04.01.2013 Aufrufe

Liederheft 2012 - RömerGarde Köln - Weiden eV

Liederheft 2012 - RömerGarde Köln - Weiden eV

Liederheft 2012 - RömerGarde Köln - Weiden eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Es handelte sich um einen 4,44 mal 3,55 Meter großen Raum, der an drei<br />

Wänden je eine Nische zur Aufnahme von Aschenurnen und andren<br />

Erinnerungsstücken enthielt - ein echtes Kolumbarium also, nach römischem<br />

Vorbild, erbaut wahrscheinlich von einem italienischen Gutsbesitzer,<br />

der von den Toren der großen Stadt seinen gewinnbringenden Ackerbau betrieb. Die<br />

vierte Wand enthielt den Eingang zu dem die von Sieger ausgegrabene Treppe hinabführte.<br />

Der Boden der Kammer lag 5,91 Meter unter der Erdoberfläche.<br />

Das Kolumbarium enthielt außer etlichem Kleingerät (das später nach Berlin verkauft<br />

wurde) einen Steinsessel, drei Marmorbüsten, die einen Mann, eine Frau und ein<br />

Mädchen darstellten, sowie einen schönen Jahreszeitensarkophag, ein fast einzigartiges<br />

Stück, mythologisch wie künstlerisch gleich aufschlussreich: wohl ein<br />

Direktimport aus Rom.<br />

Der Jahreszeitensarkophag aus Carrara-Marmor stammt aus dem Ende des 3.Jhd. und<br />

stand außerhalb der Kammer. Er ist zu groß für den Grabkammerzugang und muss<br />

daher wohl beim Einsturz des Deckengewölbes in die Kammer gefallen sein. Das<br />

Unternehmen hatte sich also gelohnt, und die drei Beteiligten kamen auf ihre Kosten.<br />

Zunächst versuchten die Königlichen Museen in Berlin die Grabkammer zu erwerben.<br />

Dann gaben belgische Mittelsmänner ihre Visitenkarten ab. Beide Male scheiterten<br />

die Verhandlungen jedoch an den Forderungen der Entdecker. Schließlich erwarb der<br />

damaligen <strong>Köln</strong>er Dombaumeister Oberbaurat Ernst Friedrich Zwirner den gesamten<br />

Komplex für die beachtliche Summe von 2300 Talern. Das Tonnengewölbe wurde<br />

restauriert, eine neue Treppe gebaut und die überholte Anlage zur Besichtigung<br />

freigegeben.<br />

Im gleichen Jahr begann man an der heutigen Aachener Str. 1328 auf Staatskosten<br />

einen Schutzbau und ein Wächterhaus zu errichten. Das Tonnengewölbe wurde<br />

restauriert, eine neue Treppe gebaut und die überholte Anlage 1848 für den<br />

Publikumsverkehr frei gegeben.<br />

Das Grab wurde wahrscheinlich im 2. Jhd. n. Chr. errichtet und gehörte wohl zu einer<br />

benachbarten villa rustica, einem Landgut eines römischen Veteranen, das aber bis<br />

heute noch nicht entdeckt wurde. Zwar wurden gegenüber der Grabkammer<br />

Mauerreste und in der näheren Umgebung Baureste und Kleinfunde entdeckt. Diese<br />

konnten aber nicht in Zusammenhang mit dem Römergrab gebracht werden.<br />

Unmittelbar an der verkehrsreichen Landstraße nach Aachen gelegen, der alten<br />

schnurgeraden römischen Ausfallstraße, sowie in nächster Nähe der Eisenbahn, bildet<br />

die Grabkammer von <strong>Weiden</strong> bis heute ein Refugium der Stille im Lärm der Welt. Die<br />

Fachwelt rechnet sie zu den bedeutendsten Denkmälern römischer Zeit in Europa;<br />

„denn nördlich der Alpen", so heißt es in der Publikation von Fritz Fremersdorf, „gibt<br />

es nichts, das an Vortrefflichkeit der Erhaltung und Vollständigkeit der Ausstattung<br />

mit ihr verglichen werden könnte . . ."<br />

In der Hetze unserer Zeit geschieht es selten, dass einer am Ortsausgang <strong>Weiden</strong>,<br />

Aachener Straße 1328 anhält, um sich einige Minuten der Besinnung zu gönnen.<br />

81

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!