Abstracts (pdf, 0.1 MB) - Lehrstuhl für Komparatistik
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Anhand einer genauen Analyse der Schachfiguren wird der Funktionalismus von Hartwig<br />
zunächst kritisch befragt und in einem zweiten Schritt in Beziehung zu anderen Beispielen<br />
(Itten, Mondrian, Montessori, Hauer und Musil) gesetzt, mit der These, dass das Konzept der<br />
Reinheit und Rationalität der Form am Höhepunkt in Mystik kippt.<br />
Prof. Dr. Hans Holländer (Berlin)<br />
Schachlabyrinthe der Malerei im 20. Jahrhundert<br />
Schach ist ein kinetisches Labyrinthspiel mit beständigem Entscheidungszwang. Mit jedem<br />
Zug verändert sich die Konstellation der antagonistischen Kräfte in den Koordinaten des<br />
Schachbretts. Im 20. Jahrhundert konnte sich die surrealistische Kombinatorik mit dem<br />
Schachspiel verbinden. Welche Rolle Marcel Duchamp dabei spielte, ist oft diskutiert<br />
worden.<br />
Das Spiel wurde von einer neapolitanischen Surrealistengruppe der sechziger Jahre fortgesetzt.<br />
Mario Persico schleuste heterogene Zeichenkombinationen in Schachdiagramme ein,<br />
die er mit einknickenden Feldern, Andeutungen einer rätselhaften Mechanik, Ziffern und<br />
Buchstaben zu „Monumenten“ montierte. Es handelt sich um ein quasi-pataphysikalisches<br />
Spiel mit dem Spiel, das in einem Falle dem König Ubu gewidmet ist.<br />
Die Schachlandschaften von Samuel BAK lassen hinter zerschlissenen Schachbrettmustern<br />
ruinöse Unterwelten aus Gängen, Kammern, konspirativen Verstecken erkennen. Es sind<br />
Bilder einer Welt, in der die Chiffren noch wahrnehmbar sind, aber kein Schlüssel mehr passt.<br />
Ohne dass es eine direkte Berührung gäbe, stimmen seine Bilder merkwürdig genau mit<br />
Beschreibungen Dürrenmatts im Winterkrieg in Tibet überein.<br />
Helena Viera da Silva hat ihre Perspektiven komplizierter polyfokaler Räume auf die Hirnwelten<br />
des Schachspiels übertragen. Auffällig ist die Nähe ihrer Interpretation zu den Schilderungen<br />
Stefan Zweigs in der Schachnovelle, die sie vielleicht in der ersten portugiesischen<br />
Ausgabe während ihres Exils in Brasilien gelesen hat. Die Nähe ihrer Bilder zur Literatur<br />
bestätigt der Essay mit dem Titel Itinéraire, den Michel Butor ihren „Wegen im Labyrinth“<br />
gewidmet und nach ihren Bildtiteln gegliedert hat.<br />
* * *<br />
Die Publikation der Beiträge in einem Tagungsband ist geplant (Erscheinungsdatum vermutlich<br />
Mitte/Ende 1910). Aktuelle Information erfolgt per Rundschreiben; Interessierte<br />
können sich gerne in die Mailingliste eintragen lassen..<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Komparatistik</strong><br />
Department Germanistik & <strong>Komparatistik</strong><br />
Universität Erlangen<br />
Bismarckstr. 1<br />
D - 91054 Erlangen<br />
Sekretariat Frau Urban:<br />
Tel. ++49 9131 85-22419 Fax -22118<br />
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