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MUSICALS WANTED! HUNDErTWASSEr - Kultur bz it

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DAS jüNGSTE GErüCHT<br />

– 70 –<br />

ALLES GUTE!<br />

„Bis Kining gilt es.“ (Für alle Nicht-Eingeborenen und Kirchenkalender-Analphabeten:<br />

„Kining“ ist Dreikönig, 6. Jänner, und<br />

bis dahin „gelten“ nach dem Volksmund die Neujahrswünsche.)<br />

Wer dieses Heft, dem zum Anlass auch einmal gratuliert und alles<br />

Gute gewünscht sei, rechtze<strong>it</strong>ig in die Hand bekommt, ist som<strong>it</strong><br />

vorgewarnt: Es ist noch nicht zu spät, es darf noch gewünscht,<br />

noch „Neujahr abgewonnen“ werden, „bis Kining gilt es “.<br />

So we<strong>it</strong>, so leicht, mein Problem aber ist, dass mir so ganz und<br />

gar nicht klar ist, was ich wünschen könnte. Alles Gute? Klar,<br />

aber was ist schon gut? Wer kann das noch sagen? Was gestern<br />

noch gut war, ist es heute schon weniger und morgen vielleicht<br />

gar nicht mehr oder bere<strong>it</strong>s das Gegenteil, also schlecht. Ich habe<br />

an dieser Stelle schon mehrmals gestanden, dass ich an Fortschr<strong>it</strong>t<br />

nicht glaube. Ja, ich habe – kategorisch, als sei es sicher<br />

wie ein Naturgesetz – behauptet: Es gibt keinen Fortschr<strong>it</strong>t. Was<br />

kommt, ist eher schlechter, als was war. Und was wird man, wenn<br />

man schon so denkt, groß wünschen wollen? Es wird ja fortdauernd<br />

das Gute böse. Auch Recht wird zu Unrecht und leider viel<br />

weniger oft Unrecht zu Recht.<br />

Gelegentlich ertappe ich mich beim Gedanken: Was etwa wird<br />

von dem, was ich heute m<strong>it</strong> Überzeugung vertrete, womöglich<br />

sogar tue, schon morgen falsch gewesen sein? Das alte Jahr hat<br />

wieder einige von vermeintlich sicheren Wahrhe<strong>it</strong>en des Irrtums<br />

überführt. Den groben Erziehern in den Heimen – ich sag ausdrücklich<br />

nicht den Missbrauch-Tätern und Kinderschändern –<br />

nein, den gestrengen Professoren und den spießigen Präfekten,<br />

eben den berufsmäßigen Grobianen müssen die Prügel, die sie<br />

erteilt haben, wohl als Erfüllung ihrer Dienstpflicht vorgekommen<br />

sein. Als Fortsetzung von Pädagogik m<strong>it</strong> wirksameren M<strong>it</strong>teln.<br />

Nicht nur erlaubt, sondern unverzichtbar. Wofür diese Erzieher<br />

einst befördert und in der Regel sogar ausgezeichnet wurden,<br />

dafür werden sie heute bestraft.

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