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Psychologie und Sprache - aware – Magazin für Psychologie

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Bildquelle: William Veder/pixelio.de<br />

gehen einer regulären Arbeit nach. Ob der<br />

Konsum von Rauschmitteln am Wochenende<br />

über längere Zeit mit einem regulären Berufsalltag<br />

vereinbar ist, könnte Gegenstand weiterführender<br />

Untersuchungen sein. Beinahe<br />

die Hälfte der befragten Personen hat eine Berufslehre<br />

oder Vollzeitberufsschule abgeschlossen.<br />

13.6 Prozent besitzen eine (Berufs-)<br />

Matur oder einen Fachmittelschulabschluss<br />

<strong>und</strong> über ein Viertel der Befragten geben an,<br />

einen Hochschul-, Fachhochschul- oder Universitätsabschluss<br />

vorweisen zu können. Diese<br />

Ergebnisse zeigen klar, dass (Party-)Drogenkonsum<br />

nicht einer bestimmten gesellschaftlichen<br />

Schicht zuzuordnen ist.<br />

Konsumverhalten der Partygänger<br />

Die meisten Befragten haben schon einmal eine<br />

illegale Substanz konsumiert, die Prävalenzraten<br />

liegen weit über denjenigen der schweizerischen<br />

Gesamtbevölkerung. Fast alle Benutzer des Drug<br />

Checkings haben in ihrem Leben schon einmal<br />

Tabak, Alkohol <strong>und</strong> Cannabis konsumiert. Auch<br />

mit Ecstasy haben die meisten Personen schon<br />

mindestens einmal Erfahrungen gesammelt.<br />

Weitere hohe Prävalenzwerte werden bei stimu-<br />

lierenden Substanzen wie Kokain <strong>und</strong> Amphetamin<br />

beobachtet. Halluzinogene Stoffe wie LSD<br />

<strong>und</strong> Psylos haben mehr als die Hälfte aller Teilnehmenden<br />

mindestens einmal ausprobiert.<br />

Psychoaktive Substanzen werden häufig mit<br />

Alkohol gemischt. Während 2007 in der Evaluation<br />

des Drug Checkings der Schweiz 88<br />

Prozent der Befragten angaben, in einer typischen<br />

Partynacht verschiedene Substanzen<br />

zu mischen (Senn et al., 2007), betreiben «nur»<br />

75.3 Prozent der vorliegenden Stichprobe regelmässig<br />

Mischkonsum. Dieser deutliche Unterschied<br />

könnte damit zusammenhängen, dass<br />

sich das Drug Checking in Zürich etabliert hat<br />

<strong>und</strong> Partydrogenkonsumierende gemäss den<br />

Präventionsbotschaften ein besseres Risikomanagement<br />

vornehmen.<br />

Bei den meisten Konsumierenden sind nach dem<br />

Konsum psychoaktiver Substanzen schon kurz-<br />

oder langfristige Probleme aufgetreten. Viele haben<br />

nach dem Konsum einen «Bad Trip» erlebt,<br />

ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt oder<br />

über Probleme mit der Polizei berichtet. Über<br />

längere Zeit leiden vor allem Beziehungen zu<br />

Familie, Partnern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en sowie die Finanzen<br />

unter dem Freizeitdrogenkonsum.<br />

UNI FORSCHUNG<br />

HS12<strong>aware</strong> 9<br />

Fazit<br />

Das Drug Checking, wie es in der Stadt Zürich<br />

angeboten wird, ist ein pragmatisches, effizientes<br />

Präventionsinstrument: Analyseresultate<br />

erhöhen die Glaubwürdigkeit präventiver Botschaften<br />

<strong>und</strong> fördern gleichzeitig die Selbstreflexion<br />

auf Seiten der Konsumierenden. Durch<br />

die Koppelung an ein Beratungsgespräch, in<br />

welchem auf Risiken <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsschädigende<br />

Konsequenzen des Konsumverhaltens<br />

hingewiesen wird, entsteht durch das Drug<br />

Checking kein Konsumanreiz. Kognitive Prozesse<br />

sind ein guter Prädiktor da<strong>für</strong>, ob psychoaktive<br />

Substanzen ausprobiert <strong>und</strong> wiederholt<br />

eingenommen werden. Bei geringer<br />

Einschätzung der Risiken des Konsums <strong>und</strong><br />

bei einer gleichzeitig hohen Selbstwirksamkeitserwartung,<br />

erhöht sich die Konsumwahrscheinlichkeit<br />

(Martin, Storr, Alexandre &<br />

Chilcoat, 2008). Jeder Körper reagiert anders<br />

auf psychoaktive Substanzen, deshalb ist<br />

wichtig zu unterstreichen, dass auch ein gutes<br />

Analyseresultat die Partybesucher nicht vor<br />

einer unerwünschten individuellen Reaktion<br />

bewahren kann. Eine akzeptanzorientierte<br />

Gr<strong>und</strong>haltung, welche die eigene Entscheidungsfähigkeit<br />

der Konsumierenden respektiert<br />

<strong>und</strong> sich an deren Bedürfnissen anpasst<br />

erscheint erfolgversprechend.<br />

Zum Weiterlesen<br />

www.saferparty.ch<br />

www.eve-rave.ch<br />

Bachmann, A. & Bücheli, A. (2011). Frühintervention<br />

im Nachtleben. Suchtmagazin,<br />

5, 27<strong>–</strong>30.<br />

Hungerbühler, I., Buecheli, A. & Schaub, M.<br />

(2011). Drug Checking: A prevention<br />

measure for a heterogeneous group with<br />

high consumption frequency and polydruguse<br />

<strong>–</strong> Evaluation of Zurich’s Drug Checking<br />

services. Harm Reduction Journal, 8<strong>–</strong>16.<br />

Järvinen, M. & Ravn, S. (2011). From recreational<br />

to regular drug use: qualitative interviews<br />

with young clubbers. Sociology of<br />

Health & Illness, 33(4), 554<strong>–</strong>569.

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