Handbuch Wissenssoziologie und Wissensforschung
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Bernt Schnettler <strong>und</strong> Frederik S. Pötzsch<br />
forschung adäquat gestaltet werden kann (vgl. Heath 1986, 1997; Jordan/Henderson 1995;<br />
Lomax/Casey 1998).<br />
Die theoretische wie empirische Forschung sollte dabei den wissenssoziologischen Bezugspunkt<br />
nicht aus den Augen verlieren. Alltagsverstehen <strong>und</strong> professionelles, wissenschaftliches<br />
Verstehen sowie Alltagshandeln <strong>und</strong> professionelles Handeln geschehen zunehmend in <strong>und</strong><br />
durch audiovisuelle Medien. Für die aktuelle Auseinandersetzung mit audiovisuellen Medien<br />
<strong>und</strong> ihren Bildern bedeutet dies, dass sich das ›professionelle‹ Verstehen in der Soziologie nicht<br />
nur in Bezug auf seine Gegenstände <strong>und</strong> gesellschaftlichen Felder, sondern auch in methodologischer<br />
<strong>und</strong> methodischer Hinsicht über seine Ansätze in der Visual Sociology sowie der ›klassischen‹<br />
Medien- <strong>und</strong> Kommunikationssoziologie (Denzin 2000; Rose 2000) hinaus weiter entwickeln<br />
muss (vgl. Raab 2006: 103 f.). Bezugspunkt einer Soziologie visuellen Wissens sind<br />
nicht in erster Linie kunstphilosophische Diskurse, sondern vor allem die ›Sehordnungen‹ des<br />
Alltags <strong>und</strong> die visuellen Praktiken bestimmter Professionen (Goodwin 1994).<br />
Allerdings existieren schon deutliche Bestrebungen zur Entfaltung einer visuellen <strong>Wissenssoziologie</strong><br />
(Raab 2006, Raab/Tänzler 2006) als Ausarbeitung einer sozialwissenschaftlichen Hermeneutik<br />
(Soeffner 2004) des Visuellen, der Analyse videographischer Daten (Knoblauch 2006)<br />
oder der ›Grammatik‹ von Visualisierungen (Pötzsch 2006), an die sich anknüpfen lässt. Als<br />
größte wissenssoziologische Herausforderung bleibt daher die eingehende empirische Erforschung<br />
der Veränderung der Wissens-, Handelns- <strong>und</strong> Kommunikationsstrukturen durch die<br />
rasante Verbreitung von Visualisierungstechniken, auf deren Basis erst weitergehende Aussagen<br />
darüber getroffen werden können, ob <strong>und</strong> wie sich Wissensformen <strong>und</strong> Denkstile im Zuge der<br />
Visualisierung verändern. »Es steht aber außer Zweifel, dass der zunehmend häufigere Einsatz<br />
visueller Instrumente bei der Erzeugung <strong>und</strong> Vermittlung von Wissen ein bedeutendes Forschungsthema<br />
der <strong>Wissenssoziologie</strong> bleiben wird.« (Knoblauch 2005: 334)<br />
Literatur<br />
Amann, Klaus/Knorr Cetina, Karin (1988): The fixation of (visual) evidence. In: Human Studies (11):<br />
133–169.<br />
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Press.<br />
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UVK.<br />
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ders.: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Drei Studien zur Kunstsoziologie.<br />
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Berger, Peter L./Luckmann, Thomas (1969): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Frankfurt<br />
am Main: Fischer.<br />
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Bredekamp, Horst (2003): Bildwissenschaft. In: Ulrich Pfisterer (Hg.): Metzler Lexikon Kunstwissenschaft.<br />
Stuttgart: Metzler, S. 56–58.<br />
Bredekamp, Horst/Fischel, Angela/Schneider, Birgit/Werner, Gabriele (2003): Bildwelten des Wissens. In:<br />
Bildwelten des Wissens 1: 9–20.<br />
Bryson, Norman (2001): Das Sehen <strong>und</strong> die Malerei. München: Fink.<br />
Bryson, Norman/Moxey, Keith/Holly, Ann (Hg.) (1991): Visual Culture. Images and Interpretation.<br />
Middletown: Wesleyan University Press.<br />
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