n`ŁŁL'#'«,'pª#Lº,L#«VU$NŁºLº,GºŁŁPºV«',V' - Pflegen-online.de
n`ŁŁL'#'«,'pª#Lº,L#«VU$NŁºLº,GºŁŁPºV«',V' - Pflegen-online.de
n`ŁŁL'#'«,'pª#Lº,L#«VU$NŁºLº,GºŁŁPºV«',V' - Pflegen-online.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Marlies Beckmann, Die Pflege von Schlaganfallpatienten<br />
© Schlütersche GmbH & Co. KG<br />
n ` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
3.1 Grundsätze<br />
Alle Tätigkeiten Von <strong>de</strong>r gelähmten<br />
Seite her durchführen<br />
Den Nachttisch an die gelähmte Seite<br />
stellen<br />
Keine Bettbügel benutzen<br />
Langsam und in kurzen Sätzen sprechen<br />
Oberflächensensibilität anregen<br />
Körpergrenzen bewußt machen<br />
Außenorientierung schaffen<br />
Bei allen obengenannten Punkten ist es<br />
beson<strong>de</strong>rs wichtig, Angehörige und Besucher<br />
auf dieser Maßnahmen aufmerksam<br />
zu machen und ihnen zu erklären,<br />
welchen Sinn sie haben.<br />
3.1.1 Erklärungen<br />
Alle Tätigkeiten von <strong>de</strong>r gelähmten<br />
Seite her durchführen<br />
Durch diese Vorgehensweise wird <strong>de</strong>r Patient<br />
trainiert, zu seiner gelähmten Seite hinzusehen.<br />
Dies dient <strong>de</strong>r visuellen Wahrnehmung<br />
seiner gelähmten Körperhälfte.<br />
‡ .<br />
Durch das Drehen <strong>de</strong>s Kopfes zur gelähmten<br />
Seite wird<br />
a) ein leichtes Strecken im gelähmten Arm<br />
eingeleitet (asymmetrischer Nackenreflex)<br />
b) das Gewicht auf diese Seite verlagert.<br />
Bei<strong>de</strong> Punkte wirken <strong>de</strong>r Spastizität entgegen.<br />
Den Nachttisch an die gelähmte Seite<br />
stellen<br />
Der Patient muß sich über die gelähmte Seite<br />
drehen, um etwas vom Tisch wegzunehmen.<br />
Dadurch wird die Wahrnehmung und die Gewichtsaufnahme<br />
auf <strong>de</strong>r gelähmten Seite verstärkt.<br />
Keinen Bettbügel benutzen<br />
Der Bettbügel führt dazu, daß <strong>de</strong>r Mensch <strong>de</strong>r<br />
ihn benutzt in eine Parallelbewegung geführt<br />
wird. Diese ist mit mehr Anstrengung verbun<strong>de</strong>n<br />
als die Rotationsbewegung.<br />
Das Gewicht wird zur Decke gezogen. Dies<br />
macht die Bewegung schwerer als wenn das Gewicht<br />
über die Massen Kopf und Brustkorb zum<br />
Becken und damit zur Matratze geleitet wird<br />
also physiologisch benutzt wür<strong>de</strong>. Parallelbewegung<br />
und Transport <strong>de</strong>s Gewichtes in Richtung<br />
Decke führen zu einem Extensionsmuster.<br />
Häufig wird durch <strong>de</strong>n Bettbügel eine kompensatorische<br />
Bewegung mit <strong>de</strong>r nichtgelähmten<br />
Seite ausgeführt, die zu<strong>de</strong>m noch in unphysiologischer<br />
Form abläuft.
Das Ergebnis sind assoziierte Bewegungen auf<br />
<strong>de</strong>r gelähmten Seite und damit die Grundlage,<br />
daß Spastizität verstärkt wird.<br />
Besser ist es, physiologische Bewegungen einzusetzen,<br />
wie sie im Kapitel Bewegungsabläufe<br />
beschrieben sind.<br />
Langsam und in kurzen Sätzen<br />
sprechen<br />
Die Sprache soll <strong>de</strong>n Bewegungsschritten angepaßt<br />
sein, da <strong>de</strong>r Patient die Komplexität<br />
von langen Sätzen nicht mehr so gut bearbeiten<br />
kann. Er muß Zeit haben, die einzelnen<br />
Worte zu sortieren. Man geht davon aus, daß<br />
Sätze mit fünf Worten angepaßt sind. Ebenso<br />
hat sich als erfolgreich erwiesen, daß keine<br />
Entwe<strong>de</strong>r – O<strong>de</strong>r Fragen gestellt wer<strong>de</strong>n. Bezeichnungen<br />
mit rechts und links sind problematisch,<br />
da sie auch in <strong>de</strong>r Entwicklung erst<br />
sehr spät korrekt benutzt wer<strong>de</strong>n können und<br />
somit bei einem Verlust häufig als erstes wie<strong>de</strong>r<br />
verschwin<strong>de</strong>n.<br />
Dem Aufmerksamkeitsvermögen <strong>de</strong>s Schlaganfallpatienten<br />
entsprechend sollten sie immer<br />
darauf achten, daß nur eine Person spricht.<br />
Oberflächensensibilität anregen<br />
Patient spüren lassen, wo er anfängt und aufhört,<br />
z.B.:<br />
> Mit Kastanien, die in einen Schlauchverband<br />
eingefüllt wur<strong>de</strong>n, über die wahrnehmungseingeschränkte<br />
Seite fahren.<br />
> Durch Bürsten <strong>de</strong>r Haut wird ein sehr intensiver<br />
Wahrnehmungsreiz gesetzt (die Bürsten<br />
sollten aus natürlichem, weichem Material<br />
bestehen).<br />
> Durch Abreiben mit einem Frottiertuch (die<br />
einfachste uns zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong><br />
nach <strong>de</strong>r Ganzkörperwäsche).<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
‡ x<br />
> Durch Kalt/Warm-Reizen (es Muß darauf<br />
geachtet wer<strong>de</strong>n, daß es für <strong>de</strong>n Patienten<br />
nicht unangenehm wird und daß keine<br />
Temperaturempfindungsstörungen bestehen).<br />
Die o.g. Maßnahmen wer<strong>de</strong>n nur so lange<br />
durchgeführt, wie keine Spastik besteht, da<br />
diese Metho<strong>de</strong>n tonusaufbauend wirken.<br />
Körpergrenzen bewußt machen<br />
Hierzu sind beson<strong>de</strong>rs die wahrnehmungstimulieren<strong>de</strong>n<br />
Waschungen geeignet, die im Kapitel<br />
Wahrnehmung ausführlich beschrieben<br />
sind. Zu ihnen gehören:<br />
Die Bobath-Waschung (s. S. 22)<br />
die Überkreuzwaschung (s. S. 22)<br />
die Kinästhetische Waschung<br />
Besteht Spastizität o<strong>de</strong>r Hypotonus, so<br />
ist zusätzlich auf die Grun<strong>de</strong>lemente<br />
<strong>de</strong>r beruhigen<strong>de</strong>n bzw. stimulieren<strong>de</strong>n<br />
Waschung zu achten<br />
Außenorientierung schaffen<br />
Dazu zählen alle Möglichkeiten, sich im Leben<br />
und im Alltag wie<strong>de</strong>r zurechtzufin<strong>de</strong>n, z.B.<br />
durch:<br />
Bil<strong>de</strong>r<br />
Meist beginnt man damit, Bil<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
(Blumen aus <strong>de</strong>m Garten, Lehnsessel)<br />
mitbringen lassen. Sehr gut orientierend<br />
sind aber auch Bil<strong>de</strong>r von Kin<strong>de</strong>rn, Enkelkin<strong>de</strong>rn<br />
und Haustieren. Vergessen Sie nie,<br />
die Angehörigen nach <strong>de</strong>n Namen zu fragen<br />
und diese hinten auf die Fotos zu schreiben,<br />
dann können Sie immer mit <strong>de</strong>n korrekten Namen<br />
agieren. Ebenso sollten die Bil<strong>de</strong>r immer<br />
eine ausreichen<strong>de</strong> Größe besitzen.
Musik<br />
Fin<strong>de</strong>n Sie heraus, was <strong>de</strong>m Patienten am besten<br />
gefallen hat und auch heute noch gefällt,<br />
aber lassen Sie die Musik nicht <strong>de</strong>n ganzen Tag<br />
vor sich hindu<strong>de</strong>ln. Als beson<strong>de</strong>rs geeignet hat<br />
sich die Musik bei <strong>de</strong>r sich die Menschen einmal<br />
verliebt haben herausgestellt. Achten Sie<br />
immer darauf ob <strong>de</strong>r Patient im Alltag ein<br />
Hörgerät getragen hat.<br />
Uhrzeit und Datum<br />
Wählen Sie Uhren und Kalen<strong>de</strong>r aus, die groß<br />
genug sind, daß sie vom Bett aus erkannt wer<strong>de</strong>n<br />
können, und vergessen Sie nicht abzuklären,<br />
ob <strong>de</strong>r Mensch im normalen Alltag eine<br />
Brille getragen hat.<br />
3.2 Kinästhetik und Bobath-Therapie<br />
Das Argument Kinästhetik und Bobath-Therapie<br />
wür<strong>de</strong>n einan<strong>de</strong>r ausschließen ist weit<br />
verbreitet. Dem kann ich nicht zustimmen.<br />
Richtig eingesetzt kann die Kinästhetik eine<br />
Erweiterung und ein Zugewinn zur Bobath-<br />
Therapie sein.<br />
Den Begrün<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Kinästhetik, F. Hatch<br />
und L. Maietta, ist es gelungen, physiologische<br />
Bewegungsabläufe lehrbar und nachvollziehbar<br />
zu machen. In <strong>de</strong>n »Kinästhetik in <strong>de</strong>r<br />
Pflege ® « Grundkursen wer<strong>de</strong>n die Teilnehmerinnen<br />
angeleitet, ihre eigene Bewegung zu erfühlen<br />
und diese anhand <strong>de</strong>r sechs Konzepte<br />
kognitiv nachzuvollziehen. In <strong>de</strong>n Aufbaukursen<br />
wird dieses Wissen vertieft, erweitert und<br />
durch <strong>de</strong>n Einsatz von Analysebögen hinterfragt.<br />
Dadurch erhöht sich die Sensibilität für<br />
die Wahrnehmung <strong>de</strong>r frem<strong>de</strong>n und eigenen<br />
Bewegung. Durch das Aufzeigen physiologischer<br />
Körperstrukturen und das Erlernen <strong>de</strong>r<br />
korrekten Benutzung dieser Strukturen, erler-<br />
› « , Æ 4 V N ' V « \ & , ˙ ˜ C X º V N Z ˆ N ' p º P « '<br />
‡ n<br />
nen die <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n die Bewegungen relativ<br />
anstrengungslos durchzuführen.<br />
Beispiel: tragen <strong>de</strong>s Gewichtes über die Knochen,<br />
wie dies beim korrekten sitzen auf <strong>de</strong>n<br />
Sitzbeinhöckern geschieht, so daß die Muskeln<br />
ihre originäre Aufgabe <strong>de</strong>r Bewegung übernehmen<br />
können. Die Kinästheten befin<strong>de</strong>n<br />
sich hier in Übereinstimmung mit Moshe Fel<strong>de</strong>nkrais.<br />
Kinästheten sprechen von Massen und Zwischenräumen.<br />
Die Massen Kopf, Brustkorb,<br />
Becken, Beine und Arme tragen das Gewicht<br />
<strong>de</strong>s Körpers und nehmen die Bewegungsinformationen<br />
am Besten auf. Die Zwischenräume<br />
sind Hals, Taille, Hüftebene und Achseln. Sie<br />
haben die Aufgabe Bewegungen und Gewicht<br />
weiterzuleiten. Aus diesem Grun<strong>de</strong> dürfen sie<br />
nicht durch Lagerungsmaterialien o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Dinge blockiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Gehen wir von <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Bobath-<br />
Therapie aus, erst <strong>de</strong>n Körper in eine sinnvolle<br />
d.h. eine physiologische Ausgangsposition zu<br />
bringen, so kann das Verständnis <strong>de</strong>r Kinästheten<br />
für Massen und Zwischenräume sehr<br />
hilfreich sein. Sollen Zwischenräume bei <strong>de</strong>r<br />
Bewegung frei sein so ist klar, daß als erstes<br />
die pathologischen Muster die durch Spastizität<br />
bedingt sind gelöst wer<strong>de</strong>n. Befin<strong>de</strong>t sich<br />
<strong>de</strong>r Kopf <strong>de</strong>s Patienten z.B. nicht in einer Mittelposition<br />
son<strong>de</strong>rn in einer seitlichen reklinierten<br />
(nach hinten gebeugten) Position ist<br />
<strong>de</strong>r Zwischenraum Hals gesperrt und die Beweglichkeit<br />
<strong>de</strong>s Patienten gehemmt.<br />
Ein weiterer Ansatz ist <strong>de</strong>n Konzepten Kinästhetik<br />
und Bobath gemeinsam. Bei<strong>de</strong> arbeiten<br />
mit hoher Achtung vor <strong>de</strong>n Menschen, ihren<br />
Fähigkeiten und <strong>de</strong>m Herausfin<strong>de</strong>n ihrer Ressourcen<br />
und <strong>de</strong>ren Erweiterung. Gelingt dies,<br />
wird ein System <strong>de</strong>r Befriedigung bei allen in<br />
<strong>de</strong>r Interaktion Beteiligten geschaffen.
In <strong>de</strong>n Kinästhetik ® -Kursen können <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong><br />
die Schmerzen bei <strong>de</strong>r Bewegung haben erleben,<br />
daß es Alternativen für sie gibt, um <strong>de</strong>n Alltag<br />
schmerzfrei zu bewältigen. Daraus ergibt sich,<br />
daß die Pflegekraft sich selbst ebenso sehr beachten<br />
muß wie <strong>de</strong>n Patienten. Durch diese beson<strong>de</strong>re<br />
Beachtung <strong>de</strong>s Beziehungsprozesses, erhält<br />
die pflegerische Intervention einen Zuwachs an<br />
Tiefe, Austausch und Qualität. Der Aufbau einer<br />
solchen Beziehung entwickelt sich über die Qualität<br />
<strong>de</strong>r Berührung und Bewegung.<br />
Für die Reduktion <strong>de</strong>r Spastizität sorgt in <strong>de</strong>n<br />
kinästhetischen Abläufen vor allem die leichte<br />
und flüssige Bewegung (Rampenbewegung)<br />
wieauchdieinallenAbläufenpriorisierteSpiralbewegung.<br />
Die Kinästhetik erreicht Ihre Grenzen aufgrund<br />
<strong>de</strong>s pathophysiologischen Geschehen beim<br />
Schlaganfallpatienten. Originär nach <strong>de</strong>m kinästhetischen<br />
Grundsatz führt <strong>de</strong>r Körperanteil <strong>de</strong>r<br />
besser beweglich o<strong>de</strong>r fähiger ist die Bewegung<br />
aus. Beim Schlaganfallpatienten wür<strong>de</strong> diese<br />
Vorgehensweise dazu führen, daß kompensatorische<br />
Bewegungsmuster eingeübt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies kann zur Folge haben:<br />
eine höhere Gefahr <strong>de</strong>r assoziierten<br />
Reaktionen mit all ihren pathologischen<br />
Folgen<br />
eine erhöhte Spastizität<br />
eine Vernachlässigung <strong>de</strong>r gelähmten<br />
Seite<br />
eine Reduktion <strong>de</strong>r wahrnehmungsunfähigen<br />
Seite und damit im En<strong>de</strong>ffekt<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
‡ ‹<br />
eine Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rehabilitationschancen<br />
Es dürfen also keine nur Kompensationsmechanismen<br />
für verlorene Fähigkeiten entwikkelt<br />
wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn aufgrund <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren<br />
Gegebenheiten beim neurologischen Patienten<br />
muß vor allem, die nicht so fähige Seite<br />
trainiert wer<strong>de</strong>n dies kann sich allerdings an<br />
kinästhetischen Mustern orientieren.<br />
Bei<strong>de</strong> Konzepte stimmen überein und ergänzen<br />
sich in <strong>de</strong>n Punkten:<br />
Interaktion<br />
Fühlkontakt und -information<br />
physiologischer Bewegungsführung<br />
Rotation als antispastische Bewegung<br />
Insofern ist es zwar sinnvoll, die physiologischen<br />
Abläufe aus <strong>de</strong>m kinästhetischen Konzept<br />
zu integrieren, die an<strong>de</strong>ren Formen <strong>de</strong>r<br />
Beweglichkeit <strong>de</strong>r Pflegepersonen zu nutzen<br />
und die gemeinsame Interaktion zu üben, aber<br />
trotz<strong>de</strong>m die therapeutischen Ansätze, beson<strong>de</strong>rs<br />
die Bobath-Aspekte, nicht zu vernachlässigen.<br />
In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Bewegungsabläufen sind<br />
<strong>de</strong>shalb die Elemente aus <strong>de</strong>r Kinästhetik integriert,<br />
(Hatch, Maietta 1992) die zu einer Entlastung<br />
<strong>de</strong>r Betroffenen und <strong>de</strong>r Pflegepersonen<br />
führen, wobei die therapeutischen Prinzipien<br />
<strong>de</strong>r Bobath-Therapie berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.
3.3 Ziele aktivieren<strong>de</strong>r Behandlung bei<br />
Hemiparese, orientiert am Bobath-<br />
Konzept<br />
3.3.1 Grundsätze<br />
; « ' Ł ' º \ V « Y « ' p ' , ˙ ' p ˜ ' N º , ˙ Ł & , L X ' « ¤ ' # « P º p ' 4 ' D C p « ' , V « ' p V º # ˜ C X º V N Z › C , 8 ' P V<br />
Die aktivieren<strong>de</strong> Behandlung muß sich<br />
unter <strong>de</strong>r Beteiligung aller Berufsgruppen<br />
sowie <strong>de</strong>r Angehörigen über 24<br />
Stun<strong>de</strong>n erstrecken<br />
Alle therapeutischen Maßnahmen sollen<br />
auf die persönliche Situation <strong>de</strong>s<br />
Patienten abgestimmt wer<strong>de</strong>n; orientiert<br />
an seinen eigenen individuellen<br />
Bewegungsmustern und Wahrnehmungsmöglichkeiten.<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gelähmten Seite in<br />
gleichzeitiger Koordination mit <strong>de</strong>r weniger<br />
betroffenen Seite.<br />
Fazilitieren (Bewegungsbahnung)<br />
Vermei<strong>de</strong>n assoziierter Reaktionen<br />
Inhibition (Hemmung) von Spastizität<br />
und abnormen Bewegungsmustern<br />
bzw. -abläufen<br />
Plastizität <strong>de</strong>s Gehirns nutzen<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wahrnehmung durch<br />
Stimulation<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Empfindung für die<br />
Körpermitte und Körpersymmetrie sowie<br />
<strong>de</strong>s Gleichgewichtssinnes<br />
Reduzieren von Schmerzen bei je<strong>de</strong>r<br />
Art <strong>de</strong>r Aktivität o<strong>de</strong>r passiven Lagerung<br />
‡ ‡<br />
3.3.2 Erklärungen<br />
Die aktivieren<strong>de</strong> Behandlung muß sich<br />
unter <strong>de</strong>r Beteiligung aller Berufsgruppen<br />
sowie <strong>de</strong>r Angehörigen über 24<br />
Stun<strong>de</strong>n erstrecken<br />
Die besten Rehabilitationserfolge stellen sich<br />
immer dann ein, wenn alle Beteiligten die<br />
Punkte, die oben beschrieben sind, beherzigen.<br />
So ist es beson<strong>de</strong>rs wichtig, daß z.B. auch alle<br />
Besucher über diese Punkte informiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Sie sollen min<strong>de</strong>stens wissen, daß sie immer<br />
auf <strong>de</strong>r gelähmten Seite stehen und die gelähmte<br />
Seite vermehrt berühren.<br />
Wichtig hierzu ist <strong>de</strong>r regelmäßige Austausch<br />
aller Beteiligten. Ebenso die Absprache <strong>de</strong>s<br />
Vorgehens über 24 Stun<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>,<br />
und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren therapeutisch Tätigen<br />
wie Physiotherapeuten/innen, Logopä<strong>de</strong>n/inne<br />
und Ergotherapeuten/innen.<br />
Alle therapeutischen Maßnahmen sollen<br />
auf die persönliche Situation <strong>de</strong>s<br />
Patienten abgestimmt wer<strong>de</strong>n; orientiert<br />
an seinen eigenen individuellen<br />
Bewegungsmustern und Wahrnehmungsmöglichkeiten<br />
Therapeutisches Vorgehen setzt immer eine<br />
Analyse <strong>de</strong>r Gegebenheiten, eine Planung <strong>de</strong>s<br />
zu erreichen<strong>de</strong>n Zieles und <strong>de</strong>r einzuleiten<strong>de</strong>n<br />
Maßnahmen voraus. Erst dadurch kann eine<br />
Kontrolle <strong>de</strong>r Effektivität stattfin<strong>de</strong>n. Das<br />
Wichtigste ist aber, daß erst durch eine korrekte<br />
Analyse festgestellt wird, wo <strong>de</strong>r Patient<br />
steht, vor allem was er noch alleine kann o<strong>de</strong>r<br />
welche Möglichkeiten (Ersatzhandlungen) er<br />
benutzt, um seine Defizite auszugleichen. Befin<strong>de</strong>n<br />
sich die Ersatzhandlungen im physiologischen<br />
Bereich, kann die Pflegeperson diese<br />
unterstützen und gemeinsam mit ihm weiterentwickeln.<br />
Befin<strong>de</strong>n sie sich im pathologi-
schen Bereich, müssen diese Handlungen gestoppt<br />
und gemeinsam mit <strong>de</strong>m Patienten umgeformt<br />
wer<strong>de</strong>n (siehe auch Fazilitation, Inhibition<br />
S. 58). Es reduziert die Rehabilitation<br />
sehr stark, wenn kompensieren<strong>de</strong> Muster zugelassen<br />
wer<strong>de</strong>n, selbst wenn sie momentan<br />
eine höhere Selbständigkeit vortäuschen. Pathologische<br />
Muster führen in eine Sackgasse,<br />
<strong>de</strong>nn ein Wie<strong>de</strong>rerlangen <strong>de</strong>r vollständigen<br />
Funktion wird dadurch stark behin<strong>de</strong>rt. Dieses<br />
gelingt nur, wenn physiologische Muster gebahnt<br />
und eingeübt wer<strong>de</strong>n. So ist es am Anfang<br />
besser, eine größere Abhängigkeit hinzunehmen<br />
und daraus verbesserte physiologische<br />
Funktionen zu entwickeln, als für <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>s<br />
Lebens eine Einschränkung hinzunehmen, die<br />
nicht nötig wäre.<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gelähmten Seite in<br />
gleichzeitiger Koordination mit <strong>de</strong>r<br />
weniger betroffenen Seite<br />
Da krankheitsbedingt die gelähmte Seite fast<br />
immer stark vernachlässigt wird, muß eine<br />
Aufmerksamkeitsschulung dieser Seite kontinuierlich<br />
stattfin<strong>de</strong>n. Dies gelingt durch unterschiedliche<br />
Stimulationen <strong>de</strong>r Wahrnehmung<br />
und Bewegung dieser Seite. Arbeitet Mann/<br />
Frau mit bilateralen Bewegungen, z.B. Training<br />
<strong>de</strong>r Armbewegungen mit <strong>de</strong>m Betgriff<br />
(s. S. 77), so wer<strong>de</strong>n sämtliche verfügbaren<br />
Bahnen im Großhirn genutzt, sowohl <strong>de</strong>r linken<br />
als auch <strong>de</strong>r rechten Hemisphäre. Da<br />
bei<strong>de</strong> Hirnhälften in Aktion gesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
kann ein sehr hoher Lerneffekt erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wird z.B. die Überkreuzwaschung benutzt<br />
(siehe Seite 22 ff.), so haben wir die motorische<br />
Stimulation <strong>de</strong>r einen Seite und die sensorische<br />
Stimulation <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. Beim anschließen<strong>de</strong>n<br />
Wechsel kann man davon ausgehen,<br />
daß die Engramme vertieft o<strong>de</strong>r übertragen<br />
wer<strong>de</strong>n. Wenn die Hand <strong>de</strong>r Pflegeperson<br />
während einer Bewegung mit <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>s<br />
Patienten verbun<strong>de</strong>n ist, so spürt man sofort,<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
‡ *<br />
wie unter Grundregeln beim Führen <strong>de</strong>r<br />
Hän<strong>de</strong> (s. S. 158) beschrieben, welche Ressourcen<br />
noch vorhan<strong>de</strong>n sind und kann sich diese<br />
zunutze machen, in<strong>de</strong>m sie nun von <strong>de</strong>r Pflegeperson<br />
unterstützt und weitergeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Alle Ressourcen <strong>de</strong>r betroffenen Seite<br />
wer<strong>de</strong>n somit ausgenutzt, <strong>de</strong>r Patient konzentriert<br />
sich auf die hemiplegische Seite. Durch<br />
das Lenken <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit auf die betroffene<br />
Seite und durch kleine Erfolgserlebnisse<br />
nimmt <strong>de</strong>r Patient seine gelähmte Seite<br />
schneller wie<strong>de</strong>r wahr.<br />
Fazilitieren (Bewegungsbahnung)<br />
Fazilitieren be<strong>de</strong>utet nach Hummelsheim<br />
»Anbahnung von Willkürbewegung » (Hummelsheim<br />
1993). Diese Bewegungen und Bewegungsabläufe<br />
stehen im physiologischen<br />
Kontext und erleichtern, för<strong>de</strong>rn und unterstützen<br />
Aktivität. Fazilitiert wer<strong>de</strong>n können<br />
z.B. Haltebewegungen, selektive Bewegungen<br />
sowie Bewegungsmuster und Gleichgewichtsreaktionen.<br />
Haltung und Bewegung<br />
In <strong>de</strong>n automatischen Bewegungsprogrammen<br />
<strong>de</strong>s Erwachsenen sind Bewegungselemente<br />
enthalten, die unseren Körper gegen die<br />
Schwerkraft aufrecht halten o<strong>de</strong>r ihn trotz<br />
Schwerkraft fortbewegen lassen. Sie passen<br />
sich je<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Körperlage an.<br />
Der Schlaganfallpatient hat diese Muster verloren<br />
und muß erst wie<strong>de</strong>r über bewußtes Training<br />
dorthin geführt wer<strong>de</strong>n. Um Haltung zu<br />
erreichen, braucht <strong>de</strong>r Mensch:<br />
1. Muskeln, die die Fähigkeit haben, einen Tonus<br />
aufzubauen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bewegung angepaßt<br />
ist (Tonus s. S. 60)<br />
2. die Möglichkeiten, selektive Bewegungen<br />
einzuleiten, einzelne Muskeln zu innervieren<br />
o<strong>de</strong>r ganze Muskelgruppen zu koordinieren,
; « ' Ł ' º \ V « Y « ' p ' , ˙ ' p ˜ ' N º , ˙ Ł & , L X ' « ¤ ' # « P º p ' 4 ' D C p « ' , V « ' p V º # ˜ C X º V N Z › C , 8 ' P V<br />
Haltung ist die Grundvoraussetzung für Bewegungen.<br />
Braucht ein Mensch viel Kraft, um<br />
Haltefunktionen aufrecht zu erhalten, kann er<br />
nur sehr schwer feinmotorische o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Aufgaben lösen.<br />
Eigenerfahrung<br />
Stellen Sie sich auf einen wackeligen Untergrund<br />
und fä<strong>de</strong>ln Sie einen Fa<strong>de</strong>n in ein Na<strong>de</strong>löhr.<br />
Mögliche Erkenntnis<br />
Sie wer<strong>de</strong>n merken, daß die Ausgleichbewegungen<br />
soviel Konzentration in Anspruch nehmen,<br />
daß es für Sie nur sehr schwer möglich<br />
ist, das Na<strong>de</strong>löhr zu treffen.<br />
Es ist <strong>de</strong>shalb wichtig, daß wir <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Patienten in eine Lage bringen, wo er diese<br />
Zusatzbewegungen leichter durchführen kann<br />
(s. S. 137 ff.).<br />
Bewegungsfazilitation<br />
Das Rückerlernen von Bewegungsmustern geschieht<br />
am besten, wenn Sie in <strong>de</strong>n physiologischen<br />
Bewegungsabläufen, wie sie in Kapitel<br />
»Bewegung« beschrieben sind, mit <strong>de</strong>n Patienten<br />
arbeiten. Alle hier genannten Punkte, wie<br />
z.B. das vorgehen in kleinen Schritten, und die<br />
Anpassung <strong>de</strong>r Sprachinformation an die Bewegungsschritte<br />
helfen bei <strong>de</strong>r Fazilitation.<br />
Fazilitation <strong>de</strong>r Gleichgewichtsreaktion<br />
»Das Gleichgewicht gewährleistet die stabile<br />
Körperlage im Raum gegen die Schwerkraft.<br />
Es ist vor allem eine Leistung <strong>de</strong>s Vestibulums<br />
(Gleichgewichtsorgan im Innenohr) und <strong>de</strong>s<br />
visuellen Systems. Das Zentralnervensystem<br />
erhält Informationen, wie sich <strong>de</strong>r Körper im<br />
Raum befin<strong>de</strong>t und gleicht die Muskulatur einer<br />
Lageverän<strong>de</strong>rung an. Erweitert wird das<br />
Ganze durch Informationen aus <strong>de</strong>n Gelen-<br />
‡ |<br />
ken, über <strong>de</strong>ren Stellung und durch Hautreize.<br />
Fehlen bei einem schlaff gelähmten Patienten<br />
beispielsweise die Informationen über Hautreiz<br />
und Gelenkstellung, so kann kein Gewicht<br />
auf das betroffene Bein aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Ist kein Gefühl an <strong>de</strong>r Fußsohle vorhan<strong>de</strong>n,<br />
fällt <strong>de</strong>r Mensch hin. Sie können dies<br />
selbst erleben, wenn Ihr Bein »eingeschlafen«<br />
ist (Beckmann 1998).<br />
Wie<strong>de</strong>rerlernen <strong>de</strong>r Stell- und<br />
Richtreaktionen<br />
»Stell- und Richtreaktionen« ordnen Kopfund<br />
Extremitäten <strong>de</strong>r Wirbelsäule als Körperachse<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Körperschwerpunkt zu. Damit<br />
ist <strong>de</strong>r Körper in <strong>de</strong>r Lage, eine symmetrische<br />
Haltung zu entwickeln, er kann sein Gewicht<br />
aber auch auf bei<strong>de</strong> Körperhälften gleichmäßig<br />
verteilen und halten.<br />
Eigenerfahrung<br />
Achten Sie einmal beim Autofahren darauf, wie<br />
Ihr Kopf in einer gera<strong>de</strong>n Position bleibt, wenn<br />
Sie in eine Kurve gehen, während <strong>de</strong>r Oberkörper<br />
sich zur Kurvenaußenseite hin beugt, daß<br />
also Gewicht auf eine Gesäßhälfte verlagert<br />
wird. Sind Sie wie<strong>de</strong>r auf einer Gera<strong>de</strong>n,<br />
kommt das Gewicht automatisch in bei<strong>de</strong> Gesäßhälften<br />
zurück, und <strong>de</strong>r Kopf steht in seiner<br />
Mittelstellung senkrecht über <strong>de</strong>r Wirbelsäule.<br />
Die Labyrinthstellreaktion und optische Stellreaktion<br />
bewirken, daß <strong>de</strong>r Kopf unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Körperhaltung eine senkrechte Position<br />
einnimmt. Ist diese Reaktion nicht mehr<br />
vorhan<strong>de</strong>n, fällt <strong>de</strong>r Kopf nach vorn, nach hinten<br />
o<strong>de</strong>r zur Seite. Man spricht dann davon,<br />
daß die Kopfkontrolle verloren wur<strong>de</strong>. Sie läßt<br />
sich am ehesten über korrektes Sitzen wie<strong>de</strong>rerlernen<br />
(s. S. 137 Lagerung). Ohne Kopfkontrolle<br />
wer<strong>de</strong>n alle koordinierten Bewegungen<br />
<strong>de</strong>r Arme und Hän<strong>de</strong> sowie das Schlucken erschwert<br />
o<strong>de</strong>r unmöglich.
Vermei<strong>de</strong>n assoziierter Reaktionen<br />
Unter assoziierten Reaktionen wird die Mitreaktion<br />
an<strong>de</strong>rer Körperbereiche verstan<strong>de</strong>n. Es<br />
sind nach Davis Reflexbewegungen, die typische,<br />
stereotype, spastische Muster in Armen<br />
und Beinen hervorrufen und nicht kontrollierbar<br />
sind (Davis 1984, 46). Wird z.B. die nicht<br />
gelähmte Seite beson<strong>de</strong>rs angestrengt o<strong>de</strong>r im<br />
unphysiologischen Muster bewegt, wie dies<br />
z.B. beim Hochziehen zum Sitzen mit <strong>de</strong>m<br />
Bettbügel geschieht, so löst diese Bewegung<br />
auf <strong>de</strong>r gelähmten Seite ein spastisches Muster<br />
aus. Mulley beschreibt in seiner Untersuchungsgruppe<br />
bei 80 % seiner Proban<strong>de</strong>n eine<br />
Mitreaktion <strong>de</strong>s hemiplegischen Armes beim<br />
Gähnen, Husten o<strong>de</strong>r Niesen (Mulley 1982).<br />
Assoziierte Bewegungen<br />
Sie sind zu unterschei<strong>de</strong>n von assoziierten<br />
Reaktionen. Die assoziierten Bewegungen<br />
treten beim Gesun<strong>de</strong>n auf und<br />
unterstützen präzise an<strong>de</strong>re Körperbewegungen.<br />
z.B. wenn neue, schwierige<br />
Bewegungen erlernt wer<strong>de</strong>n. »Sie sind<br />
i<strong>de</strong>ntische Bewegungen bei<strong>de</strong>r Extremitäten,<br />
wobei die Aktivität einer Gliedmaßedie<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>renauf<strong>de</strong>rgegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />
Seite <strong>de</strong>s Körpers verstärkt«<br />
(Fog und Fog 1963 in Bobath 1993, 13).<br />
Sie sind kontrollierbar wohingegen assoziierte<br />
Reaktionen nicht kontrolliert<br />
wer<strong>de</strong>n können. Sie wer<strong>de</strong>n als tonische<br />
Haltereaktionen <strong>de</strong>s Muskels <strong>de</strong>finiert<br />
(Walsche 1923, Bobath 1993, 13).<br />
Eigenerfahrungen<br />
Schlagen Sie mit angespannter Handfläche einen<br />
Luftballon vom Handteller weg, fangen<br />
ihn mit diesem angespannten Handteller wie<strong>de</strong>r<br />
auf und versuchen ihn sanft hinter <strong>de</strong>n<br />
Körper zu führen, ohne ihn zu verlieren. Balan-<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
‡ %<br />
cieren Sie <strong>de</strong>n Luftballon in schwierigen Positionen<br />
auf <strong>de</strong>r angespannten Hand. Sie wer<strong>de</strong>n<br />
merken, daß die an<strong>de</strong>ren Hand sich ebenfalls<br />
anspannen wird (Assoziierte Bewegung).<br />
Um assoziierten Reaktionen und damit spastikauslösen<strong>de</strong>n<br />
Komponenten entgegenzuwirken,<br />
ist es wichtig, vom ersten Tag an Gewichtsaufnahme<br />
auf die gelähmte Seite zu<br />
üben und keine kompensatorischen Bewegungen<br />
<strong>de</strong>r nicht gelähmten Seite zuzulassen.<br />
Beim Sitzen muß darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, daß<br />
das Gewicht auf bei<strong>de</strong>n Sitzbeinhökkern<br />
liegt<br />
das Gewicht bei Ortswechseln vom<br />
Bett zum Stuhl über die gelähmte Seite<br />
läuft<br />
das gelähmte Bein beim Gehen belastet<br />
wird<br />
Inhibition (Hemmung von Spastizität<br />
und abnormen Bewegungsmustern<br />
bzw. -abläufen)<br />
Sobald Spastizität entsteht, sind flüssige Bewegungen<br />
nicht mehr möglich. Massensynergien<br />
verhin<strong>de</strong>rn die Ausführung gezielter, koordinierter<br />
Bewegungen. Unter Massensynergien<br />
versteht man, daß auf einen bestimmten Reiz<br />
hin viele Muskeln gleichzeitig in Aktion versetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, z.B. Reaktionen <strong>de</strong>s gesamten<br />
Schulter- Arm-Bereiches, dadurch sind einzelne<br />
Bewegungen nicht mehr möglich. Die<br />
daraus entstehen<strong>de</strong>n abnormen Bewegungsmuster<br />
verschaffen <strong>de</strong>m Patienten zwar im<br />
Moment das Gefühl, etwas tun zu können, verhin<strong>de</strong>rn<br />
aber das Wie<strong>de</strong>rerlernen gezielter, selektiver<br />
(einzelner) und physiologisch koordinierter<br />
Bewegungen. Für eine Bobath- o<strong>de</strong>r in<br />
an<strong>de</strong>ren Rehabilitationstechniken erfahrene<br />
Therapeutin ist ein Ziel, keine solche Fehlformen<br />
zuzulassen, son<strong>de</strong>rn lieber erst in Kauf
; « ' Ł ' º \ V « Y « ' p ' , ˙ ' p ˜ ' N º , ˙ Ł & , L X ' « ¤ ' # « P º p ' 4 ' D C p « ' , V « ' p V º # ˜ C X º V N Z › C , 8 ' P V<br />
zu nehmen, daß <strong>de</strong>r Patient für eine längere Zeit<br />
auf Hilfe angewiesen ist. Dies setzt allerdings<br />
voraus, daß <strong>de</strong>r Patient gut aufgeklärt wird und<br />
ganz gezielt zu physiologischen Abläufen geführt<br />
wird. Inhibitionstechniken fin<strong>de</strong>n Sie im<br />
Kapitel »antispastisches Arbeiten« (s. S. 66 ff.)<br />
Zusammengefaßt lasen sich für die Punkte<br />
Bewegungsfazilitation, Inhibition und<br />
Vermeidung assoziierter Reaktionen folgen<strong>de</strong><br />
Aussagen treffen:<br />
Erst Spastizität hemmen, dann bewegen<br />
Antispastisches Vorgehen schon in <strong>de</strong>r<br />
Anfangsphase (bei Lagerung, Mobilisation,<br />
Wahrnehmungsför<strong>de</strong>rung)<br />
Vom Zentrum zur Peripherie hin arbeiten;<br />
also zuerst Kopfmobilisation, dann<br />
Rumpf-, Schulter- Arm- Hüft- und<br />
Beinmobilisation<br />
Antispastische Lagerungsarten vom<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>r Klinikeinweisung an<br />
wählen<br />
Keine kompensatorischen Bewegungsmuster<br />
bzw. Bewegungsabläufe zulassen<br />
Bewegung erleichtern durch führen<strong>de</strong><br />
Unterstützung<br />
Plastizität <strong>de</strong>s Gehirns nutzen<br />
Entgegen früherer Annahmen, daß ein erwachsenes<br />
Gehirn keine Lern- und Verän<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten<br />
mehr hat, bezweifelt<br />
heute niemand mehr die Plastizität <strong>de</strong>s Gehirns<br />
in allen Lebensaltern.<br />
Sie setzt beim Schlaganfallpatienten ein, wenn<br />
die Akutphase mit Oe<strong>de</strong>mrückbildung, Ne-<br />
‡ u<br />
krosenabbau, Entwicklung einer kollateralen<br />
Blutversorgung, also die Aufräumungsprozesse<br />
abgeschlossen sind.<br />
Mauritz (1994) leitet sie ab von <strong>de</strong>n Fähigkeiten<br />
<strong>de</strong>s Gehirns<br />
– bisher nicht genützte Areale voll o<strong>de</strong>r mit<br />
Teilaufgaben einzusetzen<br />
– neu zu lernen<br />
– aktive Reorganisation zu betreiben, in<strong>de</strong>m<br />
an <strong>de</strong>n Synapsen neue Verbindungen hergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, stille Verbindungen aktiviert<br />
und bisher nicht benutzte Bahnen benutzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Aber auch die Nutzung neurohormonaler<br />
Kommunikationswege fin<strong>de</strong>t statt (Mauritz,<br />
1994, 61 ff). Eine Umorganisation <strong>de</strong>s motorischen,<br />
sensomotorischen, visuellen und auditiven<br />
Cortex wur<strong>de</strong> z.B. von Kaas (1991) und<br />
Rosenzweig (1980) nachgewiesen. Es wur<strong>de</strong><br />
festgestellt, daß durch entsprechen<strong>de</strong> Stimulation<br />
mit akustischen, visuellen und taktilen<br />
Reizen Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r neuronalen<br />
Struktur hervorgerufen wer<strong>de</strong>n Jenkins et al.<br />
(1990) konnten zeigen, daß bei Affen die bestimmte<br />
Unterscheidungsaufgaben mit <strong>de</strong>n<br />
Fingern durchführen mußten, die Areale<br />
(s. S. 37) für Finger sich im Hirn vergrößerten.<br />
Aber auch am motorischen Cortex kommt es<br />
zu Verän<strong>de</strong>rungen, d.h. also für uns <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>,<br />
je mehr es uns gelingt, während <strong>de</strong>s Alltags<br />
viele gezielte und sinnvolle Anregungen zu geben,<br />
um so mehr können wir die Rehabilitation<br />
unterstützen, aber auch bei gezieltem Einsatz<br />
noch später eine Verän<strong>de</strong>rung bewirken.<br />
Mauritz (1994) spricht in diesem Zusammenhang<br />
von einer Fehlaussage, wenn man glaubt,<br />
daß eine Verbesserung nur in <strong>de</strong>n ersten drei<br />
Monaten nach Schlaganfall möglich wäre<br />
(Mauritz 1994, 62). Nach Bach-Y-Rita et al.<br />
(1988) ergeben sich auch noch Erfolge nach 20<br />
Jahren. Allerdings ist, um diese Späterfolge zu<br />
erzielen die Motivation <strong>de</strong>s Betroffenen, <strong>de</strong>r
Betreuen<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Angehörigen sehr wichtig.<br />
Geduld muß ebenso ausgeprägt vorhan<strong>de</strong>n<br />
sein. Dem Bedürfnis, sich mit <strong>de</strong>m Gegebenen<br />
abzufin<strong>de</strong>n, muß intensivst gegengesteuert<br />
wer<strong>de</strong>n. Es ist also sehr viel aufwendiger als<br />
gleich in eine korrekte Rehabilitation einzusteigen.<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wahrnehmung durch<br />
Stimulation<br />
Hierzu gehören:<br />
> Anregung <strong>de</strong>r Oberflächensensibilität<br />
(siehe Hautstimulation Kapitel 7 )<br />
> Stimulation <strong>de</strong>r Sinnesorgane<br />
> Stimulation <strong>de</strong>r Tiefensensibilität<br />
> Stimulation <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit.<br />
(s.auchS.21ff.).<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Empfindung für die<br />
Körpermitte und Körpersymmetrie sowie<br />
<strong>de</strong>s Gleichgewichtsinnes<br />
Der Schlaganfallpatient hat kein Gefühl mehr<br />
für seine Körpermitte. Bedingt durch <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Zug <strong>de</strong>r Muskeln, kann er sich<br />
nicht mehr an dieser Mitte ausrichten und<br />
kippt <strong>de</strong>shalb häufig zu einer Seite. Die mangeln<strong>de</strong><br />
Propriozeption (Wahrnehmung für Tiefensensibilität<br />
und Gelenkstellung) und die<br />
Störung <strong>de</strong>s Vestibulums (Gleichgewichtssinnes)<br />
verhin<strong>de</strong>rn ebenfalls die Empfindungen<br />
für Körpermitte und Körpersymmetrie. Um<br />
dieses Gefühl wie<strong>de</strong>r aufzubauen, heißt es, die<br />
Mobilisation langsam, schrittweise <strong>de</strong>r Bewegungsentwicklung<br />
<strong>de</strong>s Schlaganfallpatienten<br />
anzupassen. Dies geht am besten über<br />
> Bewegung in Rückenlage (von unten nach<br />
oben). Durch die Abwechslung <strong>de</strong>r Gewichtsaufnahme<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Körperhälften<br />
kommt es zu einem großen Informationsaustausch<br />
bei<strong>de</strong>r Körperhälften. Die Unterstützungsfläche<br />
Rücken bil<strong>de</strong>t dazu entsprechen<strong>de</strong><br />
Wahrnehmungsmöglichkeiten.<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
* fl<br />
> Bauchlagerung<br />
> Langsitz<br />
> Sitzen auf <strong>de</strong>r Bettkante<br />
> Stehen und Gehen<br />
> Stimulieren<strong>de</strong> Waschungen<br />
mit Betonung <strong>de</strong>r Körpermitte nach<br />
Bienstein/Fröhlich (s. S. 22)<br />
Überkreuzwaschung mit Fühl- und<br />
Führkontakt nach Beckmann 1998<br />
(s. S. 22)<br />
Reduzieren von Schmerzen bei je<strong>de</strong>r<br />
Art <strong>de</strong>r Aktivität o<strong>de</strong>r passiven Lagerung<br />
Schmerzen erhöhen die Angst und damit die Spastizität.<br />
Sie führen zu Vermeidungsreaktionen<br />
und damit zu einem stärkeren Rückzug <strong>de</strong>s Patienten<br />
in sich selbst bzw. seiner Verweigerung zur<br />
Mithilfe. Es ist <strong>de</strong>shalb unbedingt notwendig, die<br />
Schmerzgrenze <strong>de</strong>s Patienten zu erkennen und zu<br />
respektieren. Sie ist immer die Grenze <strong>de</strong>s therapeutischen<br />
Tuns. Beson<strong>de</strong>re Schmerzreaktionen,<br />
wie Schulter-, Arm- und Hüftschmerzen, müssen<br />
bedacht wer<strong>de</strong>n. Möglichkeit, Schmerzen dort zu<br />
lösen, sind im Kapitel »antispastisches Arbeiten«<br />
(Seite 68ff) zu fin<strong>de</strong>n.<br />
3.4 Tonusverän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Muskulatur<br />
Tonus be<strong>de</strong>utet Spannung, ist ein physiologischer<br />
Spannungszustand bzw. Erregungszustand<br />
eines Gewebes (Lexikon <strong>de</strong>r Medizin<br />
1996, 1699). Davis bezeichnet als normalen Tonus<br />
<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand, <strong>de</strong>r notwendig ist, um<br />
eine Bewegung fließend und kontinuierlich ablaufen<br />
zu lassen (Davis 1986, 31). Die Muskeln<br />
befin<strong>de</strong>n sich im Gleichklang <strong>de</strong>r Gegenspieler,<br />
Agonisten und antagonistische Muskeln<br />
sind in ihrem Spiel aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt.
3.4.1 Hypotonus<br />
Beim Hypotonus bietet die Muskulatur <strong>de</strong>r<br />
passiven Bewegung zu wenig o<strong>de</strong>r gar keinen<br />
Wi<strong>de</strong>rstand. Eine angehobene Hand fällt,<br />
wenn man sie losläßt, einfach wie<strong>de</strong>r auf die<br />
Unterlage zurück. Die Muskulatur ist nicht in<br />
<strong>de</strong>r Lage, die notwendige Spannung aufzubauen.<br />
3.4.2 Hypertonus<br />
Hierbei ist <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand gegen passive Bewegung<br />
erheblich gesteigert. Ein massiv gesteigerter<br />
Hypertonus wird als Spastik bezeichnet.<br />
3.5 Pflege während <strong>de</strong>r schlaffen Phase<br />
Nach <strong>de</strong>m akuten Geschehen befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />
Patient meist in einer sogenannten schlaffen<br />
Phase, d.h., <strong>de</strong>r Tonus <strong>de</strong>r Muskulatur ist soweit<br />
herabgesetzt, daß keine Eigenbeweglichkeit<br />
mehr möglich ist. Man geht davon aus, daß<br />
sie ca. drei Wochen dauert.<br />
3.5.1 Allgemeine Grundsätze<br />
Erhalten <strong>de</strong>r Beweglichkeit <strong>de</strong>r Halswirbelsäule<br />
(HWS), Brustwirbelsäule<br />
(BWS), Len<strong>de</strong>nwirbelsäule (LWS) und<br />
aller Gelenke<br />
Gelenkschutz<br />
Schutz vor Sehnenverkürzungen beson<strong>de</strong>rs<br />
im Hand- und Fußbereich<br />
Schutz vor Verletzung <strong>de</strong>s Gewebes<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp', ˙ ˙'p 4$NŁºGG', ˇNº4'<br />
* .<br />
3.5.2 Erklärungen<br />
Erhalten <strong>de</strong>r Beweglichkeit <strong>de</strong>r HWS,<br />
BWS, LWS und aller Gelenke<br />
Die Patienten sind beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r ersten<br />
Phase (schlaffen Phase) gefähr<strong>de</strong>t, daß es zu<br />
einer Einschränkung <strong>de</strong>r Beweglichkeit<br />
kommt. Dies betrifft sehr ausgeprägt die Halswirbelsäule<br />
(HWS), die Brustwirbelsäule<br />
(BWS) und die Len<strong>de</strong>nwirbelsäule (LWS). Im<br />
normalen Pflegeablauf haben wir vielfache<br />
Möglichkeiten (ohne zusätzlichen Zeitaufwand),<br />
die Beweglichkeit dieser Bereiche zu<br />
erhalten. Dies geschieht z.B. wenn Bewegungsabläufe,<br />
wie sie im Kapitel 4 S. 78 ff. beschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n, bei allen Lagewechseln,<br />
beim Betten und beim Waschen, die Grundlage<br />
<strong>de</strong>r Bewegung bil<strong>de</strong>n.<br />
Da die HWS eine zentrale Rolle in Bezug auf<br />
Gleichgewichtsreaktionen und <strong>de</strong>n Muskeltonus<br />
<strong>de</strong>s gesamten Körpers hat (Davis 1995,<br />
143, Gschwend, 1994, 27), muß ihr eine beson<strong>de</strong>re<br />
Beachtung in je<strong>de</strong>r pflegerischen Tätigkeit<br />
zugewandt wer<strong>de</strong>n.<br />
Lösungsvorschläge<br />
Die Ganzkörperwäsche eignet sich gut für die<br />
Mobilisation. Hierbei ist es möglich ohne zusätzlichen<br />
Zeitaufwand therapeutisch tätig zu<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Eigenerfahrung<br />
Legen Sie Ihren Hinterkopf in <strong>de</strong>n Nacken<br />
und versuchen Sie nun, <strong>de</strong>n Kopf zu drehen.<br />
Bringen Sie nun Ihren Kopf in die Mittelposition<br />
und bewegen Sie ihn dann.<br />
Mögliche Erkenntnis<br />
Sie wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich die Hemmung <strong>de</strong>r Bewegung<br />
spüren solange Ihr Kopf nach hinten gebeugt<br />
(rekliniert) ist. In <strong>de</strong>r mittleren Position<br />
läßt er sich dagegen leicht in Bewegung setzten.
Die Bewegung <strong>de</strong>s Kopfes.<br />
> Der Kopf wird auf die Hand <strong>de</strong>r <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />
aufgelagert und in alle Richtungen bewegt.<br />
Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist hierbei die Flektion<br />
(Kinn Richtung Brustbein) <strong>de</strong>s Kopfes.<br />
Beim Drehen <strong>de</strong>s Kopfes zur Seite ist beson<strong>de</strong>rs<br />
darauf zu achten, daß die Wirbelsäule<br />
nicht rekliniert wird, da dies die Bewegung<br />
<strong>de</strong>utlich einschränkt.<br />
> Um die Eigenaktivität <strong>de</strong>s Patienten zu stützen,<br />
ist es wichtig, ihn so frühzeitig wie möglich<br />
aufzufor<strong>de</strong>rn diese Bewegung selbst<br />
durchzuführen,<br />
> Sie können ihn dabei unterstützen in<strong>de</strong>m<br />
Sie die Bewegung an <strong>de</strong>r Schläfe mitführen.<br />
Die Bewegung <strong>de</strong>s Brustkorbes<br />
> Die Bewegung <strong>de</strong>s Brustkorbes und damit<br />
auch die Beweglichkeit im Hals- und im<br />
Len<strong>de</strong>nwirbelsäulenbereich können Sie bei<br />
allen Lageverän<strong>de</strong>rungen und Drehungen<br />
trainieren. Beson<strong>de</strong>rs schonend wird Ihnen<br />
dies bei <strong>de</strong>r rotieren<strong>de</strong>n Bewegung im Bett<br />
nach oben gelingen(s. S. 78 ff.).<br />
> Um die Brustwirbelsäule beweglich zu erhalten,<br />
können Sie beim »Nach oben bewegen«<br />
durch einen Druck auf <strong>de</strong>n unteren<br />
Teil <strong>de</strong>s Sternums die Beugung <strong>de</strong>s Brustkorbbereiches<br />
verstärkt anleiten.<br />
> Ebenso kann durch eine gute Unterstützung<br />
<strong>de</strong>s Aufrichtepunktes in <strong>de</strong>r Sitzposition (s.<br />
S. 100) die Wirbelsäule in ihrer aufrechten<br />
Haltung im Brustkorbbereich trainiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Beweglichkeit <strong>de</strong>r mittleren und unteren<br />
Wirbelsäule<br />
> Sie wird hauptsächlich durch die Beckenrotation<br />
erhalten:<br />
– Bei allen Drehungen<br />
– Bei <strong>de</strong>r Bewegung nach oben<br />
– Beim antispastischen Arbeiten, beson<strong>de</strong>rs<br />
bei <strong>de</strong>r Hüftmobilisation (s. S. 72 ff.)<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
* x<br />
Gelenkschutz<br />
Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r schlaffen Phase muß auf <strong>de</strong>n<br />
Schutz <strong>de</strong>r Gelenke vor Verletzungen geachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Durch <strong>de</strong>n Hypotonus <strong>de</strong>r Muskulatur<br />
kann <strong>de</strong>r Körper <strong>de</strong>s Betroffenen diesen<br />
Schutzmechanismus nicht mehr alleine durchführen.<br />
Lösungsvorschlag<br />
> Der Patient sollte von Anfang an lernen,<br />
daß er seinen gelähmten Ellenbogen mit <strong>de</strong>r<br />
weniger betroffenen Hand fixieren soll, um<br />
eine Ruhigstellung <strong>de</strong>s Oberarmes und <strong>de</strong>s<br />
Schulterbereiches zu erreichen, (s. S. 81,<br />
Abb. 66).<br />
> Das gelähmte Bein muß in beson<strong>de</strong>rer Aufmerksamkeit<br />
auf das Hüftgelenk, Kniegelenk<br />
und Fußgelenk bewegt wer<strong>de</strong>n. Über<strong>de</strong>hnungen<br />
in allen Ebenen z.B. durch zu<br />
große Außenrotationen bzw. Innenrotationen<br />
sind dabei zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Schutz vor Sehnenverkürzungen beson<strong>de</strong>rs<br />
im Hand- und Fußbereich<br />
Die Hand ist sehr gefähr<strong>de</strong>t, Verkürzungen im<br />
Sehnenbereich auszubil<strong>de</strong>n. Deshalb ist es verboten,<br />
einen Ball o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Materialien in<br />
die Hand hineinzugeben. Es kann durch sie zu<br />
einer höheren Spastizität bzw. eine Versteifung<br />
in unphysiologischer Stellung kommen.<br />
Lösungsvorschläge<br />
> korrektes Lagern in physiologischer Grundstellung<br />
in je<strong>de</strong>r Position<br />
> Häufiges Bewegen im Handgelenk und Bewegen<br />
<strong>de</strong>r Finger wie unter antispastischem<br />
Arbeiten beschrieben (auch durch Angehörige,<br />
die allerdings vom Pflegepersonal o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Physiotherapeutin angeleitet sein müssen,<br />
um hier keine zusätzlichen Verletzungen<br />
zu setzen)
eson<strong>de</strong>re Sorgfalt beim Lagewechsel und<br />
in <strong>de</strong>n Lagerungsformen; die Hand muß in<br />
physiologischer Position liegen und beson<strong>de</strong>rs<br />
bei <strong>de</strong>m Drehen auf die Seite darf sie<br />
nicht abgeknickt unter <strong>de</strong>m Körper liegen.<br />
Fuß<br />
Häufig glauben <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>, daß durch eine Unterstützung<br />
<strong>de</strong>s Fußes (Bettkiste, Kissen) ein<br />
Spitzfuß zu vermei<strong>de</strong>n sei. Diese Maßnahme<br />
führt aber eher zu Komplikationen, da sie <strong>de</strong>n<br />
Tonusaufbau <strong>de</strong>r Muskulatur im Wa<strong>de</strong>nbereich<br />
unterstützt und hiermit zur Entwicklung<br />
und/o<strong>de</strong>r Erhaltung <strong>de</strong>r Spastizität beiträgt.<br />
Diese Maßnahme ist <strong>de</strong>shalb als Pflegefehler<br />
anzusehen.<br />
Lösungsvorschläge<br />
Bewegen <strong>de</strong>s Fußes wie unter Punkt »Antispastisches<br />
Arbeiten« beschrieben.<br />
> Bein und Fuß immer so in Bewegung setzen,<br />
wie unter »Antispastischem Arbeiten« S. 74<br />
u. 75 beschrieben. In <strong>de</strong>r Regel gilt, wenn<br />
ein Gelenk 5mal in 24 Stun<strong>de</strong>n in seine Endstellungen<br />
gebracht wur<strong>de</strong> ist eine Funktionseinschränkung<br />
verhin<strong>de</strong>rt.<br />
> Keinen Druck durch die Bett<strong>de</strong>cke auf <strong>de</strong>n<br />
Fußrücken bringen.<br />
> Sorgfältiges Lagern in physiologischer Stellung.<br />
> Schrägstellen <strong>de</strong>s Bettes, so daß die Füße das<br />
Gewicht vollständig auf <strong>de</strong>n Fußsohlen tragen.<br />
Dies ist sicher eine etwas ungewöhnliche,<br />
aber sehr effektive Maßnahme. Sie sollte<br />
beginnen, sobald es vom Arzt erlaubt wird.<br />
Durch <strong>de</strong>n großflächigen Druck <strong>de</strong>r auf<br />
die Fußsohlen ausgeübt wird, ist <strong>de</strong>r Patient<br />
sehr gut auf das Stehen vorbereitet<br />
(s. S. 24).<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp', ˙ ˙'p 4$NŁºGG', ˇNº4'<br />
* n<br />
Dies geht nur bei leichten Patienten, da<br />
das Fußbrett an <strong>de</strong>n Betten für eine solche<br />
Aktion nicht ausgelegt ist.<br />
Schutz vor Verletzungen <strong>de</strong>s Gewebes<br />
Umgang mit Infusionen<br />
Häufig wer<strong>de</strong>n Infusionen an <strong>de</strong>m gelähmten<br />
Arm mit <strong>de</strong>r Begründung angelegt, <strong>de</strong>r Patient<br />
könne diesen sowieso nicht gebrauchen. Dies<br />
kann fatale Folgen haben. Es führt nämlich<br />
nicht nur häufig zu unbemerktem paravenösem<br />
Laufen <strong>de</strong>r Infusionen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
dazu, daß die Bewegung dieses Armes durch<br />
<strong>de</strong>n Patienten, die Angehörigen und das Pflegepersonal<br />
reduziert wird. Dies hat meist zur<br />
Folge, daß<br />
– die Bewegungsbahnung vernachlässigt wird<br />
– die Wahrnehmung reduziert wird<br />
– die Lagerung auf <strong>de</strong>r gelähmten Seite eingeschränkt<br />
wird<br />
– <strong>de</strong>r Lymphabfluß durch o.g. Punkte minimiert<br />
wird<br />
Lösungsvorschlag<br />
> Infusion an <strong>de</strong>r nicht gelähmten Seite anlegen<br />
Umgang mit <strong>de</strong>r Blutdruckmessung:<br />
Durch die Störung <strong>de</strong>r Muskelmechanik und<br />
Wahrnehmungsreduktion in <strong>de</strong>r schlaffen<br />
Phase kann es bei zu starkem Aufpumpen <strong>de</strong>r<br />
Manschette sehr leicht zur Traumatisation <strong>de</strong>s<br />
Gewebes kommen. Aus diesem Grun<strong>de</strong> ist<br />
eine Blutdruckmessung auf <strong>de</strong>r gelähmten<br />
Seite abzulehnen.<br />
Lösungsvorschlag<br />
> Blutdruckmessungen lediglich an <strong>de</strong>r nicht<br />
gelähmten Seite vornehmen.
3.6 Pflege während <strong>de</strong>r spastischen Phase<br />
Spastizität wird häufig als »... ein Syndrom aus<br />
gesteigerten Eigenreflexen, erhöhtem Wi<strong>de</strong>rstand<br />
<strong>de</strong>r Muskulatur gegen passive Bewegung<br />
und gestörter Willkürbewegung verstan<strong>de</strong>n«<br />
(Mauritz 1994, 68). Dietz et al., 1981 und Tiemann<br />
et al 1991 diskutieren auch muskelmechanische<br />
Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n Muskeln<br />
selbst. Bei <strong>de</strong>n gesteigerten Eigenreflexen<br />
wird die »Sprouting-Hypothese« diskutiert,<br />
die eine anatomische Umorganisation auf segmentaler<br />
Ebene annimmt. So kann man nach<br />
Mauritz (1994) von verän<strong>de</strong>rten neuronalen<br />
Bedingungen als auch verän<strong>de</strong>rten Kontraktionseigenschaften<br />
<strong>de</strong>r spastischen, hypertonen<br />
Muskulatur ausgehen.<br />
Die Pathophysiologie <strong>de</strong>r Motorik und Spastik<br />
soll hier ihrer Komplexität wegen nicht erläutert<br />
wer<strong>de</strong>n. Das dazu notwendige Wissen können<br />
Sie sich durch das Literaturstudium aneignen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs geeignet erscheinen mir hierzu<br />
die Ausführungen von Hummelsheim 1994,<br />
und die Erklärungen von Kapit, Macey, Meisami,<br />
im Anatomie-Malatlas und von <strong>de</strong>nselben<br />
Autoren im Physiologie-Malatlas, (1987)<br />
sowie die Erklärungen von Gschwend (1994).<br />
Eine verkürzte Darstellung <strong>de</strong>s Phänomens<br />
empfin<strong>de</strong> ich als nicht verantwortbar, da dadurch<br />
Fehleinschätzungen <strong>de</strong>r eigenen Beurteilungsfähigkeit<br />
provoziert wer<strong>de</strong>n könnten.<br />
Trotz<strong>de</strong>m gebe ich, Empfehlungen zur Reduktion<br />
o<strong>de</strong>r zur Vermeidung von Spastizität. Die<br />
vorgeschlagenen Handlungsweisen sind empirisch<br />
(durch Erfahrungen) und auf <strong>de</strong>r Basis<br />
<strong>de</strong>r Literatur von Bobath, Davis und vielen an<strong>de</strong>ren<br />
gewonnen und von vielen Teilnehmern<br />
und Teilnehmerinnen meiner Seminare und<br />
mir selbst erprobt, immer wie<strong>de</strong>r reflektiert<br />
und bestätigt wor<strong>de</strong>n.<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
* ‹<br />
3.6.1 Allgemeine Grundsätze<br />
Spastizität vermei<strong>de</strong>n bzw. reduzieren<br />
Dem spastischen Muster entgegen arbeiten<br />
Antispastische Lagerungen einnehmen<br />
lassen o<strong>de</strong>r durchführen<br />
Kompensatorische Bewegung mit <strong>de</strong>r<br />
weniger betroffenen Seite vermei<strong>de</strong>n<br />
Alles was Spastizität zur Folge hat ist<br />
zu unterlassen!<br />
3.6.2 Allgemeine spastikmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Maßnahmen<br />
Nach Hummelsheim (1994) sind dies :<br />
1. Beeinflussen <strong>de</strong>r Dehnungsrezeptoren<br />
durch<br />
– Muskel<strong>de</strong>hnung<br />
– Tapping (Beklopfen)<br />
– Vibration<br />
2. Muskelkühlung<br />
1. Beeinflussen <strong>de</strong>r Dehnungsrezeptoren:<br />
Nach Hummelsheim et al 1994 wird durch ein<br />
langsames Dehnen <strong>de</strong>r Muskulatur eine <strong>de</strong>utliche<br />
Tonusreduktion erreicht. Diese Dehnung<br />
kann durch Physiotherapeuten o<strong>de</strong>r Pflegepersonal,<br />
sowie durch entsprechen<strong>de</strong> Lagerung<br />
und durch Schienen erreicht wer<strong>de</strong>n. Auch das<br />
Tapping (Beklopfen) und die Vibration haben<br />
hier ihren Platz. Dehnungsrezeptoren wer<strong>de</strong>n<br />
auch durch das Tapping o<strong>de</strong>r die Vibration angesprochen<br />
und es kommt zu einer Entspannung<br />
<strong>de</strong>r Muskulatur.<br />
Hier ist meiner Erfahrung nach eine sorgsame<br />
Beobachtung <strong>de</strong>s Tonus notwendig, da das<br />
Tapping auch zur Stimulation <strong>de</strong>s Tonus benutzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann.
2. Muskelkühlung: Sie gehört in die physiotherapeutische<br />
Behandlung und wird hier nur<br />
zum weiteren Verständnis erwähnt. Sie kann je<br />
nach Anwendung zur Hemmung o<strong>de</strong>r Stimulation<br />
von Muskelaktivität benutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Reduktion <strong>de</strong>s Tonus fin<strong>de</strong>t durch eine wenigstens<br />
15–20 Minuten dauern<strong>de</strong> Applikation<br />
vonKühlungstatt.Nach<strong>de</strong>rBehandlunghältsie<br />
für wenigstens 30–60 Minuten an (Hummelsheim<br />
1992, 1995, in Mauritz 1994). Eine kurzfristige<br />
Kältereizung führt nach Rood (1956, 1962)<br />
zu einer Steigerung <strong>de</strong>s Muskeltonus.<br />
3.6.3 Typische spastische Muster bei<br />
Schlaganfallpatienten<br />
Im folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n typische spastische Muster<br />
aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s Ober- und Unterkörpers<br />
und <strong>de</strong>ren Lösung beschrieben.<br />
Spastizität ist nie auf eine Muskelgruppe beschränkt.<br />
Sie ist immer Teil einer umfassen<strong>de</strong>n<br />
Synergie <strong>de</strong>r Flexoren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Extensoren<br />
(Atkins 1979).<br />
Die Muster sind so stereotyp, daß die Patienten<br />
meist sofort als Hemiplegiker erkannt wer<strong>de</strong>n<br />
können. Bobath (1985,1993) und Johnstone<br />
(1980) betonen, daß gera<strong>de</strong> die Muskeln,<br />
am stärksten betroffen sind, die uns gegen die<br />
Schwerkraft aufrecht halten. Obwohl alle<br />
Muskeln beim spastischen Muster einen erhöhten<br />
Tonus aufweisen, sind die erkennbaren<br />
Muster das Ergebnis <strong>de</strong>r Spannung und tonischen<br />
Reflexaktivität dieser stärksten Muskeln.<br />
In <strong>de</strong>n oberen Extremitäten sind es die,<br />
die uns ein Hängen bzw. Klettern ermöglichen<br />
können. In <strong>de</strong>n unteren Extremitäten sind es<br />
jene Muskeln, die das Körpergewicht in aufrechter<br />
Haltung stützen müssen bzw. beim Gehen<br />
und Springen ein Abstoßen vom Bo<strong>de</strong>n<br />
ermöglichen (Davis 1986, Johnstone 1980).<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp',˙ ˙'p 4Pº4V«4$N', ˇNº4'<br />
* ‡<br />
Bei unsachgemäßer Lagerung bil<strong>de</strong>t sich z.B.<br />
ein typisches Flexionsmuster an <strong>de</strong>n oberen<br />
Extremitäten und ein Extensionsmuster an<br />
<strong>de</strong>n unteren Extremitäten.<br />
3.6.4 Beschreibung <strong>de</strong>s spastischen Musters<br />
bei Schlaganfallpatienten<br />
Der Oberkörper<br />
Der Kopf ist zur weniger betroffenen<br />
Seite rotiert (gedreht), nach dorsal<br />
(hinten) geneigt und zur betroffenen<br />
Seite lateral flektiert<br />
Die Scapula (Schulterblatt) ist retrahiert<br />
(zurückgezogen)<br />
Der Schultergürtel ist heruntergezogen<br />
Der Oberarm ist innenrotiert (zum<br />
Körper gedreht) und adduziert (angepreßt)<br />
Der Ellenbogen ist flektiert (gebeugt)<br />
Der Unterarm in Pronationsstellung<br />
(Innenseite zum Fußbo<strong>de</strong>n gedreht,<br />
Brotschnei<strong>de</strong>haltung), in einigen Fällen<br />
in Supinationsstellung (Innenseite zur<br />
Decke gedreht, Suppenschalenhaltung)<br />
Die Finger sind flektiert (gebeugt) und<br />
adduziert (angepreßt)<br />
Der Daumen ist flektiert (gebeugt), adduziert<br />
(angepreßt) und in Oppositionsstellung<br />
Der Rumpf <strong>de</strong>r hemiplegischen Seite<br />
ist mit Lateralflektion (Seitenbeugung)<br />
nach hinten rotiert (gedreht), weist also<br />
auf <strong>de</strong>r hemiplegischen Seite eine Verkürzung<br />
auf
Der Unterkörper<br />
Das Becken ist nach hinten retrahiert<br />
(gezogen) und nach cranial (oben) gezogen<br />
Die Hüfte ist extendiert (gestreckt)<br />
Das Bein ist meist außenrotiert (nach<br />
außen gedreht), bei beidseitiger Spastizität<br />
(häufig bei apallischen Syndrom)<br />
sind die Beine in Innenrotation (nach<br />
innen gedreht)<br />
Das Knie ist extendiert (gestreckt), <strong>de</strong>r<br />
Fuß ist plantarflektiert (zur Fußsohle<br />
gebeugt) und weist eine Inversionsstellung<br />
(Einwärtsdrehung zum inneren<br />
Fußknöchel hin) auf<br />
Die Zehen sind flektiert (gebeugt) und<br />
adduziert (angepreßt)<br />
3.6.5 Antispastisches Arbeiten<br />
Das antispastische Arbeiten beginnt bereits in<br />
<strong>de</strong>r schlaffen Phase <strong>de</strong>r Hemiplegie durch physiologische<br />
Bewegungsführung und damit<br />
Neubahnung. Gelenke und Bän<strong>de</strong>r sind in dieser<br />
schlaffen Phase beson<strong>de</strong>rs Verletzungen<br />
durch Über<strong>de</strong>hnung und falsch ausgeübten<br />
Zug ausgesetzt und müssen davor mit großer<br />
Aufmerksamkeit geschützt wer<strong>de</strong>n. Hier gilt<br />
es grundsätzlich, nicht in die Gelenkbereiche<br />
zu greifen und für eine gute Stabilisierung zu<br />
sorgen. Während <strong>de</strong>r Bewegung darf <strong>de</strong>r Ballenbereich<br />
<strong>de</strong>s Fußes als Unterstützungsfläche<br />
benutzt wer<strong>de</strong>n. Die Fingerbeeren (vor<strong>de</strong>res<br />
Fingerglied) <strong>de</strong>r Pflegeperson dürfen aber niemals<br />
einen Druck auf das Fußgewölbe ausüben.<br />
Bei <strong>de</strong>r Lagerung gilt grundsätzlich, daß<br />
man keinen Ball o.ä. in die Hand gibt und<br />
keine Fußkiste benutzt.<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
* *<br />
Anmerkung:<br />
Die Bewegung über <strong>de</strong>n Ballen ist bei Therapeuten<br />
umstritten. In <strong>de</strong>r Aktivitas-Pflege halten<br />
wir uns an die Aussage aus <strong>de</strong>n Lehrbüchern<br />
für Physiotherapeuten Spastizität reduziert<br />
sich ebenfalls, wenn taktile Reize durch<br />
flächige Griffe langsam und langanhaltend gesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Günstig ist es, direkt auf die betroffene<br />
Muskulatur zu fassen. Vor allem bei<br />
Streckspastizität <strong>de</strong>s Beines muß als Vorbereitung<br />
auf das Stehen eine Desensibilisierung<br />
durch taktile Reize erfolgen (s. S. 72 ff., 1995).<br />
Wir können die positiven Erfahrungen mit <strong>de</strong>n<br />
zitierten Kollegen/innen teilen.<br />
Alle spastikauslösen<strong>de</strong>n Momente sind zu vermei<strong>de</strong>n,<br />
wie z.B.<br />
Zu schnelles Arbeiten<br />
Zu lautes Sprechen<br />
Türen knallen<br />
An das Bett stoßen<br />
Zu wenig Wahrnehmungserfahrung<br />
Zu wenig Fühlerfahrung<br />
Über- o<strong>de</strong>r Unterfor<strong>de</strong>rung<br />
Zu stark gefüllte Harnblase o<strong>de</strong>r voller<br />
Darm<br />
Schmerzen<br />
3.6.6 Grundsätzliche Vorgehensweise um<br />
Spastizität zu lösen<br />
Der Spastizität wird entgegen gearbeitet,<br />
d.h., die Spastizität wird ausgewikkelt,<br />
z.B. ist ein Unterarm proniert (innenrotiert),<br />
wird er supiniert (nach außen<br />
rotiert); ist ein Unterarm supiniert<br />
(außenrotiert), wird er proniert (innen<br />
rotiert).
Abb. 19<br />
Grundsätzlich wird von proximal (körpernah)<br />
nach distal (körperfern), also<br />
vom Körperstamm zu <strong>de</strong>n Extremitäten<br />
hin gearbeitet<br />
Der Kopf nimmt eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Funktion ein. Es ist immer als erstes<br />
dafür zu sorgen, daß er sich in einer guten<br />
entspannten Position befin<strong>de</strong>t. Aus<br />
diesem Grund beginnt fast je<strong>de</strong>s antispastische<br />
Arbeiten am Kopf<br />
3.6.7 Differenzierte Beschreibung zur<br />
Lösung <strong>de</strong>r Spastik<br />
In unserem Beispiel zur Lösung <strong>de</strong>r Spastik<br />
gehen wir von <strong>de</strong>m typischen spastischen Muster<br />
aus. Das individuelle spastische Muster<br />
kann aber bei je<strong>de</strong>m Betroffenen an<strong>de</strong>rs aussehen.<br />
Das Vorgehen ist dann auf die zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong><br />
Person zu modifizieren (Abb. 19).<br />
Spastisches Muster: Kopf<br />
Der Kopf ist zur nicht gelähmten Seite rotiert<br />
(gedreht), die Nase zeigt Richtung Decke. Er<br />
ist rekliniert (nach hinten unten gezogen) und<br />
auf <strong>de</strong>r betroffenen Seite lateralflektiert (seitlich<br />
gebeugt).<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp',˙ ˙'p 4Pº4V«4$N', ˇNº4'<br />
* |<br />
Abb. 20<br />
Führungspunkte, um <strong>de</strong>n Kopf in die Mittelstellung<br />
zu bringen:<br />
Führungspunkt 1:<br />
Hinterkopf<br />
> Ausstreichen über die Fontanelle und Pfeilnaht<br />
nach vorne, bis zur Stirn<br />
> Ein Druck unterhalb <strong>de</strong>s höchsten Punktes<br />
<strong>de</strong>s Hinterkopfes bewirkt ein Kippen nach<br />
vorne (Abb. 20).<br />
Bewegungsanweisung:<br />
»Kinn zur Schulter bringen«<br />
> Der Nacken wird in eine entspannte Position<br />
gebracht.<br />
Abb. 21
Abb. 22<br />
Führungspunkt 2: Schläfe (Abb. 21)<br />
Bewegungsanweisung:<br />
»Mich anschauen, Kopf zu mir drehen« (Abb.<br />
22/23).<br />
> Eine bessere Lösung ist es die Hand oben<br />
über <strong>de</strong>n Kopf zu führen.<br />
> Der Kopf wird in eine gute Mittelstellung<br />
gebracht (Abb. 24).<br />
Spastisches Muster:<br />
Schulter<br />
Die Scapula (Schulterblatt) ist retrahiert (zurückgezogen).<br />
Der Schultergürtel ist heruntergezogen.<br />
Lösung Schulterblatt/Arm/Handbereich<br />
Wir beginnen auch hier von proximal (näher<br />
zur Körpermitte) nach distal (weiter entfernt<br />
von <strong>de</strong>r Körpermitte) und arbeiten vom Schul-<br />
Abb. 23<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
* %<br />
Abb. 25<br />
Abb. 24<br />
terblatt ausgehend. Nach<strong>de</strong>m wir <strong>de</strong>n Brustkorb<br />
rotiert haben folgt die Lösung in Arm<br />
und Handbereich.<br />
Führungspunkt:<br />
Schulterblattrand<br />
Lösung beim liegen<strong>de</strong>n Patienten<br />
> Mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n flach unter das Schulterblatt<br />
<strong>de</strong>s Patienten fahren (Abb. 25).<br />
> Die Handflächen <strong>de</strong>r Pflegeperson zeigen<br />
zum Schulterblatt.<br />
> Die Fingerspitzen liegen am wirbelsäulennahen<br />
Rand.
Abb. 27<br />
Abb. 26<br />
> Die Pflegeperson nimmt eine kleine Schrittstellung<br />
ein (Abb. 26).<br />
> Die Unterarme <strong>de</strong>r Pflegeperson liegen auf<br />
<strong>de</strong>r Matratze auf.<br />
> Die Fingerbeeren <strong>de</strong>r Pflegeperson wer<strong>de</strong>n<br />
etwas gebeugt (Abb. 27) und greifen so hinter<br />
<strong>de</strong>n Schulterblattrand <strong>de</strong>s Patienten, daß<br />
durch Zug auf diesen Rand die Schulterblattspitze<br />
nach vorn oben (orientiert am<br />
Patientenkörper) gezogen wer<strong>de</strong>n kann. Mit<br />
flacher Hand fährt die Pflegeperson wie<strong>de</strong>r<br />
Richtung Wirbelsäule. Dieses Vorgehen hat<br />
Auswirkung auf die Dehnrezeptoren.<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp',˙ ˙'p 4Pº4V«4$N', ˇNº4'<br />
* u<br />
> Die Pflegeperson arbeitet dabei aus <strong>de</strong>n<br />
Knien heraus.<br />
> Die Hän<strong>de</strong> und Arme <strong>de</strong>r Pflegeperson geben<br />
lediglich die Körperbewegung <strong>de</strong>r Pflegeperson<br />
weiter und verlassen die Matratze<br />
nicht.<br />
> Es muß langsam gearbeitet wer<strong>de</strong>n!<br />
Dieser Bewegungsablauf sollte ca. 5–7 mal<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die oben beschriebene Form <strong>de</strong>r Schulterblattlösung<br />
ist eine von vielen Möglichkeiten<br />
und hat sich in meiner Praxis als sinnvoll und<br />
effektiv erwiesen. Eine in Bobath-Therapie<br />
ausgebil<strong>de</strong>te Person kennt noch weitere, intensivere<br />
und zum Teil effektivere Formen<br />
<strong>de</strong>r Schulterblattlösung. Diese Metho<strong>de</strong>n<br />
sollten aber nur nach eingehen<strong>de</strong>r Schulung<br />
angewandt wer<strong>de</strong>n. Da sie ohne Kontrolle einer<br />
Können<strong>de</strong>n zu viele Gefahren in sich bergen,<br />
die mit Verletzungen für <strong>de</strong>n hochsensiblen<br />
Schulter/Armbereich einher gehen können,<br />
wer<strong>de</strong>n sie in diesem Buch nicht beschrieben.<br />
Lösung beim sitzen<strong>de</strong>n Patienten<br />
> Der Oberkörper <strong>de</strong>s Patienten wird in eine<br />
leichte Vorwärtsneigung gebracht<br />
> Es wird ein Kontakt mit <strong>de</strong>r Tischkante hergestellt<br />
> Die Unterarme liegen <strong>de</strong>r Tischplatte auf<br />
(Abb. 28).<br />
> Die Hand <strong>de</strong>r Pflegeperson wird mit <strong>de</strong>m<br />
Handballen am wirbelsäulennahen Rand<br />
<strong>de</strong>s Schulterblattes angelegt (Abb. 29).<br />
> Die Pflegeperson streicht mit gleichmäßigem<br />
leichten Druck <strong>de</strong>s Ballens diesen<br />
Rand entlang und führt hiermit die Schulterblattspitze<br />
nach vorne, oben (Abb. 30).<br />
> Die Bewegung <strong>de</strong>r Hand läuft dann über<br />
<strong>de</strong>n Oberarm <strong>de</strong>s Patienten aus.
Abb. 29<br />
Abb. 30<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
Abb. 28<br />
| fl<br />
Spastisches Muster: Arm<br />
Der Oberarm ist innenrotiert (zum<br />
Körper gedreht) und adduziert (angepreßt)<br />
Der Ellenbogen ist flektiert (gebeugt)<br />
Der Unterarm in Pronationsstellung (Innenseite<br />
zum Fußbo<strong>de</strong>n gedreht, Brotschnei<strong>de</strong>haltung),<br />
in einigen Fällen in<br />
Supinationsstellung (Innenseite zur<br />
Decke gedreht, Suppenschalenhaltung)<br />
Lösung beim liegen<strong>de</strong>n Patienten<br />
Der Arm wird in eine Außenrotation gebracht.<br />
> Dies ist durch ein Ausstreichen an <strong>de</strong>r Innenseite<br />
<strong>de</strong>s Armes von oben nach unten, sprich<br />
von Achselhöhle zur Hand zu erreichen<br />
> Läßt sich <strong>de</strong>r Arm nicht in eine gute Außenrotation<br />
bringen o<strong>de</strong>r bleibt die Bewegung<br />
stehen, so muß das Schulterblatt noch einmal<br />
nachgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Spastisches Muster: Hand<br />
Die Finger sind flektiert (gebeugt) und<br />
adduziert (angepreßt)<br />
Der Daumen ist flektiert (gebeugt), adduziert<br />
(angepreßt) und in Oppositionsstellung<br />
Hand in Pronation (Daumenballen in<br />
Richtung Handkante gedreht) und abgekippt<br />
zum Unterarm außen<br />
Daumen in die Handfläche gedrückt<br />
Finger zur Faust geschlossen<br />
Ist die Hand bei <strong>de</strong>r Schultermobilisation<br />
noch nicht aus <strong>de</strong>m spastischen<br />
Muster herausgekommen, obwohl sich<br />
<strong>de</strong>r Kopf und das Schulterblatt in korrekter<br />
Position und sich Oberarm und<br />
Unterarm in Außenrotation befin<strong>de</strong>n,<br />
geht man folgen<strong>de</strong>rmaßen vor:
Abb.31<br />
Abb. 32<br />
Abb. 33<br />
Führungspunkt: Hand<br />
> Die Hand <strong>de</strong>r <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n auf die Hand <strong>de</strong>s-<br />
Patienten, d.h., die gleiche Seite, rechte<br />
Hand auf rechte Hand, linke Hand auf linke<br />
Hand, wird genau <strong>de</strong>m Muster angepaßt<br />
(Abb. 31).<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp',˙ ˙'p 4Pº4V«4$N', ˇNº4'<br />
| .<br />
Lösung:<br />
> DieHand<strong>de</strong>sPatientenwirdan<strong>de</strong>nKörper<br />
o<strong>de</strong>r aber an die Unterlage gedrückt und in<br />
eine leichte Rotationsbewegung (Abb. 31)<br />
gebracht (Fühlerfahrung).<br />
> Die Hand wird in eine physiologische<br />
Grundstellung gebracht, d.h. <strong>de</strong>r Handrükken<br />
bil<strong>de</strong>t eine Gera<strong>de</strong> zum Unterarm<br />
(Abb. 32).<br />
> Der Handrücken wird zum Unterarm hin<br />
gekippt (Dorsalflexion) (Abb. 33).<br />
> Der Daumen wird abgespreizt (Abb. 34).<br />
Abb. 35<br />
Abb. 34
Abb. 36<br />
> Die Hand wird insgesamt über diese Position<br />
in Außenrotation gebracht, so daß die<br />
Handkante <strong>de</strong>m Körper bzw. <strong>de</strong>r Unterlage<br />
anliegt.<br />
> Die Bewegung wird im physiologischen Bewegungsmuster<br />
unter Handkantenkontakt<br />
am Körper und Bett nach oben geführt<br />
(Abb. 35, 36).<br />
> Bei entstehen<strong>de</strong>m Wi<strong>de</strong>rstand in <strong>de</strong>r Bewegung<br />
erneute Kopf- und Schultermobilisation<br />
bzw. Nachstellen am Ellenbogengelenk<br />
(Abb. 37).<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
Unterkörper<br />
Spastisches Muster: Hüfte und Bein<br />
Die Hüfte ist nach hinten oben gezogen<br />
Der Fuß ist in einer Supinationsstellung<br />
Das Bein ist gestreckt und in Außenrotation<br />
Lösung:<br />
Hüftmobilisation<br />
Die Hüftmobilisation kann ebenso wie die<br />
Schultermobilisation in vielen Varianten stattfin<strong>de</strong>n.<br />
Hier wer<strong>de</strong>n zwei in <strong>de</strong>r Praxis sehr erprobte<br />
Möglichkeiten vorgestellt.<br />
Erste Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hüftmobilisation<br />
(Beckenprotraktion):<br />
> Beine <strong>de</strong>s Patienten anwinkeln und wenn<br />
möglich über das Becken bringen (Abb. 38).<br />
Abb. 37 Abb. 38<br />
| x
Abb. 40<br />
Abb. 39<br />
> Falls dies nicht möglich ist, Beine anstellen<br />
und übereinan<strong>de</strong>rschlagen (Abb. 39).<br />
> Ist ein Anwinkeln im Knie auf <strong>de</strong>r gelähmten<br />
Seite so nicht möglich, wird das gelähmte<br />
Bein gestreckt, in Richtung Hüfte<br />
geführt und damit eine Beugung in <strong>de</strong>r<br />
Hüfte eingeleitet (Abb. 40).<br />
> Durch Druck auf die Rückseite <strong>de</strong>s Oberschenkel<br />
wird das Knie gebeugt und das<br />
Bein aufgestellt (Abb. 41).<br />
> Der Brustkorb wird über <strong>de</strong>n Druck auf das<br />
Sternum fixiert, um so eine seitliche Bewegung<br />
<strong>de</strong>r Knie zu ermöglichen, ohne daß <strong>de</strong>r<br />
Brustkorb mit rotiert (Abb. 42).<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp',˙ ˙'p 4Pº4V«4$N', ˇNº4'<br />
| n<br />
Abb. 41<br />
Abb. 42<br />
Zweite Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hüftmobilisation:<br />
Bei dieser Metho<strong>de</strong> beginnt man das Lösen<br />
<strong>de</strong>r Spastizität Schwerpunktmäßig vom Fuß<br />
her. Obwohl wir das Prinzip <strong>de</strong>s Lösens »vom<br />
Zentrum zur Peripherie« verlassen haben wir<br />
bisher gute Erfolge mit dieser Metho<strong>de</strong> erzielt<br />
(Abb. 43).<br />
Spastisches Muster: Fuß<br />
> Der Fuß befin<strong>de</strong>t sich in Inversion, (drehen<br />
<strong>de</strong>r Fußsohle zum Körper hin) die Zehen<br />
sind eingekrallt.
Führungspunkt: Ballenaußenkante <strong>de</strong>r Füße<br />
in Höhe <strong>de</strong>r Kleinzeh- und Großzehballen<br />
Lösung:<br />
> Die Ballen in die Handinnenfläche anpassen<br />
Abb. 43<br />
Abb. 44<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
Mit <strong>de</strong>n Fingern nicht auf die Fußsohle<br />
kommen, wenn die Bewegung abgeschlossen<br />
ist. Da Druck ohne Bewegung<br />
<strong>de</strong>n Tonus <strong>de</strong>r Muskulatur erhöht<br />
und zur Spastizität führt.<br />
> Durch Abwechseln von Schub und Zug mit<br />
<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Fuß in eine rotieren<strong>de</strong> Bewegung<br />
bringen. Die Fußkante wird dabei<br />
nach oben Richtung Unterschenkel gezogen<br />
und wie<strong>de</strong>r zurück in ihre Ausgangsstellung<br />
geführt (Pronation und Supination)<br />
(Abb. 44/45).<br />
> Mit <strong>de</strong>r fußnahen Hand über die Zehen auf<br />
<strong>de</strong>n Fußballen mit flachen Fingern greifen<br />
ohne die Zehen in <strong>de</strong>n Zehengrundgelenken<br />
zu traumatisieren, Die Grundgelenke<br />
sind großer Verletzungsgefahr ausgesetzt,<br />
beson<strong>de</strong>rs wenn noch eine schlaffe Lähmung<br />
besteht (Abb. 46/47).<br />
> Fuß in Mittelstellung bringen, d.h. Anziehen<br />
<strong>de</strong>s Fußrückens in Richtung Schienbein<br />
(Dorsalflexion). Während <strong>de</strong>r Bewegung<br />
dürfen hierbei die Fußballen mit einbezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. (Begründung S. 66) (Abb. 48/49).<br />
Abb. 45 Abb. 46<br />
| ‹
Abb. 47<br />
Führungspunkt: Oberschenkel<br />
> Mit <strong>de</strong>r kopfnahen Hand das Bein <strong>de</strong>s Patienten<br />
oberhalb <strong>de</strong>r Kniekehle am Oberschenkel<br />
stützen.<br />
Nicht in die Kniekehle greifen! Da in<br />
<strong>de</strong>r Kniekehle Sehnen und Gefäße sehr<br />
nah an <strong>de</strong>r Oberfläche verlaufen, kann<br />
es sonst zu Schmerzen und Beeinträchtigung<br />
<strong>de</strong>r Blutzirkulation kommen.<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp',˙ ˙'p 4Pº4V«4$N', ˇNº4'<br />
Abb. 48<br />
| ‡<br />
Abb. 49<br />
> Über <strong>de</strong>n Oberschenkel wird die Führinformation<br />
gegeben. Die Bewegungsinitiation<br />
kommt aus <strong>de</strong>m Fußbereich.<br />
Führungspunkt: Vor<strong>de</strong>rfuß<br />
> DenFußrückenRichtungSchienbeinbringen.<br />
> Das Bein langsam in Richtung Gesäß führen,<br />
ohne daß die Ferse die Matratze verläßt.<br />
Bewegungsanweisung: »Anziehen«.<br />
> Hat man die Endstellung erreicht, wird ein<br />
Druck auf das Fußgelenk in Richtung Matratze<br />
ausgeübt (Abb. 50).<br />
Abb. 50
Abb. 51 Abb. 53<br />
> Das Knie wird über das nicht gelähmte Bein<br />
gekippt (Abb. 51).<br />
> Unbedingt auf die Schmerzgrenze achten!<br />
> Die Hand <strong>de</strong>r Pflegeperson wird auf <strong>de</strong>n<br />
Trochanter aufgelegt (mit <strong>de</strong>n Fingerspitzen<br />
in Richtung Knie) und führt eine feinschlägige<br />
Vibration aus, welche über <strong>de</strong>n Oberschenkelknochen<br />
zum Kniegelenk weiter<br />
geleitet wird.<br />
> Richtig ist die Vibration, wenn das Knie <strong>de</strong>s<br />
Patienten sich nach vorne bewegt.<br />
> Das Knie wird nun wie<strong>de</strong>r in die Parallellinie<br />
Hüfte/Fuß gebracht (Abb. 52).<br />
` ŁŁ L ' # ' « , ' p ª # L º , L # « V U $ N Ł º L º , G º ŁŁ P º V « ' , V ' ,<br />
Abb. 52<br />
| *<br />
> Die Zehen wer<strong>de</strong>n in beschriebener Form<br />
zur Streckung entgegen <strong>de</strong>r Spastik gehalten<br />
(Abb. 53).<br />
> Der Fuß wird soweit wie möglich Richtung<br />
Schienbein geführt (dorsal Extension).<br />
> Das Bein wird Richtung Matratze zurückgeleitet.<br />
> Bewegungsanweisung: »ausstrecken«.<br />
3.6.8 Der Betgriff<br />
Der Betgriff war in früheren Zeiten ein absolutes<br />
Muß. Heute hat sich die Einstellung dazu<br />
geän<strong>de</strong>rt. Er wird nicht mehr in allen Situationen<br />
<strong>de</strong>m Patienten abverlangt. Dagegen<br />
spricht, daß man oft nicht erfahren kann, wie<br />
<strong>de</strong>r Patient in gesun<strong>de</strong>n Tagen die Hän<strong>de</strong> gefaltet<br />
hat. Weiß man das nicht, schaltet man<br />
sich in ein bisher unbekanntes Muster ein.<br />
Eigenerfahrung<br />
Falten sie Ihre Hän<strong>de</strong> so wie Sie es gewohnt<br />
sind. Wechseln sie dann alle Finger um, so daß<br />
jetzt <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Daumen oben liegt.<br />
Mögliche Erkenntnis<br />
Sie haben ein ziemlich starkes Fremdheitsgefühl.
Dieses Fremdgefühl könnte manche Patienten<br />
auch hin<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>n Betgriff auszuführen.<br />
Ein weiterer Punkt ist, daß die Finger <strong>de</strong>s Patienten<br />
oft geschwollen sind und sie nur sehr<br />
schwer ineinan<strong>de</strong>r zu legen sind.<br />
Sollten sie <strong>de</strong>n Betgriff aber einmal durchführenmüssensoisteswichtigzuwissenaufwas<br />
Sie achten sollten.<br />
Der gelähmte Daumen liegt oben (Abb. 54).<br />
Die Finger <strong>de</strong>r nicht so stark betroffenen<br />
Hand wer<strong>de</strong>n soweit wie möglich an die Fingergrundgelenke<br />
herangebracht. Hierdurch<br />
entsteht ein antispastische Situation durch Inhibition<br />
über das Spreitzen <strong>de</strong>r Finger<br />
(Abb. 55).<br />
Abb. 54<br />
Abb. 55<br />
ˇGŁ'L' w ÆNp',˙ ˙'p 4Pº4V«4$N', ˇNº4'<br />
| |<br />
Abb. 56<br />
Liegt <strong>de</strong>r Daumen <strong>de</strong>r nicht so stark betroffenen<br />
Seite oben, kann es zu Traumata<br />
in <strong>de</strong>m Daumengrundgelenk <strong>de</strong>r<br />
gelähmtenHandkommen(Abb.56).<br />
3.6.9 Abschluß<br />
Machen Sie in Ihrem Alltag die Erfahrungen,<br />
die Ihnen helfen, Spastizität zu lösen. Sprechen<br />
Sie mit an<strong>de</strong>ren, welchen Erfolg Sie hatten und<br />
wie Sie ihn erreicht haben. Vergleichen Sie dies<br />
mit <strong>de</strong>n Prinzipien und stimmen Sie die Vorgehensweise<br />
untereinan<strong>de</strong>r und mit <strong>de</strong>n Physiotherapeutinnen<br />
ab. Grundsätzlich gilt:<br />
Abb. 57<br />
Vergessen Sie nie die positiven Erfahrungen in<br />
die Pflegedokumentation einzutragen, dies ist<br />
die Grundlage dafür, daß an<strong>de</strong>re Pflegepersonen<br />
dort weiter machen können, wo Sie aufgehört<br />
haben und nicht immer wie<strong>de</strong>r beim<br />
Punkt Null anfangen müssen.