Die Baustelle - Diakonie Mitteldeutschland
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Eine Kiste mit Nieten und Blechen<br />
zum Montieren. Vom Auftraggeber<br />
angeliefert. Abholung nächste Woche.<br />
Fertig. – So läuft das in Oschersleben<br />
nahe Magdeburg schon lange<br />
nicht mehr. <strong>Die</strong> Werkstatt für behinderte<br />
Menschen des Matthias-Claudius-Hauses<br />
ist neuerdings eingebunden<br />
in einen komplexen Herstel-<br />
lungsprozess, in dem inzwischen<br />
viel wirtschaftliche Eigenverantwortung<br />
gefragt ist. „Könntet ihr nicht<br />
selbst die Lagerhaltung übernehmen?“,<br />
war die erste Frage, mit der<br />
die Auftraggeber – führende Produzenten<br />
von Schutzhelmen verschiedener<br />
Art – an die Oschersleber<br />
herantraten. Auch ein Hersteller aus<br />
der Möbelbranche fragte an, ob die<br />
<strong>Baustelle</strong> <strong>Diakonie</strong><br />
Werkstatt neben der Montage von<br />
Lattenrosten auch Lagerkapazitäten<br />
vorhalten kann. <strong>Die</strong> Lagerhalle wurde<br />
vor vier Jahren gebaut und die<br />
nächste Anfrage ließ nicht lange auf<br />
sich warten. Jetzt ist die Werkstatt<br />
des Matthias-Claudius-Hauses auch<br />
selbst zuständig für den Materialeinkauf<br />
und ist spätestens damit Partner<br />
und Teil der Geschäftsstrategie<br />
seiner Auftraggeber geworden.<br />
Doreen Trensch leitet die Werkstatt<br />
in Oschersleben, ist seit zehn Jahren<br />
dabei und sieht in der heutigen Situation<br />
einen echten Paradigmenwechsel.<br />
„Für den Kunden gibt es<br />
einerseits eine Entlastung, andererseits<br />
können wir viel besser steuern,<br />
wie die Arbeit bei uns im Haus ab-<br />
<strong>Diakonie</strong> <strong>Mitteldeutschland</strong> 2007/2008 23<br />
Vom <strong>Die</strong>nstleister zum Systemlieferanten<br />
Werkstatt für Behinderte organisiert Produktion selbst<br />
läuft.“ Dafür mussten aber profes-<br />
sionellere Strukturen aufgebaut werden.<br />
Ein vernetztes Rechnersystem<br />
verbindet die Lagerhaltung mit der<br />
Produktion und der Buchhaltung.<br />
Der Einkauf von Einzelteilen erfolgt<br />
inzwischen europaweit. Ist das überhaupt<br />
noch eine Arbeit für Menschen<br />
mit Behinderungen? „Wir brauchten<br />
ja schon immer Gruppenleiter und<br />
die Einrichtung der Arbeitsplätze<br />
nach den Bedürfnissen unserer behinderten<br />
Mitarbeiter. Im Grundsatz<br />
hat sich daran nichts geändert.“, erklärt<br />
Doreen Trensch. „Doch der<br />
Wert der Tätigkeiten ist auch in der<br />
Perspektive unserer behinderten<br />
Mitarbeiter gestiegen. Es stärkt das<br />
Selbstbewusstsein zu wissen, dass<br />
man an wesentlichen Teilen der Produktherstellung<br />
mitarbeitet. Unsere<br />
Leute sind stolz darauf, das erfahren<br />
wir täglich.“<br />
330 Menschen mit Behinderungen<br />
arbeiten im Matthias-Claudius-Haus<br />
in Oschersleben, dazu gibt es etwa<br />
100 Mitarbeitende in der sozialen<br />
Begleitung und in der Verwaltung.<br />
Wie sieht die Zukunft aus auf diesem<br />
Weg der Spezialisierung? „Unser<br />
Ziel bleibt ja in erster Linie die Förderung<br />
von Menschen mit Behinderungen<br />
– bis hin zur Vermittlung in<br />
den ersten Arbeitsmarkt hinein. Das<br />
heißt für uns auch, die Modernisierung<br />
in der Werkstatt weiter voranbringen.“