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Pflegesysteme – Versuch einer ... - Pflegen-online.de

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EDITORIAL<br />

Globalisierung<br />

ist ein Stichwort<br />

unserer<br />

Tage. Sein Be<strong>de</strong>utungsgehalt<br />

hat sich in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren stark verän<strong>de</strong>rt<br />

und enthält neben<br />

einem aufbruchartigen Optimismus<br />

einen wirtschaftkritischen<br />

und auf <strong>de</strong>n<br />

Menschen achten<strong>de</strong>n Skeptizismus.<br />

Ist Pflege globalisierbar?<br />

Was wür<strong>de</strong> das<br />

be<strong>de</strong>uten?<br />

Drängen <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m<br />

Ausland in unser Land und<br />

möchten vom Kuchen <strong>de</strong>r<br />

Dienstleistung „Versorgung<br />

von Pflegebedürftigen“<br />

ein Stück abbekommen?<br />

Motiviert es <strong>de</strong>utsche <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>,<br />

sich ins Ausland<br />

aufzumachen um dort an<strong>de</strong>re<br />

Berufsverhältnisse,<br />

Anerkennung und auch angemessenere<br />

Entlohnung<br />

zu fin<strong>de</strong>n? Mir scheint,<br />

dass „Pflege“ ein höchst<br />

nationales Phänomen ist,<br />

die Übertragung in an<strong>de</strong>re<br />

Län<strong>de</strong>r und Regionen ist<br />

mit Problemen verbun<strong>de</strong>n.<br />

Dies zeigt sich z.B. an <strong>de</strong>n<br />

Schwierigkeiten von und<br />

mit philippinischen Krankenschwestern<br />

in <strong>de</strong>utschen<br />

Krankenhäusern, als<br />

sie En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r siebziger Jahre<br />

massenhaft angeworben<br />

wur<strong>de</strong>n. Es gibt eben unterschiedlichePflegekulturen.<br />

Sie treten wohl erst<br />

wirklich ins Bewusstsein,<br />

wenn man sich in eine an<strong>de</strong>re<br />

Pflegekultur begibt.<br />

Vielleicht sollten wir uns<br />

schon vorher Gedanken<br />

machen, was die Pflege in<br />

unseren Regionen ausmacht,<br />

damit wir an einem<br />

an<strong>de</strong>ren Ort in Europa o<strong>de</strong>r<br />

sonst wo in <strong>de</strong>r Welt unsere<br />

Wurzeln kennen.<br />

Ihr Roland Brühe<br />

ISSN 1433-2795 (Internet-Ausgabe)<br />

ISSN 1433-1985 (E-Mail-Ausgabe)<br />

Das Online Magazin für die Pflege Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

Neue Altenpflegeausbildung startet im Herbst 2003<br />

(cr) Ca. 200 junge Menschen können ab <strong>de</strong>m<br />

ersten Oktober in Bran<strong>de</strong>nburg erstmals nach<br />

bun<strong>de</strong>seinheitlichem Niveau eine dreijährige<br />

Altenpflegeausbildung beginnen. "Das Bun<strong>de</strong>saltenpflegegesetz<br />

schaffe", so Sozialminister<br />

Günter Baaske, "die Voraussetzung für eine<br />

optimale Ausbildung von Altenpflegerinnen<br />

und Altenpflegern". Zugleich erhalte damit <strong>de</strong>r<br />

Altenpflegeberuf die Anerkennung, die ihm<br />

schon längst zusteht.<br />

Das Gesetz löst die bisherigen 16 Lan<strong>de</strong>sregelungen<br />

ab, nach<strong>de</strong>m das Bun<strong>de</strong>sverfassungsge-<br />

Pflegemängel in<br />

Thüringen?<br />

(cr) Der AOK-Verwaltungsrat<br />

stellt aufgrund von Überprüfungen<br />

<strong>de</strong>s MDK fest, dass in<br />

Thüringer Pflegeheimen noch<br />

erhebliche qualitative und<br />

quantitative Mängel bestün<strong>de</strong>n<br />

und for<strong>de</strong>rt eine Stärkung <strong>de</strong>r<br />

Heimaufsicht.<br />

Das Thüringer Sozialministerium<br />

entgegnet dagegen, dass<br />

die Mitarbeiter in <strong>de</strong>n Heimen<br />

gute Arbeit leisteten und die<br />

Aussagen <strong>de</strong>r AOK zu undifferenziert<br />

wären.<br />

[mehr auf pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<br />

richt im Oktober 2002 entschie<strong>de</strong>n hatte, dass<br />

das Bun<strong>de</strong>saltenpflegegesetz zum 1. 8. 2003 in<br />

Kraft treten kann. Die bun<strong>de</strong>seinheitliche Ausbildung<br />

ist Voraussetzung, um die Pflege qualitativ<br />

zu verbessern, die Attraktivität <strong>de</strong>s Berufsbil<strong>de</strong>s<br />

durch ein klares Profil zu stärken und<br />

drohen<strong>de</strong> <strong>Pflegen</strong>otstän<strong>de</strong> zu verhin<strong>de</strong>rn. Das<br />

neue Gesetz bietet eine mo<strong>de</strong>rne, stark praxisund<br />

bedarfsorientierte Ausbildung. So wer<strong>de</strong>n<br />

z.B. die Schülerinnen im Umgang mit chronisch<br />

Kranken, <strong>de</strong>sorientierten und <strong>de</strong>menten älteren<br />

Menschen geschult. [mehr auf pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<br />

Angehörigenprojekt<br />

für Pflegeheime<br />

(cr) 34 Pflegeeinrichtungen aus<br />

ganz Schleswig-Holstein beteiligen<br />

sich an <strong>de</strong>m neuen Projekt<br />

"Aufbau von Angehörigengruppen<br />

in <strong>de</strong>r stationären<br />

Altenpflege in Schleswig-Holstein".<br />

Bewohner und ihre Angehörigen<br />

haben häufig Berührungsängste<br />

in und mit <strong>de</strong>r "Heim-<br />

Situation". Ziel <strong>de</strong>s neuen<br />

Projektes ist es, diese Ängste<br />

abzubauen und Kontakte zu<br />

unterstützen und zu för<strong>de</strong>rn.<br />

[mehr auf pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<br />

Klamkes gepflegte Welt<br />

von Bastian Klamke [KlamkeJB@t-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<br />

In dieser Ausgabe:<br />

<strong>Pflegesysteme</strong> <strong>–</strong> <strong>Versuch</strong><br />

<strong>einer</strong> Begriffsbestimmung<br />

von Martin Schieron [Seite 2]<br />

Pflegeklassen - die ungenutzte<br />

Möglichkeit <strong>de</strong>r Einstufung<br />

von Jochen Gust [Seite 4]<br />

Deutsche Sommerschule für<br />

Pflegeinformatik 2003<br />

von Manuela Raiß [Seite 6]<br />

Das ABC <strong>de</strong>r Pflege <strong>–</strong><br />

R wie Rechnen<br />

von Roland Brühe [Seite 8]<br />

Neue Pflegebücher [Seite 9]<br />

-Anzeige-<br />

Sie können im Buchshop<br />

von pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />

neben <strong>de</strong>n Büchern <strong>de</strong>r<br />

Schlüterschen auch über<br />

fünfzig Pflegebücher <strong>de</strong>s<br />

Verlages Hans Huber und<br />

das komplette Programm <strong>de</strong>s<br />

Brigitte Kunz Verlages<br />

<strong>online</strong> bestellen!


ONLINE-KIOSK<br />

Deutscher ICNP<br />

Die <strong>de</strong>utschsprachige Nutzergruppe<br />

<strong>de</strong>r Internationalen<br />

Klassifikation für<br />

die Pflegepraxis (ICNP)<br />

informiert auf ihren Seiten<br />

über die Aktivitäten<br />

<strong>de</strong>r Gruppe sowie über<br />

Projekte, die <strong>de</strong>n ICNP<br />

in <strong>de</strong>r Pflegepraxis einbin<strong>de</strong>n.<br />

Veranstaltungen<br />

sowie themenbezogene<br />

Links wer<strong>de</strong>n präsentiert.<br />

www.icnp.info<br />

________________<br />

Rechnergestützte Pflegedokumentation<br />

Der Pflegedienst <strong>de</strong>s<br />

Universitätsklinikums<br />

Hei<strong>de</strong>lberg betreibt das<br />

rechnergestützte Pflegedokumentationssystem<br />

PIK auf vier Stationen.<br />

1998 eingeführt wur<strong>de</strong><br />

das Projekt im Oktober<br />

2000 durch eine wissenschaftliche<br />

Begleitstudie<br />

evaluiert. Der Routinebetrieb<br />

wird gewährleistet<br />

bis zu <strong>de</strong>ssen Ablösung<br />

durch ein klinikübergreifen<strong>de</strong>sPflegedokumentationssystem.<br />

Details zum Projekt:<br />

www.edv-pflegedoku.<br />

uni-hd.<strong>de</strong>.<br />

________________<br />

Opera<br />

Wer eine Alternative zu<br />

<strong>de</strong>n Internetprogrammen<br />

von Microsoft und Netscape<br />

sucht, kann bei<br />

Opera fündig wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Browser ist zwar<br />

nicht kostenlos (39 US-<br />

Dollar bzw. 20 für Stu<strong>de</strong>nten),<br />

verschlingt aber<br />

weniger Systemressourcen<br />

als <strong>de</strong>r Internet Explorer.<br />

Auf korrekte<br />

HTML-Deutung sowie<br />

auf <strong>de</strong>n Datenschutz und<br />

Sicherheitsaspekte wird<br />

geachtet. Eine Alternative<br />

zum Ausprobieren.<br />

www.opera.com (rb)<br />

________________<br />

Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

<strong>Pflegesysteme</strong> <strong>–</strong> <strong>Versuch</strong> <strong>einer</strong> Begriffsbestimmung<br />

von Martin Schieron* [Ma-Schi@t-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<br />

Im Gespräch mit Pflegekräften o<strong>de</strong>r auch bei ran sich Pflege <strong>de</strong>nn sonst orientieren solle,<br />

<strong>de</strong>r Lektüre von Artikeln in Pflegefachzeit-<br />

2<br />

wenn nicht primär am Patienten . Im Zuschriften<br />

und darauf reagieren<strong>de</strong>n Leserbriefen sammenhang dieser Ausführungen wird un-<br />

fällt auf, dass es oft zu Missverständnissen ter „Patientenorientierung“ eine Orientie-<br />

kommt, weil „Fachbegriffe“ unterschiedlich rung am körperlichen, seelischen, geistigen<br />

<strong>de</strong>finiert und verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Ein Bereich<br />

3<br />

und sozialen Pflegebedarf <strong>de</strong>r Patienten<br />

für <strong>de</strong>n dies beson<strong>de</strong>rs zutrifft, ist die Klassifi- verstan<strong>de</strong>n. Der Begriff „Ganzheitlichkeit“<br />

kation von <strong>Pflegesysteme</strong>n. Zimmerpflege, vereinigt diese Merkmale ebenfalls, schließt<br />

Gruppenpflege, patientenorientierte Pflege, jedoch dazu noch ein gewisses Maß an Mit-<br />

Funktionspflege sind nur einige Begriffe aus arbeiterorientierung ein (Büssing/Glaser<br />

diesem Bereich. Je<strong>de</strong>r hat sie schon einmal 1996) und ist somit als <strong>de</strong>r offenere <strong>de</strong>r bei-<br />

gehört und versteht jedoch meist etwas an<strong>de</strong><strong>de</strong>n Begriffe zu betrachten. „Ganzheitlich-<br />

1<br />

res darunter als die Kollegin . Aber ist Bekeit“ als Begriff weist jedoch auf an<strong>de</strong>rer<br />

reichspflege immer automatisch auch patien- Ebene Schwierigkeiten auf, die seine Vertenorientiert?<br />

Was sind die genauen Unterwendung im Zusammenhang mit Pflege<br />

schie<strong>de</strong> zwischen Gruppen- und Stationspfle- problematisch macht (vgl. u.a. Brühe 2003,<br />

ge? Ist Funktionspflege das Gegenteil von Richter 1998). Momentan wird dieser Beg-<br />

Bezugspflege? Wo lässt sich das amerikaniriff jedoch noch vielfach zur Beschreibung<br />

sche System <strong>de</strong>s Primary Nursing einordnen? pflegerischer Aspekte verwen<strong>de</strong>t und somit<br />

auch an dieser Stelle angeführt, um zunächst<br />

eine Vereinheitlichung <strong>de</strong>s Begriffswirrwarrs<br />

in Bezug auf die Klassifikation von<br />

<strong>Pflegesysteme</strong>n zu erlangen.<br />

Diese inhaltlichen Unsicherheiten scheinen<br />

symptomatisch zu sein für sprachliche Ungenauigkeiten,<br />

mit <strong>de</strong>nen Pflege sich hierzulan<strong>de</strong><br />

arrangiert zu haben scheint. Solche Arrangements<br />

sind jedoch aufzubrechen, da sie negative<br />

Konsequenzen für <strong>de</strong>n Berufsstand <strong>de</strong>r<br />

<strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n haben. Einerseits muss zwangsläufig<br />

die Fachlichkeit lei<strong>de</strong>n, wenn die Angehörigen<br />

<strong>einer</strong> Berufsgruppe zwar vermeintlich<br />

die gleiche Sprache sprechen, dass inhaltliche<br />

Verständnis <strong>de</strong>r gewählten Sprache jedoch<br />

stark differiert.<br />

Dies wird selbstverständlich auch außerhalb<br />

<strong>de</strong>r eigenen Berufsgruppe wahrgenommen und<br />

prägt die Außenansicht von Pflege. Pflege ist<br />

bestrebt, sich zu <strong>einer</strong> Profession (vgl. Spron<strong>de</strong>l<br />

1972) zu entwickeln. Uneinheitlich angewen<strong>de</strong>te<br />

Fachbegriffe erschweren dagegen<br />

eine <strong>de</strong>utliche Standortbestimmung. Pflege<br />

benötigt eine einheitliche Sprache und gera<strong>de</strong><br />

für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r <strong>Pflegesysteme</strong> existieren<br />

bereits Klassifikationsmo<strong>de</strong>lle, <strong>de</strong>rer die<br />

Pflege sich bedienen kann und sollte.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wird das Schema von Büssing<br />

und Glaser (1996) vorgestellt, das eine nachvollziehbare<br />

Einteilung von <strong>Pflegesysteme</strong>n<br />

bietet. Auf eine Bewertung <strong>de</strong>r <strong>Pflegesysteme</strong><br />

wird jedoch verzichtet, da eine solche je nach<br />

Perspektive (z.B. Patientenperspektive, Mitarbeiterperspektive)<br />

sehr unterschiedlich ausfallen<br />

kann (vgl. Winkel et al. 2000).<br />

Zunächst erscheinen jedoch weitere Begriffsklärungen<br />

angebracht. Der oft und gerne verwen<strong>de</strong>te<br />

Begriff <strong>de</strong>r „Patientenorientierung“<br />

brachte Koch-Straube (2003) zu <strong>de</strong>r Frage, wo-<br />

Nach Büssing und Glaser lassen sich <strong>Pflegesysteme</strong><br />

durch zwei Eigenschaften charakterisieren,<br />

<strong>de</strong>m Pflegeprinzip und <strong>de</strong>r Pflegeorganisationsform.<br />

Ein Pflegeprinzip macht Aussagen über <strong>de</strong>n<br />

Grad <strong>de</strong>r Patientenorientierung und <strong>de</strong>r<br />

Vollständigkeit pflegerischer Arbeit. Es legt<br />

sozusagen <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Patientenorientierung<br />

und <strong>de</strong>r Vollständigkeit (dieser Begriff<br />

[weiter auf Seite 3]<br />

_____________________<br />

1<br />

) Die Verwendung geschlechtsspezifischer Bezeichnungen<br />

erfolgt aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r besseren<br />

Lesbarkeit und stellt keine Diskriminierung<br />

<strong>de</strong>s jeweils an<strong>de</strong>ren Geschlechts dar.<br />

2<br />

) Dieser Begriff schließt an<strong>de</strong>re Bezeichnung<br />

wie Bewohner, Klienten o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n ein.<br />

3<br />

) Unter <strong>de</strong>m Pflegebedarf eines Patienten wird<br />

<strong>de</strong>r Hilfebedarf verstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r im Sinne <strong>einer</strong><br />

aktivieren<strong>de</strong>n Pflege nicht durch ihn selbst ge<strong>de</strong>ckt<br />

wer<strong>de</strong>n kann son<strong>de</strong>rn kompensatorisch<br />

durch die Pflegekraft ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Im Gegensatz dazu wer<strong>de</strong>n unter Patientenbedürfnissen<br />

z.B. auch Aspekte, die <strong>de</strong>r Patient<br />

möchte, die aber im Sinne <strong>einer</strong> aktivieren<strong>de</strong>n<br />

Pflege kontraproduktiv sein können, verstan<strong>de</strong>n.<br />

Patientenbedürfnisse sind immer vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Sie müssen jedoch nur dann von Pflegekräften<br />

befriedigt wer<strong>de</strong>n, wenn sie auch <strong>de</strong>m<br />

Pflegebedarf entsprechen.<br />

_____________________<br />

*) Martin Schieron ist Diplom-Pflegewissenschaftler<br />

(FH) mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Beratung.<br />

- 2 -


ONLINE-KIOSK<br />

BAföG-Rechner<br />

Sollten Sie ein Studium<br />

planen, könnte die Frage<br />

interessant sein, ob es<br />

Geld vom Staat gibt <strong>–</strong><br />

BAföG. Um sich ein<br />

besseres Bild über eine<br />

eventuelle För<strong>de</strong>rung<br />

machen zu können, bietet<br />

das Bun<strong>de</strong>sministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

einen BAföG-<br />

Rechner an, <strong>de</strong>r entwe<strong>de</strong>r<br />

<strong>online</strong> benutzt wer<strong>de</strong>n<br />

kann o<strong>de</strong>r aber als Download<br />

zur Verfügung steht.<br />

Er ist einfach zu benutzen<br />

und arbeitet im Frage-Antwort-Modus.<br />

www.das-neue-bafoeg.<strong>de</strong><br />

/bafoeg_<strong>de</strong>fault.php<br />

_____________<br />

Papiere für die Praxis<br />

Der Vincentz-Verlag bietet<br />

auf s<strong>einer</strong> Website<br />

eine umfangreiche Sammlung<br />

von Dokumenten<br />

an. In <strong>de</strong>n Rubriken<br />

Arbeitshilfen, Gesetze,<br />

Gesetzentwürfe, Richtlinienpapiere,Resolutionen<br />

und Protokolle wer<strong>de</strong>n<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

nützliche Dateien angeboten,<br />

teilweise sind<br />

diese kostenpflichtig.<br />

Beispiele: Expertenstandards<br />

zum Entlassmanagement<br />

sowie zur Dekubitusprophylaxe,Hamburger<br />

FKQ-Mo<strong>de</strong>ll zur<br />

Berechnung <strong>de</strong>r Fachkraftquote,<br />

Sturzrisiko-<br />

Skala, Fortbildungsnachweisheft,Lebensmittelhygieneverordnung,<br />

DKGH-Leitlinie Hygienebeauftragte<br />

in Pflegeeinrichtungen.<br />

www.vincentz.net/ahdow<br />

nload/downloads.cfm<br />

(rb)<br />

_______________<br />

Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

<strong>Pflegesysteme</strong> <strong>–</strong> <strong>Versuch</strong> <strong>einer</strong> Begriffsbestimmung<br />

von Martin Schieron [Ma-Schi@t-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<br />

[Fortsetzung]<br />

wird im weiteren Verlauf <strong>de</strong>s Textes erläutert)<br />

pflegerischer Tätigkeiten auf einem Kontinuum<br />

zwischen <strong>de</strong>n Polen <strong>einer</strong> rein funktionalen<br />

und <strong>einer</strong> rein ganzheitlichen Pflege<br />

fest. Pflege neigt dazu, Bezugspflege als besser,<br />

moralischer und löblicher anzusehen als<br />

Funktionspflege. Die Aussagen eines Pflege-<br />

Abbildung nach Wolf/Teichert 2001<br />

Die Abbildung zeigt, dass sich somit die ganzheitliche<br />

Bezugspflege und die traditionelle,<br />

auf <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r gesamten Station ausgerichtete<br />

Funktionspflege letztlich als Kontrapunkte<br />

gegenüber stehen. Zwischen diesen<br />

Kontrapunkten liegen Misch- und Übergangsformen<br />

wie z.B. die funktionale Zimmerpflege,<br />

die ganzheitliche Bereichspflege o<strong>de</strong>r auch die<br />

patientenorientierte Gruppenpflege. Als theoretische<br />

Konstrukte ließen sich selbst die funktionsorientierte<br />

Bezugspflege bzw. die ganzheitliche<br />

Stationspflege benennen. Einer Überprüfung<br />

durch praktische Umsetzung wür<strong>de</strong>n<br />

diese Konstrukte jedoch nicht standhalten und<br />

bleiben somit ein Gedankenspiel.<br />

Was kennzeichnet nun aber ganzheitliche Bezugspflege<br />

und traditionelle Funktionspflege?<br />

Wolf und Teichert (2001) beschreiben als Charakteristika<br />

<strong>de</strong>r ganzheitlichen Bezugspflege<br />

eine hinreichen<strong>de</strong> Orientierung am Patienten,<br />

eine hinreichen<strong>de</strong> Orientierung am Pflegepersonal<br />

(durch vollständige Pflegeaufgaben)<br />

sowie die gelungene Umsetzung <strong>de</strong>s Pflegeprozessmo<strong>de</strong>lls,<br />

<strong>de</strong>r dann die bei<strong>de</strong>n erstgenannten<br />

Aspekte schon implizit sind.<br />

Für die Praxis wür<strong>de</strong> dies be<strong>de</strong>uten, dass auf<br />

<strong>einer</strong> Station die Betreuung <strong>de</strong>r Patienten mittels<br />

sogenannter Bezugspflegekräfte erfolgt.<br />

prinzips selbst sind jedoch rein beschreibend.<br />

Insofern wird eine Bewertung immer<br />

vom Betrachter getroffen und bleibt somit<br />

subjektiv. Die Pflegeorganisationsform<br />

dagegen beschreibt die organisatorische<br />

Gestaltung <strong>de</strong>r Pflege, d.h. grob gesagt, die<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Patienten, für die eine Pflegekraft<br />

zuständig ist. Ein Pflegesystem setzt<br />

sich aus diesen bei<strong>de</strong>n Komponenten zusammen.<br />

Je<strong>de</strong>r Patient wird während seines gesamten<br />

Aufenthalts <strong>einer</strong> Bezugspflegekraft zugewiesen,<br />

die die Pflegeanamnese erhebt, die<br />

Pflegeplanung zusammen mit <strong>de</strong>m Patienten<br />

erstellt und alle notwendigen pflegerischen<br />

Maßnahmen durchführt. Dies entspricht<br />

<strong>de</strong>m bereits erwähnten Begriff <strong>de</strong>r „Vollständigkeit<br />

pflegerischer Aufgaben“. In<br />

Zeiten <strong>de</strong>r Abwesenheit <strong>de</strong>r Bezugspflegekraft<br />

übernimmt eine an<strong>de</strong>re Pflegekraft<br />

diese Aufgaben. Die sogenannte Sekundärpflegekraft<br />

richtet sich jedoch mit <strong>de</strong>r Ausnahme<br />

von Notfallsituationen nach <strong>de</strong>n<br />

Anweisungen und <strong>de</strong>r Pflegeplanung <strong>de</strong>r<br />

Bezugspflegekraft. Im Regelfall wird so die<br />

kontinuierliche Betreuung <strong>de</strong>s Patienten<br />

gewährleistet. Außerhalb <strong>de</strong>s Regelfalls mag<br />

es immer Grün<strong>de</strong> geben, während <strong>de</strong>s Klinikaufenthalt<br />

eines Patienten die für ihn<br />

zuständige Bezugspflegekraft zu wechseln.<br />

Diese Grün<strong>de</strong> können sowohl beim Patienten,<br />

bei <strong>de</strong>r Pflegekraft o<strong>de</strong>r auch bei bei<strong>de</strong>n<br />

liegen.<br />

Im Gegensatz zur ganzheitlichen Bezugspflege<br />

ist die traditionelle Funktionspflege<br />

primär gekennzeichnet durch eine tayloristische<br />

Aufgabenteilung (vgl. Elkeles 1994).<br />

[weiter auf Seite 4]<br />

- 3 -


ONLINE-KIOSK<br />

Statistik lernen im Netz<br />

Wer sich je damit plagte,<br />

eine Statistik in einem<br />

Forschungsbericht nachvollziehen<br />

zu können<br />

o<strong>de</strong>r im Arbeitsbereich<br />

eine kleine Erhebung<br />

durchführen musste, wird<br />

für eine Lernhilfe zur<br />

Statistik dankbar sein.<br />

Die Fernuniversität Hagen<br />

präsentiert „Lern-<br />

STATS“, ein interaktives<br />

Lernprogramm zur<br />

<strong>de</strong>skriptiven (beschreiben<strong>de</strong>n)<br />

Statistik.<br />

Dem Programm liegt das<br />

Konzept <strong>de</strong>s Ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n<br />

Lernens zugrun<strong>de</strong>.<br />

Die Autoren schreiben<br />

dazu: „Wir haben in<br />

<strong>einer</strong> mehrjährigen Untersuchung<br />

zum Lernen<br />

<strong>de</strong>r Statistik durch Psychologiestu<strong>de</strong>ntenfestgestellt,<br />

dass <strong>de</strong>r Lernerfolg<br />

durch Lernformen<br />

nach <strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>s<br />

Ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Lernens<br />

erheblich verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Dafür<br />

wur<strong>de</strong>n eine Reihe von<br />

speziellen Übungen<br />

entwickelt, in <strong>de</strong>nen die<br />

Studieren<strong>de</strong>n die Konzepte<br />

<strong>de</strong>r Statistik nicht<br />

einfach nachvollziehen,<br />

son<strong>de</strong>rn überhaupt erst<br />

ent<strong>de</strong>cken lernen.“ Dazu<br />

sollen Grafiken, Animationen<br />

und interaktive<br />

Elemente beitragen.<br />

Für die Benutzung wird<br />

ein Plug-In benötigt, das<br />

zum Download bereitsteht.<br />

Da LernSTATS<br />

noch im <strong>Versuch</strong>sstadium<br />

ist, kann es kostenlos<br />

benutzt wer<strong>de</strong>n. Infos:<br />

vs.fernuni-hagen.<strong>de</strong>/Lern<br />

stats/welcome.shtml<br />

(rb)<br />

_______________<br />

Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

<strong>Pflegesysteme</strong> <strong>–</strong> <strong>Versuch</strong> <strong>einer</strong> Begriffsbestimmung<br />

von Martin Schieron [Ma-Schi@t-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<br />

[Fortsetzung]<br />

Literatur<br />

Eine Pflegekraft begleitet die Visite bei allen • Brühe, R. (2003): Das ABC <strong>de</strong>r Pflege <strong>–</strong> G<br />

Patienten <strong>einer</strong> Station, eine an<strong>de</strong>re misst bei<br />

allen Patienten Blutdruck o<strong>de</strong>r führt alle Ver-<br />

wie Ganzheitlichkeit, in: Der Pflegebrief <strong>–</strong> Das<br />

Online-Magazin für die Pflege, 01/2003, S.7-8<br />

bän<strong>de</strong> durch. Die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n übernehmen • Büssing, A., Glaser, J. (1996): Ganzheitliche<br />

oft ausschließlich Aufgaben <strong>de</strong>r Grundpflege, Pflege. Präzisierung und Umsetzungschancen,<br />

während ausgebil<strong>de</strong>te Pflegekräfte häufig in: Pflege 3/96, S. 221-232<br />

ausschließlich Aufgaben <strong>de</strong>r Behandlungspfle- • Elkeles, T. (1994): Arbeitsorganisation in <strong>de</strong>r<br />

ge o<strong>de</strong>r patientenferne Aufgaben übernehmen. Krankenpflege <strong>–</strong> Zur Kritik <strong>de</strong>r Funktionspfle-<br />

Da je<strong>de</strong>r Pflegekraft nur gewisse Teilaspekte ge, Frankfurt/Main<br />

<strong>de</strong>r Patienten bekannt sind, kann hier von un- • Koch-Straube, U. (2003): Beratung in <strong>de</strong>r<br />

vollständigen Aufgaben gesprochen wer<strong>de</strong>n. Pflege, in: DV Pflegewissenschaft (Hrsg.):<br />

Das Originäre <strong>de</strong>r Pflege ent<strong>de</strong>cken. Pflege<br />

Wolf und Teichert beschreiben, dass die Mehr- beschreiben, erfassen, begrenzen. Frankheit<br />

<strong>de</strong>r in Deutschland praktizierten Pflegefurt/Mainsysteme als Misch- o<strong>de</strong>r Übergangsformen zu<br />

bezeichnen sind. Insofern sollte sich ein Groß-<br />

• Richter, D. (1998): Ganzheitliche Pflege <strong>–</strong><br />

Trauen die <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n sich zuviel zu? In:<br />

teil <strong>de</strong>r <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n in einem Pflegesystem Pflege 5/98, S. 255-262<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n beschriebenen Polen<br />

wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n.<br />

• Spron<strong>de</strong>l, W.(1972): „Emanzipation“ und<br />

Professionalisierung <strong>de</strong>s Pflegeberufs <strong>–</strong> so-<br />

Es ist an dieser Stelle nicht intendiert, Wertungen<br />

über verschie<strong>de</strong>ne <strong>Pflegesysteme</strong> zu geben.<br />

Wichtig erscheint zunächst vielmehr, dass<br />

Pflege sich auf Definitionen und Inhalte zentraler<br />

Begriffe einigt, um sowohl in internen als<br />

auch in externen Diskursen von <strong>de</strong>n gleichen<br />

ziologische Analyse <strong>einer</strong> beruflichen Selbst<strong>de</strong>utung,<br />

in: Pinding, M. Krankenpflege in unserer<br />

Gesellschaft, Stuttgart, S. 17-26<br />

• Winkel, A. et al.(2000): Gruppenarbeit im<br />

Gesundheitswesen <strong>–</strong> Abschlussbericht, Hamburg<br />

(Eigenverlag <strong>de</strong>r BGW <strong>–</strong> Berufsgenossenschaft<br />

für Gesundheitsdienst und Wohl-<br />

Voraussetzungen, sprich Inhalten, auszugehen. fahrtspflege)<br />

Nicht eine gemeinsame Sprache allein, son<strong>de</strong>rn<br />

nur eine gemeinsame Sprache in Verbindung<br />

mit kongruenten Be<strong>de</strong>utungsinhalten ist notwendig,<br />

um das Streben nach Professionalisie-<br />

• Wolf, D.C., Teichert, C.(2001): Gruppenarbeit<br />

im Gesundheitswesen <strong>–</strong> Ratgeber Gesundheitsmanagement,<br />

Hamburg (Eigenverlag <strong>de</strong>r<br />

BGW <strong>–</strong> Berufsgenossenschaft für Gesundrung<br />

<strong>de</strong>r Pflegeberufe zu unterstützen.<br />

heitsdienst und Wohlfahrtspflege)<br />

Pflegeklassen <strong>–</strong> die ungenutzte Möglichkeit <strong>de</strong>r Einstufung<br />

von Jochen Gust* [JGust2000@aol.com]<br />

Je<strong>de</strong> Pflegekraft weiß, dass <strong>de</strong>r Zeitaufwand<br />

zur Versorgung bei Alten mit bestimmten<br />

Krankheitsbil<strong>de</strong>rn höher ist, als es die reale<br />

Einstufung in eine Pflegestufe durch <strong>de</strong>n<br />

MDK "erlaubt". Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird dies<br />

bei <strong>de</strong>r Pflege von Alzheimerkranken. Diese<br />

Menschen benötigen eine Pflege <strong>de</strong>r "beson<strong>de</strong>ren<br />

Art". Im Verlauf <strong>de</strong>r Demenz vom Alzheimertypus<br />

kann es zu <strong>einer</strong> ganzen Reihe<br />

von "abnormen" Verhaltensweisen kommen.<br />

Damit geht nicht nur eine beträchtliche psychische<br />

Belastung für die <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n einher,<br />

son<strong>de</strong>rn dadurch ist diese Klientel bei vielen<br />

alltäglich notwendigen Verrichtung ein regelrechter<br />

"Zeitfresser".<br />

Die von <strong>de</strong>n Pflegekassen empfohlenen Zeitkorridore<br />

in <strong>de</strong>n Begutachtungsrichtlinien sehen<br />

Zeitkorridore vor, die bei Einzelverrichtungen<br />

in 84,2 % <strong>de</strong>r Fälle überschritten wer<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Dierbach, Schaffer, Brach: Studie<br />

zum Zeitbedarf in <strong>de</strong>r Pflege Demenzkranker.<br />

Altenpflege Forum: 2000). Demzufolge<br />

- ein offenes Geheimnis - ist es Einrichtungen<br />

mit <strong>de</strong>menzkranken Bewohnern gar<br />

nicht möglich, <strong>de</strong>m Krankheitsbild gerecht<br />

wer<strong>de</strong>nd und wirtschaftlich zugleich zu<br />

arbeiten. Das be<strong>de</strong>utet in <strong>de</strong>r Praxis, dass<br />

Demenzkranke im Vergleich zu ihrer tatsächlichen<br />

Pflegebedürftigkeit nicht richtig<br />

eingestuft wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n Alltag von Demenzkranken<br />

und Pflegekräften heißt das,<br />

dass eine Einrichtung entwe<strong>de</strong>r unwirtschaftlich<br />

arbeiten muss, weil die <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

mehr Zeit bei <strong>de</strong>n Alzheimerkranken<br />

verbringen, als diesen eigentlich zusteht.<br />

O<strong>de</strong>r dass Demenzkranke mit <strong>de</strong>m selben<br />

Zeitaufwand [weiter auf Seite 5]<br />

____________________<br />

*) Jochen Gust ist Mitglied <strong>de</strong>r Alzheimer-Angehörigen-Initiative<br />

e.V. (www.alzheimerforum.<strong>de</strong>)<br />

und lebt in Eutin.<br />

- 4 -


TERMINE<br />

Pflegepädagogik <strong>–</strong><br />

Pflegepraxis<br />

2. Juli 2003, Münster<br />

Zum 12. Male veranstaltet<br />

Fachbuch Richter,<br />

eine Fachbuchhandlung<br />

für Pflegeliteratur, diese<br />

„Werkstatt für die Pflege“.<br />

In sieben Plenumvorträgen<br />

wer<strong>de</strong>n Themen<br />

<strong>de</strong>r Pflegepädagogik<br />

behan<strong>de</strong>lt. In Kooperation<br />

mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Fachverlagen referieren<br />

Autoren über die Themen<br />

ihrer Publikationen.<br />

Dabei sind auch namhafte<br />

Referenten eingela<strong>de</strong>n.<br />

Themen sind u.a.:<br />

Curriculum für die integrierte<br />

Pflegeausbildung<br />

(A. Lauber), berufliche<br />

Sozialisation in <strong>de</strong>r Pflegeausbildung<br />

(B. Groß)<br />

und die Aka<strong>de</strong>misierung<br />

<strong>de</strong>r Lehrer für Pflegeberufe<br />

(K. H. Sahmel).<br />

Infos: www.fachbuchrichter.<strong>de</strong>/programmheft<br />

_internet.pdf<br />

________________<br />

Klassifikationssysteme<br />

12.-13. Mai 2003,<br />

Freiburg<br />

Pflege steht vor <strong>de</strong>r<br />

Notwendigkeit, ihre Arbeit<br />

differenzierter zu beschreiben.<br />

Die dazu entwickelten<br />

bzw. in Entwicklung<br />

befindlichen<br />

Klassifikationssysteme<br />

sollen dabei helfen.<br />

Der Umgang mit ihnen<br />

ist jedoch für die meisten<br />

<strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n noch sehr<br />

neu. Diese Veranstaltung<br />

soll einen Überblick über<br />

ICNP, NANDA, NIC<br />

usw. geben. Die Teilnehmer<br />

sollen ihre Be<strong>de</strong>utung<br />

und Anwendbarkeit<br />

einschätzen können.<br />

Infos und Online-Anmeldung:<br />

www.icnp.info/edu_Frei<br />

burg030512-13.htm (rb)<br />

________________<br />

Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

Pflegeklassen <strong>–</strong> die ungenutzte Möglichkeit <strong>de</strong>r Einstufung<br />

von Jochen Gust [JGust2000@aol.com]<br />

[Fortsetzung]<br />

versorgt wer<strong>de</strong>n, wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bewohner<br />

<strong>de</strong>r Einrichtung auch - was <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren<br />

Bedürfnissen <strong>de</strong>r Erkrankten keinesfalls gerecht<br />

wird.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Gesetze und<br />

Rechtsprechung ist es jedoch möglich, gera<strong>de</strong><br />

für <strong>de</strong>menzkranke Bewohner im Rahmen <strong>einer</strong><br />

Begutachtung zusätzlich zur Pflegestufe eine<br />

sogenannte Pflegeklasse eingestuft zu bekommen.<br />

Eine Pflegeklasse entspricht in ihren<br />

Kostensätzen <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Pflegestufen, berücksichtigt<br />

aber die Mehraufwendungen in <strong>de</strong>r<br />

Pflege von Personen mit bestimmten Verhaltensweisen<br />

bzw. Krankheitsbil<strong>de</strong>rn. Darauf<br />

weisen die Verfasser <strong>de</strong>r Studie "Zeitbedarf in<br />

<strong>de</strong>r Pflege Demenzkranker" auch hin. Eine<br />

Beispielrechnung kann dies ver<strong>de</strong>utlichen: Eine<br />

<strong>de</strong>menzkranke Person erhält im Rahmen <strong>einer</strong><br />

Begutachtung durch <strong>de</strong>n MDK aufgrund ihrer<br />

körperlichen Mobilität lediglich Pflegestufe 1 =<br />

1023 Euro monatlich. Die Begutachtung <strong>de</strong>s<br />

Schwerstverwirrten ergibt jedoch zeitgleich<br />

Pflegeklasse 3 = 1432 Euro monatlich. Die<br />

Differenz von 409 Euro monatlich muss <strong>de</strong>r<br />

Heimbewohner entwe<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m eigenen<br />

Vermögen bestreiten (Selbstzahler) o<strong>de</strong>r die<br />

Sozialhilfeträger müssen einspringen.<br />

All diese Umstän<strong>de</strong> sind seit langem bekannt.<br />

Das Bun<strong>de</strong>ssozialgericht hat in seinem Urteil<br />

(AZ B 3 P 12/99R) vom 10.02.2000 diese<br />

Fakten ausführlich dargestellt und begrün<strong>de</strong>t.<br />

Weshalb Heime bisher diese Möglichkeit<br />

nicht nutzen, ist hier nicht abschließend zu<br />

klären. Nach vielen Gesprächen zu diesem<br />

Thema scheint es jedoch so, als habe sich<br />

teilweise aus Unwissenheit, teilweise aus<br />

Furcht vor <strong>einer</strong> zwecklosen Mehrarbeit eine<br />

gewisse Resignation ausgebreitet. Aussagen<br />

von Pflegekräften und Heimleitern wie "Da<br />

weigert sich <strong>de</strong>r MDK doch sowieso." o<strong>de</strong>r<br />

"Die Pflegekassen wer<strong>de</strong>n wohl kaum was<br />

genehmigen, was sie zusätzliches Geld kostet."<br />

sind lei<strong>de</strong>r keine Seltenheit.<br />

Auch scheint die stetig schweben<strong>de</strong> Frage,<br />

wie <strong>de</strong>r Mehraufwand in <strong>de</strong>r Pflege Demenzkranker<br />

<strong>de</strong>nn dokumentiert wer<strong>de</strong>n soll damit<br />

<strong>de</strong>r MDK dies anerkennt, ein Hin<strong>de</strong>rungsgrund<br />

für Einrichtungen zu sein, offensiv für<br />

ihr Recht auf wirtschaftliches und klientelgerechtes<br />

Arbeiten zu streiten. Richtig ist, dass<br />

die Pflegekassen hier keinen Grund haben, auf<br />

Kosten <strong>de</strong>r Erkrankten und <strong>de</strong>r Pflegekräfte<br />

"zu sparen". Nach vielen Gesprächen mit<br />

Vertretern <strong>de</strong>r Pflege- bzw. Krankenkassen<br />

habe ich jedoch <strong>de</strong>n Eindruck gewonnen,<br />

dass dies auch keinesfalls als primäres Interesse<br />

<strong>de</strong>r Kassen dargestellt wer<strong>de</strong>n darf.<br />

Hinzu kommt, dass (wie oben dargestellt) die<br />

Pflegekassen durch eine Einstufung in eine<br />

Pflegeklasse ohnehin nicht belastet wer<strong>de</strong>n.<br />

Grundsätzlich ist es so, dass Heime selbst <strong>de</strong>n<br />

Antrag auf Einstufung stellen müssen - wie<br />

mir <strong>de</strong>r MDK mitteilte, dürfe er nur einstufen,<br />

was er beauftragt bekomme. Dies seien<br />

bisher stets nur Pflegestufen gewesen. Ein<br />

Heim im südlichen Schleswig-Holstein ist da<br />

wohl die rühmliche Ausnahme. "Die Verpflichtung<br />

<strong>de</strong>r Begutachtung durch <strong>de</strong>n MDK<br />

ergibt sich aus § 84 Absatz 2 Satz 3 <strong>de</strong>s elften<br />

Sozialgesetzbuches.", so Birgit Schubert von<br />

<strong>de</strong>r Techniker Krankenkasse, die dies vorher<br />

durch eine Fachabteilung <strong>de</strong>r Kasse prüfen<br />

lies.<br />

Das Problem, das viele Heime sehen, kann<br />

nun also nur noch sein, dass es k<strong>einer</strong>lei Dokumentationsrichtlinien<br />

gibt, die bei <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung<br />

nach <strong>einer</strong> Pflegeklasse herangezogen<br />

wer<strong>de</strong>n könnten. Wie also muss eine solche<br />

Dokumentation gestaltet sein? Es gibt keine<br />

bun<strong>de</strong>seinheitlichen Richtlinien - diese sollen<br />

in <strong>de</strong>r "nächsten Zeit" erarbeitet wer<strong>de</strong>n,<br />

gemeinsam von Vertretern <strong>de</strong>s MDK, <strong>de</strong>r<br />

Pflegekassen und <strong>de</strong>r Sozialhilfeträger. Ein<br />

Sprecher <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s-AOK Schleswig-<br />

Holstein erklärte dazu, dass aber gera<strong>de</strong> die<br />

Sozialhilfeträger "sehr sehr zögerlich" bei<br />

diesem Thema reagieren. Was Wun<strong>de</strong>r - sie<br />

wer<strong>de</strong>n mit Sicherheit Hauptkostenträger <strong>de</strong>r<br />

Pflegeklassen. Zu<strong>de</strong>m teilte <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s-AOK mit, dass eventuell jetzt<br />

erstellte Dokumentationen für <strong>de</strong>n Mehraufwand<br />

<strong>de</strong>r Pflege möglicherweise mit Einführung<br />

bun<strong>de</strong>seinheitlicher Richtlinien wie<strong>de</strong>r<br />

"hinfällig" sein könnten. Das stimmt. Bis<br />

dahin gilt jedoch die Auskunft <strong>de</strong>r Techniker<br />

Krankenkasse: "Vom Pflegeheim wür<strong>de</strong><br />

daher grundsätzlich eine Pflegedokumentation,<br />

evtl. mit ergänzen<strong>de</strong>n Angaben, zur Vorlage<br />

bei <strong>de</strong>r Pflegekasse ausreichen.". Keine<br />

<strong>de</strong>r für die Recherche angesprochenen Parteien<br />

wagte jedoch eine Prognose, wie lange es<br />

noch bis zur Einigung auf einheitliche Dokumentationsrichtlinien<br />

für Pflegeklassen<br />

dauern könnte.<br />

Bis dahin fehlt also je<strong>de</strong>n Tag Geld für eine<br />

angemessene Dementenpflege. Je<strong>de</strong>n Tag<br />

fehlt Geld für ausreichend Personal, für die<br />

beson<strong>de</strong>ren Bedürfnisse Demenzkranker.<br />

[weiter auf Seite 6]<br />

- 5 -


NEWS<br />

Multimedia in <strong>de</strong>r Pflege 3<br />

(rb) E-Learning - das Lernen<br />

mittels Computer<br />

und Internetverbindung -<br />

war das beherrschen<strong>de</strong><br />

Thema auf dieser Fachtagung<br />

am 14. März in<br />

Düsseldorf. (www.nursing.<strong>de</strong>)<br />

Elke A. Siegl referierte<br />

über <strong>de</strong>n Aufbau <strong>einer</strong><br />

Virtuellen Fachhochschule,<br />

die vollständig modularisiert<br />

ein Onlinestudium<br />

anbietet, das durch<br />

einzelne Präsenzangebote<br />

ergänzt wird. Dabei<br />

wur<strong>de</strong>n aber noch Unabwägbarkeiten<br />

<strong>de</strong>utlich.<br />

Infos: www.oncampus.<strong>de</strong><br />

Dass E-Learning auch<br />

in <strong>de</strong>r Pflegeausbildung<br />

möglich ist, berichtete<br />

Pius Gruber aus Bern.<br />

Er kam zu <strong>de</strong>m Schluss,<br />

dass neben aller technischen<br />

Voraussetzungen<br />

ein solches Projekt eine<br />

komplexe Schulentwicklungsmaßnahmedarstelle.<br />

E-Learning einzuführen<br />

bedürfe <strong>einer</strong> Vision,<br />

müsse sorgfältig geplant<br />

sein und in kleinen Pilotprojekten<br />

erfolgen.<br />

Ein neues Aufgabenfeld.<br />

für <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> schil<strong>de</strong>rte<br />

Ulrich Schra<strong>de</strong>r aus<br />

Frankfurt. Für die Aufbereitung<br />

und Verfügbarmachung<br />

von Patienteninformationen<br />

über das<br />

World Wi<strong>de</strong> Web sieht er<br />

die Pflege als beson<strong>de</strong>rs<br />

qualifiziert.<br />

Auf die Gefahren, die die<br />

Anwendung <strong>de</strong>s Internets<br />

mit sich bringt, wies<br />

Roland Brühe aus Köln<br />

hin. Um einem Autonomieverlust<br />

<strong>de</strong>s einzelnen<br />

vorzubeugen, postulierte<br />

er eine Entzauberung <strong>de</strong>s<br />

Internets.<br />

Der Tagungsband mit allen<br />

Beiträgen ist bei pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />

zu beziehen.<br />

_______________<br />

Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

Pflegeklassen <strong>–</strong> die ungenutzte Möglichkeit <strong>de</strong>r Einstufung<br />

von Jochen Gust [JGust2000@aol.com]<br />

[Fortsetzung]<br />

Heime sollten also nicht warten, bis "irgendwann"<br />

Richtlinien für die Dokumentation<br />

vorliegen, son<strong>de</strong>rn endlich verantwortlich für<br />

ihre Mitarbeiter und Bewohner eine eigene<br />

Dokumentation entwickeln, die <strong>de</strong>n täglichen<br />

Mehraufwand in Minuten darstellt. Dies kann<br />

für Pflegefachkräfte mit einem PC kein großes<br />

Problem sein, zumal die Anlehnung an die<br />

Cohen-Mansfield-Agitation-Inventory durchaus<br />

sinnvoll und möglich ist. An <strong>de</strong>n Führungskräften<br />

ist es dann, je<strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

davon zu überzeugen, wie wichtig dieser<br />

Mehraufwand an Dokumentation ist. Für ihn<br />

ganz persönlich - <strong>de</strong>nn mehr Personal, und<br />

vielleicht sogar etwas mehr Lohn, sollten<br />

hierzu schon ein Anreiz darstellen.<br />

Pflegekräfte möchten auch Demenzkranke<br />

angemessen pflegen und betreuen können. Es<br />

nützt nichts, über unser Gesundheitssystem<br />

zu lamentieren, über die Pflegekassen zu<br />

schimpfen und <strong>de</strong>m MDK mangeln<strong>de</strong>s Fachwissen<br />

in Sachen Demenz zu attestieren. Die<br />

tatsächlich vorhan<strong>de</strong>nen Möglichkeiten innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Systems müssen genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sonst verschul<strong>de</strong>n wir Pflegekräfte unsere<br />

unzureichen<strong>de</strong> Arbeit mit Demenzkranken<br />

und unsere schlechten Arbeitsbedingungen<br />

ein gutes Stück mit.<br />

Deutsche Sommerschule für Pflegeinformatik 2003<br />

von Manuela Raiß* [mraiss@web.<strong>de</strong>]<br />

In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren wur<strong>de</strong>n Aufgaben<br />

<strong>de</strong>r Pflege zunehmend mit EDV unterstützt.<br />

Diesem Umstand ist in <strong>de</strong>r Ausbildung von<br />

Pflegekräften bislang nur wenig Rechnung<br />

getragen wor<strong>de</strong>n. In einigen europäischen Län<strong>de</strong>rn<br />

sind Kurse in „Pflegeinformatik“ bereits<br />

fester Bestandteil <strong>de</strong>r pflegerischen Ausbildung.<br />

Nach <strong>de</strong>m Muster <strong>de</strong>r seit vielen Jahren<br />

erfolgreich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n englischsprachigen<br />

European Summerschool of Nursing Informatics<br />

(ESSONI), stellt die <strong>de</strong>utschsprachige<br />

Sommerschule für Pflegeinformatik ein gleichartiges<br />

Fortbildungsangebot dar.<br />

Es kann ein wachsen<strong>de</strong>s Interesse von Pflegefachkräften<br />

an Informationsmöglichkeiten über<br />

EDV-gestützte Anwendungen und zu <strong>de</strong>n Aspekten<br />

<strong>de</strong>r Pflegeinformatik beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Hilfsmittel für die eigene Arbeit<br />

optimal zu nutzen, soll Ziel solch eines Fortbildungsangebotes<br />

sein. Die Sommerschule soll<br />

Gelegenheit bieten, renommierte Vertreter <strong>de</strong>r<br />

Pflegeinformatik sowie daran Interessierte<br />

zusammen zu bringen, um <strong>de</strong>n Austausch und<br />

die Weitergabe von Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Praxis<br />

zu ermöglichen.<br />

1. Ziele<br />

Die Arbeitsfel<strong>de</strong>r von Pflegefachkräften än<strong>de</strong>rn<br />

sich nachhaltig. In Aus- und Weiterbildung<br />

wird <strong>de</strong>m jedoch kaum Rechnung getragen. Die<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r 90 er Jahre begonnene Aka<strong>de</strong>misierung<br />

<strong>de</strong>r Pflege, führt zu <strong>einer</strong> immer differenzierteren<br />

Unterteilung in immer mehr Pflegefachgebiete<br />

(Pflege-Management; -Pädagogik;<br />

-Wissenschaften). Eine professionelle und<br />

weitgestreute Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>n<br />

Neuen Technologien und <strong>de</strong>ren Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>rzeit in einzelnen Fachkongressen<br />

(ENI, MIP) und vereinzelten Projektteams<br />

statt. Pflegekräfte haben die Aufgabe, zukünf-<br />

tig mehr <strong>de</strong>nn je, sich <strong>de</strong>r Verantwortung für<br />

die systematische Planung <strong>einer</strong> ganzheitlichen<br />

und humanitären Krankenpflege von<br />

Patient und <strong>de</strong>ssen Familie anzunehmen. Sie<br />

müssen <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen nach einem kontinuierlichen<br />

Rückblick und <strong>de</strong>r Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Pflegemaßnahmen (Qualitätssicherung),<br />

<strong>de</strong>r Suche nach innovativen Lösungen <strong>de</strong>r<br />

Patientenpflege und <strong>de</strong>m entwerfen kreativer<br />

neuer Mo<strong>de</strong>lle zur Erbringung von Pflegemaßnahmen<br />

Rechnung tragen. Informationen<br />

müssen nicht nur schneller und sicher bearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn stehen ohne großen<br />

Aufwand "just in time" zur Verfügung und<br />

können, mit entsprechen<strong>de</strong>n Tools zu Planungen<br />

und Perspektiven visualisiert wer<strong>de</strong>n<br />

(nach: Fehrenbach; www.pflegenet.com).<br />

Diesem zunehmend wichtigeren Teilgebiet<br />

<strong>de</strong>r Pflegelandschaft mehr Aufmerksamkeit<br />

zu schenken und <strong>de</strong>ssen Entwicklung zu<br />

forcieren, ist das Ziel <strong>de</strong>r Sommerschule.<br />

1a. Zielgruppe<br />

Die Sommerschule für Pflegeinformatik ist<br />

ein Qualifizierungsangebot für <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>,<br />

MitarbeiterInnen an Pflegeschulen und Studieren<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Studiengänge Pflegemanagement,<br />

Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft.<br />

Erfahrungen im Umgang mit Computern<br />

sind dabei nicht Voraussetzung. Willkommen<br />

sind auch an<strong>de</strong>re InteressentInnen<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s Gesundheitswesens wie<br />

zum Beispiel Medizinische InformatikerInnen,<br />

PflegeinformatikerInnen und EDV-Verantwortliche.<br />

[weiter auf Seite 7]<br />

_____________________<br />

*) Manuela Raiß studierte Pflegemanagement und<br />

ist EFQM-Assesorin. Ein wichtiger Schwerpunkt<br />

ist „EDV im Gesundheitswesen“. Sie lebt<br />

in Ingelheim.<br />

- 6 -


BIOGRAFIEN (7)<br />

Cicely Saun<strong>de</strong>rs<br />

*1918<br />

(rb) Ihr Name ist eng mit<br />

<strong>de</strong>r Hospizbewegung verbun<strong>de</strong>n,<br />

gehörte sie doch<br />

zu ihren Begrün<strong>de</strong>rinnen.<br />

Dame Cicely Saun<strong>de</strong>rs,<br />

1918 im britischen Barnet<br />

geboren, begrün<strong>de</strong>te<br />

1967 das erste mo<strong>de</strong>rne<br />

Hospiz: Das St. Christopher’s<br />

Hospice in Sy<strong>de</strong>nham,<br />

England.<br />

Nach<strong>de</strong>m sie ihr erstes<br />

Studium an <strong>de</strong>r Oxford<br />

University abgebrochen<br />

hatte, absolvierte sie<br />

noch vor <strong>de</strong>m zweiten<br />

Weltkrieg eine Krankenpflegeausbildung.Aufgrund<br />

von belasten<strong>de</strong>n<br />

Rückenschmerzen führte<br />

sie ihr vormaliges Studium<br />

fort.<br />

Als Sozialarbeiterin<br />

studierte sie das Sterben<br />

eines Krebskranken (David<br />

Tasma). Gemeinsam<br />

träumten sie von <strong>einer</strong><br />

Heimstatt für ähnlich<br />

Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>. Mit seinen 500<br />

Pfund für dieses Vorhaben<br />

legte Tasma <strong>de</strong>n<br />

Grundstock für das zukünftige<br />

Hospiz. Während<br />

ihres Praktikums am<br />

St. Luke’s Hospice lernte<br />

sie eine mo<strong>de</strong>rne Form<br />

<strong>de</strong>r Schmerzmedikation<br />

kennen.<br />

Saun<strong>de</strong>rs absolvierte<br />

1957 ihr Medizinstudium.<br />

Angeregt durch die<br />

Forschung von Elisabeth<br />

Kübler-Ross entwickelte<br />

sie ihre I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Betreuung<br />

Sterben<strong>de</strong>r weiter<br />

und warb dafür 1963<br />

während <strong>einer</strong> lan<strong>de</strong>sweiter<br />

Vortragsreise. Mit<br />

<strong>de</strong>r Eröffnung ihres Hospizes<br />

konnte sie ihre<br />

Vision verwirklichen.<br />

(vgl.: Snodgrass, M.E.:<br />

Historical Encyclopedia<br />

of Nursing. Santa<br />

Barbara 1999, S. 234f)<br />

_______________<br />

Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

Deutsche Sommerschule für Pflegeinformatik 2003<br />

von Manuela Raiß [mraiss@web.<strong>de</strong>]<br />

[Fortsetzung]<br />

2. Inhalte<br />

Die <strong>de</strong>utsche Sommerschule für Pflegeinformatik<br />

bietet <strong>de</strong>n TeilnehmerInnen Informationsmöglichkeiten,<br />

sich mit EDV-Gestützten<br />

Anwendungen und Aspekten <strong>de</strong>r Pflegeinformatik<br />

auseinan<strong>de</strong>r zu setzen, damit sie diese<br />

Hilfsmittel für die eigene Arbeit optimal nutzen<br />

können. In <strong>einer</strong> konstruktiven Diskussion soll,<br />

die professionelle Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Pflegeinformatik<br />

mit <strong>de</strong>m Fachwissen <strong>de</strong>r Pflegefachkräfte<br />

forciert wer<strong>de</strong>n. Die durchlaufen<strong>de</strong>n<br />

Workshops zu einem Thema, gekoppelt mit<br />

Impulsreferaten aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschsprachigen<br />

Europa, verbin<strong>de</strong>n sich zu <strong>einer</strong> informativen<br />

Tagung mit praxisrelevanten Ergebnissen.<br />

Workshop I: Überblick zur Pflegeinformatik<br />

Pflegeinformatik als Bestandteil <strong>de</strong>r Pflegeausbildung.<br />

Zunehmend wird EDV als Werkzeug<br />

verwen<strong>de</strong>t. Wie kann <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r pflegerischen<br />

Ausbildung Rechnung getragen wer<strong>de</strong>n? <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong><br />

sind daran interessiert, EDV zur Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Dokumentation und Kommunikation<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Patientenversorgung einzusetzen.<br />

In dieser AG wer<strong>de</strong>n sowohl theoretische<br />

Aspekte als auch aktuelle Entwicklungen<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiert <strong>de</strong>r Pflegeinformatik, <strong>de</strong>r<br />

Pflegeinformationssysteme und <strong>de</strong>r elektronischen<br />

Krankenakte diskutiert. Themen, die<br />

behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, können sein:<br />

♦ Pflegeinformationssysteme können Vorteile<br />

für <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> haben. Welche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

müssen erfüllt sein, damit diese auch realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n können?<br />

♦ Die Integration <strong>de</strong>r Pflegedokumentation in<br />

die elektronische Krankenakte ist ein weiterer<br />

wichtiger Aspekt, um isolierte Insellösungen<br />

zu vermei<strong>de</strong>n, damit eine effektive<br />

und effiziente multidisziplinäre Patientenversorgung<br />

sichergestellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Ein Pflegeinformationssystem/ elektronischen<br />

Krankenakte sollte die Auswahl und Aggregation<br />

von Daten <strong>de</strong>r Pflege gemäß <strong>einer</strong> Pflegebasisdokumentation<br />

ermöglichen.<br />

Workshop II: Klassifikationssysteme<br />

Anwendung und Entwicklung computergestützter<br />

Pflegeklassifikationen. Eine einheitliche<br />

Pflegefachsprache und die Pflegeklassifikationen<br />

sind wichtige Voraussetzungen für die<br />

Anwendung von Informationssystemen, da nur<br />

Daten über Pflegeprobleme und Pflegemaßnahmen,<br />

die auf <strong>einer</strong> einheitlichen Sprache<br />

basieren, zählbar o<strong>de</strong>r vergleichbar sind. Nur<br />

dann können diese auch als Basis für Managemententscheidungen,<br />

für die Pflegeforschung<br />

o<strong>de</strong>r auch gesundheitspolitische Entscheidungen<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Wie können Daten <strong>de</strong>s<br />

Pflegeprozesses aufbereitet wer<strong>de</strong>n, sodass sie<br />

sowohl <strong>de</strong>r Pflegepraxis zugute kommen als<br />

auch die Leistungen <strong>de</strong>r Pflege nach außen hin<br />

transparent machen? Traditionelle Anfor<strong>de</strong>rungskataloge<br />

im Gesundheitswesen enthalten<br />

wenig über Software zur Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Anwendung von Fachterminologien. Dies trifft<br />

insbeson<strong>de</strong>re auch für Anfor<strong>de</strong>rungskataloge<br />

an EDV-Systeme in <strong>de</strong>r Pflege zu. Pflegeterminologie<br />

ist dabei ein Wort, das in Deutschland<br />

langsam an Be<strong>de</strong>utung gewinnt.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Pflegeterminologie sind in <strong>de</strong>n<br />

letzten zehn Jahren zwei Bemühungen sichtbar<br />

gewor<strong>de</strong>n, die sich wie Form und Inhalt gegenseitig<br />

ergänzen. Die eine gilt <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r strukturellen Aspekte von Pflegeterminologien,<br />

während die an<strong>de</strong>re Bemühung sich eher<br />

<strong>de</strong>n konzeptionellen Inhalten <strong>de</strong>r Pflegesprache<br />

zuwen<strong>de</strong>t. Bildlich gesprochen wer<strong>de</strong>n sowohl<br />

Baupläne entwickelt, als auch das Baumaterial<br />

hergestellt, um die Baupläne zu realisieren.<br />

Existieren<strong>de</strong> Pflegeklassifikationssysteme<br />

können <strong>de</strong>shalb sowohl im Hinblick auf die<br />

zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Baupläne als auch auf das<br />

angewandte, begriffliche Baumaterial hin,<br />

untersucht wer<strong>de</strong>n. Baupläne liegen in Form<br />

von Standards/ Normen vor.<br />

Workshop III: Einführung von Pflegeinformationssystemen<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren sind EDV-gestützte Pflegeinformationssysteme<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Einrichtungen<br />

<strong>de</strong>s Gesundheitswesens erfolgreich<br />

eingeführt wor<strong>de</strong>n. Im Rahmen dieses<br />

Workshops wer<strong>de</strong>n die Voraussetzungen und<br />

die einzelnen Schritte bei <strong>de</strong>r Auswahl, <strong>de</strong>r<br />

Vorbereitung, <strong>de</strong>r Einführung und <strong>de</strong>s Betriebs<br />

<strong>de</strong>rartiger Systeme praxisnah behan<strong>de</strong>lt (einschließlich<br />

rechtlicher und finanzieller Rahmenbedingungen).<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Woche wer<strong>de</strong>n<br />

alle Teilnehmer/innen über einen Leitfa<strong>de</strong>n<br />

mit konkreten Tipps und Hinweisen verfügen,<br />

<strong>de</strong>r Aufwän<strong>de</strong> verringern und typische Fehler<br />

vermei<strong>de</strong>n helfen soll. Dabei wer<strong>de</strong>n für einzelne,<br />

von <strong>de</strong>n Teilnehmern/innen bestimmte<br />

Punkte gezielte Vertiefungen im Rahmen von<br />

Kleingruppenarbeiten angeboten.<br />

Das Angebot wird ergänzt durch eine Übersicht<br />

über <strong>de</strong>n (teilweise auch problematischen)<br />

Verlauf konkreter Projekte <strong>de</strong>r letzten Jahre.<br />

Darüber hinaus soll an einem Nachmittag die<br />

Sicht von Vertretern <strong>de</strong>r Softwareindustrie auf<br />

einschlägige Projekte sowie die aktuell verfügbare<br />

Funktionalität <strong>de</strong>r Software beispielhaft<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

���� Deutsche Sommerschule für<br />

Pflegeinformatik<br />

14.-18.7.2003, Ockenheim<br />

Infos: www.<strong>de</strong>sspi.<strong>de</strong><br />

- 7 -


BUCH-TIPP<br />

„Ethik ist nicht<br />

aussprechbar“<br />

Heinz von Foerster konnte<br />

gut erzählen. Und er hatte<br />

viel zu erzählen nach 90<br />

Lebensjahren. Seine abstraktenWissenschaftsgedanken<br />

befassten sich<br />

schon früh mit Fragen<br />

danach, woher wir wissen,<br />

was wir meinen zu wissen.<br />

Unter <strong>de</strong>r Überschrift ‚Konstruktivismus‘<br />

begrün<strong>de</strong>te<br />

er eine ganze Denkrichtung,<br />

die zum Nach<strong>de</strong>nken<br />

über die von uns wahrgenommene<br />

Welt anregen<br />

will. Die I<strong>de</strong>e, dass nicht<br />

die Welt von uns erkannt<br />

wird, son<strong>de</strong>rn wir die Welt<br />

in unseren Köpfen zusammenstellen,<br />

hat Auswirkunen<br />

auf viele Dinge, die wir<br />

als sicher annehmen.<br />

Auch auf ethische Fragen.<br />

Heinz von Foerster meint,<br />

dass Ethik nicht aussprechbar<br />

ist, weil sie implizit<br />

ist. Wer sich für diese<br />

Thematik interessiert<br />

und dazu ein angenehm<br />

lesbares Buch sucht, liegt<br />

mit „Teil <strong>de</strong>r Welt“ genau<br />

richtig.<br />

Zusammen mit Monika<br />

Bröcker diskutiert von<br />

Foerster seine Gedanken<br />

und beschreibt uns gleichzeitig<br />

als begna<strong>de</strong>ter Erzähler<br />

die von ihm erlebte<br />

Welt- und Wissenschaftsgeschichte.<br />

(rb)<br />

Heinz von Foerster,<br />

Monika Bröcker:<br />

Teil <strong>de</strong>r Welt. Fraktale<br />

<strong>einer</strong> Ethik <strong>–</strong> Ein Drama in<br />

drei Akten<br />

Carl-Auer-Systeme Verlag,<br />

Hei<strong>de</strong>lberg 2002, 368 S.,<br />

ISBN 3-89670-207-6,<br />

€ 38,-.<br />

Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

Das ABC <strong>de</strong>r Pflege <strong>–</strong> R wie Rechnen<br />

von Roland Brühe [bruehe@gmx.<strong>de</strong>]<br />

Wenn Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

eine Liste erstellen wür<strong>de</strong>n<br />

mit Themen, die sie<br />

in <strong>de</strong>r Ausbildung nicht<br />

behan<strong>de</strong>ln wollen, dann<br />

wäre das Fachrechnen bestimmt<br />

ganz oben aufgelistet. „Was soll ich<br />

<strong>de</strong>nn damit?“ hört man sie sagen. Anscheinend<br />

verän<strong>de</strong>rt sich diese Einstellung auch in <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Berufsjahren nur wenig. Mathematik<br />

ist für die meisten <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n ein Buch mit<br />

sieben Sigeln. Eine Schuldzuweisung soll an<br />

dieser Stelle nun nicht vorgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />

dafür wäre eine Ursachenforschung zu dieser<br />

fehlen<strong>de</strong>n Motivation wohl zu komplex. Nieman<strong>de</strong>m<br />

wäre ein Gefallen getan, gäbe man<br />

<strong>de</strong>n Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Lehrern o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Praktikern die Schuld an diesem Nichtinteresse.<br />

Ohne Zweifel kann jedoch gesagt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass das Beherrschen einiger Rechenoperationen<br />

im Pflegealltag nicht nur wünschenswert<br />

son<strong>de</strong>rn auch notwendig ist (gleichwohl <strong>de</strong>r<br />

Autor dieser Zeilen bekennen muss, selbst erst<br />

spät zu dieser Einsicht gelangt zu sein).<br />

Ein Blick in die Praxis<br />

Werfen wir einen Blick in die Praxis: Täglich<br />

wer<strong>de</strong>n Injektionen aufgezogen, Infusionen<br />

zubereitet, Tabletten gestellt und Tropfen verabreicht.<br />

Diese Medikamentengaben bedürfen<br />

stets <strong>einer</strong> spezifischen Dosierung. Nun hat die<br />

Pharmaindustrie ein Herz für Menschen, die<br />

mit Medikamenten umgehen müssen und produziert<br />

z.B. Infusionsflaschen mit teilweise<br />

ausgeklügelten Mengenskalen. Ein einfaches<br />

Ablesen genügt dabei. Die Problematik beginnt<br />

aber, wenn in eine solche Flasche ein Medikament<br />

eingespritzt wer<strong>de</strong>n muss, die Gesamtmenge<br />

(z.B. 500 ml) sich dabei aber nicht verän<strong>de</strong>rn<br />

darf. Es wird also komplexer. Zunächst<br />

muss das Medikament korrekt aufgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Im schlimmsten Fall ist dies eine Trockensubstanz,<br />

die mit <strong>einer</strong> Flüssigkeit aufgelöst<br />

wer<strong>de</strong>n muss und <strong>–</strong> da nicht die gesamte<br />

Dosis gebraucht wird <strong>–</strong> nur eine bestimmte<br />

Menge abgezogen wer<strong>de</strong>n darf („Wie viel<br />

Milliliter muss ich jetzt noch einmal nehmen<br />

um die 25 Milligramm zu haben?“). Dann muss<br />

diese Menge aus <strong>de</strong>r Flasche entfernt wer<strong>de</strong>n<br />

um die Zuspritzung anschließend vornehmen<br />

zu können. Eine Schwierigkeitsstufe höher<br />

lassen sich Injektionslösungen verorten. Also<br />

erst einmal schauen: Wie viel Milligramm sind<br />

in einem Milliliter, wie viel Milliliter muss ich<br />

nun aufziehen, um soundsoviel Milligramm zu<br />

erhalten? <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> mit einem erotischen Verhältnis<br />

zu Zahlen verwen<strong>de</strong>n nun <strong>de</strong>n Dreisatz,<br />

alle an<strong>de</strong>ren stehen mit zusammengezogenen<br />

Augenbrauen mit <strong>de</strong>r Spritze in <strong>de</strong>r Hand da.<br />

Tropfen- und Tablettendosierungen können die<br />

gleichen Anfor<strong>de</strong>rungen stellen, immer mit<br />

<strong>de</strong>m Gedanken, dass <strong>de</strong>r Patient nicht zu viel<br />

Tabletten schlucken muss („Na, da nehme ich<br />

doch einfach mal 10 von <strong>de</strong>n 1-Milligramm-<br />

Pillen...“).<br />

Das Anbringen von Infusionen an die Verweilkanüle<br />

<strong>de</strong>s Patienten erfor<strong>de</strong>rt noch einmal<br />

beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit, wenn eine gewisse<br />

Einflussrate gewährleistet wer<strong>de</strong>n muss. Erfahrungsgemäß<br />

arbeiten Schwerkraftinfusionsregler<br />

höchst unzuverlässig. Wenn auch keine<br />

Infusionspumpe zur Hand ist (die <strong>de</strong>n Patienten<br />

außeror<strong>de</strong>ntlich einschränken wür<strong>de</strong> und<br />

zu<strong>de</strong>m nur in geringer Anzahl vorhan<strong>de</strong>n sind)<br />

bedarf es <strong>de</strong>s Tropfenzählens. Dabei sind<br />

Kenntnisse über die Lösungsart vonnöten, um<br />

eine genaue Tropfenrate einstellen zu können.<br />

Die Umgehung dieses Problems ist gängige<br />

Praxis und lautet „Pi mal Daumen“.<br />

Neben <strong>de</strong>r Medikamentengabe kann die Anfertigung<br />

von Desinfektionsmittellösungen weitere<br />

Rechenoperationen erfor<strong>de</strong>rn. Glücklicherweise<br />

stehen hierfür Tabellen zur Verfügung,<br />

die genau angeben, wie viel Milliliter in welche<br />

Menge Wasser gekippt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Hilfe gesucht<br />

Nur zur Wie<strong>de</strong>rholung: Dies stellt keine Anklage<br />

dar son<strong>de</strong>rn ist <strong>–</strong> von <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n leidvoll<br />

erlebter <strong>–</strong> Alltag. Woher kann nun Hilfe kommen?<br />

Der Besuch eines klassischen Mathematikunterrichts<br />

wird nicht sehr viel weiter helfen,<br />

zu groß kann die Abneigung gegen Rechenformeln<br />

je<strong>de</strong>r Art und die enzyklopädische<br />

Abarbeitung irgend welcher imaginärer Rechenaufgaben<br />

sein. Skalen, Schablonen und<br />

Tabellen <strong>de</strong>r Industrie helfen, eine rasche Zubereitung<br />

und Verabreichung zu gewährleisten.<br />

Ein gedanklicher Zugang zu <strong>de</strong>n dahinter stehen<strong>de</strong>n<br />

mathematischen Operationen wird<br />

damit allerdings nicht geför<strong>de</strong>rt, was für ein<br />

flexibles Alltagshan<strong>de</strong>ln notwendig wäre.<br />

Technische Geräte sind oft zu aufwändig und<br />

stellen wie<strong>de</strong>rum ganz eigene Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

an <strong>de</strong>n Bediener. Computer im Pflegebereich<br />

verstehen sich bislang eher als Patienten-,<br />

Labor- und Lagerdatenverwalter <strong>de</strong>nn als Hilfe<br />

für dosierungstechnische Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Lehrbücher zum medizinischen Fachrechnen<br />

verfolgen eine ganz eigene Logik und wer<strong>de</strong>n<br />

nach einigen Seiten Lektüre entmutigt aus <strong>de</strong>r<br />

Hand gelegt. Die Notfallhilfe („Ich frage mal<br />

<strong>de</strong>n Kollegen.“) ist auch nicht immer zur Hand,<br />

wobei <strong>de</strong>r Angefragte bestimmt auch keine<br />

Muße hat, die von ihm geleistete Rechenoperation<br />

verständlich darzulegen.<br />

[weiter auf Seite 9]<br />

- 8 -


IMPRESSUM<br />

Der Pflegebrief erscheint<br />

bei pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />

Herausgeber:<br />

Roland Brühe, Köln (rb)<br />

[bruehe@gmx.<strong>de</strong>]<br />

Verlag:<br />

GmbH & Co. KG<br />

Verlag und Druckerei<br />

Hans-Böckler-Allee 7<br />

30173 Hannover<br />

[www.schluetersche.<strong>de</strong>]<br />

Redaktion:<br />

Claus-Henning Ammann (ca),<br />

Roman Ferreau (rf),<br />

Claudia Flöer (cf),<br />

Irmgard Häseler (ih),<br />

Matthias Martin (mm)<br />

Mario Scheer (ms)<br />

Technische Redaktion:<br />

Dr. Henrik Crone-Münzebrock,<br />

Hannover (cr)<br />

[crone@pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong>]<br />

Mitarbeiter an dieser<br />

Ausgabe:<br />

Jochen Gust<br />

Bastian Klamke<br />

Martin Schieron<br />

Manuela Raiß<br />

Die Rechte <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Artikel verbleiben bei <strong>de</strong>n<br />

Autoren.<br />

Aufgabe von Anzeigen:<br />

webmaster@pflegen<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />

Abonnement:<br />

Sie können <strong>de</strong>n Pflegebrief<br />

auf http://pflegen-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />

/kontakt/mailingliste/<br />

kostenlos abonnieren.<br />

Herausgeber<br />

und Verlag<br />

erklären<br />

ausdrücklich,<br />

dass sie<br />

k<strong>einer</strong>lei<br />

Einfluss auf<br />

die GestaltungverlinkterSeiten<br />

haben<br />

und sich <strong>de</strong>ren<br />

Inhalte<br />

nicht zu eigen<br />

machen.<br />

Ausgabe 03/2003 - Nr. 74 - 08. April 2003<br />

Das ABC <strong>de</strong>r Pflege <strong>–</strong> R wie Rechnen<br />

von Roland Brühe [bruehe@gmx.<strong>de</strong>]<br />

[Fortsetzung]<br />

Was benötigt wird sind<br />

didaktisch aufbereitete<br />

Fachbücher, die sich<br />

<strong>de</strong>m Denken von <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n<br />

anpassen und als<br />

Lern- sowie Nachschlagwerk<br />

zu gebrauchen sind. Sie müssen Antworten<br />

geben, die sich an Praxissituationen orientieren<br />

und dürfen <strong>de</strong>m Leser keinesfalls das<br />

Gefühl geben, dass nun mit <strong>de</strong>n Themen <strong>de</strong>r<br />

Grundschule angefangen wird. Unterstützt<br />

durch Fortbildungen und Training-on-the-job<br />

könnten Motivation und Anwendungserfolg<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zukunft<br />

Solche Trainingsvorstellungen sind bislang<br />

Utopie, <strong>de</strong>nn welcher Arbeitgeber wür<strong>de</strong> für<br />

solche (augenscheinlich belanglose) Themen<br />

Geld ausgeben? In Hinsicht auf die Sicherheit<br />

bei <strong>de</strong>r Medikamentenzubereitung und <strong>–</strong>verabreichung<br />

lässt sich jedoch ein Begründungszusammenhang<br />

herstellen. Bei gleichzeitiger<br />

Zunahme von <strong>–</strong> gerechtfertigten <strong>–</strong> Klagen<br />

durch Patienten und Angehörige ist die Kompetenzstärkung<br />

vonnöten; natürlich nicht nur<br />

im Bereich Rechnen, aber auch und gera<strong>de</strong><br />

Neue Medien für die Pflege<br />

(cr) Mit neuen<br />

Büchern und<br />

einem Lernvi<strong>de</strong>o<br />

erweitert die<br />

Schlütersche ihr<br />

Angebot für die<br />

Pflege.<br />

[Hier mehr Informationen<br />

zu<br />

<strong>de</strong>n Büchern.]<br />

• Caritasverband Mag<strong>de</strong>burg (Hrsg.)<br />

Altenpflege im Dialog - Ein Werkheft<br />

Beiträge von Autorinnen und Autoren, mit<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Caritasverband Mag<strong>de</strong>burg zusammen<br />

gearbeitet, diskutiert und nachgedacht<br />

hat. Theoretische Arbeiten beschäftigen<br />

sich mit <strong>de</strong>r Frage professioneller Kompetenzen<br />

in <strong>de</strong>r beruflichen Altenpflege.<br />

Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Aspekte <strong>de</strong>s beruflichen<br />

Han<strong>de</strong>lns besprochen.<br />

• Heidi Bau<strong>de</strong>r Missbach, Dieter Paul, Achim<br />

John<br />

Grundlagen <strong>de</strong>r kinästhetischen Mobilisation<br />

- Ein Lernvi<strong>de</strong>o<br />

Die kinästhetische Mobilisation zielt auf eine<br />

aktive und ausgeglichene Körperbewegung.<br />

Pflegekräfte erfahren eine <strong>de</strong>utliche<br />

Entlastung:.<br />

dort. Und: Bei <strong>de</strong>n klassischen mathematischen<br />

Problemstellungen wird es nicht bleiben. Im<br />

Zuge <strong>de</strong>r Professionalisierung <strong>de</strong>r Pflege wer<strong>de</strong>n<br />

engagierte <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> Studienergebnisse<br />

lesen wollen, die über die leicht verdauliche<br />

Aufbereitung in allgemeinen Fachzeitschriften<br />

hinausgeht. Das ansatzweise Verstehen statistischer<br />

Angaben in solchen Studien kann erheblich<br />

dazu beitragen, die Be<strong>de</strong>utung eines solchen<br />

Forschungsberichtes angemessen einschätzen<br />

zu können. Damit kann sich <strong>de</strong>r Einzelne<br />

und eine Gruppe von <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong>n vor<br />

<strong>einer</strong> leichtfertigen Übernahme nicht wirksamer<br />

o<strong>de</strong>r gar schädlicher Pflegekonzepte und<br />

-interventionen schützen.<br />

Keine <strong>Pflegen</strong><strong>de</strong> sollte sich entmutigen lassen,<br />

wenn ihr vorgehalten wird, sie könne nicht<br />

rechnen. Mit <strong>de</strong>r Unterstützung durch angemessene<br />

Hilfsmittel, aufbereitete Bücher und<br />

wertschätzen<strong>de</strong> Experten ist es möglich, eine<br />

Sicherheit im Rechnen für sich zu fin<strong>de</strong>n und<br />

die Patientensicherheit damit zu erhöhen.<br />

Vielleicht kann das Fachrechnen dann eines<br />

Tages von <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>r unerwünschten Unterrichtsthemen<br />

gestrichen wer<strong>de</strong>n.<br />

• Ulrich Dr<strong>einer</strong>, Matthias Grünewald, Peter<br />

F. Meurer (Hrsg.)<br />

Multimedia in <strong>de</strong>r Pflege 3 - Beiträge zur<br />

Fachtagung am 14. März 2003<br />

• Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung<br />

e.V. (Hrsg.)<br />

Pflegeberichterstattung im Überblick -<br />

Eine Studie über Pflegedaten im In- und<br />

Ausland. Das dip-Projekt befasst sich mit<br />

<strong>de</strong>r systematischen und dynamischen Datensammlung<br />

und <strong>–</strong>aufbereitung im bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen<br />

Pflegewesen.<br />

• Stefanie Hellmann, Petra Kundmüller<br />

Pflegevisite in Theorie und Praxis für die<br />

ambulante und stationäre Pflege <strong>–</strong> Checklisten<br />

für die praktische Anwendung und<br />

Schulungsunterlagen für die innerbetriebliche<br />

Fortbildung<br />

• Margareta Halek<br />

Wie misst man die Pflegebedürftigkeit?<br />

Eine Analyse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Assessmentverfahren<br />

zur Erhebung <strong>de</strong>r Pflegebedürftigkeit<br />

- Mit <strong>einer</strong> Einführung von<br />

Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik. Assessmentverfahren<br />

sind Kriterienkataloge für<br />

standardisierte Beobachtungen. Dazu zählt<br />

auch das Begutachtensverfahren <strong>de</strong>s MDK,<br />

das stark kritisiert wird.<br />

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