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Ein halbes Jahr mit der Familie in - 4-Seasons.de

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44<br />

Projekte<br />

Text & Fotos<br />

Malte Clav<strong>in</strong><br />

Das<br />

»globile«<br />

Leben<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>halbes</strong> <strong>Jahr</strong> auf Reise? Nicht ohne die <strong>Familie</strong>. Papa<br />

und Fotograf Malte Clav<strong>in</strong> ist <strong>mit</strong> Frau und K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n nach<br />

Sri Lanka gefahren, um dort e<strong>in</strong>en neuen Lebensstil<br />

auszuprobieren: global und mobil zu se<strong>in</strong> – »globil« eben.


Projekte<br />

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46<br />

Projekte<br />

Hell und dunkel – e<strong>in</strong>mal <strong>mit</strong> vertauschten Rollen.<br />

Sigiriya Rock: Der<br />

Felsenpalast gehört<br />

zum UNESCO-<br />

Welterbe.


Projekte 47<br />

Mehr und mehr Zivilisationsanhängsel fallen von<br />

uns ab, wir wer<strong>de</strong>n »Vedda«. Bald habe ich nur noch<br />

Ba<strong>de</strong>shorts am Leib, schließlich lasse ich sogar die<br />

Kamera weg. <strong>E<strong>in</strong></strong>e I<strong>de</strong>e reift <strong>in</strong> mir heran.<br />

Weitsichtig: Pilger im H<strong>in</strong>dutempel von Tr<strong>in</strong>comalee.


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Projekte<br />

Frisch aus <strong>de</strong>m Meer: auf <strong>de</strong>m<br />

Fischmarkt von Tangalle.<br />

Kle<strong>in</strong>er als me<strong>in</strong>e Hand!<br />

Leben im Lauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne.


Sieht wie dickes Gras aus, ist aber e<strong>in</strong>e (ungiftige) Nasen-Peitschennatter.<br />

Reich s<strong>in</strong>d wir, weil wir <strong>mit</strong> unseren K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n die Welt ent<strong>de</strong>cken.<br />

Das s<strong>in</strong>d <strong>E<strong>in</strong></strong>zahlungen auf unser seelisches Bankkonto. Am En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Reise haben wir zwar weniger Geld, aber wir s<strong>in</strong>d viel vermögen<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Projekte<br />

49


50<br />

Projekte<br />

Blon<strong>de</strong> Locken, wackelige Be<strong>in</strong>chen und e<strong>in</strong> aufgeregtes<br />

»Daaaaa« – zum ersten Mal <strong>in</strong> ihrem Leben sieht unsere<br />

16 Monate alte Tochter Smilla das Meer. Zwölf Stun<strong>de</strong>n<br />

Nachtflug, e<strong>in</strong>e Stun<strong>de</strong> im Auto und e<strong>in</strong> paar Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t Meter Floßfahrt<br />

liegen h<strong>in</strong>ter Smilla, Amelie (10), Annette (40) und mir. Und e<strong>in</strong> <strong>halbes</strong><br />

<strong>Jahr</strong> Sri Lanka liegt vor uns. <strong>E<strong>in</strong></strong>e Zeit, die vieles verän<strong><strong>de</strong>r</strong>n wird.<br />

Nach e<strong>in</strong>er <strong>E<strong>in</strong></strong>gewöhnungswoche <strong>mit</strong> Halbpension legen wir <strong>de</strong>n Traveller-Modus<br />

e<strong>in</strong>. Alle paar Tage mieten wir e<strong>in</strong>en Van <strong>mit</strong> Fahrer und ziehen<br />

so gemächlich an <strong><strong>de</strong>r</strong> Küste entlang.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>es Tages besuchen wir die Schlangenfarm von Mister Wijayapala nahe<br />

Mirissa. Das Serum, das er gew<strong>in</strong>nt, dient als Gegengift bei Schlangenbissen.<br />

Er wirft uns e<strong>in</strong>e giftige Schlange nach <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en vor die Füße.<br />

Ungiftige Exemplare hängt er uns ungefragt um <strong>de</strong>n Hals. Smilla hat<br />

ke<strong>in</strong>e Angst und wirbelt die Reptilien umher wie Luftschlangen. Amelie ist<br />

skeptischer. Plötzlich drückt ihr <strong><strong>de</strong>r</strong> Schlangenmeister e<strong>in</strong> Exemplar <strong>in</strong> die<br />

Hand. <strong>E<strong>in</strong></strong> Schock! Doch rasch lässt Amelie die Schlange behutsam durch<br />

ihre F<strong>in</strong>ger gleiten. Sie f<strong>in</strong><strong>de</strong>t schließlich sogar Gefallen daran und lächelt<br />

mutig. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ist sie e<strong>in</strong> Stückchen über sich h<strong>in</strong>ausgewachsen.<br />

Auf <strong>de</strong>m Weg nach Kandy machen wir Halt bei <strong>de</strong>n Ure<strong>in</strong>wohnern Sri<br />

Lankas, <strong>de</strong>n Veddas. <strong>E<strong>in</strong></strong>ige Hun<strong><strong>de</strong>r</strong>t leben noch als Jäger, Sammler und<br />

Viehzüchter. Ohne Strom, ohne fließen<strong>de</strong>s Wasser. Der Häuptl<strong>in</strong>g empfängt<br />

uns; er erlaubt, dass wir uns im Vedda-Gebiet umsehen dürfen. Ich<br />

frage die Veddas nach Barack Obama, George W. Bush und <strong>de</strong>m 11. September<br />

2001, nach Mahatma Gandhi und Adolf Hitler. Nur von Bush<br />

haben sie gehört. Ke<strong>in</strong> Vedda hat je das Meer gesehen, niemand fragt<br />

uns etwas. Veddas <strong>in</strong>teressieren sich für nichts außerhalb ihres Habitats.<br />

Es ist nicht wichtig für sie. Sie haben wenig, aber alles, was sie zum Leben<br />

brauchen. Seit <strong>Jahr</strong>tausen<strong>de</strong>n.<br />

Nach drei Monaten spüren wir, dass die Begeisterung für das Neue<br />

schw<strong>in</strong><strong>de</strong>t. H<strong>in</strong>ter uns liegen zahllose Streichele<strong>in</strong>heiten <strong><strong>de</strong>r</strong> k<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>begeisterten<br />

Sri Lanker, traurige Begegnungen <strong>mit</strong> Tsunami-Opfern,<br />

schweißtreiben<strong>de</strong> Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>mit</strong> Smilla <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>trage, unzählige<br />

»Ooohs« und »Aaahs«. Wir kommen zwischen <strong>de</strong>n Reisetagen nicht mehr<br />

zur Ruhe. Heimweh haben wir nicht, doch vermissen wir etwas. Wir wollen<br />

sesshaft wer<strong>de</strong>n. Und s<strong>in</strong>d uns schnell e<strong>in</strong>ig wo: an unserem persönlichen<br />

Traumstrand im Sü<strong>de</strong>n. Da spr<strong>in</strong>gen wir je<strong>de</strong>n Morgen <strong>in</strong>s Meer,<br />

lassen uns von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sonne trocknen, verbr<strong>in</strong>gen <strong>de</strong>n Tag am Strand <strong>mit</strong><br />

Bud<strong>de</strong>ln, Spielen, Lesen, Ba<strong>de</strong>n, Dösen, Essen. Wir vergessen unsere<br />

Schuhe, laufen nur noch barfuß. Immer mehr Zivilisationsanhängsel fallen<br />

von uns ab, wir wer<strong>de</strong>n »Veddas«. Bald habe ich nur noch Ba<strong>de</strong>shorts am<br />

Leib, schließlich lasse ich sogar me<strong>in</strong>e Kamera weg. <strong>E<strong>in</strong></strong>e I<strong>de</strong>e reift <strong>in</strong> mir<br />

heran, wird stärker, je<strong>de</strong>n Tag.<br />

Annette und ich erkennen: Das Schönste und Wichtigste, <strong><strong>de</strong>r</strong> wahre<br />

Reichtum <strong>in</strong> unserem Leben ist es, zusammen <strong>mit</strong> unseren K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n die<br />

Welt zu ent<strong>de</strong>cken. Das s<strong>in</strong>d <strong>E<strong>in</strong></strong>zahlungen auf unser seelisches Bankkonto.<br />

Wir tragen diesen Reichtum immer bei uns, niemand kann ihn uns<br />

nehmen. Am En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Reise haben wir zwar weniger Geld, aber wir s<strong>in</strong>d<br />

trotz<strong>de</strong>m viel vermögen<strong><strong>de</strong>r</strong>. Wir fühlen Sicherheit, Gelassenheit und Mut<br />

wie nie zuvor.<br />

Unsere Vision ist e<strong>in</strong> völlig neuer Lebensstil: <strong>E<strong>in</strong></strong> »globiles« Leben – global<br />

und mobil –, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m wir Job und Schule an je<strong>de</strong>m Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt erledigen<br />

können: e<strong>in</strong> paar Monate auf Reisen, <strong>de</strong>n Rest zu Hause. Wir nennen es<br />

das »Sechs-Monats-Wochenen<strong>de</strong>«. Gleich nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Rückkehr verlängere<br />

ich me<strong>in</strong> Sabbatical bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>Jahr</strong>es, um die ersten Schritte<br />

unserer Vision umzusetzen. Anfang 2012 fahren wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong> los.<br />

4-<strong>Seasons</strong> Info<br />

Malte Clav<strong>in</strong> (43)<br />

Es s<strong>in</strong>d vor allem langfristige<br />

Projekte, die Malte Clav<strong>in</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kamera verfolgt. Zu se<strong>in</strong>en<br />

Arbeiten gehören e<strong>in</strong> Län<strong><strong>de</strong>r</strong>portrait<br />

über Myanmar (»Burma<br />

– Lost and Found«) und Reportagen<br />

über verschw<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Ethnien wie die Veddas auf Sri<br />

Lanka.<br />

»Globil«:<br />

<strong>Familie</strong> Clav<strong>in</strong><br />

auf Sri Lanka.<br />

Reportage, Reise und Portrait s<strong>in</strong>d die Arbeitsschwerpunkte<br />

<strong>de</strong>s freien Fotografen und Fotojournalisten aus Berl<strong>in</strong>.<br />

Se<strong>in</strong>e Reiseerfahrungen gibt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fotograf und <strong>Familie</strong>nmensch<br />

auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Website www.<br />

weltreise-<strong>mit</strong>-k<strong>in</strong>d.<strong>de</strong> weiter.<br />

Unter www.4-<strong>Seasons</strong>.<strong>de</strong>/<br />

elternzeit lesen Sie Malte<br />

Clav<strong>in</strong>s Tipps für (fern-)reiselustige<br />

<strong>Familie</strong>n.<br />

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