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unGAYzogene Leseproben (PDF) - Inka Loreen Minden

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kein Feigling, doch … Es gab Männer, die anderen Männern Gewalt antaten, sich an ihnen vergingen, sie<br />

beraubten und … Oh Gott, er hatte einen Schluck von Marcs Bier getrunken, was, wenn er zuvor eine Droge<br />

daruntergemixt hatte? Josh fühlte sich schlagartig schwindlig und geriet ins Stolpern.<br />

Sofort stand Marc an seiner Seite und legte einen Arm um seine Hüften. »Pass auf, hier sind Wurzeln.«<br />

»Tut mir leid, ich bin total nachtblind«, entschuldigte sich Josh für sein tolpatschiges Verhalten und schalt<br />

sich selbst einen Dummkopf, weil er sich ausmalte, wie Marc über seinen wehrlosen, von Drogen betäubten<br />

Körper herfiel. Wie würde es sich anfühlen, von einem Mann genommen zu werden, der einem körperlich<br />

überlegen war, so wie Marc? Natürlich nur, wenn beide es wollten, und vor allem, wenn Marc sanft und<br />

liebevoll zu ihm wäre? Seltsamerweise beschleunigte sich bei dieser Fantasie sein Herzschlag, aber nicht aus<br />

Angst.<br />

Nein, er war ja schon zu feige dazu, von selbst auf einen Mann zuzugehen, vielleicht sollten sie dann erst<br />

Mal mit Küssen anfangen. Was hab ich nur für Gedanken? Josh wunderte sich. Er war doch sonst nicht so<br />

draufgängerisch, und außerdem – wer sagte denn, dass Marc ihn gerade wirklich für eine Nummer<br />

abschleppte?<br />

»Wo führst du mich hin?«, fragte er leise, wobei er Marcs Hand fester drückte. Es fühlte sich gut an, eine<br />

andere Männerhand zu halten, und Marcs Hand war groß, strahlte Kraft aus, hielt ihn fest. Josh hatte bisher<br />

nur ein paar zärtliche Erfahrungen mit seinem ehemaligen besten Kumpel Nick gemacht, aber das waren<br />

eher kindische Spielereien gewesen.<br />

»Lass dich überraschen«, flüsterte Marc, wobei er langsamer wurde. »Du musst jetzt ganz leise sein.«<br />

Nun schob Marc ihn vor sich her, seine Hände an Joshs Schultern, bis er ein Glitzern erkennen konnte. Die<br />

Bäume teilten sich, eine Lichtung tat sich auf. Josh stockte der Atem. Auf einer kleinen Wiese vollführten<br />

hunderte Glühwürmchen ihren Paarungstanz, dahinter spiegelte sich das Mondlicht in dem künstlich<br />

angelegten See. Das Zirpen der Grillen war hier übermächtig. Irgendwie kam Josh sich vor wie in einem<br />

Disneyfilm, nur dass es da keine schwulen Helden gab.<br />

Nein, er war ja kein Held, im Moment zitterten seine Knie unkontrolliert. Ein fast völlig fremder Mann war<br />

gerade dabei, ihn zu verführen! Oder warum zeigte er ihm sonst dieses romantische Plätzchen?<br />

»Wo hast du vorher studiert?«, raunte Marc ihm von hinten ins Ohr, worauf Josh noch weichere Knie bekam.<br />

Marc interessierte sich also nicht nur für seinen Körper. Er drehte den Kopf, sodass er Marcs Wange an<br />

seiner fühlte sowie dessen Aftershave roch, und flüsterte: »In Kapstadt.«<br />

Marcs Arme legten sich leicht auf seine Hüften. »Wow, Kapstadt! Das ist ja irre!«<br />

»War meinem Dad nicht gut genug«, erwiderte Josh. »Er glaubt, alles, was viel kostet, muss gut sein. Er hat<br />

wohl ein schlechtes Gewissen mir gegenüber und will das wiedergutmachen.«<br />

»Deshalb bist du nach Amerika gekommen, nur wegen dem Studium?«<br />

»Ich hab meinen Dad erst vor Kurzem persönlich kennengelernt. Er arbeitete ebenfalls in Kapstadt, bekam<br />

dann aber einen sehr guten Posten als Chirurg in Los Angeles angeboten. Er hat gefragt, ob ich mit ihm nach<br />

Amerika gehe, er würde für alle Kosten aufkommen, wenn ich an seiner ehemaligen Uni studieren würde.«<br />

»Riesengroßes, schlechtes Gewissen?« Marc lachte leise in sein Ohr.<br />

»Ja, riesengroß.« Josh schluckte. Marc rückte immer näher an ihn heran, weshalb Josh mit zitternder Stimme<br />

fortfuhr: »Er hat meine Mum kurz nach der Schwangerschaft verlassen. Allerdings hat er uns immer<br />

finanziell unterstützt«, wand sich Josh, der einem Fremden nicht gleich seine ganze Lebensgeschichte<br />

anvertrauen wollte, denn das tat er nie. Aber mit Marc war das anders. Josh hatte sofort bemerkt, dass sie auf<br />

derselben Wellenlänge lagen. Er spürte die Wärme des anderen Körpers in seinem Rücken, woraufhin er sich<br />

zwar geborgen fühlte, doch auch ein wenig unsicher. Solange er redete, konnte er das verbergen, hoffte er.<br />

»Und als wir uns letztes Jahr zum ersten Mal sahen, da bestand er drauf, dass ich auf diese Uni gehen soll. Er<br />

ist total begeistert, weil ich ebenfalls Arzt werden möchte.«<br />

Marc pfiff leise. »Er muss ja tatsächlich ein verdammt schlechtes Gewissen haben, wenn er dich nach<br />

Amerika holt und dir die bestmögliche Ausbildung zukommen lässt. Ich weiß ja, wie viel mein Alter jährlich<br />

für mich hinblättert. Der hat übrigens auch mal hier studiert.«<br />

»Hmm«, brummte Josh, die Augen geschlossen, und lehnte sich leicht zurück. Sein wild hämmernder<br />

Herzschlag übertönte sogar das Zirpen der Grillen in seinen Ohren. »Dann ist dein Dad ebenfalls Arzt? Ist ja<br />

witzig.«<br />

»Äh … Nein, er hatte sich dann doch umentschieden«, raunte Marc. »Erzähl weiter, Josh. Ich höre dir gerne<br />

zu.«<br />

Joshs Puls beschleunigte sich um eine weitere Stufe. »Was mich schlucken ließ, war, dass mein Dad in<br />

Kapstadt die ganze Zeit in meiner Nähe lebte und ich nichts wusste.«<br />

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