Callwey Verlag: Bauen ohne Limit - die neue Villa
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❙ ❙ ❙ ❙ ❙ ❙ Als Sohn eines Architekten hatte François Frey nach dem Studium bereits klare<br />
Vorstellungen von seinem Zuhause. „Ich bin in einem Haus aus Backstein und Beton aufgewachsen<br />
und habe zur Architektursprache der Sechzigerjahre eine besondere Beziehung“,<br />
erklärt er.<br />
❙ ❙ ❙ ❙ ❙ ❙ Die vierköpfige Familie lebte zuerst in einer Altbauwohnung in Genf, wo seine<br />
Frau und er ein gemeinsames Architekturbüro führen. „Aber als <strong>die</strong> Kinder größer wurden,<br />
brauchten wir mehr Platz und wollten hinaus aufs Land.“ Valentine erbte ein Areal<br />
an der Rive Gauche des Genfer Sees, im stadtnahen Vésenaz. „Oben am Hang stand<br />
das Herrenhaus, hinunter zum See wuchsen Reben. Dazu gab es einen privaten Hafen mit<br />
Terrasse und Platanen.“ Im Laufe der Zeit wurde das riesige Areal parzelliert, das Herrenhaus<br />
blieb leider nicht erhalten.<br />
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❙ ❙ ❙ ❙ ❙ ❙ Vom linken Ufer des Genfer Sees genießt man zwar eine wunderbare Aussicht.<br />
Schwierig hingegen ist <strong>die</strong> Orientierung der Häuser gegen Westen. „Zudem ist unser<br />
Grundstück besonders steil“, erklären <strong>die</strong> Architekten. Sie entschieden sich für <strong>die</strong> Gliederung<br />
in zwei Hausteile, <strong>die</strong> durch einen Patio verbunden werden. Das Haupthaus ist jetzt<br />
nach Süden orientiert und <strong>die</strong> große Terrasse zur herrlichen Aussicht auf den See und den<br />
Jura. Als Zimmer im Freien bietet der Patio Platz zum Spielen und Essen. Dazu schützt er<br />
vor der Bise, dem starken Nordwind, und den Blicken Neugieriger. Den Hausherren aber<br />
bietet der Hof ungewohnte Blickbezüge: „Vom Wohnbereich aus schaut man auf einen Teil<br />
seines eigenen Hauses – das ist am Anfang kurios, doch wir finden es sehr schön.“<br />
❙ ❙ ❙ ❙ ❙ ❙ Die Inspiration für <strong>die</strong> dunkle Fassade gab ihnen der Ort. Zum Tragwerk aus<br />
Sichtbeton wählten sie Backsteine, deren Farbe je nach Licht zwischen Aubergine bis<br />
Graubraun und Anthrazit spielt – Farbtöne, <strong>die</strong> mit der Umgebung harmonieren und sich<br />
verändern wie <strong>die</strong> Blätter der mächtigen Blutbuche am Hang. Aus afrikanischem Maha-<br />
Vorhergehende Seite: Das<br />
schwierige Hangareal und <strong>die</strong><br />
ungünstige West-Orientierung<br />
meisterten <strong>die</strong> Architekten,<br />
indem sie das Haus über dem<br />
gemeinsamen Sockelgeschoss<br />
in zwei Baukörper gliederten.<br />
Zwischen dem Wohnbereich<br />
(links) und der Bibliothek<br />
(rechts) liegt ein sonniger<br />
Patio.<br />
Der Wohnraum im Obergeschoss<br />
öffnet sich über raumhohe<br />
Fenster zum See und<br />
nach Süden zum Patio. Die<br />
Fassade aus Beton und Backstein<br />
ist ein Rückgriff auf <strong>die</strong><br />
Architektur der Sechzigerjahre.<br />
Angesichts des grandiosen<br />
Ausblicks geriet der<br />
Innenausbau besonders<br />
dezent.<br />
Hat man große Schriften vor<br />
sich, etwa in einem Plakat<br />
goni, einem Hartholz, das im Bootsbau verwendet wird, sind Fensterrahmen und Eingangstür.<br />
Die Terrasse vor dem Sockelgeschoss und der Bodenbelag des Patios bestehen<br />
aus südamerikanischem Ipé.<br />
❙ ❙ ❙ ❙ ❙ ❙ Der kleinere Hausteil öffnet sich im Eingangsgeschoss dank großer Fensterflächen<br />
in alle Himmelsrichtungen. Als multifunktionaler Raum <strong>die</strong>nt er der ganzen Familie,<br />
ist zugleich Bibliothek wie Arbeitszimmer, Spiel- und Fernsehraum. Das benachbarte<br />
Haupthaus wird durch den zentralen Eingang mit Oberlicht in zwei Bereiche geteilt: Richtung<br />
Hang liegt <strong>die</strong> geräumige Küche, mit Ausrichtung auf den See der Wohnraum. „Wir<br />
wollten keine Arbeitsküche, sondern ein behagliches Ambiente, in dem der Esstisch und<br />
das Wandregal mit unserer CD-Sammlung <strong>die</strong> Hauptrolle spielen. Die Küche ist unser<br />
Familienreich, ein wichtiger Lebensraum. Deshalb wählten wir <strong>die</strong> Küchenmöbel in einem<br />
neutralen Weiß“, erzählt Valentine Frey.<br />
❙ ❙ ❙ ❙ ❙ ❙ Im Wohnzimmer mit weitem Blick auf den See, auf Augenhöhe mit der Krone<br />
der Linde vor dem Fenster fühlt man sich in ein Baumhaus versetzt. Aber auch das Sokkelgeschoss<br />
hat seine eigenen Reize. Hier reihen sich vier Schlafzimmer und zwei Bäder<br />
einen langen Gang entlang, der zugleich als Galerie für eine Vielzahl von Lithografien,<br />
Zeichnungen und Collagen <strong>die</strong>nt. Alle vier Schlafzimmer öffnen sich gegen <strong>die</strong> fulminante<br />
Aussicht und den Garten. Nur wenige Schritte, und man steht auf dem Rasen vor einem<br />
dichten Bambuswald, der nach Auskunft der Architektin „schon vor langer Zeit gepflanzt<br />
wurde.“<br />
❙ ❙ ❙ ❙ ❙ ❙ Ein malerischer Sonnenuntergang taucht <strong>die</strong> Stadtkulisse von Genf und <strong>die</strong><br />
Jurakette in goldenes Licht, es spiegelt sich in den Glasfenstern des Hauses. Die Blätter<br />
der alten Platanen rascheln im Wind, im nahen Vogelschutzgebiet versammeln sich <strong>die</strong><br />
Wasservögel.<br />
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