05.01.2013 Aufrufe

Hermann Hesse und Willibald Omankowski/ Omansen. Überreste ...

Hermann Hesse und Willibald Omankowski/ Omansen. Überreste ...

Hermann Hesse und Willibald Omankowski/ Omansen. Überreste ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

282<br />

Jens Stüben<br />

Tag wie ein Jahr erschien, an Sie denken müssen. Wie geht es jetzt Ihren Augen? Sie sagten<br />

mir lange nichts mehr davon.<br />

Sonst dämmert mein Leben dahin ohne Hoffnungen, ohne Ehrgeiz, u. das ist manchmal<br />

sogar ganz schön. Von Zeit zu Zeit versuche ich zwar, über gewisse Dinge zu klettern,<br />

<strong>und</strong> Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, daß dies nicht gelingt. Dann starre ich leer<br />

in die Zeit, verspüre aber noch nicht das Alter zum Resignieren. Eins ist sicher, daß wir noch<br />

manches erleben werden. Was <strong>und</strong> wo <strong>und</strong> wann, weiß ich nicht, aber es kommt heran.<br />

Dann ist es gut, allein zu sein ...<br />

Trotz dieser w<strong>und</strong>ervollen Erkenntnis krachen mir alle Knochen der Seele, wenn ich<br />

nur zehn Jahre rückwärts denke.<br />

Herzlichste Grüße<br />

Ihres getreuen<br />

<strong>Willibald</strong> <strong>Omankowski</strong><br />

<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong>, ohne Datum, Ende März oder April<br />

1947. Brief, maschinegeschrieben, eigenhändige Unterschrift. Privatbesitz.<br />

Lieber Herr <strong>Omansen</strong><br />

Ihr Gruß mit dem schönen Gedicht fand mich in Baden in der Kur, weil nicht nur das<br />

Gesamtbefinden dauernd schlecht ist, sondern auch Füße <strong>und</strong> Beine immer mehr versagen.<br />

Jetzt bin ich nach beinah einem halben Jahr Abwesenheit wieder in Montagnola, humple<br />

im Haus herum <strong>und</strong> suche irgendwie mit der dauernden übermäßigen Ueberbürdung<br />

<strong>und</strong> dem übrigen so unschmackhaft gewordenen Leben fertig zu werden. Es geht schwer<br />

genug.<br />

Herzlich grüßt Sie Ihr<br />

H <strong>Hesse</strong><br />

an <strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong> (16) Königstein i. Taunus / Wiesbadener Str. 8<br />

<strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong> an <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, 25.06.1947. Brief, maschinegeschrieben,<br />

eigenhändige Unterschrift. Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />

a. N., Autogr. <strong>Hesse</strong>.<br />

<strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong> / Königstein (Taunus) / Wiesbadener Str. 8 / Tel. 538 (vorgedruckter<br />

Briefkopf)<br />

25.6.47.<br />

Sehr verehrter, lieber Herr <strong>Hesse</strong>!<br />

So darf ich Ihnen nach langen Jahren also wieder zum Geburtstag gratulieren, <strong>und</strong> alles,<br />

was ich dazu zu sagen weiß, will ich in ein einziges Wort zusammenfassen. Es heißt:<br />

Dank!<br />

O, ich habe Ihnen sehr viel zu danken, nicht bloß Beglückung <strong>und</strong> Freude im engeren<br />

Sinne gaben Sie mir, sondern vor allem Trost <strong>und</strong> Zuspruch für dunkle St<strong>und</strong>en meines

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!