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Die Baustelle - Diakonie Mitteldeutschland

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10 <strong>Diakonie</strong> <strong>Mitteldeutschland</strong> 2007/2008 Seitenthema Der Vorstand<br />

entstanden und auch sie waren Ausdruck<br />

ihrer Zeit. Menschen mit Mitte<br />

Vierzig und älter, ob aus West oder<br />

Ost, kennen noch die großen Schlafsäle,<br />

die Gemeinschaftsduschen,<br />

oftmals den autoritären Stil und den<br />

Zwang zum Konformismus.<br />

Es wurde Hilfe geleistet – oftmals<br />

wurden die beteiligten Menschen als<br />

Objekt der Hilfe betrachtet. In den<br />

Anfängen wurde mit einfachen Mitteln<br />

und oft nur gering qualifizierten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

gearbeitet. Doch auch diese Hilfe<br />

war besser, als nicht zu helfen.<br />

Mit wachsendem gesellschaftlichem<br />

Wohlstand standen auch für soziale<br />

Arbeit mehr Mittel zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> Individualisierung als gesellschaftliche<br />

Tendenz führte dazu,<br />

dass aus Hilfeempfängern Beteiligte<br />

wurden und aus Objekten Subjekte,<br />

die Mitbeteiligungsrechte hatten.<br />

Der soziale Bereich wurde ein immer<br />

wichtigeres Arbeitsfeld und von den<br />

dort tätigen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter wurden immer mehr<br />

Qualifikationen verlangt. Das Hilfs-<br />

und Unterstützungsangebot wurde<br />

gleichermaßen ausdifferenzierter,<br />

um individuellen Bedürfnissen und<br />

Bedarfen gerecht zu werden.<br />

Durch Privatisierungs- und Kommunalisierungstendenzen<br />

geraten auch<br />

diakonische Einrichtungen finanziell<br />

unter Druck. Kindergärten werden<br />

vereinzelt rekommunalisiert. Werkstätten<br />

für behinderte Menschen<br />

speziell in Thüringen erleben Senkungen<br />

ihrer Entgelte. In der Altenhilfe<br />

werden Leiharbeit und Outsourcing<br />

immer mehr zu Themen, mit<br />

denen sich die <strong>Diakonie</strong> <strong>Mitteldeutschland</strong><br />

befassen muss. Für<br />

den Vorstandsbereich Soziale <strong>Die</strong>nste<br />

ist damit insbesondere bei Verhandlungen<br />

mit Kostenträgern, die<br />

stärkere Einbeziehung juristischer<br />

und wirtschaftlicher Kompetenz von<br />

großer Wichtigkeit.<br />

Einen Versuch, dennoch einen qualitativ<br />

hohen Standard festzuschreiben,<br />

stellen die Qualitätsentwicklungs-<br />

und -umsetzungsprozesse<br />

auf allen Ebenen dar. In unseren<br />

Fachverbänden der Altenhilfe, der<br />

Behindertenhilfe und der Kinder-<br />

und Jugendhilfe existieren dazu<br />

Fachgruppen und Handreichungen<br />

oder werden derzeit bearbeitet.<br />

Ebenso wichtig ist es Leistungstypen<br />

zum Beispiel in der Behindertenhilfe<br />

endlich festzuschreiben, um<br />

Rahmenverträge zu konkretisieren<br />

und Standards zu etablieren. Einrichtungen<br />

und <strong>Die</strong>nste brauchen<br />

verlässliche Rechtsgrundlagen.<br />

Entwicklungen im Personalbereich<br />

dürfen nicht dazu führen, dass Standards<br />

unterlaufen werden. Der Entwicklung<br />

in der Altenhilfe, dass immer<br />

mehr Menschen unter Demenz<br />

leiden und Pflegekräfte aufgrund<br />

des zeitlichen Drucks nicht mehr allen<br />

Anforderungen gerecht werden<br />

können, ist ein wenig – und auch<br />

kostenorientiert – durch das Pflegeweiterentwicklungsgesetz<br />

auf Bundesebene<br />

Rechnung getragen worden.<br />

Mit Fortbildungen qualifizierte<br />

Menschen können ergänzend bezahlt<br />

in der Betreuung eingesetzt<br />

werden. Sicher eine Entlastung, aber<br />

nur verantwortbar, wenn eine regelmäßige<br />

Anleitung und Begleitung<br />

dieser Kräfte erfolgt – wir bringen<br />

uns ein, um das abzusichern.<br />

In der Behindertenhilfe sind Tendenzen<br />

erkennbar, dass unter dem<br />

Stichwort Inklusion besondere fördernde<br />

Einrichtungen wie zum Beispiel<br />

Förderschulen und Werkstätten<br />

verändert werden sollen. In welchem<br />

Maße und mit welcher Zielsetzung,<br />

das wird die <strong>Diakonie</strong> <strong>Mitteldeutschland</strong><br />

im Zusammenwirken mit Einrichtungen<br />

und Fachverbänden kritisch<br />

beobachten.<br />

Sanierungen, Rekonstruktionen, Renovierungen<br />

oder gar Neubauten<br />

sind sicher zu fördern, denn Stillstand<br />

ist Rückschritt. Doch die Entwicklungen<br />

sollten den wirklichen<br />

Bedürfnissen der Menschen angepasst<br />

sein und nicht von anderen<br />

Zielsetzungen geleitet werden. Bauen<br />

wir also gemeinsam an unserer<br />

Zukunft als <strong>Diakonie</strong> <strong>Mitteldeutschland</strong><br />

in den sozialen Arbeitsfeldern.<br />

Kathrin Weiher<br />

Vorstand Soziale <strong>Die</strong>nste<br />

vorstand-sd@diakonie-ekm.de

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