Kompetenzen im Wandel - congena GmbH

Dr. Elke Maria Deubzer
Aristoteles für Veränderer
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congena Texte 2008
Letzte Woche habe ich nach ca. drei
Jahren einen Hersteller von Flurfahrzeugen
wieder einmal besucht. Einige
Male fuhr ich am Eingangstor vorbei.
Ich hatte die Eingangsanlage mit dem
kleinen Pförtnerhäuschen aus den
20er Jahren gesucht. Es war ein altes,
kleines Häuschen gewesen, das vor
langer langer Zeit die letze Renovierung
erhalten hatte. Als ich das dritte
Mal die Industriestraße entlang fuhr,
sah ich plötzlich den Eingang: ein
moderner Glasflachbau, graue Schieferplatten,
eine neue Schlagbaumund
Zufahrtsanlage. Als ich mich beim
Pförtner anmeldete, schaute er mich
gequält an: »Sie haben wohl das alte
Häuschen gesucht! ... Mei wissen Sie,
das viele Glas, der viele Beton, das ist
halt kalt hier! Das wird nie warm! ...
Wir brauchten eine neue Kantine.
Jetzt haben sie uns aus Kostengründen
gleich mit hier her verlegt.«
Dann zeigte er auf den viereckigen
Flecken am Boden auf der anderen
Seite der Einfahrt. Dort war es gestanden,
das kleine Häuschen. Drei
Mitarbeiter haben mir bei meinem
Besuch in der Entwicklung von sich
aus von dem Pförtnerhäuschen erzählt
und dass es komisch ist, dass es weg
ist.
Eine Doppelplanung machen:
fürs Verändern und fürs Bewahren
Wer Veränderungen plant, sollte
meines Erachtens immer eine Doppelplanung
machen: Plan 1sollte Fragen
beinhalten wie: Was soll verändert
werden? Welche Hoffnungen werden
mit der Veränderung verbunden? Was
muss getan werden, damit wir die
Veränderung erreichen?
Plan 2sollte sich ausführlich mit dem
Bewahren und Erhalten beschäftigen:
Was soll bewahrt werden? Was lohnt
es sich zu erhalten? Was darf auf
keinen Fall verschwinden? Weshalb
ist es für uns so wichtig, dass wir es
erhalten? Um die Kundenbindung,
das Produkt-Know-how, die Firmenidentität
zu bewahren? Was muss
getan werden, damit es beibehalten
werden kann?
So eine Doppelplanung ist meines
Erachtens besonders wichtig, wenn
die Veränderer das Ziel der Kosteneinsparungen
auf ihren Fahnen schwenken.
Gerade unter diesem hehren Ziel
wurden in den letzten Jahren große
Werte vernichtet. Organisationen sind
organische Gebilde. Sie sind gewachsen,
sie leben durch, für und von den
Menschen. Sie bestehen aus formellen
und informellen Kommunikationsund
Führungsstrukturen, sie leben von
offiziellen Zielen und sehr persönlichen
Motiven, Träumen und auch
Schäumen.
Der Wille zum Kostensparen
macht meist besonders blind
Obwohl inzwischen bekannt ist, dass
70% der Firmenfusionen und -übernahmen
nicht funktionieren, sondern
vor allem Werte vernichten, gibt es
immer noch Manager, die das hoffnungsfrohe
Bild der halbierten
Verwaltungskosten durch Unternehmensfusion
oder -aufkauf in die Luft
pinseln.
Nicht unbekannt sind auch jene
Manager, die von nomadisierenden
Mitarbeitern schwärmen, die sich
täglich neu an anderen Workstations
in nonterritorialen Großraumbüros
einbuchen. Man jubiliert bereits vor
dem ersten Spatenstich darüber, dass
die Arbeitsplatzkosten um mindestens
20% sinken, weil man ja nur noch für
80% der Mitarbeiter einen Arbeitsplatz
vorhalten muss. In der Regel
wird die Rechnung jedoch ohne den
Faktor Mensch gemacht.
Und wieder woanders träumen Chefs
davon, möglichst viele Abteilungen in
Callcenter umzuwandeln: Callcenter
für den Verkauf, die Auftragsannahme
und -abwicklung, die Reklamationsannahme
und -bearbeitung, den Produkt-Support,
den IT-Support, einfach
für alles, unabhängig davon, wie