05.01.2013 Aufrufe

Karl-Gustav Schüßler - Evangelische Noah-Kirchengemeinde ...

Karl-Gustav Schüßler - Evangelische Noah-Kirchengemeinde ...

Karl-Gustav Schüßler - Evangelische Noah-Kirchengemeinde ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die neue Fußballsaison hat begonnen<br />

Beten für den Sieg?<br />

Der Fußball rollt wieder! Nicht die Europameisterschaft,<br />

die dann doch leider nicht so erfolgreich war wie erhofft.<br />

Sondern der ganz normale Fußball. Was eben für Dortmund<br />

normal ist: Ein mit über 80 000 Zuschauern ständig<br />

ausverkauftes Stadion, immer mehr Fans, die die Spiele<br />

über einen Bezahlsender im Fernsehen oder im Internet<br />

verfolgen und viele andere, für die die „Sportschau“ ein<br />

fester Termin ist.<br />

„Der Fußball ist hier fast wie eine Religion“ sagen manche. Unser Oberbürger -<br />

meister sagt es bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Vieles, was mit<br />

Gesängen, mit Ritualen, mit Verehrung von Spielern zu tun hat, scheint auf den<br />

ersten Blick religiöse Züge zu haben. Und die Kirche? Ein prominenter Vertreter<br />

unserer Kirche erklärte kürzlich sogar, man dürfe für den Sieg der eigenen Mannschaft<br />

beten.<br />

Ich könnte darauf die knappe Antwort geben, dass bei aller Begeisterung Fußball<br />

und der Glaube doch recht unterschiedliche Qualität haben. Aber ich erzähle lieber<br />

eine kleine Begebenheit: Seit einiger Zeit gibt es für Konfirmanden den „Konfi-<br />

Cup“. Aus ganz Westfalen spielen Konfirmanden, Jungen und Mädchen, um den<br />

Titel. Es gibt Vorrunden, es gibt ein Endturnier.<br />

Vor vier Jahren war die Mannschaft der <strong>Noah</strong>-Gemeinde ins Endturnier gekommen<br />

und schlug sich dort gut und tapfer. Das Viertelfinale ging jedoch unentschieden aus,<br />

es kam zum Elfmeter-Schießen. Mitten in der Anspannung stellten die Konfis die<br />

Frage: „Herr Thiel, dürfen wir beten?“ Ein bisschen überrascht war ich schon,<br />

denn wann bitten Konfirmanden dazu um Erlaubnis? Ich habe es ihnen nicht verboten<br />

– und so bildeten sie wie selbstverständlich einen Kreis, legten die Arme<br />

umeinander und sprachen gemeinsam: „Vater unser…“<br />

Ich fand das gut. Es war ja kein Gebet darum, dass Gott die Elfmeter der Gegner in<br />

die Wolken lenken möge. Es war keine Überheblichkeit, es war eher ein Stück innere<br />

Sammlung. Und mit einer Beschwörung Gottes sollten keineswegs magische Kräfte<br />

in den Ball oder den Fuß gelegt werden. Einfach ein Vater unser, weil es in einer<br />

schwierigen Situation des Lebens beruhigend ist, an Gott zu denken und zu beten<br />

„Dein Wille geschehe!“<br />

Das Elfmeterschießen wurde im Übrigen gewonnen, leider ging das Halbfinale verloren.<br />

Das ließ aber niemanden an der Gerechtigkeit Gottes verzweifeln.<br />

Kümmert sich Gott um Fußball? Vielleicht. Wenn er sich um spielende Kinder<br />

kümmert, kann er sich ebenso gut für Fußball interessieren. Aber wenn, dann wird er<br />

das nach seinen Maßstäben tun: Dann mag ihm vielleicht der Konfi-Cup wichtiger<br />

sein als die Champions League. Und wenn im Himmel tatsächlich viele Fragen, die<br />

hier auf Erden scheinbar unlösbar waren, gelöst sein werden – dann wird auch ein<br />

für allemal klar ein, ob das Tor im Endspiel der Weltmeisterschaft 1966 drin war<br />

oder nicht. Albrecht Thiel, Pfarrer<br />

Andacht<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!