100 Top-Skitouren - Alpin.de
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<strong>Skitouren</strong>hütten<br />
1 CAPANNA GNifETTi, 647 m<br />
eine leicht und schnell erreichbare Hütte auf weit über<br />
dreitausend Meter Höhe – eine so seltene wie verlocken<strong>de</strong><br />
Konstellation, die westalpine Viertausen<strong>de</strong>r-Anstiege auf<br />
ostalpine Länge schrumpfen lässt.<br />
Ski-Viertausen<strong>de</strong>r zählen zu <strong>de</strong>n glanzvollsten Trophäen eines<br />
Tourengehers. Und von keiner <strong>de</strong>r großen Skihütten <strong>de</strong>r Alpen<br />
sind diese vergleichsweise bequem zu erreichen wie von <strong>de</strong>r<br />
Capanna Giovanni Gnifetti auf <strong>de</strong>r Südseite <strong>de</strong>r Monte-Rosa-<br />
Gruppe. Mehr als ein halbes Dutzend Gipfel oberhalb <strong>de</strong>r<br />
magischen Viertausend-Meter-Linie können von <strong>de</strong>r stattlichen<br />
Unterkunft am Rand <strong>de</strong>s Lisgletschers aus bestiegen wer<strong>de</strong>n<br />
– die meisten auf unkomplizierten Routen, mit jeweils weniger<br />
als <strong>100</strong>0 Meter Höhendifferenz. Dass außer bei <strong>de</strong>r Punta<br />
Giordani alle Gipfelanstiege bis auf etwa 4000 Meter Höhe <strong>de</strong>r<br />
gleichen Route folgen, könnte man als Schönheitsfehler ansehen.<br />
An<strong>de</strong>rerseits lassen sich dadurch etliche Gipfel gut miteinan<strong>de</strong>r<br />
verbin<strong>de</strong>n. Favorit ist die Signalkuppe, auch Punta Gnifetti<br />
genannt nach <strong>de</strong>m unternehmungslustigen Pfarrer aus Alagna,<br />
<strong>de</strong>r sie im August 1842 als Erster bestieg. Seit 1893 steht<br />
auf <strong>de</strong>m höchsten Punkt die Capanna Regina Margherita, das<br />
höchste Schutzhaus <strong>de</strong>r Alpen. Nebenan locken Parrotspitze<br />
und Ludwigshöhe, fast ein Katzensprung ist es hinüber zur Eis-<br />
44 EXTRA 11/07<br />
Wallis<br />
kappe <strong>de</strong>r Zumsteinspitze. Die imposanteste Berggestalt über<br />
<strong>de</strong>m Grenzgletscher, <strong>de</strong>r mächtige Liskamm mit seinem berüchtigten<br />
Wächtengrat und <strong>de</strong>n bizarren Seracs, ist allerdings eine<br />
Klasse für sich und nur für absolute Könner ratsam.<br />
Was freilich nie unterschätzt wer<strong>de</strong>n darf: Das „Schlaraffenland<br />
<strong>de</strong>r leichten Viertausen<strong>de</strong>r“ ist wil<strong>de</strong>s Hochgebirge. Und das beginnt<br />
unmittelbar hinter <strong>de</strong>r Capanna Gnifetti, wo riesige Löcher<br />
im Gletscher klaffen. So groß, dass ganze Seilschaften hineinpassen<br />
wür<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n Gipfelregionen muss oft mit Blankeis<br />
gerechnet wer<strong>de</strong>n. Und noch mehr kann die mangeln<strong>de</strong> Höhenanpassung<br />
zu schaffen machen. Buchstäblich im Fluge ist<br />
man mittels Seilbahn vom 1<strong>100</strong> Meter hohen Alagna auf 3200<br />
Meter, und nach nur zwei Stun<strong>de</strong>n Anstieg ist die Hütte auf<br />
3647 Meter erreicht. Atemberaubend schnell, wie sich rasch<br />
zeigen kann! Wer dann ohne vorherige Akklimatisation gleich<br />
weiter hinaufsteigt, <strong>de</strong>m dürfte bald <strong>de</strong>r Kopf brummen und die<br />
Luft knapp wer<strong>de</strong>n. Also Zeit lassen, auch große Berge laufen<br />
nicht davon!