Hermann Hesse und Willibald Omankowski/ Omansen. Überreste ...
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Jens Stüben<br />
Tag wie ein Jahr erschien, an Sie denken müssen. Wie geht es jetzt Ihren Augen? Sie sagten<br />
mir lange nichts mehr davon.<br />
Sonst dämmert mein Leben dahin ohne Hoffnungen, ohne Ehrgeiz, u. das ist manchmal<br />
sogar ganz schön. Von Zeit zu Zeit versuche ich zwar, über gewisse Dinge zu klettern,<br />
<strong>und</strong> Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, daß dies nicht gelingt. Dann starre ich leer<br />
in die Zeit, verspüre aber noch nicht das Alter zum Resignieren. Eins ist sicher, daß wir noch<br />
manches erleben werden. Was <strong>und</strong> wo <strong>und</strong> wann, weiß ich nicht, aber es kommt heran.<br />
Dann ist es gut, allein zu sein ...<br />
Trotz dieser w<strong>und</strong>ervollen Erkenntnis krachen mir alle Knochen der Seele, wenn ich<br />
nur zehn Jahre rückwärts denke.<br />
Herzlichste Grüße<br />
Ihres getreuen<br />
<strong>Willibald</strong> <strong>Omankowski</strong><br />
<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong>, ohne Datum, Ende März oder April<br />
1947. Brief, maschinegeschrieben, eigenhändige Unterschrift. Privatbesitz.<br />
Lieber Herr <strong>Omansen</strong><br />
Ihr Gruß mit dem schönen Gedicht fand mich in Baden in der Kur, weil nicht nur das<br />
Gesamtbefinden dauernd schlecht ist, sondern auch Füße <strong>und</strong> Beine immer mehr versagen.<br />
Jetzt bin ich nach beinah einem halben Jahr Abwesenheit wieder in Montagnola, humple<br />
im Haus herum <strong>und</strong> suche irgendwie mit der dauernden übermäßigen Ueberbürdung<br />
<strong>und</strong> dem übrigen so unschmackhaft gewordenen Leben fertig zu werden. Es geht schwer<br />
genug.<br />
Herzlich grüßt Sie Ihr<br />
H <strong>Hesse</strong><br />
an <strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong> (16) Königstein i. Taunus / Wiesbadener Str. 8<br />
<strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong> an <strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong>, 25.06.1947. Brief, maschinegeschrieben,<br />
eigenhändige Unterschrift. Deutsches Literaturarchiv Marbach<br />
a. N., Autogr. <strong>Hesse</strong>.<br />
<strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong> / Königstein (Taunus) / Wiesbadener Str. 8 / Tel. 538 (vorgedruckter<br />
Briefkopf)<br />
25.6.47.<br />
Sehr verehrter, lieber Herr <strong>Hesse</strong>!<br />
So darf ich Ihnen nach langen Jahren also wieder zum Geburtstag gratulieren, <strong>und</strong> alles,<br />
was ich dazu zu sagen weiß, will ich in ein einziges Wort zusammenfassen. Es heißt:<br />
Dank!<br />
O, ich habe Ihnen sehr viel zu danken, nicht bloß Beglückung <strong>und</strong> Freude im engeren<br />
Sinne gaben Sie mir, sondern vor allem Trost <strong>und</strong> Zuspruch für dunkle St<strong>und</strong>en meines