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"Unser Land" 02/2007 - pdf Ausgabe zum Download - Landkreis ...

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<strong>Unser</strong> Land<br />

In Altenthann: Die Volksschule im Wandel der Zeit<br />

255 Kinder in zwei Klassenzimmern<br />

Schule und Bildung: Diesem Thema widmet sich<br />

die Heimat- und Archivpflege im <strong>Landkreis</strong> in<br />

diesem Jahr. Landrat Herbert Mirbeth eröffnete in<br />

Altenthann die zentrale Ausstellung über den Schulalltag<br />

in den letzten 200 Jahren. Professor Dr. Hubert<br />

Buchinger gab in seinem Festvortrag „Die Bayerische<br />

Volksschule im Wandel der Zeit“ einen kenntnisreichen<br />

Überblick über das Bayerische Volksschulwesen,<br />

das immer Spielball der wechselnden politischen Konstellationen<br />

war und ist.<br />

„Entlassschein“ für die Heirat<br />

Volksschulbildung war bis <strong>zum</strong> Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

Angelegenheit der Kirche, dies änderte sich<br />

erst in der Napoleonischen Zeit. Die grundlegende<br />

Bildung nahm der Staat nun selbst in die Hand. 18<strong>02</strong><br />

wurde sogar eine allgemeine Schulpflicht eingeführt,<br />

bei der empfindliche Sanktionen drohten. So war der<br />

„Entlassschein“ Voraussetzung um einen Hof übernehmen<br />

zu können; auch für Handwerksausbildung sowie<br />

Heirat war er nötig. Schulschwänzen war damit aber<br />

auch nicht zu verhindern. So fehlten die Volksschüler<br />

etwa in Wörth im Schuljahr 1853/54 im Schnitt an 73<br />

Unterrichtstagen.<br />

Moderner Lehrplan schon 1804<br />

Bildung wurde, wie der Militärdienst, als Eingriff in<br />

die persönliche Freiheit der Familien begriffen. Mit<br />

Weitere Ausstellungen „Schule & Bildung“<br />

Neben der zentralen Schau im Altenthanner Heimatmuseum sind auch in<br />

einigen Gemeinden noch interessante Ausstellungen <strong>zum</strong> Thema „Schule &<br />

Bildung“ aus dem lokalen Blickwinkel zu sehen:<br />

Neutraubling, bis 3. Juli <strong>2007</strong>: „Schulen in Neutraubling“<br />

Konzept: Cäcilie Vilsmeier, Karl-Heinz Westenhuber<br />

Ort: Neutraubling, Stadtmuseum<br />

Öffnungszeiten: Do. 15.00 bis 19.00 Uhr, Sa./So., 14.00 bis 18.00 Uhr<br />

Regenstauf, bis 20. Mai <strong>2007</strong>: „Fünf Jahrhunderte Schule in Regenstauf“<br />

Konzept: Gerhard Kemmeter, Georg Gahr<br />

Ort: Regenstauf, Kulturhaus<br />

Öffnungszeiten: Do./Fr. 15.00 bis 18.00 Uhr, Sa./So. 14.00 bis 17.00 Uhr<br />

Nittendorf, 11. Oktober bis 16. November <strong>2007</strong>: „Von den Dorfschulen zur<br />

modernen Grund- und Hauptschule im Markt Nittendorf“<br />

Konzept: Heidi Sossau, Bürgermeister Max Knott<br />

Ort: Nittendorf, Rathaus<br />

Öffnungszeiten: während der Öffnungszeiten des Rathauses (Führungen auf<br />

Anfrage)<br />

argen wirtschaftlichen Auswirkungen gerade für ärmere<br />

Schichten. Denn ein Kind, das zur Schule ging, fiel<br />

als Arbeitskraft aus. Erstaunlich modern war der erste<br />

allgemein gültige Lehrplan von 1804 von Staatsrat<br />

Mathias Wismayr. Er stellte das Wohl der Kinder in<br />

den Mittelpunkt, legte Wert auf Sachunterricht, sah<br />

auch Unterricht im Freien vor und sogar naturwissenschaftliche<br />

„Experimente“.<br />

Natürlich wichen Theorie und Praxis voneinander ab.<br />

Die Lehrerausbildung war verkümmert, die Lehrer<br />

Hungerleider, die nur durch den an den Lehrerdienst<br />

gekoppelten Mesnerdienst überleben konnten und<br />

die Schulhäuser waren meist viel zu klein. So sollten<br />

etwa in Altenthann 1833 255 Kinder in zwei winzigen<br />

Klassenzimmern unterrichtet werden. Da freute sich<br />

der Lehrer beinahe, wenn viele Schüler fehlten. Denn<br />

alle Schüler hätten gar nicht in die Klassenzimmer<br />

gepasst.<br />

„Volksschule“ und „Deutsche Schule“<br />

Aber schon zu Zeiten der Revolution von 1848 wurde<br />

den herrschenden Schichten das Volk zu schlau und<br />

aufmüpfig. Deshalb „stutzte“ man die Lehrerausbildung;<br />

der aufmüpfige Name „Volksschule“ wurde zeitweise<br />

in „Deutsche Schule“ umbenannt. Die Politik<br />

mischte sich immer wieder ein. Liberale, konservative<br />

und klerikale Kräfte kämpften um Unterrichtsinhalte,<br />

Stil und Form. So führte etwa der Ortspfarrer bis 1918<br />

die Schulaufsicht vor Ort. Abgeschafft wurde das erst<br />

So eng mag es ausgesehen haben: Schülerinnen<br />

und Schüler der Grundschule Altenthann auf den<br />

harten Bänken ihrer Vorfahren.

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