GEMEINDEBRIEF - Evangelische Kirchengemeinde Allendorf
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10 Interview<br />
Vom Zeuge<br />
Jehovas zum<br />
Zeugen Jesu<br />
Christi<br />
Ein Interview mit<br />
der Umsteigerin<br />
Johanna Schroeren aus<br />
<strong>Allendorf</strong> – geführt von<br />
Pfr. Michael Böckner<br />
Frau Schroeren, wie ist es eigentlich dazu gekommen,<br />
dass Sie bei den Zeugen Jehovas waren?<br />
Ich war 38 Jahre alt, dreifache Mutter und zogen 1962<br />
von Siegen nach Haiger und hatten hier ein eigenes Geschäft.<br />
1964 starben mein Vater und mein Mann. Ich war<br />
in einem schlimmen Zustand. Ich betete: „Schenke meinem<br />
Mann die Auferstehung“. In diesem Moment erfüllte<br />
mich ein ganz tiefer Friede von Gott her, den ich erst<br />
wieder bei meiner Ablösung von den Zeugen Jehovas so<br />
gespürt habe. Im gleichen Jahr begannen die Besuche der<br />
Zeugen bei mir. In der Nachbarschaft wohnten Mitglieder<br />
des „Wachtturms“, wie ich diese Organisation bezeichne.<br />
Ich bekam Schriften, begann im Wachtturm zu lesen und<br />
auch Versammlungen zu besuchen. Die Zeitschrift „Erwachet“<br />
habe ich nicht gelesen. Die enthielt mir zuviel Selbstdarstellung<br />
der Zeugen. Meine Familie war entsetzt, und<br />
meine Mutter weinte viel, nachdem ich zwei Jahre später<br />
aus der Kirche austrat und mich auf einem Zeugen-Kongress<br />
in Nürnberg taufen ließ. Aber ich wollte nicht auf<br />
deren Warnungen hören, sondern offen und vorurteilsfrei<br />
auf die Menschen zugehen.<br />
Wie war es, bei den Zeugen Jehovas zu sein? Wie hat<br />
sich das Leben dort für Sie angefühlt?<br />
Solange ich noch nicht „drin“ war, wurde ich sehr freundlich<br />
behandelt. Als ich dann dabei war, begegnete mir keine<br />
Liebe, sondern der ständige Versuch, mir ein schlechtes<br />
Gewissen zu machen, indem immer wieder Vorhaltungen<br />
kamen, was ich alles falsch mache. Wir wurden systematisch<br />
klein geredet. Der Predigtdienst – das von Haus zu<br />
Haus gehen – war neben den Versammlungen prägend<br />
im Alltag. Jede Woche waren zehn Stunden Pflicht. Wer<br />
das nicht einhalten konnte, für mich war es wegen des<br />
eigenen Geschäfts sehr schwer, musste zum Gespräch. Es<br />
wurde Druck aufgebaut mit Äußerungen „Wer das nicht<br />
schafft, kriegt den Geist Gottes nicht“. Im Predigtdienst<br />
hatten wir jede Woche einen Zettel auszufüllen, wie viele<br />
Stunden wir unterwegs waren und bei wem wir wie viele