Hermann Hesse und Willibald Omankowski/ Omansen. Überreste ...
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Jens Stüben<br />
von Linden überdacht,<br />
die Heiligen beten, verlassen<br />
schluchzen weglängs die Brünnlein zur Nacht.<br />
Dich hat der Krieg verschlungen,<br />
mir ließ er nur die Not<br />
<strong>und</strong> die Erinnerungen,<br />
des Herdvertriebenen bitteres Brot.<br />
Wer wird meine Pfade segnen?<br />
Gott führt mich durch Stein <strong>und</strong> durch Staub.<br />
Leise beginnt es zu regnen...<br />
Bald fällt das erste Laub.<br />
O du, die meinem Leben<br />
Heimat <strong>und</strong> Ruh,<br />
Sonne <strong>und</strong> Süße gegeben,<br />
warum gingst du!<br />
<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> in Liebe zugeeignet.<br />
Königstein (Taunus) den 7. August 1947<br />
<strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong>.<br />
<strong>Hermann</strong> <strong>Hesse</strong> an <strong>Willibald</strong> <strong>Omansen</strong>, ohne Datum, August 1947. Brief,<br />
maschinegeschrieben, eigenhändige Unterschrift. Privatbesitz.<br />
streng vertraulich<br />
Lieber Herr <strong>Omansen</strong><br />
Auf dem Heimweg aus den „Ferien“ (mit einem halben Koffer voll ungelesener Briefe angetreten,<br />
von denen die Hälfte ebenso wieder zurückkommt) bin ich einige Ausruhtage in<br />
Bremgarten, da bekam ich Ihren Brief.<br />
In Kassel ist eine Dame, eine alte sehr treue Leserin von mir, die bekommt hie <strong>und</strong><br />
da einen Gruss (keine Briefe mehr, denn ich habe seit bald 2 Jahren kein Privatleben<br />
mehr), <strong>und</strong> da sie, einst in Wohlstand <strong>und</strong> jetzt sehr in Not ist, bekommt sie je <strong>und</strong> je<br />
ein Paket. Dass so etwas sich herumschwatzt <strong>und</strong> ich deshalb interpelliert werde, weil<br />
10 000 andre Briefschreiber auch das Recht auf Briefe <strong>und</strong> Pakete zu haben meinen,<br />
das ist menschlich <strong>und</strong> ist deutsch, aber schön ist es nicht. Jeden Tag zehnmal hat man<br />
Lust, diesem ganzen verfluchten Volk den Kram vor die Füsse zu werfen <strong>und</strong> sich von<br />
den tausend gierigen Saugrüsseln los zu reissen, die einen mit einer erstaunlichen Energie<br />
<strong>und</strong> Konsequenz totsaugen, <strong>und</strong> jeden Tag schleppt man den Karren doch weiter, schickt<br />
Geschenke <strong>und</strong> Grüsse, liest die 1000 <strong>und</strong> tausend Elendsbriefe, tröstet <strong>und</strong> beschenkt die<br />
zahllosen Kriegsgefangenen, <strong>und</strong> arbeitet sich tot, um das Geld für all das aufzubringen<br />
(denn Deutschland, diese eitle <strong>und</strong> böse Mutter) hat mich ja um mein Lebenswerk <strong>und</strong>