03.01.2013 Aufrufe

Keine Versicherung ist wie die andere. Wenn es um die ...

Keine Versicherung ist wie die andere. Wenn es um die ...

Keine Versicherung ist wie die andere. Wenn es um die ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stamm<strong>es</strong>g<strong>es</strong>chichtliche Faktoren<br />

Aggr<strong>es</strong>siv<strong>es</strong> Verhalten hat sich bei verschiedenen Arten unterschiedlich<br />

ausgebildet. Ebenso gibt <strong>es</strong> wohl evolutionsbedingte<br />

Unterschiede zwischen den menschlichen Rassen.<br />

Kulturg<strong>es</strong>chichtliche Faktoren<br />

Aggr<strong>es</strong>siv<strong>es</strong> Verhalten <strong>ist</strong> durch Ritualisierungen kulturell<br />

überformt.<br />

Ontogenetische Faktoren<br />

Persönliche Erfahrungen, Erlebnisse, Frustrationen, Ängste und<br />

Vorbilder beeinflussen aggr<strong>es</strong>siv<strong>es</strong> Verhalten.<br />

Aggr<strong>es</strong>sion tragen wir also in uns, so auch beim B<strong>es</strong>uch von<br />

Massenveranstaltungen. Doch wann kommt sie z<strong>um</strong> Ausbruch?<br />

Motive für den B<strong>es</strong>uch von Massenveranstaltungen<br />

Hierzu gehören <strong>die</strong> Identifikation mit dem Sportler, <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

zur Selbstdarstellung, Stimmungsregulation und <strong>die</strong><br />

Annahme, als Zuschauer Kontrolle auszuüben.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Selbstdarstellung zu betreiben:<br />

Bei Sportzuschauern <strong>ist</strong> das „Basking in reflected glory“<br />

(kurz: BIRG = Sich im Ruhme <strong>andere</strong>r sonnen) beliebt. Hierbei<br />

wird <strong>die</strong> Verbindung zu erfolgreichen <strong>andere</strong>n demonstriert,<br />

z.B. durch das Tragen d<strong>es</strong> Trikots ein<strong>es</strong> erfolgreichen Vereins.<br />

„BIRGing“ drückt sich auch in der Sprache aus: „Wir haben<br />

gewonnen!“, „Wir sind Me<strong>ist</strong>er“…<br />

Verliert <strong>die</strong> Mannschaft, wird <strong>die</strong> sprachliche Wendung „Die haben<br />

verloren“ bevorzugt. Di<strong>es</strong>e Taktik d<strong>es</strong> positiven Darstellens<br />

nennt man „CORFing“ (Cutting off reflected Failure).<br />

Di<strong>es</strong> <strong>ist</strong> häufiger bei Schönwetter-Fans zu beobachten.<br />

„Blasting“ wird ebenfalls gerne angewandt. Dabei werden gegnerische<br />

Mannschaften von den Zuschauern abgewertet, <strong>um</strong> im<br />

Vergleich zur <strong>andere</strong>n Mannschaft zu einer positiven Selbstdarstellung<br />

zu gelangen.<br />

Menschen sind grundsätzlich b<strong>es</strong>trebt, in eine positive Stimmung<br />

zu gelangen und versuchen d<strong>es</strong>halb, negative Stimmungs<strong>um</strong>stände<br />

zu vermeiden oder zu b<strong>es</strong>eitigen. Beispielsweise bevorzugen<br />

viele Männer aggr<strong>es</strong>siv getönte Filme <strong>wie</strong> W<strong>es</strong>tern oder Kriegsfilme.<br />

Zur Stimmungsverb<strong>es</strong>serung gehört auch das Betrachten<br />

von Sportveranstaltungen im Fernsehen oder live.<br />

Untersuchungen haben ergeben, dass <strong>es</strong> den Zuschauern mehr<br />

Spaß macht, wenn sie wissen, dass <strong>die</strong> Sportler „Intimfeinde“<br />

sind. Mit dem Wissen, dass <strong>die</strong> Kontrahenten auf dem Platz gute<br />

Freunde sind, sinkt <strong>die</strong> Stimmung.<br />

Grundsätzlich steigt vor und während ein<strong>es</strong> Wettkampf<strong>es</strong> <strong>die</strong><br />

Erregung der Zuschauer. Wie sich <strong>die</strong> Stimmung der Fans entwickelt,<br />

hängt auch vom Ausgang d<strong>es</strong> Wettkampf<strong>es</strong> ab. Nach<br />

Niederlagen zeigen Fans mit hoher Identifikation vermehrt<br />

negative Emotionen.<br />

„Mood-Management“ <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Bemühung, <strong>die</strong> Stimmung zu<br />

regulieren. Beispielsweise werden in den Sta<strong>die</strong>n gerade in langweiligen<br />

Phasen b<strong>es</strong>onders viele Lieder g<strong>es</strong>ungen. Dabei geht<br />

<strong>es</strong> dar<strong>um</strong>, sich in positive Stimmung zu versetzen. Auch nach<br />

einem Tor wird mehr g<strong>es</strong>ungen. Wahrscheinlich der Versuch,<br />

<strong>die</strong> so<strong>wie</strong>so schon gute Stimmung möglichst lange zu erhalten<br />

oder zu steigern.<br />

Menschen sind im Allgemeinen b<strong>es</strong>trebt, Ereignisse und Zustände<br />

in ihrer Umwelt zu beeinflussen und wahrzunehmen,<br />

dass sie <strong>die</strong> Fähigkeit zur Kontrolle b<strong>es</strong>itzen. Di<strong>es</strong> betrifft auch<br />

Situationen, <strong>die</strong> objektiv nicht beeinflussbar sind (z.B. Glücks-<br />

www.ipa-warenshop.de<br />

spiel). Dabei handelt <strong>es</strong> sich nur <strong>um</strong> eine Illusion der Kontrolle.<br />

Thompson (1981) unterscheidet vier Möglichkeiten <strong>die</strong>ser vermeindlichen<br />

Kontrolle:<br />

Behavioral control<br />

Eine Person <strong>ist</strong> davon überzeugt, dass sie durch ihr Verhalten ein<br />

Ereignis beeinflussen kann<br />

Information control<br />

Eine Person b<strong>es</strong>itzt Informationen über das zukünftige Ereignis<br />

und glaubt, <strong>es</strong> z<strong>um</strong>ind<strong>es</strong>t in Teilen vorhersehen zu können<br />

Cognitive control<br />

Eine Person <strong>ist</strong> überzeugt, über kognitive Strategien zur Reduktion<br />

der Aversivität ein<strong>es</strong> Ereigniss<strong>es</strong> zu verfügen (z. B. positiv<strong>es</strong><br />

Denken, Uminterpretation)<br />

Retrospective control<br />

Dabei handelt <strong>es</strong> sich <strong>um</strong> <strong>die</strong> nachträgliche Zuschreibung von<br />

Ursachen zu eingetretenen Ereignissen.<br />

Sport bietet <strong>die</strong> Gelegenheit, alle vier b<strong>es</strong>chriebenen Möglichkeiten<br />

anzuwenden, <strong>um</strong> eine vermeindliche (=kognizierte) Kontrolle<br />

ausüben zu können. Am wichtigsten <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit der<br />

behavioralen Kontrolle. Hiervon sind b<strong>es</strong>onders Fans überzeugt.<br />

Tatsächlich <strong>ist</strong> aber der Einfluss von Zuschauern auf ein Spiel<br />

nur klein oder gar nicht vorhanden, <strong>wie</strong> Untersuchungen zeigten.<br />

Di<strong>es</strong>e Annahmen und <strong>die</strong> latent vorhandene Aggr<strong>es</strong>sion führten<br />

manchmal zu einem Kontrollverlust im Verhalten oder gar zu<br />

einem bewussten Einsatz der Aggr<strong>es</strong>sion zur Stimmungsregulierung.<br />

Hooligans heute<br />

Gewalt durch Zuschauer <strong>ist</strong> kein Kind unserer Zeit. Jedoch<br />

sind <strong>die</strong> Formen der Gewalt einem steten Wandel unterworfen.<br />

Di<strong>es</strong>er <strong>ist</strong> abhängig von den äußeren Gegebenheiten<br />

und der daraus r<strong>es</strong>ultierenden Notwendigkeiten zu einem<br />

b<strong>es</strong>timmten Handeln.<br />

Ein w<strong>es</strong>entlicher Faktor der Moderne sind <strong>die</strong> technischen<br />

Möglichkeiten. Handy und Internet erlauben den blitzschnellen<br />

und grenzenlosen Informationsaustausch. Das Auto als<br />

Fortbewegungsmittel steht für höchste Mobilität.<br />

Di<strong>es</strong>e Mittel in Kombination erlauben auch organisierten<br />

Gewalttätern Flexibilität, Schnelligkeit und Geheimhaltung,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Basis für den Erfolg ihr<strong>es</strong> Handelns bilden.<br />

Zu althergebrachten Verhaltensmustern g<strong>es</strong>ellen sich neue.<br />

Die nachfolgenden Beispiele sind sicherlich nicht abschließend.<br />

Doch handelt <strong>es</strong> sich dabei <strong>um</strong> einen Stamm von<br />

Verhaltensweisen und Taktiken, <strong>wie</strong> wir sie bei Großveranstaltungen<br />

und insb<strong>es</strong>ondere am Rande von Fußballspielen<br />

immer <strong>wie</strong>der antreffen werden. Die Variationen davon sind<br />

unzählig. Sie verlangen von der Polizei ein wach<strong>es</strong> Auge<br />

und eine gewisse Flexibilität im Erkennen und Deuten d<strong>es</strong><br />

Verhaltens unser<strong>es</strong> Gegenübers.<br />

7<br />

IPA aktuell 1/2010

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!