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DFV-Familie - Deutscher Familienverband

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24<br />

SO SEHE ICH DAS<br />

Investition in die Zukunft<br />

Von Renate Schmidt, frühere Bundesfamilienministerin, Kuratoriumsvorsitzende des <strong>DFV</strong><br />

Über drei Dinge habe ich<br />

mich im Frühjahr und Sommer<br />

dieses Jahres kräftig geärgert:<br />

1. Über die Länderfinanzminister und ihren<br />

Versuch, ihre Ausgaben für Bildung<br />

schönzurechnen (indem z. B. das Kindergeld<br />

plötzlich zur Bildungsausgabe<br />

wurde). Damit wollten sie demonstrieren,<br />

dass die Länder ihre Mittel für Bildung<br />

nicht erhöhen müssten.<br />

2. Über einen führenden Haushaltspolitiker,<br />

der im Radio ausführte, dass dringend<br />

gespart werden müsste (womit er Recht<br />

hatte), aber selbstverständlich nicht bei so<br />

wichtigen Dingen wie dem Ausbau des<br />

Straßennetzes, sondern vielmehr bei den<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen und beim<br />

doch eher überflüssigen Elterngeld.<br />

3. Über das Sparpaket insgesamt und vor<br />

allem über die geplanten Kürzungen beim<br />

Elterngeld.<br />

Was haben diese drei<br />

Dinge miteinander zu tun?<br />

Sie zeugen von mangelnder Zukunftsfähigkeit,<br />

von einem falschen Investitionsbegriff<br />

und von einem genauso falschen<br />

Gerechtigkeitsgefühl. Wer noch nicht begriffen<br />

hat, dass Investitionen in Bildung<br />

unseren künftigen Wohlstand sichern, hat<br />

das kleine politische 1x1 noch nicht verinnerlicht.<br />

Auf der Bundesebene wird<br />

richtigerweise der Bildungs- und Forschungshaushalt<br />

von Sparmaßnahmen<br />

verschont. Auf Länderebene wird versucht,<br />

im Bildungsbereich das, was auf<br />

Bundesebene mehr ausgegeben wird,<br />

einzusparen und: Die Zustimmung zu<br />

BAföG-Erhöhungen wird verweigert.<br />

Dabei sollte doch Einigkeit darin bestehen,<br />

dass es nur auf den Grips der jungen<br />

Menschen ankommen darf, wenn<br />

sie studieren wollen und nicht auf den<br />

Geldbeutel ihrer Eltern. Mit all dem<br />

wird Bildungspolitik zur „Echternacher<br />

Springprozession“. Nur bei der ging es<br />

wenigstens etwas voran: Zwei Schritte<br />

vor, einen zurück. In der Bildungspolitik<br />

geht es allerdings einen Schritt vor und<br />

zwei zurück! Deshalb muss Schluss sein<br />

mit dem ausufernden Bildungsförderalismus,<br />

mit der deutschen bildungspolitischen<br />

Kleinstaaterei in einer globalisierten<br />

Welt. Die Föderalismusreform II war<br />

ein grober Fehler, der korrigiert werden<br />

muss, wenn wir bei Bildungsausgaben<br />

endlich bundesweit das vereinbarte Ziel<br />

erreichen und für Kinder und <strong>Familie</strong>n<br />

einen verlässlichen Rahmen schaffen<br />

wollen. Es darf uns alle nicht kalt lassen,<br />

dass in unserem Land Banken in Palästen<br />

residieren, während unsere Kinder<br />

teilweise in Bruchbuden mit zu wenigen<br />

Lehrern zu viel Stoff pauken müssen. Bildungsausgaben<br />

sind Investitionen und<br />

dies gilt genauso für die frühkindliche<br />

Förderung und für Ausgaben für <strong>Familie</strong>n.<br />

Wer immer noch glaubt, dass Investitionen<br />

in Beton und Asphalt demgegenüber<br />

Vorrang haben müssten, der spielt<br />

mit unser aller Zukunft. Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

dienen nicht nur der<br />

Vereinbarkeit von Beruf und <strong>Familie</strong> – so<br />

wichtig das heute ist. Denn es ist eine<br />

Illusion zu glauben, dass für die große<br />

Mehrzahl der <strong>Familie</strong>n heute auf Dauer<br />

ein Einkommen ausreichen könnte. Die<br />

so genannte Alleinverdiener-<strong>Familie</strong> wird<br />

nur noch im oberen Mittelfeld möglich<br />

sein. Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

dienen an erster Stelle der Förderung, Erziehung<br />

und Bildung der Kinder, ergänzend<br />

zur <strong>Familie</strong> und in manchen prekären<br />

<strong>Familie</strong>nverhältnissen auch statt der<br />

<strong>Familie</strong>. Deshalb darf die Diskussion über<br />

Kinderbetreuung nicht nur über fehlende<br />

Quantitäten geführt werden, sondern vor<br />

allem über fehlende Qualitäten. Beides<br />

zu verbessern kostet viel Geld. Den<br />

Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab<br />

dem 2. Lebensjahr deshalb zur Disposition<br />

zu stellen ist aber grundfalsch: Denn<br />

fehlende und schlechte Einrichtungen für<br />

Kinder zementieren die Ungerechtigkeit.<br />

Deshalb sind Investitionen in Kinderbe-<br />

<strong>DFV</strong>-<strong>Familie</strong> 5/2010

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