer LC. Die Thyreoiditiden – Aktueller<br />

Stand der Pathogenese, Diagnostik und Therapie.<br />

Deutsches Ärzteblatt 1998;95:A­466–476<br />

4 Feldkamp J. Morbus Basedow und Hashimoto­Thyreoiditis.<br />

Pharmazeutische Zei<strong>tun</strong>g online 2006;6<br />

5 Abraham P, Avenell A, Park CM et al. A systematic review<br />

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Journal of Endocrinology 2005;153:489–498<br />

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one month after discontinuation of antithyroid<br />

drug treatment as predictors of relapse in graves'<br />

disease. Thyroid 2005;15:1047–1054<br />

7 Derwahl KM. Medikamentöse Therapie der Thyreoiditiden.<br />

Arzneimitteltherapie 2009;37:3–12<br />

8 Borchard­Tuch C. Schilddrüse <strong>kann</strong> schon Kinder plagen.<br />

Pharmazeutische Zei<strong>tun</strong>g 2010;9:16–21<br />

9 Grüters A. Screening zur Früherkennung der angeborenen<br />

Hypothyreose in der BRD – immer noch ungenügend.<br />

Der Internist 1998;6:574

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