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Prof. Ungemach verstorben 5. Leipziger Tierärztekongress 2010 ...

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Gastaufenthalt von Dr. Piesch in der AGTK<br />

Vom 1. bis 26. März <strong>2010</strong> absolvierte Herr<br />

Dr. Tomasz Piech an der Ambulatorischen<br />

und Geburtshilflichen Tierklinik einen<br />

Gastaufenthalt. Herr Dr. Piech ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an der Klinik für<br />

Fortpflanzung der Tiere der Veterinärmedizinischen<br />

Fakultät an der Naturwissenschaftlichen<br />

Universität in Lublin, Polen,<br />

und strebt die Hochschullaufbahn an. Er<br />

Eine Mexikanerin in Leipzig<br />

Wie merkwürdig die Deutschen doch sind,<br />

wie kühl… Und wie furchtbar erst das<br />

Wetter im Winter! Das sind einige der<br />

Dinge, die ich hier immer wieder höre von<br />

ausländischen Freunden und Kollegen, die<br />

so wie ich hergekommen sind für ein Masterstudium<br />

oder zum Promovieren.<br />

Ich selbst kann das überhaupt nicht bestätigen,<br />

weil mir seit meiner Ankunft in Deutschland klar<br />

ist, dass ich natürlich in einem anderen Land bin,<br />

dessen Menschen mir zwar im Kern gleichen,<br />

aber in einem anderen Umfeld aufgewachsen<br />

sind: in anderen sozialen Strukturen, mit anderem<br />

Wetter, anderer Sprache, Religion, Erziehung,<br />

Auffassung von Politik und Wirtschaft. Auf<br />

diese Weise versuchte ich von Anfang an, keine<br />

falschen Erwartungen zu haben. Ich wusste, dass<br />

mir die Eingewöhnung leichter fallen würde<br />

durch meine Arbeit, genauso wie ich so bald wie<br />

möglich den Zugang zur deutschen Kultur und<br />

Lebensart finden wollte. Außerdem ist es ja<br />

nicht nur so, dass Deutschland auf uns Mexikaner<br />

erst einmal ungewöhnlich wirkt, sondern<br />

auch Mexiko auf die Deutschen. Ich ging aber auf<br />

jeden Fall davon aus, dass es ein gegenseitiges<br />

Interesse gäbe für unsere kulturellen Unterschiede.<br />

Aber bevor ich fortfahre, möchte ich mich erst<br />

vorstellen. Ich bin María del Carmen Espejel del<br />

Moral, kurz Mary. Ich komme aus Mexiko Stadt,<br />

wo zur Zeit ungefähr 19.231.829 Menschen<br />

wohnen. Ich habe Veterinärmedizin und Tierzucht<br />

an der Universidad Nacional Autónoma de<br />

México studiert, und einer meiner Forschungsschwerpunkte<br />

ist die Nutztiermedizin, speziell<br />

die der Milchrinder. Zur Zeit arbeite ich an<br />

meiner Dissertation am Institut für Veterinär-<br />

Pathologie an unserer Fakultät.<br />

Im Oktober letzten Jahres bin ich nach Leipzig<br />

gekommen. Hier zu leben ist eine äußerst bereichernde<br />

Erfahrung. Dabei habe ich zum ersten<br />

Mal in meiner Kindheit von Leipzig gehört. Ich<br />

erinnere mich noch gut an meinen Grundschulunterricht,<br />

in dem wir von der vorletzten großen<br />

Schlacht Napoleons hörten, vom Ausgangspunkt<br />

der Friedlichen Revolution und der Stadt,<br />

in der Goethe und Schiller eine wichtige Rolle<br />

spielten, den Orten, an denen Bach und Mendelssohn<br />

ihre Stücke komponierten und aufführten.<br />

All diese Schlaglichter auf einzelne historische<br />

Momente waren damals sehr weit entfernt<br />

– und jetzt bin ich selbst hier.<br />

Mir gefällt die Größe der Stadt und die Tatsache,<br />

dass man schnell und leicht von einem Ort zum<br />

anderen kommt. Meine freie Zeit benutze ich<br />

häufig, um die historischen Plätze kennen zu<br />

hat während seines Gastaufenthaltes Einblicke<br />

in den studentischen Lehrbetrieb erhalten<br />

sowie Eindrücke über wissenschaftliche<br />

Projekte gewinnen können, gleichwohl<br />

hat er Erfahrungen in der Patientenversorgung<br />

sammeln können. Ein Gegenbesuch an<br />

der Fakultät in Lublin mit Intensivierung<br />

des wissenschaftlichen Kontaktes ist geplant.<br />

Sobiraj<br />

lernen, ins Museum zu gehen, Konzerte zu besuchen,<br />

meine Freunde zum mexikanischen Essen<br />

einzuladen, mit ihnen die deutsche Küche zu<br />

erkunden oder einfach zusammen ein Bier oder<br />

einen Kaffee zu trinken. Ich spaziere gerne durch<br />

das Stadtzentrum und betrachte die Fassaden<br />

der Gebäude, schaue mir die Leute an, bleibe bei<br />

einem Straßenmusiker stehen, genieße ein Eis<br />

oder eine Bockwurst, manchmal treffe ich mich<br />

auch spontan mit einem Freund zum Schwatz.<br />

Ich kann mich noch an meinen ersten Tag an der<br />

Fakultät erinnern, der mich ziemlich mitnahm.<br />

Alles war neu für mich, die Stadt, die Sprache,<br />

das Institut und vor allem ein neuer Spitzname:<br />

„Tequila“ (aber das ist eine andere Geschichte).<br />

Am ersten Tag lernte ich mein ganzes Institutsgebäude<br />

kennen, vom Obduktionssaal bis zu<br />

meinem neuem Zimmer. Wisst ihr, dass wir<br />

unterirdische Gänge haben, welche die Häuser<br />

miteinander verbinden?<br />

In meinem Institut arbeitet ein nettes Team von<br />

Forschern, Lehrern, Laboranten, Technikern,<br />

Sekretärinnen und Doktoranden. Sie haben mir<br />

neue Denkweisen gezeigt, neue Ansätze in der<br />

Arbeitsorganisation, in der Forschung, in der<br />

Personalführung, im Unterrichten, im Lernen<br />

usw.<br />

In der „Patho“ bin ich jeden Tag aufs Neue<br />

gespannt auf die Visite im Obduktionssaal. Dort<br />

bekommen wir jeweils die aktuellen Fälle gezeigt<br />

– sie sind fast immer interessant! Zum Beispiel<br />

war ich bei Obduktionen von Kühen dabei, von<br />

Lämmern, Pferden, Hunden, Katzen bis zu Tigern,<br />

Schlangen, Pinguinen und mehr. Einmal pro<br />

Woche haben wir die AFIP-Besprechung, Abkürzung<br />

für „Armed Forces Institute of Pathology“,<br />

in der uns Schnitte gezeigt und diskutiert werden,<br />

die das Institut zu verschiedenen Universitäten<br />

schickt, darunter die unsrige. Auch wenn<br />

Gäste<br />

Fakultät<br />

jemand einen Vortrag hält im Rahmen eines<br />

Kongresses, eine Dissertation oder Habilitation<br />

vorstellt, versammeln wir uns alle in der Bibliothek,<br />

um es zu hören und zu kommentieren.<br />

Es war nicht schwer, mich in der Pathologie<br />

zurecht zu finden. Meine Vorgesetzten hatten<br />

von Anfang an viel Geduld. Außerdem habe ich<br />

nette Arbeitskollegen gefunden und großartige,<br />

liebenswürdige Freunde mit ebenfalls viel Geduld,<br />

wenn ich mal wieder mit einem Problem<br />

zu ihnen komme. Sie haben es auf sich genommen,<br />

mir die elementaren Dinge meines neuen<br />

Lebens zu zeigen, wie zum Beispiel die richtige<br />

Kleidung im Winter, den Gang zum Arzt, die<br />

Fahrradreparaturen, aber auch ausgefallene<br />

Hobbys, wie z.B. mittelalterliche Volkstänze.<br />

Meine ersten Begegnungen mit der Mensa waren<br />

etwas ungewöhnlich, weil es noch die alte Mensa<br />

gab, die einen ganz schön düsteren Eindruck auf<br />

mich machte. Mein Lieblingsgericht war Currywurst,<br />

von der ich wusste, dass sie mich nie<br />

enttäuschen würde – sie schmeckt immer gleich,<br />

egal wo ich sie esse. Jetzt aber gehen wir in die<br />

neue Mensa, deren Essen natürlich von sehr viel<br />

höherer Qualität ist als in der alten. Fast jeden<br />

Tag gehen wir als Gruppe dorthin, setzen uns an<br />

einen Tisch, und während des Essens gibt es<br />

eigentlich immer ein interessantes Gespräch.<br />

Am lustigsten sind die Tage, an denen es mexikanisches<br />

Essen gibt, an dem eigentlich nur der<br />

Name mexikanisch ist. Aber ich esse sie trotzdem<br />

gerne. Andererseits gibt es Besonderheiten<br />

wie Senfeier, für die ich noch nie den Mut aufgebracht<br />

habe. Man muss aber sagen, dass die<br />

Menschen, die hier arbeiten, besonders höflich<br />

und aufmerksam sind.<br />

Was die Sprache bei der Arbeit betrifft, so gab<br />

es einige Hürden zu überwinden. Ich mache<br />

immer noch Fehler, die mir in meiner Muttersprache<br />

nie passieren würden – etwas, das mich<br />

manchmal frustriert, ärgert oder sogar ein bisschen<br />

verzweifeln lässt. Denn das, was für mich<br />

auf Spanisch so leicht sein könnte, verlangt auf<br />

einmal viel mehr Zeit und Mühe – dennoch<br />

bleibe ich immer noch optimistisch!<br />

Dafür möchte ich allen meinen Freunden, Kollegen,<br />

und Chefs ganz herzlich danken.<br />

Mary Espejel<br />

Umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, Universität Leipzig 20 (23) <strong>2010</strong> 61

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