Die Baustelle - Diakonie Mitteldeutschland
Die Baustelle - Diakonie Mitteldeutschland
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ebenso eine Warnmeldung, wie bei<br />
einem Defekt im Geschirrspüler. Induktionskochfelder<br />
verhindern, dass<br />
sich jemand am Kochfeld verbrennt.<br />
„Das sind alles Funktionen, die man<br />
genauso auch Zuhause einbauen<br />
kann. Viele Angehörige pflegen Demenzkranke<br />
in den eigenen vier<br />
Wänden und haben vor allem mit<br />
den bis dahin unbekannten Tücken<br />
eines Alltags des Vergessens große<br />
Probleme.“ Heidrun Schönfeld beschäftigt<br />
sich seit vielen Jahren mit<br />
dem Thema Demenz und ist inzwischen<br />
eine weit über die Landesgrenzen<br />
hinaus gefragte Expertin<br />
auf diesem Gebiet. Christliche<br />
Nächstenliebe und moderne Technik,<br />
Bibel und Systemkonfiguration<br />
– für Heidrun Schönfeld nur Varianten<br />
ihrer Verantwortung als Heimleiterin<br />
in der <strong>Diakonie</strong>.<br />
Und die Gefahren der modernen<br />
Technik? Kein Klagen über Fremdbestimmung<br />
und Überwachung,<br />
entnervend piepende Geräte mit<br />
Fehlermeldungen, die kein menschliches<br />
Hirn entschlüsseln kann? „Intelligente<br />
Technik unterstützt den<br />
Menschen, passt sich den Anforderungen<br />
an und arbeitet unmerklich.“,<br />
erklärt Heidrun Schönfeld am Beispiel<br />
der Beleuchtung in Fluren und<br />
Gemeinschaftsräumen. Statt langer<br />
Flure, die vormals per Schalter nur<br />
zwischen sehr hell oder dunkel zu<br />
unterscheiden waren, schalten sich<br />
nun in einzelnen Abschnitten Lampen<br />
selbsttätig ein und aus, die sich<br />
mit ihrer Farbtemperatur dem aktuellen<br />
Tageslicht anpassen. „Das hat<br />
auch einen ökologischen Aspekt:<br />
das Sonnenlicht steuert den Bedarf.“<br />
Inzwischen gehören auch einige Bewohner<br />
zur deutschlandweit noch<br />
kleinen Gruppe der Älteren, die<br />
Computer und Internet nutzen. Ein<br />
heute 94jähriger hat bei seinem Ein-<br />
<strong>Baustelle</strong> <strong>Diakonie</strong><br />
zug zur Bedingung gemacht, dass<br />
er seinen PC mitbringen kann und<br />
auf seinem Zimmer einen Internetanschluss<br />
erhält. Dank des WLAN-<br />
Systems nun kein Problem mehr.<br />
Wer noch nicht auf seinem Zimmer<br />
surft, nutzt die „Evo Care“-Stationen<br />
in einem Gemeinschaftsraum. Unter<br />
Anleitung einer Ergo-Therapeutin<br />
können an den Computern Programme<br />
genutzt werden, die das<br />
Gedächtnis und Bewegungsabläufe<br />
trainieren. Jeder Nutzer kann auf einer<br />
Chipkarte seine individuellen<br />
Fortschritte speichern und später<br />
wieder abrufen.<br />
Ein Besuch in Japan hat der freundlichen<br />
Heimleiterin, die alle 80 Bewohner<br />
mit Namen anspricht und<br />
ohne klingelndes Handy durchs<br />
Haus geht, gezeigt, welche Möglichkeiten<br />
moderne Netzwerktechnik in<br />
der Altenpflege noch bietet. Dort<br />
kann der Gang zur Toilette nicht nur<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>Mitteldeutschland</strong> 2007/2008 25<br />
mit dem täglichen Wiegen, sondern<br />
auch ganz nebenbei zum Beispiel<br />
mit einer Urinuntersuchung verbunden<br />
werden. Warum solche Technologien<br />
noch nicht stärker genutzt<br />
werden? „<strong>Die</strong> Industrie ist zögerlich<br />
– die Nachfrage ist noch nicht so<br />
hoch. <strong>Die</strong> Technik ist inzwischen<br />
verfügbar, doch die Systemanpassung<br />
ist derzeit noch sehr kostenintensiv.“<br />
Heidrun Schönfeld ist dankbar<br />
für die finanzielle Unterstützung<br />
durch die Bundesregierung und den<br />
Freistaat Thüringen. Dafür reist sie<br />
jetzt durch die Republik und erklärt<br />
Politikern, Ingenieuren und Pflegefachleuten,<br />
wie es sich lebt und arbeitet<br />
in einem „intelligenten“ Heim.