Ausgabe 10/12, PDF, 7.9 MB - Haus und Grund Düsseldorf
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Gesetzliche Regelungen <strong>und</strong><br />
Rechtsfolgen<br />
Nach § 550 BGB gilt ein Mietvertrag,<br />
der für längere Zeit als ein<br />
Jahr geschlossen wird, für „unbestimmte<br />
Zeit“. Er ist frühestens<br />
zum Ablauf eines Jahres nach<br />
Überlassung des Wohn- oder Geschäftsraumes<br />
kündbar (§§ 550,<br />
578 BGB). Diese Regelung unterscheidet<br />
sich in den Rechtsfolgen<br />
wesentlich von anderen Vorschriften<br />
wie z.B. die Kündigung eines<br />
Mietverhältnisses (§ 568 BGB) <strong>und</strong><br />
dem Widerspruch des Wohnraummieters<br />
gegen eine Kündigung (§<br />
574 b Abs. 1 S. 1 BGB), die zu ihrer<br />
Wirksamkeit der Schriftform bedürfen.<br />
Demgegenüber ist ein<br />
Mietvertrag, der nicht den Erfordernissen<br />
der Schriftform entspricht<br />
in vollem Umfang wirksam.<br />
Er gilt lediglich für unbestimmte<br />
Zeit <strong>und</strong> kann frühestens<br />
zum Ablauf eines Jahres nach<br />
Überlassung der Mietsache gekündigt<br />
werden. Die Rechtsfolgen treten<br />
selbst dann ein, wenn zwischen<br />
den Mietparteien Einigkeit<br />
bestand, ein langfristiges Mietverhältnis<br />
abzuschließen.<br />
Ziel von § 550 BGB ist es, einem<br />
in einen bestehenden Mietvertrag<br />
Gegenstand der<br />
Schriftform<br />
Das Schriftformerfordernis ist<br />
nur gewahrt, wenn sich alle wesentlichen<br />
Vertragsbedingungen,<br />
insbesondere Mietgegenstand,<br />
die Miete einschließlich ihrer vereinbarten<br />
Fälligkeit sowie die<br />
Dauer des Vertrages <strong>und</strong> die Parteien<br />
aus der Urk<strong>und</strong>e ergeben.<br />
Das trifft ferner für Vertragsänderungen,<br />
einer Auswechselung des<br />
Mietgegenstandes <strong>und</strong> des Mieters<br />
sowie für die Beschränkung<br />
des Kündigungsrechts <strong>und</strong> des<br />
Ausschlusses bestimmter Kündigungsgründe<br />
(BGH, GUT, 20<strong>12</strong>,<br />
eintretenden Gr<strong>und</strong>stückserwerber<br />
die Möglichkeit zu geben, sich<br />
über den Umfang der auf ihn<br />
übergehenden Rechte <strong>und</strong> Pflichten<br />
zu informieren (BGH, Beschl.<br />
v. 24.1.20<strong>12</strong> – VIII ZR 235/11 – Gewerbemiete<br />
<strong>und</strong> Teileigentum<br />
(GUT) 20<strong>12</strong>, 29 f). Damit dient die<br />
Schriftform im Streitfall auch der<br />
Beweiserleichterung.<br />
Eine Mietpartei kann sich bei<br />
mangelnder Schriftlichkeit nur in<br />
Ausnahmefällen auf einen Rechts -<br />
missbrauch (§ 242 BGB) berufen<br />
(BGH, GUT 20<strong>12</strong>, 30).<br />
29) zu. Was die Konkretisierung<br />
des Zeitpunkts des Vertragsbeginns<br />
angeht, so reicht die Vereinbarung,<br />
dass der Mietvertrag<br />
„mit der künftigen Übergabe der<br />
Mietsache beginnt“ (BGH, Urt. v.<br />
2.5.2007 – XII ZR 178/04 – Das<br />
Gr<strong>und</strong>eigentum 2007, 1375).<br />
Bei einer Nachtragsvereinbarung<br />
ist erforderlich, dass eindeutig<br />
auf alle wesentlichen Vereinbarungen<br />
der ursprünglichen Mietvertragsurk<strong>und</strong>e<br />
Bezug genommen<br />
wird. Unter diesen Voraussetzungen<br />
kommt selbst dann insgesamt<br />
ein formwirksamer Mietvertrag<br />
zustande, wenn der ursprüngliche<br />
Vertrag wegen mangelnder<br />
rechtzeitiger Annahme nicht<br />
wirk sam abgeschlossen worden ist<br />
(BGH, Urt. v. 29.4.2009 – XII ZR<br />
142/07 – Neue Zeitschrift für Miet<strong>und</strong><br />
Wohnungsrecht 2009, 515).<br />
Wird ein Mietvertrag durch einen<br />
Stellvertreter abgeschlossen,<br />
so muss sich eindeutig aus der Unterschrift<br />
ergeben, dass der Abschluss<br />
für eine Mietpartei erfolgt.<br />
Schließt der Mieter mit einem<br />
Untermieter ein Untermietverhältnis<br />
ab, so erfordert § 550 BGB<br />
nicht den Hinweis darauf, das es<br />
sich um einen Untermietvertrag<br />
handelt (BGH, Urt. v. 21.11.2007 –<br />
XII 149/05 – Börstinghaus/ Eisenschmid,<br />
MietPrax, Arbeitskommentar,<br />
§ 550 BGB Nr. 23).<br />
Hinweis:<br />
Ein Verstoß gegen die Schriftform<br />
wirkt sich besonders nachteilig<br />
für den Vermieter bei Gewerberaummietverträgen<br />
aus. Da<br />
sie die Gr<strong>und</strong>lage für die berufliche<br />
oder gewerbliche Tätigkeit<br />
des Mieters, bilden werden sie in<br />
der Regel langfristig abgeschlossen.<br />
Findet er ein Objekt zu günstigeren<br />
Bedingungen, so kann er<br />
die gemieteten Geschäftsräume<br />
gem. § 580 a Abs. 2 BGB spätestens<br />
am Werktag eines Kalendervierteljahres<br />
zum Ablauf des<br />
nächsten Vierteljahres - also mit<br />
einer Frist von r<strong>und</strong> sechs Monaten<br />
– vorzeitig kündigen.<br />
Aus Gründen der Rechtssicherheit<br />
<strong>und</strong> zur Vermeidung von<br />
Streitigkeiten ist zu empfehlen,<br />
bei dem Formerfordernis nicht<br />
zwischen wesentlichen <strong>und</strong> unwesentlichen<br />
Abreden zu unterscheiden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte<br />
daher bei allen mietvertraglichen<br />
Vereinbarungen die Form beachtet<br />
werden.<br />
HUG <strong>10</strong>/<strong>12</strong> Dr. H.-H. Gather<br />
Der Fall: Ein Eigentümer<br />
im Raum Hamburg investierte<br />
gut <strong>10</strong>0.000 Euro, um eine<br />
Wohnung zu renovieren. Unter<br />
anderem ließ er ein Nussbaum-<br />
Parkett verlegen sowie Küche<br />
<strong>und</strong> Sanitäreinrichtungen erneuern.<br />
Er habe sich von den<br />
aufwändigen Arbeiten versprochen,<br />
eine spürbar höhere Miete<br />
erzielen zu können. Das gelang<br />
ihm jedoch nicht, weswe-<br />
HUG <strong>10</strong>/<strong>12</strong> LBS<br />
(Finanzgericht Hamburg, Aktenzeichen<br />
1 K 14/<strong>10</strong>)<br />
Das Urteil: Das zuständige<br />
Finanzgericht hinterfragte besonders<br />
genau, wie es denn um<br />
die geplante Vermietung bestellt<br />
gewesen sei. Der Eigentümer<br />
legte dar, er habe ein entsprechendes<br />
Hinweisschild im<br />
Vorgarten angebracht, einen<br />
möglichen Mieter durch die<br />
Wohnung geführt <strong>und</strong> einen<br />
Makler beauftragt. Das reichte<br />
den Finanzrichtern als Nachweis<br />
aus. Das Argument des Fiskus,<br />
er habe nicht alles Zumutbare<br />
getan, könne man nicht<br />
nachvollziehen.<br />
Normalerweise verbietet sich<br />
die volle steuerliche Absetzbarkeit<br />
von Renovierungsmaßnahmen<br />
in der selbst genutzten<br />
Eigentumswohnung. Wer sein<br />
Heim verschönert, darf nicht<br />
ohne weiteres auf die Unterstützung<br />
der Allgemeinheit hoffen.<br />
Doch es gibt nach Auskunft<br />
des Infodienstes Recht <strong>und</strong><br />
Steuern der LBS eine Ausnahme:<br />
Hatte der Eigentümer ursprünglich<br />
vor, das Objekt zu<br />
vermieten, kann er später Werbungskostenabzug<br />
geltend machen,<br />
auch wenn er selbst eingezogen<br />
ist.<br />
gen er die Dreizimmer-Wohnung<br />
schließlich selbst bezog.<br />
Trotzdem machte er gegenüber<br />
dem Fiskus Werbungskosten<br />
geltend. Die Begründung: Zum<br />
entscheidenden Zeitpunkt, bei<br />
der Beauftragung <strong>und</strong> Durchführung<br />
der Renovierungsarbeiten,<br />
habe er noch eine feste Vermietungsabsicht<br />
besessen. Das<br />
Finanzamt bestritt dies.<br />
Fehler vermeiden: Schriftform gilt für alle wesentlichen Mietvertragsabreden<br />
Fiskus förderte ausnahmsweise Arbeiten in eigener Wohnung<br />
Der Fall: Eine Frau litt seit<br />
vielen Jahren unter einer ausgesprochenen<br />
Empfindlichkeit<br />
gegenüber Elektrosmog. Das<br />
äußerte sich durch Migräneanfälle<br />
<strong>und</strong> das Auftreten von Tinnitus.<br />
Schon in ihrer alten Mietwohnung<br />
hatte sie Maßnahmen<br />
dagegen ergriffen. Das tat<br />
sie auch, als sie in eine neue Eigentumswohnung<br />
umzog. Sie<br />
investierte r<strong>und</strong> 17.000 Euro,<br />
um ihr Objekt gegenüber den<br />
Das Urteil: Die Kölner Finanzrichter<br />
stellten sich gegen<br />
den Fiskus <strong>und</strong> entschieden, die<br />
volle Summe könne steuerlich<br />
geltend gemacht werden. Ein<br />
privat eingereichtes ärztliches<br />
Gutachten <strong>und</strong> die Stellung -<br />
nahme eines Ingenieurbüros für<br />
Baubiologie reichten hier als Bestätigung<br />
aus. Außerdem beweise<br />
die Abschirmung bereits der<br />
vorherigen Mietwohnung, dass<br />
die Frau offensichtlich unter einer<br />
hartnäckigen Empfindlichkeit<br />
gegenüber Elektrosmog leide.<br />
HUG <strong>10</strong>/<strong>12</strong> LBS<br />
Teure Renovierung Mieter<br />
Der Fall: Eine Familie litt<br />
offensichtlich unter erheblicher<br />
Platznot innerhalb ihrer Eigentumswohnung.<br />
Anders ist es<br />
kaum zu erklären, dass zum<br />
Übernachten zwei der drei Kinder<br />
in einen Raum im Untergeschoss<br />
der Wohnanlage aus-<br />
Das Urteil: Der B<strong>und</strong>esgerichtshof<br />
bemängelte, dass die<br />
Familie nicht die Einwilligung<br />
der Eigentümergemeinschaft<br />
eingeholt habe. Das könne<br />
durch den Kontakt zur Behörde<br />
nicht ausgeglichen werden. In<br />
der schriftlichen Begründung<br />
der Entscheidung hieß es: “Es<br />
entspricht allgemeiner Rechtsprechung<br />
<strong>und</strong> Literatur, dass<br />
die Nutzung eines in der Teilungserklärung<br />
als Teileigentum<br />
<strong>und</strong> Hobbyraum ausgewiesenen<br />
Raums zu (nicht nur vorüberge-<br />
HUG <strong>10</strong>/<strong>12</strong> LBS<br />
henden) Wohnzwecken unzulässig<br />
ist.”<br />
Robustere Naturen bemerken<br />
in der Regel gar nichts davon.<br />
Aber manche Menschen reagieren<br />
sehr stark auf Radio-, Fernseh-<br />
<strong>und</strong> Mobilfunkwellen. Ihnen<br />
bleibt nichts anderes übrig,<br />
als sich mit aufwändigen Abschirmmaßnahmen<br />
davor zu<br />
schützen. Ein kleiner Trost für<br />
die Betroffenen: Nach Auskunft<br />
des Infodienstes Recht <strong>und</strong> Steuern<br />
der LBS können die <strong>Ausgabe</strong>n<br />
dafür unter Umständen<br />
steuerlich abgesetzt werden.<br />
(Finanzgericht Köln, Aktenzeichen<br />
<strong>10</strong> K 290/11)<br />
Nachbarimmobilien abzuschirmen<br />
<strong>und</strong> Geräte mit hoher magnetischer<br />
Strahlung durch besser<br />
geeignete Elektrogeräte auszutauschen.<br />
Den Betrag machte<br />
sie in ihrer Steuererklärung als<br />
außergewöhnliche Belastung<br />
geltend. Das zuständige Finanzamt<br />
verweigerte dies, weil die<br />
medizinische Notwendigkeit<br />
der Maßnahmen nicht ausreichend<br />
nachgewiesen sei.<br />
Ein Hobbyraum ist kein<br />
Wohnraum. Daran müssen sich<br />
die Mitglieder einer Eigentümergemeinschaft<br />
unbedingt<br />
halten. Wenn einer von ihnen<br />
die Bestimmungen der Teilungserklärung<br />
grob verletzt<br />
<strong>und</strong> zum Beispiel Familienmitglieder<br />
dauerhaft in dem “Hobbyraum”<br />
übernachten lässt,<br />
kann ihm das nach Information<br />
des Infodienstes Recht <strong>und</strong><br />
Steuern der LBS untersagt werden.<br />
(B<strong>und</strong>esgerichtshof, Aktenzeichen<br />
V ZA 1/11)<br />
quartiert wurden. Dieser Raum<br />
war eigentlich als Teileigentum<br />
<strong>und</strong> Hobbyraum der Familie<br />
ausgewiesen. Als die neue Art<br />
der Nutzung bekannt wurde,<br />
forderte die Gemeinschaft die<br />
Eltern auf, dies abzustellen.<br />
Doch sie waren nicht dazu bereit<br />
<strong>und</strong> verwiesen darauf, dass<br />
sie immerhin eine behördliche<br />
Genehmigung dafür erhalten<br />
hätten. Gestört werde dadurch<br />
ohnehin niemand nachhaltig.<br />
Finanzgericht erkannte<br />
Abschirm maßnahmen steuerlich an<br />
Wohnungseigentümer bekam Ärger mit den Nachbarn<br />
Gefürchteter Elektrosmog<br />
Schlafen im Hobbyraum?<br />
RECHT + STEUER Informationen zur Zeitung „<strong>Haus</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>“ <strong>10</strong>/20<strong>12</strong><br />
RECHT + STEUER Informationen zur Zeitung „<strong>Haus</strong> <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>“ <strong>10</strong>/20<strong>12</strong><br />
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