Prof. Ingo Moerth - Publikationen: Linzer Kultur Regionen
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<strong>Ingo</strong> Mörth (unter Mitarb. von Christiane Mörth & Andrea Schmolmüller)<br />
4 <strong>Kultur</strong>-Blitzlicht 1:<br />
Soldaten und Steuern -<br />
alte Grundlagen der Stadtstruktur<br />
KULTUR<br />
Die Grundlagen für die heutigen Gemeidegrenzen im Raum Linz (wie auch anderswo in Österreich)<br />
sowie für die Einteilung des <strong>Linzer</strong> Stadtgebietes wurden durch die Militärverwalter Maria<br />
Theresias und die Steuereintreiber von Kaiser Josef II. gelegt.<br />
Die Kaiserin Maria Theresia ließ 1769 erstmals die Bevölkerung erfassen: Zur "politischmilitärischen<br />
Seelenbeschreibung" wurde die Numerierung aller bewohnten Gebäude und die<br />
Anlage von Populationsbücher angeordnet. Diese dienten vor allem den Militärbehörden zur<br />
Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht. Zu solchen Büchern "konskribiert" wurden alle damals<br />
abgrenzbaren Siedlungen ("Konskriptionsortschaften": Gesamtheit der Wohnplätze, für<br />
welche eine Ortsübersicht vorgelegt wird und die eine geschlossene Numerierung aufweisen).<br />
Die alten, ins Melde-, Volkszählungs- und Grundbuchwesen eingegangenen, tw. heute noch bestehenden<br />
Konskriptionsortschaften sind daher die stadt- und siedlungsgeschichtlich frühesten<br />
Anhaltspunkte für die Gliederung der Stadtregion.<br />
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt jedes in Linz gebaute Haus eine<br />
entsprechende "Konskriptionsnummer", die auf einer ovalen Tafel im<br />
Inneren des Hauses, jedoch sichtbar im Eingangsbereich angebracht<br />
werden mußte (nachdem die ursprünglich außen vorgeschriebenen Tafeln<br />
zu sehr der Beschädigung ausgesetzt waren).<br />
(Das Bild zeigt die originale Konskriptionsnummer des Hauses<br />
Baumbachstraße 9 in der Katastralgemeinde Linz)<br />
Die Steuerbehörden Kaiser Joseph II. stellten dann das Steuerwesen auf eine solide Grundlage.<br />
Sie faßten die Fluren und Flächen des Staatsgebietes in Kataster zusammen, und ein im Kataster<br />
zusammen aufgelistetes Gebiet wurde zur Katastralgemeinde. Die Verknüpfung von Konskriptionsortschaften<br />
und Katastralgemeinden wurden allmählich zur Grundlage der Verwaltung überhaupt.<br />
Nach 1849 wurde auch die politische Gliederung in Gemeinden flächendeckend organisiert, was<br />
die am alten Grundbesitz und an den alten Siedlungspunkten orientierten Katastralgrenzen zu<br />
politischen (Einfluß- und Entscheidungs-)Grenzen werden ließ. Rund um Linz entstanden politische<br />
Flächen-Gemeinden: Ebelsberg, Kleinmünchen, Waldegg, Lustenau, St. Peter, Urfahr,<br />
Pöstlingberg, Katzbach, deren (Kataster-)Grenzen nach der Eingemeindung die <strong>Linzer</strong> Stadtgrenze<br />
bilden.<br />
Es überrascht, wie sehr die alten Konskriptions- und Katastral-Grenzen nach wie vor die <strong>Linzer</strong><br />
Sozial- und <strong>Kultur</strong>geographie abbilden.<br />
<strong>Linzer</strong> <strong>Kultur</strong> <strong>Regionen</strong> Seite 16