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Prof. Ungemach verstorben 5. Leipziger Tierärztekongress 2010 ...

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Aus der Forschung<br />

Meldung auf nationaler Ebene beim Robert<br />

Koch-Institut (RKI) vorliegen. Durch eine<br />

am RKI geführte Datenbank sind jederzeit<br />

dezidierte Abfragen zu bestimmten Erkrankungen<br />

möglich, mit deren Hilfe sich epidemiologische<br />

Zusammenhänge oft besser<br />

erschließen (Abbildungen 2 und 3). Eine<br />

Reihe Nagetier- oder Kleinsäuger-assoziierter<br />

Erreger ist nach den Vorgaben durch<br />

das IfSG meldepflichtig (siehe Tabelle 1).<br />

Die Art und Weise, wie die Erreger von<br />

den Nagetieren auf den Menschen übertragen<br />

werden, unterscheidet sich maßgeblich<br />

bei den einzelnen Pathogenen. Prinzipiell<br />

kann diese Übertragung direkt erfolgen,<br />

allerdings ist hier von den in Abbildung 1<br />

dargestellten Möglichkeiten hier nur der<br />

direkte Kontakt bei der Schadnagerbekämpfung<br />

von Bedeutung. Entsprechend<br />

sollte diese Tätigkeit nur von entsprechend<br />

qualifiziertem Personal durchgeführt werden.<br />

In vielen Regionen Afrikas, Südamerikas<br />

und Asiens sind Nagetiere eine willkommene<br />

Bereicherung des Speiseplans.<br />

Hier kommt es regelmäßig zu Ausbrüchen<br />

von Affenpockenvirus-Infektionen, Pest<br />

oder sogar dem Ebolafieber. In unseren<br />

Breiten sind die direkten Kontakte zu Nagetieren<br />

aus den eingangs erwähnten<br />

Gründen eher selten und folgerichtig die<br />

indirekten Übertragungswege von Infektionserregern<br />

überwiegend. Die häufigste in<br />

Deutschland durch Vektoren-übertragene<br />

Infektionserkrankung des Menschen ist die<br />

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME,<br />

Abbildung 3). Hier kommt den Nagetieren<br />

die Rolle des Reservoirwirtes zu. Wie die<br />

Infektion der Nagetiere mit dem Virus der<br />

FSME genau abläuft ist nicht bekannt, aber<br />

das Virus wurde schon von verschiedenen<br />

Mäusearten isoliert. Die Daten hierzu sind<br />

leider zu lückenhaft, um damit die unterschiedliche<br />

Verbreitung in Deutschland zu<br />

erklären. Wie in Abbildung 3 dargestellt<br />

unterscheidet sich die Häufigkeit aber weniger<br />

die geographische Verbreitung innerhalb<br />

Deutschlands. Die dahinter liegenden<br />

Mechanismen sind nicht verstanden, aber<br />

eine Untersuchung von Nagetieren innerhalb<br />

sogenannter Endemiegebiete könnte<br />

hilfreich sein, hier mehr über die Gründe<br />

von Häufungen und/oder auch schweren<br />

Krankheitsverläufen zu erfahren. Ein weiterer<br />

in Deutschland sehr wichtiger indirekter<br />

Übertragungsweg ist der Kontakt oder<br />

die Inhalation von infektiösen Ausscheidungen<br />

der entsprechenden Nager. So sind<br />

z.B. Hantaviren in Staub sehr lange haltbar<br />

und können bei Verwirbelung entsprechend<br />

eingeatmet werden. Die Leptospiren<br />

werden dagegen eher im feuchten Milieu<br />

oder gar im Wasser durch kleinere Verletzungen<br />

der Haut aufgenommen. In Abbildung<br />

2 sind die Inzidenzen dieser beiden<br />

Erkrankungen der letzten beiden Jahre<br />

vergleichend dargestellt. Während die<br />

Nephropathia epidemica in Deutschland<br />

fast ausschließlich durch das von der Rötelmaus-übertragene<br />

Puumalavirus übertragen<br />

wird, so existieren derzeit keine Daten in<br />

Deutschland darüber welche Nager welche<br />

74 Umschau der Veterinärmedizinischen Fakultät, Universität Leipzig 20 (23) <strong>2010</strong><br />

Tabelle1: Übersicht über Nagetier-assoziierte Zoonosen<br />

*Quelle : RKI SurvStat, http://www3.rki.de/SurvStat, Datenstand: 11.11.09<br />

Abkürzungen: HFRS, hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom, NE, Nephropathia epidemica, HCPS, Hantavirales kardiopulmonales Syndrom, EHEC, enterohämorrhagische<br />

E. coli, FSME, Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, LCM, Lymphozytäre Choriomeningitis, n.m., nicht meldepflichtig<br />

Leptospiren übertragen, oder ob es hier<br />

überhaupt so etwas wie eine gewisse<br />

Überträgerpräferenz gibt. Schließlich gibt<br />

es etliche Erreger, bei denen vermutet<br />

wird, dass Nagetiere bei ihrer Übertragung<br />

eine Rolle spielen, der entsprechende Beweiß<br />

jedoch bislang nicht gelungen ist (z.B.<br />

Coxiella burnettii, der Erreger des Q-<br />

Fiebers, Bartonella spp., darunter auch der<br />

Erreger der Katzenkratzkrankheit).<br />

Zu den Nagetier-assoziierten Krankheitserregern<br />

gehören RNA- und DNA-Viren<br />

sowie Bakterien und Parasiten. Die Erreger<br />

unterscheiden sich in der Assoziation mit<br />

spezifischen Reservoirwirten, deren geo-<br />

graphischer Verbreitung und den entsprechenden<br />

Übertragungswegen (siehe Tabellen<br />

1 und 2 sowie Abbildungen 1 und 2).<br />

Im Folgenden soll anhand von 3 Beispielen<br />

nur kurz auf die Lage einzelner Erreger<br />

eingegangen werden.<br />

Hantaviren In weiten Teilen Westeuropas<br />

und so auch in Deutschland trat in<br />

den Jahren 2004 und 2005 eine Häufung<br />

von Hantavirus-Fällen auf. Im Jahre 2007<br />

stieg in Deutschland die Anzahl der gemeldeten<br />

Erkrankungsfälle auf ca. 1.700 an und<br />

war damit größer als die Summe der Fälle<br />

der vorhergehenden sechs Jahre. Zwei

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