Liederheft 2012 - RömerGarde Köln - Weiden eV
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Es handelte sich um einen 4,44 mal 3,55 Meter großen Raum, der an drei<br />
Wänden je eine Nische zur Aufnahme von Aschenurnen und andren<br />
Erinnerungsstücken enthielt - ein echtes Kolumbarium also, nach römischem<br />
Vorbild, erbaut wahrscheinlich von einem italienischen Gutsbesitzer,<br />
der von den Toren der großen Stadt seinen gewinnbringenden Ackerbau betrieb. Die<br />
vierte Wand enthielt den Eingang zu dem die von Sieger ausgegrabene Treppe hinabführte.<br />
Der Boden der Kammer lag 5,91 Meter unter der Erdoberfläche.<br />
Das Kolumbarium enthielt außer etlichem Kleingerät (das später nach Berlin verkauft<br />
wurde) einen Steinsessel, drei Marmorbüsten, die einen Mann, eine Frau und ein<br />
Mädchen darstellten, sowie einen schönen Jahreszeitensarkophag, ein fast einzigartiges<br />
Stück, mythologisch wie künstlerisch gleich aufschlussreich: wohl ein<br />
Direktimport aus Rom.<br />
Der Jahreszeitensarkophag aus Carrara-Marmor stammt aus dem Ende des 3.Jhd. und<br />
stand außerhalb der Kammer. Er ist zu groß für den Grabkammerzugang und muss<br />
daher wohl beim Einsturz des Deckengewölbes in die Kammer gefallen sein. Das<br />
Unternehmen hatte sich also gelohnt, und die drei Beteiligten kamen auf ihre Kosten.<br />
Zunächst versuchten die Königlichen Museen in Berlin die Grabkammer zu erwerben.<br />
Dann gaben belgische Mittelsmänner ihre Visitenkarten ab. Beide Male scheiterten<br />
die Verhandlungen jedoch an den Forderungen der Entdecker. Schließlich erwarb der<br />
damaligen <strong>Köln</strong>er Dombaumeister Oberbaurat Ernst Friedrich Zwirner den gesamten<br />
Komplex für die beachtliche Summe von 2300 Talern. Das Tonnengewölbe wurde<br />
restauriert, eine neue Treppe gebaut und die überholte Anlage zur Besichtigung<br />
freigegeben.<br />
Im gleichen Jahr begann man an der heutigen Aachener Str. 1328 auf Staatskosten<br />
einen Schutzbau und ein Wächterhaus zu errichten. Das Tonnengewölbe wurde<br />
restauriert, eine neue Treppe gebaut und die überholte Anlage 1848 für den<br />
Publikumsverkehr frei gegeben.<br />
Das Grab wurde wahrscheinlich im 2. Jhd. n. Chr. errichtet und gehörte wohl zu einer<br />
benachbarten villa rustica, einem Landgut eines römischen Veteranen, das aber bis<br />
heute noch nicht entdeckt wurde. Zwar wurden gegenüber der Grabkammer<br />
Mauerreste und in der näheren Umgebung Baureste und Kleinfunde entdeckt. Diese<br />
konnten aber nicht in Zusammenhang mit dem Römergrab gebracht werden.<br />
Unmittelbar an der verkehrsreichen Landstraße nach Aachen gelegen, der alten<br />
schnurgeraden römischen Ausfallstraße, sowie in nächster Nähe der Eisenbahn, bildet<br />
die Grabkammer von <strong>Weiden</strong> bis heute ein Refugium der Stille im Lärm der Welt. Die<br />
Fachwelt rechnet sie zu den bedeutendsten Denkmälern römischer Zeit in Europa;<br />
„denn nördlich der Alpen", so heißt es in der Publikation von Fritz Fremersdorf, „gibt<br />
es nichts, das an Vortrefflichkeit der Erhaltung und Vollständigkeit der Ausstattung<br />
mit ihr verglichen werden könnte . . ."<br />
In der Hetze unserer Zeit geschieht es selten, dass einer am Ortsausgang <strong>Weiden</strong>,<br />
Aachener Straße 1328 anhält, um sich einige Minuten der Besinnung zu gönnen.<br />
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