Nachrichten - Bund deutsche Baumeister Landesverband Schleswig ...
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ARCHITEKTUREXPORT<br />
Norwegen<br />
Sivilarkitekt i Norge<br />
Ich habe es gemacht. Ich war<br />
ab dem Jahr 2001 für 9 Monate<br />
in Mo I Rana am Polarkreis als<br />
Architektin angestellt und für<br />
weitere 6 Monate in einem Büro<br />
in Oslo tätig.<br />
Wenn ich erzähle, dass ich<br />
dort gearbeitet habe, werden<br />
mir häufig folgende Fragen gestellt:<br />
1. Warum Norwegen? Weil ich lieber<br />
in den Norden als in den Süden fahre,<br />
weil ich einen Polarwinter erleben<br />
wollte und weil es in Norwegen zu dem<br />
Zeitpunkt noch genug Arbeit für Architekten<br />
gab. Das <strong>deutsche</strong> Arbeitsamt hat eine<br />
Weile sogar Sprachkurse bezahlt und<br />
6-monatige Praktika finanziert. Das bereitete<br />
mir Schwierigkeiten bei der Jobsuche,<br />
da ich keine Unterstützung durch<br />
das Arbeitsamt erhielt.<br />
Ich war direkt nach meinem Diplom im<br />
Sommer 2001 dort. Vorher habe ich im<br />
Internet bereits deren Stellenmarkt beobachtet<br />
(www.aetat.no, als Begriff muss<br />
man „sivilarkitekt“ eingeben) und mich<br />
ggf. auf Englisch beworben. Ich habe<br />
anschließend mein Motorrad mit Ur-<br />
16<br />
Rana<br />
laubsausrüstung und Mappe beladen und<br />
bin gezielt Büros angefahren.<br />
2. Vorstellungsgespräche? Einige.<br />
Die Norweger sind ein neugieriges<br />
Völkchen.<br />
3. Bedingungen, dort zu arbeiten?<br />
Norwegisch sollte man möglichst<br />
gut in Wort und Schrift beherrschen. Die<br />
Durchschnittsgröße eines Büros liegt bei<br />
ca. 4 Mitarbeitern, ein Büro mit 10 Leuten<br />
ist groß. Da kann die Kommunikation mit<br />
Bauherren und Ämtern etc. nicht von Anderen<br />
übernommen werden. In einem<br />
kleinen norwegischen Büro gibt es wenig<br />
Spezialisierungen, jeder macht alles, so<br />
wie die Arbeit anfällt.<br />
4. Wie lernt man Norwegisch?<br />
Norwegisch ist relativ einfach zu erlernen.<br />
Allerdings erschweren einem die<br />
zahllosen Dialekte erheblich die Kommunikation.<br />
Ich habe hier in Deutschland bereits<br />
Kurse an der Universität belegt. Leider<br />
konnte ich das Sprechen nicht<br />
ausreichend trainieren. Vor Ort habe ich<br />
mich gleich in der Folkehoyskole angemeldet,<br />
um den Kurs „Tysk for utlendinger“<br />
mitzumachen. Ohne dieses Zertifikat<br />
gibt es in der Regel kaum Arbeit, ohne<br />
Arbeitsplatznachweis keine Aufenthalts-<br />
genehmigung. Erstrebenswert ist der Bergenstest,<br />
den man in Deutschland an der<br />
norwegischen Botschaft in Berlin machen<br />
kann oder in Norwegen am Rosenhoftinstitut<br />
in Oslo. Dieser kostet Geld. Wenn<br />
man diesen Test geschafft hat, ist man des<br />
Norwegischen wirklich mächtig und es<br />
wird kaum noch Gehaltseinschränkungen<br />
aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse<br />
geben.<br />
5. Wieviel verdient man? Mehr als<br />
in Deutschland bei wesentlich entspannterem<br />
Arbeitsklima und freien Wochenenden.<br />
Dennoch sind Norweger geschäftstüchtig<br />
und stellen auch gerade deshalb<br />
Ausländer ein, weil sie preiswerter sind.<br />
Ein Problem stellte mein Abschluß an einer<br />
Fachhochschule dar, diese gibt es in<br />
Norwegen nicht, daher war ich sozusagen<br />
ungelernte Architektin, die norwegische<br />
Kammer hätte meinen Abchluß nie<br />
anerkannt.<br />
Außerdem gibt es einige spezielle norwegische<br />
Regeln. Häufig wird im Winter<br />
vorgearbeitet, um im Sommer mehr frei<br />
zu haben. Die Urlaubsregelung ist anders,<br />
man hat nicht automatisch pro Mo-<br />
Draußen<br />
BDB <strong>Nachrichten</strong> – 11/Februar 2006