Schwarzbuch Hund - Problemhundtherapie in NRW
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A U S G A B E 3 / 2 0 0 9<br />
Gesundheit<br />
(idw) - Genetiker der Universität Bern haben<br />
e<strong>in</strong>e Genmutation gefunden, die bei Dackeln zur<br />
Glasknochenkrankheit führt. Diese schwere<br />
Erbkrankheit weist bei Dackeln und Menschen<br />
ähnliche kl<strong>in</strong>ische Symptome auf. Daher könnten<br />
Mutationen im betreffenden Gen auch beim<br />
Menschen für die Glasknochenkrankheit verantwortlich<br />
se<strong>in</strong>.<br />
[Rauhaardackel-Welpe mit Glasknochenkrankheit. Die<br />
Be<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d im Vergleich zu gesunden Tieren <strong>in</strong>stabil, <strong>in</strong>sbesondere<br />
durch die überstreckbaren Gelenke. Bild: Institut<br />
für Genetik, Universität Bern]<br />
Die Glasknochenkrankheit tritt als Erbkrankheit<br />
bei Menschen und <strong>Hund</strong>en auf. Sie äussert sich<br />
durch extrem zerbrechliche Knochen und Zähne.<br />
Sowohl beim Menschen als auch beim <strong>Hund</strong> wird<br />
sie hauptsächlich durch Schäden an zwei Genen<br />
verursacht, die für die Herstellung von Kollagen<br />
verantwortlich s<strong>in</strong>d.<br />
Kollagen ist das häufigste Prote<strong>in</strong> im menschlichen<br />
und tierischen Körper und verleiht den<br />
Knochen ihre Elastizität. Nun wurde bei Dackeln<br />
e<strong>in</strong> weiteres Gen identifiziert, welches für<br />
die korrekte Bildung von Kollagen benötigt<br />
wird. E<strong>in</strong> Defekt dieses Gens führt bei den Tieren<br />
zur Glasknochenkrankheit. Dies hat e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales<br />
Forscherteam um Prof. Dr. Tosso<br />
Leeb vom Institut für Genetik der Universität<br />
Bern herausgefunden. Da bei <strong>Hund</strong>en und Menschen<br />
die Krankheit sehr ähnlich verläuft, könnten<br />
Mutationen <strong>in</strong> dem neu entdeckten Gen auch<br />
S E I T E 2 4<br />
beim Menschen e<strong>in</strong> Auslöser se<strong>in</strong>. Die Resultate<br />
der Studie werden nun im Fachjournal “PLoS<br />
Genetics” publiziert.<br />
Beschädigte Prote<strong>in</strong>-”Anstandsdamen”<br />
Prote<strong>in</strong>e wie das Kollagen müssen sich erst zu<br />
e<strong>in</strong>er spezifischen Struktur falten, um ihre Funktion<br />
wahrnehmen zu können. Helfer-Prote<strong>in</strong>e,<br />
sogenannte Chaperone (engl. Anstandsdamen),<br />
unterstützen sie dabei. Ihre Bezeichnung rührt<br />
daher, dass Chaperone das unreife Prote<strong>in</strong> vor<br />
schädlichen E<strong>in</strong>flüssen schützen. Je komplexer<br />
die Struktur e<strong>in</strong>es Prote<strong>in</strong>s, desto höher die Gefahr<br />
e<strong>in</strong>er unkorrekten Faltung und somit e<strong>in</strong>er<br />
Fehlfunktion. Weisen nun die Chaperone des<br />
Kollagens selber Defekte auf oder fehlen sie<br />
ganz, wird das Kollagen nicht fertig ausgebildet,<br />
worauf die Knochen brüchig werden. Genau e<strong>in</strong>e<br />
solche Ursache für defekte Kollagen-<br />
”Anstandsdamen” haben die Forscher<strong>in</strong>nen und<br />
Forscher nun entdeckt:<br />
E<strong>in</strong>e Suche nach Auffälligkeiten <strong>in</strong> den Genen<br />
von fünf Dackeln mit schwerer Glasknochenkrankheit<br />
ergab, dass alle im selben Gen e<strong>in</strong>e<br />
Mutation aufwiesen - was zur Folge hat, dass e<strong>in</strong><br />
bestimmtes Helfer-Prote<strong>in</strong> für Kollagen nur verkümmert<br />
ausgebildet wird.<br />
Haustierforschung statt Tierversuche<br />
Die besonderen Familienstrukturen von Rassehunden<br />
mit grossen Würfen und präzise dokumentierten<br />
Verwandtschaftsverhältnissen über<br />
viele Generationen erleichtern die Suche nach<br />
krankheitsauslösenden Mutationen. “Das funktioniert<br />
<strong>in</strong> der Tat bei <strong>Hund</strong>en besser als bei Menschen”,<br />
erklärt Tosso Leeb vom Institut für Genetik.<br />
“Die Resultate s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drückliches<br />
Beispiel, wie die Forschung an Haustieren - ohne<br />
belastende Tierversuche - wichtige Erkenntnisse<br />
zum Wohle von Menschen und Tieren liefern<br />
kann.”<br />
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