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Tierleid - Problemhundtherapie in NRW

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der<br />

report<br />

absolut-hund<br />

Ware Hund?<br />

Haustiertransporte<br />

durch Europa<br />

Gesundheit<br />

E<strong>in</strong>zigartige<br />

OP-Methode für<br />

kurznasige Möpse<br />

9. Ausgabe • 2 / 2011<br />

Wissenswertes<br />

für Hundefreunde<br />

Zoo Zajac plant<br />

Welpenverkauf Rasseporträt<br />

Siberian Husky


Internetauftritt langweilig?<br />

Nicht mehr modern?<br />

Wir liefern <strong>in</strong>dividuelles Webdesign,<br />

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Für das direkte Erreichen der Artikel bitte auf die Überschriften klicken.<br />

Term<strong>in</strong>e bei Absolut-Hund<br />

Ausbildung für Hundetra<strong>in</strong>er . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Sem<strong>in</strong>are für Hundehalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Vermischtes<br />

Erfahrungsbericht Welpenkauf . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

News aus der AHO-Redaktion . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Knoblauch für Hunde hochgiftig . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Erfahrungsbericht e<strong>in</strong>er Hundehalter<strong>in</strong> . . . . . . . 8<br />

Was ist im Dosenfutter dr<strong>in</strong>? . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

K<strong>in</strong>desentwicklung und Hunde . . . . . . . . . . . . . 69<br />

Kritisch gesehen<br />

„Der tut nix!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Stachel, Strom & Co . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Absolut-Hund GbR<br />

An der Sang 46<br />

57271 Hilchenbach<br />

9. Ausgabe • 2 / 2011<br />

Redaktion: Antje Henze<br />

Chefredakteur<strong>in</strong>: Heike Beuse<br />

Titelfoto: iStockphoto<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Alexandra<br />

BESCHÜTZER<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kte e.V.<br />

Heike Beuse<br />

Überlegungen vor<br />

dem Hundekauf . . . . . 19<br />

Tierschutzkritik<br />

Kle<strong>in</strong>e, fe<strong>in</strong>e Tierschutzforen . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Amtstierarzt schließt Tierheim des DTSB . . . . . 54<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

Haustiertransporte durch Europa . . . . . . . . . . . 30<br />

Zoophilie – übertriebene Tierliebe oder<br />

sexueller Missbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Christa Dörrenbächer<br />

Janna Funk<br />

Antje Henze<br />

Anett Kulke<br />

Claudia Landgrafe<br />

Cathr<strong>in</strong> Laurenz<br />

Vere<strong>in</strong> zur Hilfe und Förderung<br />

des kreolischen Hundes<br />

Mart<strong>in</strong>a Wald<br />

Wir bedanken uns bei den Betreibern<br />

der folgenden Websites für ihre Text-<br />

Beiträge:<br />

www.doggennetz.de<br />

www.idw-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.petwatch.de<br />

www.Tierwelt-im-Schatten.de<br />

www.derzarenhof<strong>in</strong>fo.com<br />

Inhalt<br />

Chronologie e<strong>in</strong>er Hundeauktion . . . . . . . . . . . 45<br />

Tierschutz<br />

Neues zum Fall „Zarenhof“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Protest-Kampagne<br />

Peta: Zoo Zajac plant<br />

Welpenverkauf . . . . . . 49<br />

BESCHÜTZER<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kte e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

Hilfe für Jamaika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Trickdog-Serie<br />

Teil 5: Buch lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

Rasseporträt<br />

Siberian Husky . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

Gesundheit<br />

Schwarzbuch Tierarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Rückenmarkt<strong>in</strong>farkt – Verlaufsbericht<br />

e<strong>in</strong>er Hundehalter<strong>in</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

OP-Methode<br />

hilft kurznasigen<br />

Möpsen . . . . . . . . . . . . 67<br />

Design und Satz:<br />

seichter & steffens grafikdesign,<br />

Dortmund, www.seichter-steffens.de<br />

Jedwede Kopie/Vervielfältigung<br />

bedarf der Genehmigung der Autoren<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 3


Term<strong>in</strong>e bei Absolut-Hund<br />

Term<strong>in</strong>e Ausbildung 2011 – Für Hundetra<strong>in</strong>er und -schulen<br />

4<br />

Februar 2011<br />

Februar 2011<br />

März 2011<br />

April 2011<br />

Juli 2011<br />

Juli 2011<br />

Juli 2011<br />

Juli 2011<br />

August 2011<br />

September<br />

2011<br />

Dezember<br />

2011<br />

Ausbildung HVT<br />

Hundeverhaltenstherapeut<br />

Ausbildung HHT<br />

Hundehaltertra<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung HVT<br />

Hundeverhaltenstherapeut<br />

Ausbildung zum MTT<br />

Mantrail<strong>in</strong>g Tra<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung zum MTT<br />

Mantrail<strong>in</strong>g Tra<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung HHT<br />

Hundehaltertra<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung HVT<br />

Hundeverhaltenstherapeut<br />

Ausbildung HHT<br />

Hundehaltertra<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung HVT<br />

Hundeverhaltenstherapeut<br />

Ausbildung zum MTT<br />

Mantrail<strong>in</strong>g Tra<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung HHT<br />

Hundehaltertra<strong>in</strong>er<br />

der absolut-hund report • 1 / 2011<br />

Beg<strong>in</strong>n 12.02.<br />

10 Wochenenden (Sa. + So.) <strong>in</strong><br />

Theorie und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 14.02.<br />

Intensivausbildung “am Stück”<br />

<strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 05.03.<br />

10 Wochenenden (Sa. + So.) <strong>in</strong><br />

Theorie und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 02.04.<br />

5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />

Intensivausbildung <strong>in</strong> Theorie<br />

und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 02.07.<br />

5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />

Intensivausbildung <strong>in</strong> Theorie<br />

und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 04.07.<br />

Intensivausbildung „am Stück“<br />

<strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 23.07.<br />

10 Wochenenden (Sa. + So.) <strong>in</strong><br />

Theorie und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 25.07.<br />

Intensivausbildung „am<br />

Stück” <strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 13.08.<br />

10 Wochenenden (Sa. + So.) <strong>in</strong><br />

Theorie und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 17.09.<br />

5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />

Intensivausbildung <strong>in</strong> Theorie<br />

und Praxis<br />

Beg<strong>in</strong>n 05.12.<br />

Intensivausbildung “am Stück”<br />

<strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />

Essen<br />

Fulda<br />

Hannover<br />

Schiphorst<br />

Herzogenaurach<br />

Gummersbach<br />

Stuttgart<br />

Essen<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Gummersbach<br />

Aurich<br />

2.999,00 Euro<br />

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1.200,00 Euro<br />

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Term<strong>in</strong>e Sem<strong>in</strong>are 2011 – Für Hundehalter<br />

Februar 2011 Obedience-Sem<strong>in</strong>ar Anfänger 12.02. Nordhorn<br />

Februar 2011<br />

Info-Sem<strong>in</strong>ar Kommunikation<br />

Mensch/Hund<br />

26.02.<br />

März 2011 Trickdog-Sem<strong>in</strong>ar 12.03. Nordhorn<br />

März 2011 Anti-Jagd-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g 19. + 20.03. Hann. Münden<br />

April 2011 Obedience-Sem<strong>in</strong>ar Anfänger 09. + 10.04 Fulda<br />

April 2011<br />

Info-Sem<strong>in</strong>ar Kommunikation<br />

Mensch/Hund<br />

16.04. Eichenzell<br />

April 2011 Info-Sem<strong>in</strong>ar Aggression Hund 23.04. Hann. Münden<br />

Mai 2011 Sem<strong>in</strong>ar Welpenaufbau 07. + 08.05. Eichenzell<br />

Mai 2011 Mantrail<strong>in</strong>g Schnuppersem<strong>in</strong>ar 15.05. Gummersbach<br />

Mai 2011<br />

Obedience-Sem<strong>in</strong>ar<br />

Fortgeschrittene<br />

Mai 2011 Mantrail<strong>in</strong>g Schnuppersem<strong>in</strong>ar 28.05.<br />

Juni 2011<br />

Juni 2011<br />

Obedience-Sem<strong>in</strong>ar<br />

Fortgeschrittene<br />

Sem<strong>in</strong>ar für Verhaltensauffällige<br />

Hunde<br />

21. + 22.05. Fulda<br />

Term<strong>in</strong>e bei Absolut-Hund<br />

80,00 Euro<br />

diana@dianas-hundeschule.de<br />

Hann. Münden 20,00 Euro<br />

kontakt@hundeschule-weserste<strong>in</strong>.de<br />

Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong><br />

04.06. Nordhorn<br />

25.06. Essen<br />

Juli 2011 Agility Anfänger 09.07. Nordhorn<br />

August 2011 Mantrail<strong>in</strong>g Anfängersem<strong>in</strong>ar 20. + 21.08. Hann. Münden<br />

August 2011 Mantrail<strong>in</strong>g Schnuppersem<strong>in</strong>ar 27.08. Herzogenaurach<br />

September<br />

2011<br />

September<br />

2011<br />

Trickdog-Sem<strong>in</strong>ar 03. + 04.09. Stuttgart<br />

Sem<strong>in</strong>ar Aggression gegen Hunde 24. + 25.09. Eichenzell<br />

Oktober 2011 Trickdog-Sem<strong>in</strong>ar 15. + 16.10. Berl<strong>in</strong><br />

Oktober 2011 Trickdog-Sem<strong>in</strong>ar 22.10. + 23.10. Fulda<br />

November<br />

2011<br />

November<br />

2011<br />

November<br />

2011<br />

Dezember<br />

2011<br />

Mantrail<strong>in</strong>g Schnuppersem<strong>in</strong>ar 12.11. Gummersbach<br />

Sem<strong>in</strong>ar 1. Hilfe am Hund 19.11. Eichenzell<br />

Sem<strong>in</strong>ar für Verhaltens auffällige<br />

Hunde<br />

Sem<strong>in</strong>ar für Verhaltens auffällige<br />

Hunde<br />

26.11. Stuttgart<br />

17.12. Berl<strong>in</strong><br />

80,00 Euro<br />

diana@dianas-hundeschule.de<br />

160,00 Euro<br />

kontakt@hundeschule-weserste<strong>in</strong>.de<br />

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20,00 Euro<br />

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20,00 Euro<br />

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160,00 Euro<br />

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80,00 Euro<br />

<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />

160,00 Euro<br />

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80,00 Euro<br />

<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />

80,00 Euro<br />

diana@dianas-hundeschule.de<br />

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160,00 Euro<br />

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160,00 Euro<br />

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80,00 Euro<br />

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1 / 2011 • der absolut-hund report 5


Folgendes hat sich zugetragen:<br />

Am 14.03.2011 bekam ich e<strong>in</strong>en Anruf<br />

von Susanne Schmidt (Name von der<br />

Redaktion aus Datenschutzgründen ge -<br />

ändert). Sie bat mich darum, ihr bei dem<br />

Kauf e<strong>in</strong>es Welpen beratend zur Seite zu<br />

stehen. Noch am selben Tag (gegen<br />

15:00 Uhr) fuhr ich mit Frau Schmidt<br />

und ihrer Mutter zu dem Hundezüchter,<br />

um mir den 10 Wochen alten Welpen<br />

anzuschauen. Sie waren bereits zwei<br />

Wochen zuvor vor Ort, um sich den da -<br />

mals 8 Wochen alten Welpen anzusehen.<br />

Schon da war ihnen das Umfeld<br />

nicht geheuer. Sie durften sich nicht<br />

ansehen, wo der Welpe sich den Tag<br />

über aufhält und wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en un -<br />

gepflegten Verkaufsraum geführt. Man<br />

brachte den Welpen zur Ansicht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

Der Kontakt zu dem Hundezüchter<br />

kam über das Internet zustande. Nach -<br />

folgend der Inhalt der Kle<strong>in</strong> anzeige (bei<br />

e<strong>in</strong>igen Passagen mache ich e<strong>in</strong> X, da<br />

ich nicht <strong>in</strong> die Ermittlungen der Staats -<br />

anwalt schaft e<strong>in</strong>greifen möchte und<br />

darf):<br />

6<br />

Ke<strong>in</strong> Welpenkauf bei unseriösen Hundezüchtern!<br />

»Kräftige Engl. Bulldog Babys / Geburts -<br />

datum: XX.XX.2011<br />

Unsere gesunden schönen 3/4 Engl. Bull -<br />

doggen Welpen suchen ab XX.XX.XX e<strong>in</strong><br />

neues, liebevolles Zuhause. Alle Welpen<br />

lernen bei uns schon vieles kennen,<br />

damit sie e<strong>in</strong>en guten Start für ihr weiteres<br />

Leben haben.<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

E<strong>in</strong> Erfahrungsbericht von Cathr<strong>in</strong> Laurenz, CAT4DOGS Hundeerziehung<br />

Alle Welpen s<strong>in</strong>d geimpft, entwurmt<br />

und s<strong>in</strong>d so mit Abgabe bereit.<br />

Mutter – Beabull (Kreuzung von Engl.<br />

Bulldog. und Beagle)<br />

Vater – Re<strong>in</strong>rassiger Englische Bulldogge<br />

Reservierung ist mit Anzahlung möglich.<br />

Nur <strong>in</strong> liebevolle und verantwortungsbewusste<br />

Menschen abzugeben!<br />

Preis: 550,- EUR«<br />

Da ihnen das Tier nicht mehr aus dem<br />

Kopf g<strong>in</strong>g und sie den Welpen aus dem<br />

unangenehmen Umfeld freikaufen woll -<br />

ten, baten sie mich um Rat.<br />

Schon beim Betreten des Grund -<br />

stücks fiel mir e<strong>in</strong> viel zu schmaler Hun -<br />

de zw<strong>in</strong>ger auf, <strong>in</strong> dem sich e<strong>in</strong> Schäfer -<br />

hund aufhielt. Der Hof machte e<strong>in</strong>en<br />

heruntergekommenen E<strong>in</strong>druck. Wir<br />

wurden von dem Züchter <strong>in</strong> den Ver -<br />

kaufsraum geführt. Die E<strong>in</strong>richtung<br />

bestand aus drei bis vier Sofas und<br />

e<strong>in</strong>em st<strong>in</strong>kenden Teppich. Der Welpe<br />

wurde von dem 8-9 Jahre alten Sohn<br />

auf dem Arm here<strong>in</strong> getragen. Er setzte<br />

ihn auf den Teppich und verließ den<br />

Raum wieder. Ich war schockiert!<br />

Das Tier robbte auf dem Boden,<br />

konnte kaum aus den Augen gucken,<br />

war vollkommen überfordert mit der<br />

Situation. Sobald sich der Züchter auch<br />

nur bewegte, zuckte der Welpe zusammen<br />

und duckte sich weg. Me<strong>in</strong>en Fra -<br />

gen wich der Züchter aus. Nach langem<br />

Bohren me<strong>in</strong>erseits, bekamen wir ganz<br />

kurz die Mutterhünd<strong>in</strong> zu sehen, die<br />

wieder von dem Jungen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> ge bracht<br />

wurde. Ebenfalls e<strong>in</strong> ängstlicher und<br />

sehr <strong>in</strong>trovertierter Hund. Sie mied jeden<br />

Augenkontakt, machte e<strong>in</strong>en ungepflegten<br />

E<strong>in</strong>druck. Ich durfte nicht an<br />

sie heran. Sie schien sich nicht für ihren<br />

Welpen zu <strong>in</strong>teressieren und auch der<br />

Welpe suchte den Kontakt nicht. Auch<br />

die Hünd<strong>in</strong> duckte sich bei jeder Bewe -<br />

gung des Züchters weg.<br />

Der Impfpass des Welpen wurde uns<br />

nicht <strong>in</strong> die Hand gegeben, sondern nur<br />

von Weitem gezeigt.<br />

Wir bestanden darauf, den Schuppen<br />

zu sehen, <strong>in</strong>dem sich der Welpe den Tag<br />

über aufhält. Mir wurde der Zutritt verweigert,<br />

aber auf unser Drängen h<strong>in</strong>,<br />

durfte Frau Schmidt mit ihrer Mutter<br />

e<strong>in</strong>en Blick h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> werfen. Ich blieb <strong>in</strong><br />

der Zeit mit dem Welpen alle<strong>in</strong>e im Ver -<br />

kaufs raum zurück und hatte die Gele -<br />

genheit, mir das Tier etwas genauer<br />

anzusehen.<br />

Die Ohren waren verschmutzt, der<br />

After war verschmutzt, der Bauch machte<br />

e<strong>in</strong>en aufgedunsenen E<strong>in</strong>druck. Der<br />

Gesamte<strong>in</strong>druck, nicht zuletzt wegen<br />

des untypischen Verhaltens, war katastrophal.<br />

Dieser Welpe war nicht gesund!<br />

Laut Aussage me<strong>in</strong>er Kunden war der<br />

Schuppen, den sie kurz begutachten<br />

durften, ebenfalls katastrophal. Es war<br />

dunkel, kle<strong>in</strong> und stank. Dort hielten sich<br />

noch zwei weitere Welpen auf, u.a. e<strong>in</strong>


Mopswelpe. Der freie Zugang zum<br />

Wassernapf war nicht gegeben. Neben<br />

dem Verschlag, <strong>in</strong> den sie h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> schauen<br />

durften, gab es noch weitere Türen. Die<br />

Vermutung liegt nahe, das dort weitere<br />

Welpen gehalten wurden, bzw. gehalten<br />

werden. Auf me<strong>in</strong>e Frage h<strong>in</strong>, woher<br />

der andere Welpe kommt, hieß es von<br />

se<strong>in</strong>em Bruder. Der Bruder lebt e<strong>in</strong> paar<br />

Kilometer entfernt und verkauft ebenfalls<br />

Welpen über das Internet. Von der<br />

Kle<strong>in</strong>anzeige existiert e<strong>in</strong> Screenshot als<br />

Beweis.<br />

Me<strong>in</strong>e Kunden haben sich schweren<br />

Herzens gegen den Kauf entschieden.<br />

Am Morgen des nächsten Tages<br />

(15.03.2011) brachte ich beim zuständigen<br />

Veter<strong>in</strong>äramt den Vorfall zur An -<br />

zeige. Zusätzlich erstattete ich Straf -<br />

anzeige, wegen versuchten Betruges<br />

und mutwilliger Täuschung gegen den<br />

Hundezüchter bei der Polizei. Begrün -<br />

det habe ich den versuchten Betrug<br />

und die mutwillige Täuschung mit dem<br />

desaströsen Zustand des Welpen. Zur<br />

Er<strong>in</strong>nerung, der Hunde züchter versprach<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong> an zeige folgendes:<br />

»Unsere gesunden schönen 3/4 Engl. Bull -<br />

doggen Welpen suchen ab XX.XX.XX e<strong>in</strong><br />

neues, liebevolles Zuhause. Alle Welpen<br />

lernen bei uns schon vieles kennen, damit<br />

sie e<strong>in</strong>en guten Start für ihr weiteres<br />

Leben haben.«<br />

Der Amtsveter<strong>in</strong>är war vor Ort und<br />

der Züchter hat Haltungsauflagen vom<br />

Amt bekommen. Welche genau, durfte<br />

man mir beim Veter<strong>in</strong>äramt nicht<br />

sagen.<br />

Jetzt kann man leider erstmal nur<br />

abwarten, ob und wann die Staats an -<br />

News aus der AHO Redaktion Kle<strong>in</strong>tiere & Pferde – 17. März 2011<br />

M<strong>in</strong>isterium Kiel: Hunde <strong>in</strong> der Nähe von<br />

Schafherden unbed<strong>in</strong>gt anle<strong>in</strong>en<br />

Foto: Péronne vd Ham / pixelio.de<br />

Kiel (mlur) – Mit Blick auf den kalendarischen Frühl<strong>in</strong>gsanfang<br />

ruft das M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche<br />

Räume Hundehalter zur Rücksichtnahme auf, wenn <strong>in</strong><br />

den kommenden Wochen bei hoffentlich frühl<strong>in</strong>gshaftem<br />

Wetter wieder längere Ausflüge mit dem Vierbe<strong>in</strong>er unternommen<br />

werden. –> Weiterlesen: www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Vermischtes<br />

walt schaft ermittelt. Da ich aber vor<br />

habe, den Fall genau im Auge zu behalten,<br />

werde ich hier weiter Bericht erstatten.<br />

Me<strong>in</strong> dr<strong>in</strong>gender Appell an alle Wel -<br />

pen <strong>in</strong>teressenten, die solche oder ähnliche<br />

Erfahrungen gemacht haben: Holen<br />

Sie sich bitte im Zweifelsfall kompetente<br />

Hilfe h<strong>in</strong>zu und kaufen sie nicht<br />

e<strong>in</strong>fach solche Tiere! Mit jedem Kauf<br />

unterstützen Sie diese Menschen. Man<br />

kann den Welpenhandel nur stoppen,<br />

<strong>in</strong>dem man diese armen Hunde nicht<br />

kauft und Aufklärungsarbeit leistet.<br />

Fortsetzung folgt!<br />

Autor: Cathr<strong>in</strong> Laurenz,<br />

CAT4DOGS Hundeerziehung<br />

www.cat4dogs.de<br />

Foto: Fotolia<br />

News aus der AHO Redaktion Kle<strong>in</strong>tiere & Pferde – 11. März 2011<br />

Rhe<strong>in</strong>-Sieg-Kreis: Füchse häufig mit dem<br />

Fuchsbandwurm <strong>in</strong>fiziert<br />

Siegburg (hei) – Das Veter<strong>in</strong>äramt und das Gesundheitsamt des Rhe<strong>in</strong>-Sieg-Kreises weisen<br />

auf den hohen Befall von Füchsen im Rhe<strong>in</strong>-Sieg-Kreis mit dem auch für den<br />

Menschen gefährlichen Kle<strong>in</strong>en Fuchsbandwurm (Ech<strong>in</strong>ococcus multilocularis) h<strong>in</strong>.<br />

–> Weiterlesen: www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 7


Vermischtes<br />

Erfahrungsbericht e<strong>in</strong>er Hundehalter<strong>in</strong><br />

Der grosse Bär<br />

Hi, ich b<strong>in</strong> Alexandra und 27 Jahre alt,<br />

zu mir gehört Alonso, e<strong>in</strong> Berner Sen -<br />

nen hund Rüde – re<strong>in</strong>e Kraft und Muskeln<br />

von 45 Kilo.<br />

Dieser besagte Hund hat die Begriffe<br />

Dosenöffner, Fahrdienst und begleitende<br />

Dienste <strong>in</strong> den Jahren bevor ich<br />

Dianas Hundeschule gefunden habe,<br />

neu def<strong>in</strong>iert.<br />

Ich muss dazu sagen, dass ich durch<br />

me<strong>in</strong>e <strong>in</strong>konsequente, zu liebe Art mich<br />

e<strong>in</strong>fach um se<strong>in</strong>e Pfote wickeln ließ. Die<br />

Quittung erhielt ich von Alonso. Er kontrollierte<br />

mich und wenn ich nicht so<br />

sprang wie er es gerade wollte, biss er<br />

mich e<strong>in</strong>fach ohne vorher zu knurren.<br />

Es f<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>erseits „spielerisch“ an und<br />

wurde aber mit den Monaten nicht<br />

weniger sondern eher schlimmer, da<br />

Alonso auch an Gewicht und Größe<br />

zunahm, sowie ich an Kratzern, Blaue<br />

Flecken und Blutige Stellen zunahm.<br />

Nach diversen Hundeschulen und<br />

Trai ner <strong>in</strong>s Haus holen, resignierte ich<br />

zuerst e<strong>in</strong>mal und tat nichts an unseren<br />

riesigen Problem. Ich ignorierte se<strong>in</strong><br />

8<br />

Vorsicht! Knoblauch ist für Hunde hochgiftig<br />

Die Folgen e<strong>in</strong>er Knoblauch-Vergiftung s<strong>in</strong>d dramatisch: e<strong>in</strong>e hämolytische<br />

Anämie und e<strong>in</strong> plötzlich e<strong>in</strong>setzender Bluthochdruck können das Leben des<br />

betroffenen Hundes akut gefährden.<br />

Im Fachblatt „Journal of Veter<strong>in</strong>ary Medical Science“ wiesen Wissenschaftler<br />

der Konkuk Universität <strong>in</strong> Seoul, Süd-Korea, darauf h<strong>in</strong>, dass Knoblauch bei<br />

Hunden zu e<strong>in</strong>er lebensbedrohlichen Blutarmut (hämolytische Anämie") und<br />

e<strong>in</strong>em dramatischen Blutdruckanstieg (Hypertonie) führen kann. Daher können<br />

Nahrungsergänzungsmittel, die Knoblauch enthalten, für die Ernährung<br />

von Hunden nicht empfohlen werden.<br />

Quelle: Kang MH, Park HM. Hypertension after <strong>in</strong>gestion of baked garlic (Allium sativum) <strong>in</strong> a dog.<br />

J Vet Med Sci. 2010 Apr;72(4):515-8. – Foto: gänseblümchen / pixelio.de<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Ver halten weitestgehend und es besserte<br />

sich sogar.<br />

Im März 2010 dachte ich: Gut, ich<br />

suche jetzt nach e<strong>in</strong>er Hundeschule, um<br />

wieder etwas mit me<strong>in</strong>em Bärchen zu<br />

machen, geme<strong>in</strong>same Erfolge zu feiern<br />

und um se<strong>in</strong>e Probleme anzugehen.<br />

Das sollte für mich der letzte Versuch<br />

se<strong>in</strong>, tätig zu werden. Ich rief bei Dianas<br />

Hundeschule an und vere<strong>in</strong>barte mit<br />

Diana Rohmann e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> auf dem<br />

Hundeplatz, damit sie sich uns an -<br />

schauen konnte.<br />

Ich sagte ihr, dass er die Grund kom -<br />

mandos kann, doch Alonso belehrte<br />

mich e<strong>in</strong>es Besseren. Er konnte quasi<br />

nichts, ke<strong>in</strong> Sitz, Platz oder vernünftig<br />

bei Fuß laufen. Doch, Mo ment, Diana<br />

Rohmann zeigte mir etwas anderes. Sie<br />

sagte mir, ich solle se<strong>in</strong> Futter gezielter<br />

e<strong>in</strong>setzen. Dann konnte er mit e<strong>in</strong>em<br />

Mal Alles. Pe<strong>in</strong>lich war mir se<strong>in</strong> Ver hal -<br />

ten allemal.<br />

Diana und ich machten dann Ter -<br />

m<strong>in</strong>e zum E<strong>in</strong>zeltra<strong>in</strong><strong>in</strong>g aus, <strong>in</strong> denen<br />

wir erst e<strong>in</strong>mal Grundlegende D<strong>in</strong>ge<br />

änderten. Ich setzte diese konsequent<br />

um und konnte recht schnell <strong>in</strong> die<br />

Gruppenstunden, vor denen ich mich<br />

bis dah<strong>in</strong> immer scheute. Ich hatte<br />

schlechte Erfahrungen gemacht und<br />

war mir da selber unsicher. Alonso wurde<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verhalten immer ruhiger und<br />

hörte irgendwann auch so gut wie auf<br />

zu beißen, da ich das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g konsequent<br />

durchgezogen habe. Im Novem -<br />

ber 2010 waren wir soweit, dass wir<br />

geme<strong>in</strong>sam die Hundehalter prüfung<br />

bestehen konnten.<br />

In brenzligen Situationen weiß ich<br />

jetzt, wie ich ihn raus holen muss und<br />

ich merke schon vorher, wenn er me<strong>in</strong>t,<br />

dass er der Herr im Haus ist und dies<br />

durchsetzen möchte. Ich kann entspannt<br />

mit ihm spazieren gehen.<br />

E<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e Baustellen bestehen<br />

noch, die Diana Rohmann und ich aber<br />

angehen und daran arbeiten. Mir gefällt<br />

die Arbeitsweise wie Absolut Hund und


vor allem Diana Rohmann arbeitet e<strong>in</strong>fach.<br />

Ich brauche me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Bärchen<br />

zu nichts zw<strong>in</strong>gen, er arbeitet gern und<br />

freiwillig mit. Wenn ich so auf die letzten<br />

Jahre mit Alonso zurückblicke, weiß<br />

ich, was ich alles falsch gemacht und<br />

ihm damit auch nicht gut getan habe.<br />

Hunde brauchen e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e konsequente<br />

liebevolle Art der Erziehung die<br />

ich leider versäumte. Hätte ich damit<br />

Propylenglykol<br />

E<strong>in</strong>e kosmetische Form des M<strong>in</strong>eralöls,<br />

die man aber auch <strong>in</strong> automatischer<br />

Brems- und Hydraulikflüssigkeit sowie<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriellen Frostschutzmitteln f<strong>in</strong>det.<br />

In Haut- und Haarpflegeprodukten<br />

wirkt Propylenglykol als Feuchthalte -<br />

mittel, d. h. der Feuchtigkeitsgehalt von<br />

Haut oder kosmetischen Produkten<br />

bleibt aufrechterhalten, weil Propylen -<br />

glykol das Entweichen von Feuchtigkeit<br />

oder Wasser verh<strong>in</strong>dert. Werkstoff-<br />

Sicher heitsdatenblätter warnen die Be -<br />

nut zer vor Hautkontakt mit Propylen -<br />

glykol, da es die Haut stark reizt und zu<br />

Leberanomalien und Nierenschäden<br />

führen kann. Quelle: www.biotonus.de<br />

(Gefährliche Inhaltsstoffe <strong>in</strong> Pflege pro -<br />

dukten und Kosmetika)<br />

Propylenglykol wird zur Raumluft -<br />

des<strong>in</strong>fektion, als Mittel zur Behandlung<br />

der Ketose beim R<strong>in</strong>d, als Lösungs- und<br />

Konservierungsmittel für Arzneistoffe<br />

und Kosmetika sowie als Frostschutz -<br />

mittel e<strong>in</strong>gesetzt. Propylenglykol ist<br />

auch e<strong>in</strong> Zusatzmittel <strong>in</strong> Konserven -<br />

futter für Kle<strong>in</strong>tiere. Katzenfutter kann<br />

bis zu 13 % Propylenglykol (bezogen<br />

auf das Trockengewicht) enthalten.<br />

E<strong>in</strong>em 8jährigen, 500 Kilogramm schweren<br />

Hengst mit Verdacht auf Obsti pa -<br />

tion wurde aus Versehen 3.8 Liter Pro -<br />

schon eher begonnen, hätte ich mit<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit die Junghundzeit<br />

besser genießen können, dann wird mir<br />

aber auch bewusst, dass jetzt die Zeit<br />

auch klasse ist und wir mit „den immer<br />

wieder kle<strong>in</strong>eren und riesigen Erfolgen“<br />

nur so angeben können.<br />

Text und Fotos: Alexandra, Halter<strong>in</strong> von<br />

Berner Sennenhund-Rüde Alonso<br />

Was ist im Dosenfutter dr<strong>in</strong>?<br />

pylenglykol statt Paraff<strong>in</strong>öl verabreicht.<br />

Nach wenigen M<strong>in</strong>uten bekam das<br />

Pferd e<strong>in</strong>e heftige Kolik und es begann<br />

zu schwitzen, stark zu speicheln und<br />

wurde ataktisch. Nachdem der Irrtum<br />

bemerkt wurde, kam es zur Behandlung<br />

mit 3.8 Liter Paraff<strong>in</strong>öl p.o. Außerdem<br />

wurden 3.5 Liter Natriumbikarbonat<br />

und 30 Liter physiologische Kochsalz -<br />

lösung <strong>in</strong>fundiert. Am nächsten Tag verstärkte<br />

sich die Ataxie, die Atemfre quenz<br />

stieg stark an und die Schleim häute<br />

wurden zyanotisch. Der Hengst starb<br />

28 Stun den nach Verabreichung des<br />

Propylenglykols (Dornman & Haschek,<br />

1991).<br />

www.vetpharm.uzh.ch (Propylen gly -<br />

kol – Pferd)<br />

Rechenbeispiel<br />

E<strong>in</strong>e 5 kg schwere Katze benötigt etwa<br />

38 ml als tötliche Dosis. 1 Futterdose<br />

250 gr (entspricht 62,5 gr Trocken mas -<br />

se) kann über 8 ml enthalten. Das kl<strong>in</strong>gt<br />

nicht gerade beängstigend – doch sollten<br />

Sie wissen, dass nur e<strong>in</strong> Teil des aufgenommenen<br />

Propylenglykols ausgeschieden<br />

wird. Es ist e<strong>in</strong>e Frage der Zeit,<br />

wann sie Ihre Katze totgefüttert haben.<br />

Kl<strong>in</strong>gt nach Tierversuchs(?)-Labor -<br />

bericht: Mehrere Katzen wurden mit<br />

Dosenfutter ernährt, das Propylen gly -<br />

Vermischtes<br />

E<strong>in</strong>e Zusammenstellung von Tierwelt-im-Schatten.de<br />

kol enthält (6 oder 12 %, bezogen auf<br />

das Trockengewicht).<br />

Symptome: Leichte Verhaltensauf -<br />

fällig keit – Labor: Nach 2 Wochen wurden<br />

He<strong>in</strong>z' Körper und erhöhte Retiku lo -<br />

cytenzahlen festgestellt. Der Häma to -<br />

krit war nur leicht erniedrigt. Junge<br />

Katzen waren schwerer betroffen als<br />

adulte Tiere – (Bauer et al., 1992).<br />

www.vetpharm.uzh.ch (Propylen gly -<br />

kol – Kle<strong>in</strong>tier)<br />

Weitere Infos über Propylenglykol:<br />

www.toxcenter.de (1,2-Propylen gly kol)<br />

Technisches Datenblatt:<br />

www.dow.com/ (Dow Propylenglykol<br />

USP/EP)<br />

www.alles-zur-allergologie.de<br />

(Propylenglykol (PG) – Typ IV-Kontakt -<br />

aller gen)<br />

Quelle:<br />

www.tierwelt-im-schatten.de<br />

Foto: Fotolia<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 9


Kritisch gesehen<br />

„Der tut nix ...!“<br />

Wie oft höre ich diesen Satz am Tag? Da<br />

geht man schön laufen, den eigenen<br />

Hund an der fünfzehn-Meter-Le<strong>in</strong>e,<br />

unter anderem wegen der vielen „Tutnixe“,<br />

die frei herumlaufen und mit ge -<br />

sträubtem Fell, die Zähne zeigend,<br />

ange prescht kommen, von weitem<br />

schallt e<strong>in</strong>em der altbekannte Ruf entgegen...<br />

„Der tuuut nix, der will nur spiiiielen!“<br />

„Ja, klar – mit me<strong>in</strong>em Leben oder dem<br />

me<strong>in</strong>es Hundes?“, frage ich mich da im<br />

Stillen und werfe e<strong>in</strong>e Handvoll Futter<br />

auf die Wiese. Und woher will dieser<br />

Mensch eigentlich wissen, ob me<strong>in</strong><br />

Hund denn auch ‚nur spielen‘ will?<br />

Während der „Tut-nix“ aufgeregt die<br />

gekochten Hähnchenherzen zusammensucht,<br />

gehen wir weiter.<br />

„Wieso füttern Sie me<strong>in</strong>en Hund?<br />

Unverschämtheit!“<br />

Ja ja, es wäre doch so viel besser, würde<br />

statt des leckeren Hähnchens jetzt<br />

me<strong>in</strong> Arm oder das Ohr me<strong>in</strong>es Hundes<br />

zwischen den Zähnen stecken. Wehre<br />

10<br />

E<strong>in</strong> Erfahrungsbericht von Claudia Landgrafe, Signal-Hund<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

E<strong>in</strong> oft gehörter Satz: „Das machen die unter sich aus!“ Lässt man nach diesem<br />

Grundsatz den eigenen Hund Ause<strong>in</strong>andersetzungen regeln, zeigt man ihm nur,<br />

dass er sich auf se<strong>in</strong>en Menschen als Beschützer nicht verlassen kann<br />

ich h<strong>in</strong>gegen den fremden Hund vehement<br />

mittels Körpere<strong>in</strong>satz ab (ke<strong>in</strong>e<br />

Bange, ich trete oder schlage nur im<br />

absoluten Notfall, was ich bisher noch<br />

nicht hatte), heißt es:<br />

„Was machen Sie denn da?! Der tut nix,<br />

der will doch nur schnuppern! Sie müs-<br />

sen die lassen, das machen die unter<br />

sich aus!“<br />

Dass Hunde nicht mit gefletschten<br />

Zähnen und tief knurrend zu schnuppern<br />

versuchen, sollte auch dem<br />

dümms ten Zeitgenossen klar se<strong>in</strong>, aber<br />

nun gut. Ich b<strong>in</strong> schon froh, dass mir<br />

Signal-Hund –<br />

die andere Schule für Hund und Halter<br />

Welpenförderung • Ausbildung • Therapie von<br />

Problemverhalten<br />

Inhaber Claudia und Tobias Landgrafe<br />

51645 Gummersbach<br />

E-Mail: signalhund(at)aol.com<br />

Tel.: 02261 / 302174 • Mobil: 0151 / 240 639 74<br />

www.signal-hund.de<br />

Foto: Sandra Melicchio / pixelio


me<strong>in</strong> Hund an den meisten Tagen<br />

glaubt, dass ich ihn wirklich beschützen<br />

kann und sich dann zurückhält.<br />

Aber auch ich b<strong>in</strong> mal müde oder<br />

unaufmerksam, und dann gibt es ‚Lei -<br />

nenkrawall‘ vom Fe<strong>in</strong>sten.<br />

„Sie müssen den losmachen, dann<br />

macht der auch nicht so e<strong>in</strong> Theater!“<br />

Mehr oder weniger geduldig erkläre<br />

ich dann, dass ich die Angelegenheiten<br />

für me<strong>in</strong>en Hund regle und nicht ihn an<br />

die Front lasse – me<strong>in</strong> Wuff braucht<br />

ke<strong>in</strong>e Pierc<strong>in</strong>glöcher im Pelz, ich brauche<br />

ke<strong>in</strong>e dicke Tierarztrechnung!<br />

„Sie haben ja gar ke<strong>in</strong>e Ahnung von<br />

Hunden. Ich habe schon seit zwanzig<br />

Jahren ... bla blabla ...“<br />

Ja, schon klar – zwanzig Jahre lang die<br />

Weisheiten aller Hundebesitzer mit<br />

dem Schaumlöffel gefressen ... ich habe<br />

ja nur seit drei Jahren me<strong>in</strong>e Aus bil -<br />

dung zum Gebrauchshundeausbilder<br />

und Problemhundetherapeuten <strong>in</strong> der<br />

Tasche und bilde mich jährlich mehrfach<br />

weiter ... wie sollte ausgerechnet<br />

ich da Ahnung von Hunden und ihrem<br />

Verhalten haben? Oft treffen wir auch<br />

auf völliges Unver ständnis, warum<br />

denn der arme Hund an der Le<strong>in</strong>e<br />

(wohlgemerkt – fünfzehn Meter) laufen<br />

Foto: Marge Simpson / pixelio Foto: Oliver H. / pixelio<br />

Hunde, die nicht abrufbar s<strong>in</strong>d, können schnell mit e<strong>in</strong>em Artgenossen ane<strong>in</strong>ander geraten<br />

muss. Ist ja gar nicht artgerecht, der<br />

muss doch mal rennen können! Okay,<br />

darf er auch – aber nur, wenn ich die<br />

Situation im Blick habe und auf der<br />

Wiese weit und breit ke<strong>in</strong>er zu sehen<br />

ist. Und nicht zu Zeiten, <strong>in</strong> denen Rehe<br />

oder Hasen am Waldrand sitzen, e<strong>in</strong><br />

Haufen kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der jodelnd und kreischend<br />

Schlitten fährt oder Unmengen<br />

an „Tut-nixen“ frei herumlaufen und<br />

mite<strong>in</strong>ander ‚spielen‘ dürfen.<br />

Ich dagegen f<strong>in</strong>de es wenig verantwortungsvoll,<br />

e<strong>in</strong>en Hund frei laufen zu<br />

lassen, der nicht abrufbar ist. Aber es ist<br />

sicherlich viel artgerechter, h<strong>in</strong>ter diesem<br />

Hund her zu brüllen, die Le<strong>in</strong>e<br />

nach ihm zu werfen und ihn beim Zu -<br />

rück kommen erst e<strong>in</strong>mal ordentlich<br />

zusammenzuschimpfen, statt ihn von<br />

vorn here<strong>in</strong> über e<strong>in</strong>e Le<strong>in</strong>e zu kontrollieren<br />

und beim Zurückkommen belohnen<br />

zu können – aber davon habe ich<br />

ja ke<strong>in</strong>e Ahnung, wie man mir immer<br />

wieder attestiert.<br />

Wir haben kaum Freunde auf den<br />

großen Wiesen, auf denen wir regel-<br />

Kritisch gesehen<br />

mäßig unterwegs s<strong>in</strong>d. Sieht man uns,<br />

ruft man mittlerweile meist die Hunde<br />

zurück und le<strong>in</strong>t sie an – klappt das<br />

nicht, entschuldigt man sich mittler-<br />

weile sogar bei uns. Das Ergebnis e<strong>in</strong>es<br />

Jahres voller trotziger Gegenarbeit,<br />

langwieriger Argumentation, Futter<br />

werfen und schnellem Blocken von<br />

„Tut-nixen“.<br />

Heute kam e<strong>in</strong> Mann mit zwei JR’s<br />

(Jack Russel Terriern) an unserem Haus<br />

vorbei, als ich den Wagen auslud. Ich<br />

bat ihn, beide Hunde, die an ihren fünf-<br />

Meter-Flexis vorrannten, doch bitte<br />

kurz zu nehmen – denn zwei Häuser<br />

weiter spielten drei kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der auf<br />

der Straße, die allesamt große Angst<br />

vor Hunden haben.<br />

Was hat dieser nette Mann wohl zu<br />

mir gesagt?<br />

„Wieso – die tun nix....“<br />

Autor: Claudia Landgrafe<br />

www.signal-hund.de<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 11


Kritisch gesehen<br />

Stachel, Strom und Co.<br />

oder: Schafft Wissenschaft wirklich Wissen?<br />

Die Frage, ob Hilfsmittel wie Stacheloder<br />

Würgehalsbänder oder gar e<strong>in</strong><br />

Te letakt (Stromimpuls-Gerät) tierschutz<br />

relevant s<strong>in</strong>d oder von ‚sachkundiger<br />

Hand‘ im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Ausnah -<br />

mesitua tionen angewendet wer den<br />

dürfen, ist noch immer nicht vom<br />

Tisch.<br />

Es gibt genügend Befürworter, und<br />

m<strong>in</strong>destens ebenso viele Gegner der<br />

harten Schule. Im Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von Poli zei -<br />

hunden gilt das Stachelhalsband im -<br />

mer noch als ‚ganz normales Trai n<strong>in</strong>gs -<br />

halsband‘. Die e<strong>in</strong>en sagen, es geht<br />

nicht ohne Starkzwangmittel, vor allem<br />

<strong>in</strong> Situationen, die selbstbelohnend<br />

wirken, wie das Hetzen und Jagen von<br />

Wild. Die anderen s<strong>in</strong>d darüber empört<br />

und verweisen auf tierschutzgerechtes<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g über positive Verstärkung und<br />

Kenntnisse der Lernbiologie von Hun -<br />

den. Und selbst die Wissenschaft ist<br />

sich nicht wirklich e<strong>in</strong>ig – ja, die Anwen -<br />

dung ist ke<strong>in</strong> Problem oder doch eher,<br />

ne<strong>in</strong>, bitte nicht?!<br />

Stellen wir doch e<strong>in</strong>mal zwei unterschiedliche<br />

Versuchsaufbauten (um es<br />

mal ganz trocken zu sagen) e<strong>in</strong>ander<br />

gegenüber: zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e Studie<br />

über das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g von Polizei(schutz) -<br />

hunden, allesamt der Rasse Belgischer<br />

Schäferhund, Schlag Mal<strong>in</strong>ois angehörend<br />

auf der e<strong>in</strong>en Seite (I. Böhm1 ), und<br />

auf der anderen Seite bunt gemischte<br />

Rassen mit dem Problem des ausgeprägten<br />

Jagd- und Beutegreif verhal -<br />

tens (Teutsch / Feddersen-Petersen 2 ).<br />

Nach § 3 Nr. 5 des Tierschutzgesetzes<br />

ist es verboten, »e<strong>in</strong> Tier auszubilden<br />

oder zu tra<strong>in</strong>ieren, sofern damit erheb-<br />

12<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

S<strong>in</strong>d Starkzwangmittel wie Stachel -<br />

halsbänder <strong>in</strong> der Hundeerziehung<br />

gerechtfertigt oder nicht? Foto: Fotolia<br />

liche Schmerzen, Leiden oder Schäden<br />

für das Tier verbunden s<strong>in</strong>d«. Im gleichen<br />

Paragraphen unter Nr. 11 ist vermerkt,<br />

dass es verboten ist, »e<strong>in</strong> Gerät<br />

zu verwenden, das durch direkte Strom -<br />

e<strong>in</strong>wirkung das artgemäße Ver hal ten<br />

e<strong>in</strong>es Tieres, <strong>in</strong>sbesondere se<strong>in</strong>e Bewe -<br />

gung, erheblich e<strong>in</strong>schränkt oder es zur<br />

Bewegung zw<strong>in</strong>gt und dem Tier<br />

dadurch nicht unerhebliche Schmer -<br />

zen, Leiden oder Schäden zufügt, soweit<br />

dies nicht nach bundes- oder landesrechtlichen<br />

Vorschriften zulässig ist.«<br />

Folgendes Urteil des Bundesverfas -<br />

sungsgerichts liegt seit dem 23.02.2006<br />

vor, mit dem Aktenzeichen BVerwG 3 C<br />

14.05 und dem Leitsatz:<br />

»Der E<strong>in</strong>satz von Elektroreizgeräten, die<br />

erhebliche Lei den oder Schmerzen verursachen<br />

können, für Zwecke der Hun de -<br />

ausbil dung ist gemäß § 3 Nr. 11 TierSchG<br />

verboten.«<br />

Die Tierärztliche Vere<strong>in</strong>igung für Tier -<br />

schutz e.V. (TVT) lehnte noch 1997 die<br />

Anwendung von Elektroreizgeräten<br />

ohne Ausnahme ab, machte dann aber<br />

2006 e<strong>in</strong>en Vorschlag für die Durch -<br />

führung e<strong>in</strong>es Genehmigungsverfah -<br />

rens mit Sachkundenachweis. Auch die<br />

Bundestierärztekammer (BTK) sprach<br />

sich <strong>in</strong> den vergangenen zehn Jahren<br />

absolut gegen e<strong>in</strong>e Ausnahme re ge -<br />

lung aus. Im März 2007 fasste sie<br />

jedoch den Beschluss, dass Ausnah -<br />

men vom Verbot zulässig se<strong>in</strong> sollten,<br />

und zwar unter Vorlage e<strong>in</strong>es entsprechenden<br />

Sachkundenachweises und<br />

sofern die entsprechenden Erfüllungen<br />

der technischen Anforderungen an die<br />

Geräte gegeben seien (Deutsches<br />

Tierärzte blatt 9/2008).<br />

Da fragt man sich doch: aus welchem<br />

Grund, nach welchen Erkennt -<br />

nissen ist e<strong>in</strong> Stromhalsband nun doch<br />

<strong>in</strong> Aus nahmefällen zulässig? Wurde nur<br />

zu viel Wirbel um das ‚D<strong>in</strong>g‘ gemacht?<br />

Ist alles gar nicht so schlimm, wie man<br />

dachte? Und lösen harte Methoden <strong>in</strong><br />

der Hundeerziehung tatsächlich Stress<br />

bei Hunden aus? Dazu sollten wir kurz<br />

abklären, was „Stress“ eigentlich<br />

bedeu tet. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten<br />

Aus sagen verschiedener


Wis senschaftler. Zitat aus Imke Böhmes<br />

Dissertation1 :<br />

» … McGRATH (1970) beschreibt Stress<br />

als e<strong>in</strong>e Imbalance zwischen den Anfor -<br />

de rungen aus der Umwelt und dem Ant -<br />

wort vermögen. Bei der Stress def<strong>in</strong>ition<br />

von BREAZILE (1987) kommen … „positive“<br />

und „negative“ Stress formen vor. Er<br />

differenziert die Formen des Stresses<br />

jedoch <strong>in</strong> drei Gruppen:<br />

1. „Eustress“: positiver Stress, der nicht<br />

schädlich ist und Antworten <strong>in</strong>itiiert, die<br />

förderlich für das Wohl bef<strong>in</strong>den und den<br />

Komfort des Tieres s<strong>in</strong>d;<br />

2. „Neutral Stress“: Stress, der sich weder<br />

positiv noch negativ auswirkt;<br />

3. „Distress“: negativer Stress, der schädlich<br />

für das Tier ist, weil dadurch das Wohl -<br />

bef<strong>in</strong>den und der Komfort des Tieres<br />

pathologisch bee<strong>in</strong>flusst werden kann.<br />

Zwischen „psychologischem Stress“<br />

und „physischem Stress“ differenziert<br />

HOBFOLL (1989). Er def<strong>in</strong>iert psychologischen<br />

Stress als e<strong>in</strong>e Reaktion auf die<br />

Umge bung, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e Bedrohung oder<br />

der Verlust e<strong>in</strong>er Ressource stattf<strong>in</strong>det.<br />

MASON (1971) gibt an, dass Erwar tun -<br />

gen und Ängste bei Tieren wichtige psycho<br />

logische Ursachen für die Stress ant -<br />

wort <strong>in</strong> Form der adrenalen Sekre tion s<strong>in</strong>d.<br />

URSIN und MURISON (1984) klassifizieren<br />

„Stress“ bezüglich des „physiologischen<br />

Prozesses“. Dabei werden sämt liche physiologischen<br />

Vorgänge beim Auftreten<br />

von Stress unter dem Begriff „Aktivie -<br />

rung“ zusammengefasst. Die „Aktivierung“<br />

kann <strong>in</strong> zwei Fällen patho logisch (krankhaft,<br />

Anm. d. Verf.) werden: Bei der „normalen<br />

kurz andauernden Aktivierung“<br />

können bereits erkrankte Organe geschädigt<br />

werden oder gesunde Gewebe erfahren<br />

e<strong>in</strong>en „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffekt“. Bei der „lang<br />

andauernden Aktivierung“ können physische<br />

Veränderungen und e<strong>in</strong> Inter agie -<br />

ren mit eventuell vorhandenen patho logischen<br />

Agenzien entstehen…<br />

Laut MOBERG (2000) und BLECHA<br />

(2000) bee<strong>in</strong>trächtigt Stress das Immun -<br />

system <strong>in</strong>sbesondere durch die Akti vi tät<br />

der Hypophysenachse. Diese Immun -<br />

suppression führt dann wiederum zu<br />

e<strong>in</strong>em häufigeren Auftreten von Krank -<br />

hei ten bei unter Stress leidenden Tieren<br />

(MOBERG 2000).«<br />

Was im Klartext bedeutet: negativer<br />

Stress macht nachweislich krank, und<br />

zwar körperlich und geistig. Zitat aus<br />

Imke Böhmes Dissertation1 :<br />

»… Befürworter behaupten, dass der<br />

fachgerechte Gebrauch von Elektro reiz -<br />

geräten gegenüber anderen positiven<br />

Strafen Vorteile mit sich br<strong>in</strong>ge, weil dieser<br />

e<strong>in</strong>e zuverlässige Methode darstelle,<br />

selbst belohnendes Verhalten auch über<br />

größere Distanzen zu verh<strong>in</strong>dern. Auch<br />

die direkte Verknüpfung des Strafreizes<br />

mit dem Hundeführer sei bei der Aus bil -<br />

dung mit e<strong>in</strong>em Strom impulsgerät nicht<br />

so gegeben, wie es bei der Verwendung<br />

e<strong>in</strong>es Stachel hals bandes der Fall sei.<br />

Gegner führen an, dass der E<strong>in</strong>satz von<br />

Kritisch gesehen<br />

Elektroreizgeräten tierschutzrelevant sei,<br />

da dieser mit Angst und Furcht assoziiert<br />

werde und Stress beim Tier hervorrufe.<br />

Des Weiteren bestehe die Gefahr des<br />

unsachgemäßen Gebrauchs oder sogar<br />

Missbrauchs. Sie behaupten, dass zur Aus -<br />

bildung von Hunden tierschutzgerech-<br />

tere Alternativen zur Verfügung stünden.<br />

Über die E<strong>in</strong>- und Auswirkungen von<br />

Stromimpulsgeräten im Hundetra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

liegen bereits wissenschaftliche Arbei ten<br />

vor. SCHALKE et al. (2005) und SCHILDER<br />

et al. (2003) stellen fest, dass der E<strong>in</strong>satz<br />

von Stromimpulsgeräten unter folgenden<br />

Bed<strong>in</strong>gungen tierschutzkonform ist:<br />

Der Anwender muss über die notwendigen<br />

praktischen und theoretischen Kennt -<br />

nisse verfügen und diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Prüfung<br />

unter Beweis gestellt haben. Die Verwen -<br />

dung der Geräte darf auch unter diesen<br />

Voraussetzungen nur <strong>in</strong> bestimmten Trai -<br />

n<strong>in</strong>gssituationen erfolgen... «<br />

Im Vergleich dazu e<strong>in</strong> Zitat aus der<br />

Forschungsstudie von Teutsch / Fed -<br />

dersen-Petersen2 :<br />

1. Vorsitzende Heike Sedlak<br />

Hundehaltertra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>, Hundeverhaltensberater<strong>in</strong><br />

26603 Aurich • E-Mail Hundeschule-Ostfriesland(at)web.de<br />

Telefon 0494 / 171 159 • Mobil 0170 / 105 005 4<br />

» … Wir dürfen uns beim Umgang mit<br />

dem Hund ke<strong>in</strong>e ›Unfälle‹ beim Stra fen<br />

erlauben, die diesem e<strong>in</strong> erhebliches Lei -<br />

den zufügen können. Es gibt e<strong>in</strong>e Fülle<br />

e<strong>in</strong>setzbarer Alternativen und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs -<br />

arten, die überdies erfolgreicher s<strong>in</strong>d. Es<br />

kann nicht stark genug betont werden,<br />

dass strafende Lern metho den oder e<strong>in</strong>e<br />

bedrohliche Um ge bung Hunde ständig<br />

<strong>in</strong> Erregung versetzen. Aus dem Bestre -<br />

Hundeschule-Ostfriesland e.V.<br />

www.hundevere<strong>in</strong>-ostfriesland.de<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 13


Kritisch gesehen<br />

ben heraus, sich schützen zu müssen,<br />

führen etliche der hundlichen Reaktio -<br />

nen dann mitunter zu gefährlichen Zwi -<br />

schenfällen. Hunde werden danach oft<br />

als ›Bestien‹ tituliert.<br />

Das nötige Nachdenken, wie es zu<br />

dem Unfall kam, unterbleibt. Metho den,<br />

die auf Motivationsför derung basieren,<br />

setzen sicher mehr Phantasie beim Hun -<br />

de tra<strong>in</strong>er voraus, aber sie s<strong>in</strong>d weit erfolg-<br />

reicher und angenehmer für den Hund<br />

wie für den Besitzer. Unsere E<strong>in</strong>stellung<br />

zum Hund muss sich weiter ändern.<br />

Diese Änderungen werden letztendlich<br />

zur Abkehr vom ›Strafe-orientierten-Vor -<br />

gehen‹ beim Hundetra<strong>in</strong><strong>in</strong>g führen. Ich<br />

glaube fest daran, denn unsere E<strong>in</strong>stel -<br />

lung zum Tier ist e<strong>in</strong> Spiegelbild unseres<br />

Um gehens mit der gesamten Natur und<br />

unseren Mitmenschen.<br />

Die Mystifizierung im Hundesport,<br />

grob gesprochen, e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>fachung<br />

durch laienhafte Vorstellungen von der<br />

Ethologie des Hundes, muss endlich durch<br />

Anwendung lernbiologischer Methoden<br />

ersetzt werden…«<br />

Hier f<strong>in</strong>den wir e<strong>in</strong>e absolut gegenteilige<br />

Aussage – wer hat nun Recht und<br />

wie kommen diese Wissenschaftler auf<br />

ihre unterschiedlichen Erkennt nisse?<br />

Sehen wir uns die beiden „Ver suchs -<br />

reihen“ e<strong>in</strong>mal genauer an.<br />

Versuchsreihe 1<br />

»Nachweis von Stress über die Spei chel -<br />

cortisolwerte und der Lerneffekt durch<br />

unterschiedliche Ausbildungs methoden«<br />

(Imke Böhm1 )<br />

Ziel der Studie<br />

• Vergleich der verschiedenen Ausbildungs<br />

methoden welche ist geeig-<br />

14<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

net, e<strong>in</strong> unerwünschtes Handeln des<br />

Hun des zuverlässig abzubrechen?<br />

• welche der Methoden führt zu<br />

e<strong>in</strong>em nachhaltigen Lernerfolg?<br />

• welche Stressauswirkung haben die<br />

verschiedenen Methoden im Vergleich?<br />

Die Ausbildungsmethoden waren:<br />

1. Stachelhalsband<br />

2. Stromhalsband<br />

3. e<strong>in</strong> im Laufe von 4 Wochen aufkonditioniertes<br />

Abbruchsignal<br />

Zitat aus Imke Böhmes Dissertation 1 :<br />

»… Alle an der Studie teilnehmenden<br />

Hunde waren Diensthunde der Polizei<br />

und gehörten der Rasse Mal<strong>in</strong>ois (Bel -<br />

gischer Schäferhund) an. Insgesamt wurden<br />

42 Hunde getestet, welche von zwei<br />

Polizeidienststellen für das For schungs -<br />

vorhaben zur Verfügung gestellt worden<br />

s<strong>in</strong>d. Je nach Dienststelle hatten die Hun -<br />

Belgischer Schäferhund Mal<strong>in</strong>ois: An<br />

Hun den dieser Rasse wurden unterschiedliche<br />

Ausbildungsmethoden<br />

getestet<br />

de führer unterschiedliche Ausbilder und<br />

wurden deswegen <strong>in</strong> zwei Gruppen (H<br />

und M) e<strong>in</strong>geteilt. 22 Diensthunde stamm-<br />

ten von der Poli zei dienststelle M und 20<br />

von der Polizei dienststelle H. Das Alter der<br />

Hunde variierte von 3 Jahren bis 10 Jah -<br />

ren. 33 der Diensthunde waren männlich,<br />

9 weiblich. Jeder Polizeidiensthund nahm<br />

mit se<strong>in</strong>em/er jeweiligen Diensthunde -<br />

füh rer/<strong>in</strong> an der Studie teil. Die Hunde<br />

leben bei ihrem/ihrer Führer/<strong>in</strong> zu Hause<br />

und werden im Rahmen des Dienst hunde -<br />

wesens von diesem/dieser tra<strong>in</strong>iert. Die<br />

meisten Hunde der Studie waren durch<br />

ihr langjähriges Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an verschiedenste<br />

Stromimpulsgeräte gewöhnt. 7 Dienst -<br />

hunde der Gruppe H wurden noch nie<br />

mit e<strong>in</strong>em Elektro reizgerät gearbeitet…<br />

…<br />

Die Hilfsmittel für den Versuch waren e<strong>in</strong><br />

Gliederhalsband, e<strong>in</strong> elektrisches Erzie -<br />

hungshalsband und e<strong>in</strong> Stachel halsband.<br />

Des Weiteren kamen zwei bzw. fünf<br />

Meter lange Le<strong>in</strong>en zum E<strong>in</strong>satz. Für die<br />

Versuchssituation benötigten die Schutz -<br />

diensthelfer e<strong>in</strong>en Schutzdienstärmel<br />

und teilweise e<strong>in</strong>e Peitsche oder e<strong>in</strong>en<br />

Stock, um damit Geräusche zu erzeugen.<br />

Für das Kondi tionieren des Abbruch -<br />

signals wurde Trockenfutter oder Fleisch -<br />

wurst verwendet. Spielzeuge wie Bälle<br />

oder Beiß würste dienten im Versuch als<br />

Beloh nung oder auch im Abbruchsignal -<br />

tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g als Hilfsmittel…<br />

…<br />

In dieser Phase wurden die Versuchs -<br />

teilnehmer auf den Versuch vorbereitet,<br />

<strong>in</strong>dem das Abbruchsignal aufkonditioniert<br />

wurde und die Hunde an das Tragen<br />

e<strong>in</strong>es Elektroreizgerätes ge wöhnt wurden.<br />

Da die Ausbildung der Diensthunde<br />

mit dem Stachelhalsband rout<strong>in</strong>emäßig<br />

erfolgt, fiel e<strong>in</strong>e Gewöh nungszeit für<br />

diese Untersuchung weg. Parallel wurden<br />

die Hunde an das Handl<strong>in</strong>g bei der Spei -<br />

chelproben ent nahme gewöhnt.<br />

…<br />

Jeder Diensthund nahm an drei Ver -<br />

suchstagen teil, die standardisiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em


Abstand von jeweils sieben Tagen stattfanden.<br />

Somit dauerte der Haupt versuch<br />

für jeden Hund drei Wochen. Pro Ver -<br />

suchs tag wurde jeweils e<strong>in</strong>e der drei zu<br />

untersuchenden Aus bildungs metho den<br />

getestet. Es gab an e<strong>in</strong>em Versuchs tag bis<br />

zu drei Durch läufe (D1, D2, D3) der Ver -<br />

suchs situ a tion. Pro Versuchsdurchlauf<br />

wurde die jeweilige Ausbildungs methode<br />

e<strong>in</strong>mal, also höchstens dreimal am Tag<br />

angewendet. Der zeitliche Abstand zwischen<br />

den Versuchsdurchläufen betrug<br />

standardisiert e<strong>in</strong>e Stunde.<br />

…<br />

Alle Hunde trugen während des gesamten<br />

Versuchs gleichzeitig e<strong>in</strong> Glieder -<br />

halsband, e<strong>in</strong> Stachelhalsband und e<strong>in</strong><br />

elektrisches Erziehungshalsband. Sie<br />

wur den immer am Gliederhalsband auf<br />

das Versuchsgelände geführt und waren<br />

während des gesamten Ver suchs angele<strong>in</strong>t.<br />

Außerdem wurde jeglicher Kontakt<br />

zu anderen Hunden vermieden.<br />

…<br />

Der/die jeweilige Hundeführer/<strong>in</strong> hatte<br />

die Aufgabe, Gehorsamsübungen aus<br />

dem Bereich der Unterordnung durchzuführen.<br />

… dabei war es wichtig, dass der<br />

Hund weder durch e<strong>in</strong>e Erhebung der<br />

Stimmlage noch durch irgende<strong>in</strong>e körperliche<br />

E<strong>in</strong>wirkung bestraft wurde.<br />

…<br />

Die Anweisung ›Grundposition‹ war das<br />

Zeichen für den/die Hundefüh rer/<strong>in</strong>, …<br />

sich mit dem Hund <strong>in</strong> die Grundposition<br />

zu begeben.<br />

…<br />

Dann betrat der Schutzdiensthelfer das<br />

Versuchsgelände und nahm se<strong>in</strong>e Posi -<br />

tion e<strong>in</strong>. Der/die Hundeführer/<strong>in</strong> g<strong>in</strong>g mit<br />

dem Kommando ›Fuß‹ los, und zwar <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Rechteck um den Helfer herum.<br />

Der Schutzdiensthelfer setzte dann den<br />

Beutereiz. Als unerwünschtes Verhalten<br />

wurde je nach Aus bil dungsstand des<br />

Hundes entweder der Verlust des Blick -<br />

kontaktes zum Hunde führer, das Vor -<br />

prellen zum Helfer oder die komplette<br />

Herausnahme aus der Fußposition bewertet.<br />

Die jeweilige Strafe erfolgte <strong>in</strong> dem<br />

Moment, <strong>in</strong> welchem der Hund e<strong>in</strong> unerwünschtes<br />

Verhalten zeigte…«.<br />

Der Lerneffekt<br />

Beabsichtigt wurde der Abbruch des<br />

unerwünschten Verhaltens und das<br />

Unterlassen e<strong>in</strong>es erneuten Versuches<br />

bei der nächsten (gleichen) Aufgabe -<br />

stellung (gewolltes Meideverhalten).<br />

Abbruchkommando:<br />

erfolgreich bei 4 von 42 Hunden<br />

Stachelhalsband:<br />

erfolgreich bei 32 von 42 Hunden<br />

Stromhalsband:<br />

erfolgreich bei 39 von 42 Hunden<br />

Auswertung der Cortisolwerte<br />

(Stress hormon)<br />

Zitat aus I. Böhmes Dissertation1 :<br />

» … Bei der statistischen Analyse der<br />

Werte wurden alle am Versuch teilneh-<br />

Kritisch gesehen<br />

Zur Versuchsreihe 1 gehörte das Setzen e<strong>in</strong>es Beutereizes durch den Schutzhelfer<br />

menden Hunde berücksichtigt. Bei der<br />

Auswertung der Daten wurden zunächst<br />

die Werte nach Anwendung der Ausbil -<br />

dungsmethoden mit den Basiswerten<br />

und dann untere<strong>in</strong>ander verglichen.<br />

(Anhand der Werte)… wird deutlich,<br />

dass die Speichelcortisolbasiswerte aller<br />

teilnehmenden Hunde (beim Abbruch -<br />

kom mando) signifikant höher s<strong>in</strong>d, als<br />

die nach der Anwendung des Stromim -<br />

puls gerätes und des Stachelhalsbandes<br />

gemessenen Werte…«<br />

Zusatz zum Thema Abbruch -<br />

kommando<br />

Zitat aus I. Böhmes Dissertation 1 :<br />

» … E<strong>in</strong> weiterer Aspekt ist, dass die Hun -<br />

deführer der Polizei <strong>in</strong> der Regel positive<br />

Strafen <strong>in</strong> der Ausbildung von Dienst -<br />

hunden anwenden, um unerwünschte<br />

Verhaltensweisen abzubrechen.<br />

Das aufkonditionierte Abbruchsignal<br />

als negative Strafe wurde erst im Rahmen<br />

dieser Arbeit e<strong>in</strong>geführt und stieß bei vielen<br />

Studienteilnehmern auf Skepsis. Die<br />

Motivation, das Signal aufzukonditionieren,<br />

war bei e<strong>in</strong>igen Teilnehmern dementsprechend<br />

ger<strong>in</strong>g.<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 15


Kritisch gesehen<br />

Die Hunde, bei denen das Abbruch signal<br />

funktioniert hat, gehören der Gruppe H<br />

an, bei der aufgrund der Orts nähe e<strong>in</strong>e<br />

regelmäßige Betreuung des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

durch die den Versuch durchführenden<br />

Personen möglich gewesen ist.<br />

Da das Abbruchsignal aber nur bei 4<br />

von 20 Hunden zum Abbruch des unerwünschten<br />

Verhaltens geführt hat, kann<br />

daraus geschlossen werden, dass es trotz<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tensiven Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs aufgrund der<br />

hohen Erregungslage der Diensthunde<br />

überwiegend <strong>in</strong>effektiv ist.<br />

Zudem stellte sich heraus, dass das<br />

Tim<strong>in</strong>g den Hundeführern bei der Anwen -<br />

dung des Abbruchsignals Schwierig kei -<br />

ten bereitete, da die Diensthunde durch<br />

ihre Reaktionsschnelligkeit <strong>in</strong>nerhalb we -<br />

niger Sekunden das Le<strong>in</strong>enende erreicht<br />

hatten.<br />

Die Schlussfolgerung aus diesen<br />

Ergebnissen ist, dass e<strong>in</strong>e Ausbildungs -<br />

methode umso effektiver ist, je besser<br />

der Hundeführer ausgebildet ist und<br />

somit e<strong>in</strong> korrektes Tim<strong>in</strong>g und e<strong>in</strong>e<br />

ange messene Intensität der Methode<br />

erfolgt…«<br />

Bei dieser Versuchsreihe sche<strong>in</strong>t es so,<br />

als seien Stachel und Strom die ‚erfolgreichsten‘<br />

Ausbildungs metho den. Wer<br />

genau gelesen hat, wird aber feststellen,<br />

dass die Motivation der Hun de -<br />

führer weitaus mehr <strong>in</strong> Richtung Ab -<br />

bruch durch Strafe als <strong>in</strong> Richtung<br />

Abbruch durch Alternativverhalten<br />

g<strong>in</strong>g.<br />

Somit kann aus me<strong>in</strong>er Sicht die<br />

Aussage, das Abbruchkommando sei<br />

unwirksam oder ungeeignet, so nicht<br />

gelten, da hier der Faktor Mensch ganz<br />

entscheidend durch se<strong>in</strong> Verhalten,<br />

bzw. se<strong>in</strong>e fehlende Motivation für<br />

diese Art der Ausbildung e<strong>in</strong>gewirkt<br />

hat. Zudem werden die Hunde bewusst<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e starke und gewollte Erre gungs -<br />

16<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

lage gebracht, und der Mal<strong>in</strong>ois ist für<br />

se<strong>in</strong>e „Arbeitsfreude und Schnelligkeit“<br />

bekannt und bei der Polizei sehr be -<br />

liebt.<br />

Und lösten, aufgrund der Cortisol -<br />

werte belegt, Stachel und Strom tatsächlich<br />

so viel weniger Stress bei den<br />

Hunden aus? E<strong>in</strong>e Verhaltens beur tei -<br />

lung gibt es <strong>in</strong> dieser Dissertation nicht,<br />

sehr wohl aber <strong>in</strong> der Studie von<br />

Teutsch / Feddersen-Petersen. Sehen<br />

wir uns die andere Versuchsreihe e<strong>in</strong>mal<br />

an.<br />

Versuchsreihe 2<br />

»Gutachten zur Verwendung von Elektro -<br />

reizgeräten bei der Ausbildung von Hun -<br />

den aus ethischer und ethologischer<br />

Sicht« (Teutsch / Feddersen-Petersen 2 )<br />

Ziel der Studie<br />

Welchen Effekt hat der E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es<br />

Stromimpulsgerätes im Anti-Jagd-Trai -<br />

n<strong>in</strong>g? Teilnehmer waren Hunde unter-<br />

schiedlichster Rassen und Größen. Zitat<br />

aus der Forschungsstudie von Teutsch /<br />

Feddersen-Petersen2 :<br />

»… Im Mai/Juni 1998 wurden 12 Hun de<br />

etwa gleichen Alters mit dem Teletakt-<br />

Gerät konditioniert.<br />

Das zu beseitigende Verhaltens pro -<br />

blem war bei allen e<strong>in</strong> ausgeprägtes Jagdund<br />

Beutefangverhalten.<br />

Alle Hunde gehörten e<strong>in</strong>er Jagd hun -<br />

de rasse bzw. e<strong>in</strong>er Schutzhunderasse an<br />

und waren erwachsene und ausgebildete<br />

Schutzhunde bzw. Jagdhunde.<br />

Sie waren m<strong>in</strong>destens 10 Tage lang<br />

zuhause stundenweise mit dem Attrap -<br />

pen halsband <strong>in</strong> entspannter Atmosphäre<br />

vertraut gemacht worden. So s<strong>in</strong>d die<br />

Tiere zum<strong>in</strong>dest h<strong>in</strong>sichtlich der aufgeführten<br />

Parameter vergleichbar und es<br />

macht S<strong>in</strong>n, sie zu testen.<br />

Teilnehmende Hunde:<br />

• Deutsch Kurzhaar, Rüde, 4 Jahre, jagdlich<br />

geführt<br />

• Kle<strong>in</strong>er Münsterländer, Rüde, 5 Jahre,<br />

ausgebildet, jedoch nicht jagdlich<br />

geführt aufgrund hochausgeprägter<br />

Jagdmoti vation, die immer wieder<br />

zum Beutefang verhalten längerer<br />

Dauer führte<br />

• Rauhaardackel, Rüde, 4 Jahre, jagdlich<br />

geführt<br />

• Kurzhaarteckel, Hünd<strong>in</strong>, 6 Jahre, jagdlich<br />

geführt<br />

Die teilnehmenden Hunde der hier vorgestellten Ver suchs reihe 2 gehörten allesamt<br />

e<strong>in</strong>er Jagd- bzw. Schutzhunderasse an


• Labrador Retriever, Hünd<strong>in</strong>, 6 Jahre,<br />

jagdlich geführt<br />

• Flat coated Retriever, Rüde, 6 Jahre,<br />

nicht jagdlich geführt<br />

• Deutsch Langhaar, Rüde, 4 Jahre,<br />

jagdlich geführt<br />

• Kle<strong>in</strong>er Münsterländer, Hünd<strong>in</strong>, 5 Jahre,<br />

nicht jagdlich geführt<br />

• Deutscher Schäferhund, Rüde, 4 Jahre,<br />

geprüfter Schutzhund<br />

• Rottweiler, Rüde, 5 Jahre, Schutzhundeausbildung<br />

• Riesenschnauzer, Rüde, 4 Jahre, Schutzhundeprüfung<br />

• Rottweiler, Hünd<strong>in</strong>, 7 Jahre, Schutzhundeausbildung<br />

Da <strong>in</strong> eigener Verhaltensberatung diese<br />

Problematik so gut wie nie auftrat, anderseits<br />

alle<strong>in</strong> das selbstbelohnende Verhal ten<br />

des Jagens als e<strong>in</strong>zige Denk möglich keit<br />

e<strong>in</strong>er evtl. Indikation für e<strong>in</strong>e Konditio -<br />

nierung mit e<strong>in</strong>em Elektroreiz gerät angesehen<br />

wird, wurden entsprechende Pro -<br />

blemhunde verschiedener Therapeuten<br />

›gesammelt‹ und gleichen Tests unterzogen.<br />

Alle Hunde wurden im ›Open Field‹,<br />

also auf unbekanntem Territorium, auf<br />

Umweltsicherheit und soziale Sicherheit<br />

sowie soziale Verträglichkeit dem Hunde -<br />

halter wie der Testperson gegenüber<br />

geprüft: sozio-positives Verhalten (Ver -<br />

halten, welches zur Abstandsverm<strong>in</strong> de -<br />

rung führt, also z. B. zur Kontakt auf nah -<br />

me) wie sozio-negatives Verhalten (führt<br />

zur Distanzvergrösserung, z. B. Mei de -<br />

verhalten).<br />

Anhand des Verhaltens der Tiere (Aus -<br />

druckverhalten) waren vor und nach der<br />

Elektroreizerfahrung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten<br />

Testsituation deutliche Unter schiede<br />

nachzuweisen.<br />

Insbesondere das Sozialverhalten (30<br />

M<strong>in</strong>uten nach der Elektrostimulation)<br />

dem Hundehalter gegenüber war stark<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt. Bis auf e<strong>in</strong> Tier (Deutsch<br />

Langhaar) verhielten sich alle Hunde<br />

ängstlich, waren hektisch, blieben nicht<br />

beim Besitzer, wichen ihm vielmehr ständig<br />

aus.<br />

Der Rottweiler, der vor der Stimu -<br />

lation durch ausgeprägte Umwelt sicher -<br />

heit und Imponieren der Testperson<br />

gegen über aufgefallen war und dessen<br />

Los lau fen im Ansatz gestoppt werden<br />

konnte, trat im zweiten Testdurchgang<br />

ebenso sicher auf, wirkte jedoch gereizt<br />

und bedrohte die Testperson jetzt.<br />

E<strong>in</strong> Hund (Riesenschnauzer) war nicht<br />

ansprechbar, verkroch sich wimmernd <strong>in</strong><br />

der Ecke und zeigte Apathie.<br />

Auch die Umweltsicherheit war bei<br />

den meisten Hunden herabgesetzt, sie<br />

wichen Reizen aus, denen im ersten<br />

Durch gang angstfrei begegnet worden<br />

war, hockten bei geduckter Körper hal -<br />

tung oder bewegten sich so und zeigten<br />

Angstkoten.<br />

Die Kurzhaarteckelhünd<strong>in</strong> lief <strong>in</strong><br />

Panik zick-zack-artig über das Gelände,<br />

zeigte ausgeprägtes Fluchtverhalten und<br />

lief/sprang dabei immer wieder gegen<br />

den Zaun…«<br />

Löst die Anwendung e<strong>in</strong>es Strom hals -<br />

bandes also ke<strong>in</strong>en erhöhten Stress bei<br />

Kritisch gesehen<br />

<strong>Problemhundtherapie</strong> • Inhaber Sascha We<strong>in</strong>heimer • 22149 Hamburg<br />

Problemhundetherapeut & Gebrauchshundeausbilder<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo(at)problemhundtherapie.de • Telefon 040 / 769 749 22<br />

Mobil 0163 / 719 74 50<br />

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Hunden aus? Diese Beobachtungen<br />

belegen das Gegenteil. Die Reaktionen<br />

der Hunde reichten von Unsicherheit<br />

über Angst und Panik bis h<strong>in</strong> zu zielgerichteter<br />

Aggression.<br />

Abschließen möchte ich diesen Be -<br />

richt mit zwei weiteren Zitaten aus beiden<br />

Forschungen. Zitat aus Imke<br />

Böhmes Dissertation1 :<br />

» … Stressoren, die akut auf den Körper<br />

e<strong>in</strong>wirken, führen nach LADEWIG (1994)<br />

zu e<strong>in</strong>em deutlichen Anstieg von Cortisol -<br />

werten.<br />

Mehrere Wissenschaftler behaupten,<br />

dass das Messen des Cortisolwertes e<strong>in</strong>en<br />

Nachweis für Stress liefert (MOBERG 2000;<br />

KIRSCHBAUM u. HELLHAMMER 1994; VIN-<br />

CENT u. MICHELL 1992). MOBERG (2000)<br />

hebt hervor, dass die Voraussetzung dafür<br />

gute experimentelle Bed<strong>in</strong>gungen se<strong>in</strong><br />

müssen.<br />

E<strong>in</strong> Parameter alle<strong>in</strong> ist danach nicht<br />

geeignet, alle Typen von Stress zu repräsentieren.<br />

In Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>em<br />

anderen Parameter, zum Beispiel Verhal -<br />

tensbeobachtungen, stellt der Cortisol -<br />

wert nach VINCENT und MICHELL (1992)<br />

e<strong>in</strong>en Beweis für Stress dar…«<br />

Zitat aus der Forschungsstudie von<br />

Teutsch / Feddersen-Petersen2 :<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 17


Kritisch gesehen<br />

» … Der Hund ist e<strong>in</strong> soziales Wesen und<br />

wir s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Familie. E<strong>in</strong>e Familie, die<br />

dafür sorgt, dass er se<strong>in</strong> Fressen be kommt,<br />

die Streichele<strong>in</strong>heiten, die er braucht,<br />

erhält und körperlich und geistig gesund<br />

bleibt.<br />

Wir tragen die Verantwortung für ihn!<br />

Wir sollten diese Verantwortung ernst<br />

nehmen und uns überlegen, wie wir mit<br />

unseren Hunden umgehen! Es gibt nicht<br />

nur moralische, sondern auch sachliche<br />

Argumente – die belegt s<strong>in</strong>d – das Stark -<br />

zwang ke<strong>in</strong> Weg se<strong>in</strong> sollte <strong>in</strong> der Erzie -<br />

hung e<strong>in</strong>es Hundes! …«<br />

S<strong>in</strong>d, nach allem, was Sie nun gelesen<br />

haben, Stachel, Strom und Co. nun<br />

guten Gewissens e<strong>in</strong>setzbar? Diese<br />

18<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Entscheidung liegt ganz alle<strong>in</strong> bei<br />

Ihnen – und ich hoffe, Sie entscheiden<br />

im positiven S<strong>in</strong>ne, für Ihren Hund.<br />

Foto-Quellen:<br />

„Malionois“, Reg<strong>in</strong>a Kaute/pixelio.de<br />

„Schutzdienst“, Herwig Stieber, pixelio.de<br />

„Vizsla“ & „Pudelpo<strong>in</strong>ter“, Mar<strong>in</strong>a Gro mann<br />

/pixelio.de<br />

„Münsterländer“, Dirk O. Roth/pixelio.de<br />

Text-Quellen:<br />

(1) Dissertation „Vergleich der Stress aus -<br />

wir kungen anhand von Speichel cortisol -<br />

werten und der Lern effekte von drei<br />

Ausbildungsmethoden bei Polizei dienst -<br />

hun den“, der Tierärztlichen Hochschule<br />

Hannover vorgelegt von Imke Böhm<br />

unter wissenschaftlicher Betreuung von<br />

Univ.-Prof. Dr. H. Hackbarth, Institut für<br />

Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labor -<br />

tiere und Pferde) aus dem Jahr 2009<br />

(2) Ethisches Gutachten von Prof. Dr.<br />

Gotthard M. Teutsch, ethologisches Gut -<br />

achten von Dr. med. vet. Dorit Urd Fed -<br />

dersen-Petersen (1998) „Grundlagen e<strong>in</strong>er<br />

tierschutzgerechten Ausbildung von<br />

Hun den – Gutachten zur Verwen dung<br />

von Elektroreizgeräten bei der Ausbil -<br />

dung von Hunden aus ethischer und<br />

ethologischer Sicht“<br />

ISBN398015453X, erhältlich beim VDH<br />

(Verband für das Deutsche Hundewesen)<br />

Autor: Claudia Landgrafe<br />

www.signal-hund.de<br />

Wir s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>en<br />

straf- und gewaltfreien<br />

Umgang mit Hunden.<br />

www.absolut-hund.de


Überlegungen vor<br />

dem Hundekauf<br />

S<strong>in</strong>d alle Familienmitglieder<br />

e<strong>in</strong>verstanden?<br />

Egal, wie sehr Sie selbst sich e<strong>in</strong>en<br />

Hund als Freund, Partner, Spielgefäh -<br />

rten oder Wegbegleiter wünschen – Ihr<br />

neues Familienmitglied wird es schwer<br />

haben, wenn auch nur e<strong>in</strong> Mitglied<br />

Ihrer Familie gegen ihn ist. Unbewusst<br />

oder manchmal auch sehr bewusst<br />

wird dem Hund gezeigt, dass er unerwünscht<br />

ist oder man lässt ihm alles<br />

durchgehen, manchmal mit fatalen<br />

Folgen. Besonders K<strong>in</strong>der können sehr<br />

grausam se<strong>in</strong> und heimlich alles tun,<br />

damit das ungeliebte „Mistvieh“ wieder<br />

verschw<strong>in</strong>det. Sie ärgern und zanken<br />

den Hund oft unbemerkt, bis es zu<br />

e<strong>in</strong>em Zwischenfall kommt, der meist<br />

die Abgabe des Hundes zur Folge hat.<br />

Der Hund reagiert zunächst vielleicht<br />

nur unsicher, im weiteren Verlauf<br />

mögli cherweise auch aggressiv gegen<br />

die Person, die sich ihm gegenüber<br />

anders ver hält als der Rest der Familie,<br />

schlimms tenfalls weitet sich das<br />

Verhalten aufgrund se<strong>in</strong>er<br />

Verunsicherung auf die ganze Familie<br />

und auch fremde Per sonen aus.<br />

E<strong>in</strong>e Allergie sollte auch von vorn<br />

here<strong>in</strong> ausgeschlossen se<strong>in</strong>. Wenn Sie<br />

sich nicht sicher s<strong>in</strong>d, nehmen Sie e<strong>in</strong>ige<br />

Haare des Hundes, den Sie sich ausgesucht<br />

haben, mit zu e<strong>in</strong>em Arzt für<br />

Allergien (Allergologe) und lassen Sie<br />

sich und Ihre Familie testen. So ersparen<br />

Sie sich und auch dem Hund unnötigen<br />

Stress und e<strong>in</strong>iges an Kummer.<br />

Als besonders allergikerfreundlich<br />

gelten der Coton de Tuléar sowie der<br />

Labradoodle und Goldendoodle – aber<br />

bitte auch hier zuerst e<strong>in</strong>en Test ma -<br />

chen.<br />

Dürfen Sie e<strong>in</strong>en Hund<br />

halten (Mietwohnung)?<br />

Sehr kle<strong>in</strong>e Hunde wie Chihuahuas,<br />

Prager Rattler, Zwergp<strong>in</strong>scher oder<br />

Yorkshire Terrier gelten sozusagen als<br />

„Kle<strong>in</strong>tiere“ und dürfen ohne Geneh -<br />

migung auch <strong>in</strong> Mietwohnungen gehalten<br />

werden – solange sie nicht durch<br />

Kritisch gesehen<br />

Sie möchten sich e<strong>in</strong>en Hund anschaffen? Oder denken gar an e<strong>in</strong>en Zweitoder<br />

Dritthund? E<strong>in</strong>ige Fragen sollten Sie mit sich selbst und Ihrer Familie ausführlich<br />

und vor allem ehrlich diskutieren, bevor Sie unüberlegt e<strong>in</strong>en Hund<br />

mit nach Hause br<strong>in</strong>gen.<br />

Sehr kle<strong>in</strong>e Hunde wie der Chihuahua<br />

gelten als Kle<strong>in</strong>tiere. Bei diesen bedarf<br />

es ke<strong>in</strong>er Erlaubnis für die Haltung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Mietwohung<br />

ununterbrochenes Kläffen die Nach -<br />

barn nerven (Urteil des LG Kassel, 1997-<br />

01-30, 1 S 503/96, Rechts bereich/Nor -<br />

men: BGB) –> siehe Artikel „Hunde vor<br />

Gericht“.<br />

E<strong>in</strong> generelles Haustierverbot <strong>in</strong><br />

Miet verträgen gilt nicht. Die Klauseln <strong>in</strong><br />

Mietverträgen, nach der »die Haltung<br />

jeglicher Tiere genehmigungspflichtig«<br />

ist, braucht nicht beachtet zu werden.<br />

Streng genommen müsste der Mieter<br />

danach für jeden Goldfisch, jede Eid -<br />

echse oder jeden Kanarienvogel e<strong>in</strong>e<br />

Genehmigung des Vermieters e<strong>in</strong>holen.<br />

Da die gesamte Klausel unwirksam<br />

ist, gilt das generelle Verbot nicht. Der<br />

Mieter darf deshalb – ohne zu fragen –<br />

jedes Tier halten. Auch e<strong>in</strong>en Hund.<br />

(Amtsgericht Köln Az. 213 C 369/96)<br />

Fehlt die unwirksame Generalklausel<br />

im Mietvertrag, ist aber zum<strong>in</strong>dest die<br />

Hunde- und Katzenhaltung genehmigungspflichtig.<br />

Ausnahme: Es handelt<br />

sich um e<strong>in</strong>en Bl<strong>in</strong>denhund. Den darf<br />

der Vermieter nicht verbieten. (Bundes -<br />

gerichtshof, VIII ZR 340/06)<br />

Soll es e<strong>in</strong> Rassehund oder<br />

e<strong>in</strong> Mischl<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>?<br />

Und welche Rasse passt überhaupt zu<br />

Ihnen? Diese Fragen s<strong>in</strong>d wohl die<br />

wichtigsten überhaupt bei der Auswahl<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 19


Kritisch gesehen<br />

e<strong>in</strong>es Hundes. Wenn Sie sehr aktiv und<br />

sportlich s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong> Dackel bei Ihnen<br />

eher fehl am Platz, im Umkehrschluss<br />

wird e<strong>in</strong> Mensch mit dem Bedürfnis<br />

nach viel Ruhe mit e<strong>in</strong>em Australian<br />

Shepherd oder Belgischen Mal<strong>in</strong>ois<br />

sehr unglücklich werden.<br />

Beachten Sie bei Rassehunden und<br />

Mischl<strong>in</strong>gen, bei denen Sie wenigstens<br />

e<strong>in</strong> Elternteil kennen, bitte immer, für<br />

welche Tätigkeiten dieser Hund ur -<br />

sprünglich gezüchtet und e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wurde und heute noch wird – denn<br />

e<strong>in</strong>ige Rassen haben im Laufe der Zeit<br />

ihren ursprünglichen Job be<strong>in</strong>ahe völlig<br />

verloren und werden heute für völlig<br />

andere Arbeiten e<strong>in</strong>gesetzt, wie z. B. der<br />

Schäferhund. Er ist heute mehr Schutz-,<br />

Wach- und Sporthund und nur noch selten<br />

als Hund des Schäfers anzutreffen.<br />

So schwer es auch fällt – entscheiden<br />

Sie mit Verstand und nicht nur mit<br />

dem Herzen und dem Auge. Sie ersparen<br />

sich selbst e<strong>in</strong>e große<br />

Enttäuschung, viel Kummer und dem<br />

Hund vielleicht e<strong>in</strong> Leben im Tierheim.<br />

Thema Auslastung<br />

E<strong>in</strong> gesundes Rundum-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sollte<br />

sowohl körperliche Bewegung, als<br />

auch geistige Auslastung be<strong>in</strong>halten.<br />

Sprich – re<strong>in</strong>es Laufen, Rennen und<br />

Herum toben genügt meist nicht, um<br />

e<strong>in</strong>en Hund artgerecht auszulasten<br />

oder zu ermüden. Geistige Arbeit wie<br />

z. B. Suchspiele oder Tricks erlernen fordern<br />

Ihren Hund weit mehr als re<strong>in</strong>e<br />

Bewegung. Das gilt grundsätzlich für<br />

alle Rassen. Die Qualität Ihres geme<strong>in</strong>samen<br />

Tuns ist sehr wichtig, weniger<br />

die Quantität (Dauer). Je mehr Bewe -<br />

gung Sie Ihrem Hund „antra<strong>in</strong>ieren“, um<br />

so mehr wird er auch e<strong>in</strong>fordern!<br />

20<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Hüte- und Treibhunde<br />

s<strong>in</strong>d extrem aktiv und wollen arbeiten<br />

und das nicht nur zwei Stunden am<br />

Tag, sondern möglichst den ganzen<br />

Tag. Werden sie nicht entsprechend<br />

ausgelastet, hüten sie auch mit vollem<br />

E<strong>in</strong>satz Menschen oder Gegenstände.<br />

Regelrechte Hoch leistungssportler auf<br />

diesem Gebiet s<strong>in</strong>d der Border Collie,<br />

der Australian Shepherd, der Australian<br />

Cattledog und der Kelpie. Etwas ruhiger,<br />

aber ebenso beschäftigungsfreudig<br />

s<strong>in</strong>d Briard, Bobtail, Bouvier, Collie<br />

und Sheltie, um nur die bekanntesten<br />

Rassen zu nennen.<br />

Hirten- und Herdenschutzhunde<br />

s<strong>in</strong>d etwas ruhiger als ihre oben ge -<br />

nannten Kollegen, da sie mehr für den<br />

Schutz der Herde zuständig s<strong>in</strong>d. Das<br />

bedeutet aber auch, dass diese Rassen<br />

sehr eigenständig s<strong>in</strong>d und selbst Ent -<br />

schei dungen treffen müssen, da sie<br />

von den Schäfern oft mit der Herde<br />

alle<strong>in</strong> gelassen wurden und diese<br />

gegen Wölfe und Bären verteidigen<br />

mussten. Die Hunde s<strong>in</strong>d sehr territorial<br />

veranlagt und betrachten Fremde,<br />

egal ob Mensch oder anderes Lebe -<br />

wesen, zu nächst e<strong>in</strong>mal misstrauisch.<br />

Ihr Schutztrieb ist sehr hoch und bei<br />

Gefahr vertreiben sie den E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>g<br />

ohne zu zögern.<br />

Zu den sehr aktiven und arbeitswilligen Hüte- und Treibhunden zählen z. B. (von<br />

l<strong>in</strong>ks): Border Collie, Australian Shepherd und Harzer Fuchs (altdeutscher<br />

Hütehund)<br />

Bei Dämmerung und Dunkelheit steigert<br />

sich ihre Wachsamkeit sehr. Sie<br />

mögen auf e<strong>in</strong>en Betrachter von außen<br />

Die für den Schutz der Viehherden gezüchteten Rassen s<strong>in</strong>d etwas ruhiger als die<br />

Hütehunde. Hier diverse französische Hirtenhunde: Briard (l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> braun und<br />

rechts außen, schwarz), Bouvier (2.v.l.), Berger des Pyrenees (<strong>in</strong> blond und braun,<br />

Mitte), Berger de Picard (h<strong>in</strong>ten rechts)


friedlich und verschlafen wirken. Bei<br />

e<strong>in</strong>er unbedachten Annäherung verwandelt<br />

sich dann der so gelassen wirkende<br />

Hund plötzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en imposanten,<br />

drohenden Schutzhund, der<br />

bei Nichtbeachten se<strong>in</strong>er Warnung<br />

auch durchaus heftigen Körpere<strong>in</strong>satz<br />

zeigen kann.<br />

Folgende Rassen gehören u. a. dazu:<br />

alle Sennenhunde, Cao de Castro Labo -<br />

reiro, Komondor, Kuvasz, Anato lischer<br />

Hirtenhund (wozu auch der Kangal<br />

zählt), Pyrenäen-Berghund, Marem -<br />

mano, Do Khyi und Bergamasker.<br />

Auf dem Posten: wachsamer Do Khyi<br />

Jagdhunde<br />

s<strong>in</strong>d, wie es der Name bereits vermuten<br />

lässt, für die Jagd gezüchtet worden.<br />

Hier gibt es weitere Unterscheidun gen<br />

<strong>in</strong> Stöberhunde, Vorstehhunde, Schweiß -<br />

hunde (Suche nach verletztem Wild),<br />

Erdhunde, Jagende Hunde (Bra cken<br />

und Meutehunde) sowie Appor tier -<br />

hunde. Sie s<strong>in</strong>d sehr aktiv und sollten<br />

entsprechend ihrem speziellen Naturell<br />

ausgelastet werden, wenn sie nicht ihre<br />

Veranlagung ungebremst ausleben sollen.<br />

Dazu zählen u.a. alle Terrier, Dackel,<br />

Bracken, Beagle, Dalmat<strong>in</strong>er, Blood -<br />

hound, Golden und Labrador Retriever,<br />

alle Spaniel, Po<strong>in</strong>ter, Setter, Müns ter -<br />

länder, Weimaraner, Magyar Vizsla, Rho -<br />

desian Ridgeback und der Schweizer<br />

Zwei sehr unterschiedliche Rassen der<br />

Kategorie Jagdhunde: l<strong>in</strong>ks der ungarische<br />

Vorstehhund Magyar Viszla, rechts<br />

der kurzbe<strong>in</strong>ige Rauhaardackel<br />

Laufhund. E<strong>in</strong>e spezielle Unterkate go -<br />

rie belegen die<br />

W<strong>in</strong>dhunde<br />

Sie wurden für sehr schnelles Wild<br />

gezüchtet. Wer e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en solchen<br />

Hund <strong>in</strong> Aktion gesehen hat, wird sich<br />

reiflich überlegen, ihn unbedacht anzuschaffen.<br />

Hier f<strong>in</strong>det man Rassen wie<br />

den Galgo und Podenco, den Irischen<br />

Wolfs hund (ja, tatsächlich!), das Italie -<br />

nische W<strong>in</strong>dspiel, den Whippet,<br />

Afghanen, Greyhounds und den Barsoi.<br />

Wach- und Hofhunde<br />

Auch hier erübrigt sich e<strong>in</strong>e Erklärung.<br />

Ähnlich wie der Herdenschutzhund ist<br />

es ihre Aufgabe, Haus, Hof und se<strong>in</strong>e<br />

Bewohner zu beschützen und unter<br />

vollem Körpere<strong>in</strong>satz zu verteidigen,<br />

was wiederum e<strong>in</strong> eigenständiges Han -<br />

deln voraussetzt, sprich – der Hund<br />

entscheidet schnell selbst, wer sich<br />

nähern darf und wer angegriffen / vertrieben<br />

wird.<br />

Oft wurden auf Höfen zwei Hunde<br />

gehalten – e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer, der rasch und<br />

zuverlässig das Herannahen e<strong>in</strong>es Frem -<br />

den durch Bellen meldete und e<strong>in</strong> großer,<br />

um die Verteidigung zu übernehmen.<br />

Die Verteidiger von Haus und Hof<br />

Kritisch gesehen<br />

mussten mutig und unerschrocken<br />

sowie möglichst schmerzunempf<strong>in</strong>dlich<br />

se<strong>in</strong>, um sich nicht von e<strong>in</strong>em<br />

Schlag oder Tritt abschrecken zu lassen.<br />

Zu den Hof- und Wachhunden zählen<br />

der Spitz, der Hovawart, Deutscher,<br />

Holländischer und Belgischer Schäfer -<br />

hund, Rottweiler, Dobermann, Mastiff<br />

und Bullmastiff, Deutsche Dogge,<br />

Boxer, Leonberger und Schnauzer.<br />

E<strong>in</strong>ige dieser Rassen werden aufgrund<br />

ihrer starken Arbeitsfreude auch<br />

gern als Schutzhunde e<strong>in</strong>gesetzt. So<br />

wurde z. B. der Bullmastiff als Schutz -<br />

hund für Wildhüter gezüchtet und<br />

Riesenschnauzer bei der Armee e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Deutsche Dogge als Hofhund<br />

Nordische Hunde<br />

waren und s<strong>in</strong>d auch heute noch Zug -<br />

tiere und Wachhunde der Camps. Von<br />

ihnen werden hohe mentale und körperliche<br />

Fähigkeiten gefordert, um <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em sehr rauen Klima und mit wenig<br />

Nahrung perfekt arbeiten zu können.<br />

Diese Hunde müssen körperlich hoch<br />

belastbar und lauffreudig se<strong>in</strong> und im<br />

Schnee „den besten Trail“ zum Laufen<br />

erkennen können.<br />

Auf Kurzstrecken können Schlitten -<br />

hunde e<strong>in</strong> Tempo bis zu vierzig Stun -<br />

denkilometern erreichen, auf langen<br />

Strecken immer noch bis zu dreiundzwanzig<br />

Stundenkilometer. Man sollte<br />

den Wach- und Jagdtrieb sowie die kör-<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 21


Kritisch gesehen<br />

perliche Kraft dieser Rassen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

Falle unterschätzen!<br />

Die nordischen Hunde, wie der Husky,<br />

werden noch heute als Zugtiere und<br />

Wachhunde <strong>in</strong> Camps e<strong>in</strong>gesetzt<br />

Zu den Nordischen Hunden gehören<br />

der Akita Inu, der Alaskan Malamute,<br />

der Samojede und der Sibirian Husky.<br />

Kampf- und Kriegshunde<br />

wurden zur Abschreckung von Fe<strong>in</strong>den<br />

und zum Spaß der Menschen an Wett -<br />

kämpfen mit Tieren gezüchtet. Beson -<br />

22<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

ders die Molosser bee<strong>in</strong>drucken durch<br />

ihre kräftige Statur und ihr Aussehen.<br />

Hier stechen der Mast<strong>in</strong>o Napoletano<br />

(siehe Foto) und die Bordeauxdogge<br />

als sogenannte Nachfahren der römischen<br />

Kriegshunde heraus. Sie kämpften<br />

gegen Wölfe und Bären <strong>in</strong> Zirkus -<br />

arenen und im Krieg gegen Menschen.<br />

Weniger massige Hunde kämpften<br />

unerschrocken bis zum Tod gegene<strong>in</strong>ander<br />

oder andere Tiere. Ursprünglich<br />

wurden sogenannte „Bullenbeißer“ bei<br />

Tierkämpfen e<strong>in</strong>gesetzt, um Bullen zu<br />

Boden zu reißen. Zu diesen Hunden<br />

zählten hauptsächlich die Bulldogs und<br />

auch der Boxer, der damals noch e<strong>in</strong><br />

etwas anderes Aussehen hatte als<br />

heute. Heute werden der American<br />

Bulldog und Dogo Argent<strong>in</strong>o noch zur<br />

Wildschwe<strong>in</strong>jagd e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Der Pitbull Terrier und der American<br />

Staffordshire Terrier wurden ursprünglich<br />

bei Rattenfänger-Wettbewerben<br />

(welcher Hund tötet am schnellsten<br />

e<strong>in</strong>e vorgegebene Zahl an Ratten) und<br />

Hundekämpfen verwendet. Die Züch -<br />

ter wollten Hunde, die bis zur absolu-<br />

Bee<strong>in</strong>druckt durch se<strong>in</strong>e kräftige Statur: der Mast<strong>in</strong>o Napoletano<br />

ten Erschöpfung kämpfen konnten<br />

und wollten. Diese Rassen zeichnen<br />

sich durch e<strong>in</strong>e recht hohe Reiz schwelle,<br />

aber auch e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Selbster hal -<br />

tungstrieb aus – wenn sie e<strong>in</strong>mal käm p -<br />

fen, dann bis zum bitteren Ende, selbst<br />

wenn sie schwer oder tödlich verletzt<br />

werden. Daher stehen die meisten dieser<br />

Hunde auf den Rasselisten des<br />

Landes HundeGesetzes.<br />

Die letzte Kate gorie s<strong>in</strong>d die<br />

Gesellschafts- und Begleithunde.<br />

Diese Hunde wurden im Laufe der Zeit<br />

als Begleiter gezüchtet, die ke<strong>in</strong>e Arbei -<br />

ten mehr erledigen mussten und e<strong>in</strong>fach<br />

nur „da se<strong>in</strong>“ sollten. Viele Men -<br />

schen vergessen aber leider, dass e<strong>in</strong><br />

Hund nun mal e<strong>in</strong> Hund ist und auch<br />

die Kle<strong>in</strong>sten vom Wolf abstammen.<br />

Und e<strong>in</strong> Wolf muss arbeiten, wenn er<br />

essen will. Auch kle<strong>in</strong>e Hunde wollen<br />

beschäftigt werden, sonst stellen sie<br />

Dummheiten an oder werden <strong>in</strong> anderer<br />

Form verhaltensauffällig. Wer mag<br />

schon e<strong>in</strong>en „kle<strong>in</strong>en Kläffer“ an der<br />

Le<strong>in</strong>e oder Haustür haben?!<br />

Hier f<strong>in</strong>den wir die Rassen Mops,<br />

Havaneser, Yorkshire Terrier, Chihua -<br />

hua, Prager Rattler, K<strong>in</strong>g Charles Cava -<br />

lier Spaniel, Boston Terrier, Französiche<br />

Bulldogge, Lhasa Apso, Malteser, Peki -<br />

nese, Shih Tzu, Tibet Spaniel und Tibet<br />

Terrier.<br />

Mischl<strong>in</strong>ge<br />

bei denen Sie nicht wissen, was „dr<strong>in</strong><br />

ist“, s<strong>in</strong>d oftmals wahre Wundertüten.<br />

Manchmal kann man aufgrund ihrer<br />

Optik auf die e<strong>in</strong>e oder andere Rasse<br />

schließen. Hier müssen Sie sich bewusst<br />

se<strong>in</strong>, dass Sie vielleicht „optisch Pr<strong>in</strong> -<br />

zess<strong>in</strong> – <strong>in</strong>nerlich Godzilla“ oder „op -<br />

tisch Goliath – <strong>in</strong>nerlich Hasenfuß“<br />

bekommen. Können Sie damit leben?


Wie groß soll / darf er se<strong>in</strong>,<br />

damit alle Familienmit glie der<br />

mit ihm zurecht kommen?<br />

Auch diese Überlegung versteht sich<br />

eigentlich von selbst – das sollte es zu -<br />

m<strong>in</strong>dest. Wenn Sie e<strong>in</strong> eher zierlicher<br />

Mensch von knappen sechzig Kilo s<strong>in</strong>d,<br />

sollten Sie sich dreimal überlegen, ob<br />

Sie sich e<strong>in</strong>en Hund des gleichen Ge -<br />

wichts oder schwerer zulegen wollen.<br />

Kommen auch alle Familienmitglieder<br />

mit der gewählten Wunsch-Hunderasse<br />

zurecht?<br />

Bedenken Sie, dass e<strong>in</strong> Hund, der nur<br />

etwas mehr als die Hälfte Ihres Körper -<br />

gewichtes wiegt, sie bereits recht mühelos<br />

h<strong>in</strong>ter sich her zerren kann! Hunde<br />

haben sozusagen „Allrad“ und bei entsprechend<br />

hoher Motivations lage haben<br />

Sie nur wenig Chancen. Natürlich können<br />

Sie durch entsprechende Erzie -<br />

hung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auch e<strong>in</strong>en solchen<br />

Hund führen – aber bitte ziehen Sie<br />

dazu niemals Starkzwang mittel wie e<strong>in</strong><br />

Stachelhalsband, harte Le<strong>in</strong>enrucke<br />

oder Prügel <strong>in</strong> Erwägung! Und im echten<br />

Notfall haben Sie e<strong>in</strong>em schweren<br />

Hund nichts entgegen zu setzen.<br />

Ist e<strong>in</strong> Rüde oder e<strong>in</strong>e Hün d<strong>in</strong><br />

besser geeignet und was hängt<br />

mit dieser Auswahl zusammen?<br />

Allgeme<strong>in</strong> gesehen s<strong>in</strong>d Hünd<strong>in</strong>nen<br />

fügsamer, leichter erziehbar, aber auch<br />

ängstlicher und zurückhaltender, während<br />

Rüden eher geneigt s<strong>in</strong>d, mutig<br />

nach vorn zu stürmen und auch mal<br />

den „Macho“ raushängen zu lassen, um<br />

die Rolle des Anführers <strong>in</strong>frage zu stellen.<br />

Hünd<strong>in</strong>nen werden zwei Mal im Jahr<br />

läufig, sofern sie nicht kastriert s<strong>in</strong>d.<br />

Wenn Sie Nachwuchs vermeiden wollen,<br />

müssen Sie aufpassen! Hünd<strong>in</strong>nen<br />

s<strong>in</strong>d meist kle<strong>in</strong>er und leichter gebaut<br />

als Rüden. Im Kampf s<strong>in</strong>d sie jedoch<br />

oftmals die erbitterteren Gegner, die es<br />

todernst me<strong>in</strong>en. Kämpfe unter Hün -<br />

d<strong>in</strong> nen enden meist mit sehr viel<br />

schlimmeren Verletzungen als unter<br />

Rüden, bei denen eher körperliche Dro -<br />

h ung und „lautes Theater“ vorherrscht.<br />

Dennoch ist jeder Hund vom Wesen<br />

und Charakter her anders. Sie können<br />

im E<strong>in</strong>zelfall auch das genaue Gegen -<br />

teil vorf<strong>in</strong>den.<br />

Hunde machen Arbeit und<br />

Dreck! Wie groß darf der<br />

Pflegeaufwand se<strong>in</strong>?<br />

Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie<br />

e<strong>in</strong>en kurzhaarigen Hund oder e<strong>in</strong>en<br />

„laufenden Flokati“ zu sich nehmen<br />

wollen. Langhaarige Hunde br<strong>in</strong>gen<br />

mehr Schmutz <strong>in</strong> die Wohnung, das Fell<br />

muss mehrmals wöchentlich <strong>in</strong>tensiv<br />

gepflegt werden, damit es nicht verfilzt<br />

– was e<strong>in</strong>e komplette Schur nach sich<br />

ziehen würde. Sie brauchen sehr viel<br />

länger, um nach e<strong>in</strong>em Schwimm aus -<br />

flug oder Bad zu trocknen und müssen<br />

sehr viel öfter gründlich untersucht<br />

Kritisch gesehen<br />

werden (von Ihnen selbst), weil man<br />

beispielsweise Verletzungen nicht<br />

ohne weiteres sieht.<br />

Sehr kurzhaarige Hunde müssen bei<br />

starken M<strong>in</strong>us-Temperaturen vor der<br />

Briard am Meer: Haben Sie für die<br />

Pflege e<strong>in</strong>es „laufenden Flokatis“ genügend<br />

Zeit?<br />

Kälte geschützt werden, bzw. dürfen<br />

nicht zu lange bewegungslos im Freien<br />

verbr<strong>in</strong>gen (besonders bei kle<strong>in</strong>en Ras -<br />

sen). Und auch kurzhaarige Hunde verlieren<br />

Haare und schleppen Dreck<br />

unter den Pfoten mit <strong>in</strong> die Wohnung.<br />

Es gibt nur wenige Rassen, die kaum<br />

oder gar nicht haaren (sollen), wie den<br />

Pudel, den Coton de Tuléar, der Labra -<br />

doodle und Goldendoodle (Kreuzung<br />

aus Labrador / Golden Retriever mit<br />

Groß pudeln). Hunde mit Schlappohren<br />

müssen ebenfalls regelmäßig wegen<br />

der Ge fahr von Ohrenentzündungen<br />

un ter sucht werden. Schlappohren<br />

brauchen mehr Pflege als Steh- oder<br />

Kippohren.<br />

Wird es e<strong>in</strong> Welpe oder<br />

erwachsener Hund? „Neu“<br />

oder „Second-hand-Dog“?<br />

Welpen s<strong>in</strong>d wie Babys –<br />

e<strong>in</strong> vierundzwanzig-Stunden-Job! Alles<br />

ist neu für sie, stubenre<strong>in</strong> müssen sie<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 23


Kritisch gesehen<br />

erst werden, sie zahnen ab dem vierten<br />

Monat und knabbern alles an, was sie<br />

erreichen können, untersuchen alles,<br />

was sie zu fassen bekommen, mit vollem<br />

Körper- und Milchzahne<strong>in</strong>satz.<br />

Wel pen können Sie nicht alle<strong>in</strong>e lassen<br />

und Sie müssen sich voll um die<br />

Beschäftigung und Erziehung des kle<strong>in</strong>en<br />

Krümels kümmern.<br />

Erwachsene Hunde<br />

s<strong>in</strong>d da etwas pflegeleichter. Im Ideal -<br />

fall s<strong>in</strong>d sie stubenre<strong>in</strong> und kennen<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> wenig Grundgehorsam,<br />

passen sich ihren neuen Menschen<br />

schnell an und können stundenweise<br />

alle<strong>in</strong>e bleiben. Wie gesagt, im Idealfall.<br />

Hunde aus erster Hand –<br />

da liegt es ganz an Ihnen, wie sie werden.<br />

Natürlich haben Hunde e<strong>in</strong>en<br />

Grundcharakter und gewisse Veran la -<br />

gungen. Aber alles, was Sie mit Ihrem<br />

Hund tun und was Ihr Hund durch Sie<br />

lernt, prägt se<strong>in</strong> weiteres Verhalten.<br />

Hunde aus zweiter (dritter, vierter…)<br />

Hand –<br />

s<strong>in</strong>d Wundertüten. Sie wissen nicht,<br />

welche Erfahrungen (gute wie schlechte)<br />

der Hund gemacht hat und wie er,<br />

wenn überhaupt, tra<strong>in</strong>iert wurde. Er<br />

kann kle<strong>in</strong>ere oder größere Macken<br />

haben oder e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong> Schatz se<strong>in</strong>.<br />

Er kann auch e<strong>in</strong> ausgewachsenes<br />

Problem verursachen durch se<strong>in</strong>e<br />

Aggressionen oder Ängste. S<strong>in</strong>d Sie<br />

24<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

bereit, mit e<strong>in</strong>em guten Tra<strong>in</strong>er oder<br />

Therapeuten daran zu arbeiten und<br />

auch e<strong>in</strong>em solchen Hund e<strong>in</strong>e Chance<br />

auf e<strong>in</strong> glückliches Leben mit Ihnen zu<br />

geben? Denn Liebe und Zeit reichen<br />

manchmal e<strong>in</strong>fach nicht aus.<br />

Hunde wollen e<strong>in</strong>e Aufgabe und Be -<br />

schäftigung, sonst suchen sie sich<br />

etwas, von dem Sie garantiert nicht<br />

begeistert s<strong>in</strong>d! Egal, für welchen Hund<br />

Sie sich entscheiden – Sie werden mehr<br />

Collie-Mix als „Reißwolf“: ohne genügend<br />

Beschäftigung suchen sich Hunde<br />

etwas, von dem der Mensch nicht<br />

begeistert ist<br />

tun müssen, als „nur spazieren zu gehen“,<br />

wenn er e<strong>in</strong> ausgeglichenes und glück-<br />

CAT4DOGS Hundeerziehung • Inhaber<strong>in</strong> Cathr<strong>in</strong> Laurenz<br />

Problemhundetherapeut<strong>in</strong>, Gebrauchshundeausbilder<strong>in</strong><br />

33605 Bielefeld • Mobil: 0176 / 297 289 14 • E-Mail: <strong>in</strong>fo@cat4dogs.de<br />

www.cat4dogs.de<br />

liches Leben haben soll – und Ihr Zu -<br />

hause so bleiben soll, wie es ist. Je nach<br />

Veranlagung können Sie Such- und<br />

Bewegungsspiele machen wie Man -<br />

trail<strong>in</strong>g, Dummyarbeit / Appor tier spiele,<br />

Agility, Trick-Dog oder anderen Hunde -<br />

sport. Wichtig ist, dass Sie mit Ihrem<br />

Hund etwas geme<strong>in</strong>sam tun, was Ihnen<br />

beiden Spaß macht.<br />

Können Sie sich e<strong>in</strong>en Hund<br />

leisten? (Futter, Tierarzt, Zu -<br />

behör, Steuer, Versiche rung<br />

etc.)<br />

E<strong>in</strong> Hund braucht zw<strong>in</strong>gend Futter und<br />

Näpfe, Halsband / Geschirr und e<strong>in</strong>e<br />

Le<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong> Liegeplatz (Körbchen oder<br />

Decke) und geeignetes Spielzeug, so -<br />

wie Kauartikel vervollständigen das<br />

Sortiment. Darüber h<strong>in</strong>aus kann man<br />

reichlich Geld für Hundezubehör ausgeben,<br />

ob es nun s<strong>in</strong>nvoll ist oder nicht.<br />

Können Sie die Kosten tragen, wenn<br />

er krank wird? Der Besuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kl<strong>in</strong>ik geht schnell mal <strong>in</strong> die Hunderte<br />

von Euros. Auch Operationen und Me di -<br />

ka mente s<strong>in</strong>d selten preiswert.<br />

E<strong>in</strong>e Hundehalterhaftpflicht sollte<br />

selbstverständlich se<strong>in</strong>, auch bei kle<strong>in</strong>en<br />

Hunden. „Ihr Kle<strong>in</strong>er“ könnte e<strong>in</strong>en<br />

Rad- oder Autofahrer zum Ausweichen<br />

zw<strong>in</strong>gen und wenn es zum Unfall<br />

kommt, tragen Sie die meist erheblichen<br />

Kosten.<br />

Und auch e<strong>in</strong>e gute Hundeschule<br />

gehört dazu. Selbst, wenn Sie zuvor<br />

bereits e<strong>in</strong>en oder mehrere Hunde hatten,<br />

können Sie <strong>in</strong> Situationen geraten,<br />

<strong>in</strong> denen Sie nicht weiter wissen. Oder<br />

Sie kommen durch die charakterlichen<br />

oder rassebed<strong>in</strong>gten Veranlagungen<br />

Ihres Hundes an Ihre (erzieherischen)<br />

Grenzen.


HundeZentrum<br />

Ostfriesland<br />

Anett Kulke<br />

Hundeverhaltenstherapeut<strong>in</strong>,<br />

Hundehaltertra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>,<br />

Hundeverhaltensberater<strong>in</strong><br />

26603 Aurich<br />

E-Mail:<br />

whitewolf66(at)web.de<br />

Mobil: 01520 / 982 385 8<br />

Wer kümmert sich um ihn,<br />

wenn Sie krank werden oder<br />

<strong>in</strong> Urlaub wollen?<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung bei e<strong>in</strong>em Hunde -<br />

sitter / Freund / Familienmitglied<br />

Der Hund sollte die Person möglichst<br />

vorher kennenlernen und sie sollten<br />

sich mite<strong>in</strong>ander verstehen. Sie sollten<br />

sich sicher se<strong>in</strong> können, dass Ihr Hund<br />

gut gefüttert, ausgeführt und liebevoll<br />

behandelt wird.<br />

Pension<br />

Lassen Sie sich alles zeigen, achten Sie<br />

auf den Umgang mit den Hunden dort<br />

und auf Sauberkeit. Nach Möglichkeit<br />

sollte das Personal e<strong>in</strong>e Ausbildung im<br />

Bereich „Hund“ vorweisen können.<br />

Tierheim<br />

Der letzte Weg und die letzte Mög lich -<br />

keit, auch wenn es nur kurzfristig se<strong>in</strong><br />

soll. Hier trägt Ihr Hund <strong>in</strong> jedem Fall<br />

e<strong>in</strong>e Macke davon, und mit nach<br />

Hause, wenn Sie ihn wieder abholen.<br />

Mitnehmen<br />

Ja, bitte gerne! Nur bitte nicht auf Flug -<br />

reisen, denn der Transport <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Box<br />

im Bauch des Fliegers löst enormen<br />

Stress und Ängste aus und kann Ihren<br />

Hund traumatisieren. Suchen sie sich<br />

Ziele, die Sie mit dem Auto oder der<br />

Bahn erreichen können – es gibt genügend<br />

davon. Klären Sie vorher, ob Sie<br />

Ihren Hund mitbr<strong>in</strong>gen können oder<br />

suchen Sie direkt nach hundefreundlichen<br />

Unterkünften. Beachten Sie die<br />

E<strong>in</strong>reisebestimmungen, wenn Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

anderes Land fahren.<br />

Wenn nichts davon geht: Hände weg<br />

von e<strong>in</strong>em Hund! Kaufen Sie sich e<strong>in</strong><br />

Plüschtier.<br />

Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich e<strong>in</strong><br />

„zahmes Raubtier“ zulegen wollen, das<br />

bei falscher Behandlung gefährlich<br />

werden kann?! Bei allem niedlichen<br />

Aus sehen und der enormen Rasse viel -<br />

falt darf man e<strong>in</strong>es nicht vergessen –<br />

der Hund stammt vom Wolf ab und ist<br />

e<strong>in</strong> Raubtier – nicht nur metaphorisch<br />

gesehen, sondern sehr real. Er ist triebund<br />

<strong>in</strong>st<strong>in</strong>ktgesteuert, e<strong>in</strong> Sichtjäger,<br />

frisst Fleisch als Hauptnahrung und reagiert,<br />

wenn es se<strong>in</strong> muss, mit aggressivem<br />

Drohen und heftigem Zubeißen.<br />

Was bei sehr kle<strong>in</strong>en Hunden noch als<br />

„niedlich“ abgetan wird, kann bei großen<br />

Hunden lebensgefährlich werden.<br />

Unzählige Unfälle zwischen Mensch<br />

und Hund, teils mit Todesfolge (besonders<br />

bei K<strong>in</strong>dern) bestätigen es immer<br />

wieder. Werden Hunde falsch behandelt<br />

oder zu sehr vermenschlicht, können<br />

aus ihnen tickende Zeitbomben<br />

Kritisch gesehen<br />

werden, die bei dem nächsten Auslöser<br />

gnadenlos explodieren.<br />

S<strong>in</strong>d Sie bereit, sich mit dem Wesen<br />

des Hundes, wie er wirklich ist, ause<strong>in</strong>ander<br />

zu setzen und ihm e<strong>in</strong> wesensgerechtes<br />

Leben ohne Strafen und<br />

Gewalt zu ermöglichen? Können Sie<br />

ihn artgerecht ernähren, ihn fair und<br />

souverän anführen und ihn beschützen,<br />

vor anderen Hunden als auch vor<br />

anderen Menschen? Wollen Sie lernen,<br />

dies zu tun, falls Sie nicht wissen, wie<br />

das geht? Pfote drauf!<br />

Dann, und nur dann – wenn Sie alle<br />

diese Fragen positiv abgeklärt haben –<br />

s<strong>in</strong>d Sie bereit für e<strong>in</strong>en Hund!<br />

Fotos :<br />

„Langhaar-Chihuahua“ Mart<strong>in</strong>-Klaus/pixelio.de<br />

„Husky race“ Fotolia<br />

„franz. Hirtenhunde“ magicpen/pixelio.de<br />

„Do Khyi“ Mimay<strong>in</strong>/Wiki commons<br />

„Vizsla-Dackel“ Grossi1985/pixelquelle.de<br />

„Dogge“ Michael O./pixelio.de<br />

„Mast<strong>in</strong>o Napoli tano“ Anka Friedrich/Wiki<br />

commons<br />

„Irischer Wolfshund mit K<strong>in</strong>d“ Fotolia<br />

„langhaar“/pixelquelle.de<br />

„Reißwolf“ C. Landgrafe<br />

„Pfote drauf“ Oliver-Haja/pixelio.de<br />

Autor: Claudia Landgrafe<br />

www.signal-hund.de<br />

Quellen: Wikipedia<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 25


Tierschutzkritik<br />

Kle<strong>in</strong>e, fe<strong>in</strong>e<br />

Tierschutzforen...<br />

… jene, die die ersten beiden Silben dieses Wortes auch verdienen, s<strong>in</strong>d immens wichtig<br />

für jegliche Art von Aufklärung und Wirken im Tierschutz. Leider s<strong>in</strong>d sie rar geworden.<br />

Solche nämlich, <strong>in</strong> denen jene Themen<br />

fachlich versiert oder <strong>in</strong>teressiert diskutiert<br />

werden, die leider immer noch den<br />

aktiven Tierschutz <strong>in</strong> Deutschland be -<br />

stimmen. Dazu gehören u.a. neben allen<br />

Tätig keiten der Rettung / Sicher stellung<br />

von Tieren auch sämtliche Aufgaben<br />

der Über nahme und Vermittlung wie<br />

auch Fragen oder Problematiken bei<br />

der Tierhaltung, sei es <strong>in</strong> der Pflegestelle<br />

oder bereits im neuen Zuhause.<br />

Was sich aber heutzutage alles als<br />

„Tierschutz“-Forum eigendeklariert (an -<br />

dere Tierforen s<strong>in</strong>d hier ausdrücklich<br />

nicht geme<strong>in</strong>t), hat mit dem eigentlichen<br />

Anliegen herzlich wenig geme<strong>in</strong>.<br />

Die Liebe zum Diskutieren ist zweifelsohne<br />

geblieben, jedoch dom<strong>in</strong>iert nun<br />

der Austausch von Kochrezepten, das<br />

Lösen von Bilderrätseln bis h<strong>in</strong> zu allgeme<strong>in</strong>en<br />

„Was habt Ihr heute erlebt“ und<br />

„Ich b<strong>in</strong> sauer – der Milchmann hat mich<br />

nicht gegrüßt“ Plaudereien. Nichts gegen<br />

solche Themen (wer sie mag und für<br />

wichtig hält …), aber warum solche<br />

Beiträge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tierschutzforum vorrangig<br />

Anklang f<strong>in</strong>den, mag verwundern.<br />

Besucht man e<strong>in</strong> Aquaristikforum,<br />

will man auch nicht Beiträge über exotische<br />

Birnenrezepte lesen.<br />

Aus den zur Verfügung stehenden<br />

Forenthreads, die auch so wichtige<br />

26<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Themen wie „Tierschutz-Notfälle“, „Fahr -<br />

ketten“, „Verhaltensauffälligkeiten beim<br />

Hund“ oder „Krankheiten“ be<strong>in</strong>halten,<br />

stürzen sich Forenmitglieder wie auch<br />

- betreiber schwerpunktmäßig auf die<br />

Softthemen: Wer hat das niedlichste<br />

Sofaphoto se<strong>in</strong>es Liebl<strong>in</strong>gs? Wer die<br />

besten Grillanregungen für das Wochen -<br />

ende? Kennt jemand e<strong>in</strong> gutes Mittel<br />

gegen Rostschutz am Fahrrad oder<br />

hartnäckige Marmeladenflecke? Wäh -<br />

rend die Vielzahl der <strong>in</strong>haltsirrelevanten<br />

Tierschutzbeiträge steigt und steigt,<br />

übersieht man beflissentlich jene<br />

Photos, die vom Pflegehund XY e<strong>in</strong>gestellt<br />

werden oder vom bereits vermittelten<br />

„Glücksbub“, welcher auch noch<br />

Wochen nach der Vermittlung mit weit<br />

aufgerissenen ängstlichen Augen und<br />

e<strong>in</strong>geklemmter Rute steif neben se<strong>in</strong>em<br />

glücklich gr<strong>in</strong>senden Halter steht, der<br />

wiederum an dieser Stelle postet, wie<br />

„optisch schön doch der Hund sei und<br />

wie süß, wenn er schläft“. Wer jetzt <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em solchen Forum e<strong>in</strong>en kollektiven<br />

Aufschrei oder wenigstens dünne Kom -<br />

mentare erwartet h<strong>in</strong>sichtlich dieses<br />

Abbildes der Angst, irrt! Die Mehrzahl<br />

der Mitglieder bestätigen nur zu gerne<br />

die Schönheit des Hundes und wie froh<br />

doch alle s<strong>in</strong>d über die Chance, die der<br />

Hund nunmehr im neuen Zuhause oder<br />

von Mart<strong>in</strong>a Wald,<br />

(Hundehilfe Eifel,<br />

im Juni 2010)<br />

der Pflegestelle erhält. Welche Chance …<br />

fragt sich so mancher, wenn die Halter<br />

noch nicht e<strong>in</strong>mal erkennen, wie hochgestresst<br />

ihr Hund schon beim „normalen“<br />

Photoshoot im heimischen Garten<br />

ohne weitere Reizauslöser ist. Ob man<br />

hier tatsächlich erwarten kann, dass die<br />

Halter wissen, was sie tun und dem<br />

Hund zügig helfen, se<strong>in</strong>e Ängste zu<br />

besiegen? Wohl kaum! Manche Tier -<br />

schützer weigern sich beharrlich zu<br />

glauben, dass e<strong>in</strong> (Hunde)Leben auf<br />

e<strong>in</strong>er ausländischen Insel im (reizarmen!)<br />

H<strong>in</strong>terhof e<strong>in</strong>es ländlichen Wohn -<br />

hauses mit ausreichender Versorgung<br />

des Hundes für die nächsten Jahre ggf.<br />

besser se<strong>in</strong> könnte als e<strong>in</strong> Dase<strong>in</strong> mit<br />

(aus Sicht des Hundes) unkontrollierbaren,<br />

unerwarteten Alltags-Dauerreizen<br />

im M<strong>in</strong>utentakt, die ihn im Traumland<br />

Deutschland von e<strong>in</strong>em Angstzustand<br />

<strong>in</strong> den nächsten katapultieren. Aber<br />

e<strong>in</strong>en schönen Sofaplatz bekommt er<br />

und man muss ihm nur viel Zeit lassen<br />

(Wozu? Zum sich ängstigen ...?) und<br />

furchtbar lieb haben, dann kuriert er<br />

sich quasi von selbst. Wenn der Angst -<br />

hund sich beim nächsten Spaziergang<br />

dann panisch aus dem Halsband w<strong>in</strong>det<br />

und von e<strong>in</strong>em Auto überfahren<br />

wird, kann man selbstverständlich auch<br />

nichts dafür – weder als Halter oder


Pflegestelle noch als Tierschutzvere<strong>in</strong>...<br />

Es sche<strong>in</strong>t, als ob die seelische Notlage<br />

e<strong>in</strong>es Hundes für viele Tierschützer<br />

ke<strong>in</strong>e Belange hat, solange der Hund<br />

gut genährt ist und Stammkunde bei<br />

Sabro se<strong>in</strong> darf. Der „Rest“ ist schließlich<br />

nicht so schlimm.<br />

Gibt es dann tatsächlich e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e<br />

„Tierschutz“-relevante Forenrubrik, die<br />

sich mit qualifizierten Beiträgen füllen<br />

ließe, erschrickt man zügig, wenn man<br />

sich den Inhalt zu Gemüte führt. Da<br />

wird e<strong>in</strong> Hütehund aus dem Ausland<br />

vermittelt und der Halter ist nach wenigen<br />

Wochen mit dem Hütetrieb des<br />

Hundes überfordert. Aufgeklärt wurde<br />

er offensichtlich zuvor von dem entsprechenden<br />

Tierschutzvere<strong>in</strong> auch<br />

nicht, denn dass Hüten = Jagen ohne<br />

Tötungshandlung ist, sche<strong>in</strong>t völliges<br />

Neuland für den Halter zu se<strong>in</strong>. Die vorherigen<br />

„wir-backen-den-besten-Ku -<br />

chen“-Forenmitglieder bieten e<strong>in</strong>e Viel -<br />

zahl von unqualifizierten „Tipps“ an und<br />

und loben ebenso kollektiv, wenn der<br />

stolze Hütehundbesitzer nach e<strong>in</strong>em<br />

dreiviertel Jahr postet, dass der Hund<br />

jetzt „nur“ noch 3 x die Woche (anstatt<br />

7 Tage) für weniger als e<strong>in</strong>e Stunde auf<br />

den Spaziergängen entschw<strong>in</strong>det, nachdem<br />

er zuvor die Jogger und anderes<br />

Hundehilfe Eifel • Mart<strong>in</strong>a & Ingo Wald • Telefon: 02151/96 60 66<br />

www.hundefreud-hundeleid.de<br />

freilaufendes Getier gehütet hat. Wenn<br />

dann abseits der Brachialhundekenner<br />

e<strong>in</strong>ige wenige Mitleser schon mal vorsichtig<br />

auf die Gefahren (Straße, Jäger<br />

etc.) oder drohende Anzeigen h<strong>in</strong>weisen,<br />

die e<strong>in</strong> solches „ich-mach-nix-der-<br />

Hund-wird´s-schon-richten“-Vorgehen<br />

mit sich br<strong>in</strong>gt, hagelt es prompt Ge -<br />

gen posts solcher Hundehalter, die<br />

schon seit Jahren so verfahren und<br />

bestätigen wollen, dass schließlich wirklich<br />

„nix“ passiert. Nur um Miss<strong>in</strong>ter -<br />

pretationen vorzubeugen: es geht hier<br />

nicht darum, den verme<strong>in</strong>tlichen „Teil -<br />

erfolg“ o.g. Halter schlecht zu reden,<br />

sondern die fragwürdige E<strong>in</strong>stellung<br />

und mangelnde Verantwortung solcher<br />

Halter aufzuzeigen (ganz zu schweigen<br />

von dem grundsätzlichen Image scha -<br />

den, den dann wieder alle Hunde halter,<br />

auch die vernünftigen, ausbaden dürfen...).<br />

Käme man eigentlich als verantwortungsvoller<br />

Autofahrer auf die Idee,<br />

sich dafür loben zu lassen, dass man<br />

e<strong>in</strong>en Fußgänger „nur halb tot“ gefahren<br />

hat? Getreu dem Motto: es hätte ja<br />

auch schlimmer kommen können…?<br />

Immer wieder e<strong>in</strong> Evergreen <strong>in</strong> der<br />

Diskussionskultur ist auch der Umgang<br />

mit Foren-Notfällen. Da postet der<br />

Vermittler X, dass dr<strong>in</strong>gendst e<strong>in</strong>e Pfle -<br />

Tierschutzkritik<br />

gestelle für Hund Bello gesucht wird<br />

und spezifiziert die Voraussetzungen<br />

dafür, verbunden mit dem doch sehr<br />

deutlichen und e<strong>in</strong>fach zu verstehenden<br />

Nachsatz: „Wer diese Voraus set -<br />

zungen erfüllt, bitte melden bei ….“<br />

Und was geschieht? Das, was üblicherweise<br />

<strong>in</strong> Plauderforen passiert, meistens<br />

<strong>in</strong> dieser Reihenfolge: Forenmitglied 1<br />

postet se<strong>in</strong> <strong>in</strong>ständiges Mitgefühl mit<br />

dem armen Hund; Forenmitglied 2<br />

fragt, wieso es denn se<strong>in</strong> kann, dass der<br />

Hund so schnell umziehen muss; Foren -<br />

mitglied 3 weiß offensichtlich mehr als<br />

die Kollegen 1 und 2 und wettert auf<br />

den derzeitigen Halter und die restlichen<br />

Mitglieder 4 bis 12 jammern und<br />

leiern unisono den so nutzlosen wie<br />

nervigen Liebl<strong>in</strong>gssatz e<strong>in</strong>es jeden Ver -<br />

mitt lers herunter: „Wenn ich könnte,<br />

wie ich gerne wollte, dann würde ich ja,<br />

aber…“. Man ist geneigt, beim Lesen<br />

dieser Sätze dem Verfasser se<strong>in</strong>e Vor -<br />

liebe für den Konjunktiv um die Ohren<br />

zu schlagen, verbunden mit dem Weck -<br />

ruf, den ursprünglichen Aufruf bitte<br />

genau zu lesen, das Gehirn e<strong>in</strong>zuschalten<br />

und sich ausschließlich nur dann zu<br />

melden, wenn man im S<strong>in</strong>ne des Auf -<br />

rufes auch helfen kann. Ansons ten ist<br />

oftmals weniger mehr.<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 27


Tierschutzkritik<br />

Der absolute Höhepunkt ist aber oftmals<br />

erst dann erreicht, wenn e<strong>in</strong> solcher<br />

Notfallthread nach der S<strong>in</strong>tflut von<br />

Mitleid, Anschuldigungen, Wut, Sym -<br />

pathie bezeugungen und Konjunktiv -<br />

schwem me auch noch thematisch<br />

gefleddert wird.<br />

Wehe jenen Forenmitgliedern, die<br />

versuchen, sich ernsthaft mit tier -<br />

schutzrelevanten Fragen ause<strong>in</strong>ander<br />

zu setzen, sei es nun <strong>in</strong> Bezug auf Ver -<br />

haltens auffälligkeiten e<strong>in</strong>es Tieres oder<br />

Ver mitt lungsabläufe oder das leidige<br />

Thema des Rückläufers oder, oder, oder.<br />

Aus leidgeprüfter Erfahrung wissen viele<br />

um Ernsthaftigkeit bemühte Fo ren -<br />

mitglieder, dass man nicht e<strong>in</strong>fach<br />

schreibt, was man zu sagen hat. Ne<strong>in</strong> –<br />

so e<strong>in</strong>fach geht das nicht! Denn Dis -<br />

kussionen, die hart, aber herzlich verlaufen<br />

(sprich: die auch mal <strong>in</strong> Form von<br />

„freundlich-direktem Tacheles“ geführt<br />

werden), s<strong>in</strong>d verpönt. Nicht nur bei der<br />

Kuchenrezeptfraktion, sondern oftmals<br />

bei den Forenbetreibern selbst. Der<br />

„Heile-Welt“-Ansche<strong>in</strong> muss gewahrt<br />

bleiben, denn jedes Forenmitglied soll<br />

sich schließlich pudelwohl fühlen dürfen<br />

im selbstgewählten Bad der Bei -<br />

träge. Jedes direkte Wort ist demzufolge<br />

auch e<strong>in</strong> unfreundliches Wort.<br />

Und jeder direkt formulierte Missstand<br />

demzufolge auch e<strong>in</strong> gezielter <strong>in</strong>divi-<br />

28<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

dueller Angriff auf die Mitleserschaft,<br />

aus der sich der E<strong>in</strong>zelne – irgendwie –<br />

immer persönlich angesprochen fühlt<br />

(jedem sche<strong>in</strong>t der Schuh zu passen,<br />

auch wenn er 5 Nummern zu groß ist).<br />

Was wiederum die Foren-Netiquette<br />

verletzt. Nicht selten enden dann Dis -<br />

kussionen um ernsthafte Themen, noch<br />

bevor sie richtig begonnen haben, mit<br />

der Löschung der Beiträge. Die heile<br />

Welt… sie ist wichtig; wichtiger als<br />

Probleme aufzugreifen, zu diskutieren<br />

und zu lösen. Dennoch… es gilt zu<br />

akzeptieren, dass jeder Forenbetreiber<br />

auch se<strong>in</strong> eigener Hausherr ist – er, und<br />

nur er bestimmt, was auf den Tisch<br />

kommt. Das ist se<strong>in</strong> gutes Recht. So wie<br />

auch jeder Gast entscheiden kann, ob<br />

ihm die servierte Kost schmeckt und er<br />

zum nächsten Mahl wiederkehren<br />

möchte. Falls nicht, sucht man sich besser<br />

e<strong>in</strong>en anderen Koch, e<strong>in</strong>en, mit dessen<br />

Kost man sich identifizieren kann.<br />

Schade nur, dass die Anzahl der wirklich<br />

guten Köche nicht im gleichen Maße<br />

steigt wie die der schlechten.<br />

In den seltenen Fällen, <strong>in</strong> denen überhaupt<br />

noch so etwas wie „Tierschutz &<br />

Co.“ diskutiert wird, macht sich nunmehr<br />

e<strong>in</strong> weiteres Phänomen <strong>in</strong> unserer<br />

Foren-Diskussionslandschaft breit:<br />

Das „ich schreibe, was ich me<strong>in</strong>e, aber<br />

me<strong>in</strong>e nicht, was ich schreibe“ – Phä -<br />

Hundeverhaltenstherapie • Sem<strong>in</strong>are für Hundehalter<br />

Straf- und gewaltfreie Hundeerziehung<br />

Silvia Löw • 36039 Fulda • Telefon 0160 / 3 15 53 43 • <strong>in</strong>fo@hundeschule-osthessen.de<br />

wwww.hundeschule-osthessen.de<br />

nomen. Kurzum: Bevor man überhaupt<br />

etwas „kritisch“ <strong>in</strong> Schriftform anmerkt<br />

oder diskutiert, werden nun zunächst<br />

wortschwall- und seelenbalsamartige<br />

Voraberklärungen geliefert, <strong>in</strong> denen<br />

sich der Beitragsschreiber <strong>in</strong> spe noch<br />

vor se<strong>in</strong>em eigentlichen Diskussions -<br />

beitrag pauschal und prophylaktisch<br />

dafür entschuldigt, falls sich jemand auf<br />

den Schlips getreten, missverstanden,<br />

angegriffen oder nicht ausreichend<br />

gewürdigt fühlen sollte… Köstlich!<br />

Aber ansche<strong>in</strong>end unerlässlich, will<br />

man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Forum diskutieren, <strong>in</strong><br />

dem die Mehrheit der Forenmitglieder<br />

von emotionaler Entrüstung lebt. E<strong>in</strong><br />

bekannter Soziologe hat dies e<strong>in</strong>mal<br />

unter dem Obergriff „Diskussions-<br />

Bescheuertheit“ zusammengefasst. Ge -<br />

me<strong>in</strong>t ist damit das unfreie und oftmals<br />

unehrliche Gerede im öffentlichen<br />

Raum. Dazu zählt u.a. auch, dass sich<br />

manche Forenmitglieder <strong>in</strong> fremden<br />

Beiträgen immer als Opfer wiedererkennen<br />

und damit im Verfasser dieser<br />

Beiträge logischerweise den Täter<br />

sehen. Diese Forenopferlämmer lauern<br />

geradezu auf Beiträge, über die sie sich<br />

– selbstverständlich hoch emotional,<br />

bar jeder gedanklichen Rationalität –<br />

entrüsten können. Das Opfer ist – nicht<br />

nur <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en eigenen Augen – immer<br />

der moralische Sieger und setzt damit<br />

unter gleichges<strong>in</strong>nten Opferjüngern<br />

e<strong>in</strong>e nicht zu unterschätzende Dynamik<br />

<strong>in</strong> Gang. Am Ende gibt es Scharen von<br />

Forenopfern, die sich gegenseitig ihre<br />

Wunden lecken, tröstend versichern,<br />

dass sie die Gutmenschen s<strong>in</strong>d und<br />

Front machen gegen alles Böse, das sich<br />

noch mit den eigentlichen, ursächlichen<br />

Problemfeldern des Tierschutzes<br />

ause<strong>in</strong>andersetzen will, mit direkten<br />

Worten und Taten… e<strong>in</strong>fach zu un -<br />

freundlich, gelle?! Dann lieber unehr-


lich, aber super freundlich, e<strong>in</strong>em Foren -<br />

mitglied zum neuen, selbstverständlich<br />

sooo süßen Hund gratulieren. Dem<br />

Forenmitglied, das noch vor wenigen<br />

Wochen den letzten Pflegehund e<strong>in</strong>es<br />

örtlichen Tierheims nicht schnell genug<br />

loswerden konnte und aufgrund von<br />

„Problemen mit dem Vermieter“ e<strong>in</strong>e<br />

kurzfristige stichtagsbezogene Umplat -<br />

zierung des Hundes forderte und das<br />

Pflegestellen-Aus e<strong>in</strong>läutete – eben aus<br />

diesem Grund. Aber das haben „freundliche“<br />

Mitleser selbstverständlich schon<br />

vergessen und verziehen. E<strong>in</strong>e vergleichsweise<br />

harmlose Unehrlichkeit;<br />

Neues zum Fall „Zarenhof“<br />

Gesa K. ist angeklagt!<br />

Auszug aus dem Anklageschreiben der<br />

Staatsanwaltschaft Trier an das Amts -<br />

gericht Daun, Berl<strong>in</strong>er Straße, 54550<br />

Daun:<br />

»Gesa K. wird angeklagt, vom 01.09.2009<br />

bis 27.09.2010 <strong>in</strong> Üxheim-Nollenbach<br />

durch 2 rechtlich selbstständige Handlun -<br />

gen<br />

1. durch die selbe Handlung<br />

durch Unterlassen<br />

a) rechtswidrig e<strong>in</strong>e fremde Sache<br />

beschädigt oder zerstört zu haben,<br />

b) <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 7 tate<strong>in</strong>heitlichen Fällen<br />

e<strong>in</strong> Wirbeltier ohne vernünftigen Grund<br />

getötet und <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens 16 tate<strong>in</strong>heitlichen<br />

Fällen e<strong>in</strong>em Wirbeltier länger<br />

anhaltende oder sich wiederholende<br />

erhebliche Schmerzen oder Leiden zugefügt<br />

zu haben,<br />

2. <strong>in</strong> der Absicht sich oder e<strong>in</strong>en Dritten<br />

e<strong>in</strong>en rechtswidrigen Vermögensvorteil<br />

zu verschaffen, das Vermögen e<strong>in</strong>es anderen<br />

dadurch beschädigt zu haben, dass<br />

sie durch Vorspiegelung falscher oder<br />

da gibt es ganz andere, die aber ebenso<br />

„freundlich“ übergangen werden.<br />

Zeige mir De<strong>in</strong>e Forumsbeiträge und<br />

ich sage Dir, wer Du bist! Dieser Fest -<br />

stellung alter Tierschutz-Forenhasen<br />

kann man nur zustimmen – viele Tier -<br />

schützer mit Herz und Verstand haben<br />

dies schon längst erkannt. Sie nutzen<br />

ihr Forum (welches mit e<strong>in</strong>em nicht<br />

unerheblichen Mehraufwand an Zeit<br />

geführt und moderiert werden will,<br />

wenn es e<strong>in</strong>em gewissen Niveau standhalten<br />

und e<strong>in</strong>e tierschutzrelevante<br />

Aufgabe erfüllen soll…) und schauen<br />

genau h<strong>in</strong>, wer bei ihnen mitdiskutiert<br />

durch Entstellung oder Unterdrückung<br />

wahrer Tatsachen e<strong>in</strong>en Irrtum erregte<br />

oder unterhielt.<br />

.....<br />

Vergehen, strafbar gemäß §§ 263 Abs.1,<br />

303 Abs. 1, 303c Abs. 1, 13, 52, 53 StGB, §<br />

17 Nr. 1, Nr. 2b TierSchG«<br />

Liebe Leser,<br />

lange hat es gedauert. Endlich ist es so<br />

weit: die Ermittlungen der Staatsanwal -<br />

tschaft Trier gegen Gesa K. s<strong>in</strong>d abgeschlossen.<br />

BItte denken Sie nicht, ich hätte mich<br />

nicht weiter gekümmert, dem ist nicht<br />

so. Ich musste es eben nur etwas „zurück -<br />

gezogener“ tun, da ich dachte, mir wür -<br />

de die Luft ausgehen, wenn ich zusätzlich<br />

noch die Bef<strong>in</strong>dlichkeiten anderer<br />

Menschen <strong>in</strong> der Öffentlichkeit berücksichtigen<br />

muss.<br />

E<strong>in</strong>ige können sich sicherlich vorstellen,<br />

dass es mehr als zermürbend se<strong>in</strong><br />

kann, wenn nichts, aber auch absolut<br />

gar nichts passiert, obwohl die Fakten<br />

doch augensche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong> Vergehen<br />

bezeugen.<br />

Tierschutz<br />

und ihrem Tierschutz-Anliegen dienlich<br />

ist. Alle anderen werden – nachdem<br />

ihre (sicherlich auch durchaus nette)<br />

„Ges<strong>in</strong>nung“ erkennbar ist – aber eben<br />

nicht dem Ziel e<strong>in</strong>es Tierschutz-Forums<br />

entspricht bzw. dieses fördert, freundlich<br />

gebeten, sich e<strong>in</strong>en anderen Spiel -<br />

platz zu suchen.<br />

Die „Kuchen- und Plauderforen“ wird´s<br />

freuen… ihr Nachwuchs ist ihnen mehr<br />

als gewiss!<br />

Autor: Mart<strong>in</strong>a Wald<br />

www.hundefreud-hundeleid.de<br />

Deswegen b<strong>in</strong> ich um so erleichteter,<br />

dass die Staatsanwaltschaft Trier e<strong>in</strong>e<br />

Eröffnung des Hauptverfahrens – vor<br />

e<strong>in</strong>em Strafrichter – beantragt hat!<br />

Ich danke allen, die geholfen haben,<br />

die Beweiskette zu vervollständigen.<br />

Me<strong>in</strong> besonderer Dank geht <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie an Melanie Triebel. Außerdem<br />

danke ich dem Büro von BESCHÜTZER -<br />

<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kte, namentlich Barbara Seché,<br />

Carol<strong>in</strong> Sperk und Sebastian Fromm -<br />

herz.<br />

Natürlich möchte ich mich auch bei<br />

allen Menschen bedanken, die mich bis<br />

hierher unterstützt und Verständnis aufgebracht<br />

haben.<br />

Es wird noch lange dauern, bis wirklich<br />

etwas erreicht und entschieden<br />

wird. Ich halte durch, ich hoffe, Ihr tut es<br />

auch.<br />

DANKE!<br />

Sonja Zietlow<br />

Quelle Text und Foto:<br />

www.derzarenhof<strong>in</strong>fo.com<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 29


<strong>Tierleid</strong><br />

Wann hat das<br />

endlich e<strong>in</strong> Ende?<br />

Haustiertransporte<br />

Foto: iStockphoto<br />

durch Europa Öffentliche Nachrichten und Informationen<br />

gesammelt von: Tierwelt-im-Schatten.de<br />

Junger Vere<strong>in</strong> möchte auch e<strong>in</strong><br />

Stück vom Kuchen<br />

»Für unsere Tierschutzfahrt vom 7.-<br />

9.1.2011 suchen wir ganz dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>en<br />

super zuverlässigen Tierfreund der die<br />

Fahrt begleiten könnte.<br />

Bed<strong>in</strong>gung wäre Führersche<strong>in</strong>, damit<br />

der Hauptfahrer entlastet werden kann<br />

(PKW Führersche<strong>in</strong>) und die Kosten für<br />

die Pension!!!<br />

Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> junger Vere<strong>in</strong> und unterstützen<br />

e<strong>in</strong> Tierheim <strong>in</strong> Ungarn. Die<br />

Reise geht nach Kaposvar, südl. vom<br />

Plattensee. Leider kann von unserem<br />

Vere<strong>in</strong> diesmal die Fahrt niemand<br />

begleiten, deshalb suchen wir dr<strong>in</strong>gend<br />

e<strong>in</strong>e zuverlässige Person!«<br />

Na, das sche<strong>in</strong>t sich ja zu rentieren.<br />

Reicht der Kuchen für alle Absahner?<br />

Krach und Zank um das größe Stück<br />

vorprogrammiert?<br />

Zur Auswahl e<strong>in</strong> paar Ergebnisse bei<br />

google, für jedermann frei zugänglich<br />

zum Selberlesen:<br />

Stellenangebote im Tierheim – Tier -<br />

pfle ger, Helfer,Praktikum und ...<br />

Die Reise geht nach Kaposvar, südl.<br />

vom Plattensee. Leider kann von unserem<br />

Vere<strong>in</strong> diesmal ... <strong>in</strong>fo@abc-tierschutz.de,<br />

Besuchen Sie auch<br />

www.giraffenland.de.<br />

tierheim-tiere.de/cgi-b<strong>in</strong>/baseportal.pl?<br />

htx=/...tiere... -1294058904<br />

30<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Nachrichten | Balaton Zei -<br />

tung<br />

1. Jan. 2011 ... Kaposvár - Der Tierschutz -<br />

vere<strong>in</strong> Philip <strong>in</strong> Kaposvár hat deutsche<br />

Unterstützung bekommen. Zehn mo -<br />

bile Zw<strong>in</strong>ger trafen am Dienstag auf<br />

dem ...<br />

www.balaton-zeitung.<strong>in</strong>fo/nachrichten?page=11<br />

- 1294058904<br />

Vizi, e<strong>in</strong> Labrador-Vizsla-Mix, sehr lieb<br />

und anspruchslos! <strong>in</strong> ... Aufenthalts -<br />

ort:Tierheim Kaposvar Im tierheim seit:<br />

2007 --- Kontakt : Maren Mittelstädt ...<br />

kle<strong>in</strong>anzeigen.ebay.de/anzeigen/sanzeige/vizi,-e<strong>in</strong>...mix.../16067083<br />

-<br />

Tierhilfe Wuerfo | Tierschutz - Tierheim<br />

Philipp <strong>in</strong> Kaposvar (Ungarn)<br />

Die Tierhilfe Wuerfo engagiert sich im<br />

In- und Ausland für notleidende Tiere.<br />

www.tierhilfe-wuerfo.ch/.../tierheimphilipp-kaposvar-ungarn.html<br />

- Im Cache<br />

Projekt Kaposvar - IGGrenzenlos jetzt<br />

Tierschutz Projekt Ungarn eV<br />

E<strong>in</strong> warmer Platz Auch die Tier schüt -<br />

zer vor Ort brauchen e<strong>in</strong>en warmen<br />

Platz um mal e<strong>in</strong>e ... Kaposvar - gibt es<br />

Hoffnung? Das Tierheim Kaposvár liegt<br />

auf der ...<br />

www.tierschutz-ungarn.de/.../projektkaposvar/<strong>in</strong>dex.php<br />

- Im Cache<br />

Kaposvar - gibt es Hoffnung?<br />

Von der Menschheit sche<strong>in</strong>bar vergessen<br />

leben im Wald von Kaposvar die<br />

Hunde ... www.tierschutz-ungarn.de/..<br />

./projektkaposvar/kaposvargibteshoffnung.php<br />

- Im Cache<br />

Weitere Ergebnisse anzeigen von tierschutz-ungarn.de<br />

Muss PAULA im Tierheim aufwach -<br />

sen??? (Kaposvar) - Tierheim ...<br />

22. Dez. 2010 ... Muss PAULA im Tier -<br />

heim aufwachsen ??? | Kle<strong>in</strong>anzeigen<br />

bei De<strong>in</strong>e-Tierwelt.de - neu und<br />

gebraucht kaufen und verkaufen.<br />

www.de<strong>in</strong>e-tierwelt.de/.../muss-paulaim-tierheim-aufwachsen--a73812847/<br />

-<br />

Im Cache<br />

NOTFALL: BENCE (Kaposvar) - Tier heim-<br />

Mischl<strong>in</strong>gsRüde über 50cm<br />

NOTFALL : BENCE | Kle<strong>in</strong>anzeigen bei<br />

De<strong>in</strong>e-Tierwelt.de - neu und gebraucht<br />

... www.de<strong>in</strong>e-tierwelt.de/.../notfallbence-a73810752/<br />

- Im Cache<br />

Weitere Ergebnisse anzeigen von<br />

de<strong>in</strong>e-tierwelt.de<br />

H - TH Philip - Kaposvar 2010 -<br />

suzy utz<strong>in</strong>ger - stiftung für tierschutz ....<br />

Hier erfahren Sie mehr über das Tier -<br />

heim Philip im ungarischen Kaposvar ...<br />

www.susyutz<strong>in</strong>ger.ch/content/home/<strong>in</strong><br />

dex.php?id=465 - Im Cache


Tierheim vers<strong>in</strong>kt im Schlamm<br />

4. Dez. 2010 ... Jetzt brauchen die Tiere<br />

<strong>in</strong> Kaposvar Ihre Hilfe. ... Die Hunde -<br />

hütten werden wir <strong>in</strong> Kaposvar bauen<br />

lassen (hohe Transportkosten der sperrigen<br />

...<br />

tierschutzprojekt-ungarn.de/.../projektkaposvar/tierheimvers<strong>in</strong>ktimschlamm.p<br />

hp - Im Cache<br />

Tierheim Kaposvar<br />

Ich stelle hier e<strong>in</strong> paar von den vielen<br />

Hunden aller Rassen vor, die von Tier -<br />

heim Kaposvar <strong>in</strong> gute Hände vermittelt<br />

werden. Wenn Sie e<strong>in</strong>em dieser armen<br />

aber ... – www.arpadhaus.de/.../tierheim_kaposvar.html<br />

- Im Cache -<br />

Bilder illegaler Transport<br />

http://www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de/<br />

(Bilderstrecke Hundetransport)<br />

Laster total überladen<br />

Offenburg (aho) – Bei e<strong>in</strong>er Kontrolle<br />

der Polizei am Freitagvormittag auf der<br />

A 5 wurde im Laderaum e<strong>in</strong>es stark überladenen<br />

LKW e<strong>in</strong>er Tierschutzorga ni sa -<br />

tion 42 erschöpfte Hunde, darunter<br />

zwölf Welpen und etliche Jungtiere im<br />

Alter zwischen fünf Monaten und ei -<br />

nem Jahr, gefunden. E<strong>in</strong>geschlossen <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>e Transportboxen waren die Vier -<br />

be<strong>in</strong>er bereits 30 Stunden unterwegs.<br />

Die 43 Hunde aus Spanien und Portugal<br />

waren für Tierheime im ganzen Bun des -<br />

gebiet bestimmt, wie die Polizei am<br />

Dienstag mitteilte. Bis die letzten Tiere<br />

an ihrem jeweiligen Ziel versorgt worden<br />

wären, wären weitere zehn Stun -<br />

den vergangen. E<strong>in</strong> Hund hätte <strong>in</strong> Ham -<br />

burg abgeladen werden sollen. E<strong>in</strong>igen<br />

Tieren fehlten zudem vorgeschriebene<br />

ego-dog<br />

Beratung/Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g/Therapie<br />

Inhaber<strong>in</strong> Ingrid Köcher<br />

He<strong>in</strong>estraße 18 • 91074 Herzogenaurach<br />

Telefon: 0162-9661057<br />

E-Mail: ikoecher@ego-dog.de<br />

www.ego-dog.de<br />

Impfungen. Die Polizei leitete den Lkw<br />

zur Offenburger Tie rher berge, wo die<br />

Tiere unter Aufsicht des Veter<strong>in</strong>äramtes<br />

versorgt wurden.<br />

http://www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de/<br />

kle<strong>in</strong>/page/8/<br />

Tollwut e<strong>in</strong>geschleppt<br />

Tollwut bei e<strong>in</strong>er illegal aus Kroatien<br />

e<strong>in</strong>geführten Hünd<strong>in</strong> festgestellt<br />

Erster Tollwutfall im Regierungsbezirk<br />

Freiburg seit über 14 Jahren<br />

Am 29. Dezember 2008 wurden im<br />

Gehirn e<strong>in</strong>er ca. 6½ Monate alten, mittelgroßen<br />

Mischl<strong>in</strong>gshünd<strong>in</strong> bei der<br />

Untersuchung im Chemischen und<br />

Veter<strong>in</strong>äruntersuchungsamt Freiburg<br />

massenhaft Tollwutvirus-spezifische<br />

Fluo reszenzherde gefunden. Die Hün -<br />

d<strong>in</strong> zeigte laut Vorbericht des zuständigen<br />

Veter<strong>in</strong>äramtes zentralnervöse<br />

Symp tome sowie aggressives Verhalten<br />

und wurde daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschläfert.<br />

Welpen <strong>in</strong> Geflügelbox<br />

Illegalen Tiertransport gestoppt<br />

Ort: Passau, Datum: 16.11.2009 um 13:00<br />

Pressebericht des PP Schwaben-Nord:<br />

PASSAU: Die Schleierfahnder kontrollierten<br />

am Montag, 16.11.2009, gegen<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

13.00 Uhr, auf der A 3 an der Rastanlage<br />

Donautal-Ost e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>transporter<br />

aus Mittelfranken. In dem als Tiertrans -<br />

porter umgebauten Fahrzeug beförderte<br />

der 46jährige Pferdehändler zwei<br />

Esel und vier Hundewelpen.<br />

Es wird noch viel zu wenig<br />

kontrolliert.<br />

Vor nicht allzulanger Zeit habe ich mich<br />

mit e<strong>in</strong>em Zollbeamten unterhalten,<br />

der mir Folgendes sagte: »Stelllen Sie<br />

sich doch mal nachts nahe der Grenze<br />

an die Autobahn und beobachten den<br />

Verkehr. Sie würden sich wundern, aus<br />

wie vielen Kle<strong>in</strong>transportern es lautstark<br />

bellt.«<br />

Und es nimmt ke<strong>in</strong> Ende<br />

Schreckliche Transportbed<strong>in</strong>gungen<br />

Tierschützer entdecken e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>bus<br />

voller Hunde<br />

Den Mitarbeitern des Tier schutzvere<strong>in</strong>s<br />

Nürnberg-Fürth bot sich kürzlich e<strong>in</strong><br />

schreckliches Bild: In e<strong>in</strong>em Kle<strong>in</strong>trans -<br />

porter, den der Vere<strong>in</strong> mithilfe der Poli -<br />

zei <strong>in</strong> Buchenbühl stoppen ließ, Marco<br />

Puschner 17.2.2010 – Quelle:<br />

http://www.nz-onl<strong>in</strong>e.de/<br />

artikel.asp?art=1174330&kat=11<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 31


<strong>Tierleid</strong><br />

Hunde von Spanien nach<br />

Italien gekarrt<br />

Illegaler Transport: Elf Spitz-Welpen<br />

aus Ungarn aus Kofferraum befreit<br />

26.01.2010 | 16:41 |<br />

Gattendorf (ZP) Elf Welpen rettete die<br />

Polizei bei e<strong>in</strong>er Rout<strong>in</strong>ekontrolle im<br />

Bur genland. Die Tiere sollten von Ru mä -<br />

nien nach Norwegen gebracht werden.<br />

Die elf Hundwelpen lagen zusam mengepfercht<br />

im Kofferraum e<strong>in</strong>es nor wegischen<br />

Autos. Am 25.01.2010, um<br />

23.40 Uhr, wurde von Beamten der<br />

Polizei <strong>in</strong>spektion Nickelsdorf AGM auf<br />

der Bundesstraße B 10, <strong>in</strong> Fahrtrichtung<br />

Wien, im Geme<strong>in</strong>degebiet von Gatten -<br />

dorf, e<strong>in</strong> Pkw mit norwegischem Kenn -<br />

zeichen angehalten und e<strong>in</strong>er Kontrolle<br />

... «weiter»<br />

32<br />

Hundehexe<br />

Inhaber<strong>in</strong> Jan<strong>in</strong>e Bengs<br />

Therapie von Fehl- und<br />

Problemverhalten<br />

Mobil: 0176/238 342 24<br />

10967 Berl<strong>in</strong><br />

E-Mail:<br />

bengs@hundehexe.de<br />

www.hundehexe.de<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Kreis Euskirchen: Tiertransport vor<br />

dem Welpenwaisenhaus gestoppt<br />

22.01.2010 | 07:26 |<br />

(ZP) E<strong>in</strong> Tiertransport aus Spanien<br />

wur de am Dienstagnachmittag vor dem<br />

Welpenwaisenhaus <strong>in</strong> Tondorf kontrolliert.<br />

Die Amtsveter<strong>in</strong>är<strong>in</strong> ließ 13 Hunde<br />

beschlagnahmen. Sie befürchtete e<strong>in</strong>en<br />

illegalen Tiertransport. Nach Aussagen<br />

der Veter<strong>in</strong>ärbehörde sei man nach<br />

H<strong>in</strong>weisen aus Spanien und Baden-<br />

Württemberg e<strong>in</strong>er Organisation auf<br />

der Spur, die gutwillige Tierschutz -<br />

vere<strong>in</strong>e und Initiativen ausnutze, um<br />

ungeimpfte Hunde aus Südeuropa<br />

nach Deutschland zu br<strong>in</strong>gen und<br />

damit Geschäfte ... «weiter»<br />

Kreis Ahrweiler: Illegaler Tierhandel <strong>in</strong><br />

Remagen aufgeflogen – Staatsanwalt -<br />

schaft ermittelt gegen Vere<strong>in</strong> - [Update]<br />

24.12.2009 | 11:49 |<br />

Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat<br />

Ermittlungen gegen den Tierschutz -<br />

vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Remagen aufgenommen.<br />

Nach Informationen des General-Anzei -<br />

gers sollen mehr als 100 Hunde und<br />

Katzen illegal <strong>in</strong> den Kreis gebracht und<br />

veräußert worden se<strong>in</strong>. Die Tiere sollen<br />

überwiegend aus dem Ausland stammen<br />

und teilweise ke<strong>in</strong>en Impfschutz<br />

besitzen. Die Kreisverwaltung Ahrweiler<br />

bestätigte auf GA-Anfrage, dass sie e<strong>in</strong>e<br />

tierschutz- und tierseuchenrechtliche<br />

Anordnung gegen e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung im<br />

... «weiter»<br />

Hundehändler aus Geisl<strong>in</strong>gen soll So -<br />

zi al leistungen erschlichen haben –<br />

Wegen Tierquälerei schon zu zwei Jahren<br />

Haft verurteilt<br />

22.12.2009 | 14:52 |<br />

Geisl<strong>in</strong>gen/Ulm - Er handelte illegal mit<br />

Hunden aus Ungarn, wurde dafür verurteilt<br />

und soll sich nun auch noch Ar -<br />

beitslosengeld erschlichen haben. Ob -<br />

wohl er selbstständig als Tierhändler<br />

arbeitete, bekam e<strong>in</strong> Mann aus Geis -<br />

l<strong>in</strong>gen (Kreis Göpp<strong>in</strong>gen) <strong>in</strong> den Jahren<br />

2006 bis 2008 fast 17.000 Euro Arbeits -<br />

losengeld II, wie das Hauptzollamt Ulm<br />

am Dienstag mitteilte. Der Mann hatte<br />

nämlich weder e<strong>in</strong> Gewerbe angemeldet,<br />

noch die Arbeitsagentur über se<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong>formiert. Die ... «weiter»<br />

Transporte gestoppt: 14 Hunde <strong>in</strong> vier<br />

Boxen zusammengepfercht | Sieben<br />

Welpen e<strong>in</strong>gepfercht im stickigen<br />

Kofferraum<br />

22.12.2009 | 07:22 |<br />

MITTELMARK - Bei e<strong>in</strong>er spektakulären<br />

Aktion s<strong>in</strong>d am Sonntag auf e<strong>in</strong>em al -<br />

ten Gewerbeareal bei Güterfelde 14 Hun -<br />

de beschlagnahmt worden. Die Riesen -<br />

schnauzer lebten über Wochen <strong>in</strong> nur<br />

vier Hundeboxen zusammengepfercht.<br />

E<strong>in</strong>e Frau – offenbar ohne festen Wohn -<br />

sitz – hatte die Hunde auf e<strong>in</strong>em Hän -<br />

ger durch die Region transportiert, um<br />

sie zu verkaufen. Polizei und Kreis-Vete -<br />

ri näramt spürten den Transport gegen<br />

14 Uhr auf und stellten fest, dass die<br />

Hunde nicht tiergerecht ... «weiter»<br />

Dank Internet boomt der illegale Han -<br />

del mit Billighunden<br />

21.12.2009 | 08:49 |<br />

Viele K<strong>in</strong>der wünschen sich e<strong>in</strong>en Hund<br />

zu Weihnachten – und Eltern kaufen<br />

ihnen das Haustier günstig im Internet.<br />

Doch Tierschützer und Behörden warnen<br />

vor diesen illegalen Angeboten.<br />

Tiere <strong>in</strong> zwei Zimmern e<strong>in</strong>gesperrt. Es<br />

war nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Schlag gegen die<br />

Tiermafia: Zusammen mit Kantons tier -<br />

arzt Tullio Vanzetti hat die Tess<strong>in</strong>er Poli -<br />

zei letzte Woche 9 Chihuahua-Wel pen<br />

und 7 Perserkatzen beschlagnahmt. Die<br />

Halter hatten die Tiere illegal aus Tsche -<br />

chien e<strong>in</strong>geführt und sie <strong>in</strong> ...<br />

«weiter»


Aufnahmestopp im Iserlohner Tier -<br />

heim: Quarantäne wegen Parvo virose<br />

der beschlagnahmten Hunde aus<br />

Ungarn<br />

25.11.2009 | 07:18 |<br />

Iserlohn.„Die Lage spitzt sich zu”, er klär -<br />

te die Vorsitzende des Tierschutz vere<strong>in</strong>s<br />

Iserlohn, Barbara Kemper. Von den 23<br />

beschlagnahmten Hunden aus Ungarn,<br />

die das Kreisveter<strong>in</strong>äramt bei e<strong>in</strong>er illegalen<br />

Hundehändler<strong>in</strong> be schlag nahmte<br />

und vorübergehend im Tierheim unterbrachte,<br />

s<strong>in</strong>d vier Welpen tot. Drei kle<strong>in</strong>e<br />

drei Havaneser und e<strong>in</strong> Australien<br />

Shepherd s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Tagen<br />

trotz <strong>in</strong>tensiver tierärtzlicher und pflegerischer<br />

Betreuung gestorben. Der<br />

Zustand von drei ... «weiter»<br />

Passau: Geme<strong>in</strong>e Tierquälerei! – Ille ga -<br />

len Tiertransport gestoppt<br />

17.11.2009 | 20:55 |<br />

PASSAU. Die Schleierfahnder kontrollierten<br />

am Montag, 16.11.2009, gegen<br />

13.00 Uhr, auf der A 3 an der Rastanlage<br />

Donautal-Ost e<strong>in</strong>en Kle<strong>in</strong>transporter<br />

aus Mittelfranken. In dem als Tiertrans -<br />

porter umgebauten Fahrzeug beförderte<br />

der 46jährige Pferdehändler zwei<br />

Esel und vier Hundewelpen. E<strong>in</strong> Esel<br />

stand h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er provisorisch aufgebauten<br />

Bretterwand. Der zweite Esel<br />

stand dah<strong>in</strong>ter, ungesichert zwischen<br />

e<strong>in</strong>er Kreissäge und anderen Gegen -<br />

stän den. Die erst achtwöchigen ... «weiter»<br />

Iserlohn: Illegaler Hundehandel aufgeflogen<br />

- Kreisveter<strong>in</strong>är<strong>in</strong> beschlagnahmt<br />

23 Welpen aus Ungarn<br />

13.11.2009 | 07:24 |<br />

Iserlohn. Nach H<strong>in</strong>weisen aus der Bevöl -<br />

kerung deckte e<strong>in</strong>e Amtstierärzt<strong>in</strong> des<br />

Märkischen Kreises e<strong>in</strong>en illegalen Hun -<br />

dehandel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>familienhaus <strong>in</strong><br />

Iserlohn auf. 23 aus Ungarn e<strong>in</strong>geführte<br />

Welpen verschiedener Rassen wurden<br />

beschlagnahmt und e<strong>in</strong> Bußgeld verfah -<br />

ren e<strong>in</strong>geleitet. Aus vielen kle<strong>in</strong>en Hun -<br />

de mäulern kl<strong>in</strong>gt dem Tierheim besu cher<br />

lautes Gebelle und Gefiepe ent gegen.<br />

Dort ließ das Kreisveter<strong>in</strong>äramt am<br />

Don nerstag 23 ungarische Welpen e<strong>in</strong>quartieren:<br />

Havaneser, Beagles-, ... «weiter»<br />

Neuer Betrugsprozess um Tierschutz -<br />

vere<strong>in</strong> 'Arche 2000' - 15000 Mitglieder<br />

um 600.000 Euro geprellt?<br />

03.11.2009 | 08:54 |<br />

Tarn-Konten, falsche Überweisungen,<br />

Betrugsvorwurf gegen 'Arche 2000'-<br />

Chef Mitarbeiter der Tierschutzorga -<br />

nisation 'Arche 2000 Tier-Welthilfe' müssen<br />

sich erneut wegen Betrugs vor<br />

Gericht verantworten. Seit Montag verhandelt<br />

das Landgericht Hamburg<br />

gegen e<strong>in</strong>en 44 Jahre alten früheren leitenden<br />

Angestellten und e<strong>in</strong>en 57-jährigen<br />

Komplizen des norddeutschen<br />

Vere<strong>in</strong>s, dessen krim<strong>in</strong>elle Machen -<br />

schaften vor e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong>en großen<br />

Skandal auslösten. Nach Dar stel -<br />

lung der ... «weiter»<br />

Tierquälerei und<br />

Spendenbetrug – Göpp<strong>in</strong>gen<br />

Sie s<strong>in</strong>d hier: Startseite / PRESSEMITTEI-<br />

LUNGEN / Mitteilungen 2009 / „Tier -<br />

schüt zer“ wegen Spendenbetrugs und<br />

Tierquälerei angeklagt<br />

Datum: 07.10.2009<br />

Ulm. Landkreis Göpp<strong>in</strong>gen<br />

Die Staatsanwaltschaft Ulm hat dieser<br />

Tage gegen drei Vorstandsmitglieder<br />

e<strong>in</strong>es im Landkreis Göpp<strong>in</strong>gen angesiedelten<br />

Tierschutzvere<strong>in</strong>s zum Straf rich -<br />

ter am Amtsgericht Geisl<strong>in</strong>gen Anklage<br />

wegen des Verdachts des geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

gewerbsmäßigen Betruges <strong>in</strong><br />

<strong>Tierleid</strong><br />

neun Fällen erhoben. Der 38-jährigen<br />

Vere<strong>in</strong>svorsitzenden und ihrem 57-jährigen<br />

Stellvertreter wirft die Anklage -<br />

behörde zudem geme<strong>in</strong>schaftliche Tier -<br />

quälerei vor.<br />

Seit Herbst 2006 bis zum<strong>in</strong>dest März<br />

2009 – so der Vorwurf – warben die An -<br />

ge schuldigten mit dem Portrait e<strong>in</strong>es<br />

bestimmten Hundes auf ihrer Vere<strong>in</strong>s -<br />

webseite sowie auf Plakaten um Spen -<br />

den, wobei vorgetäuscht wurde, dass<br />

der abgebildete Hund schwer krank sei<br />

und dr<strong>in</strong>gend operiert werden müsste.<br />

Tatsächlich war das Tier vollkommen<br />

gesund und wurde bereits im Sommer<br />

2008 an e<strong>in</strong>e neue Besitzer<strong>in</strong> vermittelt.<br />

Insgesamt erhielt der Vere<strong>in</strong> wenige<br />

tausend Euro von verschiedenen Spen -<br />

dern überwiesen.<br />

Der zur Last gelegten Tierquälerei<br />

liegt zu Grunde, die beiden Vorstände<br />

seien mit e<strong>in</strong>em Kle<strong>in</strong>-Lkw nach Spanien<br />

gefahren und hätten dort <strong>in</strong> metallene<br />

Gitterboxen, deren Böden lediglich mit<br />

Tüchern ausgelegt gewesen seien, etwa<br />

100 Hunde e<strong>in</strong>geladen. Während der<br />

m<strong>in</strong>destens 17 Stunden andauernden<br />

Rückfahrt bei großer Hitze und bei fehlender<br />

Klimaanlage sollen die beiden<br />

Angeschuldigten den Tieren weder<br />

Wasser noch Futter gegeben haben.<br />

Auch hätten die Hunde ihre Notdurft <strong>in</strong><br />

den Gitterboxen verrichten müssen. Die<br />

Tiere seien durch die Fahrt derart verstört<br />

gewesen, dass sie noch tagelang<br />

unter dem Fahrstress zu leiden gehabt<br />

hätten.<br />

Die Angeschuldigten machten je -<br />

weils ke<strong>in</strong>e Angaben zu den Vor würfen.<br />

Transportberichte 1<br />

http://toetungshunde.jimdo.com/trans<br />

portberichte/<br />

Impressum<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 33


<strong>Tierleid</strong><br />

Hunde aus spanischer Tötung suchen<br />

e<strong>in</strong> Zuhause<br />

Tierhilfe Pit, Bull, Staff & Co. e.V.<br />

Herr Jens K http://www.tierhilfe-jetzt.de/<br />

befreundete Vere<strong>in</strong>e:<br />

http://www.molosser-vermittlungshilfe.de/http://www.hund-und-hilfe.de/impressum/<br />

Ich fordere noch mehr<br />

Straßenüberwachung<br />

Illegaler Tierhandel <strong>in</strong> Remagen aufgeflogen<br />

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Vere<strong>in</strong><br />

Remagen. (gs) Die Staatsanwaltschaft<br />

Koblenz hat Ermittlungen gegen den<br />

Tierschutzvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Remagen aufgenommen.<br />

Nach Informationen des Ge -<br />

ne ral-Anzeigers sollen mehr als 100 Hun -<br />

de und Katzen illegal <strong>in</strong> den Kreis<br />

gebracht und veräußert worden se<strong>in</strong>.<br />

Die Tiere sollen überwiegend aus<br />

dem Ausland stammen und teilweise<br />

ke<strong>in</strong>en Impfschutz besitzen. Die Kreis -<br />

verwaltung Ahrweiler bestätigte auf<br />

GA-Anfrage, dass sie e<strong>in</strong>e tierschutzund<br />

tierseuchenrechtliche Anordnung<br />

gegen e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung im Kreisgebiet<br />

erlassen habe, machte aber wegen der<br />

E<strong>in</strong>schaltung der Staatsanwaltschaft<br />

ke<strong>in</strong>e näheren Angaben.<br />

Das Ziel der Kreisverwaltung sei, den<br />

Tierschutz zu wahren und die Verbre -<br />

itung von Tierseuchen zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Die Staatsanwaltschaft sei wegen des<br />

Umfangs der möglichen Rechts ver -<br />

34<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Hundezentrum Spr<strong>in</strong>gorum<br />

Inhaber<strong>in</strong> Anke Spr<strong>in</strong>gorum • 58332 Schwelm<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo(at)hundezentrum.spr<strong>in</strong>gorum.<strong>in</strong>fo<br />

Telefo 02336 / 3049 • Mobil: 0160 / 964 721 47<br />

www.hundezentrum.spr<strong>in</strong>gorum.<strong>in</strong>fo<br />

stöße e<strong>in</strong>geschaltet worden, hieß es aus<br />

dem Kreishaus.<br />

http://www.general-anzeigerbonn.de/<strong>in</strong>dex.php?k=loka&itemid=10001&detailid=679673<br />

Ganz viele Meldungen<br />

Mit Erlaubnis des Verfassers<br />

„Der illegale Handel mit aus östlichen<br />

EU-Ländern ist e<strong>in</strong> zunehmendes Pro -<br />

blem”, erklärt Kreisveter<strong>in</strong>är Dr. Dieter<br />

S<strong>in</strong>n. Rassehunde würden weit unter<br />

den bei seriösen Züchtern üblichen<br />

Prei sen angeboten und fänden offensichtlich<br />

leicht Käufer. Der Fachdienst<br />

Verbraucherschutz/Veter<strong>in</strong>ärwesen des<br />

Märkischen Kreises bittet deshalb<br />

Hunde<strong>in</strong>teressenten solche Angebote<br />

sehr kritisch zu prüfen und davon<br />

Abstand zu nehmen.<br />

Dr. Dieter S<strong>in</strong>n: „Die illegal e<strong>in</strong>geführten<br />

Welpen werden oft unter sehr<br />

schlechten Bed<strong>in</strong>gungen untergebracht<br />

und tagelang transportiert. Die Welpen<br />

s<strong>in</strong>d meist nicht sozialisiert und verhaltensgestört,<br />

wodurch beim erwachsenen<br />

Hund große Probleme bei der Hal -<br />

tung entstehen können.” Die <strong>in</strong> Iserlohn<br />

beschlagnahmten Tiere waren aber<br />

noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verhältnismäßig gutem<br />

Gesundheitszustand. Der Kreisvete ri -<br />

när: „Tierfreunde, die solche Hunde -<br />

welpen kaufen, unterstützen e<strong>in</strong> Ge -<br />

schäft, das Tierquälerei <strong>in</strong> Kauf nimmt.”<br />

Lesen Sie auch:<br />

* Welpen aus dem Kofferraum zum<br />

Verkauf angeboten<br />

<strong>Problemhundtherapie</strong><br />

Welpenausbildung<br />

* Illegaler Welpenhandel via Internet<br />

+++ Fünf Personen überführt<br />

* Erst vier bis sieben Wochen alt: Polizei<br />

stoppt Transport mit 137 Welpen<br />

* Illegaler Welpenhandel: Zeugen ge -<br />

sucht +++ Welpen erkrankt, verendet<br />

* Bereits 17 Welpen im Tierheim verendet<br />

* Österreich: Schmuggel mit Hunde-<br />

Wel pen aufgedeckt<br />

* Flensburg: Geschmuggelte Welpen<br />

schwer erkrankt<br />

* Hunde ohne Impfpässe, Katze <strong>in</strong> Plas -<br />

tiktasche: Tiertransport unterbunden<br />

* Österreich: Erneut illegaler Tie rtrans -<br />

port mit Welpen<br />

* Zoll befreit Hunde aus Kle<strong>in</strong>bus<br />

* Flughafen Wien: 17 Welpen betäubt <strong>in</strong><br />

Reisetaschen<br />

* Todkrank: Schmuggel-Welpen haben<br />

„Parvo-Virus“<br />

* Schmuggler wollten Quarantäne nicht<br />

zahlen: Zwölf Welpen e<strong>in</strong>geschläfert<br />

* Verwahrlost, verkotet, unwürdig: 30<br />

Süd europa-Hunde bei Händler<strong>in</strong> be -<br />

schlag nahmt


* In engen Kästen, gefälschte Papiere,<br />

illegaler Import: Hundewelpen <strong>in</strong> Reise -<br />

bus entdeckt<br />

* Ohne gültige Papiere aus Ungarn:<br />

13 Hundewelpen im Kofferraum<br />

* 56 Welpen <strong>in</strong> Plastikkisten, ke<strong>in</strong>e Heim -<br />

tierausweise: Schmuggler aus der Slo -<br />

wa kei gestoppt<br />

* Würmer, Räude, Knochenbrüche: 15 ge -<br />

schmuggelte Welpen <strong>in</strong> kritischem<br />

Zustand<br />

* Hundehalter abgezockt: Betrü ge ri -<br />

scher Internet-Hundehändler <strong>in</strong> Haft<br />

* Welpenschmuggel: Elf von 14 Welpen<br />

verendet<br />

* Elf Welpen im slowenischen Liefer -<br />

wagen: Polizei verh<strong>in</strong>dert illegalen Hun -<br />

dehandel<br />

* Illegaler Welpenhandel: 19 Welpen <strong>in</strong><br />

nur e<strong>in</strong>er Box, ke<strong>in</strong>e Impfpässe, Blanko -<br />

dokumente<br />

* Illegaler Welpenhandel aufgeflogen:<br />

Ungarischer Händler muss 3.500 EURO<br />

h<strong>in</strong>terlegen<br />

* Polizei stoppt Transporter mit Kampf -<br />

hundewelpen<br />

* Vorsicht beim Kauf von Hundewelpen<br />

und Flugpatenschaften<br />

* Rumänienimport: Kranke Welpen si -<br />

cher gestellt<br />

* Welpenschmuggel: Zöllner retten<br />

Mops welpen<br />

* Zöllner als Tierschützer: 17 Hunde wel -<br />

pen auf der A3 aufgegriffen<br />

* Nachschub: 74 Hundewelpen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Kle<strong>in</strong>transporter<br />

* Schweizer Tierschützer locken illegale<br />

Hundehändler <strong>in</strong> Falle<br />

* Völlig überladen, Hunde vor dem<br />

Kollaps: Polizei stoppt überladenen<br />

„Tierschutz“-Hundetransport aus Süd -<br />

europa.<br />

* Blutiger Durchfall, frisch operiert:<br />

Veter<strong>in</strong>äramt Düsseldorf stoppt Hunde -<br />

transport aus Spanien<br />

http://www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de/kle<strong>in</strong>/<br />

Hoffnung für Hunde<br />

E<strong>in</strong> Projekt von Absolut-Hund:<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

Hundehändler s<strong>in</strong>d wie<br />

Moskitos – e<strong>in</strong>fach ekelhaft<br />

Skandalöser Tiertransport aus Spanien<br />

Der letzte Skandal, veröffentlicht unter<br />

dem Titel „Reise <strong>in</strong> den Tod“ ist noch<br />

frisch und längst nicht abgeschlossen<br />

und nun sorgt schon wieder e<strong>in</strong> Hunde -<br />

transport aus Spanien für reichlich<br />

Zünd stoff und hitzige Diskussionen.<br />

Fakt ist, ich gehe davon aus, dass<br />

man der Pressemitteilung der Stadt<br />

Düsseldorf glauben schenken darf, am<br />

25. Oktober e<strong>in</strong> aus Südspanien kommender<br />

Transporter der <strong>in</strong> Spanien an -<br />

sässigen Organsiation PET-LINE für<br />

reichlich Beanstandungen sorgte und<br />

die Behörden veranlasste die Hunde<br />

erste<strong>in</strong>mal zu beschlagnahmen.<br />

http://www.sos-galgos.net/2009-10-<br />

28/skandaloeser-tiertransport-ausspanien.html<br />

Transporte 2005-2010<br />

http://www.aspafriends.de/front_content.php?idcat=52&idart=70<br />

spanische Hunde brauchen unsere Hilfe<br />

201 Hunde suchen bei uns e<strong>in</strong> Zuhause.<br />

Quelle:<br />

www.tierwelt-im-schatten.de<br />

• Aufbau e<strong>in</strong>er Auffangstation mit Betreuung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für<br />

verhaltensauffällige Hunde<br />

• Prävention von „Rückläufer“-Hunden<br />

• Vorbeugung von Hunde-Tötungen aufgrund ihres Verhaltens<br />

• Schulung von Pflege- und Vermittlungsstellen<br />

Weitere Informationen und wie Sie uns unterstützen können unter:<br />

www.absolut-hund.de und 0171 / 322 526 1<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 35


<strong>Tierleid</strong><br />

Zoophilie – Übertriebene Tierliebe<br />

oder sexueller Missbrauch?<br />

Nicht jeder sexuelle Missbrauch von<br />

Tie ren („Zoophilie“ genannt), wird mit<br />

solcher Brutalität ausgeführt oder aber<br />

so im Verborgenen, dass es niemand<br />

mitbekommt. Und selbst, wenn es nicht<br />

zu solch schweren Misshandlungen<br />

kommt, s<strong>in</strong>d die Tiere, die sich durch die<br />

Abhängigkeit zum Menschen, <strong>in</strong> der sie<br />

leben, nicht gegen diese Handlungen<br />

wehren (können), e<strong>in</strong>em oft jahrelangen<br />

Leidensweg ausgesetzt. Durch den<br />

Gesetzgeber, im speziellen durch das<br />

Tierschutzgesetz (TierSchG) werden die<br />

Tiere nicht ausreichend geschützt, da<br />

nach diesem nur bei roher Misshand -<br />

lung und Verletzung des Tieres e<strong>in</strong><br />

Straf tatbestand vorliegt.<br />

Der Begriff Zoophilie (griech. zoon =<br />

Tier; phile<strong>in</strong> = lieben) bedeutet wörtlich<br />

„Tierliebe“, „e<strong>in</strong> Tier lieben“, was wohl auf<br />

die meisten Haustierhalter zutreffen<br />

dürfte. Aber das ist mit dieser Bezeich -<br />

nung ausdrücklich nicht geme<strong>in</strong>t. Zoo -<br />

philie ersetzt den früher verwendeten<br />

Begriff „Sodomie“, welcher jedwede<br />

sexuelle Handlung von Menschen mit<br />

e<strong>in</strong>em Tier bezeichnete. Dies wurde<br />

nötig, da der Begriff Sodomie neben<br />

den sexuellen Kontakten zu Tieren auch<br />

diverse sexuelle Praktiken im zwischenmenschlichen<br />

Bereich bezeichnete und<br />

36<br />

Immer wieder stößt man <strong>in</strong> der zumeist lokalen Berichterstattung auf Artikel über<br />

Tiere, welche im Zusammenhang mit sexuellen Motivationen schwer misshandelt<br />

und verstümmelt, oft sogar getötet wurden. So selten, wie diese Berichte auftauchen,<br />

könnte man fast annehmen, dass es sich hier um e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gfügiges Problem<br />

vere<strong>in</strong>zelter Täter handelt. Schaut man aber genauer h<strong>in</strong>, wird man sehen, dass es<br />

sich hier nur um die Spitze e<strong>in</strong>es Eisberges handelt.<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Kulturkreisen auch heute<br />

noch bezeichnet (z. B. <strong>in</strong> den USA). Die<br />

Bezeichnung „Sodomie“ geht auf die<br />

biblische Stadt Sodom zurück, welche<br />

nach biblischer Überlieferung wegen<br />

ihrer Lasterhaftigkeit von Gott vernichtet<br />

wurde.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs muss man bei der<br />

Nutzung des Wortes „Zoophilie“ bedenken,<br />

dass Begriffe, die im Zusam men -<br />

hang mit sexueller Gewalt, auf „-philie“<br />

(= Liebe) enden die Gefahr e<strong>in</strong>er Baga -<br />

tellisierung des Problems bergen. Der<br />

Begriff suggeriert, dass der Täter nichts<br />

Foto: Fotolia<br />

für se<strong>in</strong> Tun kann, dass er hier se<strong>in</strong>en<br />

Gefühlen / Trie ben völlig hilflos ausgeliefert<br />

sei. Dabei vergisst man nur zu<br />

leicht, dass jeder Tat, ob gut oder<br />

schlecht, e<strong>in</strong>e Entschei dung voraus geht.<br />

Wenn man sich aber für e<strong>in</strong> Tun entscheidet,<br />

ist man dafür auch voll verantwortlich.<br />

Geschichtlicher H<strong>in</strong>tergrund<br />

Sexuelle Kontakte zu Tieren s<strong>in</strong>d schon<br />

so lange bekannt, wie es Men schen


gibt. Je nach Sitte, Kultur und religiöser<br />

E<strong>in</strong>stellung wurde sie sehr unterschiedlich<br />

bewertet. Die Bewertung reicht von<br />

Zustimmung über Ablehnung bis h<strong>in</strong><br />

zur Bestrafung, früher sogar mit dem<br />

Tod. Berichte darüber f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>erseits<br />

<strong>in</strong> der Mythologie vieler Kulturen<br />

(z. B. die griechischen Zentauren oder<br />

ähnliche Halb-Mensch-Halb-Tier-We sen),<br />

<strong>in</strong> Märchen (z. B. dem Froschkönig) und<br />

Sagen vieler Völker wieder. Aus vielen<br />

Ländern s<strong>in</strong>d prähistorische Höhlen -<br />

male reien bekannt, die den sexuellen<br />

Kontakt zwischen Menschen und Tieren<br />

darstellen. In manchen Religionen ge -<br />

hör ten sexuelle Akte mit Tieren sogar<br />

zum kultischen Dienst, zum e<strong>in</strong>en im<br />

Zusam menhang mit Fruchtbarkeits ritu -<br />

alen, aber auch z. B. um <strong>in</strong> Kriegs zeiten<br />

oder vor e<strong>in</strong>em Kampf die Kraft des<br />

Tieres auf den Mann zu übertragen. In<br />

anderen Kulturen wiederum wurden<br />

solche Kontakte stillschweigend geduldet,<br />

<strong>in</strong> wieder anderen wurde sie mehr<br />

oder weniger hart bestraft. Schon vor<br />

Auf kom men des Christentums wurden<br />

<strong>in</strong> etlichen germanischen Kulturen Per -<br />

so nen, die sexuelle Kontakte mit Tieren<br />

hatten mitsamt den betroffenen Tieren<br />

getötet.<br />

Im christianisierten Europa schließlich<br />

wurde mit Aufkommen der Inqui -<br />

sition (kirchliche Gerichtsbarkeit), und<br />

somit der Verschmelzung von Gesetz<br />

und Reli gion, die Zoophilie zu e<strong>in</strong>em<br />

Instru ment, mit deren Hilfe Menschen,<br />

Frauen wie Männer, welche im Verdacht<br />

standen, mit den kirchlichen Lehren<br />

nicht konform zu gehen, verfolgt und<br />

schließ lich h<strong>in</strong>gerichtet werden konnten.<br />

Da das Kirchenrecht ke<strong>in</strong>e Verurtei -<br />

lungen ausschließlich auf Grund konträrer<br />

An sichten vorsah, wurde die<br />

Zoo philie neben anderen als e<strong>in</strong> „weltliches“<br />

Ver gehen herangezogen, welches<br />

geeignet war, um mit e<strong>in</strong>em unter der<br />

Folter erpressten Geständnis zu e<strong>in</strong>er<br />

Ver urteilung zu führen. Die eigentlich<br />

der Hexerei verdächtigten Personen, <strong>in</strong><br />

der Regel Kräuterkundige die man als<br />

Hei ler/<strong>in</strong>nen konsultierte, wurden<br />

schließ lich mitsamt der betroffenen<br />

Tiere bei lebendigem Leibe verbrannt,<br />

was der christlichen Überlieferung des<br />

Alten Testamentes <strong>in</strong> 3. Mose 20, 15.16<br />

folgte, wie mit solchen Täten umgegangen<br />

werden sollte. Die betroffenen Tiere<br />

wurden <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie deshalb getötet,<br />

weil sie als verunre<strong>in</strong>igt angesehen<br />

wur den und um etwaige durch Ver mi -<br />

schung von Mensch und Tier ge zeugte<br />

Missgeburten zu vernichten. Auch sollte<br />

mit dem Tier die Er<strong>in</strong>nerung an die Tat<br />

ausgelöscht werden. Sexueller Umgang<br />

mit e<strong>in</strong>em Tier galt im Mit telalter nicht<br />

nur als widernatürlich sondern auch als<br />

sog. „stumme“ Sünde, was soviel wie<br />

„nicht aussprechbare Sünde“ hieß. Ent -<br />

sprechende Prozesse wurden unter<br />

Aus schluss der Öffentlichkeit geführt<br />

und oftmals auch sämtliche Gerichts -<br />

unterlagen nach Ende des Prozesses<br />

vernichtet um zu vermeiden, dass diese<br />

zur Nachahmung verführen könnten.<br />

In späterer Zeit wurde die Zoophilie<br />

durch die weltliche Gerichtsbarkeit vieler<br />

Nationen verfolgt und bestraft, ur -<br />

sprünglich, da man annahm, dass es<br />

durch den sexuellen Kontakt mit Tieren<br />

zu missgebildeten Nachkommen kommen<br />

könne. Nachdem dies mit fortschreitenden<br />

wissenschaftlichen Er -<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

passion4dogs<br />

Inhaber<strong>in</strong> Antje Henze<br />

58256 Ennepetal<br />

Tel.: 02333 / 631 140<br />

a.henze@passion4dogs.de<br />

<strong>Problemhundtherapie</strong>,<br />

Welpenfrüherziehung<br />

www.passion4dogs.de<br />

kennt nissen ausgeschlossen werden<br />

konnte stand bei der Verfolgung von<br />

Zoophilie die Verletzung der Men -<br />

schen würde im Vordergrund, was theoretisch<br />

zum<strong>in</strong>dest zu e<strong>in</strong>em mittelbaren<br />

Schutz der Tiere führte. Noch bis Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts wurde Zoophilie<br />

mit dem Tod bestraft. Die letzte H<strong>in</strong> rich -<br />

tung <strong>in</strong> diesem Zusammenhang fand<br />

1835 <strong>in</strong> England statt. Ab hier begann<br />

langsam e<strong>in</strong>e Entwicklung h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />

Abschwächung der Bestrafung, auch<br />

wenn es noch lange Zeit zu lebenslangen<br />

Haftstrafen und Aberkennung von<br />

Bürgerrechten kam. Da im Rechtswesen<br />

Recht und Moral immer klarer vone<strong>in</strong>ander<br />

getrennt wurden, kam es bis<br />

1950 <strong>in</strong> über 80 % der europäischen<br />

Staaten zur Aufhebung der Strafbarkeit<br />

der Zoophilie. In Deutschland wurde<br />

der entsprechende §175b StGB zum<br />

1. September 1969 ersatzlos gestrichen.<br />

Zoophilie ist, auch wenn sie sich<br />

durch die gesamte Mensch heits ge -<br />

schichte zieht, auch heute noch eher<br />

e<strong>in</strong> Tabu-Thema. Während Beschrei bun -<br />

gen, Darstellungen und Diskussionen<br />

der meisten möglichen Sexualpraktiken<br />

<strong>in</strong> den zur Verfügung stehenden Me -<br />

dien schon fast zum Alltag gehören,<br />

taucht Zoophilie nur hier und da mal<br />

sporadisch, dann meist im Zusam men -<br />

hang mit durch sexuelle oder sadistische<br />

Aktivitäten schwer verletzten Tie -<br />

ren <strong>in</strong> der Berichterstattung auf. Da es<br />

gerade auch im deutschsprachigen<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 37


<strong>Tierleid</strong><br />

Raum wenig zuverlässige Unter suchun -<br />

gen zum Thema gibt, sche<strong>in</strong>t der Schluss<br />

nahe zu liegen, dass es sich hier um e<strong>in</strong><br />

lediglich vere<strong>in</strong>zelt auftretendes Phäno -<br />

men handelt. Schaut man sich aber den<br />

sog. K<strong>in</strong>sey-Report an, der zwischen<br />

1938 und 1947 anhand von 20.000 In -<br />

ter views erstellt wurde, zeigt sich e<strong>in</strong><br />

anderes Bild. Der Zoologe und Sozial -<br />

forscher Alfred C. K<strong>in</strong>sey fand zusammen<br />

mit se<strong>in</strong>en Mitarbeitern heraus,<br />

dass etwa 8 % der männlichen und<br />

3-4 % der weiblichen Bevölkerung der<br />

USA zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>mal im Leben sexuellen<br />

Kontakt zu e<strong>in</strong>em Tier hatten.<br />

Unter der männlichen Landbevöl ke -<br />

rung (leichterer Zugang zu Tieren) hatten<br />

etwa 17 % diverse sexuelle Kontakte<br />

zu Tieren. In e<strong>in</strong>zelnen Geme<strong>in</strong>den gab<br />

es sogar e<strong>in</strong>en Anteil von bis zu 65 %.<br />

Deutlich niedriger lag der Anteil <strong>in</strong> der<br />

Stadtbevölkerung. Hier waren deutlich<br />

weniger Möglichkeiten, entsprechenden<br />

Zugang zu Tieren zu bekommen.<br />

Als Motive hierfür wurden angeführt:<br />

Ersatzbefriedigung für den fehlenden<br />

Partner; e<strong>in</strong> menschlicher Sexual part -<br />

ner sche<strong>in</strong>t unerreichbar; e<strong>in</strong> Tier kann<br />

nicht über das ihm Zugefügte sprechen;<br />

emotionale Sicherheit, da das Tier<br />

38<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

die Beziehung nicht beenden kann;<br />

übersteigerte Tierliebe, deren letzte<br />

Konse quenz <strong>in</strong>time Handlungen s<strong>in</strong>d.<br />

Da zu diesem Zeitpunkt sexueller<br />

Umgang mit Tieren <strong>in</strong> den USA mit<br />

schweren Strafen bedroht war, ist anzunehmen,<br />

dass nicht alle Befragten wirklich<br />

offen zugaben, Zoophilie zu praktizieren.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt sicherlich auch<br />

Geheimhaltung aus Schamgefühl als<br />

Grund, <strong>in</strong> der Befragung das Prakti zie -<br />

ren von Zoophilie zu verschweigen.<br />

Obwohl das Datenmaterial von K<strong>in</strong>sey<br />

aus den genannten Gründen durchaus<br />

Raum zu Fehl<strong>in</strong>terpretationen lässt,<br />

kann man davon ausgehen, dass der<br />

Anteil der Zoophilie betreibenden Per -<br />

sonen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft sowohl <strong>in</strong><br />

den USA als auch <strong>in</strong> Europa heute etwa<br />

gleich hoch, wenn nicht sogar höher<br />

liegt. Zum<strong>in</strong>dest gibt es ke<strong>in</strong>en plausiblen<br />

Grund, von e<strong>in</strong>em Rückgang auszugehen,<br />

sondern eher sogar von e<strong>in</strong>er<br />

hohen Dunkelziffer und somit sogar<br />

von e<strong>in</strong>em noch größeren betroffenen<br />

Personenkreis. Dafür spricht auch, dass<br />

durch die wesentlich weiter verbreitete<br />

Foto: iStockphoto<br />

Heimtierhaltung der Zugang zu Tieren<br />

für viele heute wesentlich leichter ist.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt noch, dass heute das<br />

Internet e<strong>in</strong>e breite Plattform bietet, um<br />

an zoophile Pornographie und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Foren sogar an Anleitungen<br />

und Anregungen für den sexuellen<br />

Kontakt zu Tieren zu kommen, was den<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die entsprechende Szene<br />

sicherlich erleichtern und somit die<br />

Anzahl der praktizierenden Zoophilen<br />

nochmals erhöhen, zum<strong>in</strong>dest aber<br />

nicht verm<strong>in</strong>dern dürfte. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Problematik stellt sich <strong>in</strong> Bezug auf das<br />

Internet auch dar<strong>in</strong> dar, dass die e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Seiten oft ke<strong>in</strong>en ausreichenden<br />

Jugendschutz gewähren und<br />

somit auch M<strong>in</strong>derjährige freien Zugang<br />

zu solchen Seiten und Foren haben.<br />

Somit werden immer mehr junge Täter<br />

mit e<strong>in</strong>schlägigen und detaillierten<br />

Informationen versorgt, wie man sexuelle<br />

Kontakte zu Tieren pflegen kann<br />

und wie man se<strong>in</strong>e Opfer f<strong>in</strong>den kann,<br />

wenn man nicht über eigene Haustiere<br />

verfügt. Und gerade Jugendliche, die<br />

anfangen, ihre Sexualität und auch<br />

deren Ausrichtung zu entdecken und<br />

naturgemäß bereit s<strong>in</strong>d, zu experimentieren<br />

s<strong>in</strong>d hier stark gefährdet, zu<br />

Tätern zu werden, denn die meisten<br />

prak tizierenden Zoophilen haben während<br />

ihrer Jugend damit begonnen, sex -<br />

uelle Kontakte zu Tieren aufzunehmen.<br />

Warum, von wie vielen Per -<br />

sonen und wie viele Tiere<br />

werden sexuell missbraucht?<br />

Die Motive / Ursachen werden aus wissenschaftlicher<br />

Sicht <strong>in</strong> aller Regel <strong>in</strong> der<br />

Person des Täters gesucht. Hierzu gibt<br />

es von der Amerikaner<strong>in</strong> Carol Adams<br />

([1995]: Bestiality: The Unmentioned<br />

Abuse. The Animals' Agenda, Volume<br />

15, Number 6, pp 29-31) e<strong>in</strong>e grobe<br />

Unterteilung:<br />

1) „opportunistischer Tiersex“: Mo tive<br />

s<strong>in</strong>d hier sowohl Neugier und Lange -


weile als auch Unsicherheit gegenüber<br />

bzw. Fehlen e<strong>in</strong>es menschlichen Sexual -<br />

partners. Die Befragten gaben an, dass<br />

Tiere billiger, leichter verfügbar und<br />

leichter zu befriedigen seien als Men -<br />

schen. Zu dieser Gruppe zählen auch<br />

die Menschen, die sich aus verschiedenen<br />

Gründen (z. B. Hörigkeit gegenüber<br />

den Phantasien Dritter) zu solchen Prak -<br />

tiken anstiften lassen.<br />

2) „sexuelle Fixierung auf Tiere“: Dazu<br />

zählen solche Personen, die ihre sexuellen<br />

Bedürfnisse ausschließlich oder<br />

überwiegend auf Tiere richten und dies<br />

an ihnen oder durch sie befriedigen.<br />

E<strong>in</strong>e Befragung der deutschen Psycho -<br />

log<strong>in</strong> Andrea Beetz ([2002]: Love, Vio -<br />

lence, and Sexuality <strong>in</strong> Relationships<br />

between Humans and Animals. Aachen.)<br />

ergab, dass 23 % der befragten Männer<br />

ausschließlich und 23,9 % überwiegend<br />

Tiere zur sexuellen Befriedigung ihrer<br />

Bedürfnisse bevorzugen. 65 % der be -<br />

fragten Männer, also weit mehr als die<br />

Hälfte berichteten, dass ihre ersten<br />

sexuellen Übergriffe auf Tiere im Alter<br />

zwischen 12 und 17 Jahren stattfanden.<br />

Nach Hani Miletski ([2002]: Under stan -<br />

d<strong>in</strong>g Bestiality and Zoophilia. Bethes -<br />

da.) richteten sich die ersten sexuellen<br />

Übergriffe überwiegend auf Hunde,<br />

und zwar bemerkenswerter Weise mit<br />

ca. 67 % auf Rüden.<br />

3) Dom<strong>in</strong>anz und Sadismus. In sadistischen<br />

Akten erfolgt die sexuelle Be -<br />

frie digung / Erregung des Täters durch<br />

die absichtliche Schmerzzufügung bzw.<br />

Tötung des Opfers. Das Ausleben der<br />

eigenen Machtgefühle (Dom<strong>in</strong>anz) <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung mit sexuellen Übergriffen<br />

auf Tiere kann unter anderem mit der<br />

Erniedrigung menschlicher Opfer verbunden<br />

se<strong>in</strong>. So werden z. B. im Rah -<br />

men der häuslichen Gewalt Frauen und<br />

K<strong>in</strong>der zum sexuellen Missbrauch des<br />

Haustieres gezwungen. Möglich ist<br />

jedoch auch, dass der Täter das Tier als<br />

Machtdemonstration und E<strong>in</strong>schüch -<br />

terungsversuch vor den Augen se<strong>in</strong>er<br />

Partner<strong>in</strong> / se<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d missbraucht.<br />

Ebenfalls dokumentiert s<strong>in</strong>d Vorkomm -<br />

nisse unter gleichaltrigen K<strong>in</strong>dern oder<br />

Jugendlichen, bei denen e<strong>in</strong>zelne e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe zum Vollzug sexueller Hand -<br />

lungen mit Tieren genötigt werden.<br />

Die Frage nach der Anzahl der Täter<br />

stellt sich immer wieder von hauptsächlich<br />

zwei Personengruppen, wenn<br />

auch das Interesse an der zahlenmäßigen<br />

Erfassung unterschiedlich motiviert<br />

ist. Auf der e<strong>in</strong>en Seite stehen hier<br />

die Sexualforscher, Journalisten und<br />

Politiker. Auf der anderen Seite die missbrauchenden<br />

Menschen, die nach ge -<br />

sellschaftlicher Anerkennung ihrer<br />

Hand lungen streben. Das Interesse der<br />

letzten Gruppe kann man so zusammenfassen:<br />

„Wir s<strong>in</strong>d ja schon so viele<br />

und werden jeden Tag mehr! Ihr Tier -<br />

schützer könnt uns gar nichts!“<br />

Für die direkt oder <strong>in</strong>direkt vom<br />

Missbrauch ihrer Tiere Betroffenen, oder<br />

solchen, die mit diesen missbrauchten<br />

Tieren zu tun haben, ist weniger die<br />

Anzahl der Täter oder Opfer ausschlaggebend,<br />

als das Empf<strong>in</strong>den, dass dieses<br />

e<strong>in</strong>e missbrauchte Tier, dieser e<strong>in</strong>e Rüde,<br />

diese e<strong>in</strong>e Stute, bereits e<strong>in</strong>e/r zuviel ist.<br />

E<strong>in</strong>e Erhebung genauer Zahlen<br />

erweist sich <strong>in</strong>des als schwierig, denn<br />

1) das Tier kann se<strong>in</strong>en Angreifer<br />

nicht benennen und den Übergriff nicht<br />

zur Anzeige br<strong>in</strong>gen, somit nicht aktenkundig<br />

werden lassen.<br />

2) Es können nach unserer Rechts -<br />

lage nur solche Fälle statistisch erfasst<br />

werden, bei denen es e<strong>in</strong>e Verurteilung<br />

des Täters nach §17 TierSchG erfolgte,<br />

allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>det auch hier derzeit ke<strong>in</strong>e<br />

zentrale Erfassung statt. Fälle, die als<br />

harmlos e<strong>in</strong>gestuft werden, werden<br />

nicht weiter verfolgt, ersche<strong>in</strong>en also<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

auch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Statistik. Es bleibt<br />

zumeist dem Tierhalter überlassen, <strong>in</strong><br />

Eigen<strong>in</strong>itiative alle Möglichkeiten auszuschöpfen,<br />

doch noch e<strong>in</strong>e Anklage,<br />

zumeist außerhalb des TierSchG zu<br />

erreichen (z. B. Sachbeschädigung, Haus -<br />

friedensbruch). Polizei, Staats an walt -<br />

schaften und Veter<strong>in</strong>ärämtern s<strong>in</strong>d bei<br />

der gegenwärtigen Gesetzeslage oftmals<br />

die Hände gebunden. Dennoch<br />

kann man sagen, dass der den Ermitt -<br />

lungsbehörden noch verbleibende<br />

Hand lungsspielraum unterschiedlich<br />

genutzt werden kann und auch wird.<br />

3) Sexualdelikte bergen grundsätzlich<br />

e<strong>in</strong>e hohe Dunkelziffer. Der Miss -<br />

brauch am eigenen Tier wird, wenn<br />

überhaupt nur zufällig entdeckt. Ver -<br />

haltensauffälligkeiten des Tieres werden<br />

oft fehl<strong>in</strong>terpretiert, weil gerade<br />

diese Möglichkeit nach dem Motto „es<br />

kann nicht se<strong>in</strong>, was nicht se<strong>in</strong> darf“ so<br />

unwahrsche<strong>in</strong>lich ersche<strong>in</strong>t, dass sie gar<br />

nicht erst <strong>in</strong> Betracht gezogen wird.<br />

Auch wird die wissende Umgebung<br />

durch die Rechtslage nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

ermutigt, rechtliche Schritte e<strong>in</strong>zuleiten.<br />

4) Es liegt nicht im Interesse der Miss -<br />

brauchenden, ihre sexuellen Übergriffe<br />

öffentlich zu machen, zum e<strong>in</strong>en, weil<br />

sie trotz bestehender Legalität Repres -<br />

salien z. B. am Arbeitsplatz befürchten<br />

müssen (Zoophilie wird immer noch als<br />

grenzverletzendes Verhalten wahrgenommen),<br />

und weil e<strong>in</strong> Out<strong>in</strong>g den<br />

Gesetzgeber zu Gesetzesänderungen<br />

veranlassen könnte. Vere<strong>in</strong>zelte Au -<br />

snahmen hiervon lassen sich <strong>in</strong> leider<br />

zunehmendem Maße auf den pro-zoophilen<br />

Webseiten f<strong>in</strong>den.<br />

5) Es gibt <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong>e um -<br />

fassenden statistischen Untersuchun -<br />

gen, die Aufschluss über sexuelle Miss -<br />

brauchshandlungen an Tieren <strong>in</strong> der<br />

Ge samtbevölkerung zum Gegenstand<br />

haben.<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 39


<strong>Tierleid</strong><br />

Somit kann über die Zahl der Täter nur<br />

spekuliert werden.<br />

Grundsätzlich gilt, dass die Zahl der<br />

Missbrauchenden ke<strong>in</strong>en Rückschluss<br />

auf die Anzahl der Missbrauchsopfer<br />

zulässt. Die zumeist auf den Lokalteil<br />

beschränkte Berichterstattung über<br />

sexuelle Übergriffe, h<strong>in</strong>terlässt den E<strong>in</strong> -<br />

druck, dass es sich hier um E<strong>in</strong>zel fälle<br />

handeln würde und dass man von<br />

ledig lich e<strong>in</strong>em Opfer pro Täter ausgehen<br />

könnte. Anders ist das bei den häufig<br />

als Seriendelikte auftretenden zoosadistischen<br />

Vorfällen, welche mit<br />

besonders schwerwiegenden Verlet -<br />

zungen der betroffenen Tiere verbunden<br />

s<strong>in</strong>d. Auch hier könnte man den<br />

E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er vollständig erfassten<br />

Realität gew<strong>in</strong>nen. Nur geht es hier ausschließlich<br />

um die unzweifelhaft e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Täter nachweisbaren Taten.<br />

Alles, was nicht bewiesen werden kann,<br />

bleibt hier im Rahmen der <strong>in</strong>dividuellen<br />

Dunkelziffer e<strong>in</strong>zelner Täter.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>er freiwilligen Inter -<br />

net befragung von Miletski von Perso -<br />

nen, die sexuelle Handlungen mit Tie -<br />

ren vollziehen, wurde den Teilneh mern<br />

die Frage nach der Anzahl der beteiligten<br />

Tiere gestellt.<br />

Dabei berichteten <strong>in</strong>sgesamt 91 Be -<br />

frag ten (80 Männer / 11 Frauen) von <strong>in</strong>sgesamt<br />

bis zum Zeitpunkt der Befra -<br />

40<br />

alptraumhund • Inhaber<strong>in</strong> Petra Marx<br />

Problemhundberater<strong>in</strong>, Problemhundtherapeut<strong>in</strong>,<br />

Gebrauchshundeausbilder<strong>in</strong><br />

45239 Essen • Mobil: 0160 / 855 502 5<br />

E-Mail: anfrage@alp-traumhund.de<br />

www.alp-traumhund.de<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

gung 5807 verschiedene Tieren, an und<br />

mit denen sie sexuelle Handlungen<br />

vollzogen hatten. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den letzten<br />

zwölf Monaten vor der Befragung gaben<br />

76 der Befragten an, dass 582 Tiere von<br />

ihren Praktiken betroffen waren. Die<br />

übrigen Befragten hatten <strong>in</strong> den letzten<br />

zwölf Monaten vor Befragung ke<strong>in</strong>en<br />

sexuellen Kontakt zu Tieren gehabt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />

dass die genaue Zahl der <strong>in</strong> Deutsch -<br />

land missbrauchten Tiere nicht bekannt<br />

ist. Dass diese Zahl jedoch – betrachtet<br />

man die hier zitierten Umfrage ergeb -<br />

nisse – bei aller Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit bei<br />

weitem höher liegt als die sporadisch<br />

veröffentlichten Presseberichte über<br />

sexuelle Übergriffe vermuten lassen.<br />

Die oben genannten Zahlen ergeben<br />

sich aus der Perspektive des E<strong>in</strong>zel -<br />

täters. Nicht erfasst s<strong>in</strong>d Gruppen ver -<br />

gewaltigungen e<strong>in</strong>zelner Tiere bzw. der<br />

wiederholte Übergriff auf e<strong>in</strong> und dasselbe<br />

Tier durch verschiedene Täter.<br />

Dadurch verr<strong>in</strong>gert sich das Gesamt -<br />

volumen an Missbrauchsopfern. Die<br />

amerikanischen Soziologen Williams &<br />

We<strong>in</strong>berg (M.S. [2003]: Zoophila <strong>in</strong> Men:<br />

A Study of Sexual Interests <strong>in</strong> Animals.<br />

In: Archives of Sexual Behavior, Vol. 32,<br />

No. 6, December 2003, S. 523-535.)<br />

bestätigen e<strong>in</strong> Treffen mit 28 Personen<br />

auf e<strong>in</strong>em Pferdehof (horse farm), an<br />

dem sie selbst im Rahmen ihrer Feld -<br />

forschung teilnahmen und sich dort<br />

Missbrauchshandlungen an unterschied -<br />

lichen Tieren durch die Anwesenden<br />

demonstrieren ließen. Im Juli 2005 ge -<br />

riet <strong>in</strong> der Region Enumclaw im Bun -<br />

desstaat Wash<strong>in</strong>gton e<strong>in</strong> Bauernhof <strong>in</strong>s<br />

Visier polizeilicher Ermittlungstätigkeit.<br />

Bekannt durch Internet Chaträume dien -<br />

te dieser Hof als Treffpunkt und Tatort.<br />

Rechtliche Situation<br />

Wie schon erwähnt, wurde der § 175b<br />

im September 1969 ersatzlos gestrichen.<br />

Bis dah<strong>in</strong> lautete er: Die widernatürliche<br />

Unzucht, welchen von Men -<br />

schen mit Tieren begangen wird, ist mit<br />

Gefängnis zu bestrafen; auch kann auf<br />

Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte<br />

erkannt werden. Dies wurde laut<br />

Deutschem Bundestag 1969 (Druck -<br />

sache V/4048, S. 33) so begründet:<br />

»Die Strafvorschrift über die Unzucht mit<br />

Tieren, deren Streichung vorgeschlagen<br />

wird, hat gegenwärtig <strong>in</strong> der gerichtlichen<br />

Praxis nur noch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Bedeutung.<br />

Die Täter s<strong>in</strong>d nach ihrer abnormen psychischen<br />

Verfassung selten mit Strafan -<br />

droh ung anzusprechen. Krim<strong>in</strong>al politi -<br />

sche Gründe für die Bei behaltung der<br />

Strafvorschrift s<strong>in</strong>d nicht vorhanden, daß<br />

der Täter sich durch die Unzucht mit<br />

Tieren selbst entwürdigt, ist ke<strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichender<br />

Anlaß für e<strong>in</strong>e Bestrafung. Beob -<br />

ach tungen, daß Täter, die wegen Unzucht<br />

mit Tieren aufgefallen s<strong>in</strong>d, später zum<br />

Teil auch andere Sexualdelikte verüben,<br />

vermögen nach überwiegender Ansicht<br />

im Sonderausschuß e<strong>in</strong>e Strafvorschrift<br />

gegen Unzucht mit Tieren nicht zu rechtfertigen.<br />

Wird das Tier durch die unzüchtige<br />

Handlung gequält oder roh misshandelt,<br />

so kommt e<strong>in</strong>e Bestrafung wegen


Tierquälerei <strong>in</strong> Betracht. Fremdes Eigen -<br />

tum an dem Tier ist durch die Strafvor -<br />

schrif ten über Sachbeschädigung ge -<br />

schützt.«<br />

Nach Dr. Schedel-Stupperich kann man<br />

die Menschen, die sexuelle Kontakte zu<br />

Tieren praktizieren, grob <strong>in</strong> drei Grup -<br />

pen e<strong>in</strong>teilen, mit durchaus unterschiedlich<br />

hohem Risiko, für ihr Tun<br />

belangt werden zu können:<br />

Bei der ersten Gruppe steht nicht der<br />

sexuelle Kontakt mit dem Tier zur Be -<br />

friedigung der eigenen Bedürfnisse im<br />

Vordergrund. Das eigentliche Ziel, welches<br />

zur Befriedigung führt ist die Ver -<br />

let zung / Verstümmelung oder gar<br />

Tötung des Tieres. Die Verletzungen<br />

müssen hierbei nicht unbed<strong>in</strong>gt im<br />

Genitalbereich zugefügt werden. Der<br />

Täter erlangt hier eigene sexuelle Be -<br />

frie digung <strong>in</strong> dem Erleben der Qual des<br />

Tieres, <strong>in</strong> dessen Schmerzäußerungen.<br />

Diese Personen bezeichnet man auch<br />

als „Zoosadisten“, welche auch von dem<br />

überwiegenden Teil der zoophilen<br />

Szene abgelehnt werden. Diese Fälle<br />

s<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong>deutige Tierquälerei im<br />

S<strong>in</strong>ne des Tierschutzgesetzes strafrechtlich<br />

verfolgbar, da hier offensichtliche<br />

schwerwiegende Verletzungen<br />

des Tieres vorliegen.<br />

Bei der zweiten Gruppe wird der sexuelle<br />

Akt mit Gewalt (Fesseln, Fest halten,<br />

Betäuben des Tieres) durchgesetzt.<br />

Auch diese Fälle s<strong>in</strong>d strafrechtlich relevant,<br />

jedoch ist die Beweis führung<br />

schwierig, solange dem dabei Tier ke<strong>in</strong>e<br />

offensichtlichen Verletzungen zugefügt<br />

werden und eventuell auftretendes<br />

psy chisches Leid, etwa an auffälligen<br />

Verhaltensänderungen feststellbar, nicht<br />

zweifelsfrei mit sexuellen Übergriffen <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden kann. Da<br />

solche Taten <strong>in</strong> aller Regel nicht <strong>in</strong> der<br />

Öffentlichkeit begangen werden, es so -<br />

mit an Zeugen mangelt, ist die Beweis -<br />

führung schwierig, wodurch die Täter<br />

trotz strafrechtlicher Relevanz meist<br />

straffrei ausgehen.<br />

Die dritte Gruppe begeht sexuelle<br />

Handlung an und mit Tieren mit wenig<br />

oder ganz ohne Gewalt. Häufig wird<br />

den Tieren die Kooperation oder Dul -<br />

dung solchen Verhaltens aufkonditioniert<br />

(anerzogen). Wie viel Druck dabei<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommt, ist schwer nachweisbar.<br />

Diese Form der Übergriffe ist<br />

bei uns seit der Abschaffung des §175b<br />

straffrei, solange es nicht zu erheblichen<br />

Verletzungen durch den Akt (z. B. Darm -<br />

perforation) oder als Folge (z. B. Genital -<br />

<strong>in</strong>fektionen) kommt. Gerade dieser<br />

Täter kreis behauptet von sich, den Tie -<br />

ren ke<strong>in</strong>esfalls Leid zuzufügen, sie im<br />

Gegenteil aufrichtig zu lieben, was auch<br />

auf Gegenseitigkeit beruhe.<br />

Diese Unterscheidung macht S<strong>in</strong>n,<br />

auch wenn man hier beachten muss,<br />

dass es immer wieder auch zu fließenden<br />

Übergängen kommt. Gerade von<br />

der letzten Gruppe wird immer wieder<br />

behauptet, dass die Kontakte e<strong>in</strong>vernehmlich<br />

seien, dass das Tier sogar die<br />

Initiative ergreife. Sie fühlen sich durch<br />

die Bestrebungen von Personen grup -<br />

pen (allen voran z. B. Tierschutzvere<strong>in</strong>e),<br />

sexuellen Umgang mit Tieren <strong>in</strong> egal<br />

welcher Form erneut unter Strafe zu<br />

stellen, geradezu verfolgt, ungerecht<br />

behandelt und diffamiert. Dabei vergessen<br />

sie jedoch, dass das Tier die<br />

Zustimmung hierzu gar nicht geben<br />

kann. Vielmehr bef<strong>in</strong>det sich das Tier,<br />

gerade wenn es um das eigene Tier<br />

geht, hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abhängig keits -<br />

verhältnis zum Menschen und hat gar<br />

ke<strong>in</strong>e andere Wahl, als diese Übergriffe<br />

über sich ergehen zu lassen. Wenn das<br />

Tier hierbei Verhaltensweisen zeigt, welche<br />

auf e<strong>in</strong>en Zustand der Erregung<br />

schließen lassen, ist ganz im Gegenteil<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

davon auszugehen, dass es sich hierbei<br />

schlicht um Stresssymptome handelt,<br />

die durch extremste Vermenschlichung<br />

des Tieres, vielleicht auch, weil man sich<br />

das eigene Fehlverhalten schön reden<br />

will, missgedeutet werden. Somit kann<br />

man hier wohl von e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Schutz -<br />

behauptung ausgehen.<br />

Während die Strafbarkeit der Zoo -<br />

philie <strong>in</strong> nahezu allen Ländern Europas<br />

Foto: Fotolia<br />

abgeschafft worden war, da man die<br />

Tiere durch das Tierschutzgesetzt ausreichend<br />

geschützt wähnte, gehen<br />

<strong>in</strong>zwischen viele Staaten wieder dazu<br />

über, sie erneut <strong>in</strong> den Straftatbestand<br />

aufzunehmen und entsprechend zu<br />

sanktionieren. Grund dafür ist unter<br />

anderem, dass Tierschutz <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong><br />

vielen europäischen Staaten <strong>in</strong> die Ver -<br />

fassung aufgenommen wurde und<br />

nicht nur den Schutz des Tieres vor körperlichen<br />

Schäden / Schmerzen festlegt,<br />

sondern auch, dass die Würde der Tiere<br />

<strong>in</strong> ihrer Mitgeschöpflichkeit geachtet<br />

werden muss. Dazu steht das Prak ti -<br />

zieren von Zoophilie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em klaren<br />

Widerspruch, da hierdurch das Tier zu<br />

e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Objekt der eigenen Be -<br />

frie digung degradiert wird und sexuelle<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 41


<strong>Tierleid</strong><br />

Kontakte, da von Seiten des Tieres nie<br />

freiwillig, e<strong>in</strong>en massiven Angriff auf die<br />

physische wie psychische Integrität des<br />

Tieres darstellt.<br />

In England wurde nach <strong>in</strong>tensiven<br />

Beratungen im Strafrechtsänderungs -<br />

ausschus am 20. November 2003 e<strong>in</strong>e<br />

Empfehlung ausgesprochen, die im<br />

April des folgenden Jahres umgesetzt<br />

wurde. Die Begründung dafür lautete:<br />

»Es (Zoophilie Anmerk. d. Verf.) ist e<strong>in</strong>e<br />

Handlung gegen die Würde des Tieres<br />

und des Menschen. Wir gehen davon aus,<br />

das sexuelle Kontakte e<strong>in</strong>vernehmlich<br />

se<strong>in</strong> müssen, was für Tiere schlicht nicht<br />

möglich ist. Zoophilie als Straftatbestand<br />

würde den Schutz der Tiere anstreben,<br />

doch wir denken, dass dies <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong> Sexualstraftatbestand ist welcher e<strong>in</strong><br />

zutiefst gestörtes Verhalten widerspiegelt.<br />

Das s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>fach Akte von E<strong>in</strong>sam -<br />

keit und Nähe. Es gibt H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen dem Missbrauch<br />

von Tieren und anderen Formen sexueller<br />

Vergehen. Forschungen haben e<strong>in</strong>en Zu -<br />

sam menhang zwischen dem Missbrauch<br />

von Tieren und dem von K<strong>in</strong>dern gezeigt.<br />

E<strong>in</strong>igen Fälle massiver Verstümmelungen<br />

von Pferden g<strong>in</strong>gen mit sexuellen Moti -<br />

ven und Handlungen e<strong>in</strong>her. Wir nehmen<br />

e<strong>in</strong>e Tiefe Abscheu gegen solches Verhal -<br />

ten <strong>in</strong> unserer Gesellschaft wahr und dass<br />

es weiterh<strong>in</strong> als krim<strong>in</strong>elles Vergehen an -<br />

gesehen werden sollte. Dies greift auch<br />

die Sicht der CLRC auf, dass es krim<strong>in</strong>ell<br />

bleiben soll, allerd<strong>in</strong>gs mit e<strong>in</strong>em reduzierten<br />

Strafmaß.«<br />

(Empfehlungen des Strafrechtsän de -<br />

rungs ausschusses, Con sul ta tion papers,<br />

Sett<strong>in</strong>g the boundaries, Juli 2000,<br />

S. 126 f.)<br />

Für die Penetration e<strong>in</strong>es Tieres oder<br />

durch e<strong>in</strong> Tier ist nun e<strong>in</strong> Strafmaß von<br />

6 Monaten bis 2 Jahren vorgesehen und<br />

auch Geldstrafen s<strong>in</strong>d möglich. Das<br />

42<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Strafmaß hängt unter anderem davon<br />

ab, ob der Fall vor e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zelrichter<br />

oder e<strong>in</strong>em Geschworenengericht verhandelt<br />

wird. Letzteres ist <strong>in</strong> diesem Fall<br />

zur Verhängung e<strong>in</strong>es höheren Straf -<br />

maßes befugt.<br />

Am 1. September 2008 trat <strong>in</strong> der<br />

Schweiz e<strong>in</strong>e Änderung des Tierschutz -<br />

gesetztes <strong>in</strong> Kraft, nach der unter Artikel<br />

16 Tierschutzverordnung SR 455.1 Ab -<br />

schnitt 2, Buchstabe J sexuell motivierte<br />

Handlungen mit Tieren zu den verbotenen<br />

Handlungen bei allen Tierarten<br />

gehört. Auch hier wird mit Haft oder<br />

Geldbuße bis zu 20.000 Schweizer<br />

Franken geahndet.<br />

In Schweden, wo das Zoophilie-Ver -<br />

bot seit 1944 nicht mehr besteht, fordert<br />

der Schwedische Veter<strong>in</strong>ärverband<br />

seit Januar 2004 e<strong>in</strong>e Neufassung des<br />

Tierschutzgesetztes dah<strong>in</strong>gehend, dass<br />

die Tiere vor sexuellen Übergriffen jedweder<br />

Art geschützt werden und e<strong>in</strong>e<br />

Aufnahme der Zoophilie <strong>in</strong> die bestehenden<br />

strafrechtlichen Regelungen<br />

aufgenommen werden. Verabschiedet<br />

ist die Gesetzesänderung leider noch<br />

nicht. Neuen Stoff für die Debatte lieferte<br />

2008 David Bass, der e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternes<br />

Netz enttarnte, was auch von der Presse<br />

groß aufgegriffen wurde. Es besteht<br />

Grund zur Hoffnung, dass diese Geset -<br />

zesänderung im Zuge der Novellierung<br />

des Tierschutzgesetzes umgesetzt wird.<br />

In Frankreich wurde schon im März<br />

2004 das Strafgesetzbuch dah<strong>in</strong>gehend<br />

geändert, dass sexuelle Handlungen an<br />

Haustieren verboten s<strong>in</strong>d und mit bis zu<br />

zwei Jahren Haft oder Geldstrafe zu<br />

ahnden s<strong>in</strong>d<br />

Nachdem <strong>in</strong> Belgien sexuelle Über -<br />

griffe auf die Hunde e<strong>in</strong>es Tierasyls <strong>in</strong><br />

Gent und die fehlende Möglichkeit, die<br />

Täter zu bestrafen, bekannt wurde, kam<br />

es zu heftigen Protesten der Bevölke -<br />

rung, die auch die Politiker erreichten.<br />

Nach zweijährigem R<strong>in</strong>gen wurde am<br />

19. März 2007 das Tierschutzgesetzt<br />

dah<strong>in</strong>gehend geändert, dass e<strong>in</strong> ausdrückliches<br />

Verbot sexueller Handlun -<br />

gen an Tieren erlassen wird. Die Täter<br />

müssen nun mit bis zu sechs Monaten<br />

Haft und / oder Geldstrafe rechnen.<br />

Auch <strong>in</strong> den Niederlanden wurde seit<br />

2004, nachdem bekannt wurde, dass<br />

auf frischer Tat ertappte Täter nicht<br />

bestraft werden konnten, wieder darüber<br />

diskutiert, Zoophilie unter Strafe zu<br />

stellen. Politiker aller Parteien sprachen<br />

sich für e<strong>in</strong> vollständiges Verbot aus.<br />

Der Abgeordnete Joost Eerdmans von<br />

der LPF: „Sex mit Tieren ist e<strong>in</strong> weit reichender<br />

Angriff auf die physische Inte -<br />

grität des Tieres und f<strong>in</strong>det niemals mit<br />

dessen Zustimmung statt.“ Im März<br />

2008 beschloss das niederländische<br />

Parlament, jeglichen Sexualverkehr mit<br />

Tieren und die Herstellung pornographischen<br />

Materials davon mit bis zu<br />

sechs Monaten Gefängnis zu bestrafen.<br />

Nach Novellierung des Tierschutz -<br />

gesetzes sieht Norwegen seit 2009<br />

Geldstrafen oder bis zu e<strong>in</strong>em Jahr<br />

Gefängnis, bei schweren Verstößen bis<br />

zu drei Jahren vor.<br />

Sowohl <strong>in</strong> Österreich als auch bei uns<br />

<strong>in</strong> Deutschland wird Zoophilie nur über<br />

das Tierschutzgesetz sanktioniert. Doch<br />

unser Tierschutzgesetz reicht an diesem<br />

Punkt nicht aus, um die Tiere ausreichend<br />

zu schützen, da für e<strong>in</strong>e strafrech<br />

tliche Verfolgung nach dem<br />

TierSchG beim Tier praktisch erst Blut<br />

fließen muss. Solange es ke<strong>in</strong>e offensichtlichen<br />

Verletzungen gibt, besteht<br />

somit ke<strong>in</strong>e rechtlich legitimierte Hand -<br />

habe zum E<strong>in</strong>greifen. Vor Abschaffung<br />

des § 175b bestand für die Tiere zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong> mittelbarer Schutz, da zoophile<br />

Handlungen zum Schutz der Men schen -<br />

würde verboten waren. Somit s<strong>in</strong>d die<br />

Tiere seitdem dem Menschen zur Be -


frie digung se<strong>in</strong>er sexuellen Bedürfnisse<br />

ausgeliefert. Schutz besteht nur noch<br />

vor Handlungen, die mit erheblichen<br />

Schmerzen und Leid nach dem Tier -<br />

schutzgesetzt §§ 17,18. Um e<strong>in</strong>en Täter<br />

nach § 17 TierSchG zu Haftstrafen verurteilen<br />

zu können, muss ihm Rohheit<br />

nachgewiesen werden. Ansonsten be -<br />

steht, selbst bei vorsätzlichem Zufügen<br />

von Schmerzen lediglich e<strong>in</strong>e Ord -<br />

nungs widrigkeit vor, für die maximal<br />

e<strong>in</strong>e Geldstrafe verhängt werden kann.<br />

Nach dem Strafgesetzbuch wird nach<br />

§ 184a wird nur noch die Verbreitung<br />

von gewalt- oder tierpornographischen<br />

Schriften mit e<strong>in</strong>er Freiheitsstrafe bis zu<br />

drei Jahren Gefängnis oder mit Geld -<br />

strafe bestraft. Ansonsten gibt es noch<br />

die Möglichkeit, e<strong>in</strong>en Täter, welcher<br />

sich an e<strong>in</strong>em fremden Tier vergeht,<br />

nach § 303 StGB wegen Sachbeschä di -<br />

gung zu belangen. Hier besteht allerd<strong>in</strong>gs<br />

die Schwierigkeit, e<strong>in</strong>en „Scha den“<br />

am Tier nachzuweisen und e<strong>in</strong> deutig<br />

mit dem Missbrauch <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung zu<br />

br<strong>in</strong>gen se<strong>in</strong>. Dr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Täter <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

fremdes Grundstück oder Haus e<strong>in</strong>,<br />

käme noch e<strong>in</strong>e Verurteilung wegen<br />

Hausfriedensbruch nach § 123 StGB <strong>in</strong><br />

Frage. Allerd<strong>in</strong>gs muss auch hier der<br />

Nachweis erbracht werden.<br />

Laut der Frankfurter Rundschau vom<br />

12.10.2010 kündigte Hessen e<strong>in</strong>e Bun -<br />

desrats<strong>in</strong>itiative für e<strong>in</strong> Verbot von<br />

Zoophilie an, da die derzeitige Geset -<br />

zeslage die Hürde, e<strong>in</strong>em Tier zu helfen,<br />

zu hoch setze. Leider gibt es dazu bisher<br />

ke<strong>in</strong>e konkreten Ergebnisse.<br />

Problematik der derzeiti -<br />

gen rechtlichen Situation <strong>in</strong><br />

Deutsch land<br />

E<strong>in</strong> von Rechtsanwalt Konstant<strong>in</strong> Leon -<br />

darakis LL.M. im Auftrag des bmp (Bund<br />

gegen den Missbrauch der Tiere e.V.)<br />

erstellten Gutachtens ( www.bmt-tier<br />

schutz.de/<strong>in</strong>dex.php?Seite=38" ) über die<br />

Strafbarkeit der Inhalte des Zoo philen-<br />

Forums tierlover.de zeigt deutlich, dass<br />

das TierSchG <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er derzeitigen<br />

Fassung ke<strong>in</strong>esfalls ausreicht, um Tiere<br />

wirksam vor sexuellem Miss brauch zu<br />

schützen. Anhand mehrerer Beispiele<br />

stellt RA Leondarakis heraus, dass es bei<br />

den meisten sexuellen Kon takten zwischen<br />

Mensch und Tier(en) nicht zu<br />

offensichtlicher Tierquälerei kommt. Es<br />

ist sehr schwer nachzuweisen, ob und<br />

wie viel Gewalt angewandt wurde, um<br />

Tiere für sexuelle Handlun gen mit<br />

Menschen zu konditionieren, so dass es<br />

meistens sche<strong>in</strong>bar so aussieht, als würden<br />

diese Kontakte auf gegenseitigem<br />

E<strong>in</strong>verständnis beruhen.<br />

Seit August 2002 hat der Tierschutz<br />

mit dem Artikel 20a GG Verfas sungs -<br />

rang bekommen und ist somit Staats -<br />

zielbestimmung mit rechtlich b<strong>in</strong>dender<br />

Wirkung. Der genaue Text lautet:<br />

Die Leidens- und Empf<strong>in</strong>dungsfähigkeit<br />

<strong>in</strong>sbesondere von höher entwickelten<br />

Tieren erfordert e<strong>in</strong> ethisches M<strong>in</strong>dest -<br />

maß für das menschliche Verhalten.<br />

Daraus folgt die Verpflichtung, Tiere <strong>in</strong><br />

ihrer Mitgeschöpflichkeit zu achten und<br />

ihnen vermeidbare Leiden zu ersparen.<br />

(Bundestag-Drucksache, 14/8860). Hier -<br />

<strong>in</strong> ist auch ethischer Tierschutz verankert,<br />

was bedeutet, dass Tiere als Lebe wesen<br />

geschützt und <strong>in</strong> ihrer Mitgeschöpf lich -<br />

keit geachtet werden sollen Hierdurch<br />

wird der Gesetzgeber angehalten, dem<br />

Tierschutz im Rechtswesen umfassend<br />

Geltung zu verschaffen.<br />

Durch die derzeit geltenden Rechts -<br />

bestimmungen werden Tiere jedoch<br />

nicht ausreichend vor zoophilen Hand -<br />

lungen geschützt. E<strong>in</strong>e Strafbarkeit<br />

etwa nach § 17 TierSchG ist erst dann<br />

gegeben, wenn dem Zoophilisten die<br />

vorsätzliche Zufügung erheblicher<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

Schmer zen und Leiden <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit Rohheit nachgewiesen werden<br />

kann. Schon das Vorliegen von Fahr läs -<br />

sigkeit setzt hier die Strafbarkeit außer<br />

Kraft, selbst wenn dem Tier erhebliche<br />

Verletzungen bis h<strong>in</strong> zum Tode zugefügt<br />

werden. Es ist dann nur noch e<strong>in</strong>e<br />

Ordnungswidrigkeit. Der Nachweis des<br />

Vorsatzes ist, wie das Gutachten von RA<br />

Leondarakis aufzeigt, allerd<strong>in</strong>gs sehr<br />

schwer zu führen; nicht zuletzt, weil die<br />

verletzten Tiere <strong>in</strong> den seltensten Fällen<br />

e<strong>in</strong>em Tierarzt vorgestellt werden und<br />

wenn, dann über die Ursache Still -<br />

schwei gen bewahrt wird. Auch f<strong>in</strong>den<br />

die Handlungen an den Tieren <strong>in</strong> der<br />

Regel nicht vor Zeugen statt. Kommen<br />

Tiere dabei ums Leben, werden diese<br />

schlicht entsorgt, ohne dass es jemand<br />

mitbekommt. Selbst wenn der Zoo -<br />

philist das Tier „zu nichts zw<strong>in</strong>gt“, der<br />

Sex also sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>vernehmlich ist,<br />

kann nicht ausgeschlossen werden,<br />

dass das Tier darunter erhebliches Leid<br />

erfährt. Gerade die psychischen Folgen<br />

lassen sich sehr schwer nachweisen. In<br />

jedem Fall aber wird hier das Abhän gig -<br />

keitsverhältnis des Tieres zum Men -<br />

schen ausgenutzt, was wiederum mit<br />

der Würde des Tieres nicht <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />

zu br<strong>in</strong>gen ist.<br />

Abgesehen von eventuell oder tatsächlich<br />

zugefügtem Leid werden die<br />

Tiere zu Objekten menschlicher Be -<br />

gierde degradiert und zur Befriedigung<br />

menschlicher Triebe missbraucht. Dies<br />

wiederum lässt sich nicht mit der Würde<br />

des Tieres als Mitgeschöpf vere<strong>in</strong>baren.<br />

Sie wird dort verletzt, wo Tiere entgegen<br />

artgerechten Verhaltens dazu konditioniert<br />

werden, passiv oder aktiv an<br />

den sexuellen Kontakten teilzunehmen.<br />

Sexuelle Kontakte mit Menschen entsprechen<br />

nicht dem artgerechten Ver -<br />

halten von Tieren. Aber gerade auch <strong>in</strong><br />

diesem Bereich besteht durch Art. 20a<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 43


<strong>Tierleid</strong><br />

GG e<strong>in</strong>e Schutzpflicht. Dies macht e<strong>in</strong><br />

Tätigwerden des Gesetzgebers dr<strong>in</strong>gend<br />

erforderlich, um Tiere h<strong>in</strong>reichend<br />

und nachhaltig vor zoophilen Hand -<br />

lungen zu schützen, nicht nur im H<strong>in</strong> -<br />

blick auf körperliche und psychische<br />

Leiden, sondern auch im H<strong>in</strong>blick auf<br />

die Würde des Tieres. Dies kann nur<br />

durch e<strong>in</strong> Verbot und die Schaffung<br />

e<strong>in</strong>es Straftatbestandes gewährleistet<br />

werden. Geschieht dies nicht, würde<br />

wohl nur noch der Gang zum Verfas -<br />

sungsgericht bleiben, um überprüfen<br />

zu lassen, <strong>in</strong>wieweit geltendes TierSchG<br />

und Verfassung <strong>in</strong> diesem Punkt übere<strong>in</strong>stimmen<br />

– oder eben nicht übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

Davon abgesehen gibt es noch e<strong>in</strong>en<br />

weiteren, vielleicht sogar noch wichtigeren<br />

Aspekt, sexuelle Kontakte zu<br />

Tieren neu zu bewerten. 1970 durchleuchtete<br />

das amerikanische FBI die<br />

Lebensläufe verurteilter Serien-Mörder.<br />

Dabei wurde deutlich, dass sehr viele<br />

dieser Täter ihre Karriere mit dem Miss -<br />

brauch und Quälerei von Tieren zumeist<br />

schon während ihrer Jugend begannen.<br />

Heute werden Missbrauch und Tier -<br />

quälerei als Zeichen e<strong>in</strong>er ernstzunehmenden<br />

Störung bewertet und auch als<br />

Zeichen für das Erleben von Gewalt aus<br />

erster Hand. Auch wurde festgestellt,<br />

dass <strong>in</strong> Familien, <strong>in</strong> denen Missbrauch<br />

von Tieren stattgefunden hat, auch Ge -<br />

walt <strong>in</strong> anderen Formen vorkam, nicht<br />

zuletzt auch <strong>in</strong> Form von K<strong>in</strong>des miss -<br />

brauch. Das bedeutet natürlich im Um -<br />

kehrschluss nicht automatisch, dass<br />

jeder, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Jugend Tiere quält,<br />

zu e<strong>in</strong>em Gewaltverbrecher wird. Aber<br />

es wirft die Frage auf, ob e<strong>in</strong>e Gesell -<br />

schaft es sich leisten kann, Tierquälerei<br />

<strong>in</strong> welcher Form auch immer als Baga -<br />

44<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

tell-Delikt zu behandeln oder ob da<br />

nicht e<strong>in</strong>e Zeitbombe tickt, deren Aus -<br />

wir kungen noch nicht abzusehen s<strong>in</strong>d.<br />

Wie diverse Studien, allen voran der e<strong>in</strong>gangs<br />

erwähnte K<strong>in</strong>sey-Report deutlich<br />

machen, beg<strong>in</strong>nt die Karriere fast aller<br />

aktiven Zoophilen schon während ihrer<br />

Pubertät. Während es bei vielen bei<br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>maligen Kontakt während<br />

ihrer „Experimentier-Phase“ bleibt, setzten<br />

viele dieses Verhalten auch im<br />

Erwachsenenalter fort. Hier stehen also<br />

schon Jugendliche, gerade auch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Zeitalter, wo über das Internet<br />

jede Menge Informationen zur Verfü -<br />

gung stehen, wie man solche Kontakte<br />

arrangieren und gestalten kann, und<br />

gerade diese Informationen den Jugend -<br />

lichen am heimischen Computer frei zur<br />

Verfügung stehen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutlich<br />

höheren Gefahr, hier zu Tätern zu werden,<br />

gerade auch da, wo, wie RA Leon -<br />

darakis deutlich herausgestellt hat,<br />

Seiten wie tierlover.de ke<strong>in</strong>e nennenswerten<br />

H<strong>in</strong>dernisse für Jugendliche<br />

aufgestellt haben, um deren Nutzung<br />

der Seiten zu verh<strong>in</strong>dern. Sicherlich<br />

liegt es <strong>in</strong> der Verantwortung der Eltern,<br />

zu überwachen, was ihre Kids so am<br />

Computer treiben. Aber das ist oft nicht<br />

leistbar, da die K<strong>in</strong>der häufig über<br />

wesentlich mehr Computer- und Inter -<br />

net-Kompetenz verfügen, als ihre Eltern<br />

und sie sich auch mit zunehmendem<br />

Alter verständlicherweise immer weniger<br />

kontrollieren lassen. Somit sollte<br />

auch der Schutz unserer Jugend für den<br />

Gesetzgeber Grund genug se<strong>in</strong>, hier<br />

reglementierend und strafrechtlich e<strong>in</strong>zuschreiten.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich<br />

noch herzlichst bei Gabriele Frey für die<br />

vielen von ihr auf www.verschwiege-<br />

nes-tierleid-onl<strong>in</strong>e.dezusammengetragenen Informationen und auch Anre -<br />

gungen zu diesem Artikel via Telefon<br />

und E-Mail bedanken. Wer sich noch tiefer<br />

gehend mit diesem Thema ause<strong>in</strong>andersetzen<br />

möchte, dem sei an dieser<br />

Stelle noch das von Birgit Schröder<br />

(Hg.) zusammen mit der Initiative „Ver -<br />

schwiegenes TierLeid“ herausgegebene<br />

Buch „Verschwiegenes TierLeid – sexueller<br />

Missbrauch von Tieren“ ISBN 3-00-<br />

017726-4 empfohlen. (Biblio gra phische<br />

Angaben: Birgit Schröder (Hg.), Ver -<br />

schwie genes <strong>Tierleid</strong> – Sexueller Miss -<br />

brauch an Tieren, Schröder Verlag:<br />

W<strong>in</strong>d hagen, 2006. 328 Seiten. ISBN 3-<br />

00-017726-4. Die Publikation ist direkt<br />

über den Verlag oder über den Buch -<br />

handel erhältlich.)<br />

Autor: Antje Henze<br />

www.passion4dogs.de


Chronologie e<strong>in</strong>er geplanten<br />

(und auch durchgeführten)<br />

Hundeversteigerung<br />

Mit folgender Meldung wurden <strong>in</strong> der<br />

letzten Januar-Woche 2011 Hunde -<br />

freun de und Tierschützer auf den Plan<br />

gerufen:<br />

»Der Herausgeber des Portals www.ras<br />

sehunde.de, Hunde-Fabrikant Uwe Stie -<br />

rand aus Steuden versucht aktuell, Wel -<br />

pen und Zuchthunde per öffentlicher<br />

Versteigerung zu veräußern. Kle<strong>in</strong>e<br />

Münsterländer, Irish Setter, Beagle sollen<br />

am 30.01. im wahrsten S<strong>in</strong>ne des<br />

Wortes unter den Hammer: www.baauktion.de<br />

. (Bild unten: Screenshot 22.01.11-<br />

8h ba-auktion.de)<br />

Das ganze wird dann auch noch als Notund<br />

Tierschutzmaßnahme h<strong>in</strong>gestellt.<br />

Das er<strong>in</strong>nert an die Räumungsverkäufe<br />

fliegender Teppichhändler. Derweil<br />

gehen die Geschäfte des Betreibers von<br />

www.rassehunde.de weiter und man<br />

wird sehr wahrsche<strong>in</strong>lich kaum lange<br />

warten müssen, bis aus dem Umfeld<br />

Stierand wieder neue Würfe zu Markte<br />

getragen werden.<br />

Se<strong>in</strong> „Zucht“-Vere<strong>in</strong>, der „Internatio -<br />

nale Club für Rassehunde und Edel -<br />

katzen“ stellt die Versteigerung ausdrücklich<br />

als Maßnahme „e<strong>in</strong> gutes zu<br />

Hause für se<strong>in</strong>e Hunde zu f<strong>in</strong>den“<br />

dar.<br />

Was bitte soll e<strong>in</strong> „gutes zu<br />

Hause“ se<strong>in</strong>, wenn jemand e<strong>in</strong>en<br />

Hund per Auktion erwirbt. Die<br />

Hunde dürfen gerade mal kurz<br />

vor Auktion besichtigt werden,<br />

exakt wie bei der Versteigerung<br />

von Gebrauchtwagen oder eben<br />

alten Teppichen. Der „Züchter“<br />

hat re<strong>in</strong> gar ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss da -<br />

rauf, wer den Hund ersteigert.<br />

Das entscheidet alle<strong>in</strong>e der<br />

Auktionator mit se<strong>in</strong>em Zu -<br />

schlag und hier zählt alle<strong>in</strong>e das<br />

höchste Gebot. Da läuft jede<br />

Vermittlung per Tierheim tierschutzgerechter<br />

ab. Besonders<br />

krass ist, dass es sich gerade<br />

beim kle<strong>in</strong>en Münsterländer<br />

um e<strong>in</strong>e echte Jagdhunderasse<br />

handelt, die eigentlich nur <strong>in</strong><br />

jagdlich geführte oder zum<strong>in</strong>-<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

dest erfahrene Hände gehört ( http://<br />

muensterlaender-freunde.de ).« (Quelle:<br />

Christoph Jung, petwatch)<br />

Wie zu erwarten, konnte die Durch -<br />

führung dieser Auktion nicht verh<strong>in</strong>dert<br />

werden.<br />

23.01.11<br />

Christoph Jung beg<strong>in</strong>nt mit folgendem<br />

E<strong>in</strong>trag se<strong>in</strong>en Blog auf http://petwatch.blogspot.com<br />

(Hunde unterm<br />

Hammer) Soweit nicht anders angegeben,<br />

s<strong>in</strong>d die folgenden Ausfüh rungen<br />

Zitate von Ch. Jung, petwatch:<br />

Hunde unterm Hammer – Tier -<br />

schutz mitten <strong>in</strong> Deutsch land<br />

Hundewelpen, durchweg Jagdhunde -<br />

rassen, per Versteigerung zu haben, ge -<br />

plant für den 30.01.2011, drei Stunden<br />

vorher zu besichtigen, das höchste Ge -<br />

bot erhält den Zuschlag, mitbieten darf<br />

jeder, der 100 Euro Kaution h<strong>in</strong>terlegt –<br />

nicht Mallorca, nicht Rumänien, das ist<br />

„Tierschutz“ mitten <strong>in</strong> Deutschland.<br />

30.01.11<br />

Etwa 50 Hundefreunde demonstrierten<br />

während der Auktion und der Besich -<br />

tigungszeit für die Rechte der Hunde<br />

auf e<strong>in</strong> artgerechtes Leben. Die Besich -<br />

tigung der Zw<strong>in</strong>geranlage Evaschacht<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 45


<strong>Tierleid</strong><br />

war <strong>in</strong>des nichts für schwache Nerven.<br />

Die Fotos sagen alles. Stierand behauptete,<br />

die Hunde wären noch am Morgen<br />

draußen gewesen. Auch hier wurde er<br />

wieder e<strong>in</strong>mal der Lüge überführt an -<br />

gesichts des unberührten Raureifs auf<br />

dem Gras. Dauerfrost bei -3°.<br />

Hunde unterm Hammer: Christoph<br />

Jung, www.petwatch.de, schoss diese<br />

Fotos am Tag der Hundeauktion <strong>in</strong><br />

Steuden<br />

46<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Noch e<strong>in</strong>e halbe Stunde nach Auk tions -<br />

beg<strong>in</strong>n war ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Bieter angetreten.<br />

Insofern war die Demons tration<br />

e<strong>in</strong> voller Erfolg, der ihm und anderen<br />

Hun de-Fabrikanten (so nennt sich Stie -<br />

rand auch noch stolz) e<strong>in</strong>e Lehre se<strong>in</strong><br />

sollte.<br />

Doch es bleiben Fragen: Wie kann es<br />

se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> Veter<strong>in</strong>äramt 17 Jahre<br />

lang diesem Treiben zuschaut? Wie<br />

kann es se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> Tierarzt noch am<br />

27.01. allen Hunden e<strong>in</strong> Gesundheits -<br />

zeugnis ausstellt, m<strong>in</strong>destens 2 Hunde<br />

aber so evident krank s<strong>in</strong>d, dass sie auf<br />

Druck der Demonstranten sofort aus<br />

der Auktion genommen werden mussten?<br />

Warum duldet die Tierärzteschaft<br />

e<strong>in</strong> solches Treiben ihrer werten „Kolle -<br />

gen“? Warum schweigen die Medien zu<br />

solchen Zuständen? Warum gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

Gesetze, die e<strong>in</strong>en effektiven Tierschutz<br />

begründen?<br />

Ach ja, und Frank Weber war da, der<br />

von Vox-TV, HundKatzeMaus. Er schaute<br />

h<strong>in</strong>! Mit Kamera. Was er sagte, sprach<br />

mir aus dem Herzen – und Verstand.<br />

Mal schauen, was gesendet wird.<br />

E<strong>in</strong> MDR-Team aus Erfurt war am<br />

30.01. vor Ort. Dort wurde offensichtlich<br />

e<strong>in</strong> Werbebeitrag für Auktionator Arens<br />

mit unseren GEZ-Beiträgen gedreht.<br />

Angeblich waren nur 20 Demons tran -<br />

ten da. Ich habe 50 alle<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em<br />

Haufen gezählt, ohne die, die gerade<br />

am Evaschacht waren. Wie der MDR auf<br />

die Zahlen und freundliche Darstellung<br />

der Auktion kommt, ist mir e<strong>in</strong> Rätsel,<br />

der Wahrheit entspricht es jedenfalls<br />

nicht, dafür stehe ich (Christoph Jung,<br />

Anm. d. Red.) mit me<strong>in</strong>em Wort.<br />

31.01.11<br />

Nun werden Maßnahmen ergriffen, die<br />

Hunde bei Stierand wegzuholen. Tier -<br />

schützer haben mehrfach, auch gegenüber<br />

dem Veter<strong>in</strong>äramt Saalekreis er -<br />

klärt, die Hunde sofort aufzunehmen.<br />

Dieser Evaschacht-Clan muss zudem<br />

e<strong>in</strong> Tierhaltungsverbot erhalten. Man<br />

muss auch noch darauf h<strong>in</strong>weisen, dass<br />

der Auktionator angesichts der misslungenen<br />

Versteigerung gegenüber den<br />

Demonstranten öffentlich erklärt, etwa:<br />

„Vielleicht keult er die Hunde dann!“ (der<br />

Begriff „keulen“ wurde dabei def<strong>in</strong>itiv verwendet)<br />

01.02.11<br />

Die Laborbeaglehilfe e.V. hat e<strong>in</strong>e Pro -<br />

testnote / Petition an den Landrat des<br />

Saalekreises erstellt und sammelt Un -<br />

ter schriften ( http://beagle.mediennetznrw.de<br />

[Helfen Sie den Hunden <strong>in</strong> Steu -<br />

den]). Mit Bitte um Beteiligung.<br />

(Diese Petition kann, auch wenn sie<br />

schon e<strong>in</strong>gereicht wurde, weiterh<strong>in</strong><br />

unter zeichnet werden.) Herrn Bannert,<br />

dem zuständigen Landratsab geord ne -<br />

ten wurde neben der Liste auch e<strong>in</strong> L<strong>in</strong>k<br />

ausgehändigt, unter welchem er sich<br />

über den aktuellen Stand der Unter -<br />

schirften jederzeit <strong>in</strong>formieren kann.<br />

E<strong>in</strong>e Reaktion se<strong>in</strong>erseits auf die Peti -<br />

tion liegt der Laborbeaglehilfe bisher<br />

nicht vor. (Anm. d. Red.)<br />

Ebenfalls am 01.02. verfasste Kar<strong>in</strong><br />

Burger auf ihrer Seite www.doggen<br />

netz.de (Aua 64) e<strong>in</strong>en lesenswerten<br />

satirischen Brief an Herrn Stierand.<br />

02.02.11<br />

Stierand und Auktionator Arens fordern<br />

die Rücknahme der Aussage hier im<br />

Blog, der Auktionator habe gesagt, „Dann<br />

keult er die Hunde eben!“ (s<strong>in</strong>ngemäß).


Diese Aussage wurde <strong>in</strong>zwischen von<br />

Augenzeugen bestätigt.<br />

02.02.11<br />

Der Präsident der Tierärztekammer Sach -<br />

sen-Anhalt, Dr. med. vet. Stefan Krippner,<br />

hat mich (Christoph Jung, Anm. d. Red.)<br />

heute angerufen und versichert, dass er<br />

der Sache nachgehen werde.<br />

08.02.11<br />

»Die Amtsleiter<strong>in</strong> des Veter<strong>in</strong>äramtes<br />

Saalekreises, Dr. Meier, soll e<strong>in</strong> Rund -<br />

schreiben verschickt haben, <strong>in</strong> welchem<br />

sie s<strong>in</strong>ngemäß mitteilt, dass das<br />

TierSchG ke<strong>in</strong>e speziellen Regelungen<br />

für die Durchführung oder Beschrän -<br />

kung von Hundeversteigerungen enthalte<br />

und dass, obwohl nach §2 TierSchG<br />

der Erwerber e<strong>in</strong>es Tieres über die erforderlichen<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

zur Haltung des Tieres verfügen müsse,<br />

nicht gesetzlich geregelt sei, dass e<strong>in</strong><br />

Verkauf der Tiere nur an sachkundige<br />

Personen erfolgen dürfe. Die e<strong>in</strong>zige<br />

Regelung, die dazu vom TierSchG<br />

getroffen würde, sei, dass Wirbeltiere<br />

ohne E<strong>in</strong>willigung der Erziehungs -<br />

berech tigten nicht an K<strong>in</strong>der und Ju -<br />

gend liche unter 16 Jahren abgegeben<br />

werden dürfen (§11c). Es gäbe auch<br />

ke<strong>in</strong>e speziellen gesetzlichen Vorgaben<br />

zur zahlen- oder rassenmäßigen Be -<br />

schrän kung e<strong>in</strong>er gewerblichen Zucht.<br />

Die Zuchtgeme<strong>in</strong>schaft, welche die<br />

Versteigerung <strong>in</strong>itiiert habe, sei im<br />

Besitz e<strong>in</strong>er gültigen tierschutzrechtlichen<br />

Erlaubnis zum gewerbsmäßigen<br />

Züchten und Halten von Hunden. Die<br />

Aktion <strong>in</strong> Steuden hätte unter amtstierärztlicher<br />

Kontrolle gestanden. Tier -<br />

ärztliche Befunde zum Zustand der<br />

Tiere lägen vor und eventuell notwendige<br />

Behandlungen seien e<strong>in</strong>geleitet<br />

worden. Die Tiere hätten sich bis auf<br />

Ausnahmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten gesundheitlichen<br />

Allgeme<strong>in</strong>zustand.<br />

Die Angekündigte Auflösung der<br />

gewerblichen Hundezucht durch den<br />

Verkauf der Hunde würde auch weiterh<strong>in</strong><br />

überwacht werden.« (s<strong>in</strong>ngemäße<br />

Wiedergabe anhand e<strong>in</strong>es Kommen -<br />

tares zum hier zitierten Blog, Anm. d.<br />

Red.)<br />

11.02.11<br />

Kar<strong>in</strong> Burger weist auf www.doggen<br />

netz.de unter dem Titel „Evaschacht und<br />

ke<strong>in</strong> Ende“ auf e<strong>in</strong>en Bericht der Mittel -<br />

deutschen Zeitung (MZ-TV) h<strong>in</strong>:<br />

»Aua67: Stierand / Evaschacht<br />

und ke<strong>in</strong> Ende<br />

{TS-/DS-Kritik} Die Aufregung über die<br />

Zustände im Zw<strong>in</strong>ger vom Evaschacht<br />

des Uwe Stierand nimmt ke<strong>in</strong> Ende und<br />

treibt <strong>in</strong>zwischen auch äußerst kuriose<br />

Blüten (Doggennetz wird darüber noch<br />

berichten).<br />

Aktuell gibt es e<strong>in</strong>en Fernsehbeitrag<br />

über die Mitteldeutsche Zeitung (MZ-<br />

TV) mit verschiedenen Interviews. So<br />

kommt Marlies Koser vom Tierschutz -<br />

vere<strong>in</strong> Halle zu Wort, welche die Ko ope -<br />

rationsbereitschaft des zuständigen<br />

Veter<strong>in</strong>äramts Saalekreis grundsätzlich<br />

<strong>Tierleid</strong><br />

und auch für andere Tierschutzfälle kritisiert.<br />

Ihre Kritikpunkte werden vielen<br />

Tierschützern mit Praxiserfahrung <strong>in</strong><br />

der Zusammenarbeit mit (manchen)<br />

Veter<strong>in</strong>ärämtern bekannt vorkommen.<br />

Auch <strong>in</strong> der Zuchtanlage selbst wurde<br />

erneut gefilmt und Uwe Stierand Gele -<br />

genheit gegeben, se<strong>in</strong>e Sicht der D<strong>in</strong>ge<br />

darzulegen. Sehen Sie das Video dort:<br />

( http://www.mz-web.de/ (Protest vor<br />

dem Veter<strong>in</strong>äramt).«<br />

(Quelle: www.doggennetz.de )<br />

14.02.11<br />

Frau Burger ruft mit folgendem Artikel<br />

auf doggennetz.de zu vernünftigem und<br />

vor allem realistischem Vorgehen auf:<br />

»Aua68: Stierand / Evaschacht:<br />

Die Hysterie treibt Blüten<br />

{TS-/DS-Kritik} Das Thema Hundefa -<br />

brikant Uwe Stierand mit se<strong>in</strong>er Zucht an -<br />

la ge vom Evaschacht wird zum un -<br />

gewoll ten Prüfste<strong>in</strong> der Effizienz<br />

tiers chützerischer Interventionen. Bis -<br />

her erreicht: Die Hunde-Auktion wurde<br />

durch e<strong>in</strong>e Demonstration der Tier -<br />

schützer vor Ort erfolgreich boykottiert.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Demo am vergangenen<br />

Donnerstag vor dem Veter<strong>in</strong>äramt des<br />

Saalekreises po<strong>in</strong>tierte die grundsätzliche<br />

Problematik der Kooperation zwischen<br />

Veter<strong>in</strong>ärbehörden und Tier -<br />

schutz organisationen. Schön, schön.<br />

Für die Hunde gebracht hat das bisher<br />

alles gar nichts.<br />

Liest man verschiedene Foren bei -<br />

träge, läuft es e<strong>in</strong>em eiskalt den Rücken<br />

h<strong>in</strong>unter angesichts der unsachlichen<br />

Überdramatisierung der hier vorliegenden<br />

Verhältnisse. Ke<strong>in</strong> wahrer Hunde -<br />

freund f<strong>in</strong>det es schön oder auch nur<br />

akzeptabel, wie die Hunde dort leben<br />

müssen. Die Unterbr<strong>in</strong>gungs bed<strong>in</strong>gun -<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 47


<strong>Tierleid</strong><br />

gen allerd<strong>in</strong>gs mit den Zuständen im<br />

Ausland zu vergleichen und völlig un -<br />

be gründet zu dramatisieren, verschiebt<br />

den Fokus <strong>in</strong> bedenklicher Art und Weise.<br />

Überdies eiern wohl e<strong>in</strong>ige Tier -<br />

schützer bedrohlich am Rande der<br />

kom pletten Hysterie entlang. Gerüchte -<br />

weise ist von militanten Befreiungs -<br />

aktionen zu hören. E<strong>in</strong>ige me<strong>in</strong>en, mit<br />

Futterspenden zu helfen. Das Gegenteil<br />

dürfte der Fall se<strong>in</strong>. Jede Futterspende<br />

verlängert den Status quo. Und übrigens:<br />

Nach Aussagen e<strong>in</strong>es Vor-Ort-<br />

Zeugen war kürzlich zu beobachten,<br />

wie e<strong>in</strong> Beagle-Rüde e<strong>in</strong>e Beagle-Hün -<br />

d<strong>in</strong> deckte. Da ist die nächste Produk -<br />

tionswelle schon <strong>in</strong> Arbeit!<br />

Al Capone hat man se<strong>in</strong>erzeit auch<br />

nicht über se<strong>in</strong>e krim<strong>in</strong>ellen Machen -<br />

schaften, sondern steuerrechtlich festgenagelt.<br />

Auch der vorliegende Fall bietet<br />

mannigfaltige Angriffspunkte, wenn<br />

man sich nicht gerade auf tierschützerische<br />

Aspekte konzentrieren wollte!<br />

Jetzt wäre es natürlich wieder praktisch,<br />

man hätte jemals über den tierschützerischen<br />

Tellerrand h<strong>in</strong>ausgeblickt, kenne<br />

sich z. B. im Sozialgesetzbuch aus ...<br />

Warum können Tierschützer und Hun -<br />

de freunde nicht begreifen, dass das<br />

Vete r<strong>in</strong>äramt formalrechtlich bei der<br />

gegebenen Gesetzeslage ke<strong>in</strong>en An -<br />

griffs punkt f<strong>in</strong>det? Zeigt nicht gerade<br />

der Fall Gnadenhof Momo und die nicht<br />

enden wollende Diskussion darüber<br />

z. B. im KSG-Forum, welches Risiko Vete -<br />

r<strong>in</strong>äre e<strong>in</strong>gehen, die tierschützerisch<br />

handeln? Dort kann man frostgeschüttelt<br />

nachlesen, wie unfair, geme<strong>in</strong> und<br />

feige vorgebliche Tierfreunde h<strong>in</strong>terher<br />

solche Veter<strong>in</strong>äre im rechtsfreien Fo -<br />

rums raum filetieren!<br />

Die Hysterie um die Hundchen im<br />

Evaschacht treibt <strong>in</strong>zwischen bedenkliche<br />

Blüten. Letzte Woche etwa g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong><br />

bemerkenswerter Spendenaufruf durch<br />

48<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

den Verteiler. Formuliert und auf den<br />

Weg gebracht wurde er von Mitglie dern<br />

der Beagle-Union Deutschland e.V. Auch<br />

das Spendenkonto dieses Vere<strong>in</strong>s wird<br />

im Aufruf benannt. Ralf Manhalter, erster<br />

Vorsitzender der Beagle-Union<br />

Deutschland e. V., legt aber großen Wert<br />

auf die Feststellung, dass dieser Spen -<br />

denaufruf von der Beagle-Union weder<br />

veranlasst noch anderweitig autorisiert<br />

sei. Inhaltlich glänzt der Spendenaufruf<br />

vorzüglich damit, die Zustände <strong>in</strong> Steu -<br />

den dramatisch zu übertreiben, e<strong>in</strong>e<br />

akute Lebensgefahr für die Hunde her -<br />

auf zubeschwören und potenzielle Spen -<br />

der unter Zeitdruck zu setzen. Details zu<br />

diesem Spendenaufruf und das State -<br />

ment des ersten Vorsitzenden der<br />

Beagle-Union Deutschland zu diesem<br />

Vorgang lesen Sie gern hier: www.cha<br />

ritywatch.de/<strong>in</strong>dex.asp?id=1406 )!«<br />

(Quelle: www.doggennetz.de )<br />

13.03.11<br />

Hunde-Versteigerung<br />

Am 12.03.11 berichtete Frank Weber auf<br />

Vox von der geplanten Versteigerung<br />

von Hunden <strong>in</strong> Steuden. Es ist sehr gut,<br />

dass endlich e<strong>in</strong> etablierter TV-Sender<br />

e<strong>in</strong> solches Thema angepackt hat. Denn<br />

das ist die Tierschutz-Realität <strong>in</strong> Deutsch -<br />

Problemhundetherapeut &<br />

Gebrauchshundeausbilder,<br />

Man- & Pettrail<strong>in</strong>g<br />

land. Der Hundehandel soll sogar weiter<br />

ausgebaut werden, z. B. bei Zoo<br />

Zajac <strong>in</strong> Duisburg. Während sich <strong>in</strong> an -<br />

de ren Ländern das Hundeelend anhand<br />

von offener Tierquälerei und Tötungs -<br />

stationen manifestiert, zeigt es sich <strong>in</strong><br />

Deutschland nur ANDERS aber deswegen<br />

nicht weniger schlimm.<br />

Der Hund wird vollkommen zur Ware<br />

degradiert, zum Konsumobjekt.<br />

Ich (Christoph Jung, Anm. d. Red) habe<br />

die Auktion als e<strong>in</strong>er der ersten öffentlich<br />

bekannt gemacht und seither kritisch<br />

verfolgt. Und was me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />

nach das wichtigste ist: Es ist ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong> zel -<br />

fall. Während Frank Weber bei diesem<br />

„E<strong>in</strong>zelfall“ stehen bleibt, geht es doch<br />

darum, die Verhältnisse zu ändern, die<br />

Versteigerungen, Vermehrung von<br />

Hunden und den Handel mit ihnen<br />

ganz legal machen. „Alles legal“, so äu -<br />

ßerte sich auch die zuständige Amts -<br />

tierärzt<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e entsprechende Anfrage<br />

von mir an die Bundesm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für Er -<br />

nährung, Landwirtschaft und Ver brau -<br />

cherschutz, Ilse Aigner, vom 07.02.11<br />

wur de lapidar mit dem Verweis auf die<br />

bestehenden Tierschutzgesetze beantwortet.<br />

Also alles <strong>in</strong> Butter Frau Aigner?<br />

Ne<strong>in</strong>, das ist legale Tierquälerei unter<br />

den Augen dieses Staates und wenn<br />

Hundezentrum<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Thomas Schwerdtfeger<br />

23847 Schiphorst<br />

E-Mail: HZSH(at)hundezentrumschleswig-holste<strong>in</strong>.de<br />

Telefon 04536 / 1056<br />

Mobil 0176 / 51077505<br />

www.hundezentrum-schleswig-holste<strong>in</strong>.de


man noch die Qualzuchten und die<br />

Praxis der Zucht mit Erbkrankheiten<br />

( http://petwatch.blogspot.com<br />

[Hunde unterm Hammer]) h<strong>in</strong>zu nimmt:<br />

Die Ignoranz des Staates und der Behör -<br />

den ist unerträglich!<br />

Während der TV-Aufzeichnung von VOX<br />

hat auch Christoph Jung Gelegen heit,<br />

e<strong>in</strong> Statement abzugeben, welches leider<br />

nicht mit ausgestrahlt wurde. Er<br />

äußerte sich dah<strong>in</strong>gehend, dass er auf<br />

Dieses Übere<strong>in</strong>kommen will Zoo Zajac<br />

jetzt brechen und schockiert damit Tier -<br />

freunde <strong>in</strong> der ganzen Republik. Die<br />

Tierrechts organisation PETA Deutsch -<br />

land e.V. startete e<strong>in</strong>e bundesweite<br />

Kam pagne. Alle Tierfreunde werden um<br />

tatkräftige Unterstützung gebeten.<br />

Auf www.peta.de/zajac kann man<br />

an e<strong>in</strong>er Petition teilnehmen, die schon<br />

tausende Tierschützer abgeschickt ha -<br />

ben, Protest-Plakate downloaden und<br />

unsere Verantwortung für die Hunde<br />

abstellte:<br />

»Sie sollen sich <strong>in</strong> unserer anspruchsvollen<br />

Gesellschaft ordentlich benehmen.<br />

Wenn e<strong>in</strong>er sich mal daneben benimmt,<br />

stehen gleich die Zeitungen voll und Poli -<br />

ti ker fordern schärfere Gesetze gegen<br />

Hunde. Aber dann muten wir denen<br />

e<strong>in</strong>en solch elenden Start <strong>in</strong>s Leben zu<br />

wie bei Stierand oder anderen Vermeh -<br />

rern und Händlern. Die Hunde brauchen<br />

e<strong>in</strong>e ordentliche Sozialisation. Aber bei<br />

solchen Themen schweigen die Medien.«<br />

Zoo Zajac plant Welpenverkauf –<br />

PETA startet e<strong>in</strong>e bundes weite<br />

Protest-<br />

Kampagne<br />

Das nach eigenen Angaben<br />

größte Zoofachgeschäft der<br />

Welt, Zoo Zajac <strong>in</strong> Duisburg-<br />

Neumühl, plant den Handel<br />

mit Hundewelpen. Das ist <strong>in</strong><br />

Deutsch land zwar nicht verboten,<br />

aber die Zoohändler haben<br />

sich jahrzehntelang e<strong>in</strong>e Art<br />

Selbstverpflichtung auferlegt,<br />

ke<strong>in</strong>e Welpen zu verkaufen.<br />

die Kampagne gegen den Hundewel -<br />

pen handel bei Zajac mit zahlreichen<br />

weiteren Aktionen unterstützen.<br />

Tierschutz<br />

Vielen Dank, Herr Jung, dass Sie dieses<br />

Statement für Absolut-Hund nochmals<br />

wiederholt haben.<br />

Zu der VOX-Sendung vom 12. März 2011<br />

verfasste Kar<strong>in</strong> Burger e<strong>in</strong>en Kom men -<br />

tar unter: www.doggennetz.de<br />

(Aua90)<br />

Autor: Antje Henze<br />

www.passion4dogs.de<br />

Wieviele Spontankäufe wird es bei solch e<strong>in</strong>em Anblick von niedlichen Hunde -<br />

welpen während des E<strong>in</strong>kaufs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zoofachgeschäft geben, wenn Hunde im<br />

Handel angeboten werden? – Foto: iStockphoto<br />

»Die Pläne von Zajac s<strong>in</strong>d verantwortungslos<br />

und rückständig! Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

Schlag gegen die ohneh<strong>in</strong> permanent<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 49


Tierschutz<br />

überfüllten Tierheime und e<strong>in</strong>e Ver -<br />

mark tungsebene, die tierunwürdig ist.<br />

Aus gutem Grund hat man dem Verkauf<br />

von Hunden und Katzen im Zoohandel<br />

<strong>in</strong> den 70er Jahren e<strong>in</strong>en Riegel vorgeschoben.<br />

Jetzt wollen geldgierige Ge -<br />

schäftsleute wieder Hunde h<strong>in</strong>ter Schau -<br />

fenstern verkaufen, um Kunden <strong>in</strong> die<br />

Zoo handlung zu locken«, sagt Kam -<br />

pagnenleiter<strong>in</strong> Magdalena Scherk von<br />

PETA.<br />

»Unüberlegt werden diese Tiere<br />

dann von Menschen gekauft, die sich<br />

sonst nie e<strong>in</strong>en Hund kaufen würden.<br />

Sie erliegen dem putzigen Aussehen.<br />

Was wir brauchen, s<strong>in</strong>d weniger Hunde<br />

<strong>in</strong> Tierheimen und nicht mehr! Deshalb<br />

sagen wir jeder Zoohandlung, die Hunde<br />

<strong>in</strong>s Verkaufssortiment nimmt, schon<br />

jetzt den Kampf an«, so Scherk weiter.<br />

Wer Hunde im Zooladen kauft, unterstützt<br />

Schnellkäufe. »Wenn K<strong>in</strong>der ei -<br />

nen süßen Hundewelpen im Zooladen<br />

sehen, werden viele Eltern dem Quen -<br />

geln nachgeben und e<strong>in</strong> Tier ungeplant<br />

mit nach Hause nehmen.« Wer e<strong>in</strong>em<br />

Tier e<strong>in</strong> liebevolles Zuhause schenken<br />

möchte, sollte e<strong>in</strong> lokales Tierheim aufsuchen,<br />

so PETA. Circa 300.000 Tiere<br />

werden jährlich <strong>in</strong> deutschen Tierhei -<br />

men abgegeben, viele warten schon<br />

seit Jahren auf e<strong>in</strong>e Vermittlung. E<strong>in</strong>e<br />

Alternative im S<strong>in</strong>ne des Tierschutzes zu<br />

dem Verkauf von Hundewelpen sieht<br />

PETA dar<strong>in</strong>, Tieren aus dem Tierheim<br />

e<strong>in</strong>e Plattform zu bieten. So könnte sich<br />

Zoo Zajak z. B. mit dem örtlichen Tier -<br />

heim zusammentun und Hunde, die e<strong>in</strong><br />

Zuhause suchen, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zoohandel<br />

vorstellen. (erschienen im Europaticker<br />

am: 2011-02-16)<br />

Das Motiv zur Aktion<br />

PETA hat e<strong>in</strong> Motiv entworfen, um dem<br />

Betreiber von Zoo Zajac, Norbert Zajac,<br />

50<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

unmissverständlich klar zu machen,<br />

was wir von dem geplanten Welpen -<br />

han del halten. Bitte helfen Sie uns dabei,<br />

die Message zu verbreiten. Legen Sie<br />

dieses Motiv – nach Rücksprache mit<br />

den Verantwortlichen – <strong>in</strong> Tierarzt praxen<br />

oder Zooläden, die ke<strong>in</strong>e Tiere anbieten,<br />

aus und bitten Sie auch Ihre Freun -<br />

de und Verwandten darum, sich gegen<br />

den geplanten Welpenhandel bei Zoo<br />

Zajac zu engagieren.<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Zoo Zajac stellt auf ca. 8.000 m² Ver kaufs -<br />

fläche Tiere jeglicher Art zum Ver kauf<br />

aus. Zum umfangreichen Verkaufs re -<br />

pertoire von Norbert Zajac zählen hoch<br />

sensible exotische Tiere wie Faultiere,<br />

Präriehunde und Reptilien, aber auch<br />

Ch<strong>in</strong>chillas, Frettchen, M<strong>in</strong>ischwe<strong>in</strong>e<br />

und seit e<strong>in</strong>iger Zeit Katzen. Grund sätz -<br />

lich ist der Handel mit Hunden <strong>in</strong> deutschen<br />

Zooläden nicht verboten, aber<br />

die Händler haben bislang davon abgesehen,<br />

Hundewelpen zu verkaufen. Mit<br />

diesem stillschweigenden Übere<strong>in</strong> kom -<br />

men bricht Zoo Zajac nun und plant, im<br />

Laufe des Jahres den Welpenhandel<br />

e<strong>in</strong>zuführen.<br />

Fast täglich berichten Medien von<br />

Tierheimen, die vor dem Aus stehen, da<br />

sie mit e<strong>in</strong>er ungebrochenen Flut an<br />

Hunden und schw<strong>in</strong>denden f<strong>in</strong>anziellen<br />

E<strong>in</strong>nahmen konfrontiert s<strong>in</strong>d. Zudem<br />

sorgen verantwortungslose Züchter<br />

lau fend für Nachschub der „Ware Hund“,<br />

da ihnen ke<strong>in</strong>e gesetzlichen Schranken<br />

aufgezeigt werden. Dieser Kreislauf zu<br />

Lasten der Tiere muss durchbrochen<br />

wer den. Auch heute schon gibt es ge -<br />

nü gend Tiere, hierunter auch tausende<br />

Hunde, die auf die Vermittlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

gutes Zuhause warten. (Quelle: Peta.de)<br />

Christoph Jung von Petwatch führte e<strong>in</strong><br />

Interview mit dem stv. Ge schäfts führer<br />

des Zen tral ver bandes Zoo lo gi scher<br />

Fach betriebe e. V. (ZZF), Jörg Turk, zum<br />

Thema Wel pen handel bei Zoo Zajac<br />

geführt.<br />

Christoph Jung,<br />

petwatch.de, (l<strong>in</strong>ks) und se<strong>in</strong> Interview -<br />

partner Jörg Turk, stellvertretender Ge -<br />

schäfts führer des ZZF<br />

Christoph Jung: Das nach eigenen<br />

Angaben größte Zoofachgeschäft Euro -<br />

pas, Zoo Zajac <strong>in</strong> Duisburg, verkauft seit<br />

kurzem Hundewelpen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neu ge -<br />

bauten Kle<strong>in</strong>säugerhalle von 10.000qm.<br />

Was halten Sie von dem Verkauf von<br />

Hunden im Zoo-Fachhandel?<br />

Jörg Turk: Die Firma Zoo Zajac ist<br />

nicht Mitglied des ZZF. Sie hat sich also<br />

nicht zur E<strong>in</strong>haltung der ZZF-Selbst -<br />

beschränkungen verpflichtet: siehe Hei -


In den U.S.A. schon lange üblich: So und ähnlich werden <strong>in</strong> Amerika Hunde- und<br />

Katzenwelpen <strong>in</strong> den „pet shops“ zum Verkauf angeboten – Foto: iStockphoto<br />

del berger Beschlüsse, Seite 4: »3. Mit -<br />

gliedsfirmen des ZZF verzichten auf die<br />

Präsentation und den Verkauf von Hun -<br />

den. Die vermittelnde Zusammenarbeit<br />

mit Tierheimen und Züchtern wird ausdrücklich<br />

empfohlen.«<br />

Die grundsätzliche Position des ZZF<br />

ergibt sich aus folgenden Überlegun -<br />

gen: Der Zoofachhandel stellt für den<br />

Hund e<strong>in</strong>e Art „Zwischenrudel“ mit<br />

wechselndem Pflegepersonal und mit<br />

nur kurzfristig mite<strong>in</strong>ander vergesellschafteten<br />

Artgenossen dar. Der Wech -<br />

sel vom Mutterrudel (Züchter) über e<strong>in</strong><br />

„Zwischenrudel“ zum endgültigen Ru -<br />

del (Halterfamilie) entspricht nicht dem<br />

natürlichen Ablauf beim Stammvater<br />

des Hundes, dem Wolf. Fachleute be -<br />

fürchten deshalb erhebliche Sozialisie -<br />

rungsprobleme mit allen sich daraus<br />

zunächst für die Halter und dann <strong>in</strong>sbesondere<br />

für den jeweiligen Hund ergebenden<br />

negativen Konsequenzen: Sozi -<br />

a li sierungsschwierigkeiten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

der häufigsten Ursachen für die Abgabe<br />

von Hunden <strong>in</strong> Tierheimen.<br />

Das zweite Problem stellt die Her -<br />

kunft der im Zoofachhandel anzubieten<br />

den Hunde dar. Seriöse Hunde -<br />

züchter und ihre Verbände haben<br />

ent schieden, ke<strong>in</strong>e Hunde über den<br />

Zoofachhandel zu verkaufen. Sie benötigen<br />

e<strong>in</strong> solches Vermarktungskonzept<br />

auch nicht.<br />

E<strong>in</strong>zelne Zoofachhändler mögen dieses<br />

Problem auf regionaler Ebene lösen<br />

können, weil sie über Kontakte zu<br />

Züchtern verfügen, die nicht <strong>in</strong> den<br />

Züchterverbänden Mitglied s<strong>in</strong>d. Würde<br />

der Hund jedoch zu e<strong>in</strong>em üblichen<br />

Bestandteil des Lebendtiersortiments<br />

des Zoofachhandels, dürfte e<strong>in</strong> großer<br />

Teil der angebotenen Welpen aus unter<br />

Tierschutzaspekten fragwürdigen Quel -<br />

len (Massenzuchten) stammen. Darü -<br />

ber h<strong>in</strong>aus steht zu befürchten, dass die<br />

tierseuchenrechtlichen Bestimmungen,<br />

deren E<strong>in</strong>haltung ja <strong>in</strong>sbesondere für<br />

die Gesundheit der bereits vorhandenen<br />

Hunde von Bedeutung ist, missachtet<br />

oder umgangen würden.<br />

Christoph Jung: Wo sehen sie die<br />

Problematik bei diesem Geschäft?<br />

Jörg Turk: Zajak's neue Kle<strong>in</strong>säuger -<br />

halle und die dortige Präsentation, Un -<br />

ter br<strong>in</strong>gung und Betreuung von Hun -<br />

de welpen hat der ZZF noch nicht<br />

angeschaut. Ob Zajak e<strong>in</strong>e Lösung für<br />

oben genannte Probleme gefunden<br />

hat, ist uns daher nicht bekannt.<br />

Christoph Jung: Was halten Sie<br />

grundsätzlich vom Handel mit Hunden?<br />

Jörg Turk: Da Hunde, die mit e<strong>in</strong>em<br />

erheblichen Kostenaufwand groß gezogen<br />

oder vorübergehend gepflegt wurden,<br />

nicht verschenkt werden können,<br />

f<strong>in</strong>det Handel statt. Die Abgabe von<br />

Hunden durch Züchter oder auch im<br />

Tierheim ist daher zwangsläufig kostenpflichtig.<br />

Den Handel mit Hundewelpen über<br />

Kle<strong>in</strong>anzeigen oder im Internet lehnt<br />

Tierschutz<br />

der ZZF ab. Viele der angebotenen Tiere<br />

stammen aus Massenzuchten, s<strong>in</strong>d<br />

krank, von langen Transporten ge -<br />

schwächt und werden sehr oft ohne<br />

Impfungen und ohne Papiere und Kenn -<br />

zeichnungen / Tätowierungen angeboten.<br />

Der ZZF warnt vor Spontankäufen.<br />

Die Anschaffung e<strong>in</strong>es Hundes sollte<br />

gut überlegt und geplant se<strong>in</strong>, Tier hal -<br />

ter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Tierleben lang für ihre Tiere<br />

verantwortlich.<br />

Christoph Jung: Welche Maßnah men<br />

sollten vom Gesetzgeber ergriffen werden?<br />

Jörg Turk: Gesetzgeberische Aktivi -<br />

täten s<strong>in</strong>d nach unserer Auffassung verzichtbar.<br />

Das Tierschutzgesetz reicht<br />

aus, um auf se<strong>in</strong>er Grundlage jede Form<br />

von tierschutzwidrigem Umgang mit<br />

Tieren E<strong>in</strong>halt zu bieten.<br />

Für s<strong>in</strong>nvoll halten wir jedoch e<strong>in</strong>e<br />

von Bund und / oder Ländern zu f<strong>in</strong>anzierende<br />

wissenschaftliche Untersu -<br />

chung über die zu erwartenden Auswir -<br />

kungen des Verkaufs im Zoofachhandel<br />

auf die Hunde, ihre Gesundheit und ihr<br />

Verhalten. Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er solchen<br />

Untersuchung böten den zuständigen<br />

Behörden die notwendige Rechts -<br />

sicher heit für ihre Entscheidungen, die<br />

dann mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

auch vor e<strong>in</strong>em Gericht Bestand hätten.<br />

Wenn der Sachverhalt von wissenschaftlicher<br />

Seite als tierschutzwidrig<br />

e<strong>in</strong>geschätzt wird, bedarf es an Über -<br />

wachungsbehörden, die willens und<br />

personell wie technisch zum Vollzug <strong>in</strong><br />

der Lage s<strong>in</strong>d.<br />

Christoph Jung: Vielen Dank für das<br />

Statement!<br />

(Quelle: http://petwatch.blogspot.com)<br />

Als Hunde verhal tens therapeut<strong>in</strong> und<br />

als Mensch, halte ich diese Ent wicklung<br />

für e<strong>in</strong>e Katastrophe und sowohl ethisch<br />

als auch moralisch für unverantwort-<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 51


Tierschutz<br />

lich. Wir kämpfen nun schon seit Jah ren<br />

gegen den ständig wachsenden Wel -<br />

penhandel <strong>in</strong> Deutsch land an und ich<br />

empf<strong>in</strong>de die Geneh migung der Stadt<br />

Duisburg, zum legalisierten Handel mit<br />

Hundewelpen, wie e<strong>in</strong>en Schlag <strong>in</strong>s<br />

Gesicht!<br />

Zitat Jörg Turk: »Den Handel mit<br />

Hundewelpen über Kle<strong>in</strong>anzeigen oder<br />

im Internet lehnt der ZZF ab. Viele der<br />

angebotenen Tiere stammen aus Mas -<br />

sen zuchten, s<strong>in</strong>d krank, von langen<br />

Transporten geschwächt und werden<br />

sehr oft ohne Impfungen und ohne<br />

Papiere und Kennzeich nun gen / Täto -<br />

wierungen angeboten.«<br />

Genau so ist es! Nun habe ich auf<br />

diversen Onl<strong>in</strong>emarktplätzen recherchiert<br />

und siehe da, es f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>e<br />

52<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Viel zahl an Kle<strong>in</strong>anzeigen mit Kaufgesu -<br />

chen von der Zoo Zajac GmbH. Im Kas -<br />

ten unten nur zwei Anzeigen die ich auf<br />

De<strong>in</strong>e-Tierwelt.de gefunden habe. Es<br />

wird wahrsche<strong>in</strong>lich nicht lange dauern,<br />

bis das erste Inserat, mit dem Gesuch<br />

nach Hundewelpen, von Zajac im Inter -<br />

net zu f<strong>in</strong>den ist. Jeder logisch denken -<br />

de Mensch kann sich vorstellen, wer<br />

sich auf diese Art Kle<strong>in</strong>anzeige meldet<br />

und wieviel Geld damit zu machen ist!<br />

Von Peta aus wurden bis jetzt bereits<br />

11828 Protestmails an Norbert Zajac<br />

versendet (Stand: 27.02.2011).<br />

Die RP-onl<strong>in</strong>e.de schreibt am<br />

18.02.2011: Bei allem Gegenw<strong>in</strong>d bleibt<br />

Norbert Zajac, der durch zahlreiche<br />

Fern sehauftritte zu bundesweiter Be -<br />

kannt heit gekommen ist, gelassen: »Ich<br />

News aus der AHO Redaktion Kle<strong>in</strong>tiere & Pferde – 16. März 2011<br />

16 Tiere vor dem<br />

Hungertod gerettet<br />

werde auf diese Aktionen nicht reagieren.<br />

Schon als wir angefangen haben<br />

Katzen zu verkaufen, wurden große<br />

Proteste angekündigt. Doch die blieben<br />

Recherchiert und gefunden von Cathr<strong>in</strong> Laurenz, CAT4DOGS: Kle<strong>in</strong>anzeigen auf De<strong>in</strong>e-Tierwelt.de mit Kaufgesuchen der<br />

Zoo Zajac GmbH – werden bald auch ähnliche Anzeigen mit Gesuchen für Hundewelpen zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>?<br />

alle aus. Daher mache ich mir ke<strong>in</strong>e großen<br />

Sorgen«. (Quelle: RP-onl<strong>in</strong>e.de)<br />

Ich hoffe sehr, dass er sich irrt! Bitte<br />

unterstützen Sie die Kampagne ge gen<br />

den Hun de -<br />

wel pen han -<br />

del bei<br />

Zajac.<br />

Autor: Cathr<strong>in</strong> Laurenz, CAT4DOGS,<br />

Hundeerziehung www.cat4dogs.de<br />

Euskirchen/Mechernich (aho) – Aus dem Keller und der Umgebung e<strong>in</strong>es Mehrparteienhauses <strong>in</strong><br />

Euskirchen haben Mitarbeiter des Kreisveter<strong>in</strong>äramts und des Ordnungsamts Euskirchen mehrere<br />

Tiere geborgen. –> Weiterlesen: www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de


Zwei K<strong>in</strong>der, e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong> -<br />

erziehende Mama und e<strong>in</strong><br />

misshandelter Hund<br />

BESCHÜTZER<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kte e.V. hilft bedürftigen Hundebesitzern, <strong>in</strong>dem wir Tierarztund<br />

Futterkosten übernehmen. Außerdem haben wir immer e<strong>in</strong> offenes Ohr für<br />

diese netten Menschen. Wie zum Beispiel auch bei Frau Melanie K.<br />

Frau Melanie K. meldete sich bei<br />

BESCHÜTZER<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kte, da der Familien -<br />

hund, Jack Russell BENNY, dr<strong>in</strong>gend<br />

e<strong>in</strong>e OP benötigt. Frau K. ist alle<strong>in</strong>erziehende<br />

Mutter 2er Mädchen, Mel<strong>in</strong>a und<br />

Luna. Sie hat <strong>in</strong> ihrer Vergangenheit<br />

sehr viel schlimmes verarbeiten müssen,<br />

da gab ihr der kle<strong>in</strong>e Welpe und vor<br />

allem auch Mel<strong>in</strong>a & Luna den nötigen<br />

Halt und viele Momente zum Lachen.<br />

BENNY bespaßte die kle<strong>in</strong>e Familie, wo<br />

er nur konnte. E<strong>in</strong> Lichtblick, e<strong>in</strong>e Unbe -<br />

schwertheit, e<strong>in</strong> Freund, auf den man<br />

sich IMMER verlassen konnte.<br />

E<strong>in</strong>es Tages wurde BENNY aber still,<br />

wollte nicht mehr aufstehen, wurde<br />

dicker und war blau am Bauch. Erst<br />

stand die Vermutung von Rattengift im<br />

Raum, welches sich aber nicht bestätigte.<br />

E<strong>in</strong>e Woche war der Kle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ärztlicher<br />

Intensivbehandlung, fremde Ge -<br />

walte<strong>in</strong>wirkung nicht auszuschließen.<br />

BENNY hat sich wieder aufgerappelt,<br />

jedoch g<strong>in</strong>g zwei Wochen später das<br />

Drama von vorne los. Diesmal hieß es<br />

aus ärztlicher Sicht, dass der Kle<strong>in</strong>e<br />

starke Verletzungen habe. Melanie K.<br />

löste sogar, nach Absprache mit ihren<br />

K<strong>in</strong>dern, deren Sparverträge auf.<br />

BENNY's erste Operation musste doch<br />

bezahlt werden. E<strong>in</strong>e weitere Operation<br />

an der Milz hätte sie nicht tragen können<br />

und bat BESCHÜTZER<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kte dem<br />

Halt der kle<strong>in</strong>en Familie, BENNY, die<br />

lebensrettende Operation zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Das BESCHÜTZERteam tat dies von<br />

Herzen gerne.<br />

Wir freuen uns, dass es BENNY wieder<br />

so gut geht und die Familie K. ihren<br />

Freund, Kumpel und ihr Familien mit -<br />

glied nicht missen müssen.<br />

Auszug aus e<strong>in</strong>em Brief von<br />

Melanie K.:<br />

„Heute ist der große Tag.<br />

Bennys Fäden wurden heute<br />

gezogen! Die Tröte kann ab! Er<br />

ist wieder der Alte, endlich!<br />

Seit 2 Tagen rennt er wieder<br />

mit se<strong>in</strong>em Tennisball h<strong>in</strong>ter<br />

uns her. :-) Alles was seit dem<br />

1. No vember nicht mehr g<strong>in</strong>g<br />

geht jetzt wieder. Im neuen<br />

Jahr sparen wir für e<strong>in</strong>en Zaun<br />

mit Tor, damit Benny nix mehr<br />

passiert...“<br />

Tierschutz<br />

www.beschuetzer<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kte.de<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 53


Tierschutzkritik<br />

Amtstierarzt schließt e<strong>in</strong> Tierheim des Deutschen<br />

Tierschutzbundes<br />

Insider und Szenekenner geben sich<br />

schon lange ke<strong>in</strong>en Illusionen mehr<br />

darüber h<strong>in</strong>, dass die Mitgliedschaft im<br />

Deutschen Tierschutzbund e. V. (DTSB)<br />

irgendwelche Qualitätsaussagen über<br />

e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong> Tierheim trifft. Die<br />

lange Liste der Missstände bei Vere<strong>in</strong>en<br />

dieses Dachverbandes, wie sie u. a. bei<br />

CharityWatch.de zu f<strong>in</strong>den ist, spricht<br />

schon für sich. Und dass der Deutsche<br />

Tierschutzbund e. V. se<strong>in</strong>e Mitglieds ver -<br />

e<strong>in</strong>e expressis verbis angewiesen haben<br />

soll, ke<strong>in</strong>e Transparenzregungen ge -<br />

gen über kritischen Journalisten zu zeigen,<br />

knotet den Kackebeutel zu.<br />

Wie schon an verschiedenen Stellen<br />

auf Doggennetz lobend hervorgehoben,<br />

erwächst den Tieren da nur noch<br />

Rettung durch die Behörden. Aufgrund<br />

„katastrophaler Zustände“ etwa hat<br />

jetzt der Amtstierarzt das unter dem<br />

Dach des DTSB lavierende Tierheim<br />

Velbert geschlossen.<br />

Und dies auch nicht etwa aus heiterem<br />

Himmel, also mit e<strong>in</strong>em Über ra -<br />

schungsfaktor, der Bonn exkulpiert,<br />

sondern, wie es <strong>in</strong> dem Artikel bei AHO<br />

heißt, nach diversen anonymen Anzei -<br />

gen. Ebenfalls e<strong>in</strong>e Praxiserfahrung im<br />

Kontext mit diesen Anzeigen ist die,<br />

dass sich Wissende da auch gern zu -<br />

nächst an den Dachverband wenden.<br />

Ob das <strong>in</strong> diesem Fall der Fall gewesen<br />

ist, naja, das weiß das Doggennetz<br />

halt nicht ... und wird derlei deshalb nienicht<br />

behaupten! Lesen Sie gern hier:<br />

www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Wenn Sie gern mehr über die Tier -<br />

schutz vere<strong>in</strong>e und Tierheime des Dach -<br />

ver bandes Deutscher Tierschutzbund e.<br />

V. erfahren möchten, empfiehlt Dog -<br />

gen netz:<br />

54<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

E<strong>in</strong> Bericht von Kar<strong>in</strong> Burger, www.doggennetz.de<br />

www.derwesten.de (Tierheim Hagen)<br />

www.charity-watch.de (Tier schutz ver -<br />

e<strong>in</strong> Tuttl<strong>in</strong>gen, Spaich<strong>in</strong>gen und Umge -<br />

bung e. V.<br />

www.charity-watch.de/?id=1301 Tier -<br />

schutz vere<strong>in</strong> Ravensburg-We<strong>in</strong>gar ten e.V.<br />

www.charity-watch.de Tierschutzvere<strong>in</strong><br />

Koblenz e. V.<br />

http://www.<strong>in</strong>teressengeme<strong>in</strong>schafttierheim.de/<br />

Fangruppe des Tier heim<br />

Bremens<br />

Aktualisierung am 26.03.2011/<br />

20.00 Uhr<br />

Der oben genannte Verdacht dah<strong>in</strong>gehend,<br />

dass der Dachverband schon vorher<br />

von den Zuständen unterrichtet<br />

gewesen se<strong>in</strong> muss, hat sich <strong>in</strong>zwischen<br />

bestätigt. Am Abend desselben Tages<br />

rüstet AHO mit Informationen zu diesem<br />

aufschlussreichen Fall nach. Die Re -<br />

daktion berichtet dar<strong>in</strong> über e<strong>in</strong> Schrei -<br />

ben, das mit Datum vom 22.03.2011<br />

angeblich an den Präsidenten des Deut -<br />

schen Tierschutzbundes e. V., Wolf gang<br />

Apel, per E<strong>in</strong>schrei ben / Rück sche<strong>in</strong> ge -<br />

richtet gewesen sei. In diesem Schrei ben<br />

sollen die Missstände im Tier heim Vel -<br />

bert dezidiert berichtet worden se<strong>in</strong>.<br />

Das Schreiben, deren Authen tizität AHO<br />

noch nicht überprüfen konnte, soll auch<br />

mit entsprechenden Fotodoku men tatio -<br />

nen die Vor wür f e un termauert haben.<br />

Das Schreiben endet mit dem (vertrauten)<br />

Apel-Appell: »Wir bitten auch<br />

Sie dr<strong>in</strong>gend um Ihre Hilfe und Unter -<br />

stützung«<br />

Wer über Jahrzehnte aktiv im Tier -<br />

schutz tätig ist, dem werden immer<br />

wieder solcher Hilferufe an den DTSB<br />

kolportiert. Was man jedoch nie hört<br />

bzw. Dog gen netz-Ohren bisher noch<br />

nie zu hören vergönnt war: Dass der<br />

DTSB (im S<strong>in</strong>ne des Tierschutzes) auf<br />

solche Miss stands anzeigen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

angeschlossenen Tierheimen h<strong>in</strong> er -<br />

folgreich und nachprüfbar <strong>in</strong>terveniert<br />

hätte. Der für diese Aussage verwendete<br />

Konjunktiv knuddelt die Mög lich -<br />

keit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er warmen Umarmung,<br />

dass dieses Nonrespon d<strong>in</strong>g auch schlicht<br />

an der Unge nüg samkeit von Doggen -<br />

netz-Ohren liegen kann. Lesen Sie hoch<br />

aufschlussreiche Aus züge aus besagtem<br />

Schreiben an den DTSB hier:<br />

www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de (Schwere<br />

Vorwürfe gegen das Tier heim Velbert)<br />

Aktualisierung vom<br />

27.03.2011/10.00 Uhr<br />

Zeitgleich erreicht Doggennetz der<br />

schriftliche Bericht e<strong>in</strong>er Besucher<strong>in</strong> des<br />

Tierheims Velbert, die aus gegebenem<br />

Anlass ungenannt bleiben möchte<br />

[Name der Redaktion bekannt]. Sie<br />

berichtet, was sie dort gesehen und im<br />

Gespräch erfahren hat. Für Szene-Insi der<br />

des Auslandstierschutz hunde han del e<strong>in</strong><br />

Signalbegriff ist der da bei genannte Ver -<br />

e<strong>in</strong>, der <strong>in</strong> großem Umfang Hunde aus<br />

Rumänien nach Deutschland e<strong>in</strong>führt:<br />

»- Die Zw<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d w<strong>in</strong>zig und zum größten<br />

Teil doppelt belegt<br />

- Nicht e<strong>in</strong> Listenhund war dort zu f<strong>in</strong>den,<br />

man lässt sich mit Hunden aus Rumänien<br />

versorgen<br />

- die mit solchen Transportern, wie ich sie<br />

liebe *grummel*, geliefert werden.<br />

- Organisiert und <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

www.tierhilfe-hoffnung.de wenn man<br />

dort <strong>in</strong>s Impressum schaut, hat man ke<strong>in</strong>e<br />

Fragen mehr....«<br />

[Aus e<strong>in</strong>er Mail am 26.03.2011 an Dog -<br />

gennetz; ausdrückliche Erlaubnis vom


Urheber zur auszugsweisen Ver öf fent -<br />

lichung liegt vor; Name der Redak tion<br />

bekannt]<br />

Aktualisierung am 27.03.2011/<br />

11.30 Uhr<br />

An dem Fall Tierheim Velbert lässt<br />

sich e<strong>in</strong>drücklich auch das enorme Ge -<br />

fälle aufzeigen: das Gefälle zwischen<br />

dem, was im Internet unter fe<strong>in</strong> ge -<br />

drech selten Worten und unter Ver wen -<br />

dung genau der Bilder, die im Fund -<br />

rais<strong>in</strong>g als unseriös gelten, verlautbart<br />

wird, zur Realität, wie jetzt durch die<br />

behördliche Schließung des Tierheims<br />

dokumentiert.<br />

Der Text unter der Überschrift »Pro<br />

und Contra: Hunde aus dem Süden«<br />

stammt von Cornelia Baumsteiger; das<br />

Copyright liegt ... beim WDR Köln! Zu<br />

dieser Verb<strong>in</strong>dung an anderer Stelle<br />

mehr. Veröffentlicht ist das Positions -<br />

papier bei der Boxernothilfe e. V.<br />

Der Text ist auch bezüglich der ge -<br />

nannten weiteren Organisationen aufschlussreich.<br />

Heike Schumacher, Leiter<strong>in</strong> des Tier -<br />

heims Velbert, erklärt dar<strong>in</strong> dezidiert,<br />

warum der Auslandstierschutz, <strong>in</strong>sbesondere<br />

im Süden, wichtig und richtig<br />

sei. Warum dann aber <strong>in</strong> der jüngeren<br />

Vergangenheit wohl hauptsächlich<br />

Hunde aus Rumänien im Velberter<br />

Tierheim landeten, wäre zu klären.<br />

Quelle des Textes: www.boxernothilfe.de<br />

(Pro und Contra: Hunde aus dem Süden)<br />

Aktualisierung vom 27.03.2011<br />

/ 12.30 Uhr<br />

SOS-Rundmail behauptet<br />

Diebstahl und Unterschlagung<br />

Inzwischen ist e<strong>in</strong>e Rundmail im Inter -<br />

net aufgetaucht, die brisante weitere<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die wahrhaft filmreifen Ab -<br />

läufe im Tierheim Velbert gibt und die<br />

(wieder e<strong>in</strong>mal) grassierende krim<strong>in</strong>elle<br />

Energie belegt, wenn die Angaben <strong>in</strong><br />

der Rundmail stimmen. Das lässt sich im<br />

Moment nicht überprüfen, weil sie anonymisiert<br />

mit „e<strong>in</strong>e Tierschützer<strong>in</strong>“<br />

unterzeichnet ist. Die nachstehenden<br />

Zitate erfolgen unter diesem ausdrücklichen<br />

Vorbehalt.<br />

»Als der Vorstand davon W<strong>in</strong>d bekam,<br />

dass das Veter<strong>in</strong>äramt am Freitag kommt,<br />

wurden am Donnerstagnacht Leute <strong>in</strong>s<br />

Tierheim geschickt, um Beweise verschw<strong>in</strong>den<br />

zu lassen.«<br />

(Orig<strong>in</strong>al-Zitat aus e<strong>in</strong>er SOS-Rundmail<br />

zum Tierheim Velbert von e<strong>in</strong>er „Tier -<br />

schützer<strong>in</strong>“) Die unterzeichnen de „Tier -<br />

schützer<strong>in</strong>“ sei dann selbst vor Ort ge -<br />

fahren:<br />

»Wir riefen die Polizei, die sofort kam und<br />

wir g<strong>in</strong>gen mit der Polizei <strong>in</strong>s Tierheim<br />

und erwischten e<strong>in</strong>e Person die gerade<br />

e<strong>in</strong> Karton mit wichtigen Dokumenten<br />

und Medikamenten das TH Velbert verlassen<br />

wollte.« ibid.<br />

Dieser Teil lässt sich später überprüfen,<br />

weil gemäß Rundmail Strafanzeige we -<br />

gen Diebstahl und Unterschlag von<br />

Bewei sen gestellt worden se<strong>in</strong> soll.<br />

Daraufh<strong>in</strong> habe die Polizei das Tierheim<br />

versiegelt.<br />

Futterspenden für Hunde erbeten<br />

Die Versorgung der noch dort bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Tiere soll zum<strong>in</strong>dest personaltechnisch<br />

gewährleistet se<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wird <strong>in</strong> der Rundmail um Futterspenden<br />

gebeten, da sich im Tierheim selbst nur<br />

Futter mit abgelaufenem Haltbarkeits -<br />

datum bef<strong>in</strong>de. Katzenfutter sei ausreichend<br />

vorhanden. Was fehle, sei vor<br />

allem Hundefutter.<br />

Aktualisierungen vom<br />

30.03.2011<br />

Deutscher Tierschutzbund e. V.<br />

E<strong>in</strong>e telefonische Anfrage mit Bitte um<br />

Stellungnahme zum Fall Tierheim Vel -<br />

Tierschutzkritik<br />

bert beim Deutschen Tierschutzbund<br />

e.V. hat zum Rückruf des sehr sympathischen<br />

und freundlichen Presse spre -<br />

chers des Deutschen Tierschutzbund e.V.<br />

Marius (!!!) Tünte geführt. Es wird ke<strong>in</strong>e<br />

Stellungnahme, ke<strong>in</strong>e Pressemitteilung<br />

o. ä. vom DTSB geben. Man sei im Ge -<br />

spräch mit dem Vere<strong>in</strong>.<br />

{Jetzt gehe ich schon wieder mit e<strong>in</strong>er<br />

Satire schwanger, die da heißt „Zauber -<br />

wesen, die Marius heißen“ ...}<br />

Vorstand Tierheim Velbert:<br />

Seit Montag, 28.03.2011 hat der Vor -<br />

stand des Tierheims Velbert bzw. des<br />

Tier schutzvere<strong>in</strong>s Velbert-Heiligenhaus<br />

e. V. e<strong>in</strong>e Mitteilung zur Schließung des<br />

Tierheims herausgegeben. Dar<strong>in</strong> wird<br />

e<strong>in</strong>e umfassende Stellungnahme für<br />

den Zeitpunkt angekündigt, zu dem der<br />

Vorstand E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die schriftliche<br />

Begrün dung des Kreisveter<strong>in</strong>äramtes<br />

erhält und alle Vorwürfe schriftlich vorliegen.<br />

Der Vorstand habe schon mehrfach<br />

versucht, E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Unterlagen<br />

zu erhalten,<br />

Erklärung des Vorstands des Tier -<br />

heims Velbert vom 28.03.2011 hier:<br />

www.tierheimvelbert.de (In eigener<br />

Sache – Mitteilung des Vorstands)<br />

Die Westdeutsche Zeitung berichtet<br />

erneut<br />

In e<strong>in</strong>em ausführlichen Artikel unter der<br />

Überschrift „Vorwürfe mehren sich –<br />

Tierheim bleibt geschlossen“ berichtet<br />

die Westdeutsche Zeitung am<br />

28.03.2011 erneut über den Fall:<br />

www.wz-newsl<strong>in</strong>e.de/lokales<br />

Der H<strong>in</strong>weis auf die Polizeiaktion, wie<br />

sie <strong>in</strong> der anonymen Rundmail (siehe<br />

oben) berichtet wird, wird <strong>in</strong> dem<br />

Artikel bestätigt!<br />

Autor: Kar<strong>in</strong> Burger<br />

www.doggennetz.de<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 55


Der Zufall wollte es:<br />

E<strong>in</strong>e Dame, die dr<strong>in</strong>gend Unterkunft für<br />

zwei Hunde <strong>in</strong> Jamaica benötigte, stieß<br />

im Internet auf den Vere<strong>in</strong> zur Hilfe und<br />

Förderung des kreolischen Hundes e.V.<br />

und rief mich an. Ich schaute auf me<strong>in</strong>e<br />

Liste karibischer Tierschutzorgani satio -<br />

nen und verwies sie an „The Animal -<br />

house Jamaica“. www.theanimalhousejamaica.org/<br />

So kam ich <strong>in</strong> Kontakt mit Maureen,<br />

der Leiter<strong>in</strong> des Animalhouse, die seit<br />

10 Jahren Unglaubliches leistet. Ständig<br />

betreut sie 150 –160 Hunde <strong>in</strong> ihrem<br />

Tierheim <strong>in</strong> St. Ann nahe Ocho Rios, die<br />

<strong>in</strong> erbärmlichem Zustand, mit Räude<br />

und schwersten Verletzungen ankommen<br />

und die sich bei ihr <strong>in</strong> überraschend<br />

kurzer Zeit zu prachtvollen Tie -<br />

ren entwickeln.<br />

Außerdem unterhält sie Futter statio -<br />

nen für verwilderte Katzen, die natürlich<br />

e<strong>in</strong>gefangen, kastriert und wieder<br />

<strong>in</strong> ihr Revier entlassen werden, kümmert<br />

sich auch um notleidende Pferde,<br />

Kühe, Ziegen… Und betreibt Aufklä -<br />

rungs- und Erziehungsunterricht an<br />

Jamaica's Schulen, um die jungen<br />

Menschen zur Liebe zum Tier zu erziehen.<br />

Diese beiden glücklichen Adoptan -<br />

ten haben sie <strong>in</strong> die Schulen begleitet,<br />

um die richtige Behandlung von Tieren<br />

zu demonstrieren.<br />

Die Unterkünfte des Animalhouse <strong>in</strong><br />

Lydford, St. Ann, nahe der Touristen -<br />

hoch burg Ochos Rios, s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>fach -<br />

sten Mitteln erstellt, doch erstaunlich<br />

sauber und funktionstüchtig.<br />

56<br />

Hilfe für<br />

Jamaika Vere<strong>in</strong><br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

E<strong>in</strong> Tierpfleger mit Hunden des<br />

Animal house und Schülern e<strong>in</strong>er<br />

Grundschule, Foto: Animalhouse Jamaica<br />

Maureen's Aufgabe ist oft nicht e<strong>in</strong>fach.<br />

Monatelang gab es ke<strong>in</strong> fließend<br />

Wasser und die wöchentliche Wasser -<br />

ration musste vom Wasserwagen he -<br />

ran geschafft werden.<br />

Maureen, Leiter<strong>in</strong> des Animalhouse<br />

Jamaica, und Jim, Foto: Animalhouse Jamaica<br />

Trotz dieser großartigen Leistung<br />

waren <strong>in</strong> den vergangenen 10 Jahren<br />

erst viermal ausländische Ärzte zu Kas -<br />

tra tionskampagnen <strong>in</strong> Jamaica. Das<br />

wollen wir ändern! Vom 06.– 13.04.<br />

zur Hilfe und Förderung<br />

des kreolischen Hundes e.V<br />

fliegt Heike Müller von der Kle<strong>in</strong>tier -<br />

kl<strong>in</strong>ik Bergstraße <strong>in</strong> Heppenheim nach<br />

Montego Bay zu unserem ersten Kas tra -<br />

tionsprojekt auf Jamaika. In ihrem<br />

Gepäck bef<strong>in</strong>den sich neben zahllosen<br />

Medikamenten, Naht material, Ver bands -<br />

zeug ect., auch 20 komplette Bestecke,<br />

vier OP-Lampen und e<strong>in</strong> OP-Tisch. Der<br />

nächste E<strong>in</strong>satz ist für Oktober / Novem -<br />

ber geplant, zusammen mit dem TSV<br />

Lassy.org, Tiere <strong>in</strong> Not Odenwald und<br />

der Kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik Neu-Anspach. Wir<br />

wollen im Animalhouse e<strong>in</strong>en kompletten<br />

OP aufbauen, der für weitere E<strong>in</strong> -<br />

sätze und für e<strong>in</strong>heimische Tierärzte zur<br />

Verfügung steht, deren Weiterbildung<br />

wir auf Jamaika fördern wollen, genau<br />

wie <strong>in</strong> der Dom<strong>in</strong>i ka ni schen Republik,<br />

siehe „Kastrations pro jekt mit Tarek El<br />

Kashef“, Absolut-Hund-Report / Januar<br />

2011. Dazu fehlen uns noch e<strong>in</strong> Ste rili -<br />

sator und e<strong>in</strong> Inhala tions narko segerät,<br />

gebraucht. Wer weiß, wo e<strong>in</strong> solches<br />

Gerät ausgemustert wird, kontaktiere<br />

bitte gorskiisabel@t-onl<strong>in</strong>e.de.<br />

Wer durch e<strong>in</strong>e Spende dazu beitragen<br />

möchte, dass wir die Geräte an -<br />

schaffen können, sende se<strong>in</strong>e Spende<br />

bitte unter dem Stichwort Jamaika-OP<br />

an unser Spendenkonto:<br />

Vere<strong>in</strong> zur Hilfe und Förderung<br />

des kreolischen Hundes e.V<br />

VR Bank Landau<br />

Kontonummer: 25 26 603<br />

Bankleitzahl: 741 910 00<br />

IBAN: DE56 7419 1000 0002 5266 03<br />

BIC: GENODEF1LND<br />

Sie erhalten selbstverständlich e<strong>in</strong>e<br />

Spen denquittung!


Trickdog-Serie Teil 5: BUCH LESEN<br />

Ziel dieses Tricks ist es, das Ihr Hund e<strong>in</strong><br />

Buch aufschlägt und weitere Seiten<br />

umblättert, so dass es aussieht als<br />

würde er lesen.<br />

Aufbau<br />

Am besten nehmen Sie für diesen Trick<br />

e<strong>in</strong> Buch mit Pappseiten.<br />

Legen Sie e<strong>in</strong> Stück Futter zwischen<br />

zwei Seiten des Buches. Halten Sie das<br />

Buch zunächst auf die Höhe der Nase<br />

Ihres Hundes und zeigen Sie ihm, wo<br />

Sie das Leckerli h<strong>in</strong>gelegt haben. Ihr<br />

Hund wird nun das Buch aufstupsen,<br />

um an das Futter zu gelangen.<br />

Klappt dies, können Sie die Seite des<br />

Buches leicht umknicken, damit Ihr<br />

Hund es leichter hat die Seite umzublättern.<br />

Sobald der Hund die Seite<br />

umklappt bestätigen Sie Ihn mit Futter<br />

aus der Hand.<br />

Nun können Sie anfangen die Höhe <strong>in</strong><br />

der Sie das Buch halten zu variieren<br />

oder das Buch auf den Boden zu legen.<br />

Weitere Trickvarianten<br />

Knicken Sie mehrere Seiten des Buches<br />

leicht e<strong>in</strong> und lassen Sie den Hund so<br />

meh rere Seiten h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander umklappen.<br />

Hundezentrum Aachen<br />

Inhaber<strong>in</strong> Janna Funk<br />

Zert. Problemhunde therapeut<strong>in</strong><br />

Zert. Gebrauchshundeausbilder<strong>in</strong><br />

Schlossparkstraße 80 Telefon 0241 / 17 24 44<br />

52072 Aachen Mobil 0160 / 91 99 00 41<br />

E-Mail <strong>in</strong>fo@hz-aachen.de www.hz-aachen.de<br />

Trickdog-Serie<br />

Lassen Sie sich das Buch br<strong>in</strong>gen, wenn<br />

der Hund dieses ausgelesen hat.<br />

Text: Janna Funk, Hundezentrum Aachen<br />

www.hz-aachen.de<br />

Foto: Bénédicte Bauer<br />

www.bene-bauer.de<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 57


Rasseporträt<br />

Siberian Husky<br />

Geschichte:<br />

Laut Historikern ist die Geschichte der<br />

Schlittenhunde über 3000 Jahre alt.<br />

E<strong>in</strong>ige H<strong>in</strong>weise deuten darauf h<strong>in</strong>, das<br />

Schlittenhunde 4000 Jahre und älter<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

In e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> der die Menschen die<br />

abgelegenen Gebiete Sibiriens und der<br />

Arktis besiedelten, waren Schlitten hun -<br />

de überlebensnotwendig. Ihre Hunde<br />

verpaarten sich mit den e<strong>in</strong>heimischen<br />

Wölfen und wurden Nordische Hunde.<br />

Schon damals wurde von diversen Volks -<br />

stämmen Zuchtselektion betrieben und<br />

somit bildeten sich Rassen mit <strong>in</strong>dividuellen<br />

Eigenschaften. Über Jahrtau -<br />

sende blieben diese Eigenschaften<br />

erhal ten. Von Historikern wird angenom<br />

men, dass die Tschuktschen im<br />

Nordosten Sibiriens zuerst den Sibiri -<br />

schen Husky züchteten und se<strong>in</strong>e Ei gen -<br />

schaften somit genetisch fixierten. In<br />

der tschukotischen Kultur waren die<br />

Hunde e<strong>in</strong> fester Bestandteil. Für die<br />

Tschuktschen gab es zwei Arten zu<br />

58<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

leben. Die e<strong>in</strong>en wohnten im B<strong>in</strong>nen -<br />

land, hielten sich Rentiere und Dorf -<br />

hunde. Die Anderen lebten an der arktischen<br />

oder pazifischen Küste und<br />

züch teten tschukotische Schlitten hunde.<br />

Durch mehrere Kriege mit den Rus -<br />

sen wurden sie <strong>in</strong> jagdärmere Gebiete<br />

zurückgedrängt. Aus der Not heraus<br />

entwickelten sie e<strong>in</strong>e Langstrecken-<br />

Schlittenhunderasse, die vergleichsweise<br />

nur wenig Futter brauchte. Um<br />

ertragreiche Jagdgebiete oder die of -<br />

fene See zu erreichen legten sie große<br />

Entfernungen über Packeis zurück. Die<br />

Russen versuchten jahrhundertelang<br />

die Tschuktschen zu unterwerfen bzw.<br />

auszurotten (Mitte des 18. Jahrhunderts).<br />

Sie überlebten aufgrund ihrer Zähigkeit<br />

und dank ihrer Hunde. Durch die Isola -<br />

tion der Tschuktschen wurde die Rasse -<br />

re<strong>in</strong>heit gesichert und ließ ihre Kultur<br />

nahezu bis zur Mitte des 19. Jahr hun -<br />

derts fortbestehen.<br />

Noch heute weisen die Siberian<br />

Huskys viele Übere<strong>in</strong>stimmungen mit<br />

den damaligen Tieren auf: Schnelligkeit,<br />

Foto: iStockphoto<br />

Ausdauer und natürlich die Fähigkeit<br />

lange Strecken mit ger<strong>in</strong>gem Energie -<br />

bedarf zurückzulegen. Abends wurden<br />

sie häufig als Wärmflaschen für die K<strong>in</strong> -<br />

der e<strong>in</strong>gesetzt. Mit ihren Hunden praktizierten<br />

die Tschuktschen e<strong>in</strong> harmonisches<br />

und liebevolles Zusammenleben.<br />

Damals waren auch Hunderennen<br />

schon existent. 1869 gab es e<strong>in</strong> 150-Mei -<br />

len-Rennen zwischen e<strong>in</strong>em russischen<br />

Offizier mit e<strong>in</strong>em Gespann aus russischen<br />

Schlittenhunden gegen e<strong>in</strong>en<br />

Tschuktschen mit Siberian Huskys, der<br />

mit e<strong>in</strong>er Stunde Vorsprung das Rennen<br />

gewann.<br />

Die Sowjets unterwarfen die Tschuk -<br />

tschen zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts.<br />

Aufgrund von Neubesiedelung durch<br />

Russen und anderer Volksstämme mit<br />

ihren eigenen Hunden wird die Ge -<br />

schichte des Siberian Huskys durche<strong>in</strong>ander<br />

gebracht. Die systematische<br />

Aus rottung der kle<strong>in</strong>en Hunde e<strong>in</strong>heimischer<br />

Volksstämme begannen die<br />

Sowjets etwa 1920. Es wurde 1930 e<strong>in</strong><br />

System e<strong>in</strong>gerichtet, welches alle nor-


Holzschnitt von 1878: Eskimo füttert<br />

Huskies, Foto: iStockphoto<br />

dischen Rassen <strong>in</strong> vier Gruppen unterteilte:<br />

Schlittenhunde, Hunde zur Jagd<br />

auf Niederwild, Hunde zur Jagd auf<br />

Großwild, Hunde zur Jagd auf Rentiere.<br />

Wegen ihrer ger<strong>in</strong>gen Körpergröße<br />

konnten die tschukotischen Hunde an -<br />

geb lich ke<strong>in</strong>e schweren Lasten ziehen<br />

und wurden somit ausgeschlossen. Es<br />

wurde später sogar die Zucht von Hun -<br />

den verboten, die nicht <strong>in</strong> diese Kate -<br />

gorien fielen. Nur die Zughunde der<br />

Sowjets durften den Namen Siberian<br />

Husky tragen, welches die Nachvoll zie -<br />

hung der Rassegeschichte erschwert.<br />

Die Rettung der Schlittenhunde<br />

nach dem Vorbild der tschukotischen<br />

Siberian Huskys ist dem Pelzhändler<br />

William Goosak, William Madsen, später<br />

auch Fox Maule Ramsey und Iver Olsen<br />

zu verdanken. Sie kauften ihre Hunde<br />

bei den Tschuktschen und durch den<br />

E<strong>in</strong>satz als Transportmittel über die<br />

Behr<strong>in</strong>gstraße nach USA, sicherten sie<br />

deren Fortbestand. Olaf Swenson führte<br />

im Jahre 1930 den letzten Direktimport<br />

<strong>in</strong> die USA durch.<br />

Alaska erlebte im Jahr 1880 e<strong>in</strong>en<br />

Goldrausch. Durch den Bevölkerungs -<br />

zuwachs und dem extrem kaltem Klima,<br />

gab es nur e<strong>in</strong>e Möglichkeit Transporte<br />

durchzuführen: durch Schlittenhund -<br />

gespanne. Diese wurden aus den örtlich<br />

vorhandenen Hunden zusammengestellt.<br />

Es gab nordische und südliche<br />

Typen (kürzeres Haarkleid, Schlapp -<br />

ohren). Hunde spielten e<strong>in</strong>e Schlüssel -<br />

rolle für das Überleben der Bevölkerung<br />

<strong>in</strong> und um Nome. Um zu überprüfen,<br />

wer das beste Gespann hat, entwickelte<br />

sich die Idee Rennen durchzuführen –<br />

1907 wurde der Nome Kennel Club ge -<br />

gründet. Der Club veranstaltete als<br />

Orga nisator und Sponsor das All Alaska<br />

Sweepstake Rennen. Die Strecke führte<br />

von Nome nach Candle und zurück,<br />

über e<strong>in</strong>e Distanz von 408 Meilen und<br />

fand erstmalig im April 1908 statt.<br />

William Goosak, der Pelzhändler, brachte<br />

se<strong>in</strong> Gespann, bestehend aus den<br />

Tschuktschen Siberian Huskys mit. Se<strong>in</strong>e<br />

Hunde wirkten gegenüber den Alaska<br />

Hunden so kle<strong>in</strong>, dass Spötter sie als<br />

Sibirische Ratten belächelten. Den Spöt -<br />

tern verg<strong>in</strong>g das Lachen als Goosak<br />

1908 als Dritter <strong>in</strong>s Ziel kam. Den Schot -<br />

ten Fox Maule Ramsey bee<strong>in</strong>druckten<br />

die Sibirier so, dass er im folgenden<br />

Som mer <strong>in</strong> der Siedlung Markowa am<br />

Anadyr-Fluß etwa 70 der tschukotischen<br />

Siberian Huskys (Anzahl differiert <strong>in</strong> den<br />

Aufzeichnungen) erwarb. 1910 setzte er<br />

diese beim Sweepstake-Rennen e<strong>in</strong>.<br />

Se<strong>in</strong>e Teams belegten den 1., 2. und<br />

4. Platz. John Johnson (Iron Man) fuhr<br />

das Gew<strong>in</strong>nergespann, welches e<strong>in</strong>en<br />

bis heute gültigen Rekord (74 Stunden<br />

und 14 M<strong>in</strong>uten für e<strong>in</strong>e Strecke von 657<br />

km) fuhr, der erst 1983 gebrochen werden<br />

konnte.<br />

1925 wurde Seppela zur Legende,<br />

wegen se<strong>in</strong>er entscheidenden Rolle<br />

beim Transport von Serum gegen die<br />

Rasseporträt<br />

Diphtherie von Nenana nach Nome.<br />

Damals drohte e<strong>in</strong>e Diphtherie-Epi -<br />

demie auszubrechen und das Gegen -<br />

mittel wurde knapp. In Anchorage<br />

lagerte der Vorrat, welcher mit der Eisen -<br />

bahn nach Nenana gebracht wurde. Der<br />

Weitertransport erfolgte mit Schlit ten -<br />

hundegespannen – e<strong>in</strong> Wettlauf gegen<br />

die Zeit.<br />

E<strong>in</strong> Gespann fuhr von Nenana aus<br />

und Seppala fuhr ihm entgegen. Der<br />

Diphtherie-Epidemie konnte E<strong>in</strong>halt<br />

geboten werden und es wurden viele<br />

Leben gerettet. Seppalas Leithund war<br />

Togo – der präpariert im Iditarod Head -<br />

quater <strong>in</strong> Wasilla ausgestellt ist.<br />

Seit 1925 er<strong>in</strong>nert das jährlich stattf<strong>in</strong>dende<br />

Iditarod-Rennen an den so<br />

genannten Serum-Run.<br />

1929 bildet Seppala mit E. Ricker e<strong>in</strong>e<br />

Zw<strong>in</strong>gergeme<strong>in</strong>schaft und importiert<br />

die beiden Sibirier Kree Vanka und<br />

Tserko. Die Hunde aus diesem Kennel<br />

bilden den Grundstock aller heutigen<br />

Siberian Huskys.<br />

Alle heutigen Huskies stammen aus<br />

der Kennelgeme<strong>in</strong>schaft von Seppala<br />

und Ricker – Foto: iStockphoto<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 59


Rasseporträt<br />

1930 wurde für den Siberian Husky der<br />

erste Standard festgelegt und die Rasse<br />

vom AKC (Amerikanischer Ken nel Club)<br />

anerkannt.<br />

In den 50er und 60er Jahren blühte<br />

die Siberian Husky-Zucht auf und es<br />

wurden die ersten Hunde nach Europa<br />

importiert. Auf der Suche nach artgerechter<br />

Auslastung, lag die Verwendung<br />

<strong>in</strong> Schlittenhunderennen nach amerikanischem<br />

Vorbild nahe. Diese Rennen<br />

wurden zu e<strong>in</strong>em beliebten Sport.<br />

In diesem Zusammenhang stieg die<br />

Zahl der Siberian Husky sprunghaft an.<br />

Damit leider auch die Zahl der züchterischen<br />

Verbesserungen, die das ur -<br />

sprüngliche Wesen und Aussehen des<br />

Siberian Husky optimieren sollten.<br />

Quelle: die Geschichte des Siberian Husky<br />

1-5, Silvia Roppelt<br />

FCI-Standard Nr. 270 /<br />

24. 01.2000 / D<br />

SIBERIAN HUSKY<br />

Übersetzung: Mrs J.Turnbull und Harry<br />

G.A.H<strong>in</strong>ckeldeyn.<br />

Ursprung: U.S.A.<br />

Datum der Publikation des gültigen<br />

Orig<strong>in</strong>al-Standardes: 02.02.1995<br />

Verwendung: Schlittenhund.<br />

Klassifikation FCI:<br />

Gruppe 5, Spitze und Hunde vom Urtyp.<br />

Sektion 1, Nordische Schlitten hunde.<br />

Ohne Arbeitsprüfung.<br />

Allgeme<strong>in</strong>es Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

Der Siberian Husky ist e<strong>in</strong> mittelgroßer<br />

Arbeitshund, schnell, leichtfüßig, frei<br />

und elegant <strong>in</strong> der Bewegung. Se<strong>in</strong><br />

mäßig kompakter, dichtbehaarter Kör -<br />

per, die aufrecht stehenden Ohren und<br />

die buschige Rute weisen auf die nordi-<br />

60<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

sche Herkunft h<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>e charakteristische<br />

Gangart ist fließend und sche<strong>in</strong>bar<br />

mühelos. Er ist nach wie vor äußerst<br />

fähig, se<strong>in</strong>e ursprüngliche Aufgabe als<br />

Schlittenhund zu erfüllen und leichtere<br />

Lasten <strong>in</strong> mäßigem Tempo über große<br />

Entfernungen zu ziehen. Die Propor -<br />

tionen und die Form se<strong>in</strong>es Körpers<br />

spiegeln dies grundlegend ausgewogene<br />

Verhältnis von Kraft, Schnelligkeit<br />

und Ausdauer wider. Die Rüden s<strong>in</strong>d<br />

maskul<strong>in</strong>, aber niemals grob; die Hün -<br />

d<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d fem<strong>in</strong><strong>in</strong>, aber ohne Schwä -<br />

chen im Aufbau. E<strong>in</strong> Siberian Husky <strong>in</strong><br />

richtiger Kondition, mit gut entwickelten,<br />

straffen Muskeln, hat ke<strong>in</strong> Über -<br />

gewicht.<br />

Wichtige Proportionen<br />

• Die Länge des Körpers, gemessen vom<br />

Schultergelenk bis zum Sitzbe<strong>in</strong>höcker,<br />

übertrifft e<strong>in</strong> wenig die Widerristhöhe.<br />

• Der Abstand von der Nasenspitze bis<br />

zum Stop ist gleich dem vom Stop bis<br />

zum H<strong>in</strong>terhauptsbe<strong>in</strong>.<br />

Verhalten / Charakter (Wesen)<br />

Das cha rakteristische Temperament des<br />

Siberian Husky ist freundlich und sanftmütig,<br />

aber auch aufmerksam und kontaktfreudig.<br />

Er zeigt nicht die besitzbetonenden<br />

Eigenschaften e<strong>in</strong>es Wachhundes, noch<br />

ist er allzu misstrauisch gegenüber Frem -<br />

den oder aggressiv gegenüber anderen<br />

Hunden. Von e<strong>in</strong>em erwachsenen Hund<br />

darf e<strong>in</strong> gewisses Maß an Zurück hal -<br />

tung und Würde erwartet werden.<br />

Se<strong>in</strong>e Intelligenz, Lenkbarkeit und se<strong>in</strong><br />

Eifer machen ihn zum angenehmen Be -<br />

gleiter und willigen Arbeiter.<br />

Kopf<br />

Sechs Monate alter<br />

Siberian Husky –<br />

Foto: iStockphoto<br />

Oberkopf<br />

Schädel: Von mittlerer Größe und passend<br />

zum Körper, oben leicht gerundet<br />

und sich von der breitesten Stelle<br />

zu den Augen h<strong>in</strong> verjüngend.<br />

Stop: Gut ausgeprägt.


Gesichtsschädel<br />

Nasenschwamm: Schwarz bei grauen,<br />

lohfarbenen und schwarzen Hunden;<br />

leberfarben bei kupferfarbenen Hun -<br />

den; bei re<strong>in</strong> weißen Hunden kann er<br />

fleischfarben se<strong>in</strong>. Die rosastreifige<br />

„Schneenase“ ist zu akzeptieren.<br />

Fang: Von mittlerer Länge und von<br />

mitt lerer Breite, sich zur Nase h<strong>in</strong> allmählich<br />

verjüngend, jedoch nicht spitz<br />

oder quadratisch endend. Der Nasen -<br />

rücken ist gerade vom Stop bis zur<br />

Nasenspitze.<br />

Lefzen: Gut pigmentiert und eng anliegend.<br />

Kiefer / Zähne: Scherengebiss.<br />

Augen: Mandelförmig, mäßig ause<strong>in</strong>anderliegend<br />

und etwas schräg gelagert.<br />

Die Augen können braun oder<br />

blau se<strong>in</strong>, wobei e<strong>in</strong> braunes und e<strong>in</strong><br />

blaues Auge sowie mehrfarbige Augen<br />

zu akzeptieren s<strong>in</strong>d. Ausdruck durchdr<strong>in</strong>gend,<br />

aber freundlich, <strong>in</strong>teressiert<br />

und sogar schelmisch.<br />

Ohren: Von mittlerer Größe, dreieckig,<br />

eng beie<strong>in</strong>ander stehend und hoch<br />

angesetzt. Sie s<strong>in</strong>d dick, gut behaart,<br />

h<strong>in</strong>ten leicht gewölbt, absolut aufrecht<br />

stehend, mit leicht abgerundeten, aufgerichteten<br />

Spitzen.<br />

Hals<br />

Mittlere Länge, gebogen, im Stand stolz<br />

aufgerichtet. Im Trab ist der Hals so<br />

gestreckt, dass der Kopf leicht vorgelagert<br />

getragen wird.<br />

Körper<br />

Rücken: Gerade und kräftig, mit vom<br />

Widerrist zur Kruppe waagerecht verlaufender<br />

oberer L<strong>in</strong>ie. Er ist von mittlerer<br />

Länge, weder verhältnismäßig kurz<br />

noch nachgebend wegen übermäßiger<br />

Länge.<br />

Lenden: Straff und trocken bemuskelt,<br />

schmaler als der Rippenkorb und leicht<br />

aufgezogen.<br />

Kruppe: Abfallend, doch niemals so<br />

steil, dass der Schub der H<strong>in</strong>terläufe<br />

be<strong>in</strong>trächtigt wird.<br />

Brust: Tief und kräftig, aber nicht zu<br />

breit; der tiefste Punkt liegt unmittelbar<br />

h<strong>in</strong>ter und auf gleicher Höhe mit den<br />

Ellenbogen. Die Rippen s<strong>in</strong>d gleich am<br />

Ansatz an der Wirbelsäule gut gewölbt,<br />

an den Seiten aber flacher, um e<strong>in</strong>en<br />

freien Bewegungsablauf zu erlauben.<br />

Rute<br />

Die gut behaarte Rute <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

Fuchslunte ist knapp unterhalb der<br />

oberen L<strong>in</strong>ie angesetzt und wird, wenn<br />

der Hund aufmerksam ist, üblicherweise<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eleganten, sichelförmigen<br />

Bogen über den Rücken getragen.<br />

Dabei soll sich die Rute weder an der<br />

e<strong>in</strong>en noch an der anderen Seite des<br />

Körpers r<strong>in</strong>geln, auch soll sie nicht flach<br />

auf den Rücken gedrückt werden. E<strong>in</strong>e<br />

hängende Rute ist normal, wenn der<br />

Hund ruhig und gelassen steht. Das<br />

Haar an der Rute ist mittellang und run -<br />

dum annähernd gleich lang, wo durch<br />

Rasseporträt<br />

die Rute wie e<strong>in</strong>e runde Bürste aussieht.<br />

Gliedmaßen<br />

Vorderhand<br />

Von vorne betrachtet, stehen die Läufe<br />

<strong>in</strong> mäßigem Abstand ause<strong>in</strong>ander, pa -<br />

ral lel und gerade. Die Knochen s<strong>in</strong>d<br />

substanzvoll, aber nie schwer. Die<br />

Länge der Läufe vom Ellenbogen bis<br />

zum Boden ist etwas größer als der<br />

Abstand vom Ellenbogen zum Schulter -<br />

blattkamm. Afterkrallen an den Vorder -<br />

läufen können entfernt se<strong>in</strong>.<br />

Schultern und Oberarm: Schulter blatt<br />

gut zurückliegend. Der Oberarm ist<br />

vom Schultergelenk zum Ellenbogen<br />

etwas nach h<strong>in</strong>ten gerichtet und nie<br />

senkrecht zum Boden. Die Muskeln und<br />

Bänder, die die Schulterblätter am Rip -<br />

penkorb halten, s<strong>in</strong>d straff und gut entwickelt.<br />

Ellenbogen: Eng am Körper anliegend,<br />

weder e<strong>in</strong>- noch ausgedreht.<br />

Vorderfusswurzelgelenk: Kräftig, aber<br />

biegsam.<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 61


Rasseporträt<br />

Vordermittelfuß: Von der Seite betrachtet,<br />

leicht schräg gestellt.<br />

H<strong>in</strong>terhand<br />

Von h<strong>in</strong>ten betrachtet stehen die Läufe<br />

<strong>in</strong> mäßigem Abstand ause<strong>in</strong>ander und<br />

parallel. Afterkrallen, falls vorhanden,<br />

sollen entfernt werden.<br />

Oberschenkel: Gut bemuskelt und kraftvoll.<br />

Knie: Gut gew<strong>in</strong>kelt.<br />

Sprunggelenke: Zeichnen sich gut ab<br />

und s<strong>in</strong>d bodennah platziert.<br />

62<br />

Huskies haben e<strong>in</strong> pelzartiges<br />

Haarkleid mit weicher, dichter<br />

Unterwolle. Rechts: Huskywelpen –<br />

Fotos: Anett Kulke<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Pfoten<br />

Oval, aber nicht lang, von mittlerer Grö -<br />

ße, kompakt und gut behaart zwischen<br />

den Zehen und Ballen. Die Ballen s<strong>in</strong>d<br />

widerstandsfähig und dick gepolstert.<br />

In den natürlichen Stand zeigen die<br />

Pfoten weder nach <strong>in</strong>nen noch nach<br />

außen.<br />

Gangwerk<br />

Schwungvoll und sche<strong>in</strong>bar<br />

mühelos. Der Si be -<br />

rian Husky ist fl<strong>in</strong>k und<br />

leichtfüßig. Im Aus stel -<br />

lungsr<strong>in</strong>g sollte er an<br />

e<strong>in</strong>er locker hängenden<br />

Le<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mäßig<br />

schnellen Trab vorgestellt<br />

werden, dabei<br />

guten Vortritt und<br />

Schub zeigend. Der sich<br />

im Schritt bewegende<br />

Siberian Husky, von<br />

vorne nach h<strong>in</strong>ten be -<br />

trach tet, zeigt ke<strong>in</strong>en<br />

bodenengen Gang; doch wenn er<br />

schneller läuft, tendieren die Läufe nach<br />

und nach zur Mitte h<strong>in</strong>, bis die Pfoten<br />

auf e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie gesetzt werden, die<br />

genau unter der Längsachse des<br />

Körpers verläuft. Wenn die Abdrücke<br />

der Pfoten sich decken, bewegen sich<br />

die Vorder- und H<strong>in</strong>ter läufe geradeaus<br />

gerichtet, ohne dass die Ellenbogen<br />

oder Kniegelenke weder e<strong>in</strong>- noch ausdrehen.<br />

Die Läufe bewegen sich parallel.<br />

Während der Bewe gung bleibt die<br />

obere L<strong>in</strong>ie straff und gerade.<br />

Haarkleid<br />

Haar<br />

Das Haarkleid des Siberian Husky ist<br />

doppelt und mittellang, hat e<strong>in</strong> schönes,<br />

pelzartiges Aussehen, ist aber niemals<br />

so lang, dass es die klaren Außen -<br />

l<strong>in</strong>ien des Hundes verdeckt.<br />

Die Unterwolle ist weich und dicht<br />

und von genügender Länge, um das<br />

Deckhaar zu stützen. Die längeren, steifen<br />

Haare des Deckhaares s<strong>in</strong>d gerade<br />

und etwas anliegend, nie harsch und<br />

nicht gerade abstehend vom Körper. Es<br />

sollte beachtet werden, dass das Fehlen<br />

der Unterwolle während des Haar wech -<br />

sels normal ist. Das Kürzen der Tast -<br />

haare sowie der Haare zwischen den<br />

Zehen und um die Pfoten herum ist<br />

erlaubt, um e<strong>in</strong> gepflegtes Äußeres zu<br />

betonen. Das Trimmen des Haarkleides<br />

an jeder anderen Stelle sollte nicht<br />

geduldet und streng bestraft werden.


Schnauze Berl<strong>in</strong><br />

Inhaberh<strong>in</strong> Dörte Wilfroth<br />

13088 Berl<strong>in</strong><br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo(at)schnauze-berl<strong>in</strong>.de<br />

Mobil: 0173 / 561 26 61<br />

Farbe<br />

Alle Farben von schwarz bis re<strong>in</strong> weiß<br />

s<strong>in</strong>d erlaubt. E<strong>in</strong>e Vielfalt von Zeich nun -<br />

gen am Kopf ist üblich, e<strong>in</strong>schließlich<br />

mancher auffallender Muster, die bei<br />

anderen Rassen nicht zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

Größe und Gewicht<br />

Widerristhöhe<br />

Rüden: 53,5–60 cm (21-23,5 <strong>in</strong>s).<br />

Hünd<strong>in</strong>nen: 50,5–56 cm (20-22 <strong>in</strong>s).<br />

Gewicht<br />

Rüden: 20,5–28 kg (45-60 pounds).<br />

Hünd<strong>in</strong>nen: 15,5–23 kg (35-50 pounds).<br />

Das Gewicht steht im richtigen Verhält -<br />

nis zur Widerristhöhe. Die genannten<br />

Größen und Gewichte bezeichnen die<br />

äußersten Grenzen ohne e<strong>in</strong>em Extrem<br />

den Vorzug zu geben. Übermäßige<br />

Knochenstärke oder Übergewicht sollte<br />

bestraft werden.<br />

Zusammenfassung: Die wichtigsten<br />

Rassemerkmale des Siberian Husky s<strong>in</strong>d<br />

mittlere Größe, angemessene Knochen -<br />

stärke, harmonische Proportionen, leich -<br />

te und freie Bewegungen, richtiges<br />

Haar kleid, ansprechender Kopf und<br />

ansprechende Ohren, korrekte Rute<br />

und gute Wesensart. Bestraft werden<br />

sollten zu schwere Knochen, übermäßiges<br />

Gewicht, gebundene oder schwerfällige<br />

Gangart, langes, raues Haarkleid.<br />

Beratung zu Erziehungsfragen<br />

Therapie von Fehl-/Problemverhalten<br />

Welpenförderung<br />

Mantrail<strong>in</strong>g-Sem<strong>in</strong>are<br />

www.schnauze-berl<strong>in</strong>.de<br />

E<strong>in</strong> Siberian Husky sollte nie so schwer<br />

oder grob ersche<strong>in</strong>en wie e<strong>in</strong> Zughund,<br />

aber auch nicht so leicht und zart wie<br />

e<strong>in</strong> Rennhund. Rüden und Hünd<strong>in</strong>nen<br />

sollen erkennen lassen, dass sie zu großer<br />

Ausdauer fähig s<strong>in</strong>d.<br />

Außer den oben erwähnten Fehlern<br />

s<strong>in</strong>d morphologische Fehler, die alle<br />

Rassen geme<strong>in</strong>sam haben, beim Sibe -<br />

rian Husky ebenso unerwünscht, wie<br />

bei jeder anderen Rasse, auch wenn sie<br />

hier nicht besonders erwähnt s<strong>in</strong>d.<br />

Fehler<br />

Jede Abweichung von den vorgenannten<br />

Punkten muss als Fehler angesehen<br />

werden, dessen Bewertung <strong>in</strong> genauem<br />

Verhältnis zum Grad der Abweichung<br />

stehen sollte und dessen E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die Gesundheit und das Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

des Hundes zu beachten ist.<br />

Schädel: Plumper oder schwerer Kopf;<br />

zu fe<strong>in</strong> gemeißelter Kopf.<br />

Stop: Nicht genügend ausgeprägt.<br />

Fang: Entweder zu fe<strong>in</strong> oder zu grob, zu<br />

kurz oder zu lang.<br />

Kiefer/Zähne: Jede Abweichung vom<br />

Scherengebiss.<br />

Augen: Zu schräg oder zu dicht beie<strong>in</strong>ander<br />

liegende Augen.<br />

Ohren: Zu groß im Verhältnis zum Kopf;<br />

zu weit ause<strong>in</strong>ander stehend; nicht fest<br />

aufrechtstehend.<br />

Rasseporträt<br />

Hals: Zu kurz und dick, zu lang.<br />

Rücken: Schwacher oder nachgebender<br />

Rücken; gewölbter Rücken; abfallende<br />

obere L<strong>in</strong>ie.<br />

Brust: Zu breit; tonnenförmiger Brust -<br />

korb; Rippen zu flach oder schwach.<br />

Rute: Angedrückte oder engger<strong>in</strong>gelte<br />

Rute; sehr buschige Rute; Rute zu tief<br />

oder zu hoch angesetzt.<br />

Schultern: Steile Schultern; lose Schul -<br />

tern.<br />

Vorderhand: Schwacher Vorder mittel -<br />

fuß; zu schwere Knochen; zu enger oder<br />

zu weiter Stand; ausgedrehte Ellen bo -<br />

gen.<br />

H<strong>in</strong>terhand: Gestrecktes Knie, kuhhessig,<br />

zu enger oder zu weiter Stand.<br />

Pfoten: Nachgebende oder gespreizte<br />

Zehen; Pfoten zu groß und plump, zu<br />

kle<strong>in</strong> und zart; zeheneng oder zehenweit.<br />

Gangwerk: Kurze, tänzelnde, elastische,<br />

schwerfällige oder rollende Gangart,<br />

kreuzend oder schräg laufend.<br />

Haar: Langes, rauhes oder struppiges<br />

Haarkleid; zu harsche oder zu seidige<br />

Textur; getrimmtes Haarkleid, Außer an<br />

den erlaubten Stellen.<br />

Ausschließende Fehler<br />

Aggressiv oder ängstlich.<br />

Rüden über 60 cm (23,5 <strong>in</strong>s) und Hün -<br />

d<strong>in</strong>nen über 56 cm (22 <strong>in</strong>s).<br />

Hunde, die deutlich physische Abnor -<br />

malitäten oder Verhaltensstörungen<br />

aufweisen, müssen disqualifiziert werden.<br />

N.B.: Rüden müssen zwei offensichtlich<br />

normal entwickelte Hoden aufweisen,<br />

die sich vollständig im Hodensack be -<br />

f<strong>in</strong>den. Quelle: FCI<br />

Autor: Anett Kulke<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 63


Gesundheit<br />

Schwarzbuch Tierarzt –<br />

e<strong>in</strong>e Insider<strong>in</strong> packt aus:<br />

Das Buch der Tierärzt<strong>in</strong> J. Ziegler<br />

schockiert und begeistert<br />

PR Agentur: Nexus Kommunikationsagentur<br />

In bundesdeutschen Haushalten leben<br />

derzeit ca. 5,4 Millionen Hunde und<br />

8,2 Millionen Katzen sowie <strong>in</strong> Österreich<br />

ungefähr 500.000 Hunde und 1,5 Mil -<br />

lionen Katzen. Auch wenn diese beiden<br />

Länder statistisch mit 13 % bzw. 15 %<br />

tierhaltenden Haushalten (Spitzenreiter<br />

<strong>in</strong> Europa ist übrigens Frankreich mit<br />

38 %) nur auf den h<strong>in</strong>teren Rängen vertreten<br />

s<strong>in</strong>d, so ist das geme<strong>in</strong>same<br />

Leben mit Hunden und Katzen bei uns<br />

doch weit verbreitet. Aber neben all<br />

dem Glück und der Bereicherung, die<br />

unsere Tiere uns und wir auch unseren<br />

vierbe<strong>in</strong>igen Liebl<strong>in</strong>gen Gott sei Dank<br />

schenken können, darf nicht vergessen<br />

werden, dass dieses Glück auch Geld<br />

kostet bzw. dass mit unseren Haus -<br />

tieren von verschiedenen Industrien<br />

auch e<strong>in</strong>e Menge Geld verdient wird –<br />

und dies oft mit Mitteln, Produkten und<br />

Reglements, die der Gesundheit unserer<br />

Tiere wahrlich nicht förderlich s<strong>in</strong>d.<br />

Ungefähr 22.500 Tierärzte kümmern<br />

sich <strong>in</strong> Deutschland um das verme<strong>in</strong>tliche<br />

Wohl unserer Vierbe<strong>in</strong>er und setzen<br />

dabei z. B. nur an Hundearzneimitteln<br />

ca. 150 Millionen Euro jährlich um. Weit<br />

größere Umsätze kann die Futter mittel -<br />

<strong>in</strong>dustrie mit ca. 5,6 Milliarden Euro z. B.<br />

im Jahre 2009 aufweisen. Und ähnlich<br />

wie <strong>in</strong> der Humanmediz<strong>in</strong> und <strong>in</strong> der<br />

Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie für den Men -<br />

schen, „schlucken“ wir und damit unsere<br />

Hunde und Katzen alles herunter, was<br />

man uns vorsetzt und was man uns<br />

64<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

anhand „Expertenwissens“ als gut für<br />

uns weismacht.<br />

Totgeimpft, fehlernährt, medikamentenvergiftet<br />

– die Wahr -<br />

heit h<strong>in</strong>ter der offiziellen Für -<br />

sorge ist oft schockierend.<br />

Dass mit multiplen, angeblich jährlich<br />

sklavisch zu wiederholenden Impfun -<br />

gen gegen alle Arten von Krankheiten<br />

vom Welpenalter an und mit lebenslanger<br />

Fütterung <strong>in</strong>dustriell hergestellten<br />

Tierfutters für jeden „<strong>in</strong>dividuellen<br />

Bedarf“ die Lebensqualität und -dauer<br />

unserer Hunde und Katzen zu steigern<br />

sei, ist das offizielle Credo der Tierfutterund<br />

Arzneimittel<strong>in</strong>dustrie und dementsprechend<br />

sogar das der meisten Tier -<br />

ärzte, die zum<strong>in</strong>dest nach außen h<strong>in</strong> die<br />

Me<strong>in</strong>ung der Konzerne vertreten. Auch<br />

die Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>er<strong>in</strong> Dr. med. vet.<br />

Jutta Ziegler, die seit mittlerweile über<br />

30 Jahren als Tierärzt<strong>in</strong> tätig ist, glaubte<br />

<strong>in</strong> den ersten Jahren nach ihrem Stu -<br />

dium zunächst an die Segnungen der<br />

seit den 1970er immer zahlreicher werdenden<br />

Medikamente, Fertig- und Diät -<br />

futtermittel. Doch vor ca. 15 Jahren<br />

kamen Zweifel auf, die sich von Jahr zu<br />

Jahr steigerten.<br />

„Ich fragte mich, weshalb im Laufe<br />

der Jahre immer mehr Katzen und<br />

Hunde immer früher und immer vielfältiger<br />

erkrankten, obwohl doch immer<br />

neue und bessere Impfstoffe, Medika -<br />

mente und angeblich immer maßgeschneidertere<br />

Futtermittel auf den<br />

Markt kamen,“ so Dr. Ziegler bei der<br />

Buchpräsentation von „Hunde würden<br />

länger leben, wenn… Schwarzbuch<br />

Tierarzt“ <strong>in</strong> Halle<strong>in</strong> bei Salzburg am<br />

Samstag, den 29.01.2011. „Ich begann<br />

zu recherchieren und zu forschen und<br />

irgendwann lies ich me<strong>in</strong> universitär<br />

e<strong>in</strong>gebläutes Wissen endlich außer acht<br />

und setzte me<strong>in</strong>en gesunden Men -<br />

schen verstand e<strong>in</strong>.“ Die Resultate ihrer<br />

Recherchen waren zw<strong>in</strong>gend ebenso<br />

e<strong>in</strong>fach wie schockierend: „Lassen Sie<br />

denn Ihr K<strong>in</strong>d oder sich selbst jedes Jahr<br />

aufs Neue impfen? Essen Sie selbst Ihr<br />

Leben lang tage<strong>in</strong>, tagaus Tiefkühlpizza,<br />

Hamburger und denaturierte Dosen -<br />

gerichte? Lassen Sie sich bei jedem kle<strong>in</strong>en<br />

Schnupfen von Ihrem Arzt Antibio -<br />

tika verschreiben? Ihre Antwort wird<br />

se<strong>in</strong>: Ne<strong>in</strong>, natürlich nicht, wo kämen<br />

wir denn dah<strong>in</strong>? Das s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fache<br />

Fragen, auf die es e<strong>in</strong>fache und klare<br />

Antworten gibt. Wir aber quälen unsere<br />

Tiere so förmlich <strong>in</strong> Krankheiten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

und glauben dabei auch noch, unseren<br />

Vierbe<strong>in</strong>ern etwas Gutes zu tun! Doch<br />

Hunde und Katzen s<strong>in</strong>d zunächst e<strong>in</strong>mal<br />

Fleischfresser, deren Verdauungs -<br />

organe nicht dazu gemacht s<strong>in</strong>d, Ge -<br />

treide und <strong>in</strong>dustriell gepanschte Ab fälle<br />

zu verwerten. Mit künstlichen Vita -<br />

m<strong>in</strong>en und Zusatzstoffen können die<br />

Organismen der Tiere nichts anfangen<br />

und durch überflüssige, geballte Impf -


la dungen und chemische Medika men -<br />

tenkeulen helfen wir Tierärzte meist<br />

nicht, sondern zerstören letztlich nur<br />

das Immunsystem und damit die<br />

Selbst heilungskräfte der Tiere. Das<br />

schlimmste daran aber ist: Wir Tierärzte<br />

wissen das bzw. sollten es wissen!“<br />

Welch weitreichende und fatale<br />

Konsequenzen die falsche Ernährung<br />

und der Medikamentenmissbrauch <strong>in</strong><br />

den Tierarztpraxen für die Tiere und<br />

deren Besitzer haben können, erklärt<br />

Dr. med. vet. Jutta Ziegler nun <strong>in</strong> ihrem<br />

neuen Buch. Das „Schwarzbuch Tier -<br />

arzt“ berichtet anhand von Fallbei spie -<br />

len aus der eigenen Praxis Dr. Ziegler’s<br />

von den dramatischen Folgen der<br />

Ernäh rung mit <strong>in</strong>dustriellem Fertig -<br />

futter, dem Etikettenschw<strong>in</strong>del mit sog.<br />

Diätfuttermitteln, über den S<strong>in</strong>n und<br />

Uns<strong>in</strong>n jährlicher Impfungen, den Miss -<br />

brauch von Psychopharmaka für Hunde<br />

und Katzen, den unkontrollierten E<strong>in</strong> -<br />

satz von Antibiotika, Entwur mungs -<br />

mitteln und Kortison, die Fragwürdig -<br />

keit von Reduktionsdiäten, die Folgen<br />

falsch angewandter Gerätemediz<strong>in</strong> und<br />

die wissentliche Komplizenschaft zahlreicher<br />

Tierärzte mit der Futter- und<br />

Arzneimittel<strong>in</strong>dustrie, denen das Wohl<br />

des eigenen Portemonnaies ungleich<br />

wichtiger ist als die Gesundheit der<br />

ihnen anvertrauten Patienten.<br />

Das „Schwarzbuch Tierarzt“ ist e<strong>in</strong> für<br />

die meisten Tierhalter sicherlich teils<br />

schockierendes und verstörendes Buch,<br />

Gesundheit<br />

Hundeschule<br />

Weserste<strong>in</strong><br />

Das „Schwarzbuch Tier -<br />

arzt“ ist ke<strong>in</strong>e Streit schrift,<br />

obwohl es, so ist sich<br />

Inhaber<strong>in</strong> Sandra Prade Dr. Ziegler leider sicher,<br />

zert. HundeVerhaltensTherapeut<strong>in</strong><br />

von e<strong>in</strong>igen Ver tretern<br />

Tel: 0 55 41 - 77 88 208 ihrer Zunft so aufgenom-<br />

Mobil: 0 15 15 - 615 38 97<br />

kontakt@hundeschule-weserste<strong>in</strong>.de<br />

men werden wird. Das<br />

Buch ist vielmehr e<strong>in</strong><br />

www.hundeschule-weserste<strong>in</strong>.de<br />

Appell an die Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

und Kollegen aus dem<br />

das man mit e<strong>in</strong>em lachenden und vete r<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen Bereich, „Ethik<br />

e<strong>in</strong>em we<strong>in</strong>enden Auge liest. Denn bei statt Mone tik“ walten zu lassen, sich auf<br />

aller Dramatik der erörterten Themen die ärztliche Verantwortung zu bes<strong>in</strong>-<br />

berichten auch Tierbesitzer im Buch nen und nicht mit der Unwissen heit der<br />

selbst von ihren Erlebnissen <strong>in</strong> anderen Tierbe sitzer zu spielen. Auch richtet sich<br />

Tierarztpraxen und diese s<strong>in</strong>d mitunter das Buch nicht gegen die Hersteller von<br />

an Absurdität kaum zu überbieten. Fertignahrung für Tiere per se, zumal es<br />

Auch der Dr. Ziegler zu eigene witzige, e<strong>in</strong>ige hervorragend agierende und<br />

manchmal lakonische und dann wie- pro duzierende Firmen gibt, deren kaltderum<br />

aufrüttelnde Schreibstil macht gepresste Produkte das „Barfen“ zwar<br />

das Buch so lebendig und lesenswert nicht ganz, aber zum<strong>in</strong>dest größtenteils<br />

wie e<strong>in</strong>en Roman. Zudem hält sich ersetzen können. „Auch Tierärzte und<br />

Dr. Ziegler nicht damit auf, ihre Kolle - Futtermittel her steller müssen und dür-<br />

g<strong>in</strong>nen und Kollegen mit meist sanften, fen Geld verdienen, denn natürlich<br />

mitunter natürlich auch drastischen muss auch unsere Arbeit bezahlt wer-<br />

Worten an das Offensichtliche und den,“ so Dr. Ziegler, „ aber ich möchte<br />

S<strong>in</strong>nvolle <strong>in</strong> Ernährung, Therapie und abends nach getaner Praxisarbeit auch<br />

Medikation zu er<strong>in</strong>nern: Sie belegt ihre noch <strong>in</strong> Spiegel sehen können mit dem<br />

Kenntnisse und Erfahrungen auch mit Wissen, dass ich das denkbar beste für<br />

wissenschaftlichen Fakten, räumt mit me<strong>in</strong>e Patienten und deren Besitzer<br />

der Glaubhaftigkeit <strong>in</strong>dustriell gespon- getan habe.“<br />

serter Studien auf und gibt den Tier hal - „Hunde würden länger leben,<br />

tern zahlreiche, e<strong>in</strong>fach anzuwendende wenn… Schwarzbuch Tierarzt“ ist e<strong>in</strong><br />

Möglichkeiten und Tipps an die Hand, gelungenes, aufklärendes und <strong>in</strong>forma-<br />

wie sie e<strong>in</strong>en guten Tierarzt f<strong>in</strong>den und tiv notwendiges Buch, das ab sofort<br />

ihre Tiere artgerecht ernähren können. direkt bei Dr. Ziegler <strong>in</strong> ihrem Onl<strong>in</strong>e-<br />

Mit ihrer weitreichenden Erfahrung und Shop www.naturfutterlaedchen.at , bei<br />

Kenntnis nimmt die Autor<strong>in</strong> den Leser www.natura-vet.de und www.natura-<br />

an die Hand und löst se<strong>in</strong>e Ängste bzgl. vet.at sowie überall im Buchhandel mit<br />

der angeblichen „Kompliziertheit und der ISBN-Nr. 978-3-8423-2460-2 erwor-<br />

E<strong>in</strong>seitigkeit“ des sog. BARFens (biologisch<br />

artgerechte Rohfütterung) auf –<br />

ben werden kann.<br />

und dies ohne kataloggleiche Nähr - Diese Presse mit tei lung wurde auf openPR<br />

wert tabellen und Messbecher-E<strong>in</strong>hei -<br />

ten zu strapazieren.<br />

veröffentlicht.<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 65


Gesundheit<br />

Rückenmark<strong>in</strong>farkt – E<strong>in</strong> Bericht von Christa Dörrenbächer<br />

Tagebuch<br />

Samstag 15.01.11<br />

B<strong>in</strong> wie immer am Nachmittag noch<br />

e<strong>in</strong>mal mit Cassy spazieren gegangen.<br />

Sie ist nicht außergewöhnlich viel ge -<br />

rannt oder gesprungen. Gegen 17 Uhr<br />

bemerkten wir, dass sie h<strong>in</strong>ten schwank -<br />

te und gegen 19 Uhr g<strong>in</strong>g gar nichts<br />

mehr. Habe darauf h<strong>in</strong> den Tierarzt<br />

angerufen und ihm die Situation ge -<br />

schildert. Ich sollte dann mit Cassy<br />

gegen 21 Uhr <strong>in</strong> die Praxis kommen. Zu<br />

zweit mussten wir sie <strong>in</strong>s Auto heben da<br />

sie es alle<strong>in</strong> nicht geschafft hätte.<br />

Nach der Untersuchung durch den<br />

Tierarzt bekam sie zwei Spritzen, er vermutete,<br />

dass bei ihr e<strong>in</strong> Nerv e<strong>in</strong>geklemmt<br />

sei. Sollte es am nächsten Tag<br />

nicht besser se<strong>in</strong>, würde er röntgen.<br />

Für die nächsten vier Wochen habe<br />

ich dann me<strong>in</strong> Lager neben ihrer Decke<br />

aufgeschlagen, da sie ab dem Zeitpunkt<br />

der Lähmung auch Durchfall hatte,<br />

übermäßig viel trank und dementsprechend<br />

oft raus musste. Zu me<strong>in</strong>em<br />

Leidwesen auch nachts so zwei bis drei<br />

Mal. Unterstützt habe ich sie mit e<strong>in</strong>em<br />

Handtuch um den Bauch.<br />

Sonntag 17.01.11<br />

Da es nicht besser war, wurde sie ge -<br />

röntgt. Die Diagnose vom Arzt „Spon -<br />

dylose“. Sie bekam die gleichen Spritzen<br />

und der Tierarzt wollte am Abend<br />

Zuhause vorbei kommen und sie bekam<br />

noch mal die Spritzen.<br />

Am Montagmorgen sollte ich mich<br />

melden, da Cassy <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik untersucht<br />

werden müsse.<br />

Montag 17.01.11<br />

Der Tierarzt bekam für Cassy <strong>in</strong> der<br />

66<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Tierkl<strong>in</strong>ik e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> für 11 Uhr. Dort<br />

wurden die Aufnahmen vom Vortag<br />

angeschaut. Für e<strong>in</strong>e genaue Diagnose<br />

musste Cassy dann noch e<strong>in</strong>mal mit<br />

e<strong>in</strong>em Kontrastmittel geröntgt werden.<br />

Die anschließende Diagnose war dann<br />

e<strong>in</strong> „Rückenmark<strong>in</strong>farkt“. Es wurde mir<br />

anhand der Aufnahmen alles gut er -<br />

klärt, e<strong>in</strong>schließlich der Heilungs -<br />

chancen die „gut bis schlecht“ s<strong>in</strong>d, da<br />

man hierüber noch nicht sehr viel<br />

wüsste, wieso-weshalb-warum.<br />

Man wolle auch den nächsten Tag<br />

noch abwarten. Zur Kontrolle musste<br />

Cassy dort bleiben und ich solle um<br />

10 Uhr anrufen.<br />

Dienstag 18.01.11<br />

Morgens früh, noch vor 10 Uhr, rief<br />

mich die Kl<strong>in</strong>ik an. Man habe e<strong>in</strong>e positive<br />

Nachricht, Cassy würde ihren rechten<br />

H<strong>in</strong>terlauf wieder kontrolliert e<strong>in</strong>setzen.<br />

Ich war ganz schön erleichtert<br />

und freute mich sie wieder abholen zu<br />

können.<br />

Die Tierärzt<strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik glaubte<br />

daher auch, dass Cassy <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeit -<br />

raum von drei bis vier Wochen mit dem<br />

l<strong>in</strong>ken Lauf Fortschritte machen würde,<br />

ob es allerd<strong>in</strong>gs wieder ganz ok werden<br />

würde?<br />

Zur Unterstützung der Nerven be -<br />

kommt sie „Neurotrat Sforte“, e<strong>in</strong> Vita -<br />

m<strong>in</strong> präperat und sie brauche auf jeden<br />

Fall Physiotherapie. (Kosten 540,00 Euro)<br />

Freitag 25.01.11<br />

Physiotherapie (35,00 Euro)<br />

Übers Internet habe ich e<strong>in</strong>e „therapeutische<br />

Geh-Hilfe“ gefunden und be -<br />

stellt, von „Julius K-9“ (43,00 Euro). Die -<br />

ses Teil ist echt klasse, da der Hund<br />

optimal beim Gehen unterstützt wird<br />

und der Mensch beim Halten des Hun -<br />

des entlastet wird. Bei e<strong>in</strong>em Hunde -<br />

gewicht von 28-30 Kg g<strong>in</strong>g das mit der<br />

Zeit nämlich ganz schön auf me<strong>in</strong>e<br />

Gelenke. Allerd<strong>in</strong>gs musste ich die Geh -<br />

hilfe bei e<strong>in</strong>er Schneider<strong>in</strong> kürzen lassen<br />

da es h<strong>in</strong>ten zu weit überstand und<br />

beim Erledigen des großen Ge schäf tes<br />

dieses auch mal auf die Geh hilfe fiel. Für<br />

Cassy war dies sehr unangenehm, sie<br />

versuchte es durch he rum zappeln ab zu<br />

bekommen.<br />

Freitag 28.01.11<br />

Physio<br />

E<strong>in</strong>e Kotprobe von Cassy ergab, dass sie<br />

nicht genug gesunde Darmbakterien<br />

hatte. Deswegen wurde auch der<br />

Durch fall nicht besser. Hierfür bekam<br />

sie dann „Bactisel – HK Pulver“ und als<br />

Futter zum Reis „Royal Can<strong>in</strong>-<strong>in</strong>test<strong>in</strong>al“.<br />

Dies war für die nächsten 1 ½ Wochen.<br />

(Kosten Tierarzt gesamt 230,00 Euro)<br />

Dienstag 01.02.11<br />

Physio<br />

Donnerstag 03.02.11<br />

Nimmt den l<strong>in</strong>ken Lauf wieder mit, wo<br />

bei die Pfote oft erst umgeknickt aufgesetzt<br />

wird, da der Reflex noch fehlt.<br />

Dienstag 08.02.11<br />

Kontrollterm<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Tierkl<strong>in</strong>ik. Die<br />

Ärzt<strong>in</strong> freut sich darüber wie gut das<br />

klappt. In sechs Wochen brauche ich<br />

mich nur telefonisch zu melden wie es<br />

Cassy geht.<br />

Sie bewegt sich im Haus wieder<br />

alle<strong>in</strong>. Nur die Pfote will noch nicht. Der<br />

Durchfall ist Gott sei Dank vorbei und<br />

damit hat mich me<strong>in</strong> Bett wieder, da sie<br />

des Nachts nicht mehr raus muss. Auch


das Tr<strong>in</strong>ken hat sich wieder e<strong>in</strong>gependelt.<br />

Donnerstag 17.02.11<br />

Physio<br />

Hatte mir auch vier Agylity Hürden<br />

(61,00 Euro) bestellt. S<strong>in</strong>d erst mal auf<br />

niedrigster Stufe e<strong>in</strong>gestellt und gehe<br />

mehrmals am Tag mit ihr darüber, um<br />

damit die Nerven zu stimulieren damit<br />

die Pfote richtig aufgestellt wird.<br />

Samstag 26.02.11<br />

Das Laufen wird besser und sie setzt die<br />

Pfote überwiegend richtig auf. Und<br />

auch der erste Spaziergang nach längerem<br />

war wieder richtig toll.<br />

Das Schönheitsideal beim Mops hat<br />

sich drastisch verändert: Im Jahr 1927<br />

hatte diese Hunderasse noch e<strong>in</strong>e längliche<br />

Kopfform mit e<strong>in</strong>er deutlich aus-<br />

Dienstag 01.03.11<br />

Physio<br />

Donnerstag 03.03.11<br />

Die Physiotherapeut<strong>in</strong> hat Cassy e<strong>in</strong>en<br />

Expander vom Brustgeschirr zum l<strong>in</strong>ken<br />

Lauf angepasst. Dies lege ich ihr an,<br />

wenn wir unsere Spaziergänge machen.<br />

Der Expander zieht das Be<strong>in</strong> sanft nach<br />

vorn, was dem Muskelaufbau dient.<br />

Damit läuft sie auch alle<strong>in</strong> ohne me<strong>in</strong>e<br />

Unterstützung (die pure Erholung für<br />

me<strong>in</strong>e Arme).<br />

Donnerstag 10.03.11<br />

Physio<br />

E<strong>in</strong>zigartige Operationsmethode<br />

hilft kurznasigen Möpsen<br />

Prof. Dr. Oechter<strong>in</strong>g fotografiert e<strong>in</strong>en Mops vor der OP.<br />

Foto: Waltraud Grubitzsch<br />

geprägten Nase. Hundert Jahre später<br />

gelten Möpse mit e<strong>in</strong>er komplett runden<br />

Kopfform und kurzer Nase als<br />

attrak tiv. Diese Tatsache beschert<br />

Gesundheit<br />

Freitag 11.03.11<br />

Heute hat sie auch ihren ersten Spurt<br />

über e<strong>in</strong>en umgepflügten Acker gestartet<br />

und man sah ihr den „Spaß“ an.<br />

Solange sie den H<strong>in</strong>terlauf richtig aufsetzt,<br />

darf sie auch wieder spurten (Rück -<br />

sprache mit Kl<strong>in</strong>ik). Hat e<strong>in</strong>e ähnliche<br />

Wirkung wie Wasser. Da der Boden sehr<br />

weich ist muss sie den Lauf auch dementsprechend<br />

fordern.<br />

Behandlungskosten bis dato<br />

1084,00 Euro.<br />

Physio braucht sie auch weiterh<strong>in</strong>, aber<br />

nur noch alle zwei Wochen.<br />

Autor: Christa Dörrenbächer<br />

Susann Huster, Pressestelle<br />

Universität Leipzig, 17.12.2010 09:33<br />

( http://idw-onl<strong>in</strong>e.de )<br />

Prof. Dr. Gerhard Oechter<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong>em<br />

Team von der Kl<strong>in</strong>ik für Kle<strong>in</strong>tiere<br />

der Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen Fakultät der<br />

Universität Leipzig jede Menge Arbeit.<br />

In se<strong>in</strong>em Haus wurde vor sechs Jahren<br />

e<strong>in</strong>e neue und weltweit e<strong>in</strong>zigartige,<br />

lasergestützte Operationsmethode zur<br />

Behandlung des sogenannten Brachy -<br />

zephalen-Syndroms bei Hunden und<br />

Katzen entwickelt.<br />

Durch Überzüchtung ist mittlerweile<br />

der Nasenraum von Möpsen, englischen<br />

Bulldoggen, Boxern und Rasse -<br />

katzen viel zu eng geworden, was bei<br />

den Tieren akute Atemnot und dadurch<br />

bed<strong>in</strong>gte Bewegungsarmut sowie<br />

Zahn fehlstellungen verursacht. Mit<br />

Oechter<strong>in</strong>gs neuer OP-Methode wird<br />

der Nasenraum erweitert und das Gau -<br />

mensegel gekürzt. Die Tiere können<br />

danach meist erstmals frei atmen und<br />

bekommen e<strong>in</strong> neues Lebensgefühl.<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 67


Gesundheit<br />

Patient Moritz liegt narkotisiert, mit<br />

rausgestreckter Zunge auf dem OP-<br />

Tisch. Prof. Oechter<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong> Team<br />

bereiten alles für den E<strong>in</strong>griff vor. Die<br />

Nase des Mopses wurde vor zwei<br />

Wochen mit e<strong>in</strong>em Laser operiert und<br />

soll nun noch e<strong>in</strong>mal kontrolliert wer-<br />

den. »Die Nase ist <strong>in</strong>nen richtig schön<br />

frei«, sagt der renommierte Veter<strong>in</strong>är -<br />

mediz<strong>in</strong>er, der vor jeder OP mit dem<br />

Fotoapparat Nahaufnahmen se<strong>in</strong>er tierischen<br />

Patienten macht. An dem Tag<br />

werden die Dra<strong>in</strong>agen <strong>in</strong> der Nase des<br />

Mopses entfernt. Dann wird er <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

neues, zweites Leben entlassen. So oder<br />

ähnlich beschreiben die Hunde- oder<br />

Katzenbesitzer die Zeit nach den E<strong>in</strong> -<br />

griffen <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik der Univer -<br />

sität Leipzig. Ihre Tiere seien viel beweglicher<br />

geworden, schnarchen nicht mehr<br />

und seien deshalb auch tagsüber we -<br />

sent lich munterer als zuvor, heißt es <strong>in</strong><br />

E-Mails an den Kl<strong>in</strong>ikdirektor.<br />

68<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Der Ausdruck „mopsfidel“ stamme aus<br />

e<strong>in</strong>er Zeit, als diese sehr fröhlichen und<br />

menschenliebenden Hunde tatsächlich<br />

noch herumtollen konnten, ohne gleich<br />

<strong>in</strong> Atemnot zu verfallen, erklärt der<br />

Experte. »Ich sage immer: Früher hatten<br />

die Hunde noch e<strong>in</strong>en Beruf, wurden als<br />

„Mopsfidel“ sollte jeder Mops se<strong>in</strong> können – Foto: Thorsten Freyer / pixelio.de<br />

Hüte- oder Jagd hunde gehalten. Seit<br />

Beg<strong>in</strong>n der Rasse zucht <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en vor<br />

etwa hundert Jahren haben die Tiere<br />

nach und nach ihre Aufgabe verloren.<br />

Sie werden auf ihre äußerlichen<br />

Merkmale gezüchtet«, beschreibt Prof.<br />

Oechter<strong>in</strong>g den Trend, der »unkontrollierbare<br />

Auswüchse« verursache. Neben<br />

den Atembeschwerden führe diese<br />

vom Menschen verursachte Entwick -<br />

lung auch zu e<strong>in</strong>er schnellen Überhit -<br />

zung der Tiere, da deren Wär me regu -<br />

lation wegen der kurzen Nasen nicht<br />

mehr funktioniere.<br />

»Es fehlt die Qualitätskontrolle beim<br />

Züchter«, kritisiert der Spezialist, dessen<br />

Patienten aus ganz Deutschland und<br />

auch aus Ländern wie Italien, Öster -<br />

reich, der Schweiz und Polen kommen.<br />

Durchschnittlich fahren die Tierhalter<br />

300 bis 500 Kilometer, um ihren Hund<br />

oder ihre Katze <strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik der<br />

Universität Leipzig operieren zu lassen.<br />

Der E<strong>in</strong>griff kostet sie etwa 3500 Euro.<br />

An die 300 kurznasige Patienten wurden<br />

<strong>in</strong> der Kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik mit der neuen<br />

Lasermethode operiert. Der Bedarf ist<br />

Oechter<strong>in</strong>g zufolge wesentlich größer.<br />

Wegen der Kosten und des erheblichen<br />

Aufwandes scheuten jedoch viele Tier -<br />

halter diesen Schritt, bei dem überflüssiges<br />

Nasengewebe <strong>in</strong> den oft w<strong>in</strong>zigen<br />

Tiernasen mit Hilfe e<strong>in</strong>es Laser-Endo -<br />

skops verdampft wird.<br />

Nach den E<strong>in</strong>griffen, für die mehrere<br />

modern ausgestattete Operationssäle<br />

zur Verfügung stehen, bleiben die<br />

Patienten noch e<strong>in</strong>e Woche <strong>in</strong> stationärer<br />

Behandlung. Auch Moritz wird bald<br />

die Kl<strong>in</strong>ik verlassen und mit se<strong>in</strong>em<br />

Herrchen wieder <strong>in</strong>s heimatliche Frau -<br />

reuth bei Zwickau zurückkehren. Der<br />

Besitzer hat nun gute Chancen, se<strong>in</strong>en<br />

Mops noch lange an se<strong>in</strong>er Seite zu<br />

haben. Prof. Oechter<strong>in</strong>g will künftig mit<br />

dem renommierten Genetiker Prof. Dr.<br />

Ottmar Diestl aus Hannover enger zu -<br />

sammenarbeiten, um dem Zuchttrend<br />

zur Kurznasigkeit entgegenzuwirken.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sei unklar, ob gerade bei den<br />

Möpsen noch genügend gesundes Erb -<br />

gut zur Umkehr dieser Entwicklung vorhanden<br />

ist.<br />

Weitere Informationen:<br />

Prof. Dr. Gerhard Oechter<strong>in</strong>g<br />

Telefon: +49 341 97-38700<br />

E-Mail: oechter<strong>in</strong>g@vetmed.uni-leipzig.de<br />

www.kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik.uni-leipzig.de<br />

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft<br />

http://idw-onl<strong>in</strong>e.de/de/news402209


K<strong>in</strong>desentwicklung und Hunde<br />

Verhaltensauswirkungen auf K<strong>in</strong>der<br />

durch die Anwesenheit e<strong>in</strong>es Hundes<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Klassenzimmer<br />

Kurt Kotrschal und Brita Ortbauer,<br />

Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie, Grünau, und<br />

Institut für Zoologie an der Wiener Universität, Österreich<br />

Aus dem Englischen übersetzt von Antje Henze, www.passion4dogs.de<br />

Kurzbeschreibung<br />

Um die Me<strong>in</strong>ung zu überprüfen, dass<br />

Hunde e<strong>in</strong>en positiven E<strong>in</strong>fluss auf das<br />

Sozialverhalten von Schulk<strong>in</strong>dern haben,<br />

wurde abwechselnd e<strong>in</strong>er von drei<br />

Hunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Klasse e<strong>in</strong>er Wiener<br />

Grundschule mit 24 K<strong>in</strong>dern im Alter<br />

von 6 – 7 Jahren e<strong>in</strong>gesetzt. Die meisten<br />

der 14 Jungen und 10 Mädchen<br />

stammten aus Immigrantenfamilien der<br />

1. Generation. Mit Zustimmung der<br />

Eltern wurde das Verhalten der K<strong>in</strong>der<br />

für zwei Stunden wöchentlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

offenen Unterrichts-Situation, zunächst<br />

während e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>monatigen Kontroll -<br />

phase <strong>in</strong> Abwesenheit der Hunde,<br />

gefolgt von e<strong>in</strong>er experimentellen Phase<br />

mit e<strong>in</strong>em ähnlichen zeitlichen Umfang<br />

<strong>in</strong> Anwesenheit e<strong>in</strong>es Hundes im Klas -<br />

sen raum auf Videos aufgezeichnet.<br />

Häufigkeit und Dauer aller zu beobachtenden<br />

Verhaltensweisen der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Personen und ihre Wechselwirkungen<br />

wurden auf diese Bänder aufgezeichnet.<br />

Obwohl größere Unterschiede im<br />

Interesse der K<strong>in</strong>der an den Hunden<br />

und <strong>in</strong> ihren Reaktionen festgestellt<br />

wurden, wurde die Gruppe durch den<br />

Rückgang extremer Verhaltensweisen,<br />

wie Aggressionen oder Hyperaktivität,<br />

ausgeglichener <strong>in</strong> ihrem Sozialver hal -<br />

ten, ebenso konnten sich vorher zu -<br />

rück haltende K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>tegrieren. Diese<br />

Auswirkungen wurden bei den Jungen<br />

deutlicher als bei den Mädchen. Trotz<br />

der Tatsache dass die K<strong>in</strong>der beachtliche<br />

Zeit damit verbrachten, den Hund<br />

zu beobachten und Kontakt zu ihm aufzunehmen,<br />

schenkten sie dem Lehrer<br />

größere Aufmerksamkeit. Daraus schlossen<br />

wir, dass die Anwesenheit e<strong>in</strong>es<br />

Hundes im Klassenraum den Zusam -<br />

menhalt der Schüler positiv bee<strong>in</strong>flusst<br />

und e<strong>in</strong>e relativ günstige und e<strong>in</strong>fache<br />

Möglichkeit bietet, die Unterrichts -<br />

bed<strong>in</strong>gungen zu verbessern.<br />

© 2003 International Society for Anthro -<br />

zoology<br />

Schlüsselwörter<br />

Aggression, tiergestützte The rapie,<br />

Verhalten, K<strong>in</strong>des ent wick lung, K<strong>in</strong>der,<br />

Mensch-Tier-Inter aktionen,<br />

Verhalten<br />

Soziales<br />

Historisch gesehen hielten Menschen<br />

Tiere als Gesellschaft oder aus nützlichen<br />

Erwägungen (Wilson 1984;<br />

Rob<strong>in</strong> son 1995a, b; Serpell 1996).<br />

Auffallend <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

ist die Beziehung zwischen Menschen<br />

und Hunden, welche schon seit m<strong>in</strong>destens<br />

30 000 Jahren, möglicherweise<br />

schon seit mehr als 100 000 Jah -<br />

ren andauert (Vilà et al. 1997; Leonard<br />

Vermischtes<br />

Kontaktadresse für Anfragen:<br />

Kurt Kotrschal, Konrad Lorenz<br />

Forschungsstelle für Ethologie, A-4645<br />

Grünau 11, Österreich, Tel. +43 7616-8510<br />

Fax +43 7616-85104, E-Mail:<br />

klf.gruenau@telecom.at<br />

et al. 2002). Unter allen Haustieren<br />

haben Hunde/ Wölfe die längste durchgehende<br />

Beziehung zum Menschen.<br />

Der Hauptgrund hierfür mag e<strong>in</strong>e<br />

ähnliche soziale Veranlagung von<br />

Mensch und Wolf se<strong>in</strong>, welche die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er starken gegenseitigen<br />

sozialen Beziehung <strong>in</strong>sbesondere<br />

zu Hunden erklärt (Greiffenhagen<br />

1993; Oeser 2001).<br />

Hunde spielen <strong>in</strong> der tiergestützten<br />

Therapie e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. (Rob<strong>in</strong>son<br />

1995a; Ford und Olbricht 1997; Pod -<br />

berscek, Paul und Serpell 2000; Otter -<br />

stedt 2001; Olbrich und Otterstedt<br />

2003). Es hat sich gezeigt, dass K<strong>in</strong>der,<br />

welche <strong>in</strong> Gesellschaft von Hunden aufwuchsen,<br />

sich zu sozial kompetenteren<br />

Erwachsenen entwickelten als andere<br />

K<strong>in</strong>der (Endenburg und Baarda 1995;<br />

Melson 1995). Außerdem wurde von<br />

po si tiven Auswirkungen von Hunden<br />

auf körperlich und geistig Beh<strong>in</strong>derte<br />

berichtet (Ruckert 1987; Redefer und<br />

Goodman 1989), sowohl auf K<strong>in</strong>der (Mel -<br />

son 1995) als auch auf ältere Men schen<br />

(Hart 1995; Beck und Katcher 19996;<br />

Serpell 1996). Neben der För de rung des<br />

subjektiven Wohlbef<strong>in</strong>dens und der<br />

Änderung des Verhaltens, können Tiere<br />

die physiologischen Rah men be d<strong>in</strong> -<br />

gungen für e<strong>in</strong> längeres und ge sun des<br />

Leben bee<strong>in</strong>flussen (Friedmann 1995).<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 69


Vermischtes<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die meisten dieser Stu -<br />

dien korrelational; aber breit angelegte<br />

Studien die nötig s<strong>in</strong>d, um die Kausal-<br />

Zusammenhänge zu erforschen, s<strong>in</strong>d<br />

selten. In dieser Studie brachten wir<br />

e<strong>in</strong>en Hund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Grundschulklasse,<br />

um die kurzfristigen Auswirkungen auf<br />

das k<strong>in</strong>dliche Verhalten, die soziale<br />

Inter aktionen und auf die allgeme<strong>in</strong>e<br />

Unterrichts-Situation zu testen. Unseres<br />

Wissens nach ist dies die erste Studie<br />

dieser Art. Im Gegensatz zu Fragebögen<br />

oder Psychologischen Tests, erbr<strong>in</strong>gt<br />

unsere ethologische Herangehensweise<br />

direkte H<strong>in</strong>weise auf die Auswirkungen<br />

des Hundes auf das potentielle Verhal ten.<br />

Unsere Grundannahme war, dass<br />

durch die Anwesenheit e<strong>in</strong>es Hundes<br />

ke<strong>in</strong>e wesentliche Auswirkung auf das<br />

Verhalten der K<strong>in</strong>der im Vergleich zur<br />

Kontroll-Phase ohne Hund zu beobachten<br />

se<strong>in</strong> würde. Als Arbeitshypothese<br />

prognostizierten wir, dass der Hund als<br />

„soziales Gleitmittel“ (Mugford and<br />

M’Comsky 1975) oder „sozialer Kataly -<br />

sator“, z. B. um eher <strong>in</strong>trovertierte K<strong>in</strong>der<br />

mehr für Kommunikation zu öffnen. Wir<br />

prognostizierten außerdem, dass die<br />

Hunde das möglicherweise anstrengende<br />

Verhalten e<strong>in</strong>iger eher kontaktfreudigerer<br />

K<strong>in</strong>der dämpfen würden,<br />

wodurch wiederum die soziale Inte gra -<br />

tion <strong>in</strong> die Gruppe verbessert würde.<br />

Die Fragen waren, ob und wie viele<br />

K<strong>in</strong>der aufmerksamer auf den Hund<br />

und mit dem Hund <strong>in</strong>teragieren würden<br />

und wie die Anwesenheit des Hun -<br />

des sich auf die Aktivität, das Verhalten<br />

und das soziale Wechselspiel der K<strong>in</strong>der<br />

untere<strong>in</strong>ander auswirken würde. Als<br />

psychologische Mechanismen h<strong>in</strong>ter<br />

solchen Verhaltensänderungen konnte<br />

Zuneigung, e<strong>in</strong>e Steigerung des Selbst -<br />

wert gefühls und des E<strong>in</strong>fühlungs ver -<br />

mögens beobachtet werden (Enden -<br />

burg and Baarda 1995), was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

70<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

parallel laufenden Studie untersucht (s. Hergovich et al. 2002) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule<br />

wurde (Hergovich et al. 2002).<br />

<strong>in</strong> Wien. Deren Durchschnittsalter betrug<br />

Wir erwarteten außerdem, dass die 6-7 Jahre (SD=0,65). Der Klassenraum<br />

Hunde die Unterrichts-Situation bee<strong>in</strong>- war wie <strong>in</strong> Abb.1 aufgebaut und durchflussen<br />

würden, entweder durch gesteiweg wurden während der gesamten<br />

gerte oder verm<strong>in</strong>derte Aufmerk sam keit Studie Zahlencodes für die 10 Mädchen<br />

der Schüler den Lehrern gegen über. und 14 Jungen benutzt.<br />

Um unsere Hypothese zu überprüfen, Da es schwierig ist, die rechtlichen<br />

zeichneten wir e<strong>in</strong> Gruppe Grund schüler und bürokratischen Hürden zu über-<br />

während e<strong>in</strong>er Standard-Unter richts- w<strong>in</strong>den, die damit verbunden s<strong>in</strong>d,<br />

Situation auf Video auf und verglichen wenn man e<strong>in</strong>en Hund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e österrei-<br />

alle zu beobachtenden Verhal tens - chische Schule br<strong>in</strong>gen will, war unsere<br />

weisen der e<strong>in</strong>zelnen während e<strong>in</strong>er Gruppe zweckmäßig gewählt. Wir zogen<br />

anfänglichen e<strong>in</strong>monatigen Kontroll- Vorteil aus e<strong>in</strong>er merkwürdigen Begeg -<br />

Phase ohne Hund, genauso <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>- nung mit e<strong>in</strong>em Grundschullehrer, Be -<br />

monatigen Experimentier-Phase, wäh- sitzer von geeigneten, gut tra<strong>in</strong>ierten<br />

rend der e<strong>in</strong> Hund anwesend war. Hunden, e<strong>in</strong>em hundefreundlichen<br />

und aufgeschlossenen Schulleiter und<br />

e<strong>in</strong>er kooperativen Wiener Schulbe -<br />

Methoden<br />

hörde. Zufällig war die Klasse multiethisch,<br />

was e<strong>in</strong> weiterer Vorteil für<br />

Wir beobachteten 24 Grundschul-K<strong>in</strong> - unsere Studie war, da die K<strong>in</strong>der mögli-<br />

der mit multi-ethnischem H<strong>in</strong>ter grund cherweise weniger homogen <strong>in</strong> ihrem<br />

Verhalten und natürlich an -<br />

spruchsvoller zu unterrichten<br />

waren (es werden zwei Leh -<br />

rer und e<strong>in</strong>e Übersetzer im<br />

Klassenraum benötigt), als <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Schülergruppe mit<br />

Abb. 1: Anordnung der Tische, Hundedecke, Kamera<br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlicheren kulturellen<br />

H<strong>in</strong>tergrund. Unsere<br />

Erwartung war, dass die<br />

mög liche Auswirkung der<br />

Hunde auf das Verhalten <strong>in</strong><br />

unserer Auswahl besonders<br />

deutlich werden würde.<br />

Die drei Hunde, welche<br />

alle der Klassenlehrer<strong>in</strong> Vero -<br />

nika Poszvek gehörten, wa -<br />

und zugewiesenen Plätze der 24 K<strong>in</strong>der (B: Jungen; ren e<strong>in</strong> männlicher Retrie ver<br />

G: Mädchen) im Klassenraum. Video-Aufnahmen (5 Jahre alt), e<strong>in</strong> weiblicher<br />

während der Kontroll- (ohne Hund) und experi- Husky (3 Jahre alt) und e<strong>in</strong><br />

mentellen (mit Hund) Phase wurden <strong>in</strong> „offenen weiblicher Mischl<strong>in</strong>g (8 Mo -<br />

Unterrichts-Situationen“ gemacht, d.h. die K<strong>in</strong>der nate alt). Sie waren mittel-<br />

hatten selbstständig Aufgaben zu lösen, durften sich groß (50-55 cm Schulter -<br />

dabei aber frei im Klassenraum bewegen.<br />

höhe) und der Retriever und


Husky waren zertifizierte Therapie-<br />

Hunde. Sie waren sanft und freundlich<br />

zu den K<strong>in</strong>dern, welchen erlaubt wurde,<br />

jederzeit <strong>in</strong> respektvoller Weise Kontakt<br />

zu den Hunden aufzunehmen. Nur wenn<br />

sie auf ihren Decken lagen, wurden die<br />

K<strong>in</strong>der gebeten, sie <strong>in</strong> Ruhe zu lassen.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Projektes wurden die<br />

K<strong>in</strong>der über die Bedürfnisse der Hunde<br />

aufgeklärt und ihnen gezeigt, wie man<br />

e<strong>in</strong>en Hund versorgt und mit ihnen<br />

umgeht.<br />

Vor Beg<strong>in</strong>n der Beobachtungen waren<br />

die K<strong>in</strong>der während vier Monaten etwa<br />

fünf Stunden täglich fünfmal <strong>in</strong> der<br />

Woche <strong>in</strong> der Klasse zusammen. Dem -<br />

zufolge war bereits e<strong>in</strong> soziales Gleich -<br />

gewicht etabliert, als unser Projekt mit<br />

der e<strong>in</strong>monatigen Kontroll-Phase (ohne<br />

Hund) startete. Dieser folgte e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>monatige<br />

Versuchs-Phase, <strong>in</strong> der täglich<br />

während der gesamten Zeit, welche die<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Klasse verbrachten, e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>zelner Hund anwesend war. Wäh -<br />

rend der zwei Phasen (Kontroll- und<br />

Test-Phase) wurden die K<strong>in</strong>der mit E<strong>in</strong> -<br />

willigung der Eltern dreimal <strong>in</strong> der<br />

Woche für e<strong>in</strong>e Stunde während e<strong>in</strong>er<br />

offenen Unterrichtssituation (die K<strong>in</strong>der<br />

hatten Aufgaben zu lösen, mussten<br />

aber nicht sitzen bleiben) auf Video aufgezeichnet.<br />

Zu diesem Zweck wurde<br />

e<strong>in</strong>e Video-Kamera <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er der vorderen<br />

Ecken des Klassenraums fixiert, so<br />

dass sie e<strong>in</strong>en 90° W<strong>in</strong>kel abdeckte<br />

(s. Abb.1). Die K<strong>in</strong>der konnten frei mit<br />

ihren Klassenkameraden, den beiden<br />

Lehrern und dem während der Experi -<br />

men tier-Phase anwesenden Hund um -<br />

gehen.<br />

Die Daten über das Verhalten wurden<br />

auf Videobänder aufgenommen.<br />

Wir setzten zwei unterschiedliche Me -<br />

tho den e<strong>in</strong>: 1) Focal-Sampl<strong>in</strong>g: e<strong>in</strong>zelne<br />

Individuen (Focus<strong>in</strong>dividuen) werden<br />

für e<strong>in</strong>en bestimmten Zeitraum beob-<br />

achtet; zu erfassende Verhaltens para -<br />

meter werden zuvor def<strong>in</strong>iert; und<br />

2) Scan sampl<strong>in</strong>g: Das Verhalten aller<br />

Individuen wurde zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Zeitpunkt aufgenommen (Mart<strong>in</strong><br />

and Bateson 1993). Diese beiden Heran -<br />

gehensweisen ergänzten e<strong>in</strong>ander. Das<br />

scan sampl<strong>in</strong>g wurde benutzt, um das<br />

Verhalten der ganzen Klasse zu e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Zeitpunkt zu untersuchen,<br />

währen die Focal-Sampl<strong>in</strong>g-Methode<br />

dazu diente, das Verhalten e<strong>in</strong>er be -<br />

stimmten Person genauer zu betrachten.<br />

Während des Focal-Sampl<strong>in</strong>gs wurden<br />

neun Verhaltens-Kategorien der<br />

K<strong>in</strong>der untere<strong>in</strong>ander und davon zwei<br />

Kategorien von Verhalten zwischen den<br />

K<strong>in</strong>dern und Hunden aufgenommen<br />

(comp. Grammer 1988):<br />

1) Auffälliges Verhalten: E<strong>in</strong>zelne<br />

Indi viduen (FI) laut und auffällig, Lehrer<br />

und andere Individuen nehmen davon<br />

Notiz, treten aber nicht <strong>in</strong> Kontakt;<br />

2) motorisches Spielen: FI <strong>in</strong> beigeordnetem<br />

Kontakt zu e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Reichweite oder nicht <strong>in</strong><br />

Reichweite – z. B. spielen sie fangen<br />

oder toben herum, aber ohne deutlich<br />

aggressives Verhalten; 3) milde Aggres -<br />

sion: FI provoziert andere ohne offensichtlichen<br />

Grund – z. B. leichtes Schla -<br />

gen, Schubsen, Treten oder Schreien; 4)<br />

mittlere Aggression: FI moderate, aber<br />

deutlich kämpferisch, oft als Antwort<br />

auf e<strong>in</strong>e Provokation oder aus anderen<br />

Gründen; 5) starke Aggression: ähnlich<br />

wie unter 4), aber FI agiert gewalttätiger<br />

gegen alles <strong>in</strong> Reichweite; 6) eskalierende<br />

Aggression: FI <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ernsthaften<br />

Kampf mit e<strong>in</strong>em oder mehreren<br />

anderen K<strong>in</strong>dern, ähnlich wie 4) und 5),<br />

aber noch gewalttätiger. Gegner s<strong>in</strong>d<br />

alle <strong>in</strong> Reichweite, der Kampf muss<br />

durch jemand anderen unterbrochen<br />

werden; 7) E<strong>in</strong>mischen: FI versucht sich<br />

<strong>in</strong> den Streit anderer e<strong>in</strong>zumischen um<br />

Vermischtes<br />

ihn beizulegen; 8) Kontakt zum Hund: FI<br />

berührt den Hund, liebkost ihn, spielt<br />

oder spricht mit ihm, wenn er <strong>in</strong> Reich -<br />

weite ist; 9) Interesse an dem Hund:<br />

Egal, ob der Hund <strong>in</strong>nerhalb oder au -<br />

ßer halb der Reichweite von FI ist, schaut<br />

FI nach ihm oder fragt den Lehrer über<br />

den Hund aus. Das Verhalten von jedem<br />

K<strong>in</strong>d wurde beobachtet und auf Video-<br />

Band aufgenommen.<br />

Für die Scan-Methode wurden <strong>in</strong>sgesamt<br />

25 Verhaltens-Kategorien defi-<br />

Foto: Fotolia<br />

Das Verhalten der K<strong>in</strong>der während des<br />

Unterrichts wurde <strong>in</strong> 25 Kategorien<br />

def<strong>in</strong>iert, wie z. B. das Besprechen von<br />

Aufgaben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

niert, die praktisch alle beobachtbaren<br />

Verhaltensweisen der K<strong>in</strong>der abdecken<br />

(Grammer 1988). 1) sitzen: beobachtete<br />

E<strong>in</strong>zelperson (SI) sitzt; 2) gehen / stehen:<br />

SI geht oder steht; 3) laufen: SI läuft; 4)<br />

Bewegung: alle Arten von Bewegung<br />

von SI außer gehen und rennen –<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 71


Vermischtes<br />

z.B. Spr<strong>in</strong>gen, Tanzen, Krabbeln; 5) alle<strong>in</strong>:<br />

ke<strong>in</strong> anderes Individuum <strong>in</strong> Reichweite<br />

von SI; 6) <strong>in</strong> Gruppen: e<strong>in</strong>er oder mehrere<br />

andere <strong>in</strong> Reichweite von SI; 7) sitzend:<br />

SI auf se<strong>in</strong>em oder ihrem Stuhl;<br />

8) nicht sitzend: SI nicht auf se<strong>in</strong>em /<br />

ihrem Stuhl; 9) Konzentration: die Auf -<br />

merksamkeit von SI wird von e<strong>in</strong>er Auf -<br />

gabe, Objekt, gegen sich selbst (Auto -<br />

manipulation), nicht <strong>in</strong> Kontakt mit<br />

anderen K<strong>in</strong>der an e<strong>in</strong>er Aufgabe; 10)<br />

Aufmerksamkeit gegenüber dem Leh -<br />

rer: SI ist aufmerksam gegenüber dem<br />

Lehrer, tritt aber nicht <strong>in</strong> Kontakt; 11)<br />

Schauen: Die Aufmerksamkeit von SI<br />

wird von anderen K<strong>in</strong>dern angezogen,<br />

ohne das SI zu ihnen <strong>in</strong> Kontakt tritt; 12)<br />

auffälliges Verhalten: SI ist laut und auffällig,<br />

Lehrer und andere Individuen<br />

neh men davon Notiz; 13) Kontakt zu<br />

dem Lehrer aufnehmen: Der Lehrer ist<br />

<strong>in</strong> Kontakt zu SI – z. B. beim sprechen<br />

oder austeilen e<strong>in</strong>er Aufgabe; 14) Kon -<br />

takt zum Nachbarn aufnehmen: SI ist<br />

mit dem nächsten K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Reichweite<br />

von SI <strong>in</strong> Kontakt – z. B. beim Bespre -<br />

chen oder Aushändigen e<strong>in</strong>er Aufgabe<br />

oder durch aggressives Verhalten;<br />

15) Kontakt aufnehmen zu anderen K<strong>in</strong> -<br />

dern: SI ist <strong>in</strong> Kontakt mit anderen K<strong>in</strong> -<br />

dern als dem Nachbark<strong>in</strong>d, – z. B. beim<br />

Besprechen oder Aushändigen e<strong>in</strong>er<br />

Auf gabe oder durch aggressives Ver -<br />

halten; 16) Reden / Berühren / Aufgabe:<br />

SI redet zu jemandem <strong>in</strong> Reichweite,<br />

berührt die anderen, zeigt etwas, nimmt<br />

e<strong>in</strong>e Aufgabe entgegen oder teilt sie<br />

aus; 17) Aggression im Nahbereich: E<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Reichweite wird von SI angegriffen<br />

– z. B. durch Hauen, Schubsen,<br />

Treten; 18) Im Nahbereich Opfer von<br />

Aggressionen werden: SI wird von ei -<br />

nem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Reichweite angegriffen –<br />

z. B. durch Schlagen, Schubsen, Treten;<br />

19) rau und wild: SI und die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Reichweite zeigen e<strong>in</strong> Verhalten<br />

72<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

wie leichtes schlagen, schubsen oder<br />

treten, jedoch vor e<strong>in</strong>em verspielten<br />

H<strong>in</strong>tergrund ohne Aggression was man<br />

am Gesichtsausdruck der K<strong>in</strong>der erkennen<br />

kann (Eibl-Eibesfeldt 1997); 20) Kon -<br />

takt zum Lehrer auf Distanz: Zum Leh -<br />

rer, der nicht <strong>in</strong> Reichweite von FI ist<br />

wird z. B. über rufen oder lautes Reden<br />

Kontakt aufgenommen; 21) Kontakt<br />

zum Nachbarn über Distanz: SI ist z. B.<br />

über Rufen, lautes Reden, werfen von<br />

D<strong>in</strong>gen oder aggressives Verhalten <strong>in</strong><br />

Kontakt mit e<strong>in</strong>em anderen K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Nähe, allerd<strong>in</strong>gs außerhalb se<strong>in</strong>er<br />

Reichweite; 23) Rufen / D<strong>in</strong>ge werfen: SI<br />

redet laut, ruft oder wirft D<strong>in</strong>ge zu<br />

e<strong>in</strong>em andern K<strong>in</strong>d außerhalb se<strong>in</strong>er<br />

Reichweite; 24) Spielen oder spielerische<br />

Herausforderung auf Distanz: SI ist<br />

nicht <strong>in</strong> Reichweite se<strong>in</strong>es Gegenübers,<br />

beide zeigen aggressives Verhalten wie<br />

z. B. rufen oder Bewerfen mit D<strong>in</strong>gen.<br />

Das Zutreffen von mehreren Kate -<br />

gorien ist möglich, z. B. die Kategorien<br />

„sitzen“ und „alle<strong>in</strong>“ können gleichzeitig<br />

registriert werden. Es wurde dieselbe<br />

Aufnahme für diese Beobachtungen<br />

verwendet wie für die E<strong>in</strong>zel-Beo b -<br />

achtungen. Das Band wurde alle vier<br />

M<strong>in</strong>uten abgestoppt (im Falle der Kon -<br />

troll-Studie), oder fünf M<strong>in</strong>uten im Falle<br />

der Experimentellen Studie. Daher<br />

wurde e<strong>in</strong> ähnlicher Stichproben um -<br />

fang von beiden Studien erreicht. Die<br />

absolute Beobachtungszeit während<br />

der Kontroll-Phase betrug 369 M<strong>in</strong>uten,<br />

welche sich aus 84 Beobachtungs-<br />

Sequenzen ergeben, die experimentelle<br />

Phase dauerte 428 M<strong>in</strong>uten, resultierend<br />

aus 82 Sequenzen. Wenn e<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d während e<strong>in</strong>er Sequenz nicht im<br />

Klassenraum war, wurde ke<strong>in</strong> Wert<br />

registriert.<br />

Wir benutzten parallel ke<strong>in</strong>e weitere<br />

Kontroll-Gruppe (e<strong>in</strong>e zweite Klasse, <strong>in</strong><br />

welcher ke<strong>in</strong> Hund oder Hundemodell<br />

e<strong>in</strong>geführt wurde; s. Hergovich et al.<br />

2002), da unsere Herangehensweise<br />

besonders arbeits<strong>in</strong>tensiv ist und e<strong>in</strong>e<br />

zweite Gruppe zu beobachten unsere<br />

Ressourcen überstiegen hätte. Außer -<br />

dem ist jede Gruppe vielleicht gleich<br />

dar<strong>in</strong>, wie sie mit ihren Lehrern umgehen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zeigen unsere Ergeb -<br />

nisse beträchtliche <strong>in</strong>dividuelle Unter -<br />

schiede <strong>in</strong> den Reaktionen der K<strong>in</strong>der<br />

auf den Hund. Infolgedessen beschlossen<br />

wir, nur diese Gruppe für e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>terne Vorher / Nachher-Kontrolle zu<br />

verwenden.<br />

Ereignisse und zeitlicher Umfang <strong>in</strong><br />

den Hauptfrequenzen wurden <strong>in</strong> jeder<br />

Variation für jedes K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zel -<br />

daten bestimmt, ebenso wurden sie <strong>in</strong><br />

der Gesamt-Beobachtung bestimmt.<br />

Das wurde getan um die Unterschiede<br />

<strong>in</strong> den Beobachtungs-Phasen <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die Länge der Kontroll- und Experi -<br />

mentier-Phasen und wegen der unterschiedlichen<br />

Zeiten, welche die K<strong>in</strong>der<br />

nicht <strong>in</strong> der Schule verbrachten, zu vere<strong>in</strong>heitlichen.<br />

Das ergab Zahlenwerte<br />

zwischen 0 und 1 im Fall des Scan<br />

Samp l<strong>in</strong>g, die vor der Analyse mit<br />

Arkus s<strong>in</strong>us umgewandelt wurden. Da<br />

die Daten nicht normal verteilt waren<br />

(Kolmogorov-Smirnov Test), setzten wir<br />

nicht parametrische Test e<strong>in</strong>; Mann-<br />

Whitney U für unabhängige Proben<br />

(unterschiedliches Geschlecht <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Gruppe) und Wilcoxon für<br />

abhängige Proben (Unterschiede <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Gruppe). Die SPSS 8.0 Statistik<br />

Software Paket wurde für die Analyse<br />

benutzt.<br />

Ergebnisse<br />

Die zentralen Beobachtungen offenbarten,<br />

dass die K<strong>in</strong>der beachtliches<br />

Interesse an den Hunden zeigten, mit


großen Unterschieden zwischen den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Individuen. Im Durchschnitt<br />

schauten die Jungen 3 Mal <strong>in</strong> der<br />

Stunde nach den Hunden (SD± 1,3; m<strong>in</strong>.<br />

0,9; max. 5,5) und Mädchen schauten<br />

2,7 Mal pro Stunde (SD± 1,2; m<strong>in</strong>. 1;<br />

max. 4,7). Jungen verwendeten im<br />

Durchschnitt 275,9 Sekunden pro<br />

Stunde (SD± 100,4; m<strong>in</strong>. 129,1, max.<br />

474,5) darauf, nach dem Hund zu<br />

schauen, während die Mädchen dies<br />

291,8 Sekunden (SD± 92,9; m<strong>in</strong>. 167,8;<br />

max. 477,2) taten. Im Durchschnitt be -<br />

rührten oder streichelten die Jungen<br />

den Hund 3,2 Mal pro Stunde (SD± 2,1;<br />

m<strong>in</strong> 0,9; max. 7,3), während die<br />

Mädchen dies 2,7 Mal pro Stunde<br />

(SD±1,8; m<strong>in</strong>. 0,7; max. 5,8), wofür die<br />

Jungen im Durchschnitt 56,7 Sekunden<br />

(SD± 70,1; m<strong>in</strong>. 1,3, max. 236,5) brauchten,<br />

während die Mädchen 89 Sekun -<br />

den (SD± 92,7; m<strong>in</strong>. 4,9; max. 325,6).<br />

Demzufolge verbrachten die Jungen im<br />

Durchschnitt 9,2 % ihrer Zeit <strong>in</strong> der<br />

Klasse im Zusammenhang mit dem<br />

Hund, und die Mädchen verwandten<br />

10,6 % ihrer Zeit. Ke<strong>in</strong>er dieser Unter -<br />

schiede zwischen den Geschlechtern<br />

war statistisch wichtig.<br />

Scan sampl<strong>in</strong>g offenbarte, dass K<strong>in</strong> -<br />

der <strong>in</strong> Anwesenheit des Hundes im<br />

Klassenraum bedeutend weniger alle<strong>in</strong><br />

waren (Wilcoxon Z=2,8; p=0,005), häufiger<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe anzutreffen waren<br />

(Z=-2,77; p=0,006); seltener auf den<br />

ihnen zugewiesenen Sitzplätzen saßen<br />

(Z=-3,2; p=0,001), weniger auf ihre persönlichen<br />

Aufgaben konzentriert waren;<br />

(Z=-3,06, p=0,002); und hatten weniger<br />

laute (Z=-2,89, p=0,004) und provokante<br />

(Z=-2,58; p=0,01) Interaktionen<br />

über e<strong>in</strong>e größere Distanz. Durchaus<br />

bemerkenswert, die K<strong>in</strong>der schenkten<br />

dem Lehrer mehr Aufmerksamkeit (Z=-<br />

3,91, p


Vermischtes<br />

fälligem Verhalten und leichter sowie<br />

mittlerer Aggression beschäftigt als die<br />

Mädchen (auffällig: U=19, p=0,004;<br />

leichte Aggression: U=30,5, p=0,032;<br />

mittlere Aggression: U=27,5, p=0,015).<br />

Die grundsätzlichen geschlechtlichen<br />

Unterschiede im Verhalten blieben<br />

während der Experimentierphase (Hund<br />

anwesend) unverändert. Die Jungen<br />

zeigten immer noch erheblich mehr<br />

auffälliges Verhalten (Mann-Whitney<br />

U=24, p=0,011), mehr motorisches<br />

Spielen (U=29, p=0,026), sowie leichte<br />

(U=21, p=0,006) und mittlere Ag gres -<br />

sion (U=30, p=0,008) als die Mädchen,<br />

obwohl der Hund größtenteils das Ver -<br />

halten der Jungen bee<strong>in</strong>flusste (siehe<br />

oben).<br />

Diskussion<br />

Soziale Integration über den<br />

Hund<br />

Die meisten der beobachteten K<strong>in</strong>der<br />

kamen aus Familien, welche erst kürzlich<br />

nach Österreich emigrierten (siehe<br />

Hergovich et al. 2002) und sich immer<br />

noch Sprach-Problemen gegenüber<br />

sahen. Daher ist es ke<strong>in</strong>e Überraschung,<br />

dass das <strong>in</strong>dividuelle Verhalten unterschiedlich<br />

war, von Sich-Zurück-Ziehen<br />

bis zu fast ständiger unverhohlener<br />

Akti vität und Aggressivität reichte, und<br />

dass dadurch e<strong>in</strong>e schwierige Unter -<br />

richtssituation gebildet wurde. Den -<br />

noch wurden die meisten der beobachteten<br />

K<strong>in</strong>der beiderlei Geschlechts,<br />

unabhängig von ihrem kulturellen H<strong>in</strong> -<br />

ter grund und ihrer persönlichen Ge -<br />

schichte, von dem Hund angezogen.<br />

Wir erbr<strong>in</strong>gen betreffend des Ver hal -<br />

tens den Beweis, dass die bloße Anwe -<br />

senheit e<strong>in</strong>es Hundes erheblichen positiven<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Sozialisation dieser<br />

K<strong>in</strong>der hatte. Obwohl die E<strong>in</strong>zelnen sich<br />

74<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

stark <strong>in</strong> ihrem Interesse an dem Hund<br />

und <strong>in</strong> ihrem Verhalten unterschieden,<br />

resultierte soziale Integration <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Gruppe aus der Anwesenheit des<br />

Hundes, hauptsächlich durch e<strong>in</strong> Ab -<br />

neh men von extremem Verhalten. Der<br />

Hund bee<strong>in</strong>flusste außerdem die Kom -<br />

munikation der K<strong>in</strong>der untere<strong>in</strong>ander<br />

und zwischen K<strong>in</strong>dern und Lehrern h<strong>in</strong><br />

zu mehr Intensität. Während der Hund<br />

anwesend war, verr<strong>in</strong>gerten sich offenkundige<br />

Aktivitäten und Rückzug sowie<br />

aggressive Handlungen, während<br />

Grup pen-Aktivitäten zunahmen. Ähn -<br />

liche Ergebnisse hat auch die tiergestützte<br />

Therapie bei autistischen K<strong>in</strong> -<br />

dern hervorgebracht (Redefer und<br />

Goodman 1989; Otterstedt 2001). Auch<br />

wenn die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> unserer Studie sich<br />

weniger auf ihre <strong>in</strong>dividuellen Auf -<br />

gaben konzentrierten, wenn der Hund<br />

anwesend war, waren sie gleichzeitig<br />

ihren Lehrern gegenüber aufmerksamer.<br />

Die K<strong>in</strong>der schienen die Verant -<br />

wortung für die Hunde anzunehmen,<br />

<strong>in</strong>dem sie sich rücksichtsvoller verhielten<br />

und auf die Bedürfnisse des Hundes<br />

achteten. Im Gegenzug erhielten sie<br />

Zuneigung von dem Hund, <strong>in</strong>dem sie<br />

sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Nähe setzten und ihn streichelten<br />

und versuchten, ihn durch auffälliges<br />

Verhalten anzulocken (Ruckert<br />

1987).<br />

Unsere Ergebnisse passen zu dem,<br />

was über die Unterschiede im Verhalten<br />

der Geschlechter bekannt ist: Mädchen<br />

zeigen generell weniger heftiges und<br />

wildes Spiel als Jungen (Grammer 1988;<br />

Nelson 1995; Eibl-Eibesfeldt 1997). Aus<br />

diesem Grund war das Potential für Ver -<br />

haltensänderungen bei den Jungen<br />

größer als bei den Mädchen, was auch<br />

<strong>in</strong> dieser Studie der Fall war (siehe auch<br />

Guttmann et al. 1983); die Gegenwart<br />

des Hundes bee<strong>in</strong>flusste Jungen und<br />

Mädchen auf ähnliche Weise, aber die<br />

Ergebnisse waren bei den Jungen deutlicher<br />

sichtbar.<br />

Mechanismen der sozialen<br />

Integration<br />

Die für die beobachteten Verhaltens -<br />

änderungen maßgeblichen Mechanis -<br />

men waren unterschiedlich. E<strong>in</strong>e Reihe<br />

von K<strong>in</strong>dern verbrachte viel Zeit im<br />

Kon takt mit dem Hund. Für manche<br />

verkürzte das e<strong>in</strong>fach die Zeit, <strong>in</strong> welcher<br />

sie sich mit langweiligen Klassen -<br />

kameraden beschäftigen mussten. Dies<br />

ist z. B. der Fall bei Individuum 18, ei -<br />

nem Jungen, welcher sich während der<br />

Kontroll-Phase laut und störend verhielt<br />

und so die Klassenkameraden vom<br />

Unterricht ablenkte. In der Gegenwart<br />

des Hundes, welchen er häufig streichelte<br />

oder mit ihm spielte, veränderte<br />

sich se<strong>in</strong> Verhalten dramatisch. Das<br />

reduzierte e<strong>in</strong>fach die Zeit, <strong>in</strong> welcher<br />

er sonst se<strong>in</strong>e Mitschüler störte. Andere<br />

betrachteten den Hund ausgiebig, vermieden<br />

aber den direkten Kontakt zu<br />

ihm und hielten sich <strong>in</strong> respektvoller<br />

Distanz. Wieder andere (hauptsächlich<br />

Mädchen) schienen ke<strong>in</strong> spezielles Inte -<br />

resse an dem Hund zu haben. Generell<br />

verhielten sich die K<strong>in</strong>der rücksichtsvoll<br />

dem Hund gegenüber und gehorchten<br />

der Anweisung der Lehrer nicht übermäßig<br />

laut oder ungestüm <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Gegenwart zu se<strong>in</strong>. Außerdem war<br />

offen sichtlich, dass e<strong>in</strong>ige der aktiveren<br />

Schüler begierig waren speziell etwas<br />

über das Verhalten und die Bedürfnisse<br />

des Hundes zu lernen. Schlussendlich<br />

schien die Autorität der Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />

Gegenwart ihres gehorsamen Hundes<br />

als Begleiter zu steigen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

gegenüber e<strong>in</strong>igen ihrer männlichen<br />

Schüler. Daher hat der Hund die Auf -<br />

merksamkeit der K<strong>in</strong>der nicht vom Leh -


er abgelenkt, sondern sie im Gegenteil<br />

sogar erhöht.<br />

Die Entwicklung von K<strong>in</strong>dern<br />

wird durch den Hund erleichtert<br />

Es ist gut dokumentiert, dass K<strong>in</strong>der,<br />

welche mit Hunden oder anderen Tie -<br />

ren als Gefährten aufwachsen, viele Vor -<br />

teile <strong>in</strong> Bezug auf ihre sozio-emotionale<br />

und kognitive Entwicklung genießen<br />

(Rob<strong>in</strong>son 1995a; Ford 1997; Pod -<br />

Foto: Fotolia<br />

E<strong>in</strong> Hund als Gefährte kann die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des fördern<br />

berscek, Paul und Serpell 2000). K<strong>in</strong>der,<br />

welche mit Tieren aufwachsen, zeigen<br />

e<strong>in</strong> höheres Selbstbewusstse<strong>in</strong>, E<strong>in</strong>füh -<br />

lungsvermögen und Verantwor tungs -<br />

bewusstse<strong>in</strong> und entwickeln sich zu<br />

sozialkompetenteren Erwachsenen als<br />

K<strong>in</strong>der, welche nicht mit Tieren aufgewachsen<br />

s<strong>in</strong>d (siehe Endenburg und<br />

Baarda 1995 zur Überprüfung). Aller -<br />

d<strong>in</strong>gs kann <strong>in</strong> dieser Studie das familiäre<br />

Umfeld nicht als Störende Variabel<br />

ausgeschlossen werden. Möglicher -<br />

weise kann das „soziale Klima“ <strong>in</strong><br />

Familien, <strong>in</strong> welchen die Eltern <strong>in</strong> Ver -<br />

b<strong>in</strong>dung zu Tieren haben anders se<strong>in</strong><br />

als <strong>in</strong> Familien ohne Tiere. Das macht es<br />

schwierig, die ursächlichen Auswir -<br />

kungen des Erziehungsstiles auf die<br />

Entwicklung des K<strong>in</strong>des von dem Bei -<br />

trag des Tieres zu trennen. Zugunsten<br />

der Idee, dass das Tier wirklich die<br />

ursächliche Variable ist, zeigt unsere<br />

gegenwärtige experimentelle Studie<br />

tief greifende kurzfristige Auswir kun -<br />

gen auf das <strong>in</strong>dividuelle und soziale<br />

Verhalten von K<strong>in</strong>dern. Sie zeigt ebenfalls,<br />

wie diese über die gegenseitige<br />

Bee<strong>in</strong>flussung mit dem Hund erreicht<br />

wurde. Obwohl die Aufmerksamkeit<br />

gegenüber dem Lehrer positiv bee<strong>in</strong>flusst<br />

wurde, war die Gegenwart des<br />

Hundes die primäre Ursache für die Ver -<br />

haltensänderungen.<br />

Nun könnte der E<strong>in</strong>wand erhoben<br />

werden, dass nur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Kontrolle<br />

verwendet wurde und dass die beobachteten<br />

Verhaltensänderungen auch<br />

ohne den Hund als e<strong>in</strong> Ergebnis der<br />

Gruppendynamik mit der Zeit e<strong>in</strong>getreten<br />

wären. Dies ist unwahrsche<strong>in</strong>lich, da<br />

die Gruppe, bevor die Kontroll-Beob -<br />

achtungen begannen, bereits seit vier<br />

Monaten zusammen war und sie daher<br />

vermutlich schon e<strong>in</strong>e gewisse Stabi li -<br />

tät <strong>in</strong> ihrem Sozialverhalten erreicht<br />

hatte. Ferner waren die Veränderungen<br />

sehr spezifisch und konnten zum Teil<br />

auf die Interaktionen mit dem Hund<br />

oder dem Lehrer zurückgeführt werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus erbrachte e<strong>in</strong>e<br />

parallel dazu mit den gleichen K<strong>in</strong>dern<br />

durchgeführte psychologische Studie<br />

mit e<strong>in</strong>er externen Kontrollgruppe ähnliche<br />

Ergebnisse. In dieser Studie zeigte<br />

nur die Gruppe, <strong>in</strong> welcher e<strong>in</strong> Hund<br />

anwe send war, e<strong>in</strong>en Anstieg an E<strong>in</strong>füh -<br />

lungsvermögen mit Tieren und e<strong>in</strong>er<br />

erhöhten Entwicklung von Autonomie<br />

Vermischtes<br />

und von Sich-Abgrenzen oder Sichnicht-Abgrenzen,<br />

was als Grundlage der<br />

Sensibilität gegenüber den Bedürf nis -<br />

sen und Stimmungen anderer Men -<br />

schen betrachtet wird. Des Weiteren<br />

berichteten nur die Lehrer der Gruppe,<br />

<strong>in</strong> welcher der Hund anwesend war von<br />

höherer sozialer Integration und e<strong>in</strong>em<br />

Rückgang der Anzahl aggressiver K<strong>in</strong> -<br />

der. Diese E<strong>in</strong>schätzung begründet sich<br />

<strong>in</strong> unseren gegenwärtigen Verhaltens-<br />

Daten.<br />

Es wurden ke<strong>in</strong>e weiteren Verhal -<br />

tens daten erhoben, nachdem die Expe -<br />

ri mentier-Phase endete. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

brachten die Lehrer während des folgenden<br />

Jahres weiterh<strong>in</strong> ihre Hunde<br />

mit zur Schule und berichteten, dass die<br />

Auswirkungen die <strong>in</strong> dieser Studie<br />

heraus gefunden wurden, andauerten.<br />

Außerdem deckten psychologische<br />

Tests die positiven Auswirkungen der<br />

Hunde auf die soziale und kognitive<br />

Entwicklung der K<strong>in</strong>der nach nur drei<br />

Monaten auf (Hergovich et al. 2002),<br />

und erhärteten den Beweis, dass Tiere,<br />

besonders Hunde, <strong>in</strong> der Tat e<strong>in</strong>e positiv<br />

wirkende Kraft <strong>in</strong> der Entwicklung von<br />

K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d (Endenburg und Baarda<br />

1995).<br />

Schlussfolgerungen<br />

Ungeachtet des multi-kulturellen H<strong>in</strong> -<br />

ter grundes der von uns beobachteten<br />

Klasse, s<strong>in</strong>d wir überzeugt, dass die vorliegende<br />

Ergebnisse auf ähnliche Unter -<br />

richts-Situationen übertragen werden<br />

können, da grundlegende Verhal tens -<br />

dispositionen, soziale Interaktionen<br />

und Interesse an Tieren von der Kultur<br />

unabhängig ist (Grammar 1988). Dies<br />

wird von e<strong>in</strong>er Reihe von Fallbeispielen<br />

von Lehrern <strong>in</strong> Presseberichten und auf<br />

Tagungen gestützt (e.g., Ford und<br />

2 / 2011 • der absolut-hund report 75


Vermischtes<br />

Olbrich 1997), welche ohne Ausnahme<br />

mit unseren jetzigen Befunden übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

Daraus folgern wir, dass<br />

der E<strong>in</strong>satz von Hunden im Schul un -<br />

terricht e<strong>in</strong> mögliches billiges und e<strong>in</strong>faches<br />

Mittel se<strong>in</strong> könnte, um Verhal -<br />

tens störungen e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong>der zu<br />

bekämpfen, zur Unterstützung der<br />

sozialen und kognitiven Entwicklung,<br />

der sozialen Integration und zur Ver -<br />

besserung der Unterrichts-Situation.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Hürden den weiter verbreiteten E<strong>in</strong>satz<br />

von Hunden <strong>in</strong> Schulen. Zunächst e<strong>in</strong>mal<br />

muss es e<strong>in</strong>en Lehrer mit e<strong>in</strong>em<br />

gutmütigen und gut tra<strong>in</strong>ierten Hund<br />

geben, da der Hund e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

Beziehung zu jemandem braucht und<br />

nicht e<strong>in</strong>fach unter geme<strong>in</strong>schaftlicher<br />

Pflege <strong>in</strong> der Schule gehalten werden<br />

kann. Solche Lehrer werden eher die<br />

Ausnahme als die Regel se<strong>in</strong>. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus ist es nötig, den geeigneten<br />

gesetzlichen Rahmen zu prüfen. Man<br />

braucht e<strong>in</strong>e aufgeschlossene Schul -<br />

leitung, das E<strong>in</strong>verständnis der Eltern<br />

und geeignete Haftungs-Vorkeh run -<br />

gen. Solche Hürden s<strong>in</strong>d unglücklich,<br />

wenn man die potenziellen Vorteile von<br />

Hunden <strong>in</strong> der Schule betrachtet. Die<br />

Vorteile überwiegen bei weitem die<br />

möglichen Risiken, wie z. B. die Gefahr<br />

von Verletzungen oder hygienische<br />

Probleme.<br />

Danksagungen<br />

Diese Studie wurde von IEMT Österreich<br />

<strong>in</strong>itiiert, koord<strong>in</strong>iert und unterstützt, im<br />

Besonderen von Renate Simon und<br />

Klaus Lojka. Wir s<strong>in</strong>d Veronika Poszvek<br />

besonders dankbar, der Klassenlehrer<strong>in</strong><br />

und Besitzer<strong>in</strong> der drei Therapie-Hunde,<br />

welche wir für die Studie genutzt<br />

haben. Wir danken ebenso für die<br />

76<br />

der absolut-hund report • 2 / 2011<br />

Unter stützung und Zusammenarbeit<br />

mit der Schulleiter<strong>in</strong> Ilse Henner und<br />

dem Präsidenten der öffentlichen<br />

Wiener Schulen, Kurt Scholz. Wir s<strong>in</strong>d<br />

dankbar für unsere Kollegen aus der<br />

Psychologie, Giselher Guttmann, Bardia<br />

Monshi, Gabriele Semmler und Verena<br />

Zieglmayer fur die kreative Zusammen -<br />

arbeit. Aufrichtigen Dank auch an die<br />

drei Hunde Semiramis, Herold und<br />

Datura für ihre Geduld.<br />

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Olbrich, E. und Otterstedt, C. eds. 2003. Menschen<br />

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Stuttgart: Kosmos Verlag.<br />

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Begleiter. Stuttgart: Kosmos Verlag.<br />

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vard University Press.


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