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Untersuchungen zur geschichte und altertumskunde Aegyptens

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2 1. Das Bild als Gedankenübermittler<br />

Arbeiten aus berufenen <strong>und</strong> unberufenen Federn in allen Kulturländern vermehrt. Sobald man<br />

irgendwo im Osten bei Ausgrabungen eine neue Schrift entdeckt, wird die Frage aufgeworfen,<br />

ob hier wohl der Ursprung des Alphabets zu suchen sei, selbst wenn nichts von dieser neuen<br />

Schrift noch lesbar ist, <strong>und</strong> die Zeichen nur in einzelnen Punkten eine gewisse Ähnlichkeit mit<br />

Buchstaben des Alphabets aufweisen. Oder wenn in vorgeschichtlichen Höhlen oder in Fels-<br />

malereien einzelne Zeichen gef<strong>und</strong>en werden, die den einfachen geometrischen Formen der großen<br />

lateinischen Buchstaben wie H, E <strong>und</strong> M gleichen, glaubt man, den Ursprung unserer Schrift<br />

gef<strong>und</strong>en zu haben. Diese Frage ist längst gelöst. An der Herkunft unserer Schrift — wie aller<br />

heute gebrauchten Schriften mit Ausnahme der chinesischen <strong>und</strong> der japanischen — aus dem<br />

phönizischen Alphabet ist nicht der mindeste Zweifel möglich. Neuere F<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Forschungen<br />

auf dem Gebiete der Ägyptologie, der Wissenschaft vom Alten Ägypten, haben auch über die<br />

Vor<strong>geschichte</strong> dieses phönizischen Alphabets Aufschluß gebracht, so daß die Lücken der<br />

Entwicklungs<strong>geschichte</strong> unserer Schrift jetzt als gefüllt gelten dürfen. Wir können sie, so scheint<br />

es, bis an die natürliche Quelle aller Schriftentwicklung <strong>zur</strong>ückverfolgen.<br />

Hier unternimmt es ein Vertreter der Ägyptologie, also einer Fachwissenschaft, nicht nur<br />

diese Entwicklungs<strong>geschichte</strong> unserer Schrift zu verfolgen, sondern ein viel allgemeineres Thema<br />

zu behandeln, das weit über die Grenzen seines Arbeitsgebietes hinausführt. Als Versuch einer<br />

Entwicklungs<strong>geschichte</strong> der menschlichen Schrift überhaupt kann dies seine Rechtfertigung<br />

einerseits in eben jenen Aufschlüssen finden, die in ägyptologischen Forschungen erbracht worden<br />

sind. Andererseits erscheint die Schrift der alten Ägypter vor allen anderen Schriftsystemen der<br />

Welt geeignet zu sein, uns in die natürliche Entstehung einer Schrift <strong>und</strong> ihre Aufwärtsentwick-<br />

lung zu einem brauchbaren Werkzeug hochstehender Kultur einen Einblick zu gewähren. Die<br />

unter dem allgemeinen Titel einer Geschichte der Schrift oder der Geschichte der Schrift aller<br />

Völker veröffentlichten Werke ^ betrachten die Schriften der einzelnen Völker für sich. Sie bleiben<br />

trotz der Klassifizierung, die sie dabei vornehmen müssen, im Gr<strong>und</strong>e Einzeldarstellungen in<br />

einem großen Rahmen. Demgegenüber soll hier eine zusammenfassende Darstellung gegeben<br />

werden, in der die Schriftsysteme der verschiedenen Völker in eine durch die ganze Menschheit<br />

hindurchlaufende Entwicklungslinie eingereiht <strong>und</strong> im einzelnen nur insoweit betrachtet werden,<br />

als sie wesentliche Knotenpunkte dieser Entwicklung bedeuten 2.<br />

Wir können überall im Leben der Völker beobachten, daß gleiche Bedürfnisse <strong>und</strong> gleiche<br />

Verhältnisse zu den gleichen Erfindungen <strong>und</strong> Einrichtungen führen. Sie entwickeln sich in<br />

gleicher Weise fort, weil der Mensch nun einmal allüberall ein gleich organisiertes Wesen ist.<br />

Dies zeigt sich auch in der Schrift, die sich an den verschiedensten Teilen der Erde in gleicher<br />

1 [Sethe verweist auf Hans Jensen, Geschichte der Schrift (1925) als das .Jüngste <strong>und</strong> empfehlenswerteste".<br />

Inzwischen ist von diesem Werk 1935/36 unter dem Titel ,,Die Schrift in Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart" eine<br />

, .umsichtig revidierte Neubearbeitung" (v. Bissing, Handbuch S. 147) erschienen. Ergänzend sind die beiden Ab-<br />

schnitte des ,, Handbuches der Archäologie" (Walter Otto) über ,,Die Schrift <strong>und</strong> die Schrifterzeugnisse": F. W.<br />

von Bissing, ,,Der Alte Orient, Kypros <strong>und</strong> Kreta" <strong>und</strong> A. Rehm, ,, Der griechisch-italische Kreis, Die Inschriften"<br />

heranzuziehen <strong>und</strong> schließlich D. Diringer, L'Alfabeto nella Storia della Civiltä (1937). Hingewiesen sei auch hier<br />

schon auf die Stellungnahme H. Bauers in seiner nachgelassenen Schrift ,,Der Ursprung des Alphabets" (Der Alte<br />

Orient Bd. 36, Heft 1/2 (1937) <strong>zur</strong> Kernfrage.]<br />

Zusatz).<br />

2 ,,Was ich Ihnen geben will, ist also, kurz gesagt, eine vergleichende Schrift<strong>geschichte</strong>" (nachträglicher

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