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DFV-Familie - Deutscher Familienverband

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16<br />

SOZIALES<br />

Studie:<br />

Jedes fünfte Kind fühlt<br />

sich benachteiligt<br />

Kinder sind neugierig und wollen eigene Wege gehen. Und sie<br />

haben jede Menge Anlagen in sich, um das zu tun. Wie gut sie<br />

ihr Potenzial aber nutzen können, hängt wesentlich von der<br />

Herkunft und von den Bildungseinrichtungen ab. Zum zweiten<br />

Mal nach 2007 hat jetzt World Vision Deutschland eine<br />

Kinderstudie in Auftrag gegeben.<br />

Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann<br />

und die Kindheitsforscherin Sabine<br />

Andresen haben gemeinsam mit TNS Infratest<br />

Sozialforschung rund 2500 Kinder<br />

über ihre Lebenssituation und ihr Wohlbefinden<br />

befragt. Die Mädchen und Jungen<br />

hatten klare Positionen zum Leben in<br />

der <strong>Familie</strong> und in der Schule, sie konnten<br />

benennen, was ihnen Angst macht<br />

und was ihre Hoffnungen sind. Befragt<br />

wurden in dieser Untersuchung Sechsbis<br />

Elfjährige. Bei der ersten Studie war<br />

die Gruppe der Sechs- bis Siebenjährigen<br />

noch nicht einbezogen worden. Die geschulten<br />

Interviewer trafen die Kinder in<br />

ihrem Zuhause zum Gespräch, ergänzend<br />

wurde ein Elternfragebogen zum familiären<br />

Hintergrund ausgefüllt. Im Folgenden<br />

stellen wir wesentliche Ergebnisse<br />

der Untersuchung vor.<br />

<strong>Familie</strong> bewegt sich<br />

<strong>Familie</strong> bedeutet Geborgenheit, Schutz<br />

und sicheren Boden unter den Füßen – jedenfalls<br />

ist das der Idealfall. Die große<br />

Mehrheit der Kinder in unserem Land sieht<br />

das offenbar so und fühlt sich wohl mit den<br />

eigenen Eltern: 45 Prozent der Mädchen<br />

und 44 Prozent der Jungen bewerteten die<br />

Zufriedenheit als „sehr positiv“, weitere 39<br />

beziehungsweise 37 Prozent als „positiv“.<br />

Neutral äußerten sich 11 beziehungsweise<br />

14 Prozent. Drei Prozent der befragten Kinder<br />

gaben das Urteil „negativ“ ab, zwei<br />

Prozent sogar „sehr negativ“.<br />

Die Formen, wie <strong>Familie</strong>n gegenwärtig<br />

zusammen leben oder eben nicht, sind<br />

vielfältig. Patchwork-<strong>Familie</strong>n sind keine<br />

Seltenheit, sondern gelebte Realität: Immerhin<br />

mehr als ein Fünftel der befragten<br />

Kinder wächst laut Studie nicht mit beiden<br />

leiblichen Eltern auf. Die große Mehrheit<br />

aber lebt nach wie vor in der klassischen<br />

Kernfamilie mit verheirateten Eltern (71<br />

Prozent). Jedes vierte Kind hat keine Geschwister,<br />

knapp jedes zweite hat einen<br />

Bruder oder eine Schwester, 27 Prozent<br />

lebt mit mehreren Geschwistern. Die<br />

Hälfte der befragten Kinder (51 Prozent)<br />

leben in einer <strong>Familie</strong>, in der beide Elternteile<br />

oder der allein erziehende Elternteil<br />

regelmäßig arbeiten gehen. Fünf<br />

Prozent der Kinder leben bei arbeitslosen<br />

Elternteilen.<br />

Ohne Zweifel hat der soziale Hintergrund<br />

Einfluss auf die Entwicklung der Kinder.<br />

Die Forscher teilten die Kinder für die Auswertung<br />

in Gruppen ein, die nach dem Bildungsniveau<br />

der Eltern und einer Einschätzung<br />

der verfügbaren materiellen<br />

Ressourcen gebildet wurden. Demnach<br />

waren neun Prozent der Kinder aus der so<br />

genannten „Unterschicht“, 18 Prozent aus<br />

der „unteren Mittelschicht“, jeweils 29 Prozent<br />

aus der „Mittelschicht“ und der „oberen<br />

Mittelschicht“. 15 Prozent der Kinder<br />

werden der „Oberschicht“ zugerechnet.<br />

Gebeten, auf die Aussagen „Wir haben<br />

genug Geld für alles, was wir brauchen“<br />

und „In unserer <strong>Familie</strong> ist das Geld eher<br />

knapp“ zu reagieren, gab jedes vierte<br />

Kind an, dass es finanzielle Beschränkungen<br />

in der <strong>Familie</strong> gebe. Im Detail äußerten<br />

neun Prozent der Mädchen und Jungen<br />

konkrete armutsbedingte Einschränkungen.<br />

Weil das Geld in diesen <strong>Familie</strong>n<br />

nicht reicht, muss zum Beispiel auf einen<br />

Kinobesuch oder Urlaub verzichtet werden.<br />

Es gibt aber auch Kinder, denen das<br />

Geld für die Schultüte oder für Essen fehlt.<br />

Weitere 16 Prozent machten auf finanzielle<br />

Beschränkungen aufmerksam. Und<br />

diese Erfahrungen wirken sich natürlich<br />

auf die Vorstellungen von der Zukunft aus:<br />

Kinder ohne Armutserfahrungen (27 Prozent)<br />

gaben an, manchmal oder häufig<br />

Angst vor Arbeitslosigkeit der Eltern zu<br />

haben. Kinder, die in der Befragung be-<br />

<strong>DFV</strong>-<strong>Familie</strong> 5/2010

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