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Callwey Verlag: Bauen ohne Limit - die neue Villa

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❙❙❙❙❙❙Der Lago Maggiore, das ist Norwegen unter südlicher Sonne. Majestätisch umstehen<br />

das fjordartige Binnenmeer Berge von grandioser Anmut. Das ist seit langem<br />

bekannt. Und weil so viele den magischen Anblick von Wasser und Stein so oft wie möglich<br />

genießen wollen, sind Bauplätze knapp. Nur mit ingeniöser Bravour und unter Einsatz üppiger<br />

Budgets sind den Steilhängen vereinzelt noch Terrains abzuringen. Selten aber<br />

waltet dabei Sensibiliät im Umgang mit der verletzlichen Schönheit der Seelandschaft. So<br />

selten, dass ein <strong>neue</strong>s Haus des Tessiner Architekten Martin Wagner in Ronco schon deshalb<br />

meisterhaft zu nennen ist.<br />

❙❙❙❙❙❙Wagner plante <strong>die</strong> großartige <strong>Villa</strong> auf kleinem Grund. Das winzige Baufenster<br />

auf dem 600-Quadratmeter-Areal nutzte der Architekt für einen dreieckigen Baukörper,<br />

der sich zur Seeseite mit tiefen Einschnitten und großen Glasflächen öffnet, <strong>ohne</strong> dabei<br />

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Es ist ein großer Unterschied,<br />

ob man Schriften beurteilt<br />

nach der formalen Schönheit<br />

ihres Alphabets oder nach<br />

ihrem Gebrauch, in ihrer Anwendung<br />

etwa als Buch oder<br />

Zeitung.<br />

Qualität des einzelnen Zeichens<br />

zu bewerten und nicht<br />

nach ihrer Leistung, das Lesen<br />

zu erleichtern (oder auch zu<br />

erschweren).<br />

Pool und Seeoberfläche scheinen<br />

ineinander zu fließen.<br />

Es ist ein großer Unterschied,<br />

ob man Schriften beurteilt<br />

nach der formalen Schönheit<br />

ihres Alphabets oder nach<br />

ihrem Gebrauch, in ihrer Anwendung<br />

etwa als Buch oder<br />

Zeitung.<br />

einem Panorama-Exhibitionismus zu frönen. Dafür ist das Haus in bester Tradition der<br />

<strong>neue</strong>ren Tessiner Schule viel zu subtil erdacht. Organisch überführt es den abgestuften<br />

Hang in Architektur, legt Wohnbereich und Terrasse einen langgestreckten Pool vor, bietet<br />

unter Vorsprüngen und in den Loggien des Obergeschosses Schutz vor der nicht immer<br />

freundlichen Witterung und verbindet mit einem schlanken Betonbalken <strong>die</strong> Antipoden<br />

Gästehaus und Wohntrakt. Genau <strong>die</strong>ser Balken, der eben nicht emblemhafter Sonnenschutz<br />

im Geiste Le Corbusiers sein will und obendrein statisch nutzlos ist, hätte sich zum<br />

Zankapfel zwischen dem Architekten und seinen Bauherren entwickeln können. Aber<br />

Wagner überzeugte <strong>die</strong> Klienten davon, dass erst der waagerechte Abschluss des Hauses<br />

<strong>die</strong> beiden Bauteile zu einem homogenen Ganzen verbindet und den fraglos bildhaften<br />

Ausdruck des Hauses vervollkomnet.<br />

❙❙❙❙❙❙Noch mehr Einsicht bewiesen <strong>die</strong> Bauherren schon zu Anfang der Planungen:<br />

„Wir hatten uns eigentlich ein kleineres Ferienhaus vorgestellt. Im Laufe der Zeit hat uns<br />

Martin Wagner dann überzeugt, dass ein mehr an Größe hier auch zu einem größeren architektonischen<br />

Ausdruck verhilft“, erinnert sich der Auftraggeber. Ein weiser Entschluss,<br />

der das Bauvolumen allerdings auf fast 300 Quadratmeter Wohnfläche vergrößerte und<br />

das Ferienhaus zur <strong>Villa</strong> Weitblick reifen ließ.<br />

❙❙❙❙❙❙Wirkt das Haus mit der regionaltypisch perfekten Sichtbetonhaut schon äußerlich<br />

wie ein gebautes Ausrufezeichen am bewaldeten Hang, so fasziniert es vollends durch<br />

großartige Raumeindrücke. Schon im Entree, das man über viele Stufen und bequemer<br />

über eine Standseilbahn erreicht, scheint das Raffinement der Architektur auf. „Sehen Sie<br />

hier“, zeigt Martin Wagner auf einen horizontalen Fensterschlitz knapp über Bodenhöhe,<br />

durch den das Wasser des Pools hindurchscheint. „Wenn <strong>die</strong> Sonne scheint, reflektiert ihr<br />

Licht vom Wasser hier auf <strong>die</strong> Wände.“<br />

❙❙❙❙❙❙Doch das ist nur <strong>die</strong> Ouvertüre zur Vier-Jahreszeiten-Oper, <strong>die</strong> jenseits des Entrees<br />

im Wohnraum aufgeführt wird. ‚Alles für <strong>die</strong>se Aussicht’, ist der erste Eindruck und<br />

nur undeutlich hört man den Architekten dabei vom Hubschraubertransport der Panoramascheiben<br />

und weiteren bautechnischen Komplikationen raunen. Magisch gebannt geht<br />

der Blick vom gewachsten Betonboden über <strong>die</strong> Wasserfläche des Pools auf das Blau des<br />

Sees mit den Brissago-Inseln hinaus.<br />

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